Zum Inhalt der Seite

Where the heart truly lies

James Norrington x OC
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

London, Frühjahr 1748 ~ Howland Great Wet Dock

London, Frühjahr 1748

Howland Great Wet Dock
 

„Ich bin so aufgeregt! Ein richtiges Schiff! Ein Schiff seiner Majestät! Ich war noch nie soweit zur Themse vorgelaufen um die Docks zu sehen. Gehört das nicht dem Duke of Bedford? Den Russels?“

„Ja, es gehört den Russels. Aber es dient der East India Company, deshalb sind die Schiffe seiner Majestät dort welche nach Indien fahren. Und wahrscheinlich tut die HMS Victory dies ebenfalls.“

„Oh, das muss so interessant sein, Indien! So exotisch und so schön muss es da sein! Reiten die wirklich auf Elefanten? Und gibt es da wirklich Männer die auf Nagelbrettern schlafen? Ich habe gehört, dass die ganz viele Götter dort anbeten sollen und Kühe dort heilige Tiere sind! Und die Frauen sollen ganz viel Goldschmuck tragen und wunderbar farbenprächtige Stoffe tragen! Stimmt das alles?“

„Das weiß ich leider nicht, Angelica. Ich war noch nie in Indien und kenne niemanden der in Indien war. Vielleicht findest du ja an Bord der Victory jemanden der dir alles über Indien erzählen kann.“

„Ich würde am liebsten selber nach Indien reisen, es soll da wunderbar warm sein und die Sonne soll oft scheinen, das Wetter ist dort sicher besser als hier, obwohl das ja auch nicht schwer ist.“

„Nein, das ist wirklich nicht sonderlich schwer.“, schmunzelte Victoria.

„Sind wir denn bald da? Wie lange dauert es denn noch?“

„Wir sind bald da.“

Angelica rutschte schon die ganze Zeit unruhig hin und her auf der Kutschbank weswegen sie immer wieder von ihrer Schwester ermahnt wurde. Schließlich sollte ihre Robe keine Falten bekommen. Beide hatten sich für Dunkelblau entschieden für diesen Ausflug, sowohl die Robe wie auch der der Rock. Angelica für Taft und Victoria für Atlas*. Bei beiden war die Robe langärmlig, am Wasser war es ja immer noch etwas kühler als in der Stadt. Die Ärmelsäume waren mit Rüschen aus einem helleren Blau besetzt, ebenso wie der komplette Saum am Ausschnitt der Roben. Auf dem Haupte trugen beide einen Dreispitz. Angelicas ihrer war schwarz mit blauen Rüschen umsäumt und geschmückt mit Pfauenfedern. Als Schmuck trug sie lediglich zwei kleine Perlenohrringe. Victoria hingegen trug einen Dreispitz komplett in Blau gehalten, geschmückt mit einer Straußenfeder und helleren Vergissmeinnicht. Ebenso wie ihre Schwester trug auch sie Perlenohrringe und zusätzlich eine schmale Kette aus Perlen die sich um ihren Hals schmiegte. So hatten sich beide Damen für den Ausflug angemessen gekleidet gefühlt und das Familienhaus verlassen und Angelica fand es toll sich genauso zu kleiden wir ihre große Schwester. In dieser Robe fühlte sie sich gleich erwachsener und reifer. Sie hatte sich fest vorgenommen sich von ihrer besten Seite zu zeigen in der Hoffnung, dass sie bald auf einen Ball oder eine Abendgesellschaft mitgenommen werden würde.

„Ich kann es kaum noch erwarten! Wie es wohl auf einem Schiff aussieht? Und im Innern erst? Ich kann mir kaum vorstellen wie so viele Männer dort leben sollen, die Zimmer müssen ja unheimlich klein sein.“

„Ich glaube nicht, dass jeder sein eigenes Zimmerchen auf einem Schiff hat, so groß können die Schiffe gar nicht. Schau, die Hausmädchen von edleren Herrschaften teilen sich doch auch die Zimmer, also werden es die Matrosen sicher auch müssen.“

„Wie die wohl aussehen? Die Zimmer? Das muss doch alles festgenagelt sein, sonst schlingert doch alles hin und her wenn es stürmisch ist. Stell dir nur mal vor, du schläfst und plötzlich bewegt sich dein Bett oder der Tisch kommt auf dich zugerutscht!“

„Du kannst James gleich fragen wenn wir da sind. Er beantwortet dir die Frage gewiss gerne.“

„Ich denke dir würde er sie viel lieber beantworten.“, schmunzelte Angelica und fing sich damit einen strengen Blick ihrer Schwester ein.

Als die Kutsche zum stillstand kam, wussten sie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Beide überprüften noch einmal den Sitz der Hüte, der Roben und Haare, das Rouge auf den Wangen und die gefärbte Pomade auf den Lippen. Erst dann verließen sie die Kutsche. Vor ihnen erstreckte sich das Howland Great Wet Dock

und ein prächtiges, Majestätisches Schiff ruhte auf dem Wasser. Das musste die HSM Victory sein.

„Das sieht ja richtig hübsch hier aus… es sieht ja richtig idyllisch hier aus. Das sieht gar nicht aus wie ein Dock, eher wie ein großes Wasserbecken mit einem hübsches Schiff zur Dekoration…“

„Ich bin selbst überrascht, muss ich zugeben. Ich hätte nicht erwartet, dass es so hübsch hier aussehen würde.“

Angelica hakte sich bei ihrer Schwester ein und zusammen gingen sie zu dem Hafenbecken. Eine Kaimauer oder einen Pier gab es nicht, stattdessen war das Becken von mehreren Baumreihen umsäumt.

Es war wirklich ein imposantes Schiff was vor ihnen auf dem Wasser stand und in Goldenen Lettern dessen Name auf dem Heck zu lesen war. Als sie weiter gingen konnten sie gerade sehen wie James Norrington das Schiff verließ um die Damen zu begrüßen.

„Er sieht wirklich unheimlich gut aus in der Uniform. Das dunkle Blau sieht schick an ihm aus. Und ich bete, dass Kniebundhosen bei den Männern nie aus der Mode kommen, es geht doch nichts über Männer mit hübschen Beinen, oder?“, kicherte Angelica.

„Benimm dich Angelica! Du bist in der Öffentlichkeit! Denk dran, nur ein Fehler…“

„Ja, ja…“

„Guten Tag die Damen, ich bin hoch erfreut sie hier begrüßen zu begrüßen. Milady Victoria, Milady Angelica.“

Zuerst grüßte er Victoria mit einem Handkuss, dann Angelica. Wie immer trug er sein charmantes Lächeln auf den Lippen. Die Haare trug er lang, streng nach hinten gekämmt und im Nacken mit einem schwarzen Band zusammengebunden. Es waren seine eigenen braunen Haare, keine Perücke, keine Ailes de Pigeon…

„Ich bin erfreut ihnen unsere imposante Lady Victory vorzustellen.“, lächelte er und deutete mit einer ausholende Geste auf das Schiff. „Wenn ich die Damen nun an Bord bitten darf?“

„Mit Vergnügen James.“

Beiden bot er jeweils einen Arm an. Angelica musste ein Kichern unterdrücken als sie sich bei ihm einhakte. Das war so charmant…

„Ist das überhaupt sicher? Das sieht mir sehr wackelig aus.“

„Keine Sorge, Miss Angelica, es ist absolut sicher, ihnen wird nichts passieren, ich würde es gar nicht erst zulassen.“

„Du warst doch so aufgeregt endlich auf ein Schiff zu können, also sein kein Hasenfuß, Liebes.“, schmunzelte Victoria.

„Ich bin kein Hasenfuß…“

Die Holzplanken federten zwar leicht unter dem Gewicht aber der Weg hinauf zum Schiff war dennoch stabil und sicher.

„Willkommen auf dem Deck, meine Damen.“

Angelica löste sich sofort, den Blick nach oben die Masten hinauf gereckt und drehte sich um ihre eigene Achse, staunte und eine Flut an Fragen bildeten sich in ihrem Kopf.

„Hat das Schiff keine Segel?“

„Die Segel sind gerafft, wir liegen hier vor Anker, sie werden nicht gebraucht. Wenn das Schiff in See sticht werden sie wieder entrollt.“

„Das sind ja so viele Seile überall… Was ist das da oben für eine Plattform?“

„Das ist der Ausguck. Der Wachabende hält dort oben Ausschau, zum Beispiel nach Gefahren wie feindliche Kriegsschiffe, Sandbänke, Piratenschiffe, um uns dann rechtzeitig zu warnen.“

„Piratenschiffe? Habt ihr schon einmal welche gesehen? Habt ihr schon einmal gegen Piraten gekämpft?“

„Nein, Milady, ich bin bisher davon verschont geblieben.“

„Wart ihr schon einmal in Indien?“

„Nicht nur einmal, Milady.“

„Das hättet ihr nicht sagen sollen, jetzt wird sie euch stundenlang ausfragen.“, schmunzelte Victoria.

„Solange ihr in meiner Nähe bleibt nehme ich das gerne in Kauf.“, lächelte er.

„Wie ist es dort? Reiten die Menschen dort auf Elefanten? Und gibt es dort wirklich riesige gestreifte Katzen? Und Männer die auf Nagelbrettern sitzen? Und sind Kühe dort wirklich heilige Tiere?“

Er musste leise lachen bei dem Schwall an Fragen.

„Um eure Fragen zu beantworten Milady, es ist ein exotisches Land, es gibt wirklich einige Menschen die dort auf Elefanten reiten, die großen, gestreiften Katzen dort heißen Tiger und sind Raubtiere, die Männer auf Nagelbrettern nennt man Fakire und Kühe sind bei den Indern wirklich heilige Tiere.“

„Beten die wirklich dort viele Götter auf einmal an?“

„Ja, das tun sie, Hinduismus nennt sich ihre Religion.“

„Wird die Victory auch nach Indien fahren?“

„So ist es vorgesehen, Milady.“

„Ich möchte auch einmal nach Indien! Victoria, ich möchte viel lieber nach Indien als nach Amerika! Ich möchte auch die großen Elefanten sehen und die Tiger! Ich möchte auch so eine große Katze haben!“

„Milady, diese Tiere sind keine Haustiere, es mögen aussehen wie große Schmusekatzen, aber es sind gefährliche Raubtiere denen der Mensch nicht zu nahe kommen sollte.“

„Ich möchte trotzdem so einen Tiger einmal sehen! Und erst die großen Elefanten! Stell dir nur mal vor, und all die bunten Stoffe und das Gold!“

„Ja Liebes, es muss gewiss alles wunderbar sein. Aber sind wir nicht hier um uns das Schiff anzusehen? Es ist eine wundervolle Aussicht von hier. Es muss wunderbar sein auf dem Meer zu segeln, das Wasser unter sich zu sehen und irgendwann Land zu entdecken.“

Und kaum hatte sie die Aussicht erwähnt, stürmte Angelica an die Reling.

„Das ist wirklich eine wunderbare Aussicht von hier oben!“

Immer noch Victoria am Arm taten sie wenige Schritte auf dem Deck.

„Gewöhnt man sich nicht irgendwann daran?“

„Ich kann nur für mich sprechen, Milady, aber… mir wird es nie langweilig. Es ist immer wieder von neuem aufregend und spannend in See zu stechen, man weiß nie was einem erwartet. Die See ist unberechenbar und nicht vom Menschen zu bändigen. Unsere Schiffe können noch so groß sein… das Meer ist immer noch die gewaltigere Kraft von beidem.“

„Ihr klingt so als hättet ihr viel Respekt vor dem Meer.“

„Den solltet man haben, wir sind schließlich ganz und gar abhängig von diesem wenn wir zu Wasser sind. Die Gezeiten, die Strömung, der Wind. Schon ein kleiner Sturm kann uns vom Kurz abdriften lassen, ein starker Wellengang kann uns zum kentern bringen, ein Tsunami ist der sichere Untergang für jedes Schiff.“

„Tsunami? Was ist das?“

„Eine riesige Flutwelle die durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche verursacht wird. Aber sie tritt nur in der nähe von Küsten auf, nie auf dem offenem Meer. Erst vor zwei Jahren wurde die Stadt Callao in Peru durch ein Erdbeben und einem darauffolgendem Tsunami vollständig zerstört.“

„Das klingt furchtbar.“

„Keine Sorge, Milady, England hat solche Katastrophen nicht zu fürchten.“

„Wie nennt man das hier?“, erklang Angelicas Stimme wieder.

„Das ist die Rehling, Milady und diese Seite des Schiffes nennt man Steuerbord, die linke Seite nennen wir Backbord. Und worauf wir jetzt stehen ist das Hauptdeck. Den vorderen Teil nennen wir Bug und den hinteren Heck.“

„Und die ganzen Seile hier?“

„Das ist die Takelage.“

„So viele neue Begriffe auf einmal, ich glaube ich kann mir das alles nicht auf einmal merken… sind denn keine Matrosen an Bord?“

„Das Schiff ist neu, Milady, es hatte erst vor kurzem seine Schiffstaufe gehabt. Die Crew wird nach und nach mit dem Schiff vertraut gemacht. Daher war es mir auch möglich sie beide einzuladen.“

„Weswegen wir ihnen sehr dankbar sind, James.“, lächelte Victoria.

„Wo schläft man denn auf einem Schiff, Mister Norrington? Es sieht mir noch groß genug aus für so viele Zimmer.“

„Nur die Offiziere haben auch ihre eigenen Zimmer, Kajüten nennen wir diese, auf einem Schiff. Die Matrosen schlafen in einem Schlafsaal.“

„Das muss doch ganz schön eng sein.“

„Auf einem Schiff hat man keine andere Wahl, Milady. Ich hab nun mittlerweile das Glück den Rang eines Midshipmans zu bekleiden.“, lächelte er.

„Und wie lange wollt ihr das noch sein, James?“

„Ende des Jahres werde ich das Offiziersexamen zu Leutnant ablegen, Milady.“

„Dann wünschen wir ihnen schon jetzt viel Glück dafür.“

„Danke, Milady. Nun, da ich die Damen zur Mittagszeit hierher eingeladen habe, war ich so frei ein kleines Essen zu arrangieren, falls die Damen hungrig sind.“

„James, ihr habt euch viel zu viel Mühe gemacht. Das hätte wirklich nicht…“

„Oh, ich verhungere schon beinahe! Das war eine großartige Idee von euch! Wo essen wir denn, hier auf dem Deck?“

„Wenn die Damen mir nun folgen würden? Ich werde sie dazu nun unter Deck führen.“

Er löste sich von Victoria und ging ihnen voran, hielt beiden Damen die Tür auf welche unters Deck führte.

„Das ist ja richtig eng hier.“

„Schiffe sind auch nicht für Damen mit ausladenden Roben konzipiert, Milady.“, schmunzelte er bei Angelicas Kommentar.

„Schiffsingenieure nehmen keine Rücksicht auf die Mode wenn sie Konzepte für neue Schiffe erstellen.“

„Eine einfache Lösung um Frauen von Schiffen fernzuhalten, wo wir doch angeblich Unglück bringen auf solch einem.“, lächelte Victoria.

„Eine Dame wie ihr es seid kann nie Unglück bringen. Ihr wäret eher eine Stella Maris.“, lächelte er.

Victoria erwiederte das Lächeln, fühlte sich geschmeichelt.

„Ihr schmeichelt mir schon wieder James.“

„Ihr wundert euch noch?“

Victoria musste leise lachen und Angelica, da es niemand sah, rollte mit den Augen. Das war so was von offensichtlich… Und da versuchte ihre Schwester noch zu dementieren… Dass Erwachsene einfach nicht sagen konnten was Sache ist, würde sie nie verstehen. James öffnete ihnen eine weitere Tür und führte sie direkt in eine Kajüte. Ein herrlich gedeckter Tisch stand dort bereit. Beiden Damen zog er die Stühle zurück bevor er sich selbst setzte.

„Das sieht so herrlich aus, die Mühe hättet ihr euch nicht machen müssen.“

„Die mache ich mir aber gerne wenn ich zwei so reizende Damen hier begrüßen darf.“

„Das riecht schon sehr appetitlich! Was gibt es denn?“

„Als Hauptgang gibt es Shepard´s Pie und zum Dessert Treackle Tart.“

„Oh, ich liebe Treacle Tarts! Ich könnte die den ganzen Tag essen, obwohl es vieles gibt was ich ständig essen könnte, es gibt einfach viel zu viele leckere Speisen auf dieser Welt.“
 

„Ich bin noch gar nicht dazu gekommen euch zu sagen wie atemberaubend schön ihr heute wieder aussieht, Milady.“

„Vielen Dank, James.“, schmunzelte Victoria, die Wangen leicht gerötet.

Nach dem Essen waren sie wieder hinauf aus das Deck gegangen. Angelica war damit beschäftigt sich das Schiff genauer anzusehen und hin und her zu laufen, Victoria selbst stand mit James an der Rehling.

„Ich muss mich noch ein ausdrücklich für eure Einladung bedanken, dass ihr euch die Zeit dafür genommen habt. Ich fand es sehr interessant heute. Ich hätte nie gedacht, dass man soviel wissen und können muss für die Seefahrt.“

„Für euch würde ich mir alle Zeit der Welt nehmen, Victoria. Es ist eigentlich schwer eine Frau für die Seefahrt zu begeistern. Aber ich habe das Gefühl, das es bei euch gar nicht so schwer war.“, schmunzelte er.

„Wenn ihr einem diese so charmant erläutern könnt.“

Er lachte leise.

„Ich würde euch immer noch gerne zum Tee einladen. Wann könnte euch die Navy denn entbehren?“

„Würde Dienstag der Milady passen?“

„Das wäre mir sehr genehm, ja.“

„Dann Dienstag um 5 Uhr. Ich freue mich jetzt schon, ich verspreche pünktlich zu sein.“

„Selbst wenn ihr es nicht wäret würde ich es euch verzeihen.“, lächelte sie.

Er legte seine rechte Hand an seine Brust und seufzte auf.

„Welch eine Ehre, Milady. Wie soll ich mich bloß bei euch bedanken für diesen Großmut?“

Sie musste kichern.

„James… ihr macht mir schon zu viele Komplimente, das ist Dank genug.“

Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.

„Dann verzeiht ihr mir also alles wenn ich euch nur genügend Komplimente mache?“

„Victoria! Victoria! Ich habe eben im Wasser einen Fisch gesehen! Komm her, schnell! Da unten!“

Diese seufzte leise auf und wandte sich ihrer Schwester zu.

„Ein Fisch, großartig Angelica… Sicher, dass es ein Fisch war und keine Meernixe?“

„Haha, Meernixen gibt es wohl kaum in der Themse… die gibt es bestimmt nur in exotischen Gewässern.“

„In indischen Gewässern gibt es keine, ich habe dort bisher noch keine gesehen.“, warf James ein. „Aber vielleicht gibt es solche in den karibischen Gewässern?“

Angelica sah ihn misstrauisch an.

„So etwas kann es gar nicht geben… der Oberkörper eines Menschen…und der Unterleib eines Fisches… Nein, so etwas kann es nicht geben.“

„Habt ihr solch ein Wesen schon einmal gesehen?“

„Nein.“

„Und woher wollt ihr wissen, dass es sie nicht gibt?“

Er wollte sie damit doch sicher nur aufziehen…

„So etwas gibt es einfach nicht. Wie sollen diese Wesen überhaupt unter Wasser atmen und leben können, das geht nicht. Das ist unmöglich!“

„Aber an die Geister die durch den Tower wandeln glaubt ihr?“

„Sie wurden schon oft gesehen, von mehreren Augenzeugen.“

„Meernixen wurden allerdings auch schon von mehreren Seemännern gesehen.“

„Die zuviel getrunken hatten oder übernächtigt waren.“

„Und die Geister von übernervösen Hausmädchen oder ohnehin ängstlichen Herrschaften…“, schmunzelte er.

Angelica schnaubte leise und wandte sich wieder dem Ausblick zu.
 


 

Anm.:
 

*Atlas = Ungefähr ein Stoff wie das heutige Satin.
 

Howland Great Wet Dock = Das Stück Land gehörte der Familie Russel, dem damals 1. Duke of Bedford. Sie hatten es von John Howland erhalten. Es war eine Mitgift für dessen Tochter, welche die Enkelin von Josiah Child war, dem damals Vorsitzenden der East India Company. Das Dock befand sich in Rotherthithe, damals war London noch kleiner als heute und das Dock lag außerhalb der Stadt. Das Becken war umsäumt von mehreren Baumreihen die als Windschutz dienten, das Familienhaus der Russels befand sich ebenfalls auf dem Gelände. Es hatte keine Kaimauern oder Gebäude die für die Handelsschifffahrt notwendig gewesen wären. Es dienste auch nur als Ausrüstungsplatz oder sicherer Ankerplatz für die Schiffe. Ab ca. 1720 wurde es auch von Walfangschiffen genutzt die von Grönland zurückkamen. Auf der Südseite wurde dann eine Anlage gebaut die Ölwal herstellte. 1763 wurde das Gelände verkauft und das Dock wurde, aufgrund seiner Nutzung der Grönland-Walfänger in Greenland Docks umbenannt.
 

Stella Maris = Der lateinische Name für ´Meerstern`, das ist ein Beiname für die heilige Maria, Mutter Jesus. Somit ist sie eine Schutzpatronin der Seeleute und symbolisiert den rettenden Stern, der dem Nautiker die Richtung deutet. In Vorchristlicher Zeit waren es auch Beinamen der Göttinnen Venus, Aphrodite, Isis und Ishtar.
 

Shepard´s Pie = Eine Art Auflauf der aus zwei Schichten besteht, die erste besteht aus Hackfleisch vom Lamm (daher Shepard) und die zweite aus pürierten oder fein geriebenen Kartoffel.
 

Treacle Tart = Kleine Törtchen in Muffingröße aus Mürbeteig mit Sirup.
 

Die Geister vom Tower = Hiermit ist der Tower of London gemeint. In den vielen Jahrhunderten fanden viele ihren Tod in dessen Mauern. Oft wurden noch nach ihrem Tode unter anderem die Gestalten von Anne Boylen, Lady Jane Gray, Sir Walter Raleight und König Edward V mit seinem Bruder gesichtet.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück