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Midsummernight-Princess

Eine Dunkelheit im Herzen
von

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Mitbekommen

Der kleine Umweg hatte ihnen tatsächlich nichts ausgemacht. Sie waren da.

Vor der Höhle.

Terra starrte in der bereits erdunkelten Nacht auf die ebenso dunkle Höhle.

Nur wenig viel weiter hatten sie zuvor gegen diese Schattenwand gekämpft.

Sie erschauderte.

Damals war es sonst überall hell. Heute war alles voller Schatten. Es wirkte sogar noch dunkler als gewöhnlich.

Ob das wohl nur Einbildung war? Sie hoffte es.

Sie schaute zurück.

Es war nur Orb außerhalb des Schiffs, um Stellung zu halten. Er machte ein grimmiges Gesicht.

Genauso wie all die anderen Feen. Je näher sie diesem Ort kamen, desto griesgrämiger wurden sie.

Terra vermutete, dass es daran lag, dass hier Yurai verletzt wurde.

Sie war nicht aufgewacht. Scheinbar kämpfte sie noch immer gegen diese Schattenwand.

… Noch immer gegen die Schattenwand? Kämpfen?

Sie wandte sich um und sah in die Richtung der Kabine, in der die Fee lag.

Sie konnte die Schattenwand nicht sehen. Hatte Yurai sie in diesem Unterbewusstseinsdingens festgehalten?

Nein, das war nicht möglich … Terras Bewusstsein war damals zwar weg, ihr Körper war aber noch auf dieser Ebene. Aber die Mauerreste waren nicht da. Gar nichts war da. Nichts als Dunkelheit.

Also war es wohl doch nicht der Kampf gegen die Mauer, den Yurai austrug.

„Wesen der Dunkelheit lösen sich immer in Dunkelheit auf“, hörte sie ihre eigene Stimme murmeln, „Gilt das auch für Mauern?“

… Eine Frage, die zu stellen es sich lohnte.

Azur hatte ihr immerhin gesagt, sie solle sich an ihn wenden, sobald ihr etwas Neues einfiele. Er war vor allem interessiert an der Geschichte, wie sie und Yurai gegen jene Mauer gekämpft hatten. Er machte sich schon die ganze Zeit Gedanken darum, wie sie das schaffen sollten, falls es so weit kam.

Terra hoffte, er hatte eine Lösung gefunden.

Oder dass ihre Lösung half.

Ehe sie sich versah, war sie unterwegs in Richtung Kabine des Kapitäns. Wobei ihr Orb obgleich der Eile ihres Schrittes einen überraschten, grimmigen Blick zuwarf, der aber vielleicht ein wenig Hoffnung barg.
 

Der schwarze Schatten lichtete sich und Link fand sich – scheinbar alleine – vor dem Boteneingang wieder.

Er schüttelte verwirrt seinen Kopf, wobei er die Schleife, die an seinem Haar befestigt war, bemerkte. Er strich sie geistesabwesend zurück.

„’Auch ein Idiot verdient einen fairen Start’, sagt sie?“, murmelte er abwesend vor sich hin, „Ich hätte auch alleine her gefunden …“

Erneut schüttelte er den Kopf, diesmal allerdings aufgrund seiner wirren Gedanken.

Wieso hatte er während dieser Reise mehr vom Küssen gelernt als in seinem restlichen Leben zusammengenommen? Aber … das war jetzt nicht das Thema.

Er musste sich an den Plan halten.

Shan hatte lediglich – ein wenig übertrieben – dafür gesorgt, dass er einwandfrei ansprang. Sie hatte dem Ring wohl den Befehl gegeben, ihn genau hierher zu bringen. Was geschah, wenn er alleine kam … das sah man wohl an seiner Gewandung …

Er musste es jetzt nur noch schaffen, den Eingang zu passieren, ohne aufzufliegen. Innen – so behauptete es zumindest Arithmeta – sollten weniger Wachen stationiert sein.

Wenn er tief genug eingedrungen war, konnte er sich auf die Suche nach Ilya machen. Das Kleid aber sollte er erst ablegen, nachdem er sie gefunden hatte. Dieses Kleid war immerhin sein Freibrief zu Ilya.

Natürlich hätte er sich gleich in ihr Zimmer wünschen können … aber das hätte wohl zu bedrohlich gewirkt. Ein Mann, der ein Kleid trug, der sich inmitten in die Räumlichkeiten einer ‚Prinzessin’ zaubert …

Er sog die Luft entschlossen ein.

„Also gut“, wisperte er, wobei er sich kurz unbeabsichtigt über seine Lippen fuhr, „Wenn Shan mir hilft, kann es nur gut gehen.“

Der Plan lautete, dass er sich zu Ilya schlich, indem er vortäuschte, die Botin zu sein, die ihr das Kleid brachte. Soweit sollte es in Ordnung gehen. Danach sollte er zusehen, dass er mit ihr sprechen konnte, um sie noch vor dem Fest von seiner Version der Geschichte zu überzeugen.

Immerhin vermutete er auf dem Fest Ganondorfs Lakaien, der wohl versuchen würde, Ilya weiterhin zu manipulieren. Wenn Link sie allerdings bekehrte, verlor Ganondorf sein Schicksalskind. Und das war ausgesprochen gut für das Gute.

Allerdings sollte dies so von statten gehen, dass jener Lakai nichts davon mitbekam. Ob dies wohl möglich war …?

Link schritt aus dem Dickicht der Bäume, die um den Eingang herumstanden, um ihn besser vor Eindringlingen zu verbergen, und schritt graziös auf die beiden Wachsoldaten zu, die den Eingang bewachten.

Während der Arbeit hatten Miralle und Arithmeta ihr Bestmögliches getan, um ihn auf das vorzubereiten, was kommen würde. Sie hatten ihm erklärt, wie er sich weiblich genug bewegen konnte und was er zu sagen hatte. Außerdem hatten sie ihm genau erläutert, weshalb er die Kleider auf die Weise trug, wie er es tat.

Natürlich sagte er nicht, dass er darunter noch sein eigentliches Männergewand trug, um weniger vom Kleid mitzubekommen und um letzten Endes seriöser zu wirken, sondern darum, weil er der Schönheit der Prinzessin in allem nach stand und trotzdem die Ehre erlangte, ihre Kleider zu tragen.

Mit ein wenig Kriecherei würde es funktionieren; davon waren die beiden überzeugt.

„Ich hoffe, dass es gut geht“, sagte er, ohne dabei einen Ton zu verlieren. Danach lächelte er die beiden Wachmänner freundlich an, nahm das Kleid an zwei Stellen am Stoff, die ihm ebenfalls von Miralle genauestens vorgeführt worden waren, und vollführte eine tiefe Verbeugung. Er war stolz auf sein Gleichgewicht, dass er in dermaßen hohen Schuhen eine solche Bewegung zustande brachte. Es gebührte ihm auch einiger Stolz deswegen, dass er diese Schuhe überhaupt trug und sich überhaupt darin bewegen konnte. Feldarbeit auf unebenen Äckern hatte einfach seine Vorzüge.

„Guten Abend“, begrüßte einer der Soldaten ihn, „Was führt Euch hierher? Mit diesem Kleid seid Ihr aber am falschen Eingang. Die geladenen Gästen betreten das Schloss am Vordereingang.“

Er richtete sich ein wenig an und sah die beiden Männer mit möglichst großen, ehrfurchtvollen Augen an. „Nein …“, sagte er so leise wie möglich, sodass man ihm seine eindeutig verstellte Stimme leicht abkaufte, „Dies ist das Tanzkleid Ihrer Hoheit“, fügte er noch hinzu, nachdem er fühlte, dass seine Stimme dafür bereit war.

„Erhebe dich und trete ein“, wies der andere Soldat ihn an, „Ihre Gnaden erwartet ihr Kleid in größter Aufregung.“

Er nickte kräftig und ging eiligen Schrittes an den beiden vorbei. Weitere Soldaten waren an anderen Ausgängen postiert. Sie schienen ihn nicht weiter zu beachten, nachdem sie ihn kurz musterten.

Auf einem langen Gang, in welchem seit einiger Zeit keine Wachmänner mehr ihre Runden gedreht hatten, seufzte er laut.

Einerseits, um die Erregung loszuwerden, die die Nervosität mit sich zog, durch welche er die ganze Zeit angespannt durch die Gegend gelaufen war. Aber einer Dienerin nahm man diese Anspannung zumindest ab.

Andererseits aber er brauchte eine Pause. Das Kleid drückte an den Seiten und auf der Brust. Oben war es eng zugeschnürt, sodass man sein Hemd darunter nicht einmal erahnen konnte. Außerdem war es ein fester Stoff, der sich nicht so leicht verformen ließ. Sein Glück.

Oder sein Schicksal? Mit der Zeit wurde es aber trotzdem kaum aushaltbar. Er begann ein wenig an der Kleidung zu zupfen. Doch es brachte rein gar nichts.

Jetzt war er zumindest unbehelligt an den Wachen vorbeigekommen. Also war es Zeit, das Stiefelwerk zu wechseln, sodass er geschmeidiger durch die Gänge schleichen konnte. Diese Plateau-Stiefel hörte man bereits von weit her. Und sie waren unsympathisch.

Zwar konnte er damit leicht laufen, doch die anderen waren ihm lieber. Zwar mochten es schwarze Stiefel sein, die auch für Männer geeignet waren, aber bequem konnte man sie deshalb noch lange nicht nennen.

Und angenehm war noch ein Stück ferner.

Er lehnte sich an eine Wand und zog sich die schwarzen Prachtexemplare aus. Zudem holte er seine Ersatzstiefel heraus, die er sich danach anlegte. Es waren normale Männerstiefel, die Arithmeta ihm gegeben hatte. Sie vermutete, dass, falls es zu einem Kampf kommen sollte, er mit diesen Stiefeln eher einen Vorteil erzielen konnte als mit den anderen.

Er gab ihr sehr Recht.

Die schwarzen Stiefel steckte er in die große – aber dafür recht leichte – Tasche, die unsichtbar unter dem Kleid an seinem Gürtel hängte. Das sehr weite Ballkleid wurde von der Tasche überhaupt nicht verformt.

Arithmeta war eine geniale Schneiderin. Das musste man ihr lassen.

Sie hatten ihm eine Beschreibung davon gegeben, wo sie die Kleider manchmal hinliefern mussten. In einem der Räume sollte Ilya warten – wenn er nicht bereits zu spät gekommen war.

Ilya würde dieses Kleid – wenn es alles nach Ilyas Plan lief – erst nach der ersten Unterbrechung brauchen. Darum hatte sie wohl noch keinen Wutanfall erlitten, weil das Kleid noch nicht eingetroffen war. Das bedeutete wohl, dass auch sie sehr viel von Arithmeta zu halten schien. Immerhin traute sie ihr zu, kurzfristiges ein makelloses Kleid zu erschaffen.

Und die Frau schien es tatsächlich geschafft zu haben!

Link ging den Gang mädchenhaften Schrittes weiter entlang und sah sich dabei um. Für Außenstehende sollte das wirken, als wäre er ein beeindrucktes Mädchen. Allerdings war er lediglich auf der Hut und auch auf der Suche.

Als er durch ein Tor schritt, erwarteten ihn zwei Wachen. Er sah die Männer schockiert an.

„Guten Tag“, stammelte er leise murmelnd.

„Guten Abend“, antwortete ein Soldat mürrisch, „Du bist diejenige, die das Kleid bringt? Endlich bist du da. Ihre Hoheit wird bald wahnsinnig. Komm mit, ich bringe dich in den Raum Ihrer Gnaden.“ Er drehte sich um. Dann schaute er noch einmal zurück. „Und du, Wachsoldat, siehst zu, dass die Anzahl der Männer verdoppelt wird. Und wenn du dafür einen verletzten aus dem Spital holen müsstest! Ihre Hoheit erwartet Eindringlinge. Unter anderem diesen verrückten Irren, der Ganondorf anbetet. Wenn ihr ihn findet …“ Er legte eine kurze Pause ein. „Ihr kennt den Befehl Ihrer Hoheit.“

Der andere Mann nickte eifrig und ging los.

Link unterdrückte ein nervöses Schlucken.

„Du hast Glück, Mädchen, dass du mir begegnet bist. Allein im Schloss herumzuirren, kann sehr gefährlich sein. Merk dir das für deine nächsten Botengänge“, schalt er ihn.

Er nickte daraufhin einfach nur.

Innerlich aber war er aufgewühlt. Ilya wusste Bescheid, dass er kommen würde. Also war wirklich jemand hier, der es auf ihn abgesehen hatte. Nur erwartete derjenige ihn nicht in einem Botenkleid.

„Wenn du dich beeilst, dann darfst du die Prinzessin ebenfalls in diesem Kostüm begutachten“, sprach der Mann weiter. Er schien – für einen Soldaten – sehr gesprächig zu sein.

Er nickte erneut und spielte weiterhin das schüchterne Mädchen, das den Blick nicht heben wollte.

„Wir sind bald da, beruhige dich“, munterte der Mann ihn auf.

Doch es kümmerte Link nicht. Er wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte. Und er hoffte inständig, dass Ilya auf ihn hören würde.
 

„Azur!“, rief sie, als sie die Tür stürmisch öffnete. Der Kapitän war wirklich in Entaris Kajüte.

Er saß am Schreibtisch und studierte eine Karte, ehe er sie leicht aufgescheucht ansah.

„Wir sind da?“, mutmaßte er sofort – und auf eines, zwei wirkte er kampfbereit.

„Schon eine Weile“, antwortete sie irritiert, „Hat Euch niemand informiert?“

Er schüttelte kurz verwirrt den Kopf, erhob sich aber dann und stand auf.

„Aber wartet!“, bat sie ihn schnell, „Ich habe eine Theorie, die mit der Schattenmauer im Zusammenhang steht.“

Azur runzelte die Stirn. „Sprich.“

„Yurai hat mein Bewusstsein aus meinem Körper geschafft, um mich zur Mauer zu bringen. Vielleicht hat sie ihr Bewusstsein dazu benutzt, auch die Mauer in diese Traumwelt zu bringen? Und vielleicht ist der Körper der Mauern dadurch zerfallen! Die Mauer steht an einem Ort, der mit dem Schiff nicht zu erreichen ist, aber wenn wir dorthin gehen und keine Mauer vorfinden …“

Er schüttelte entschlossen den Kopf. „Eine gute Theorie“, lobte er sie dann, „Ob sie der Wahrheit entspricht, wirst du mir beweisen müssen.“

Schnellen Schrittes eilte er an ihr vorbei.

Sie ging ihm hinterher.

„Was gedenkt Ihr zu tun?“, wollte sie von ihm wissen, als sie ihn eingeholt hatte, „Yurai ist vermutlich dazu noch in diesem Kampf gefangen. Wir müssen ihr irgendwie helfen …“

Er nickte. „Das ist mir klar“, antwortete er barsch, „Aber als erstes müssen wir den Bestand der Mauer testen. Kommen wir durch, brauchen wir zwei Truppen.“ Er blieb stehen, als sie das Deck erreichten. Orb war mittlerweile verschwunden.

„Alle sind so grimmig …“, stellte Terra diesmal laut fest, „Sie lassen sich nicht einmal blicken.“

Er nickte. „Dunkle Energie schadet Feen, wenn sie ihr zu lange ausgesetzt sind. Und ehemaligen Feen genauso.“ Er sah sie dann ernst an. „Ich suche Zherenh. Sie soll mit Orb zusammen die Mauer erkunden. Die beiden sind am empfindlichsten gegen die Dunkelheit. Sie werden in keine Falle tappen. Trotzdem werden sie stark genug sein, ihr nicht zu verfallen“, erklärte er ihr, „Und du … Teile die anderen Männer in zwei Teams ein. Die Höhlenbesucher und die Wächter.“ Er lächelte ihr kurz zu. „Ich zähle auf dich. Suche mich auf, nachdem du dies erledigt hast.“

„Ja … Ich …“, murmelte sie, unterbrach sich aber selbst.

Er nickte ihr ermutigend zu und verschwand dann wieder im Inneren. Es schien Terra, als brauche Azur nur einen kurzen Blick nach draußen zu werfen und schon hatte er alles verinnerlicht. Egal was sie ihm zeigte, er sah nur kurz hin und kannte sich bereits aus. Es musste wundervoll sein, den Blick einer Fee zu besitzen. So weitsichtig, so zauberhaft.

Aber sie hatte keine Zeit über ihr Dasein zu sinnieren. Sie hatte immerhin eine Aufgabe zu erfüllen.

Wen würde sie wie einteilen?

Azur einzuteilen, stand ihr nicht zu. Und sich selbst ließ sie auch besser aus beiden Teams draußen. Sie war weder gut für Exkursion noch für Bewachung. Ihr Talent lag mehr im Theoretischen. Das sollte sie dann ausnutzen.

Auf zur Liste.
 

Je weiter er mit dem Mann voranschritt, desto veränderter wurden die Gänge. Das Schloss schien umdekoriert worden zu sein. Überall waren seltsame Zeichen, die aussahen, als wären Mond und Sonne ineinander verschmolzen. Anfangs war diese Dekoration lediglich auf einigen Vasen zu sehen. Mittlerweile waren die Wände damit vollgepinselt. Was er aber nirgendwo mehr entdecken konnte, war das Triforce. Jenes war doch das ursprüngliche Zeichen der Königsfamilie von Hyrule. Er war sich sicher.

Doch wo war es hin verschwunden?

Bestimmt hatte Ganondorfs Einfluss damit etwas zu tun.

„Ich hoffe, dass das Kleid noch in Ordnung ist“, sagte der Mann, der eine Zeit lang das Schweigen gehütet hatte, zu ihm. Link konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, da er einen Helm trug, „Die Prinzessin erwartet keine Fehler. Sie will, dass dieses Fest perfekt abläuft. Etwas Großes soll geschehen und dies soll nicht verhindert werden …“ Er schüttelte den Kopf, „Zwar verstehe ich es nicht, doch wenn die Gütige es sagt, so soll es zur Wahrheit finden.“

Link nickte erneut. Hin und wieder hatte er sogar verbal geantwortet, doch jetzt – so kurz vor dem Ziel! – wollte er nichts mehr gefährden.

„Ich werde Bescheid geben, dass das Kleid eingetroffen ist“, bat der Mann an, „Warte hier“, gab er befehlshaberisch dazu.

Link versteifte sich.

Und er hoffte, dass der Mann sich sehr beeilte.

Als der Ritter langsam davon schritt, begutachtete Link den Ort, an dem er sich befand. Er stand vor einem großen Torflügel, wobei ihm nicht bewusst war, wohin dieser führen sollte. Der Soldat war in eine andere Richtung fortgeschritten. In Richtung der entgegengesetzten Wand, die durch eine braune Holztür an einen anderen Ort zu führen schien. Auch hier war alles mit diesem Zeichen bedeckt.

Aber er musste trotzdem hier warten.

Link atmete tief durch. Also schön. Bald war es soweit.

Bald genug, wie er hoffte.

Er sah sehnsüchtig zu der Tür. Der Soldat musste sich beeilen! Ilya war so nah … und doch so fern. Doch was wollte er mehr, als sie zurück?

Dabei fiel ihm der kurze Kuss ein, nein, die kurze Berührung ihrer Lippen, wie er es nennen sollte. Shans Lippen, die in so perfekter Form waren … die genauso gut hätten Midnas Lippen sein können.

Sofort schüttelte er über seine obskuren den Kopf. Shan war nicht Midna. Vielleicht mochten sie sich ähneln, doch auf keinen Fall waren sie dieselben. Er würde weder diesen Umstand noch eine der beiden jemals vergessen.

Aber er fragte sich, was dieser Kuss bedeutete … War es ein Abschiedskuss, wie jener Terras? Aber sie waren hier am selben Ort. Sie würden wieder aufeinander treffen.

Nicht wahr?

Er hatte während des Kusses etwas gespürt … Er glaubte, es war Zuneigung gewesen …

Und in jenem kurzen Moment, in dem sein Körper erwidert hatte, glaubte er, eine Art Lächeln gespürt zu haben …

Dieses Kapitel war ihm eindeutig zu hoch.

Und … darüber konnte er später nachdenken. Später …

Es musste ein „Später“ geben.

Allein schon aufgrund dieser Tatsache.

Anders war es nicht duldbar.

Ganondorf.

„Egal, wen du mir schickst …“, zischte er, „Ich werde denjenigen bekämpfen …“

Töten, wie Shan es ausgedrückt hatte …

Das war seine Pflicht, nicht wahr?

Rache für Ilya. Rache für das Licht.

Nein, keine Rache. Rettung.

Ganondorfs Schergen konnten überall lauern.

Und je weniger sie waren, desto eher konnte man sie endgültig loswerden.

Um den Frieden zu sichern. Um das Licht zu einen und zu gewährleisten …

Link war ein Krieger des Lichts.

Und er wollte nichts anderes sein. Außer vielleicht ein glücklicher Mann, dessen Umfeld nicht in Gefahr geriet.

Und schon gar nicht aufgrund seines Kampfes.

Und in diesem Moment trat der gerüstete Mann kopfschüttelnd wieder ein.
 

Dieser seltsame Zorn war nicht mehr zurückgekehrt. Es war, als hätte ihn jemand mit einem Zauber belegt – und in einem Moment der Schwäche wäre dieser Zauber kurz von ihm gefallen.

Aber … so etwas gab es doch nicht.

Außer, die Dämonen würden ihm etwas tun. Aber weshalb dann genau ihm? Niemand anders hier hatte solche Beschwerden. Nur er!

„Weißt du, Taro …“, sagte Betty, „Manchmal glaube ich, du hörst mir gar nicht zu … Du bist gar nicht besser als Link …“

„Huh?“, machte er, als er bemerkte, wer neben ihm saß, „Wo kommst du denn her?!“

Das Mädchen warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich rede schon die ganze Zeit mit dir, du verträumter Narr! Du bist so ein Idiot.“

Betty erhob sich stürmisch aus dem Gras und stolzierte grantig davon.

Taro weitete die Augen.

„Link, schon wieder!“, knurrte er. Link hatte ihn so sehr abgelenkt, dass er sogar Betty ignoriert hatte!

So etwas …! Wieso half er ihm überhaupt, in dieser komischen Boro-Sache?!

Er tat es Betty gleich und eilte sofort hinter ihr her. „Hey, warte bitte!“, rief er flehend, „Ich habe es ehrlich nicht so gemeint! Ich habe nur …“

Betty blieb in einiger Entfernung stehen und sah ihn abweisend an. „Du tust immer ‚nur’!“, beschwerte sie sich, „Und dabei hast du nie Zeit für mich! Du bist keinen Deut besser als Link!“

„Ich bin besser als Link!“, widersprach er ihr betont, „Er ist nur ein Jammerlappen, aber ich …“

Taro schloss den Abstand zu ihr und berührte sie an einer Schulter, „Ich bin immer für dich da, Betty. Ich werde nicht einfach verschwinden. Ich verspreche es.“

Sie sah ihn mit großen Augen an. Und er glaubte, dass sich Tränen darin sammelten.

„Taro …“, sagte sie ruhig, aber ungläubig gerührt, „… Du …“

Er lächelte sie aufmunternd an. „Betty, ich glaube, ich li-…“

„TARO!“, ertönte sein Name aufgeregt von der Seite. Colin rannte auf ihn zu.

Colin! Immer wieder wurde er von diesem Link-Verschnitt gestört!“

„…be …“, wollte er fortfahren.

„LINK!“, rief der Junge danach.

Beim Erklingen dieses Namens schaute Betty interessiert auf.

Taro brachte seine Worte nicht zu Ende. Immerhin war es wohl diesmal Betty, die ihn ignorierte. Sie befreite ihre Schultern aus seinem Griff und ging Colin entgegen.

„Was ist mit Link?“, wollte sie neugierig wissen.

„Er ist bei Prinzessin Ilya!“, verkündete Colin stolz, „Zumindest habe ich das von meinem Papa gehört!“

„Er ist zurück?“, schloss Taro, der Betty nachgegangen war, daraus.

„Ja! Er hat es in Rekordzeit geschafft!“, fügte Colin hinzu, „Er war in Hyrule! Er hat der Prinzessin nämlich eine Ladung Ordonkürbis mit dem Mittsommernachtstraum gebracht.“

„Und warum ist Link dort?“, fragte Betty danach gereizt.

Colin schüttelte den Kopf. „Na ja, zumindest sagt man, er wäre dort. Scheinbar ist er verrückt oder so … Aber ich glaube nicht, dass das sein kann. Immerhin bereiten sich alle fest darauf vor, dass er kommt! Er ist eben ein Held! Bestimmt hat er dein Boro-Rätsel selbst gelöst, Taro!“

Taro gab einen abfälligen Laut von sich. „Bestimmt. Der Kerl macht auch alles im Alleingang mit seiner Dämonenfreundin.“

„Sie ist nicht seine Freundin!“, beharrte Betty streng, „Wenn, dann ist sie seine erzwungene Verbündete.“

„Was auch immer“, murmelte Taro genervt, „Jedenfalls, Betty, ich …“ Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, doch sie beachtete ihn nicht. Ihre Arme waren vor ihrer Brust verschränkt und sie schaute schlecht gelaunt drein.

Ein schlechter Moment für eine Liebeserklärung.

„Denkt ihr, dass Link zurückkehren wird?“, wollte Colin plötzlich wissen.

„Natürlich. Sonst hätte er ja nichts mehr zu tun. Hier kann er mir schließlich meinen Ruhm wegschnappen. Woanders wäre das schwierig. Aber es wäre mir sehr willkommen, wenn er abhauen würde.“ Unter anderem auch wegen der voreiligen Kampfansage …

„Link wird wegen mir zurückkommen!“, behauptete Betty, „Immerhin sind wir schon fast verlobt.“

Diese Worte fügten Taro innerliche Schmerzen zu. Sie war einfach nicht von Link wegzubekommen. Und Link interessierte sich nicht für Mädchen wie Betty. Vermutlich hatte sie zu wenig Dämonisches an sich. Oder sie war zu normal für jemanden wie ihn, der bereits einmal die Welt gerettet hatte.

Aber für Taro war sie nicht „nur“ normal. Sie war etwas Besonderes.

Das schönste und perfekteste Mädchen auf der ganzen Welt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2012-12-13T20:34:51+00:00 13.12.2012 21:34
Klasse Kapi^^
Mach weiter so.^^
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2012-12-12T14:28:55+00:00 12.12.2012 15:28
Also ich muss immer wieder grinsen, wenn ich lese das Betty sich Hoffnungen mit Link macht. xD
Aber mir gefällt gerade nicht, wie Link immer an den Kuss von Shan denkt. ôo
Ich hoffe du änderst des wieder. ;_; Sry aber du weißt ja meine Meinung!!! >O<
Jedenfalls wieder ein wunderbares Kapitel und ich finds endsgeil, des du Link als Mädchen verkleidet hast.. XDDDD
Nun ja bin gespannt wies weiter geht und wie Ilya reagieren wird, wenn sie Link sieht und all das hört was er zu sagen hat!! *__*
Schreibe schnell weiter...!!!! >__<
*hibbelig is* <3

Liebste Grüße deine
-Ciel_Phantomhive-


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