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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Ein Recht verletzt zu sein

Ich bin mit meinem blöden Buch durch! Endlich! Knapp 4000 Seiten und ich habe sie alle gelernt.

Während ich also feiere, schmeiße ich ganz schnell (frühzeitig) ein Kapitel in die Runde in der Hoffnung, dass es früh für euch on ist ^.^ Viel Spaß beim Lesen!
 

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„Na, seid ihr mit dem Lernen voran gekommen?“, grüßte Ayumi.

Katsuya stöhnte nur gequält und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Gab es denn in ihrem Leben nichts anderes außer Lernen und Arbeiten? Ryou tätschelte ihm beruhigend die Schulter.

„Ich habe meine Vokabeln mit deiner Lernmethode versucht“ Karin hielt einen Stapel Karteikarten hoch, die sie schon seit ihrer Ankunft durchging. „Hat echt gut funktioniert.“

„Wann findet ihr die Zeit, so etwas zu schreiben?“ Katsuya sah mit einem Hauch von Verzweiflung die sicher fünfhundert Karten an, die sie auf ihrem Tisch in mehreren Stapeln ordnete.

„Das ganze Schuljahr lang“ Ayumi hob einen Finger. „Lernen beschränkt sich doch nicht nur auf die paar Wochen vor den Prüfungen. Lernen sollte ein ständiger Prozess sein.“

„Ihr macht mich fertig“, murmelte Katsuya nur. So langsam begann er daran zu glauben, dass er es unter die besten Fünfzig schaffen könnte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Ayumi ihn auch in die besten Zwanzig geprügelt hätte, wenn das Setos Bedingung gewesen wäre.

„Sieh es so“ Ryou lächelte aufmunternd. „Es sind für dich nur drei Tage die Woche. Mich fragt Bakura jeden Abend ab. Das macht Seto nicht, oder?“

„Der Kerl hat sie eh nicht alle“ Katsuya schnaubte. Bakura machte es Spaß, andere zu quälen, aber eines musste man ihm lassen: Es hatte meist einen positiven Effekt. Nur bei Ryou war sich Katsuya nicht sicher, ob der Kerl nicht übertrieb.

„Mein so genannter Kerl ist bestens beisammen“ Ryou hob die Nase.

Katsuya blinzelte verwirrt.

„Er sagt, ich soll mir keine Gemeinheiten gefallen lassen sondern direkt etwas sagen. Also werde ich mir auch keine Gemeinheiten über ihn gefallen lassen“, bestimmte Ryou.

„Okay“ Katsuya nickte langsam. „Aber wenn es wahr ist, darf ich es aussprechen, oder? Wie zum Beispiel, dass er super mega aggressiv ist?“

„Das ist er“ Ryou nickte. „Aber nur manchmal. Ehrlich, neunzig Prozent der Zeit ist er ganz ruhig.“

„Es sind die zehn Prozent, die hängen bleiben“ Katsuya lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Und wenn du anfängst, ihn zu verteidigen, könntest du ihm dann auch sagen, wenn er zu weit gegangen ist? Du bist nämlich der einzige, den er dafür nicht mit einem Messer angreift.“

„Dich auch nicht. Nicht mehr zumindest. Und Seto greift er auch nicht an. Genau so, wie er nie einem Kind was tun würde. Shizuka würde er nie angreifen.“

„Zählen wir als Kinder?“, fragte Ayumi nach und zeigte auf Karin und sich.

„Natürlich“ Ryou nickte.

„Also auch, wenn er andere anschnauzt und bedroht, uns tut er ganz sicher nichts?“ Ayumi wollte wohl wirklich auf Nummer sicher gehen.

„Wenn du nicht ihn zuerst angreifst. Also … gefährlich angreifst. Ich glaube, selbst wenn du ihn trittst, wird er das nicht sehr ernst nehmen“ Ryou sah in die Luft, als würde er mehrere Szenarios durchspielen. „Katsuya nimmt er ernst. Meistens zumindest. Aber euch würde er nicht als gefährlich sehen.“

Mitsuki, die von der Seite heran getreten war, hielt Ryou ihr Handy hin. Darauf schien sie etwas getippt zu haben, worauf der Junge auch antwortete: „Yuji sieht er als Gefahr, ja. Er findet, dein Freund behandelt dich nicht gut genug. Er kann ihn deswegen nicht leiden.“

Sie zog erschrocken ihr Handy zurück. Einen Moment lang sah sie es an, bevor sie etwas Neues tippte und es Ryou hin hielt. Er erwiderte: „Weil er für dich Entscheidungen trifft, ohne dich zu fragen und du nicht so verängstigt wärst, wenn er dich gut behandeln würde. Sagt Bakura.“

Sie zog das Handy an ihre Brust und tippelte zurück zu ihrem Platz.
 

„Ich bin so tot ...“, murmelte Katsuya nur und wankte in Yamis Wohnung. „Ich habe noch nie im Leben so viel Stoff in meinen Kopf gedrückt.“

„Man gewöhnt sich daran“ Yami klopfte ihm auf die Schulter und ging in die Küche vor.

„Woran? Das Gefühl, dass der Kopf platzt?“

„Nein, an das Lernen“ Yami schüttete ihm einen Tee ein und gab ihm den Becher. „Je öfter du etwas lernst, desto leichter nimmt dein Kopf es auf. Du wirst sehen, bei der nächsten Prüfungsphase ist es schon viel leichter.“

„Sagt die Theorie“ Katsuya ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Die Praxis sagt, dass ich nicht mehr will. Wir haben erst fünf Lerntage rum und ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Ayumi ist schrecklich.“

„Wann hast du Prüfungen?“, fragte Yami nach.

„Ab nächste Woche“ Katsuya schüttelte den Kopf. „Am Dienstag die erste.“

„Dann ist es doch schon bald vorbei“ Der Ältere setzte sich zu ihm. „Was macht denn dein Stresslevel sonst so? Mit Seto und … all dem anderen?“

Sein Stresslevel … nichts, über das er nachdenken wollte. Punkt eins: Seto. Seto war okay. Kimis Rede hatte echt geholfen. Er sollte sie morgen Abend mal fragen, wann er sie mal besuchen könnte. Er wollte wissen, wie ihr Haushalt so aussah, wie Sasu im normalen Leben war, wie ihr Sohn so drauf war. Irgendwie hatte er das Gefühl, das könnte ihm mit Seto helfen. Und Kimis Sohn kleidete sich als Frau, oder? Vielleicht hatte er dasselbe wie Yugi. Vielleicht konnte ihm das auch da ein bisschen weiterhelfen. Denn ehrlich gesagt verstand er noch nicht ganz, was da mit seinem Mathelehrer los war.

Und das war auch schon Punkt zwei. Yugi. Denn alle Probleme mit Yugi wirkten sich im Endeffekt auf Seto und Yami aus und die beiden waren Katsuyas Stütze. Wenn die Sache mit Yugi die beiden belastete, wirkte das automatisch auf ihn. Nach dem Streit am Sonntag hatte er sich den ganzen Abend schlecht gefühlt.

„Was ist da jetzt eigentlich … zwischen dir und Seto? Du bist ja am Sonntag recht schnell gefahren. Habt ihr … seid ihr noch im Streit, oder …?“

Yami seufzte nur tief und lehnte sich zurück. Er zog ein Bein an und stellte es zu sich auf die Sitzfläche. Nach einem Moment erwiderte er: „Seto hat recht. Ich hänge immer noch daran, es allen recht zu machen und ja keinen Streit zu schaffen. Und er hat auch ein Recht, mir das so heftig zu sagen. Denn ansonsten stelle ich total auf stur oder rede mich da raus. Es muss wehtun, damit ich darüber nachdenke. Und das weiß er auch. Ich mache total zu, wenn man mich kritisiert. Ich würde hundert mal eher weglaufen als mich der Wahrheit zu stellen. Aber gerade braucht Yugi mich und da helfe ich nicht, wenn ich meine eigenen Probleme nicht auf die Reihe kriege. Wir haben gestern telefoniert und es noch mal etwas ruhiger durchgesprochen.“

Katsuya seufzte erleichtert. Hatten die beiden das also schon wieder geklärt. Allen Göttern sei Dank. Wenn Seto und Yami sich anfeindeten, dann … das war die Scheidung seiner Eltern neu aufgerollt. Das war wie diese unendliche Angst, einen dieser Menschen auf immer zu verlieren. So wie er seine Mutter und seine Schwester damals verloren hatte. Das wollte er nie wieder fühlen.
 

„Und das alles jetzt wegen der Frage, ob du ihm ein Kleid schickst?“, fragte Katsuya mit in Falten liegender Stirn.

„Nein, nein, das war nur der Aufhänger. Das hat Seto auch schnell erkannt. Es geht gar nicht darum … es ging darum, dass ich Angst vor Veränderungen habe. Ich habe Angst davor, mich meinen Eltern zu stellen. Und wenn Yugi wirklich zu seiner Transsexualität stehen würde, dann müsste ich das. Ich weiß, dass er dazu zu labil wäre. Und ich habe Angst davor, dass Yugi sich gegen die Überzeugungen unserer Eltern entscheidet. Weißt du … irgendwo in mir ist die klare Überzeugung, dass sie recht haben. Ich weiß, das ist bescheuert, aber meine ganze Welt kippt, wenn ich mir eingestehe, dass meine Eltern Unrecht haben. Denn wo bin ich dann? Was bin ich, wenn ich nicht das schwarze Schaf der Familie bin? Was bin ich … wenn ich einen Wert hätte?“ Yami atmete tief durch und sah in Katsuyas Augen. „Du hast mir beigebracht, dass ich einen Wert habe. Dass Prostitution nicht das einzige ist, was ich kann. Dass ich … dass ich es wert bin, Rechte zu haben. Auf meine Rechte zu bestehen.“

Katsuya nickte.

„Aber gleichzeitig glaube ich immer noch an alles, was meine Eltern gesagt haben. Wenn ich jetzt wirklich verinnerlichen würde, dass sie nicht recht hatten … wenn ich wirklich daran glauben würde, dass ich einen Wert habe, dass ich gut bin ...“ Katsuya nickte weiter, während Yami sprach. „Allein diese Worte nur zu sprechen ...“ Tränen stiegen in Yamis Augen. „Wenn ich einen Wert hätte, was sollte ich über die letzten acht Jahre denken? Ich könnte mit mir selbst nicht leben.“

Katsuya rückte mit seinem Stuhl näher, doch Yami hob nur abwehrend eine Hand. Mit der anderen fuhr er über seine Lider. Er schluckte und atmete tief durch, um die Tränen zu vertreiben. Er murmelte etwas, trank einen Schluck Tee und schloss einen Moment lang die Lider. Schließlich sagte er: „Ich habe mir vorgestern und gestern deswegen die Augen ausgeheult. Es reicht wirklich. Wenn du mich umarmst, heule ich nur nochmal los.“

„Wenn du das brauchst, ist das völlig okay“ Katsuya stellte seinen Becher auf den Küchentisch. Ehrlich, was sollte das? Sonst predigte Yami doch immer, dass man seine Gefühle auslassen sollte. Was war denn jetzt in ihn gefahren?

„Ich will aber nicht“, erwiderte Yami mit einer Stimme, die zu ernst war, um einem trotzigen Kleinkind zu gehören. Eher schien er sich selbst damit überzeugen zu wollen.

„Yami, du hast dich acht Jahre lang prostituiert. Und das hast du gemacht, weil du dich für wertlos gehalten hast“ Der Andere sprang auf und tigerte seine Küchenarbeitsplatte auf und ab, als suche er eine Ablenkung. „Du hast damit aufgehört, als du erkannt hast, dass du mehr wert bist als das. Also wofür willst du dich jetzt hassen oder schämen?“

„Dass ich es nicht früher getan habe!“, schrie Yami und pfefferte seine Holzbretter von der Küchentheke auf den Boden, „warum habe ich acht Jahre dafür gebraucht? Warum habe ich sechsundzwanzig Jahre meines Lebens damit verschwendet, mich selbst zu hassen?“

Katsuya saß nur still da und wartete ab.

Sein bester Freund atmete tief durch, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und blieb einen Moment so stehen. Schließlich griff er die Bretter vom Boden, stellte sie zurück und sagte: „Entschuldige, bitte. Ich habe mich gehen lassen.“

„Lass weiter“, forderte Katsuya und rückte seinen Stuhl so, dass er im Zweifelsfall aufspringen konnte, „Du hast ein Recht darauf, wütend zu sein. Deine Eltern haben dir deine Kindheit zerstört und ihr Hass hat dazu geführt, dass du dich acht Jahre lang prostituiert hast. Du hast ein verdammtes Recht darauf, wütend zu sein.“
 

Yami sah ihn an mit einem Ausdruck, der Entsetzen wie auch Unglauben nahe kam.

Mit einem mal wurde Katsuya klar, was für einen Punkt er da getroffen hatte. Natürlich … Yami war immer kontrolliert. Immer. Sei es Wut, sei es Freude, sei es Trauer. Er hatte das alles weggeschlossen. Er hatte Katsuya immer gesagt, er solle seine Gefühle leben und genau das hatte Katsuya getan. Manchmal waren es zu viele, dann hatte er Dissos gehabt, aber allgemein hatte er immer raus geschrien, was in ihm war.

Yami hatte das nie. Yami hatte immer alles irgendwo hin gestopft und weiter gemacht. All die Vergewaltigungen, die er nach ein paar Stunden mit einem Lachen abgetan hatte. Von seinen Eltern war er ohne einen Blick zurück in die Prostitution gegangen. Von der Prostitution war er ohne einen Blick zurück in ein neues Leben gegangen.

Katsuya stellte sich tausend Fragen. Warum hatte seine Mutter die Gewalt zugelassen? Warum hatte sie ihn zurück gelassen? Warum hatte kein Lehrer ihm je geholfen, obwohl seine Lebensverhältnisse bekannt waren?

Yami stellte sich überhaupt keine Fragen. Yami nahm all das, was ihm passierte, als gegeben hin. Er überstand das alles, was er erlebte – nicht, weil er damit umgehen konnte sondern weil er es unterdrückte.

Stärke lag nicht darin, all diese Schläge zu ertragen und weiter zu machen. Stärke lag darin, für diese Schläge Wut, Trauer und Verletzung aufbringen und diese durchleben zu können. Denn sonst war keine Heilung möglich und eines Tages würden all diese Wunden einen einholen.

So wie Yamis es jetzt taten.

Katsuya legte die Arme um den Älteren, der sich weinend gegen seine Brust drückte. Nein, Yami weinte nicht. Eher schrie er, unterbrochen von Schluchzern. Seine Welt fiel zusammen und alles, was Katsuya tun konnte, war ihn aufrecht zu halten.

Die Erkenntnis, dass er einen Wert hatte, hieß all seine Verletzungen als Verletzungen anzuerkennen. Dass das, was er durchlebt hatte, falsch war. Dass er es wert war, besser als das behandelt zu werden als so, wie er behandelt worden war. Katsuya schluckte und versuchte, seine eigenen Tränen zu kontrollieren.

Er wollte für Yami stark sein.

Aber seine eigenen Wunden zogen. Er wusste immer, er war die Behandlung durch seinen Vater nicht wert. Dass sein Vater ihm etwas antat, was er nicht durfte. Vielleicht war es ihm nicht immer klar, aber den größten Teil der Zeit. Seine Mutter hingegen … das hatte er auch nicht verdient. Ihren Hass. Ihre Ablehnung. Ihre Ignoranz seinen Schmerzen gegenüber.

Seto hatte ihm weh getan. Immer wieder. Aber er hatte sich jedes Mal entschuldigt. Er hatte mehrfach die Möglichkeit aufgebracht, dass es Katsuya besser gehen könnte, wenn er nicht in der Nähe wäre. Seto stellte echt viel Scheiße an, aber er wusste selbst, dass Katsuya mehr wert war als das und genau das Gefühl gab er ihm auch.

Seto gab ihm mehr als je ein anderer Mensch ihm gegeben hatte und sagte ihm dennoch, dass er mehr wert war.

Als Katsuya aufschluchzte, fühlte er so viel Dankbarkeit für Seto wie er Wut und Trauer für seine Mutter übrig hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lady_Ocean
2013-11-20T10:55:02+00:00 20.11.2013 11:55
So ein bisschen frage ich mich bei Ayumi langsam auch, woraus ihr Leben eigentlich besteht. Was ihre Eltern von ihr erwarten. Man hört und sieht zwar nur hin und wieder von außen ein bisschen was von ihrem Leben, aber das scheint wirklich vollkommen mit Arbeit und Lernen aufgefüllt zu sein. Bakura meinte das ja auch mal sarkastisch an, dass ihr Vater sie praktisch die ganze Freizeit über als kostenlose Arbeitskraft im Restaurant ausnutzt. Sie scheint dieses Leben auch schon ziemlich lange zu leben und sich gut damit arrangiert zu haben. Aber gleichzeitig scheint sie auch irgendwo die ganz normalen Wünsche und Träume einer Jugendlichen zu haben, so wie sie sich z.B. auf den Jahrmarkt freut. Ich frage mich aber, wie oft sie in Wirklichkeit die Möglichkeit hat, diese Wünsche auszuleben, oder ob das in ihrem Leben nicht mehr Luftschlösser sind, die sich irgendwie ganz weit weg anfühlen. Und ich habe das Gefühl, dass sie auch überhaupt nicht nicht weiß wofür sie lernt. Sie tut es, weil man es von ihr erwartet, aber einen eigenen Antrieb hat sie nicht. Kann sie wahrscheinlich auch gar nicht entwickeln, weil sie nicht die Möglichkeit hat, mal ein bisschen Zeit für sich selbst zu genießen. Ich befürchte, das könnte irgendwann noch sehr schwer werden für sie, wenn irgendwann diese Umgebung, die ihr ihre Richtung so konkret vorgibt und sie gleichzeitig so einschränkt, wegfällt. Was wäre z.B., wenn sie irgendwann in eine andere Stadt zieht zum Studieren, weg aus dem Dunstkreis ihrer Eltern? Oder irgendwann arbeiten soll? Entweder sie wacht dann auf und merkt, dass sie gar nicht weiß, was sie will, oder sie führt bis an ihr Lebensende ein unglückliches Dasein ohne zu wissen, warum sie unglücklich ist.

Ryo ist auch immer wieder erstaunlich. Katsuya oder sonstwer könnten ihm wahrscheinlich noch so oft sagen, dass er mehr aus sich herauskommen und seine eigene Meinung vertreten soll, aber da würde es ihm viel schwerer fallen, das umzusetzen, selbst wenn er im Grunde weiß, dass seine Freunde Recht haben. Aber wenn Bakura das sagt, geht es scheinbar. Ich frage mich, ob Bakura nach Katsuyas Kommentar das eine Mal wohl später noch genauer darüber nachgedacht hat. Vielleicht hat er ihm deshalb dann auch gesagt, dass Ryo seine eigene Meinung sagen soll. Aber auch sonst denke ich schon, dass Bakura sich viele Gedanken um Ryo macht. Dass er ein feines Gespür für Menschen haben kann, hat er bereits mehrmals gezeigt. Und ich kann es mir auch vorstellen, dass Bakura die meiste Zeit über sehr friedlich ist, wenn sie allein zu Hause sind. Ryo ist ihm halt wirklich wichtig. Ihm gegenüber ist er viel rücksichtsvoller als allen anderen Leuten seiner Umgebung. Klar, dass es da in Gegenwart von Katsuya und den anderen viel häufiger zu Problemen kommt, als das wohl bei den zweien allein daheim der Fall ist. Andererseits ist Ryos Verständnis von einem friedlichen Miteinander auch recht verzerrt, wenn es um Bakura geht, was die Vergewaltigung, die Katsuya das eine Mal miterlebt hat, deutlich gezeigt hat. Wahrscheinlich wird sich deren gemeinsames Leben irgendwo zwischen Ruhe und Chaos bewegen, nicht so horrormäßig, wie Katsuya es sich vielleicht vorstellt, aber auch nicht so harmonisch, wie Ryo sich die Sache auslegt.

Vor Yami liegt jetzt wirklich eine verdammt schwere Phase. Katsuya kann wahrscheinlich von allen am besten nachempfinden, welche Angst Yami vor der Bewältigung seiner Vergangenheit hat und welche Gefühle da jetzt zum Ausbruch kommen. Er selbst hat mit seiner Familie, besonders mit seinem Vater, ja ähnliches durchmachen müssen und auch er hat lange Zeit daran geglaubt, dass es stimmt, was sein Vater ihm eingeredet hat. Dass er Abschaum ist, dass er nichts wert ist. Ich denke, selbst jetzt ist er da noch nicht ganz drüber hinweg, auch wenn er langsam anfängt zu glauben. Aber auf jeden Fall weiß er inzwischen, dass sein Vater ihm Unrecht getan hat. Dass ihm etwas angetan worden war, was er gar nicht verdient hatte. Aber ich glaube, viel weiter ist Katsuya mit seinem Verarbeitungsprozess noch nicht. Nach der Vergewaltigung hatten sich Teile dieses Traumas mit in diesen neuen Horror eingemischt, oder? Als er geträumt hatte, dass er selbst seinen Vater vergewaltigt. Aber von einigen wenigen Episoden, in denen deutlich wurde, dass Katsuya Wut ihm gegenüber empfindet, gab es noch nicht viel. Na ja, mit all dem, was ihn sonst so belastet, ist das echt kein Wunder. Das kommt sicher bald wieder, wenn die Prüfungen vorbei sind und die Testergebnisse da sind und er in Bezug auf Setos Krankheit auch ein Stück weiter ist, oder? Ich nehme an, in dem Punkt wird Yami jetzt wahrscheinlich viel schneller mit seinem Trauma umgehen müssen und schneller Veränderungen zeigen als Katsuya. Aber jetzt ist er auch endlich an dem Punkt angelangt, wo er das wirklich anpacken will. Wo er für Yugi da sein und stark sein will. Dass er es jetzt endlich einmal geschafft hat, seine Gefühle rauszulassen (sowohl im Verborgenen, als er sich nachts die Augen ausgeheult hat, als auch jetzt bei Katsuya), ist auf alle Fälle ein guter und wichtiger Schritt, denke ich. Und allein dass Katsuya da ist, dass er ihn stützt und ihn ganz aktiv dazu ermutigt, seinen Gefühlen Luft zu machen, dass er das akzeptiert und richtig findet - all das hilft Yami im Moment sicher enorm.
Von:  Lunata79
2013-11-19T15:26:39+00:00 19.11.2013 16:26
Ein sehr tränenreiches und mitfühlsames Kapitel. Ich fühle echt Mitleid für Yami, dass es ihm so schwer fällt, zu akzeptieren, Wert zu besitzen. Er mag zwar Zeit dadurch verschenkt haben, aber er hat doch jetzt endlich den Schritt gewagt, ein neues, besseres Leben zu starten. Ich hoffe, Yami schafft es, das alles zu verarbeiten. Er hat ja schließlich noch Seto und Katsuya zur Unterstützung, nicht wahr?
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Kemet
2013-11-19T02:09:06+00:00 19.11.2013 03:09
Ich bin etwas baff. Auch ich habe Tränen in den Augen. Selten habe ich ein solch intensives Kapitel gelesen, in welchem Wut, der Hass sich gegenüber, aber auch gute Erkenntnisse auf diese Art ausgedrückt wurden. Katsuya hat Recht mit dem, was er sagte. Yami HAT das Recht wütend zu sein. Yami hat das Recht zu weinen, während seine Grundfeste erschüttert werden. Yami hat das Recht zu leben ohne sich dabei selbst im Weg zu stehen. Und genau das muss er lernen. Leben. Seine Vergangenheit zu akzeptieren, auch wenn diese acht Jahre seines Lebens gestohlen hat.
Katsuya selbst kennt den Abgrund. Zusammen mit Seto, der ihn zwar wehtut, aber ihn dennoch als Mensch, als Seele und als Partner anerkennt. Das muss Yami nun auch lernen und den ersten Schritt er getan. Erkenntnis.

Daumen hoch für Dein Chapter.
Von:  Lunatik
2013-11-18T20:39:11+00:00 18.11.2013 21:39
Jetzt habe ich doch glatt mitgeweint T.T Jetzt weiß ich auch nicht wirklich, was ich schreiben soll. Die Gefühle von Yami und Kats kommen sehr gut rüber - wobei ich mehr mit Yami mitfühlte als mit Kats. Ich weiß, dass es normal ist Situationen anderer Menschen mit den eigenen zu vergleichen und im Grunde genommen basiert Mitgefühl darauf, aber irgendwie war es für mich so, dass ich das Gefühl entwickelte dieser Moment - also dieses Kapitel - sollte wirklich einzig und allein Yami gehören. Er hat es verdient. Er ist es wert. Andererseits ist es natürlich aus Katsuyas Sicht geschrieben :) Wie gesagt, weiß ich nicht was ich hierzu kommentieren soll - ich konnte einfach unglaublich gut mit den beiden mitfühlen.
Deswegen belasse ich es hiermit und sage nur: great! *knuddel*

P.S. Ich hab mich erkältet T.T


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