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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Geschlecht

Ich sehe, ich war erfolgreich mit Andeutungen im letzten Kapitel :) Oder DS wird nur noch von sehr schlauen Leuten gelesen. Ja, Yugi ist transsexuell. Und hier die weitere Ausführung:
 

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„Aber wir haben Karten gespielt“ Ikar lehnte sich vor, die Ellbogen auf den Knien. „Er liebte Magic&Wizards.“

„Ja, hatten dich deine Eltern nicht gezwungen, das aufzugeben, weil er es so mochte?“ Katsuya, der zu seinem Verlobten gesehen hatte, wandte sich wieder zu Yami.

„Das war … nun, ich kam mit dreizehn in die Pubertät. Yugi theoretisch auch. Ich fand das toll. Ich wollte schon lange größer werden. Und die Älteren hatten mir erzählt, was man mit gewissen Körperteilen so anfangen konnte, das klang sehr spannend in meinen Ohren.“

Shizuka kicherte erneut und bewegte dabei den Kopf, wodurch sie beinahe Yami eine Strähne aus der Hand zog. Katsuya grinste nur. Das klang definitiv nach Yami.

„Yugi fand es schrecklich. Er hasste seinen Körper. Für die Mädchen war er zu jungenhaft und die Jungs nannten ihn alle Schwuchtel, weil er so weiblich war. Und jetzt kamen Hormone und ungewollte Erektionen und der restliche Mist dazu“ Yami atmete tief durch. „Mir ist das erst gestern klar geworden, als ich das alles nochmal erzählte, dass Yugi damals seinen ersten Selbstmordversuch gemacht hat.“

Shizuka zog scharf die Luft ein und sah auf, wodurch sie Yami wirklich die Haare aus den Händen riss. Sie entschuldigte sich schnell, als sie es bemerkte und saß wieder still. Mit ein wenig Suchen konnte Yami die Strähnen wieder aufnehmen und fuhr fort: „Er hat auch Tabletten genommen damals. Ritzen war in unserer Zeit praktisch unbekannt und Drogen wurden auch noch nicht auf dem Schulhof vertickt, demnach waren Tabletten das Mittel der Wahl. Natürlich hat er sich einfach nur ein paar Stunden ins Krankenhaus gebracht und unsere Eltern sind mit einer Rüge davon gekommen, den Kindern zu erklären, dass sie nicht an den Medikamentenschrank dürfen, das seien keine Süßigkeiten. Selbstmord bei einem Dreizehnjährigen schien für die meisten Ärzte undenkbar.“

„Das heißt, Yugi ist seit dreizehn Jahren chronisch suizidal?“, fragte Seto nach. Ja, Seto, Katsuya erkannte die Stimme sofort, sie war einen Hauch tiefer als die von Ikar. Außerdem hatte Seto einen weit emotionsloseren Tonfall als Ikar. Er warf einen Blick zum Sessel, um sich zu versichern. Jupp, überschlagene Beine, Hände, die sich nur an den Fingerspitzen berührten und ein angespanntes Gesicht. Hundert Prozent Seto.

„Sieht so aus“ Yami beendete die Haarkrone und steckte die Enden unter das restliche Haar mangels eines Haargummis. Er setzte sich neben Katsuya auf die Sofalehne. „Ich habe das damals auch nicht verstanden, dass das ein Suizidversuch war, aber zumindest war mir klar, dass es Yugi schlecht geht. Also habe ich meinen Eltern gesagt, ich würde gern einen Job als Zeitungsträger annehmen, um von dem Geld meiner Freundin etwas schenken zu können.“

„Und in Wirklichkeit ...“, murmelte Noah leise.

„Habe ich Yugi neue Kleider gekauft. Und Schmuck. Und Schminke. Und ich habe sie in meinem Zimmer versteckt. Ich würde eh den Ärger kriegen, wenn Mutter das Zeug finden würde. Also hoffte ich, dass ich so zumindest Yugi vor ihrem Zorn bewahren konnte. Ich habe Yugi die Sachen gezeigt, ich habe mein Zimmer immer offen gelassen und mich ansonsten mit meinen Freunden getroffen. Ich habe keine Ahnung, ob er die Sachen jemals angerührt hat. Aber er hat auf jeden Fall wieder am Leben teilgenommen.“

„Du hast ihm das Leben gerettet“ Noahs Aussage klang nicht einen Deut unsicher. Es klang eher vollkommen überzeugt.

„Vielleicht“ Yami seufzte. „Magic&Wizards war sein erstes großes Hobby danach. Er hat sogar beim Sport mitgemacht und wieder gegessen. Er … hatte gehungert, damit sein Körper weniger Testosteron herstellt und nicht wächst“ Er sank auf die Couch neben Katsuya und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. „Shit … hätte ich ihn im Oktober nicht so behandelt, wäre er jetzt vielleicht nicht in der Psychiatrie.“

„Yami, du warst sauer“ Katsuya legte einen Arm um ihn. „Du darfst sauer sein, weißt du? Trotz all dem redet er, als sei das Wort eurer Eltern heilig. Da wäre ich auch sauer. Du hast nicht ein einziges Wort gegen ihn gesagt damals. Du hast nur über eure Eltern geschimpft und dass er sich jetzt genau so verhält. Du hast recht, das sollte er eigentlich besser wissen.“
 

„Andererseits hättest du ihm auch einfach ein Kleid vor die Nase halten können statt zu versuchen, ihn mit Worten zu überzeugen“ Setos Blick schien irgendwo ins Nirgendwo gerichtet.

„Seto, nicht hilfreich“, ermahnte Katsuya und legte seine Arme um Yami.

Dieser drückte sein Gesicht in dessen Schulter, als könnte er damit die böse Welt um sich herum einfach vergessen. Wie ein Kind, dass sich die Augen zuhielt und glaubte, dadurch könnte man es nicht mehr sehen.

„Nun ja, wenn er wirklich transgender ist – und so hört sich das an – dann wird er irgendwann seinen Selbstmord schaffen, wenn er nicht anfängt, seine eigenen Wünsche zuzulassen. Und dazu gehören anscheinend Kleider und Schminke“ Die blauen Augen richteten sich auf Yami. „Hat der Doc schon etwas dazu gesagt? Sollen wir ihm ein Regal Kleider in die Abteilung schicken?“

Yami schien nicht mitbekommen zu haben, dass man ihn angesprochen hatte. Vielleicht hatte er es wirklich geschafft, die Welt um sich herum auszuschalten. Normalerweise hatte er nur dissoziative Zustände nach einer Vergewaltigung, aber er hatte noch nie vorher wirklich von seiner Familie erzählt. Das könnte ein zweiter solcher Fall sein.

„Hey, Yami“ Katsuya schüttelte sanft dessen Schulter. „Yami?“ Er drückte den anderen ein Stück von sich, sah in dessen Augen und lehnte ihn wieder gegen sich. „Dissos.“

„Kein Wunder“ Seto seufzte und erhob sich. Mit ein paar Schritten war er bei Katsuya und hob Yami hoch, als wäre er ein kleines Kind. Ehrlich gesagt sah Yami – zusammengerollt wie er war – in Setos Armen auch aus wie ein kleines Kind. Der Brünette kehrte zu seinem Sessel zurück und drapierte Yami auf sich so, dass es ansatzweise komfortabel aussah.

„Diesen … Zustand“ Noah nickte in Yamis Richtung. „Das habe ich außer bei euch noch nie bei einem Menschen gesehen. Aber bei euch scheint das … häufiger.“

„Derealisierung“ Seto hatte wie immer kein Problem auf Lehrermodus umzuschalten. „Es ist der stärkste psychische Abwehrmechanismus des Körpers gegen alles, was keinen physischen Schmerz zufügt“ Shizuka sah verunsichert zu Katsuya, während Seto sprach. Plötzlich wirkte sie ganz verloren allein auf dem Stuhl. Katsuya winkte sie zu sich und setzte sie auf seinen Schoß. „Depersonalisation, das hast du bestimmt schon oft gesehen und selbst erlebt. Es ist die Fähigkeit des Kopfes, die Empfindungen des Körpers zu minimieren oder sogar abzuschalten. Jedes mal, wenn du dich verletzt, dann wird der Schmerz nach ein paar Momenten weniger. Das ist Depersonalisation. Es reguliert den menschlichen Sinn des Fühlens. Derealisation reguliert alle anderen. Sicht und Gehör setzen als erstes aus, dann Geschmack und Geruch.“

„Das verstehe ich“ Noah nickte. „Das habt ihr mir jetzt mehrfach erklärt und ich habe es mehrfach gesehen. Aber warum sehe ich das nur bei euch?“

„Würdest du einem Autounfall zusehen oder bei einem Banküberfall dabei sein, würdest du es öfter sehen“ Seto strich mit einer Hand Yamis Rücken auf und ab. „Es ist die Reaktion, wenn einem Menschen die Realität absolut zu viel wird. Die meisten verlassen vorher den Raum oder schreien die Personen an, um die auslösende Situation zu beenden. Oder wenn sie geübt sind, dann bitten sie vorher, ein gewisses Thema zu vermeiden. Sie weinen oder halten sich die Ohren zu oder irgendetwas anderes. Das hier ist wirklich die letztmögliche Reaktion des Körpers auf Überlastung.“

„Nun, dann … ehrlich gesagt verstehe ich es dann noch weniger“ Noah schüttelte den Kopf. „Bei dir ist das wie ein Kippschalter. Du springst von Unwohlsein sofort zu diesen … Zuständen. Katsuya das eine mal auch, das ich miterlebt habe. Und Yami jetzt auch.“
 

„Ich auch“, murmelte Ryou leise. Katsuya zuckte fast zusammen. Ryou hatte die ganze Zeit neben ihm gesessen, aber er hatte seine Anwesenheit vollkommen vergessen. Ryou schien einfach mit dem Möbelstück verschmolzen zu sein, so wenig Präsenz hatte er.

„Nun“ Seto schluckte und wandte den Blick ab. „Das kommt daher, dass wir vier alle wiederholt in Situationen waren, wo wir körperlich und seelisch in Todesangst waren und nicht entkommen konnten. Es … es trainiert diesen Abwehrmechanismus ein wenig an.“

„Ich hatte länger keine Dissos mehr“, fiel Katsuya auf, „und Yami hat auch sehr selten welche.“

„Ja, ihr seid beide etwas stabiler“ Seto sah auf den jungen Mann in seinem Arm. „Es sind über vier Monate vergangen, seit du hier wohnst und knapp drei seit der Verhandlung. Dein Geist gewöhnt sich daran, etwas mehr Frieden zu haben.“

Bamm.

Katsuya blinzelte. Natürlich! Was war er für ein Idiot! Der beste Beweis, dass Seto ihm nicht über den Kopf wuchs, war ganz einfach: Weder nahm er Drogen noch hatte er Dissoziationen. Er hatte kein Bedürfnis, aus der Realität zu flüchten.

„Und Yamis auch“, fuhr Seto fort, der von Katsuyas Erkenntnis natürlich nichts mitbekommen hatte, „Spätestens mit dem Umzug hat er einen Strich unter das Leben gesetzt, in dem die Realität regelmäßig unerträglich war.“

„Das heißt, bei Katsuya wird das gar nicht mehr passieren und bei Yami könnte das auch das letzte mal sein?“, fragte Noah interessiert nach.

„Man sollte niemals nie sagen“ Seto seufzte. „Man weiß nie, was das Leben einem entgegen wirft“ Sein Blick kam auf Katsuya zu liegen. Der Blonde überlegte einen Moment, aber der Blick schien zu sagen, dass Seto etwas Bestimmtes meinte. Hm … wenn er raten müsste, würde er sagen, Seto spielte auf die Testergebnisse an. Ihm machten die Diagnosen mehr Angst als Katsuya selbst, so viel hatte er schon mitbekommen. „Aber ja, es besteht die Möglichkeit, dass es nicht wieder passiert.“

„Nun, dann freut es mich sehr, dass es euch beiden anscheinend besser geht“ Noah warf Katsuya ein Lächeln zu, das dieser erwiderte. Shizuka legte ihre Arme um ihn und lächelte ebenfalls. „Und können wir Yami gerade irgendwie helfen?“

„Sollen wir dir helfen?“, fragte Seto mit einem eher amüsierten Lächeln und hob Yamis Kopf mit einer Hand unter dessen Kinn.

„Nein“, flüsterte dieser und sah sich etwas verwirrt um, „warum sitze ich bei dir?“

„Weil ich ein eifersüchtiger Mensch bin und du dich um meinen Freund geschlungen hast“, erwiderte Seto ohne einen Funken Scham in der Stimme, „Dissoziationen oder nicht, das mag ich nicht.“

„Entschuldige“ Yamis Blick sank zu Boden.

„Mann, Seto, jag' ihn nicht gleich in die nächste Phase“ Katsuya schubse Shizuka etwas grob von seinem Schoß an seine Seite, stand auf und brachte Yami seinen halb leeren Becher Kakao. „Hier, trink etwas. Das belebt.“

„Das war ein sehr erwachsener Umgang“, lobte Noah währenddessen Seto.

„Vielleicht sollte ich doch lieber eine Szene machen. Katsuya kriegt das nicht ansatzweise mit. Übertreibe ich?“, fragte dieser zurück.

„Ein bisschen“ Noah lehnte sich zur Seite und legte eine Hand auf die Schulter seines Bruders. „Du kannst ja eine Szene machen, wenn die Situation etwas weniger angespannt ist.“

Seto schnaubte nur.

„Was ist?“, fragte Katsuya etwas verwirrt.

„Nichts. Geh ihm doch noch einen Kakao kochen und dann löffel es ihm in den Mund statt ihm ganz unpersönlich einen Becher zu reichen“ Setos Gesicht blieb abgewandt.

„Seto, keine Szene“, wies Noah ihn zurecht.

„Schon gut“ Yami gab Katsuya den Becher und erhob sich vorsichtig, da seine Beine wackelig schienen. „Ich koche welchen. Das bringt auf andere Gedanken.“

Katsuya sah ihm besorgt nach und schoss einen kurzen wütenden Blick zu Seto, bevor er sich auf den Stuhl setzte, der durch Shizuka frei war.
 

„Und was genau heißt das jetzt für Yamis Bruder?“, fragte Shizuka, die sich über Ryou beugte und Isamu von Ryous Schoß nahm. Der schien mittlerweile zu schlafen und war sehr unbeeindruckt davon, von einem Arm in den nächsten zu wechseln.

„Transgender?“ Seto wartete auf ihr vorsichtiges Nicken, bevor er weiter sprach. „Man weiß nicht genau, woher das kommt. Es scheint nach derzeitigen Erkenntnissen eine Entwicklungsstörung im Mutterleib zu sein. Das Gehirn bildet sich sozusagen mit einem falschen Geschlecht aus. Wir lernen unser Geschlecht und einige Verhaltensweisen nicht mit der Zeit sondern sie sind angeboren. Im Fall einer Person, die transgender oder bekannterweise als transsexuell bezeichnet wird, stimmt das Geschlechtsverständnis des Gehirns nicht mit dem angeborenen äußeren Geschlecht überein. Meistens bemerkt man das schon in der frühen Kindheit, einige Kinder äußern sogar ganz klar, welchem Geschlecht sie angehören und dass sie ihre Geschlechtsteile nicht haben wollen. Yugi scheint überzeugend eine Frau sein zu wollen“ Seto zuckte mit den Schultern. „Mir ist es egal, welches Geschlecht er oder sie hat, solange er damit glücklich ist. Ob er jetzt Frauenkleider trägt, Hormone nimmt oder sich umoperiert, ist mir eigentlich gleich. Er soll nur aufhören, sich töten zu wollen.“

„Umoperieren?“, piepste Katsuya und spürte eine Art Phantomschmerz in seiner unteren Region. Sich die Geschlechtsteile abschneiden? Wer zur Hölle war so verrückt? Und was bekam er stattdessen? Eine Gebärmutter? Ging so etwas?

„Soll ich dir die Technik erklären?“ Ein böses Lächeln legte sich auf Setos Züge.

„Ich verzichte“ Katsuya drückte die Beine zusammen.

„Ich will das auch nicht hören“, gab Noah zu und versuchte seine entgleisten Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu kriegen.

„Mich interessiert das schon. Erklärst du es mir?“, fragte Shizuka nach.

„Aber sicherlich“ Seto lächelte und sah mit einer Intensität zu ihr, als wäre sie die einzige im Raum. „Die Hoden werden natürlich vollständig entfernt. Aus den Hodensäcken werden die großen Labien moduliert-“

„Ich muss dringend Kakao kochen!“ Katsuya sprang auf und raste in die Küche. Wenige Schritte hinter ihm folgte Noah, der auch direkt die Wohnzimmertür hinter sich zuzog. Im Flur sahen sie sich einen Moment mit geteiltem Entsetzen an, bevor sie sich zu Yami drehten, der in die Küchentür getreten war.

„Alles in Ordnung mit euch?“

„Seto- Seto- er … ich will nicht drüber nachdenken“ Katsuya schüttelte den Kopf, was in ein Schütteln des ganzen Körpers überging.

„Mein Bruder erklärt meinem Zögling, wie man sich von einem Mann in eine Frau umoperiert“, brachte Noah mit Ekel in der Stimme hervor.

„Äh … und?“ Yami sah zwischen ihnen beiden hin und her.

„Das ist krank!“ Katsuya sah mit geweiteten Lidern auf. „Wer macht denn so etwas?“

„Jemand, der von seinem eigenen Körper angeekelt ist“, erwiderte Yami mit völliger Ruhe.

„Kann man nicht … kann man das nicht irgendwie behandeln, dass er seinen eigenen Körper akzeptiert?“ Katsuya lehnte sich etwas an die Wand neben sich. „Muss er sich gleich verstümmeln?“

„Besser verstümmeln als töten“ Yami hob nur eine Augenbraue. „Ich habe lieber eine infertile Schwester als einen toten Bruder“ Er verschränkte die Arme. „Und wie viel Behandlung brauchst du, um nur noch Frauen hübsch zu finden und dich vor Geschlechtsverkehr mit Männern zu ekeln?“

„Das … das hat doch gar nichts miteinander zu tun“, murmelte Katsuya und sank etwas in sich zusammen.

„Doch, das ist genau dasselbe. Du wurdest bisexuell oder schwul geboren, das ist ein Teil von dir. Meine Schwester wurde in einem Männerkörper geboren. Ich werde Yugi deswegen nicht ausreden, ein Mädchen zu sein, das haben unsere Eltern zur Genüge getan.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lady_Ocean
2013-11-06T12:55:12+00:00 06.11.2013 13:55
Dass Yami die letzte Begegnung mit Yugi so viele Sorgen bereitet und auch an seiner Dissoziation hier sicher großen Anteil hatte, war zu befürchten. Gerade wenn man jetzt sieht, wie wichtig Yugi ihm eigentlich ist, wie sehr er ihn früher beschützt, wie er sich um ihn gekümmert hat und alles. Ich denke, diese Gefühle sind immer noch da. Wahrscheinlich will Yami auch jetzt nichts anderes, als dass Yugi die Augen öffnet, versteht, wie falsch ihre Eltern liegen und sich von ihnen befreit. Er will Yugi nicht von sich stoßen oder irgendwas. Er weiß nur einfach nicht mehr, wie er ihm helfen kann, wenn dieser sich derart stark vor der Realität verschließt und das hat sicher auch seinen Wutausbruch beim letzten Treffen hervorgerufen. Aber ich denke, dass er jetzt (gezwungenermaßen) endlich über sein Verhältnis zu Yugi und ihre gemeinsame Vergangenheit nachdenkt, hilft ihm auch, seinen eigenen Standpunkt klarer zu verstehen und zukünftig besser auf Yugi einzugehen. Er sagt es am Ende des Kapitels ja eigentlich selbst schon ganz deutlich, dass er lieber eine infertile Schwester als einen toten Bruder hat. Dass Yugi auf jeden Fall leben soll.
Was die Geschlechtsumwandlung angeht, habe ich von einem Freund, der selbst offen mit seiner Identität als Transgender umgeht und zu dem Thema auch intensiv forscht, gehört, dass letztlich gar nicht so viele diesen letzten Schritt der Operation tatsächlich durchziehen. In Deutschland und einigen anderen Ländern ist es inzwischen sogar möglich, nach einer gewissen Zeit, Hormonbehandlung und mit Bestätigung eines Facharztes sein Geschlecht in den offiziellen Dokumenten umschreiben zu lassen. Japan ist da noch nicht so weit. Hier ist die offizielle Geschlächtsänderung nur möglich, wenn man auch die Operationen an den Geschlechtsteilen durchgeführt hat. Im Fall von Yugi kann ich mir aber gut vorstellen, dass er, wenn er irgendwann sein gefühltes Geschlecht akzeptiert, auch eine Operation durchführen möchte. So sehr, wie er seinen jetzigen Körper hasst, wäre er wohl erleichtert und dankbar dafür, wenn er sich so weit wie möglich von diesem trennen könnte.
Dass Katsuya und Noah auf dieses Thema so geschockt reagiert haben, kann ich den beiden auch nicht verübeln. Die Geschlechtsteile sind ja wirklich ein sehr heikles Thema und grad bei Männern wohl wirklich oft mit Schmerzen verbunden. Schon die Vorstellung daran, was ein gezielter Tritt in die Körpermitte für Schmerzen auslösen wurde, führt ja schon dazu, dass die meisten Männer sich schütteln und schmerzverzerrt das Gesicht verziehen. So plötzlich und unvorbereitet, wie Seto das Thema jetzt angefangen hat, ist es wohl kein Wunder, dass die zwei so heftig reagiert haben. Gut, dass Yami, der in dem Punkt deutlich einfühlsamer sein kann, zur weiteren Nachbesprechung schon in der Küche war. Noah ist ja schon deutlich älter als Katsuya und in seinen ganzen Erfahrungen und mit seinem Weltbild eher konservativ und hatte bisher und bis auf diese Truppe hier nie solcherlei Erfahrungen. Für ihn ist das echt alles schwer nachzuvollziehen. Und ich denke, er wird das wohl auch unter "Ich versteh das nicht richtig und finde es nicht normal, aber ich werde diese Tatsache akzeptieren, solange niemand zu Schaden kommt" abtun. Bei Katsuya denke ich, dass ihn vor allem Yamis Beispiel mit der Homosexualität zum Nachdenken anregen wird und wenn der erste Schreck über die Vorstellung einer möglichen Operation verschwunden ist, wird es ihm wahrscheinlich deutlich leichter fallen, sich in die Lage eines Transgenders zu versetzen und diesen Wunsch zu verstehen und zu respektieren. Dann würde es ihm im Folgenden sicher auch leichter fallen, ein nüchternes Gespräch darüber zu führen - falls das in nächster Zeit überhaupt noch einmal auftaucht. Aber so zentral ist es dann vielleicht auch wieder nicht.

Und noch ein Wort zu Seto: Als Yami zu Katsuya rüber gegangen ist und sich an ihn angelehtn hat, war auch mein erster Gedanke, was Seto dabei wohl denkt. Seine Eifersucht, vor allem Yami gegenüber, der ja nachweislich Interesse an Katsuya hat(te? aber wahrscheinlich ist er immer noch verliebt...), ist ja sehr bekannt. Dafür hat er sich aber wirklich gut unter Kontrolle gehabt. Auch wenn er letztlich doch ein bisschen in den Zynismus abgedriftet ist. Aber insgesamt hat er es echt gut gelöst. Ich finde, dafür könnte Katsuya ihm eigentlich mehr Anerkennung zollen. So richtig kann er sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie schwer es für Seto sein muss, sich in so einer Situation zu beherrschen, weil er sich ja eigentlich immer zurück hält, um Katsuya nicht damit zu belasten. Jedenfalls zeugte Katsuyas eher harrsche Reaktion Seto gegenüber davon, wie wenig er ihn im Moment verstanden hat und dass er nicht nachvollziehen konnte, dass Seto nicht nachvollziehen konnte/wollte, wie schlecht es Yami grad ging. - Aus Katsuyas Sicht. Ich denke, Seto war sehr wohl bewusst, wie Yami gerade zu kämpfen hatte mit all dem, was er ihnen da erzählt hat. Und wahrscheinlich war es auch zu einem großen Teil diesem Bewusstsein zu verdanken, dass seine Zurechtweisung gegenüber Yami nicht schärfer ausgefallen ist.
Von:  Shiza-Chan
2013-11-06T03:34:49+00:00 06.11.2013 04:34
Interessantes Kapitel, wirklich. Ich fand die Eifersuchtsszene von Seto sehr interessant, vor allem da sie sich zu anfang sehr subtil zeigte. Katsuya stand ja scheinbar erst auf dem Schlauch und ich auch. Ich glaube es ist gesünder für Katsuya manchmal ein wenig Naiv zu sein :3
Äußerst interessant ist es meiner Ansicht nach das die bewusste und wohl auch ausgelebte Kleiderphase auch die Pubertät überdauerte. Ab diesem Zeitpunkt dürfte man sich ja langsam in das klare kommen was Transsexualität bedeutet, man dürfte sich des Unterschieds zwischen seinem Körper und seinem Wesen deutlicher bewusst werden und auch erkennen das es ein gesellschaftliches Tabu und eine schwierige Situation ist. Ich denke, vor allem wenn man davon ausgeht das sich Yugis Psyche, nachdem er zumindest im Geheimen wieder seiner Identität als Frau nachgehen konnte, wieder stabilierte. Das heißt vermutlich ist sich Yugi seiner selbst soweit bewusst. Ich hätte eher erwartet das Yugi es für sich selbst als eine Phase abgestempelt hat oder komplett verdrängte, das er sich oberflächlich zumindest als Mann sah und fühlte und das Unwohl sein, die Tatsache das er im falschen Körper sitzt schlicht ignorierte, verleugnete, die komplexen Gefühle zu einem simplen, beklemmenden schlechten Gefühl wurden das ihn verfolgt ohne das er es definieren kann. Dem scheint ja nicht so. Ich denke das erklärt einiges und macht es sehr viel drastischer. Bei Homosexualität wäre es wohl einfacher, selbst wenn er sie selbst verleugnet und seine Eltern ebenso, doch wissen die Leute immerhin im groben was Homosexualität ist, auch wenn dieses Wissen meistens mit sehr vielen Vorurteilen und Fehlinterpretationen verstreut ist. Mit heimlicher Homosexualität kann man leben, man fühlt sich sexuell in Wahrheit zu Männern hingezogen, kann aber in vielerei anderen Belangen gewöhnlich leben, denn die Sexualität zieht sich ja nicht unbedingt offen durch jede Situation des Alltags. Als Transgender ist es wohl schwieriger, hierbei muss man seine Identität in jeder Hinsicht verleugnen und verdrängen. Man ist eine Frau die mehr als alle anderen ihre Weiblichkeit voll ausleben will, die einfach Frau sein will, aber man muss den Mann spielen. Immer. Zu jeder Situation. Egal ob es bei der Arbeit ist, bei Freunden, auf der Straße. Man darf niemals man selbst sein sondern muss sich zu jederzeit dem falschen Körper anpassen, den Körper aus dem man nicht heraus kann und der im Grunde ein einziger Fehler ist. Ich die Transsexualität macht Yugi...verständlicher. Es macht es auch verständlicher wieso ihn der Verführungsversuch und die unerwiderte Liebe Katsuyas zu hart traf. Er wurde nicht nur als Liebender abgewiesen, nein aus seiner Sicht wurde er vermutlich auch als Frau abgelehnt in dieser Situation. Die Leute um ihn herum verstehen ihn nicht sondern sagen er ist Schwul, was wohl eine weitere Verleugnung seiner Weiblichkeit ist. Man macht aus ihm einen Mann der Männer liebt obwohl in Wahrheit eine Frau mit all ihren Bedürfnissen und Gefühlen sein Wesen ausmacht.

Was mich wundert ist Katsuyas Reaktion zum Thema Geschlechtsumwandlung und seine Verständnislosigkeit zu der ganzen Sache. Bei Noah ist es verständlich, er ist ein gewöhnlicher und im Vergleich zu seinem Stiefbruder wohl auch in sozialen Belangen konservativerer Mann, aber bei Katsuya hätte ich doch mehr Einfühlsamkeit erwartet. Das er nicht gerade hören will wie genau das mit allem Prozedere abläuft ist ja noch verständlich, mich stört das nicht solange ich mir nicht gerade eine Behandlung anschaue, aber es ist verständlich. Aber das er in dem Moment so wenig Verständnis für Transgender aufbringt, das überrascht ich schon sehr. Vor allem der Kommentar ob man ihm das nicht weg behandeln könnte war doch schockierend und meiner Ansicht nach Ignorant. Er müsste es eigentlich besser wissen, wo er doch selber als Homo- oder Bisexueller Mann von der Norm abweicht und das so etwas angeboren ist, das man es nicht ändern kann und auch nicht sollte. Natürlich können Transgender auch ohne solche Operationen in ihrem fremdgeschlechtlichen Körper ein glückliches Leben führen, doch viele wollen dies nicht, sie wollen das sein als was sie sich geboren fühlen und wirklich mit diesem Geschlecht leben, was auch bedeuten kann den Körper seinem empfundenen Geschlecht anzupassen. Ich hoffe mal Yami setzt sich nun dran und betreibt ein wenig Aufklärung mit Katsuya, ich denke wenn er sich die Zeit nimmt über die Thematik nachzudenken und versucht es zu verstehen wird er es hoffentlich mit anderen Augen sehen. Es wäre ungewohnlich für ihn würde er bei solch einem Thema eine sture Haltung einnehmen. Vor allem wird Yugi nun mehr denn je Freunde brauchen, Leute die sich um ihn kümmern, ihn akzeptieren, fördern und als die Frau wahrnehmen die er in Wahrheit ist, ungeachtet dessen welche Konsequenzen er ziehen wird.
Von:  Lunata79
2013-11-05T21:33:31+00:00 05.11.2013 22:33
Ich stimme dem ersten Satz von MarieSoledad zu.
Außerdem finde ich es voll fies von Seto mit so nem Thema anzufangen, wenn zwei der männlichen Spezies Panik schieben, weil sie um ihre eigenen Genetalien fürchten.
Yami war in de Hinsicht, die Ruhe selbst, weil er sich selbst nicht betroffen gefühlt hat, sondern seine Gedanken bei Yugi hängen geblieben sind. Eigentlich verständlich. Yami ist ernsthaft besorgt um Yugi.
Wie es wohl weitergehen wird? Ich bin gespannt.

Lg
Lunata79
Von:  MarieSoledad
2013-11-05T19:02:10+00:00 05.11.2013 20:02
Ich schiebe Kats' und Noahs Reaktion jetzt mal auf den männlichen Instinkt die Geschlechtsteile schützen zu wollen in Kombination mit Spiegelneuronen, die sie sich sehr detailliert vorstellen lassen, wie sich das anfühlt. Darum denken sie nicht weiter, dass das ja unter Narkose gemacht wird und nicht als Gewalttat sondern nach tiefem Wunsch des/der Betroffenen. Anders kann ich mir das irgendwie nicht erklären, denn eigentlich sind beide ja recht tolerant, Kats noch etwas mehr aber Noah kann das meiste akzeptieren wenn man es ihmn erklärt...
Seto war eifersüchtig weil sich Yami halb-dissozoativ an den Menschen, dem er am meisten vertraut angelehnt/gekuschelt hat....ähm....das kann man aber wirklich nicht als etwas beziehungstechnisches definieren, das ist freundschaftlich oder brüderlich....ich meine, beide kuscheln gerne und Seto weiß das...naja, Gefühle sind nicht logisch, was^^

Auf jeden Fall, in diesem Kapitel ganz besonders: Ich MAAAAG Yami! Er ist toll! Jeder Mensch sollte so einen tollen Bruder oder Freund haben.


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