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Kabinett der Wünsche

Dein Herzenswunsch [NejiTen]
von

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o1. Siegen und Verlieren

Leise knautschte der Schnee unter ihren Füßen, als Tenten mit langsamen, aber willensstarken Schritten zum Eingangstor ging. Sie schlich zwar nicht, doch sie ging langsamer als es die Norm war, in dieser raschen, unübersichtlichen Welt, wo kaum jemand Zeit hatte in Ruhe durchzuatmen.

Sachte flogen dicke Schneeflocken lautlos auf die Erde und verfingen sich in ihrem braunen Haar.

Sie drückte vorsichtig den Blumenstrauß an sich und hoffte inständig, dass die erbarmungslose Kälte den weißen Lilien nicht ihre Schönheit rauben konnte.
 

Auf den Gehwegen lief kaum jemand, nur wenige Besucher waren an diesem kalten Morgen unterwegs und hatten sich hier her verirrt.

Niemand sah ihr in die Augen, als sie an ihnen vorbeiging und auch Tenten selbst vermied den Augenkontakt zu den anderen Menschen. Es war mehr Gewohnheit als Absicht, dass sie ihren Mitmenschen nicht direkt ins Gesicht sah. Ein Eigenschutz, denn dann sah sie die Lügen nicht die andere vor ihr verbergen wollten.
 

In Gedanken versunken lief sie langsam weiter zur großen Eiche, wo ihre Liebe begraben lag. Sie kam nicht oft hier her, vermied den Kontakt zu diesem Ort. Doch sie musste heute herkommen, denn vor einem Jahr am heutigen Tage ist auch ein Teil von ihr selbst gestorben.

Sie sah auf und bemerkte, dass noch jemand an ihrem persönlichen Grab stand.

Als sie die Person erkannte, weiteten sich ihre Augen voller Überraschung.

„Neji“, sagte sie völlig unverblümt, mehr skeptisch, als erfreut. „Was machst du hier?“

Der junge Mann wandte sich zu ihr und war ebenso erstaunt wie sie selbst, fing sich jedoch schnell wieder und würdigte ihrer Frage keine Antwort.

Unsicher ging sie näher auf ihn zu, ließ aber genug Abstand zwischen ihnen, um wenigstens ein Teil ihrer Privatsphäre zu bewahren. Auch wenn sie erst siebzehn Jahre alt war, wusste sie, dass die Mauer, die man zum Schutz um sich baut, das Wichtigste war, dass man beschützen musste.
 

Mühsam versuche sie ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken und sich stattdessen ihrem Vorhaben zu widmen.

Langsam ging sie in die Hocke, achtete nicht auf ihren Mantel, der sich auf den nassen, kalten Schnee legte und lehnte den Blumenstrauß an den Baumstamm.

Neji sah sie nicht an, sondern betrachtete ihren Blumenstrauß mit einem Teil von Skepsis. „Ich denke du übertreibst ein wenig“, meldete er sich zum ersten Mal zu Wort.

„Womit?“, fragte sie verwundert und sah zu ihm hoch. „Bloß weil ich Blumen mitgebracht habe?“

Er nickte, sah sie aber immer noch nicht direkt an, sondern fokussierte den Baumstamm.

„Dir bedeutet dieser Tag doch scheinbar auch etwas, sonst wärst du heute nicht hier hergekommen.“

Offensichtlich hatte sie ins Schwarze getroffen, denn seine Mundwinkel verzogen sich ein wenig.

„Ich bin eher durch Zufall in den Park gegangen.“ Sie erkannte seine Lüge direkt, zeigte ihm dies aber nicht.

Früher waren sie oft zusammen hier hergekommen, es war ihr gemeinsamer Treffpunkt.
 

„Es ist genau ein Jahr her“, sagte Tenten leise und erhob sich langsam.

„Zufall“, murmelte Neji bloß und klopfte sich die kleinen Eiskristalle von seiner Jacke.

„Läuft es momentan gut bei dir?“, fragte sie vorsichtig und wandte den Blick von ihm ab. Ihr war es etwas unangenehm ihn direkt auf dieses heikle Thema anzusprechen.

„Du meinst mit ihr?“, fragte er nach, obwohl er die Antwort kannte. „Ja, alles Bestens.“

Sie nickte gedankenverloren. Das er ihren Namen nicht aussprach und so seltsam betonte, war eigentlich kein gutes Zeichen, aber sie wollte sich keine Hoffnungen machen und nach dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe suchen. Es ging sie nichts mehr an. Damals hätte sie nach jeden Strohhalm gegriffen, der ihr zum Vorteil gegeben wäre, doch sie hatte den Kampf aufgegeben und es war immerhin bereits ein Jahr her. Es war zu spät.
 

Vor einem Jahr hat Neji sich von Tenten getrennt, weil er eine neue Liebe gefunden hatte und sie beide nicht verletzten wollte. Dass er an diesem Tag ihr Herz brach, sah er scheinbar nicht, immerhin waren sie ja noch Freunde und ihm reichte dies offensichtig, auch wenn sie nicht mehr so miteinander umgingen wie vor ihrer Beziehung.

Bei dem Gedanken an Nejis neuer Freundin kniff sich ihr Magen etwas zusammen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie die beiden miteinander umgingen, doch die Bilder schossen ihr unwillkürlich in den Kopf: Wie er seine neue Liebe küsste, sie genauso berührte, wie er es früher bei ihr selbst getan hatte.

Kurz kniff sie die Augen zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf um diese Gedanken los zu werden.

Dass die beiden praktisch gesehen heute ihren Jahrestag hatten verschlimmerte ihre Situation ein wenig.

„Warum bist du heute hier?“, fragte sie erneut und hoffte, dass sie diesmal eine Antwort erhielt.

Er sah sie kurz an, wandte dann aber den Blick ab. „Ich wollte mit uns abschließen. Unsere Trennung lief nicht optimal und ich bereue es sehr, dass ich dich verletzt habe.“

Ihre Trennung lief nicht optimal? Gab es überhaupt eine Trennung die perfekt lief?

„Es tut mir leid“, sagte Neji leise und hoffte scheinbar, dass sie etwas erwiderte, doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht.
 

Zögerlich drehte sie sich um, wandte ihm den Rücken zu, damit er ihr Gesicht nicht sah. Sie wollte nicht mit ihm über Vergangenes reden, es tat ihr weh und sie musste lernen mit dem Schmerz zu leben. Er könnte ihr nicht helfen.

Sie hatte verloren, schon damals, als er sich für die Andere entschieden hatte.

Ihr Herz versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie an die schöne Zeit mit Neji dachte. Als sie in seinen Armen lag und sich geborgen und glücklich fühlte. Sie waren zwar nur kurz ein Paar, aber dennoch vertrauten sie sich und sie dachte, dass sie nichts trennen könnte.

Doch sie hatte sich geirrt. Neji war viel zu umsichtig gewesen, um ihr seine Gefühle für die andere Frau zu verschweigen und daran verbrach ihre Beziehung Letzen Endes.
 

Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie ihn vermisste, doch sie konnte es nicht sagen. Selbst nach einem Jahr tat es noch weh. Sie musste ihn gehen lassen, denn sie wollte niemanden den Freund ausspannen. Sie wusste nur zu gut wie es sich anfühlte.

Ob Neji immer noch Gefühle für sie hatte, wusste sie nicht, sie wollte es auch gar nicht wissen, denn dann würde sie bloß in etwas hinein steigern, dass keine Zukunft hatte. Sie hatten ihre Chancen und sie sind gescheitert.
 

„Tenten“, begann Neji, brach jedoch ab.

Sie drehte sich nicht um. „Ich möchte nicht mit dir über Vergangenes reden, es macht mich traurig.“

Langsam senkte sie den Kopf und erwartet eigentlich, dass Neji zu ihr trat, doch er rührte sich nicht.

„Ich habe verloren, Neji. Damit muss ich leben“, sagte sie leise und wandte sich ein letztes Mal zu ihm um.

Sie wollte eigentlich nicht, dass er sie jetzt so sah, so schwach und schutzlos. Sie wollte kein Mitleid und deswegen wäre es besser, wenn sie einfach gehen würde, auch wenn es ihr das Herz brechen würde.

Zwar hatte sie diese Liebe verloren, es tat ihr weh, doch das Leben musste und würde weitergehen und vielleicht würde es bald wieder einen Mann in ihrem Leben geben, bei dem sie sich genauso geborgen und verstanden fühlte wie damals bei Neji.

„Werde glücklich mit ihr“, sagte sie nur und lächelte ihm noch einmal kurz zu.

Der Sieger gewinnt stets alles und in dem Fall, war es das Herz eines wunderbaren Menschen. Sie musste damit leben, dass sie diese Schlacht verloren hatte, auch wenn es sie in diesem Moment noch verletzte. Doch in einem Punkt war sie sich sicher: Die Zeit würde alle Wunden heilen…
 

- Ende -
 

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Ich hoffe sehr, liebe Yun-Harla, dass dir diese kleine Geschichte gefallen hat und das sie wenigstens teilweise deinen Wünschen und Vorlieben entsprochen hat.

Lieben Gruß abgemeldet



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yun-Harla
2011-02-05T12:28:49+00:00 05.02.2011 13:28
Hallo!

Vielen, lieben Dank! Der OS ist wirklich toll geworden ~^.^~
TenTens Gefühle kommen wirklich gut rüber, man leidet mit. Und auch Nejis Charakter ist gut getroffen^^

Liebe Grüße
Shizuka


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