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Spiegelbilder

Makato x Taro
von

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E wie Egoismus

E wie Egoismus
 

Unser Plan lief an, aber ich war nicht richtig bei der Sache. Natürlich habe ich meinen Part gut gespielt. Spaß hatte ich auch. Doch es war nicht dasselbe. Nichts ist mehr dasselbe. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab.
 

Ich habe viel nachgedacht … in dieser Woche. Viel über mich und mindestens genauso viel an Taro. Richtig erkannt, was los ist, habe ich noch nicht lange. Ich habe einige Zeit gebraucht, um es zu realisieren … um es zu begreifen.
 

Ich liebe meinen besten Freund. Das Gefühl, dass es so sein könnte, hatte ich früh, aber es zuzuordnen und es zu begreifen, hat länger gedauert. Verstehen tue ich es immer noch nicht. Warum liebe ich Taro?
 

An diesem Punkt kommt mir immer wieder Kafkas Spruch in den Sinn. Zweifellos trifft er auf Taro und mich zu. Taro zeigt mir meine Ungeduld, ruft mir ins Gedächtnis, wie kackdreist ich manchmal bin, er führt mir meine sportliche Faulheit vor Augen und er zwingt mich dadurch, mich mit mir zu beschäftigen. Mal bleibt es bei der einfachen Erkenntnis – die nicht immer angenehm ist – und mal treibt er mich dazu, etwas zu ändern. Davon, dass er mir meine Stärken aufzeigt, brauche ich gar nicht erst anzufangen. Er tut es. Immer und immer wieder. Es ist wie eine Selbstverständlichkeit. Ich spüre es regelrecht. Sollte es wirklich so „einfach“ sein? Liebe ich ihn, weil er mir zeigt, wer ich bin?
 

Ich finde keine Antwort auf diese Frage, aber ich liebe ihn und … ich begehre ihn. Jede seiner Facetten. Ob niedlich, lasziv oder entspannt. Ich finde ihn immer anziehend. Und egal, wie ich mich bemühe, es gibt niemanden, den ich mehr will als ihn.
 

Das Chaos in meinem Kopf verberge ich. Ich verhalte mich, wie sonst auch. Am letzten Samstagabend habe ich geflirtet und Sex gehabt. Ich habe die geringe Hoffnung gehegt, dass mein Körper nur auf ihn reagiert hat, weil das letzte Mal länger zurückgelegt hat. Pustekuchen. Die ganze Zeit hält sich der Gedanken an Taro im Hinterkopf. Egal, was ich tue. Letztendlich hat es mich zur Einsicht gezwungen.
 

Ich bin verrückt nach meinem besten Freund. Das klingt immer noch total fremd, doch ich weiß und fühle, dass es so ist. Ebenso habe ich begriffen, dass ich ihn für mich will.
 

Wie soll das gehen?, frage ich mich, aber ich kenne keine Antwort. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihn für mich gewinnen könnte. Ich weiß noch nicht mal, ob ich überhaupt eine Chance habe. Grundsätzlich gesehen. Soweit es mir bekannt ist, ist Taro heterosexuell.
 

Einen Beweis dafür bietet der Blick auf die Tanzfläche. Taro tanzt gerade engumschlungen mit Nozomi. Spontan fallen mir einige Gründe dafür ein, warum mir das nicht gefällt. Dass ich ihn für mich allein haben will, ist nur einer davon. Und auch nicht der schwerwiegendste.
 

Ehe ich den Gedanken vertiefen kann, entdecke ich Omata in der Menschenmenge. Alarmiert stelle ich mein noch halbvolles Cocktailglas auf dem Tresen ab und eile zur Tanzfläche. Noch kann der Lehrer Tata und Nono nicht sehen, aber es wird nicht lange dauern, bis sie in seinem Sichtfeld auftauchen. Und das würde unseren ganzen Plan ruinieren. Denn Taro ist im Moment vieles, aber sicherlich nicht kindlich-naiv.
 

Ich erreiche die beiden früh genug. „Omata ist hier“, schreie ich gegen die Musik an. Sofort lösen sie sich voneinander.
 

„Verdammt“, flucht Taro. Im Grunde passt selbst ein Diskobesuch nicht zu seiner Rolle.
 

„Versuch mich auf dich aufmerksam zu machen“, rufe ich ihm einer spontanen Idee folgend zu. Sofort nickt er verstehend und bewegt sich schnell auf den Rand der Tanzfläche zu. Omata dabei immer im Blick. Ich hingegen schnappe mir Nozomi.
 

„Was ist der Plan?“, fragt sie, während wir anfangen zu tanzen.
 

„Freundschaftlicher Tanz“, raune ich ihr ins Ohr. „Darf ruhig nach ein wenig mehr aussehen.“
 

Nono nickt und legt locker ihre Arme um meinen Hals. Wir tanzen jetzt etwas enger beieinander. Als der Lehrer in Sichtweite kommt, setze ich ein neckisches Grinsen auf. Diese Veränderung meiner Mimik bemerkt sie sofort.
 

„Und?“, ruft sie.
 

„Na was denkst du denn?! Der Kerl quatscht ihn sofort an“, erkläre ich ihr, da sie mit dem Rücken zu ihnen tanzt. Als Taro meinen Blick erhascht, winkt er. Dabei wirkt er recht hilflos und total fehl am Platz.
 

„Taro ist wieder einmal genial“, sage ich zu Nozomi.
 

„Das stand ja zu erwarten“, erwidert sie grinsend. „Wie lang noch?“
 

„Ist die Nähe zu mir so schlimm?“, frage ich scherzhaft. Ich will noch warten, bis Taro ein paar Worte mit Omata gewechselt hat und mir einen weiteren fehlenden Blick zu geworfen hat.
 

„Nein, keine Sorge. Du tanzt gut“, erklärt Nono lachend. „Ich will mir nur einen Platz suchen können, von wo aus ich alles mit verfolgen kann.“
 

„Wir sehen uns“, raune ich ihr zu, nachdem Taros Augen meine gefunden haben.
 

„Ich melde mich“, sagt sie schmunzelnd und berührt zum Abschied freundschaftlich meinen Oberarm. „Viel Spaß!“
 

„Werd ich haben“, versichere ich grinsend und bahne mir zielstrebig einen Weg durch den Menge. Taro erweckt den Anschein, als fühle er sich sehr unwohl. Es ist schwer zu sagen, ob das wirklich so ist. Spaß machen, wird es ihm eher nicht. Dazu ist die Gefahr zu groß, dass er in Erklärungsnot gerät.
 

„Da bin ich schon“, sage ich zu Taro und lächele ihn vertraulich an. „Guten Abend, Omata-sensei“, begrüße ich danach den Lehrer förmlich.
 

„N’Abend, Makato-kun. Taro-chan sagte schon, dass er auf dich wartet“, antwortet er, beugt sich zu mir hinüber und fragt neugierig: „Läuft das was zwischen dir und Nozomi-kun?“
 

„Nee“, erwidere ich gedehnt. Es war so klar, dass diese Frage kommen würde. „Das war nur ein freundschaftlicher Tanz. Außerdem lege ich mich nicht so schnell fest.“
 

Ich zwinkere ihm zu und Omata lacht. „Ja, natürlich. Richtig so!“
 

Ich spüre, dass Taro leicht an meinem T-Shirt zupft und wende mich ihm zu. „Können wir dann gehen, Toto?“, fragt er mich schüchtern, aber ich erkenne auch etwas Sehnsüchtiges in seinem Blick.
 

„Ja, klar“, antworte ich mit einem leichten Lächeln, werfe danach aber noch einen begierigen Blick auf die tanzende Menge.
 

„Was ihr wollt schon gehen?“, fragt der Lehrer ungläubig. „Es ist gerade mal halb elf. Die Nacht beginnt doch erst. Und schaut euch nur all die heißen Bräute an.“
 

Kurz schiele ich auf die Tanzfläche, aber schnell ruht mein Blick wieder auf Taro. „Ja, stimmt schon. Aber Taro wollte erst gar nicht hierher und dafür, dass er mitkommt, hab ich ihm versprochen, relativ früh wieder zu gehen.“ Ich lächele erst Taro an und zwinkere danach wieder Omata zu. „Sie wissen ja: Langsam nähert sich das Eichhörnchen.“
 

„Tja, ja“, stimmt der Lehrer grinsend zu. „Schönen Abend noch!“
 

Wir verabschieden uns, holen unsere Jacken und machen uns auf den Nachhauseweg. Es ist sicherlich besser, wenn wir uns nicht noch woanders blicken lassen. So wie ich Omata einschätze, wird er nicht nur in der einen Disko bleiben. Taro scheint meiner Meinung zu sein, denn er widerspricht mir nicht.
 

„Das war gut“, erklärt er und grinst. „Der Weiberheld scheint wie auf dich zugeschnitten.“
 

„Ich fand meinen umsorgenden Freund auch nicht schlecht“, sage ich und scherze: „Taro-chan, willst du deine Jacke nicht schließen?! Nicht, dass du dich wieder erkältest.“
 

Taro lacht und teilt seinerseits aus: „Ach, und ich dachte immer, du wärst die Frostbeule von uns beiden.“
 

Ich werfe ihm nur einen gespielt beleidigten Blick zu. Wir wissen beide, dass er Recht hat. Alleine die Tatsache, dass ich meine Jacke geschlossen habe, ist Indiz genug. Mir ist der Wind noch zu kühl, Taro hingegen interessiert er nicht.
 

„Was wollte er eigentlich von dir wissen?“, lenke ich das Gespräch zum eigentlichen Thema zurück. „Was du auch gesagt hast, es wirkte von Weitem sehr überzeugend.“
 

„Verständlicherweise hat es ihn gewundert, mich in einer Disko anzutreffen“, erwidert Taro und zuckt mit den Schultern. „Er hat mich mit Fragen bestürmt und ich hab herumgedruckst, dass ich mit dir da wäre und auf dich warte.“
 

„Hm“, gebe ich nachdenklich von mir. „Ich frage mich gerade, ob es so klug war, die Andeutung am Schluss zu machen. Jetzt muss ich glatt damit rechnen, dass er in mir einen Komplizen sieht.“
 

„Ja, das stimmt schon“, bekräftigt Taro, „aber du musst ja nicht drauf eingehen. Es gibt keinen Grund, warum du wollen solltest, dass er sich einmischt. Und am Ende wird es ihn noch mehr wurmen, wenn du Erfolg hast!“
 

Er lächelt mir verschwörerisch zu. Das klingt einleuchtet, aber eine Frage bleibt noch offen. „Ach und an wen hast du als ‚Erfolg‘ gedacht? An Nono oder mich?“
 

Taro lacht nur. Anscheinend hält er die Frage für eine rhetorische. Das ist vielleicht auch besser so.
 


 

***

Mir gefällt die Entwicklung nicht. Man müsste blind sein, um nicht zu bemerken, dass Taro und Nozomi sich näherkommen – wieder näherkommen. Eigentlich sollten sie vom letzten Mal gelernt haben. Ich zumindest habe es und ich werde nicht zulassen, dass es wieder soweit kommt. Taros wegen und wie ich mir eingestehen muss, auch meinetwegen.
 

Als Taro noch einmal wegen der Matheklausur – die seinem Gefühl nach wohl ganz gut gelaufen ist – bei Yamaguchi ist, packe ich die Gelegenheit am Schopfe und bitte Nozomi um ein Gespräch unter vier Augen.
 

„Was ist denn los?“, fragt sie verwundert, als ich sie in eine abgelegene Ecke des Schulhofs führe.
 

„Hat sich an deiner familiären Situation irgendetwas geändert?“, frage ich ernst. Die Antwort ist im Grunde klar. Aber ich will mir nicht vorwerfen lassen müssen, dass ich es nicht in Betracht gezogen hätte.
 

„Nein. Wieso fragst du?“
 

„Dann nimmst du lieber wieder Abstand zu Taro!“, fordere ich.
 

„Wie bitte?“ Ihre Stimme ist ruhig, aber ich sehe ihr an, dass sie meine Aufforderung als unverschämt erachtet.
 

„Sei nicht dumm“, sage ich und bemühe mich, ein wenig einfühlsam zu klingen. „Es ist nicht zu übersehen, dass ihr euch wieder näherkommt und wir wissen beide, dass es nicht gut gehen kann. Du hast familiäre Verpflichtungen und im Zweifelsfall wirst du ihnen nachkommen. Sowie beim letzten Mal. Also spar dir den zweiten Versuch.“
 

Es ist nicht so, dass ich Nozomi nicht verstehen könnte. Es ist ein ungemeiner Druck, der von ihrer Familie, speziell von ihrem Vater, auf sie aufgebaut wird. Sie hat nicht viele Optionen. Und einige davon rühren auch nur daher, dass sie ihren Vater dazu überreden konnte, ihre Ausbildung im Ausland machen zu dürfen. Die Distanz gibt ihr einige Freiheiten, weil sie sich etwas seiner Kontrolle entziehen kann.
 

„Ist das ein Befehl?“, fragt sie herausfordernd.
 

„Nein. Das ist ein gutgemeinter Rat“, erkläre ich. Im Grunde mag ich Nozomi. Und sie hat mit ihrer Familie ein echt hartes Los gezogen. Ich muss mir eingestehen, dass ich mich an ihrer Stelle auch nicht anders verhalten hätte. Es ist zwecklos, sich solch einer Familie zu widersetzen. Letzten Endes würde sie nur den Kürzeren ziehen. Ich weiß das und sie ebenso.
 

„Was ist, wenn ich ihn nicht beherzige?“, fragt sie provokant.
 

Ich lächele grimmig. „Ich werde nicht zulassen, dass du Taro erneut ins Unglück stürzt. Wenn du dein Leben zerstören willst, bitte. Aber zieh Taro da nicht mit rein. Wenn ich bemerke, dass du meinen Rat ignorierst, werde ich eingreifen.“
 

„Willst du mir drohen? Denkst du Taro würde dein Eingreifen gut heißen?“
 

„Wenn du es als Drohung sehen willst, tu dir keinen Zwang an“, sage ich kalt. „Ich würde es eher als Tatsache betitelt. Ich werde nicht zögern, zu deinem Vater zu gehen. Du willst nicht im goldenen Käfig enden. Niemand will, dass du das tust. Aber ich würde es in Kauf nehmen. Ebenso wie Taros Reaktion. Dass du ihm einmal das Herz gebrochen hast, war schon einmal zu viel!“
 

Nozomi lächelt traurig. „Ich werde später wahrscheinlich so oder so im goldenen Käfig landen“, erklärt sie. „Dazu werden meine kleinen Widersprüche wohl reichen.“
 

„Dann solltest du dich lieber darauf konzentrieren, dass zu verhindern, als Taro mit ins Unglück zu reißen“, appelliere ich abermals an sie. Ich zweifele nicht daran, dass sie ihn wirklich liebt.
 

„Vielleicht“, murmelt sie und wendet sich von mir ab.
 


 

***

„Sag mal, was fällt dir eigentlich ein“, wütet Taro. Er scheint es mitbekommen zu haben. Wahrscheinlich hat Nozomi die richtige Entscheidung getroffen und ist wieder ein wenig auf Distanz gegangen, was Taro dazu veranlasst hat, nachzubohren bis sie es ihm schließlich gesagt hat. „Du bist so ein Egoist!“
 

Ich seufze. Warum erkennt er in Streits eigentlich immer nur die Absichten, die mir in der Diskussion zum Nachteil gereichen?
 

„Das leugne ich nicht“, gebe ich. Ich will ihn für mich und besonders große Lust, auf seinen Liebeskummer und weitere Aufheiterungsversuche von mir, habe ich nicht. „Aber würdest du bitte zur Kenntnis nehmen, dass ich es auch für dich getan habe?!“
 

„Für mich?“, echot er sauer.
 

„Du weißt, was das letzte Mal passiert ist. Es hat sich nichts geändert. Jetzt würde es auch nicht anders verlaufen. Benutz deinen logischen Menschenverstand. Es würde dich nur wieder verletzen.“
 

„Was geht dich das an? Es ist meine Sache. Ich kann mit meinem Leben machen, was ich will!“
 

„Das Recht nimmt dir auch keiner. Aber wag es ja nicht, zu behaupten, es ginge mich nichts an. Dein Leben ist so mit meinem verknüpft, dass es mich unmittelbar betrifft.“
 

„Und das ist jetzt nicht egoistisch, oder was?“, meint er und ganz Unrecht hat er nicht. Nur dass ich ihm in diesem Moment nicht etwas für ihn Positives ausreden will, weil es mein Leben mit beeinflusst, sondern etwas, das ihn zu 100% unglücklich machen wird.
 

„Aber zu sagen, es sei deine Sache, obwohl du genau weißt, dass es mich betreffen wird, ist nicht egoistisch, oder was?“, kontere ich und kopiere dabei teilweise seinen Satzbau. So wie er es Vivian gegenüber gerne tut. Nur lenkt es ihn nicht ab.
 

„Meine Güte, selbst wenn es so ist. Das gibt dir immer noch nicht das Recht, ihr zu drohen, ihr Leben zu zerstören“, sagt er aufgebracht.
 

„Aber du hast das Recht dazu, oder verstehen ich da was falsch? Denn wenn ihr Vater von eurer Beziehung erfährt, wird es genau darauf hinauslaufen. Es hat sich nichts an seiner Einstellung geändert. Er akzeptiert keine Beziehung seiner Tochter zu einem Normalbürger. Und wenn er der Meinung ist, dass Töchterli sich die falschen Freunde sucht, dann holt er sie einfach wieder in den Bereich seiner Kontrolle zurück. Mann Taro, benutzt doch mal deinen Kopf“, fahre ich ihn hitzig an und lasse mich genervt auf die Couch plumpsen.
 

„Das ist noch lange keine Begründung dafür, dass du ihr gedroht hast“, erwidert er immer noch böse, aber zumindest ruhig.
 

Vielleicht sollte ich ein wenig Reue zeigen, denke ich und seufze. Es bringt wahrscheinlich nichts, weil Taro sowieso durchschaut, dass ich es nicht ernst meine. Also versuche ich es erst gar nicht. „Meine Güte, Tata, was erwartest du von mir? Dass ich noch länger abwarte? Das hätte es nur schlimmer gemacht. Dass ich erst mit dir spreche? Ich kenn dich gut genug, um zu wissen, dass es nichts bringt. Du liebst sie immer noch und wenn sie bereit scheint, das Risiko einzugehen, dann sagst du sicherlich nicht Nein, weil du beim Misslingen Liebeskummer haben könntest. Ihr Risiko ist dabei bedeutend größer.“
 

Taro seufzt, lässt sich in den Sessel neben dem Sofa sinken, zieht die Beine an und schlingt die Arme um die Knie. Er wirkt unglücklich. „Es wär ne nette Geste gewesen“, murrt er, aber ich merke, dass er mir nicht länger böse ist, und dass er die Problematik nicht nur erkannt, sondern auch akzeptiert hat.
 

„Eine Geste, die es zwischen uns nur noch verkompliziert hätte“, erwidere ich ungerührt, obwohl sein niedergeschlagener Anblick mir durch und durch geht. „Wie gesagt, ich gebe zu, dass eine gute Portion Egoismus mit im Spiel war. Ich muss es wirklich nicht haben, dass dich Liebeskummer quält. Was natürlich nicht heißt, dass ich nicht für dich da bin, wenn du welchen hast.“
 

Ich verschweige gekonnt, meine anderen Beweggründe. Zum Beispiel, dass ich ihn ganz für mich alleine haben will. Aber das wird wohl schwierig werden. Ich versuche mich an einem aufmunternden Lächeln.
 

„Hm“, brummt Taro. Nach einem Moment des Schweigens fügt er hinzu. „Nozomi und ich haben uns darauf geeinigt, dass es in unser beider Interesse ist, wenn wir nur gute Freunde bleiben. Ich war nur so schrecklich sauer, weil du hinter meinem Rücken mit Nozomi gesprochen hast. Und das auch noch auf diese Art und Weise.“
 

„Schon okay“, murmele ich. Das Wichtigste ist, dass die beiden zur Vernunft gekommen sind … und Taro in keiner Beziehung ist. Das ist etwas, dass es mir zumindest etwas einfacher machen könnte.
 

„Manchmal ist das Leben echt scheiße“, murrt er und ich stimme mit einem gedehnten „Mhm“ zu.
 

Das bringt mich wieder zu meiner Frage zurück. Warum liebe ich meinen besten Freund? Was Unglückliches hätte mir auch nicht einfallen können.
 

„Toto“, murmelt Taro irgendwann nach einer langen Zeit, in der wir unseren Gedanken nachgehangen haben. „Tust du mir einen Gefallen? Ich weiß, es klingt seltsam, aber küsst du mich mal. Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, Noz Lippen auf meinen zu spüren.“
 

Mir klappt der Mund auf. Für einen Moment denke ich, ich habe mir das nur eingebildet, weil ich ihn so gern küssen würde. Sein fragender Blick beweist mir das Gegenteil. Keine Ahnung, ob das in meiner derzeitigen Situation so eine gute Idee ist, aber ich will ihm diesen speziellen Gefallen unbedingt erweisen. Und zwar aus eigennützigen Gründen. Ich will seine Lippen auf meinen fühlen. Ich will, dass er meine auf den seinen spürt und nicht die von Nono.
 

„Ihr habt aber eine komische Art, euch zu trennen“, sage ich lässig. „Aber du wirst schon zu mir kommen müssen. Ich beweg mich dafür nicht vom Fleck.“
 

Ehe ich mich versehe, sitz Taro auf meinem Schoss und hat seine Arme um meine Hals geschlungen. So hatte ich das nicht gemeint. Ich spüre seinen warmen Körper nur zu deutlich. Ich bezweifele stark, dass das so gut ist. Aber für den Moment fühlt es sich herrlich an.
 

Ich lege einen Arm um seinen Rücken und vergrabe eine Hand in seine weichen Locken. Mit der dirigiere ich ein wenig seinen Kopf. Als unsere Münder aufeinander treffen, schließe ich automatisch die Augen. Ich genieße einen Moment die Wärme und Weiche seiner Lippen und bewege dann meine gegen die seinen. Taro erwidert den Kuss sofort. Ich gebe mich dem Gefühl hin und lasse mich dazu verleiten, neckisch an seiner Unterlippe zu knappern, und mit meiner Zunge über seine Lippen zu streichen, als würde ich um Einlass bitten. Meine Hände drücke ich ihn fordernd an mich.
 

„Also wenn du jetzt noch Nonos Lippen auf deinen spürst, ist dir echt nicht mehr zu helfen“, witzel ich, nachdem wir den Kuss beendet haben, um zu überspielen, dass ich es übertrieben habe. Ich habe mich doch tatsächlich total vergessen.
 

„Manchmal bist du echt besitzergreifend“, murmelt Taro kopfschüttelnd.
 

„Natürlich, du bist ja auch mein Taro-chan“, sage ich einer spontanen Eingebung folgend und wuschele ihm durch die Haare. Hoffentlich schluckt er das, ansonsten komme ich echt in Erklärungsnot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yeliz
2011-05-05T12:50:05+00:00 05.05.2011 14:50
Hey (:

Ich hab mich mal wieder riesig über das Kapitel gefreut.

Ahh.. der Plan scheint zu fruchten ;D Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Omata wird so schön von den beiden hinters Licht geführt. Ich habe so einen Spaß das immer zu lesen. :D

Sie tun mir alle leid. Nono &'nd Taro haben es echt schlecht erwischt. Die arme Nono hat wirklich Pech gehabt mit ihrer Familie. Verständlich das Makato nicht möchte, dass sein bester Freund ein zweites Mal verletzt wird &'nd so handelt. Seine Art einzugreifen fand ich ein bisschen grob, aber so ist er halt. Ach, der arme Taro, ich schenke ihm einen großen Keks, zur Aufmunterung. ;)

Ja, eine gute Portion Egoismus ist wohl in der Liebe immer dabei. Eigentlich aus jeder Sichtweise. Makatos Egoismus hat wenigstens verhindert, dass Tata noch unglücklicher wir und an Liebeskummer leidet, da kann ich ihm seinen Egoismus gar nicht verübeln.
Die Frage nach dem Kuss war etwas unerwartet, aber ich kann nicht bestreiten, dass es mir missfallen ist. 'grins' Na mal schauen, ob durch diesen Kuss Taro's Gefühle aufgewühlt worden. (:
(Also das man sich bei so einem Kuss vergisst, ist ja nicht zu verhindern :D )

Diese Kapitel hast du toll hingekriegt &'nd ich fand es schön, dass man gemerkt hat, wie Makato mit seinen Gefühlen umgeht. (:
Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel &'nd freue mich schon auf die Entwicklungen, der Beziehung zwischen den Beiden &'nd die weiteren Verwirklichungen ihres 'kleinen' Planes.

(Ich frage mich zunehmend, ob Taro mit der 'schauspielerischen Leistung' nicht nur den kleinen Streich für ihren Lehrer gemeint hat.)

Ich hinterlasse liebe Grüsze &'nd ein gaaanz großes Lob. ;D
Träumerin


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