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Kabinett der Wünsche

Dein Herzenswunsch [NejiTen]
von

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o1. Siegen und Verlieren

Leise knautschte der Schnee unter ihren Füßen, als Tenten mit langsamen, aber willensstarken Schritten zum Eingangstor ging. Sie schlich zwar nicht, doch sie ging langsamer als es die Norm war, in dieser raschen, unübersichtlichen Welt, wo kaum jemand Zeit hatte in Ruhe durchzuatmen.

Sachte flogen dicke Schneeflocken lautlos auf die Erde und verfingen sich in ihrem braunen Haar.

Sie drückte vorsichtig den Blumenstrauß an sich und hoffte inständig, dass die erbarmungslose Kälte den weißen Lilien nicht ihre Schönheit rauben konnte.
 

Auf den Gehwegen lief kaum jemand, nur wenige Besucher waren an diesem kalten Morgen unterwegs und hatten sich hier her verirrt.

Niemand sah ihr in die Augen, als sie an ihnen vorbeiging und auch Tenten selbst vermied den Augenkontakt zu den anderen Menschen. Es war mehr Gewohnheit als Absicht, dass sie ihren Mitmenschen nicht direkt ins Gesicht sah. Ein Eigenschutz, denn dann sah sie die Lügen nicht die andere vor ihr verbergen wollten.
 

In Gedanken versunken lief sie langsam weiter zur großen Eiche, wo ihre Liebe begraben lag. Sie kam nicht oft hier her, vermied den Kontakt zu diesem Ort. Doch sie musste heute herkommen, denn vor einem Jahr am heutigen Tage ist auch ein Teil von ihr selbst gestorben.

Sie sah auf und bemerkte, dass noch jemand an ihrem persönlichen Grab stand.

Als sie die Person erkannte, weiteten sich ihre Augen voller Überraschung.

„Neji“, sagte sie völlig unverblümt, mehr skeptisch, als erfreut. „Was machst du hier?“

Der junge Mann wandte sich zu ihr und war ebenso erstaunt wie sie selbst, fing sich jedoch schnell wieder und würdigte ihrer Frage keine Antwort.

Unsicher ging sie näher auf ihn zu, ließ aber genug Abstand zwischen ihnen, um wenigstens ein Teil ihrer Privatsphäre zu bewahren. Auch wenn sie erst siebzehn Jahre alt war, wusste sie, dass die Mauer, die man zum Schutz um sich baut, das Wichtigste war, dass man beschützen musste.
 

Mühsam versuche sie ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken und sich stattdessen ihrem Vorhaben zu widmen.

Langsam ging sie in die Hocke, achtete nicht auf ihren Mantel, der sich auf den nassen, kalten Schnee legte und lehnte den Blumenstrauß an den Baumstamm.

Neji sah sie nicht an, sondern betrachtete ihren Blumenstrauß mit einem Teil von Skepsis. „Ich denke du übertreibst ein wenig“, meldete er sich zum ersten Mal zu Wort.

„Womit?“, fragte sie verwundert und sah zu ihm hoch. „Bloß weil ich Blumen mitgebracht habe?“

Er nickte, sah sie aber immer noch nicht direkt an, sondern fokussierte den Baumstamm.

„Dir bedeutet dieser Tag doch scheinbar auch etwas, sonst wärst du heute nicht hier hergekommen.“

Offensichtlich hatte sie ins Schwarze getroffen, denn seine Mundwinkel verzogen sich ein wenig.

„Ich bin eher durch Zufall in den Park gegangen.“ Sie erkannte seine Lüge direkt, zeigte ihm dies aber nicht.

Früher waren sie oft zusammen hier hergekommen, es war ihr gemeinsamer Treffpunkt.
 

„Es ist genau ein Jahr her“, sagte Tenten leise und erhob sich langsam.

„Zufall“, murmelte Neji bloß und klopfte sich die kleinen Eiskristalle von seiner Jacke.

„Läuft es momentan gut bei dir?“, fragte sie vorsichtig und wandte den Blick von ihm ab. Ihr war es etwas unangenehm ihn direkt auf dieses heikle Thema anzusprechen.

„Du meinst mit ihr?“, fragte er nach, obwohl er die Antwort kannte. „Ja, alles Bestens.“

Sie nickte gedankenverloren. Das er ihren Namen nicht aussprach und so seltsam betonte, war eigentlich kein gutes Zeichen, aber sie wollte sich keine Hoffnungen machen und nach dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe suchen. Es ging sie nichts mehr an. Damals hätte sie nach jeden Strohhalm gegriffen, der ihr zum Vorteil gegeben wäre, doch sie hatte den Kampf aufgegeben und es war immerhin bereits ein Jahr her. Es war zu spät.
 

Vor einem Jahr hat Neji sich von Tenten getrennt, weil er eine neue Liebe gefunden hatte und sie beide nicht verletzten wollte. Dass er an diesem Tag ihr Herz brach, sah er scheinbar nicht, immerhin waren sie ja noch Freunde und ihm reichte dies offensichtig, auch wenn sie nicht mehr so miteinander umgingen wie vor ihrer Beziehung.

Bei dem Gedanken an Nejis neuer Freundin kniff sich ihr Magen etwas zusammen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie die beiden miteinander umgingen, doch die Bilder schossen ihr unwillkürlich in den Kopf: Wie er seine neue Liebe küsste, sie genauso berührte, wie er es früher bei ihr selbst getan hatte.

Kurz kniff sie die Augen zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf um diese Gedanken los zu werden.

Dass die beiden praktisch gesehen heute ihren Jahrestag hatten verschlimmerte ihre Situation ein wenig.

„Warum bist du heute hier?“, fragte sie erneut und hoffte, dass sie diesmal eine Antwort erhielt.

Er sah sie kurz an, wandte dann aber den Blick ab. „Ich wollte mit uns abschließen. Unsere Trennung lief nicht optimal und ich bereue es sehr, dass ich dich verletzt habe.“

Ihre Trennung lief nicht optimal? Gab es überhaupt eine Trennung die perfekt lief?

„Es tut mir leid“, sagte Neji leise und hoffte scheinbar, dass sie etwas erwiderte, doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht.
 

Zögerlich drehte sie sich um, wandte ihm den Rücken zu, damit er ihr Gesicht nicht sah. Sie wollte nicht mit ihm über Vergangenes reden, es tat ihr weh und sie musste lernen mit dem Schmerz zu leben. Er könnte ihr nicht helfen.

Sie hatte verloren, schon damals, als er sich für die Andere entschieden hatte.

Ihr Herz versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie an die schöne Zeit mit Neji dachte. Als sie in seinen Armen lag und sich geborgen und glücklich fühlte. Sie waren zwar nur kurz ein Paar, aber dennoch vertrauten sie sich und sie dachte, dass sie nichts trennen könnte.

Doch sie hatte sich geirrt. Neji war viel zu umsichtig gewesen, um ihr seine Gefühle für die andere Frau zu verschweigen und daran verbrach ihre Beziehung Letzen Endes.
 

Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie ihn vermisste, doch sie konnte es nicht sagen. Selbst nach einem Jahr tat es noch weh. Sie musste ihn gehen lassen, denn sie wollte niemanden den Freund ausspannen. Sie wusste nur zu gut wie es sich anfühlte.

Ob Neji immer noch Gefühle für sie hatte, wusste sie nicht, sie wollte es auch gar nicht wissen, denn dann würde sie bloß in etwas hinein steigern, dass keine Zukunft hatte. Sie hatten ihre Chancen und sie sind gescheitert.
 

„Tenten“, begann Neji, brach jedoch ab.

Sie drehte sich nicht um. „Ich möchte nicht mit dir über Vergangenes reden, es macht mich traurig.“

Langsam senkte sie den Kopf und erwartet eigentlich, dass Neji zu ihr trat, doch er rührte sich nicht.

„Ich habe verloren, Neji. Damit muss ich leben“, sagte sie leise und wandte sich ein letztes Mal zu ihm um.

Sie wollte eigentlich nicht, dass er sie jetzt so sah, so schwach und schutzlos. Sie wollte kein Mitleid und deswegen wäre es besser, wenn sie einfach gehen würde, auch wenn es ihr das Herz brechen würde.

Zwar hatte sie diese Liebe verloren, es tat ihr weh, doch das Leben musste und würde weitergehen und vielleicht würde es bald wieder einen Mann in ihrem Leben geben, bei dem sie sich genauso geborgen und verstanden fühlte wie damals bei Neji.

„Werde glücklich mit ihr“, sagte sie nur und lächelte ihm noch einmal kurz zu.

Der Sieger gewinnt stets alles und in dem Fall, war es das Herz eines wunderbaren Menschen. Sie musste damit leben, dass sie diese Schlacht verloren hatte, auch wenn es sie in diesem Moment noch verletzte. Doch in einem Punkt war sie sich sicher: Die Zeit würde alle Wunden heilen…
 

- Ende -
 

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Ich hoffe sehr, liebe Yun-Harla, dass dir diese kleine Geschichte gefallen hat und das sie wenigstens teilweise deinen Wünschen und Vorlieben entsprochen hat.

Lieben Gruß abgemeldet

o2. Nachts, wenn die Wollust einen Körper hat...

Es war ein milder Frühlingstag.

Die Sonne schien auf das saftige Gras, eine leichte Brise ließ die Kornfelder tanzen und die Wärme der Luft umschloss die Haut mit einem sanften Gefühl des angenehmen Wohlbefindens.

Vögel, die aus dem Süden heimkehrten sangen ihre Lieder, Eichhörnchen sprangen von Ast zu Ast und die Knospen der Blumen öffneten sich, um sich in der natürlichen Lichtquelle zu sonnen.
 

Doch den kleinen Jungen mit den hellen Augen interessierte das nicht. Er saß trotz des schönem Wetters in dem dunklen Zimmer, in das nur durch ein Fenster ein kleines bisschen der Herrlichkeit gelangte, und war in seine Bücher vertieft.

Er las alle Bücher, die er im Haus finden konnte. Dicke, dünne, mit und ohne Bilder, Romane und Sachbücher. Alles war geschrieben wurde, gelangte in seine Hände.

Denn er wollte alles über die Welt wissen. Er wollte wissen, wieso der Himmel blau war. Wieso Frösche giftig waren. Und wer war eigentlich dieser Jesus?
 

Plötzlich wurde ihm das Buch, über Dämonen und Geister, einfach aus der Hand genommen.

Ein Mann, der ebenso helle Augen hatte wie das Kind selbst sah ihn streng an. „Neji, wieso bist du noch hier drinnen? Geh doch mal raus und spiele mit den anderen Kindern. Das Wetter ist zur Zeit selten so schön.“

Der Junge hüpfte auf und gewann sein Buch auf einfache Weise wieder zurück, um sich damit in eine andere Ecke des Zimmer auf einen Stuhl zu setzen. Der Mann seufzte leise und ging zu dem Kind rüber.

„Mein Sohn, warum möchtest du nicht raus? Du liest tagtäglich, wenn du nicht am Schlafen bist. Irgendwann musst du doch mal wieder etwas spielen.“ Nejis Vater schien ein wenig besorgt um seinen Sohn zu sein. „Wenn du zu wenig Sonne und frische Luft bekommst, dann wirst du noch krank.“

Neji sah seinen Vater erschrocken an. Er wollte nicht krank werden. Denn dann hatte er nicht mehr Kraft zu lesen.

Er stand wieder von seinem Stuhl auf und ging an seinem Vater vorbei. „Na gut, aber nur wenn ich dann weiter lesen darf.“

Sein Vater sah ihn etwas überrascht an, willigte aber dann doch ein. „Natürlich, solange du an der frischen Luft bist, kannst du tun und lassen was zu möchtest.“

Mit einem Strahlen in den Augen ging Neji aus dem Zimmer, um durch den Flur in den warmen Tag heraus zu spazieren.
 

Im ersten Moment blendete das helle Tageslicht ihn, denn da es in seinem Zimmer so dunkel war, tat ihm die Sonne etwas weh. Die leichte Brise die wehte war um einiges angenehmer als die stickige Luft in seinem Zimmer.

Neji lief zu einem Baum, der nicht weit von dem Haus stand und setzte sich unter dessen Schatten. Die Erde war noch etwas kühl, aber es war erträglich, er konnte etwas länger sitzen bleiben. Voller Vorfreude machte er das Buch wieder an der letzten Seite auf, an der er noch gelesen hatte bevor ihn sein Vater gestört hatte und las über den darauf folgenden Dämon.
 

Ein Sukkubus ist ein wollüstiger weiblicher Dämon, der nachts schlafende Männer besucht und sich sexuell mit ihnen vergnügt. Diese Dämonen empfinden sich selbst als hässlich und können sich daher nur mit Menschen paaren, wenn diese schlafen und sie nicht wahrnehmen können.

Die Männer selbst können sich an den Verkehr mit dem Sukkubus nur als Traum erinnern. Die einzige Indizien, dass sie von einem Sukkubus heimgesucht wurden, sind morgendliche Erektionen, Abgeschlagenheit und nächtliche Samenergüsse.
 

Ein leichter Schauer lief über den Rücken des Jungen. Das passierte ihm im Moment öfters, wenn er sich solche Bücher über Dämonen und Geister durch las. Gerade ein solcher Dämon machte ihm etwas Angst.

Natürlich war Neji bereits aufgeklärt und wusste worum es ging, aber es gefiel ihm ganz und gar nicht.

Doch dann stellte er sich Fragen.

Wieso schliefen sie mit schlafenden Männern? Waren sie wirklich so hässlich? Und waren sie letztendlich nicht auch einfach nur nach Liebe suchende Wesen?
 

Ja... genau solche Fragen stellte sich ein kleines Kind an einem milden Frühlingstag.
 

~
 

Genervt warf er die Schlüssel auf die Kommode, als er in die Wohnung kam. Der Mantel fand seinen Weg zum Kleiderhaken durch fliegen und stürzte zu Boden und auch die Schuhe wurden einfach in die Ecke geworfen.

Der junge Mann war schon lange nicht mehr so schlecht drauf gewesen. Seit er wegen seines Studiums in die Großstadt gezogen war, hatte er schon lange keine wirklich gute Laune mehr gehabt.

Neben der Uni arbeitete er auch noch in der Buchhaltung eines kleinen Unternehmens für Elektronik und war froh, das er mit dem Hungerlohn irgendwie auskommen konnte und es bis jetzt noch keine Probleme mit den Mitarbeitern gab. Auch wenn er jeden einzelnen von ihnen gerne selbst töten wollte. Vor allem jetzt, nachdem er nun auch seine krebskranke Mutter pflegen musste und sie dann doch vor wenigen Wochen gestorben war.

Am liebsten hätte Neji einfach alles verworfen und wäre wieder in das kleine Landhaus gefahren, in dem er als Kind aufgewachsen war. Nur um endlich seine Ruhe zu haben. Und zumindest etwas in Erinnerungen schwelgen zu können.

Doch es war unmöglich für ihn. Er musste arbeiten und diese schrecklichen Leute dort ertragen, mit ihren Designerklamotten und ihrer Überheblichkeit. Und auch auf der Universität war es nicht besser, auch dort konnte er nicht den Menschen dort auskommen. Er war nie ein Gruppenmensch gewesen und war froh, dass er in der Buchhaltung nur mit einer Person arbeitete, die genauso wenig sprach wie er.

Es gab nur einen Menschen mit dem er gerne seine Zeit verbrachte und das war Rock Lee, der einzige aus seinem Kurs, den er gut leiden konnte. Eigentlich bezeichnete er ihn sogar schon als Freund.

Lee war ein ehrgeiziger Bursche. Er hatte immer ein Ziel vor Augen und wenn er das erreicht hatte, dann schraubte er seine Erwartungen sogar noch höher. Und er kämpfte ohne auch nur eine Pause zu machen. Neji fand dies beeindruckend, aber gleichzeitig auch etwas langweilig. Wenn jemand so gebildet und intelligent war wie er, dann brauchte man sich gar nicht erst groß anzustrengen.

Doch auch Lee hätte er heute am liebsten einfach das Glas ins Gesicht geschmissen, als sie heute zusammen etwas trinken waren.

Natürlich waren die schlechten Stimmungen Nejis dem Studienfreund aufgefallen und das einzige was er dazu sagte war, dass Neji sich vielleicht mal wieder etwas ins Bett schaffen sollte.

Wie stellte sich Lee dass den vor? Seine Mutter gerade erst gestorben, er hatte einen wichtigen Familienangehörigen verloren und das einzige was Lee vorschlagen konnte, war Sex zu haben?

Nach diesem Gespräch ist Neji einfach genervt gegangen. Er hatte keine Lust mehr auf Menschen, die ihm das Leben nur unnötig schwer machten, indem sie auf ihn einredeten. Ob im Büro, an der Uni oder in einer Bar. Und auf ein sexuelles Erlebnis hatte er schon mal gar keine Lust!
 

Ohne sich wirklich fertig zu machen, legte er sich noch vollständig bekleidet aufs Bett und sah an die weiße Decke. Die Müdigkeit breitete sich langsam in ihm aus und er wollte jetzt eigentlich nur noch schlafen. Aber nicht mehr aufwachen.

Denn dann würde er wieder in Realität zurückkehren. Die Bilder der Beerdigung seiner Mutter nicht vergessen, sich von den Kollegen nerven lassen und für seine Prüfungen lernen.

Ja, das war die Realität. Und Sex gehörte sicher nicht dazu...
 

Da das Fenster noch offen stand, wehte der Wind die Vorhänge in das kleine Schlafzimmer. Die kalte Luft verteilte sich langsam im Raum und auf einmal tauchte ein Schatten an der Wand auf.

Eine Gestalt stand im Zimmer und sah auf den schlafenden Mann herab. Die rötlichen Augen blitzen auf, die spitzen Zähne bissen leicht in die eigenen Lippen und nur nach wenigen Momenten der Stille ging die Gestalt auf den Schlafenden zu.

Vorsichtig tastete sie über das Gesicht des Mannes, seinen Hals, seinen Körper und hielt dann kurz unter seinem Gürtel an. Sie hatte gefunden was sie gesucht hatte.

Das worauf sie schon Nacht für Nacht aus war. Sie stieg auf das Bett und kniete sich über ihn, um das gefundene an die Luft zu bringen und es zu berühren. Sie strich, rieb und massierte, bis es dann den Zustand bekam, den sie haben wollte.

Gierig legte sie ihren Mund an und nahm sich das was sie von dem schlafenden Mann wollte. Sein Lebenssaft würde ihrer Existenz einen Sinn geben. Ja, genau das würde er.
 

Neji hatte noch nie einen besonders festen Schlaf gehabt, deshalb war es für ihn auch selbstverständlich, dass er aufwachte, als er etwas an seinem Schritt spürte. Und ehrlich gesagt, so unangenehm war es nicht.

Doch als er die Augen öffnete, erblickte er einen Körper, der mit gebückter Haltung an seinem besten Stück war und allen ernstes dieses im Mund hatten.

Neji gab einen lauten Protestlaut von sich, sodass die Gestalt aufsprang und an der nächsten Wand hochkletterte.

Wie zum Teufel war sie hier rein gekommen? Nejis Wohnung lag weit oben, sie hätte schon hochgeklettert sein müssen um bei ihm zu landen und ihm allen ernstes mit dem Mund zu befriedigen.
 

Moment.
 

Wie war sie die Schlafzimmerwand hochgekommen?
 

Neji betrachtete einen Moment lang die Gestalt.

Es war eindeutig weiblich, nackt und machte mit den leuchtenden Augen einen fast schon furchterregenden Eindruck. Aber wie war sie da hoch gekommen?
 

„Wer bist und was machst du hier?“ Trotz der Verwirrung in seinem Kopf sprach er mit einer festen Stimme.

Die Gestalt an der Wand brachte in unerträgliches Zischen von sich und fletschte die Zähne. Neji war sichtlich erschrocken über diese Person. Doch das machte ihn zugleich noch neugieriger auf das, was dort an seiner Wand hing.

„Du wagst es nach mir zu fragen, Mensch?“ Trotz der angst einflößenden Erscheinung klang die Stimme des Wesens wie die einer normalen menschlichen Frau. „Ich bin die, die dir den Lebenssaft nimmt und dir Träume von Lust, Begierde und Sünde schenkt!“

Neji musste das alles in eine Reihenfolge bringen, die ihn auf die entscheidenden Gedanken bringen sollte. Und dieser Gedanke lag schon Jahre zurück.
 

An einem milden Frühlingstag, unter dem Baum auf der kühlen Erde mit einem Buch auf dem Schoß.
 

„Sukkubus“, murmelte Neji, als ihm dann die Erinnerung kam. Ja damals, an diesem Tag, hatte er dieses Buch gelesen. Doch nie im Leben hätte er je gedacht, dass es so etwas wirklich gibt.

Er war ein Realist, übernatürliches kam für ihn nie in Frage und nun hatte er eine Fantasiefigur vor Augen, über die er mal als Kind gelesen hatte.

Als der Begriff fiel, hatte sie kurz die Zähne wieder verschwinden lassen, doch dann waren sie wieder zu sehen. Am liebsten hätte der junge Mann sie jetzt weg gescheucht, aber die kindliche Neugier, die er schon früher hatte, war immer noch da und gewann die Überhand. Genauso wie die Fragen, die er damals hatte.

„Du bist nicht hässlich“, sagte Neji ruhig und mit einer ehrlichen Stimme. „Du bist ganz und gar nicht hässlich“

Die Augen des Sukkubus weiteten sich. „Doch! Ich bin abstoßendes, hässlich und entstellt! Wie kannst du es wagen das Gegenteil zu behaupten und mir ins Gesicht zu lügen?“

Sie war sichtlich wütend auf ihn und zischte erneut auf, sodass selbst die Möbel kurz zitterten. Doch der junge Mann rührte sich nicht. Er sah immer noch hoch zu der Gestalt, die ihn bedrohlich ansah.

„Nein, dass bist du nicht“ Er ging einige Schritte nach vorn und sah immer noch hoch zu ihr. Sein Blick war klar und die Ehrlichkeit sprudelte aus seinen hellen Augen heraus. Und je länger er sie so ansah, desto mehr verschwand die furchterregende Ausstrahlung des Dämons.
 

„Ich habe Fragen an dich“, sprach er ruhig weiter und sah sie immer noch so durchdringend an. „Bitte komm runter. Ich möchte mir dir sprechen“

Er sprach mit ihr wie mit einem kleinen Hund. Vorsichtig hob er die Hand, damit sie danach greifen konnte und er ihr Vertrauen gewinnen konnte.

Sie griff aber nicht nach seiner Hand. Sie zögerte sehr lange. Für Neji waren es sehr viele Minuten die verstrichen, bis sie dann schlich langsam wieder näher an den Boden kam.

„Ich habe Fragen an dich“, wiederholte er und ließ nicht den Blick von ihr. „Wenn du mir diese beantwortet hast, darfst du mir den 'Lebenssaft' nehmen“

Ein faires Angebot, dass sie annehmen konnte. Und es mit einem Nicken als Bestätigung auch tat.

Der junge Mann war froh über ihre Entscheidung und lächelte leicht. „Erst einmal: Hast du einen Namen?“

Es war eine dumme Fragen. Dämonen und Monster hatten keine Namen, sie waren unter ihrer Rasse bekannt. Doch vielleicht hatte sie etwas wie einen Namen? Zumindest eine Beschreibung um sich von anderen unterscheiden zu können.

Und sie nickte tatsächlich „Tenten. Zumindest ruft man mich in der Unterwelt damit.“

Wenigstens etwas.

Die Frage ob sie tatsächlich hässlich waren, hatte sich bereits geklärt. Sie war es nicht. Sie hatte eine cremefarbene Haut, auf der verschiedene Male, wie Pentagramme, die unter ihrer Haut hervortraten und wie kunstvolle Narben aussahen. Sie hatte Hörner am Kopf die von ihren Haaren bedeckt wurden und leuchtend rote Augen, die bedrohlich und verführerisch zugleich wirkten. Ihre Lippen waren voll und ebenso rot wie ihre Augen.

Eigentlich konnte Neji sie sogar als hübsch bezeichnen. Sie war keinesfalls hässlich.
 

„Wieso besteigst du Männer während sie schlafen?“, war nun die nächste Frage die er stellte.

„Um mich vermehren zu können“, antwortete sie mit einer ebenso ruhigen Stimme, wie er sie hatte „Der Lebenssaft von menschlichen Wesen wie euch, lassen uns den Nachwuchs werfen, sodass wir niemals in Vergessenheit geraten können.“

Für Neji war es seltsam so etwas zu hören. Im Klartext ließen sich diese Dämonen also von Menschen schwängern um nicht auszusterben.

„Doch Menschen können nur dann ihren Lebenssaft ausstoßen, wenn sie etwas sehen, was ihnen gefällt und die Wollust in ihnen weckt“, erklärte sie weiter um ihre Antwort zu vervollständigen. „Aber wir Sukkubi sind solch abstoßende Geschöpfe, dass ihr euch nur an uns erfreuen würdet, wenn ihr blind wärt. Doch die Vermehrung ist uns so wichtig, dass wir euch dann im Schlaf heimsuchen.“
 

Es war erstaunlich, wie sie vor einigen Minuten noch an der Decke geklebt hatte und ihn angefaucht hatte und nun vor ihm stand und ruhig mit ihm sprach. Anscheinend hatte er es geschafft ihr Vertrauen zu bekommen.
 

Nun wollte er zu seiner letzten Frage kommen.

„Die Menschen paaren sich nicht nur um sich zu vermehren oder weil es ihnen Spaß macht. Sehr viele tun es, weil sie sich nach Liebe sehnen“, fing er an und sah sie neugierig an. „Sehnst du dich auch nach Liebe, wenn du mit den Menschen schläfst?“

Sie schwieg. Sie sahen sich immer noch an, doch keiner brachte auch nur ein Wort heraus. Vielleicht war es doch eine dumme Frage. Vielleicht kannten Dämonen keine Liebe. Sie waren doch größten Teils Geschöpfe, die sogar gegen die Liebe waren und Schlechtes verbreiteten.

Neji war sich sogar fast sicher, dass sie keine Liebe kannten. Und wenn dann als etwas für sie Schlechtes.
 

„Ich weiß nicht was die Liebe ist.“ Diese Antwort hatte der Student bereits erwartet. Sie war ein dämonisches Geschöpf, woher sollte sie wissen was Liebe war? Sie wusste nur was die Sünde war. Doch auch wenn sie die Frage schon dadurch beantwortet hatte, so war das Neji nicht genug. Er wollte wissen, ob sie sich danach sehnte, auch wenn sie die Liebe vielleicht nicht kannte.

Erneut wurde seine Stimme fest. „Das war aber nicht meine Frage.“

Ihre Augen blitzten erneut bedrohlich auf, doch der junge Mann ließ sich nicht einschüchtern. „Ich sagte, dass ich die Liebe nicht kenne. Wieso sollte ich mich nach etwas sehnen, was ich nicht kenne?“

Ja wieso eigentlich? Sie war ein Dämon, sie sehnte sich nicht nach Liebe. Sie wollte die Sünde verbreiten und nicht das wärmende Gefühl von Zweisamkeit in sich haben.

Und da wurde Neji klar, wer sich wirklich nach Liebe sehnte.

Sein Vater verstarb vor einigen Jahren. Er hatte seinen besten Freund verloren. Ein Verlust, denn er niemals verarbeiten konnte. Und nun war auch noch seien Mutter gestorben. Die letzte Person, die ihm Liebe geschenkt hatte, die genauso viel wert war, wie die seines Vaters.

Und nun war er alleine. Und sehnte sich selbst danach.

Es war ihm peinlich sich das einzugestehen. Und dann auch noch vor einem Dämon. Tenten hatte anscheinend seine Gedanken bemerkt und lächele ihn mit einer Verführung an, die selbst er noch nie gesehen hatte.

„Ich denke, ich habe dir die Antwort gegeben. Und wie es sich für euch Menschen gehört, hast du natürlich gemerkt, wer sich eigentlich danach sehnt.“ In diesem Moment hätte Neji sie ebenso wie die anderen umbringen wollen. Doch der dämonische Blick, diese sinnlichen Lippen und dieser laszive Ausdruck lähmten ihn gerade zu.

Ja, er wollte geliebt werden.

Auch wenn es sich um Sex handelte, den er eigentlich nicht in dieser Situation wollte. Er wollte Liebe in Form von Lust bekommen.

Sie sah ihn mit hochgezogener Braue an. „Ich glaube, es wird Zeit dich die Lust, Begierde und Sünde zu lehren.“

Ja, es war Zeit sich ihr hinzugeben. Einem Sukkubus. Denn sie alleine, wusste wie man etwas bestimmtes vollbrachte, dass er als Liebe bezeichnete.

Und mit diesem Gedanken gab er sich dem Sukkubus hin...
 

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Ich hoffe, dass es dir gefallen hat, Child_of_Time, und wäre froh, wenn es deinem Geschmack und deinen Wünschen entspricht.
 

Liebe Grüße Cameo



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Flecki49
2012-10-27T13:30:52+00:00 27.10.2012 15:30
Wow, das war ja mal was ganz anderes.
Interessanter Ansatz, und dazu passt sehr gut "Laya oder die Ballade vom Schwarzen Stein" von Adversus, find ich.
Ich kann dazu eigentlich nicht viel mehr sagen, als unsere liebe Engel-chan es schon getan hat, ich bin ebenfalls begeistert von dem Schreibstil und den nicht vorhandenen Rechtschreibfehlern (Also ich hab keine gefunden, und ich such ja nach sowas...)
Ich verbleib jetzt einfach mal so, und sage: Gut gemacht, weiter so!
Lg,
Flecki^^
Von:  Child_of_Time
2011-04-05T19:14:26+00:00 05.04.2011 21:14
Also, zuallererst will ich mich mal ganz herzlich bedanken!
Ich hab mich echt gefreut, einen OS "ganz für mich allein" zu bekommen :)
Und dann auch noch einen so guten! Oo
Meinen Geschmack hast du auf jeden Fall getroffen :)
Die Idee des OS an sich ist schon total klasse - das ist echt mal was anderes Oo
Und dein Schreibstil ist auch der Hammer...
"Denn er wollte alles über die Welt wissen. Er wollte wissen, wieso der Himmel blau war. Wieso Frösche giftig waren. Und wer war eigentlich dieser Jesus?" --> Ich glaube das ist mein Lieblingsteil :) Der kleine Neji ist soo süß, dabei hast du ihn an sich gar nicht allzu genau beschrieben ^^
Und Tenten... woah! xD
Es ist einfach was komplett Neues, mal Tenten als "das Böse", "das Starke" und "das Übermächtige" zu sehen. Ich bin beeindruckt, wie du sie als Sukkubus dargestellt hast!
Oh, und die Darstellung von Nejis Alltag fand ich auch ziemlich gut. Du hast ihm als Hauptcharakter einen Hintergrund gegeben, ohne zu viel drumrum zu labern und Unwichtiges einfließen zu lassen :)
Also, ich will gar nicht viel labern :D Alles in allem war es einfach klasse! Ich bin echt mehr als zufrieden und du hast meine Erwartungen übertroffen ;)
Danke nochmal für die Mühe :)
lg
Engel-chan :)
Von:  Yun-Harla
2011-02-05T12:28:49+00:00 05.02.2011 13:28
Hallo!

Vielen, lieben Dank! Der OS ist wirklich toll geworden ~^.^~
TenTens Gefühle kommen wirklich gut rüber, man leidet mit. Und auch Nejis Charakter ist gut getroffen^^

Liebe Grüße
Shizuka


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