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Rubina

Piraten unter sich.
von

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IX
 

Richards' „Sea Dove“ geht gerade längsseits und wird gesichert, da brüllt Pip aus dem Krähennest: „Segel auf drei Uhr!“

Wir alle blicken in die genannte Richtung und Silver zückt sein Fernrohr, nur um es nach einer kurzen Weile an mich weiterzugeben.

Ich starre hindurch und grinse dann Irina an: „Unser kleiner Bruder hat seiner Braut offenbar neue Kleider gekauft!“

Irina zückt nun ebenfalls ihr Fernrohr und nickt dann anerkennend: „Stehen ihr gut diese edlen Fetzen...“

Silver neben mir gibt ein unmutiges Geräusch von sich und nickt dann dem neben ihm stehenden Richards zu: „Die „Devils Bride“ hat neue Segel, Barnaby scheint nen gutes Jahr gehabt zu haben!“

Captain Joseph Richards kratzt sich am Kopf und befindet: „Was macht denn mein Neffe so weit ausserhalb seiner angestammten Gewässer?“ dann brüllt er zu seinem Schiff hinüber das sie die Kanonenluken zulassen können.
 

Ich lasse Irina den Vortritt, sehe dabei zu wie sie von unserem „kleinen“ Bruder erst in die Seite geboxt, dann hochgehoben und herumgewirbelt wird.

Barnaby ist wohl derjenige in unserer Familie, der am meisten nach Vater kommt.

Er sieht ihm jedes mal ähnlicher wenn ich ihn zu Gesicht bekomme.

Er kommt, seinen Bart zurecht streichend, auf mich zu, mustert mich von oben nach und stellt dann abschätzend fest: „Du isst zu viel, du bist dick, Mira.“

Meine Hand legt sich augenblicklich beschützend auf meinen Bauch und ich kontere: „Ich ess ja auch für zwei, Barney...“ jeder andere wär jetzt tot.

Barnabys Blick wird funkelt kurz auf, dann nickt er nur kalt: „Gibt's nen Vater dazu?“

Ich hasse ihn manchmal wirklich. Ich bin doch nicht...

Silvers Arm legt sich meine Taille und er knurrt ungnädig: „Es gibt sogar den Mann dazu, Schwager!“

Ja, wir haben die zwei Stunden genutzt die die Devils Bride brauchte um heranzukommen.

Barneys Gesicht macht einige seltsame Sachen, pendelt sich dann jedoch auf einem Grinsen ein und er mustert Silver mit dem selben Blick wie mich zuvor: „Dann gehörst du jetzt also zur Familie Silver. Wolltest du das nicht schon immer?“ Und er schiesst noch eine Spitze hinterher: „Jetzt ist sie nicht mehr so leicht, wenn sie auf deinem Schoss si...“

Barnabys letztes Wort geht in einem erstaunlich lauten Knirschen unter.

Ich glaub ich hab ihm die Nase gebrochen. Ich hoffe nicht, aber ich glaube.

„Halt den Mund Bruder“ das Bruder spucke ich ihm förmlich vor die Füsse, „und scher dich zurück auf deine Schaluppe, bis du weisst was sich gehört.“

Silver starrt mich düster an und ich weiss was er gerne sagen will, aber er hütet sich mich hier und jetzt zurechtzuweisen.

Hier vor Barnaby, der sich die Nase hält und mich zornig anfunkelt.

Irina stellt sich plötzlich zwischen unseren Bruder und mich: „Lass sie in Ruhe, Brüderchen, du weisst, dass die beiden zusammengehören. Nur weil du dein Schiff nicht heiraten kannst, musst du nicht alle Welt hassen die...“

Barnaby fuchtelt abwehrend mit der freien Hand, nimmt die andere von seiner blutenden Nase: „'on gut. War ja nur ein 'erz...“ und er tut etwas was er seit fünf geschlagenen Jahren nicht mehr getan hat: Er salutiert vor mir, verbeugt sich bis hinunter auf die rötlichen Planken der Rubina und erklärt mit lauter Stimme: „Es ist mir eine Ehre und geliebte Pflicht meinem Familienoberhaupt zu Diensten zu sein,“ der Blick seiner eisgrauen Augen ist ernst, „Lady Silver!“

Ich starre meinen kleinen Bruder an, da bin ich grad mal etwas mehr als eine Stunde verheiratet und schon schlag ich meinem Bruder die Nase platt und er erneuert den Familieneid auf meinen neuen Namen. So was.

Irina dreht sich plötzlich um, nickt, verbeugt sich und wiederholt Barneys Worte, nur endet sie mit: „Lady und Lord Silver!“

Ich vergass, dass mein Mann diesen Titel auch bekommt, erklärt zumindest Barnabys dummes Verhalten. Vater hat mir den Titel zusammen mit seinem Schatz und der Flagge übergeben, bevor...

Ich sehe aus dem Augenwinkel wie Richards ansetzen will und stoppe ihn mit einem ernsten Blick: „Nicht, Richards!“

Er rettet sich in einen flapsigen Salut: „Aye, Käpten Red!“
 

Mittlerweile ist es tiefe Nacht, doch auf John und meinem Schiff wird immer noch gefeiert.

Zumindest auf dem Vorderdeck.

Ich habe mich nach hier hinten verzogen, sitze auf einem Fass und lehne mich an die Reling als der Schatten auf mich zukommt.

Ich hebe meinen Blick und murmele: „Ist deine Nase gebrochen, Barney?“

„Und wenn schon...“ er scheint zu grinsen, „... Ich war frech, du bist das gewählte Familienoberhaupt, du hast mich nur auf meinen Platz geschickt. Was hättest du auch sonst tun sollen?“

Ich bin beruhigt. Er nimmt es mir nicht übel. Tat er noch nie, will dennoch wissen: „Hab ich deine Nase..?“

„Nein,“ diesmal klingt er richtiggehend fröhlich, „haste nich... Nu, biste glücklich Hellkitten?“

„Ja und nein...“ ich seufze tief auf, aber wenn einer mich dahingehend versteht, dann Barnaby, „... Ich meine, ich war nie glücklicher als jetzt und hier mit Silver an meiner Seite. Aber, ich bin kaum ein Jahr wieder an Bord und du weisst was diese Lady mir bedeutet...“

Brüderchen nickt: „Du wirst auf Escondida bleiben, nich wahr?“

Ich nicke nur, streiche sachte über die Reling und zugleich über meinen Bauch: „Aber, ich weiss, dass er mir das Wert ist.“ Ob ich nun das Kind meine oder John, ich weiss es nicht.
 

Der heutige Tag begann mit einer Überraschung:

Jim Hawkins stellte den Antrag an Bord bleiben zu dürfen.

Nun, an mir soll es nicht scheitern. Er hat sich gut eingelebt, doch er war noch nie mit uns auf Kaperfahrt und von unserem Mast weht immer noch die rote Flagge.

Ich stehe einen halben Schritt hinter Silver und höre andächtig zu, wo er einmal mehr unsere Bordregeln verkündet.

„... wehrt euch und ihr seid tot. Gebt ihr uns was wir wollen, so bleibt ihr am Leben...“ und so weiter und so fort.

Die Worte ziehen ohne Bedeutung an mir vorbei, nur Silvers ruhige, weiche Stimme sickert in meine Ohren und ich komme erst wieder so richtig zu mir als er beschliesst: „Also, lasst uns abstimmen, ob der Junge bleiben darf. Die Mannschaft zu erst!“

„He ich bin kein Junge!“ der Einwurf von Jims Seite wird mit einem grossen Grinsen vorgebracht und entlockt nicht nur der Mannschaft ein Lachen.

„Na gut,“ befinde ich, „dann stimmen wir eben ab, ob der Leichtmatrose bleiben kann...“ wieder heiteres Lachen; und angeführt von Irina und Scar heben sich beinahe Dreiviertel der Hände ohne jedwedes Zögern und ich strecke ebenfalls.

Ganz im Gegenteil zu Silver, der aber laut genug für jedermann grunzt: „Hat sich was mit meiner Objektivität...“

Ich grinse, klopfe erst meinem Mann auf die Schulter und gleich danach Jim: „Na dann, lass uns mal sehen ob du brauchbar bist!“
 

Richards segelte also heute früh ohne Jim Hawkins an Bord davon, Barnaby dicht auf und ich will gar nicht wissen was die beiden nun wieder vor haben.

Manchmal scheint Onkel Joseph schlicht zu vergessen, dass er eigentlich der Marine untersteht...

Hoffen wir nur, dass er keine anderen Dummheiten macht als zur Familie zu gehören!

Silver liess Kurs auf Escondida setzen und jetzt machen wir gute Fahrt voraus.

Ich rechne – anhand der Sterne – mir grob aus wann wir denn nun auf unsere, Stützpunkt ankommen und komme auf ungefähr drei Wochen.

Gut, noch drei Wochen um mein Schiff, Silver und das Meer zu geniessen.

Aber meine Entscheidung steht fest: Mein Kind kommt mir nicht auf dem Meer auf die Welt und wird bestimmt nicht seine paar ersten Lebensjahre an Bord verbringen.

Zudem wird es nichts ausmachen, wenn ich da mal ein bisschen Verwaltungsarbeit übernehme, wir haben einen grossen Familienbetrieb.



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