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Spiegelbilder

Makato x Taro
von

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L wie Liebenswürdigkeit

L wie Liebenswürdigkeit
 

Es ist Mittwochvormittag. Wie meistens in den großen Pausen hat sich der Freundeskreis auf dem Dach versammelt. Nur Taro fehlt. Er wurde noch mal zu Yamaguchi bestellt. Wahrscheinlich bekommt er heute das Ergebnis der Mathearbeit. Am Montag hat der Direx ihm nur mitgeteilt, dass es noch ein paar Unstimmigkeiten gebe.
 

Ich bin froh über den kurzen „Tarofreien“ Moment. Und andererseits vermisse ich Tata jetzt schon, dabei ist er gerade zehn Minuten weg. Seit ich ihn geküsst habe, rattert bei mir noch einiges mehr durch, als zuvor, obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte.
 

Ich sehne mich nach seiner Nähe und seinen Berührungen. Gleichzeitig fürchtete ich mich vor ihnen, beziehungsweise vor dem, was sie auslösen könnten. Ich bin total Zwiegestalten. Auf der einen Seite möchte ich Taro unbedingt für mich und auf der anderen will ich nicht das verlieren, was wir im Moment haben. Denn das ist mir wesentlich lieber als gar nichts.
 

Seine Freundschaft zu verlieren, fürchte ich nicht. Ich weiß, dass Taro tolerant ist und nichts gegen Homosexualität hat. Das zeigt alleine seine Bereitschaft sich auf Scheinbeziehungen mit mir einzulassen. Ich fürchte um die Nähe, die zwischen uns herrscht. Taro würde mich niemals absichtlich verletzten wollen und ginge deshalb sicherlich ein wenig auf Abstand, um nicht so schnell in die Situation kommen zu können, mich zurückweisen zu müssen. Aber allein dieser Abstand ist mehr als ich bereit bin, aufzugeben.
 

Es, ihm zu sagen, kommt also nicht in Frage. Zumindest nicht unter diesen Bedingungen. Es, ihm nicht zu sagen, ist nicht gerade sehr angenehm. Aber ich weiß nicht, was ich stattdessen machen soll. Ich brauche dringend einen Plan, aber mir fällt nicht so recht etwas ein.
 

Was kann ich denn schon groß tun? Ihn zwingen, sich in mich zu verlieben, kann ich nicht. Vielleicht würde es mir im Moment weiterhelfen, wenn ich auslote, ob er überhaupt – grundsätzlich – Interesse an Männer hat. Sicher bin ich mir da nicht, aber dann hätte ich zumindest das Gefühl, etwas zu tun.
 

Ehe ich weiter grübeln kann, fliegt die Tür zum Dach auf und Taro kommt auf mich zu gelaufen – übers ganze Gesicht strahlend.
 

„Du bist echt ein Schatz“, ruft er euphorisch aus und fällt mir um den Hals.
 

„Und was hat dich endlich zu dieser Einsicht bewogen?“, frage ich neckend. Die Antwort ist im Grunde klar und prompt hält er mir die Klausurbögen vor die Nase. So dicht, dass ich erst den Kopf ein Stück zurückziehen muss, um das große, rote B erkennen zu können.
 

„Das ist echt cool. Gratuliere“, sage ich lächelnd und verkneife mir die Frage, warum denn die Lehrer so lange gebraucht haben. Ich will seine Freude nicht durch den Ärger schmählern. Irgendwann wird er es mir so oder so erzählen.
 

„Danke!“, erwidert er grinsend und ich frage mich, was er meint. Dass ich ihm geholfen habe oder dass ich ihm gratuliert habe. Wie auch immer.
 

„Damit hast du Minamoto aber ne volle Breitseite verpasst“, erklärt Caca feixend, nachdem sie das Ergebnis gesehen hat.
 

Taro lacht vergnügt und ich muss unweigerlich lächelnd. Seine Fröhlichkeit ist ansteckend und er sieht zum Ausbeißen aus. Ob er das wohl weiß?
 

„Ja, das freut mich für dich“, stimmt Nono schmunzelnd zu. „Ach und Taro. Denk an deinen Wetteinsatz. Unsere Wette hab ich damit ja wohl gewonnen.“
 

„Ja, klar. Ich mach’s bei Gelegenheit“, erklärt er und es kann nichts Schlimmes sein, denn seine gute Laune wird dadurch in keiner Weise getrübt. Er wirft mir einen so kurzen, versteckten Seitenblick zu, dass ich zweifele, ihn überhaupt wahrgenommen zu haben.
 

Hat die Wette etwas mit mir zu tun?, frage ich mich trotzdem automatisch. Ich habe keine Ahnung. Bis geradeeben wusste ich noch nicht einmal, dass sie überhaupt gewettet haben. Bei Gelegenheit werde ich ihn mal danach fragen. Wenn wir unter vier Augen sind, vielleicht beim Laufen heute Nachtmittag. Wenn ich nur daran denke, … auf was hab ich mich da nur eingelassen?
 

Diese Frage stelle ich mir nicht zum ersten Mal.
 


 

***

„Minamoto hatte die Arbeit wohl schon letzte Woche fertig, war ja auch nicht viel. Aber dann hat Yamaguchi noch ein paar Unklarheiten entdeckt und sie ihm zurückgegeben. Das ging wohl ein paar Mal so. Ich glaube, inzwischen sind die beide überhaupt nicht gut aufeinander zu sprechen“, erklärt Taro gutgelaunt, während wir durch die Straßen joggen. Seine Stimme klingt dabei wie immer. Kein Keuchen. Kein Schnaufen. Kein gar nichts. Dabei sind wir schon fast eine halbe Stunde unterwegs.
 

Das ist wieder einer der Momente, in denen mir klar wird, wie fit er eigentlich ist. Mein Tempo ist für ihn zu langsam, um wirklich außer Atem zu kommen.
 

„Ist doch … prima“, bringe ich stockend hervor. „Das macht … uns … die Sache ja … wesentlich einfacher. Yamaguchi … ist jetzt sicherlich … schneller auf … unserer Seite, … wenn Minamoto wieder … mal Ärger … macht.“
 

Oh je. Schnelles Luftholen und dabei dann sprechen. Das schließt sich bei mir ziemlich aus.
 

„Ja“, sagt Taro gedehnt. „Da hast du sicherlich Recht.“
 

„Sag mal“, beginne ich schnaufend. Der Moment erscheint mir passend, um ihn auf die Wette anzusprechen. „Was ist das … eigentlich … für eine … Wette … von der Nono … gesprochen hat? Davon hab … ich ja … gar nichts mit - … bekommen.“
 

„Ach das“, sagt Taro und schafft es beim Laufen genauso lässig die Schultern zu zucken wie sonst auch. „Letztens waren wir doch abends noch auf einen Drink bei Nono und Caca. Keine Ahnung, ob du dich daran noch erinnerst. Wir hatten schon einiges im Kahn. Jedenfalls hab ich da gesagt, dass ich dich abknutsche, wenn ich in der Klausur nen B schreiben würde. Darauf hat Nono mich halt festgenagelt.“
 

„Ah ja“, bringe ich vage hervor. Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich darüber freuen soll. Auf der einen Seite tue ich es, weil ich mich nach Taros Berührungen sehne, auf der anderen Seite bin ich mir darüber im Klaren, dass das schnell nach hinten losgehen kann, wenn ich mich nicht unter Kontrolle habe. Um mich nicht weiter mit der Frage beschäftigen zu müssen, frage ich: „Und du bist … dir sicher, … dass ich da- … bei gewesen bin?“
 

Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass er so was gesagt hat. Ich weiß noch, dass aus dem einen Drink zwei oder drei geworden sind und ich mit Caca Tischkicker gespielt habe … beziehungsweise wir es versucht haben. Die Trefferquote war nicht die beste. Also nicht die der Tore, sondern die des Balls.
 

„Nee, da warst du nicht dabei. Das hab ich gesagt, während Nono und ich die zweite Runde gemixt habe. Da warst du schon am Tischkickerspielen“, entgegnet Taro und seine Antwort beruhigt mich. Ich hasse Blackouts.
 

„Und wann … hast … du vor … deinen Wett- … einsatz ein- … zulösen?“, frage ich weiter und die Kombination von Sprechen und Atmen gelingt mir immer weniger.
 

„Keine Ahnung“, erwidert Taro. „Ich wollt‘ mich da nach dir richten.“
 

„Nach mir …?“, setze ich perplex an. Seit wann überlässt man den Zeitpunkt des Einlösens einer Wette einer dritten Person? Ehe ich weiter darüber nachdenken kann, rutscht mein Fuß beim nächsten Schritt von der Bordsteinkante ab. Ich knicke um, verliere das Gleichgewicht und kippe in Richtung Straße.
 

Scheißverdammter, denke ich und stoße im Fallen einen Schmerzensschrei aus. Meine Augen weiten sich, als ich das sich nähernde Auto realisiere.
 

„Toto“, ruft Taro entsetzt und ich spüre seinen festen Griff um mein Handgelenk. Gerade noch rechtzeitig reißt er mich zurück und so lande ich nicht auf der Straße vorm Auto, sondern auf dem Bürgersteig in Taros Armen lehnend. „Alles okay?“
 

„Danke. Geht schon“, murmele ich. Ich richte mich auf, um wieder aus eigener Kraft auf beiden Beinen stehen zu können. Als ich jedoch den Fuß aufsetze, mit dem ich weggeknickt bin, durchzuckt ein stechender Schmerz meinen Fuß.
 

„Autsch … verdammt!“, sage ich keuchend mit schmerzverzerrten Gesicht. Taro wirft mir einen fragendbesorgten Blick zu und stützt mich weiterhin. „Bin umgeknickt … als ich vom … Bordstein abgerutscht bin.“
 

„Versuch noch einmal deinen Fuß aufzusetzen“, fordert Taro mich auf, nachdem er verstehend genickt hat. „Ganz langsam und vorsichtig.“
 

Ich tue wie geheißen, setze erst den Hacken auf und rolle den Fuß langsam und vorsichtig ab. Erst geht es halbwegs, dann schießt wieder der Schmerz in mein Bein. Fluchend beende ich den Bodenkontakt. Taro beobachtet mich skeptisch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ohne Murren weiterlaufen würde, aber ich bin nicht Taro. Ich weiß, dass ich relativ schmerzempfindlich bin.
 

„Geht nicht?“, fragt er. Die intensivgrünen Augen sehen mich mitfühlend an.
 

„Tut ziemlich weh“, sage ich. Durch den ungeplanten Halt hat sich zumindest mein Atem und Herzschlag wieder normalisiert.
 

„Okay“, erwidert er nickend. „Ich schau mir das zu Hause mal an. Soweit ist es ja nicht mehr.“
 

Ich will schon protestieren, denn es ist mindestens noch ein Kilometer. Wahrscheinlich sogar mehr. Das wird schmerzhaft werden. Aber Taro legt nur meine Arme um seine Schultern, dreht sich um und geht ein wenig vor mir in die Hocke.
 

„Ich nehm‘ dich Huckeback!“, erklärt er, greift nach dem Bein mit dem verletzten Fuß und zieht es an seine Seite. Automatisch lehne ich mich gegen seinen Rücken und hebe das andere Bein an, das Taro auch sofort zu fassen bekommt.
 

„Danke, Tata“, murmele ich. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass er mir den mühsamen Nachhauseweg erspart.
 

„Kein Ding!“, antwortet er. Seine Schritte beschleunigen sich langsam, bis er in ein zügiges Gehen verfällt. „Es ist sicherlich besser so. Du hast keine unnötigen Schmerzen, die Gefahr, dass du deinen Fuß noch weiter verletzt, ist gering und es geht auch noch schneller.“
 

„Hm“, brumme ich nur. Der Duft seiner Haare und seiner Haut steigt mir in die Nase und ich spüre seinen Körper nur zu deutlich an meinem. Es ist betörend. Er fühlt sich gut an. Ich spüre wie sich seine Muskeln an- und entspannen. Erregend.
 

Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht, denke ich und versuche mich auf alles andere zu konzentrieren, nur nicht auf Taros Bewegungen unter mir und seinem Körper an meinem.
 

„Warum hat dich die Sache eigentlich so verwundert?“, fragt er mich. Jetzt nehme ich doch eine kleine Unregelmäßigkeit in seiner Stimme wahr. Ich versuche mich leicht zu machen, auch wenn es darauf wohl nicht ankommt. Wahrscheinlich sieht Taro dieses Stück einfach als nettes Training – bei dem Tempo, dass er inzwischen anschlägt.
 

„Normalerweise überlässt du beim Einlösen von Wetteinsätzen nichts dem Zufall“, antworte ich, auch wenn das nur ein Grund für meine Ablenkung war. Der andere war zweifelslos gewichtiger. Ich habe mir vorgestellt, wie er mich küssen würde. Seine Lippen habe ich beinahe gespürt.
 

„Ich überlasse … es ja nicht dem Zufall … - sondern dir“, erwidert er. Inzwischen doch ein wenig außer Atem. Für sein Tempo und mein Gewicht auf jeden Fall unangemessen gering. „Außerdem hab ich dich ja einfach so … in die Sache mit hineingezogen. Da ist es nur fair, wenn du auch etwas bestimmen kannst. Ich meine, ich hätte in dem Zustand … sonstwas sagen können.“
 

„Auf sonstwas hätte Nono dich aber nicht festgenagelt“, antworte ich bestimmt. Ich bin mir sicher, dass Nono niemals auf etwas bestehen würde, dass Taro wirklich richtig unangenehm wäre.
 

„Wieso? Sie war ja auch nicht mehr nüchtern.“
 

„Ja, aber heute war sie nicht angetrunken. Komm, wir reden hier von Nono. Wenn du gesagt hättest, du würdest mir einen blasen, im Fall, dass du ein B schreibst, hätte sie sicherlich nicht darauf bestanden“, sage ich und könnte mich im nächsten Moment ohrfeigen. Was ist denn das für ein Beispiel?
 

„Stimmt schon“, bestätigt er keuchend. Ich mag den Klang seiner Stimme dabei. Unweigerlich wünsche ich mir, es mal in einer anderen Situation zu hören. Ich muss mich zwingen, den Gedanken zu verdrängen. „Aber mal angenommen … ich hätte es gesagt … und sie hätte … darauf bestanden: Hättest du es … dann zugelassen?“
 

Ich hab’s gewusst, denke ich frustriert. Dieses Beispiel musste ja zwangsläufig zu Ärger führen.
 

„Gibt es da etwas, das ich wissen sollte, Tata?“, frage ich neckend, um Zeit zu gewinnen. Vielleicht vergisst er es ja sogar.
 

Taro lacht auf, aber es geht schnell in Schnaufen über. „Nein“, erklärt er abgehackt, „aber falls mir mal, … was Dummes in … der Art … passiert, wüsste ich gern, … ob ich mir ernsthafte … Sorgen machen … muss.“
 

„Das kommt darauf an, was du als Sorgen betitelst“, witzele ich und entscheide mich für die Wahrheit. Er scheint das Gespräch so oder so nicht ganz ernst zu nehmen. „Wenn du deinen Wetteinsatz unbedingt einlösen wolltest, würde ich mich dagegen nicht sperren. Wie man so hört, bist du ja ein Naturtalent im Bett. Wenn das stimmt, könnt ich mir sicherlich schnell vorstellen, dass es jemand anders ist.“
 

„Ach hört man das?!“, sagt Taro und in einer Fensterspiegelung sehe ich, dass er lächelt. „Von wem denn?“
 

„Ach von dieser und jener“, antworte ich grinsend.
 

„Interessant“, meint er vage und legt einen letzten Sprint zu unserem Wohnhaus hin. Als wir schließlich vor der Wohnungstür stehen, ist er wirklich richtig außer Atem. Ich schlinge ein Bein um seine Hüfte, sodass er eine Hand freihat, um aufzuschließen. Er bringt mich direkt ins Schlafzimmer und setzt mich auf meinem Bett ab. Ich rutsche ein Stück nach hinten, bis nur noch mein verletzter Fuß über der Kante hängt. Dann ziehe ich das andere Bein an, um zu verhindern, dass Taro meine leichte Erregung bemerkt. Ich schlinge die Arme ums Knie und beobachte ihn.
 

Taro hat sich vors Bett gekniet und zieht mir vorsichtig den Schuh und die Socke aus. Ich verziehe leicht das Gesicht. Selbst das tut schon weh. Der Knöchel ist ein wenig geschwollen. Taro tastet ihn ab, wobei ich mehrmals zusammen zucke.
 

„Könnte ne leichte Bänderdehnung sein“, sagt er mit besorgter Miene. „Am besten trage ich ein kühlendes Gel auf und bandagiere ihn dann.“
 

„Du hast ruhig vorher duschen gehen“, schlage ich ihm vor. „Und während ich dusche, kannst du schon mal den Nachmittagstee kochen und alles andere zusammensuchen. Ich hab nen ziemlichen Durst. So geht es am Schnellsten.“
 

„Okay“, stimmt er zu und fügt fürsorglich hinzu. „Ich geb dir schon mal ne Flasche Wasser. Damit kannst du den größten Durst löschen.“
 

„Danke“, sage ich, als er mir die Flasche reicht, die auf seinem Schreibtisch gestanden hat. Ich schraube sie auf und trinke gierig einige Schlucke, während Taro schnell ins Bad verschwindet. Das mit dem Durst war nicht gelogen. Der Rest … na ja, ne Lüge ist es auch nicht. Ich will wirklich so schnell wie möglich meinen Tee haben, aber vordergründig soll Taro auf keinen Fall mitbekommen, dass er mich erregt hat. Damit würde ich ziemlich in Erklärungsnot geraten.
 

Als er nach knappen zehn Minuten wieder ins Schlafzimmer kommt und zu seinem Kleiderschrank geht, rappele ich mich auf und humpele in Richtung Bad.
 

„Soll ich dir helfen?“, bietet Taro an.
 

„Das Stück geht schon“, wehre ich schnell ab. Im Bad schlüpfe ich mühselig aus meinen Klamotten und trete unter die Dusche. Nachdem ich das Wasser aufgedreht habe, entweicht mir ein leiser Schockschrei.
 

Scheiße, ist das kalt, denke ich und meine Zähne beginnen zu klappern, während ich hektisch ein- und ausatme. Schnell fummele ich am Wärmeregler rum und drehe ihn auf warm. Zumindest hat sich mein Körper jetzt abgekühlt.
 

Aber warum hat Taro denn kalt geduscht?, frage ich mich im nächsten Moment verwundert. Unwillkürlich taucht der irrationale Gedanke auf, dass es Taro vielleicht ähnlich gegangen ist wie mir. Ich schüttele den Kopf. So ein Unsinn. Reines Wunschdenken.
 

Ich greife nach meinem Duschgel und wasche mich. Durch das Rauschen des Wassers glaube ich, das leise Klicken der Tür wahrzunehmen. Als ich aus der Dusche steige, erkenne ich, dass Taro tatsächlich im Bad war und mir Sachen zum Anziehen gebracht hat, sodass ich mir den Weg ins Schlafzimmer mit meinem kaputten Fuß sparen kann.
 

Ich lächele. Er denkt immer mit.
 

In der Küche angekommen, steht der Tee auf dem Tisch. Selbst eingeschenkt hat Taro schon, sodass das Gedränk jetzt die richtige Temperatur hat. Außerdem entdecke ich eine Tube und Verbandszeug auf dem Tisch.
 

„Sorry wegen des Kälteschocks“, sagt Taro und lächelt entschuldigend. „Ich war so in Eile, dass ich vergessen habe, den Regler zurückzudrehen.“
 

Ich winke ab, denn schließlich brauchte ich die kalte Dusche. „Ist halb so wild. Ich hab‘s ja überlebt. Aber sag mal, seit wann duscht du denn kalt?“
 

Einen Moment liegt ein Ausdruck auf Taros Gesicht, den ich nicht deuten kann. Dann schüttelt er lächelnd den Kopf – anscheinend über sich selbst. „Das mach ich schon ne ganze Weile. Es ist gut für die Abwehrkräfte und nach dem Laufen ne schöne Erfrischung.“
 

Es war klar, dass es dafür eine ganz simple Erklärung gibt. Ich bin froh, dass ich den Gedanken sofort blockieren konnte, sonst wäre bei seinen Worten sicherlich ein bisschen Enttäuschung in mir aufgekommen.
 

Ich halte Taro den Fuß hin, den er vorsichtig auf seinem Oberschenkel ablegt und mit sanften Bewegungen das Gel aufträgt und ihn bandagiert.
 

„Hoffen wir mal, dass es über Nacht besser wird. Ansonsten gehen wir morgen Früh gleich zum Arzt“, erklärt er.
 

„Ich will nicht zum Arzt“, sage ich automatisch und starre meinen Fuß böse an, als ob ihn das dazu bewegen könnte, schneller zu heilen.
 

„Wer will das schon“, murmelte Taro, aber er scheint entschlossen, seine „Drohung“ wahr zu machen. Ich meine, was erwarte ich auch. Nachdem ich ihn mit seiner Erkältung zur Krankenschwester geschleppt habe, wird er bei mir ganz sicher nicht Gnade vor Recht ergehen lassen. Zumal es wahrscheinlich wirklich notwendig ist, wenn Taro schon darauf besteht.
 

„Hier“, sagt er und hält mir die Dose mit Keksen hin, die er normalerweise vor mir versteckt. „Nimm’s nicht so schwer. So schlimm wird es schon nicht sein.“
 

Er lächelt mich aufmunternd an. Ich erwidere das Lächeln automatisch und lange großzügig in die Keksdose. Wenn er mir schon mal welche anbietet, sollte ich auch zuschlagen. Genüsslich kaue ich und Taro lacht auf.
 


 

***

Als ich mitten in der Nacht aufwache und in Taros entspanntes, schlafendes Gesicht schaue, frage ich mich plötzlich, wie ich nicht wissen konnte, warum ich ihn liebe.
 

Er ist absolut liebenswert. Er ist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben jemals passiert ist. Seine Fröhlichkeit ist ansteckend. Er ist immer für mich da. Er passt auf mich auf. Er ist mitfühlend und zuvorkommend. Wenn es nötig ist, umsorgt er mich und muntert mich auf.
 

Ich widerstehe dem Drang, ihm sanft über die Wange zu streichen, und wünsche mir, dass mir endlich ein Plan einfällt, mit dem ich ihn für mich gewinnen kann. Denn Taro ist alles, was ich will.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yeliz
2011-06-19T03:08:59+00:00 19.06.2011 05:08
Hallö'chen erstmal.

Super Kapitel und ich kann Makato verstehen in der Hinsicht, dass er diese Nähe zu seinem Freund keinesfalls verlieren möchte

Ich gratuliere Tata ganz herzlich zu dieser schönen B (: !
Uii. Joggen ..schöner Sport, zu dem ich mich immer selbst auffordern muss (: Ach, ein biss'chen Übung und dann wird Makato auch wieder fit. (;
Schöne Wette (: und schöner Einfall ^_^
Ach der Arme ..so ein Sturz kann etwas schmerzlich sein. Kein Wunder wenn man so umgehau'n wird. 'grins' Ich denke da kann man schon leicht den Blick für die Straße verlieren, aber zum Glück ist ja Taro da.
Wie ein Fluch und ein Segen. xDD Mensch, Taro hat dem Lieben wirlkich den Kopf verdreht. (:

Dieses Kapitel war wirklich bezaubern. (:
Großes Lob von mir und entschuldige das dieses Kommentar so spät kommt.
Liebe Grüsze schlaflose Träumerin (;
Von:  Inan
2011-05-13T17:30:42+00:00 13.05.2011 19:30
Jaja, gut für die Abwehrkräfte ;)
Tolles Kapitel~ :D


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