Zum Inhalt der Seite

100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

61. Das Richtige

Der alte Sessel knackte, als sich Ádám darin zurücklehnte. Kurz stierte er auf den Riss an der Decke, seiner Einzimmerwohnung und atmete tief durch. Dabei krallte er sich an den Armlehnen fest. Wie er sein Leben doch hasste! Es war völlig aus der Bahn geraten. Diese Gemeinschaft hatte ihn in der Hand. Hätte er damals nur nicht in ihrem „Revier gewildert“. Jetzt hatten sie seine Schwester...

Er wollte doch nur seinen Stoff verkaufen. Dabei war er leider an die falschen Leute geraten und nun?

Dieser Bastard von einem Bandenkopf hatte tatsächlich seine geliebte Schwester entführt und ihm nun ein Ultimatum gestellt. Dieser Auftrag wurde ein Erfolg, oder sie würde sterben. Und er würde sie umbringen. Das wusste Ádám. Für diesen Mistkerl hatte ein Menschenleben keinen Wert.
 

Wieder hängte er seinen Blick auf den Lauf seiner Waffe, welche neben ihm auf dem dreibeinigen Hocker lag. Er hatte sie erst seit einigen Monaten, doch da er bereits damals als Junge mit seinem Vater schießen geübt hatte, wäre es für ihn ein leichtes, diese nun gezielt einzusetzen. Ádám wusste mehr als genau, dass dies keineswegs das Richtige war, aber er hatte keine andere Wahl. Erneut zog er tief die Luft ein und eine Träne bahnte sich unaufhaltsam ihren Weg an seiner Wange herab. Er machte sich nicht die Mühe, diese wegzuwischen. Es war ohnehin niemand hier, der ihn so sehen konnte.
 

Seine braunen Augen wanderten in Richtung des kleinen Regals, auf dem ein Bild von ihm und seiner Schwester stand. Unzertrennlich waren sie damals gewesen. Und das würden sie auch wieder sein, wenn er diesen Aufrag erledigt hatte. Auch wenn sein Auftraggeber ein Mistkerl war, stand er zu seinem Wort, wenn seine Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erfüllt wurden.

Ein Verräter aus ihren Reihen, hatte einen der besten Männer umgebracht und jetzt war es Ádáms Aufgabe, diesen zu richten. Das Leben seiner Schwester, für den Tod von Benjamin Edwards!
 

Heute wäre die einfachste Gelegenheit, an diesen Kerl heranzukommen. Informanten hatten ihm eine Uhrzeit und auch den Ort mitgeteilt, wo er ganz wahrscheinlich zu finden war. Aber er wollte nicht erst warten, bis sein Ziel zuhause angekommen war. Er würde eher zuschlagen. Dieser Auftrag musste ein Erfolg werden!
 

Ádám Radványi stand mit einer zügigen Bewegung auf und griff sich bereits dabei seine Waffe, die er hoffentlich danach nie wieder einsetzen musste. Sein Plan stand fest. Er war ihn bereits oft genug in seinem Kopf durchgegangen. Sein knapper Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch zwei Stunden Zeit hatte. Ádám nahm sich im vorbeigehen noch seine Sonnenbrille vom Tisch und setzte sich diese auf die Nase. Dann ließ er seine Waffe in der Jacke verschwinden. Da sie mit einem Schallschutz versehen war, würde sie ein ganzes Stück mehr Platz brauchen, aber auch so war sie unter seiner Jacke nicht auszumachen.
 

Ádám warf einen letzten Blick in den Spiegel. So sah also ein Kerl aus, der in wenigen Stunden ebenfalls ein Mörder war... Immerhin kannte er diesen Benjamin nicht einmal, aber seine Schwester war ihm wichtiger, als irgendein fremder Kerl.

Er verließ schließlich seine Wohnung und bahnte sich seinen Weg durch die unzähligen Fußgänger, die in der Innenstadt unterwegs waren.

Dass er keineswegs das Richtige hier tat, wusste er, doch er hatte keine andere Wahl...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MrsTime
2011-08-10T15:33:09+00:00 10.08.2011 17:33
Bevor ich das Kapitel gelesen hatte, hatte ich mir deine „Unübersicht“ angeschaut, um zu sehen, wo das Kapitel steht und konnte mir keinen Reim daraus machen, was es bedeutete, dass es ganz oben steht. Dann als ich las wurde mir, nach einem Blick in die Charakterliste klar, was das war.
Nun da ich weiß, warum der Schütze auf Benny geschoßen hat, finde ich es aufeinmal gar nicht mehr so schlimm. Schließlich verucht er ja nur, seine eigene Familie zu schützen, aber ein Leben auszulöschen um ein anderes Leben zu erhalten, ist trotzdem keine einfache Sache. Nur gut zu wissen, dass der Schütze das auch weiß.

[FCY]
Von: abgemeldet
2011-08-10T07:49:53+00:00 10.08.2011 09:49
Musste jetzt erstmal die andere dazugehörige Geschichte nochmal nachlesen, ist ja schon ne Weile her *g*

Ich finde es sehr interessant, wie du die Geschichte von mehreren Perspektiven aus beleuchtest.
In Freiheit hat man nur den armen Benny nicht ganz unschuldig, aber höchst tragisch - und ihm gegen über den eiskalten Killer, der ihn schnell und effizient ausknipst bevor auch nur auf den Duft der Freiheit geniesen konnte.

Hier die Gründe des Mörders zu lesen, gibt dem ganzen eine ganz andere Dimension. Man leidet zwangsläufig mit Ádám mit. die Verzweiflung und Angst um seine Schwester erklären gut, weshalb er Benjamin tötet.
Ebenso ein Sklave des Schicksals wie Benny selbst.

Ich bin sehr gespannt, wie du diesen Handlungsstrang mit dem von Scott und Bradley und mit der vergifteten Schokolade zusammenführst.

(übrigens eine Schweinerei, diesen leckeren Polizisten da zu verheizen ;D )



Zurück