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Criminal Minds - Motel

Reid x Prentiss
von

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Konfliktverhalten

Wir stehen nebeneinander vor der geschlossenen Zimmertüre. Wir tauschen einige unbehagliche Blicke und Emily knetet den Schlüssel; dann steckt sie ihn ins Schloss. Die Tür schwingt auf.
 

„Das soll doch wohl ein Witz sein.“ Emily fasst sich entsetzt an die Stirn.
 

Ein Doppelbett. Französische 1,40m.
 

Wieder sehen wir uns an. Und dann geht alles ganz schnell.

Beide gleichzeitig stürmen wir los, um das Bett als Erste/r zu erreichen. Alles Rangeln und Drängeln hat jedoch keinen Zweck: Wir erreichen unsere jeweilige Seite absolut gleichzeitig. Also stehen wir uns gegenüber, zwischen uns eine weiche Matratze, himmlisches Schlafvergnügen, eine behagliche Nachtruhe. Eine.
 

„Wir schlafen nicht zu zweit in diesem Bett“, stellt Emily fest und starrt mich an.

„Das sehe ich genauso“, antworte ich und starre zurück.

„Also schläft einER auf dem Boden“, sagt sie ganz nüchtern.

„Japp, einE schläft auf dem Boden“, erwidere ich.

Die Luft zwischen uns lädt sich statisch auf.
 

Emily setzt sich seitlich auf das Bett, sodass sie mich immer noch im Auge behalten kann.

„Also eines ist klar: Ich bin die einzige Frau hier.“ Ihr Ton ist sachlich, ihre Miene distanziert.

Ich tue es ihr gleich und lasse mich auf der Matratze nieder.

„Jah, und ich bin immer noch krank und geschwächt.“ Ihre Lippen werden ein schmaler Strich.

Wir schweigen uns an. Ihre Gedankenmaschine rattert.
 

„Dann“, meint sie, hebt langsam und vorsichtig ihre bestrumpfhosten Beine aufs Bett und zieht herausfordernd eine Augenbraue hoch, „Müssen wir uns wohl anderweitig arrangieren.“ Als sie sich auf die Ellenbogen stützt, klafft ihre Bluse am Ausschnitt weit auf, und ich muss ehrlich sagen, es kostet mich einige Willenskraft, nicht hineinzusabbern. Aha. Ich bin sexy, ich darf schlafen. Morgan war es, der mich über dieses weibliche Verhalten aufklärte. Deshalb bin ich mutig und deshalb kommt sie mir damit nicht durch.

Flexible Response.

„Und wieder kann ich dir nur zustimmen“, sage ich, völlig unverbindlich, und verschränke die Arme, meine Lippen nicht mehr als eine feine Linie zwischen Nase und Kinn.

Wir starren uns kurz gegenseitig fassungslos an (Emily entsetzt, weil ihre Taktik nicht wirkt, und ich entsetzt, weil ihre Taktik nicht wirkt), dann packt uns wieder die Wut.

„Ich bin den ganzen Tag gefahren“, faucht Emily und rutscht an die Bettkante zurück.

„Jah“, keife ich, während ich einen schnellen und geordneten Rückzug antrete, „Obwohl ich dich mehr als ausdrücklich aufgefordert habe, mich weiterfahren zu lassen.“
 

„ArrrrrrrrrrRREEEID!“, wütet sie und steht vom Bett auf.

„Das führt doch zu nichts!“

„Nein, EMILY“, rufe ich, „Da hast du völlig recht!“

Wir funkeln uns an, aber nicht lange.
 

Ich schweige und zeichne mit meinem rechten Zeigefinger Kreise auf die Tagesdecke. Emily wandert solange barfuß im Zimmer auf und ab. Die peinliche Aktion von vor ein paar Sekunden schwebt noch über ihr wie eine gigantische Gewitterwolke, kurz vor der alles zerstörenden Entladung. Müdigkeit macht Menschen zu Tieren.
 

„Ok, wir haben keine Wahl“, meint sie dann in die Stille und bleibt stehen. „Der Zufall entscheidet.“

Sie fingert eine Münze aus der Tasche ihres Blazers.

„Oh nein, nein, nein“, wehre ich ab. „Ich muss sicher gehen können, dass dies auch eine Laplace-Münze ist.“

„Laplace“, sagt Emily, skeptischer, leicht genervter Blick, in der Bewegung erstarrt.

„Jaah, Laplace“, meine ich und meine Stimme klingt so viel höher, als dass sie bestimmend männlich wäre.

„Eine Laplace-Münze ist eine Münze, bei der die Wahrscheinlichkeit aller Ereignisse Omega, das heißt, aller möglichen Ereignisse des Ergebnisraumes, das heißt, Kopf oder Zahl, absolut gleich ist.“

„Ja und?“, meint Emily mit einem kaum merklichen Schulterzucken, „Es ist ne gottverdammte Münze mit zwei Seiten, Fifty-Fifty, hah?“

Ich blinzle ein paar Mal hektisch. Verdammt.

„Vielleicht ist sie gezinkt?“
 

Mein trotziger Tonfall lässt eine Sicherung durchbrennen. „REID! Ich habe diese Münze heute Nachmittag beim Tanken erhalten. Mal abgesehen davon, dass ich keinen Einfluss darauf hatte, welches scheiß 25-Cent-Stück ich bekomme. Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine gezinkte Münze erhalte?“

„Also, rein statistisch gesehen-“

„REID! HERGOTT! Selbst wenn sie gezinkt wäre, wann hätte ich denn deiner Meinung nach die Möglichkeit gehabt, einen umfangreichen Stichprobentest der Kettenlänge 1000 auszuführen, der möglicherweise einen Fehler 1. Art enthält und somit nicht einmal signifikant ist, ich also keinerlei Aufschluss darüber erhalten würde, welche Seite wahrscheinlicher ist?“
 

Meine Augen werden mit jeder Silbe größer und größer. Schweigen, nachdem sie geendet hat. Emily bebt und atmet schwer.

„Emily... Aber... Du bist ja... Ein Geek!“, stottere ich hervor. Sie triumphiert und grinst.

„Pff. Mathe-Pluskurs an der Highschool. Hätte nicht gedacht, dass ich dieses Zeug noch einmal brauche.“

Sie pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Win.

„Also. Kopf oder Zahl?“

„Kopf“, antworte ich mechanisch und immer noch ein wenig geschockt.

Sie räuspert sich, nimmt Haltung an und wirft die Münze.
 

Und fängt sie nicht. Das Geldstück rollt durchs Zimmer und kommt unter dem Bett zum Liegen.

Hektisch stürzen wir zu Boden und heben gebannt den Überwurf an, der die Sicht auf unser jeweiliges nächtliches Schicksal verdeckt.
 

Emily stößt sich den Kopf beim Versuch, mit dem Schädel unter einem Lattenrost einen Freudensprung zu machen. Meine Nase landet im Staub.
 

„Zahl“, keift sie mir mit überlegenem Blick zu und tänzelt lächelnd ins Bad.

Ich klaube mir so lange die Spinnweben aus der Frisur.



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