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Closer to the edge

Kisame/Itachi
von

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Punished

Grelles Sonnenlicht blendete Itachi, als er am nächsten Morgen wach wurde, und reflexartig legte er den Arm schützend über die Augen. So war das schon viel besser und er konnte noch ein wenig – Moment! Innerhalb der nächsten zwei Sekunden saß der Uchiha aufrecht im Bett, sah irritiert auf seine Hände, wo sich an den Gelenken noch ein paar feine Striemen abzeichneten. Er war nicht mehr gefesselt und er war…allein? Nach Bestätigung suchend ließ er den Blick durch das Zimmer schweifen, doch keine Spur von dem Haimenschen. Nun völlig verwirrt rieb Itachi seine leicht wunden Handgelenke, wurde jedoch zunehmend nervöser; wartete Kisame vielleicht unten auf ihn? War das ein dummer Scherz? Er hatte ihn doch nicht wirklich hier zurückgelassen und war ohne ihn zum Mizukage gegangen oder? Seine Gedanken rasten und dabei fiel ihm erst sehr spät auf, dass er noch nicht ein einziges Mal daran gedacht hatte, was das genau bedeuten würde. Er war frei.

Gleich darauf verwarf er den Gedanken wieder und mühte sich umständlich aus dem Bett, strich sich nebenbei die zausen Haare glatt. Dann ging er zur Tür, öffnete diese zaghaft und spähte um die Ecke…der Gang war leer. Itachi schluckte leicht, fühlte sich immer noch unwohl, auch weil er nicht geringste Ahnung hatte, wo er sich überhaupt befand, doch er riss sich zusammen und schob die Bedenken erstmal nach hinten. Die Treppe am Ende des Ganges knarrte hörbar, als er sich herunter begab und er hoffte wirklich, dass Kisame ihn nicht in einem Nest voller Verbrecher zurückgelassen hatte. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht, denn kaum dass er unten angekommen war, sprach ihn eine ältere, freundlich lächelnde Frau an.

„Guten Morgen!“, begrüßte sie ihn auch sogleich, woraufhin er eine gemurmelte Erwiderung gab. „Es ist schön, dass es Ihnen wieder besser geht. Als Sie gestern hier angekommen sind, wirkten Sie mehr tot als lebendig! Ich habe mich ziemlich erschrocken, aber dieser unheimliche Herr in Ihrer Begleitung meinte, dass Sie sich nur den Magen verdorben hätten.“

So konnte man das natürlich auch nennen, wenn man jemanden mal eben ausknockte. Sei es drum, jetzt konnte er das sowieso nicht mehr ändern.

„Sagen Sie, wo ist denn dieser unheimliche Herr hin?“, fragte er und die Frau legte einen Finger ans Kinn.

„Er ist heute Morgen gegangen, nachdem er bezahlt hat. War ziemlich unhöflich, als ich gefragt habe, ob ich Ihnen etwas ausrichten soll.“

Sie schüttelte den Kopf, um ihrer Entrüstung Ausdruck zu verleihen, doch Itachi interessierte das nicht besonders.

„Hat er denn etwas gesagt?“, erkundigte er sich, konnte nicht fassen, dass Kisame wirklich einfach so abgehauen war.

„Allerdings hat er das! Dieser Flegel meinte, ich solle Ihnen sagen, dass Sie dahin verschwinden sollen, wo Sie hergekommen sind. Unglaublich, nicht wahr?“

Das war es in der Tat, aber Itachi fehlten schlicht die Worte, so dass er nur stumm nickte; die Information musste er erstmal verarbeiten.

„Sie sind ja ganz bleich…meine Güte, fühlen Sie sich nicht gut? Wieder der Magen?“

Itachi blinzelte, sah verwirrt auf, ehe er ein schwaches Kopfschütteln hervorbrachte.

„Geht schon…“

„Ich schlage vor, Sie gönnen sich erstmal eine heiße Dusche, ja? Ihr zweifelhafter Freund hat ja schon alles bezahlt, das geht also in Ordnung und nach einer schönen Dusche sieht die Welt schon ganz anders aus!“

Itachi wusste nicht, was genau ihm etwas daran ausmachte, dass er in Zukunft seine Ruhe vor Übergriffen aller Art haben würde, aber es beschäftigte ihn so sehr, dass er nicht mal widersprach. Die alte Dame hätte sich wohl sowieso nicht abhalten lassen, sondern ergriff einfach sein Handgelenk und zog ihn mit. Itachi zuckte nur leicht, als sie die Striemen berührte, sagte aber nichts.
 

Etwas später lehnte er an der gekachelten Wand, während das heiße Wasser auf seinen Körper prasselte. Es tat wirklich gut und vor allem half es, seine Gedanken zu ordnen. Kisame war also gegangen…ohne ein Wort. Nicht ganz richtig, immerhin hatte er gestern genug gesagt, das Itachi zu denken gegeben hatte. War diese gestammelte Frage, ob er freiwillig bei ihm bleiben würde, etwa ernst gemeint gewesen? Es war nicht leicht, zwischen den Zeilen lesen zu müssen, schon gar nicht bei jemandem, der so launisch wie Kisame war. Im einen Moment benahm er sich wie ein ungezügeltes Monster und im anderen…anders halt. Itachi strich sich die nassen Haare nach hinten, griff dann nach der Shampoo-Flasche, um sich mit dem Inhalt einzureiben.

Wie sollte man denn bei diesem Kerl durchblicken, wenn der sich immer so widersprüchlich verhielt? Hatte Kisame ihm das nicht auch schon mal vorgeworfen? Stimmte das? Verhielt er sich widersprüchlich? Ein wenig, ja…aber was sollte er auch machen, wenn der Haimensch ihn ständig überfiel? Da konnte man ja nur abgeschreckt sein und die Gossensprache hatte auch nicht dazu beigetragen, dass Itachi diesem Vorhaben mit Freuden zugestimmt hätte. Er schauderte, spülte sich rasch das Zeug aus den Haaren, wobei ihm unweigerlich die Szene bei der Hütte vor die Augen trat. Was da passiert war, war irgendwie anders gewesen…ungezwungener und mehr zufällig. Da hatte er sich nicht gewehrt, sondern mitgemacht. Warum, das wusste er bis jetzt nicht, aber vielleicht gab es dafür auch keine Erklärung. Itachi drehte das Wasser ab, wrang sich dann langsam die Haare aus, ehe er aus der Dusche stieg. Wie mechanisch packte er sich das Handtuch und trocknete Körper und Haare ab, während er darüber nachdachte, was er jetzt am besten tun sollte. Er war frei, das war Tatsache. Kisame würde er nie wieder sehen, wenn ihm das Schicksal endlich einmal keinen Stein in den Weg legte. Dann würde er auch seine Familie wieder sehen…seine Eltern, Sasuke, Shisui…er wäre wieder zuhause. Itachi hob den Blick, sah in den Spiegel, wo ihm ein dunkles, mattes Augenpaar begegnete; warum konnte er sich nicht einfach freuen?
 

„Sieh an, sieh an…der Köter kehrt zurück zu seinem Herrn!“

Die Bezeichnung war für Kisame nichts Neues mehr und das Raiga ein widerlicher Scheißkerl war, das war ihm auch bekannt. Verächtlich musterte er den anderen Schwertkämpfer, der ihn mit seinem unverschämten Grinsen nicht weniger maß.

„Ich will mit Yagura reden!“, knurrte er ohne auf die Beleidigung einzugehen.

Sein Gegenüber schnalzte mit der Zunge, funkelte ihn aus seinen blauen Augen spöttisch an.

„Das trifft sich gut…er brennt nämlich geradezu darauf, mit dir ein Wörtchen zu wechseln.“

Kisame konnte sich denken, was das bedeutete und er verspürte nicht üble Lust, Raiga eine für seine dämliche Schadenfreude zu verpassen. Doch er war so klug, nicht die Beherrschung zu verlieren; das würde weder Suigetsu noch ihm selbst helfen. Daher fügte er sich in die Rolle des Köters und machte sich auf den Weg zu seinem Herrn. Es wunderte ihn nicht, dass Raiga ihm folgte, war dieser doch sicher viel zu gespannt auf seine Strafe.

Wie es zu erwarten war, saß Yagura in seinen Räumlichkeiten, wohl gerade damit beschäftigt, einen niederen Shinobi runterzuputzen. Wenn man sonst keine Hobbys hatte…bitte. Kisame räusperte sich einmal und sofort lag die Aufmerksamkeit des Mizukage auf ihm. Die violetten Amethyste bohrten sich geradezu in seine Augen, während er den Shinobi mit einer schnellen Handbewegung davon jagte, was diesen unweigerlich aufatmen ließ. Yagura lehnte sich in seinem Sessel, der schon fast wie ein Thron wirkte, zurück und nahm sich Zeit, ihn ausführlich zu mustern.

„Kisame…bequemst du dich also doch noch hierher, welch Ehre.“

Der Angesprochene trat ein wenig näher, Raigas Blick in seinem Rücken spürend, und sah zu dem Mizukage auf.

„Darf ich mich äußern oder soll ich gleich in den Kerker?“, erkundigte er sich in einem beinahe genervten Tonfall und ja, es nervte ihn auch!

Die Prozedur war ihm nicht unbekannt und desto schneller sie vorüber war, umso besser. Alles andere war doch nur Zeitverschwendung, denn zermürben ließ er sich nicht. Außerdem war er sowieso schon gereizt, weil er Itachi zurückgelassen hatte. Was ihn genau dazu getrieben hatte, würde er sich wohl selbst nie erklären können…aber es war sicher das Richtige gewesen. Itachi hatte eine Familie, er war jung…und er sollte nicht hier mit ihm stehen und womöglich auch noch umgebracht werden. Wenn er die Miene des Mizukage so betrachtete, war es auf jeden Fall richtig gewesen, den Uchiha entkommen zu lassen – auch wenn es ihn Überwindung gekostet hatte. Verdammt noch mal, wann hatte er einen Menschen jemals so sehr vermisst und das auch noch in so kurzer Zeit? Außer Zabuza niemanden und das war auf einer ganz anderen Basis. Itachi gehen zu lassen, war wohl das Selbstloseste, was er je getan hatte.
 

„Na schön…ich höre.“

Kisame wusste, dass er ihm nicht abkaufen würde, dass der Uchiha geflohen war, aber es direkt zuzugeben würde an Verrat grenzen. Also erzählte er dem Mizukage die Wahrheit bis zu dem Punkt, an dem Itachi und er den Waffenstillstand geschlossen hatten. Yaguras Miene blieb unbewegt und er ließ ihn ausreden, was hoffentlich ein gutes Zeichen war. Als Kisame geendet hatte, erklang ein hohles Lachen hinter ihm und Raiga trat vor, in den blauen Augen ein bösartiges Funkeln.

„Und das soll Mizukage-sama dir abkaufen? Die Oi-nin haben dich also angegriffen, ja? Warum sollten sie so etwas tun? Sie stammen aus deinem Dorf! Ist es nicht viel eher so, dass du deine Unzulänglichkeiten vertuschen willst? Oder gar die Tatsache, dass du den Uchiha absichtlich hast laufen lassen?“

Kisame knirschte mit den Zähnen; was mischte sich dieser Drecksack überhaupt ein?

„Und warum sollte ich das deiner beschränkten Meinung nach tun?“, entgegnete er knurrend.

„Nun…vielleicht hast du dich ja in die kleine Nutte verliebt?“

Raiga schien sich wunderbar zu amüsieren, während Kisame ihn fassungslos anstarrte; was war denn das für ein Mist, was dieser Typ da laberte? Wenn Yagura ihm nicht gleich befahl, die Schnauze zu halten, würde er dafür sorgen, dass er es tat. Strafe hin oder her.

„Du leugnest es nicht mal! Ist das nicht Beweis genug? Ich frage mich nur, wie man an solch einer Geschmacksverirrung leiden kann…sag, ist dein Herzchen blind gewesen?“

„Du bist gleich blind, wenn du nicht deine verdammte Fresse hältst, du-“

„Gut, das reicht jetzt! Klappe halten und zwar beide!“, unterbrach der Mizukage das Streitgespräch und beide Schwertkämpfer verstummten augenblicklich. „Was Raiga sagt, gibt mir zu denken, Kisame.“

„Was?!“, kam es von Letzterem, während Raiga triumphierend grinste. „Ihr glaubt diesen Schwachsinn?!“

Yagura lehnte die Stirn gegen den Handrücken, betrachtete ihn gelangweilt.

„Gewöhnlich lässt du deine Beute doch nicht entkommen? Immerhin hast du es geschafft, einen ganzen Trupp Oi-nin auszulöschen und laut Augenzeuge befand sich der Uchiha bei dir. Und er schien nicht gefesselt zu sein.“

Okay, das war jetzt ungünstig; er hatte ja gewusst, dass er diesen Kerl hätte abmurksen sollen. Wenn ihm Itachi je wieder begegnete, würde er ihn für diesen Fauxpas zusammenfalten.

„Ich bin es langsam leid, meine Leute an deinen Blutdurst zu verlieren.“

Die Tonlage gefiel dem Haimenschen nicht, denn sie deutete darauf hin, dass es dieses Mal nicht so glimpflich für ihn ausgehen würde.

„Außerdem stehst du unter Verdacht, einen Gefangenen freigelassen zu haben.“

Super, er war so was von geliefert…bei Gelegenheit musste er sich unbedingt bei Itachi bedanken. Andererseits war das irgendwo auch sein eigener Fehler und den musste er jetzt nun mal ausbaden. Wenn es auf die Todesstrafe hinaus lief, konnte er vielleicht noch einen fairen Kampf verlangen, bevor er abtrat, das war doch das Mindeste.

„Da du dich ja in den Kerkern wie zuhause fühlst, wirst du von nun an dort bleiben. Schätz dich glücklich, wenn wir Gefangene zu entsorgen haben, kommen wir auf dich zurück. Ansonsten wirst du viel Zeit zum Nachdenken haben – ich hoffe, es bringt etwas.“

Kisame brauchte ein paar Sekunden, um das Ausmaß dieses Urteils zu begreifen, denn dieses war schlimmer als der Tod. Er zitterte vor Wut, erwiderte Yaguras kühlen Blick mit inbrünstigem Hass.

„Ihr habt mich monatelang hier festgehalten und die Drecksarbeit machen lassen. Nicht ein einziges Mal habe ich mich beschwert! Und jetzt wollt Ihr mich ganz wegsperren? Das könnt Ihr vergessen! Lieber sterbe ich, als in diesem Loch zu verenden!“, grollte er und meinte es ernst.

Yaguras violette Iriden funkelten auf und als er sich erhob, umfing ihn wieder diese merkwürdige, dunkle Aura, die selbst dem Haimenschen nicht geheuer war.

„Du hast da etwas Entscheidendes vergessen, Kisame.“

Ein gleißender Schmerz durchfuhr sowohl seinen Rücken, als auch seine Brust, doch er konnte nicht sagen, was ihn da getroffen hatte. Keuchend sank er an der Wand hinab, hatte nicht mehr als eine Art dunklen…Schweif gesehen, der ihn zur Seite gewischt hatte wie eine lästige Fliege. Mit langsamen Schritten näherte sich der Mizukage, blickte ihn abschätzend an.

„Vielleicht ist dir dein Leben egal…aber was ist mit Suigetsus? Soll er ebenfalls sterben? Widersetze dich mir und er wird noch heute hingerichtet.“

Kisame schmeckte Blut in seinem Mund, als er sich hart auf die Zunge bis; daran hatte er im Eifer des Gefechts gar nicht mehr gedacht. Dieser verdammte Erpresser…

„Es ist deine Entscheidung.“

War es nicht…es war schon lange nicht mehr seine Entscheidung; eigentlich hatte Raiga Recht. Er war er nur noch der Köter des Mizukage. Zerknirscht senkte er den Blick, kapitulierte endgültig, was Yagura ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Ich wusste, du bist vernünftig.“

Der Mizukage klatschte einmal in die Hände und Kisame fand sich von Oi-nin umzingelt.

„Führt ihn ab!“

Grob wurde er hoch gezerrt und an den Ort gebracht, den er am meisten verabscheute…und an dem er vermutlich für den Rest seines Lebens bleiben würde.
 

Itachi hatte nicht vorgehabt, schon wieder einfach drauf los zu laufen, ohne einen Plan davon, wo er sich überhaupt befand, doch die alte Frau hatte ihm nicht wirklich weiterhelfen können und er hatte nicht zu viel verraten wollen. Wenigstens hielt sich das Wetter, so dass er nicht schon wieder durch den Schlamm waten musste – einmal reichte vollkommen aus. Er strich sich eine störende Strähne hinters Ohr, allerdings wurde sie ihm sofort wieder ins Gesicht geweht. Still seufzte er, während er den kleinen Waldweg entlang schritt, aber irgendwie schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab. Dass Kisame ihn so einfach hatte sitzen lassen, nachdem ihm zuvor anscheinend so viel daran gelegen hatte, ihn bei sich zu behalten…das passte nicht zusammen. Was hatte sich geändert?

Ruckartig blieb Itachi stehen, starrte ungläubig auf den Weg vor sich, während ihm ein geradezu skurriler Gedanke durch den Kopf schoss; was war, wenn der Haimensch die selbe Veränderung wie er selbst durchgemacht hatte? Das erklärte das widersprüchliche Verhalten. Aber nur weil sie miteinander sympathisierten, bedeutete das doch sicher nicht, dass er…dass…unmöglich! Das war absurd. Er konnte keinen Mann…das war keine Option, weil er nicht…er war nicht…er war…verzweifelt.
 

„Im Ernst, Uchiha-san, du wirst nicht weit kommen, wenn du hier noch länger so rum stehst.“

Itachi zuckte so heftig zusammen, dass er gegen den ihm am nächsten stehenden Baum stieß, sich dabei hektisch umblickend. Diese Stimme kannte er doch und als er langsam den Kopf hob, nach oben schaute, entdeckte er eine Person, die ihm alles andere als fremd war, in der Baumkrone sitzen. Das lange Haar hatte er zu einem hohen Dutt zusammengefasst, wobei zwei Strähnen sein hübsches Gesicht umrahmten. Dieses Mal trug er Kleidung, die an die der Oi-nin erinnerte und als er genauer hinschaute, erkannte er die obligatorische Maske in den filigranen Fingern.

„Was schaust du denn so überrascht?“, schmunzelte der Junge und wippte mit den Füßen, die in hölzernen Sandalen steckten.

„Was…tust du hier, Haku?“, brachte Itachi schließlich verwirrt hervor.

Die nussbraunen Iriden musterten ihn eine Weile, dann seufzte ihr Besitzer geräuschevoll.

„Die Frage ist eher, was du hier tust. Die ganze Zeit warst du auf der Flucht und nun, wo Kisame-san dir eine Chance eingeräumt hat, willst du sie nicht nutzen. Das ist nicht besonders klug.“

Dass Haku Recht hatte, das stand außer Frage, aber Itachi wusste auch nicht, was er sagen sollte, um sich zu rechtfertigen. Was mit ihm los war, konnte er ja selbst nicht sagen, denn schließlich hatte er sich dieses Chaos nicht ausgesucht. Woher wusste der Junge überhaupt von Kisames Entschluss?

„Bist du uns gefolgt?“

Haku gab keine Regungen von sich, betrachtete ihn eine zeitlang stumm, ehe er sich mit einer grazilen Bewegung vom Ast schwang und direkt vor ihm landete.

„Ich habe euch gesehen, als ihr auf dem Weg zum Gasthaus wart und war neugierig“, gestand er dann. „Allerdings war ich sehr irritiert, als Kisame-san allein gegangen ist. Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?“

Hakus Tonlage war so eindringlich, dass Itachi sich zunehmend unter Druck gesetzt fühlte und ausweichend zuckte er mit den Schultern.

„Der Mizukage wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass du entkommen bist. Zudem hat Kisame-san viele Feinde unter den Shinobi.“

Itachi erstarrte innerlich, bekam aber immer noch kein Wort heraus.

„Wie es aussieht, ist ihm dein Leben wichtiger gewesen als sein eigenes.“

Es fiel ihm schwer, das zu glauben, doch ebenso wusste er, dass Haku Recht haben musste; was sonst rechtfertige das Verhalten des Haimenschen?

„Ich habe nicht darum gebeten“, erwiderte er leise und der Junge vor ihm sah ihn mitleidig an.

„Und trotzdem machst du dir Gedanken um ihn.“

Das entsprach der Wahrheit, aber wie sollte er das auch abschalten? Er war niemals davon ausgegangen, dass Kisame ihn einfach gehen lassen würde und nun tat er so was.
 

„Du musst dich entscheiden, was du willst, Uchiha-san.“

Das war einfacher gesagt als getan, aber die logisch korrekte Antwort war klar.

„Kisame-san hat dir eine Möglichkeit eröffnet, nach Hause zu kommen – du musst sie nur ergreifen. Innerhalb eines Tages kann ich dich zur Grenze bringen.“

Überrascht schaute Itachi auf, sah in Hakus ernste Miene und er war sicher, dass er das tun würde, was er versprach. Die Frage war nur, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren konnte; er würde alles aufs Spiel setzen, wenn er dem Feind in die Arme rannte. Und er war allein, womit es praktisch unmöglich war, Kisame zu helfen.

„Wieso machst du es dir nicht einfach?“

Weil es nicht so einfach war, wie Haku das darstellte; Itachi war es niemals leicht gefallen, sein Gewissen abzuschalten. Doch genau das musste er jetzt tun, auch wenn er sich schäbig fühlen würde. Immerhin wollte er zurück zu seiner Familie…zurück in seine Heimat. Auch wenn er – irgendwie – in Kisames Schuld stand, änderte das nichts daran, dass sie Feinde waren.

„Verstehe…“

Itachi wusste nicht, was Haku damit meinte, denn er selbst verstand absolut nichts. Der Kiri-nin schüttelte leicht den Kopf, wobei seine Strähnen um sein Gesicht wirbelten. Als er ihn wieder anschaute, hatte sich ein zartes Lächeln, das dem Uchiha nicht geheuer war, auf seine Lippen gelegt.

„Du willst gar nicht weg!“, meinte er dann und funkelte ihn wissend an. „Du willst ihm helfen, nicht wahr? Ich wusste gleich, dass du kein schlechter Mensch bist, Uchiha-san!“

Itachi wollte etwas einwenden, aber zu mehr als einem zaghaften ich kam er nicht.

„Das bedeutet, du magst Kisame-san!“

Ach wirklich? Der Uchiha wollte unauffällig einen Schritt zurückweichen, doch dabei stieß er nur wieder gegen den vermaledeiten Baum, während Haku ihn geradezu anstrahlte. Wie kam er denn aus der Situation wieder raus? Zu seiner Erleichterung schien der Jüngere aber zu merken, dass er seine Nerven mit seinem Freudenausbruch ziemlich strapazierte, denn er wurde sofort ruhiger.

„Tut mir leid…es ist nur….seit dem Tod von Zabuza-san…es ist schwer zu erklären, aber Kisame-san leidet sehr darunter.“

Itachi schnaubte leise.

„Das weiß er aber gut zu verbergen“, murmelte er, woraufhin er sich einen Blick, der ihm nicht gefiel, einfing.

„Meinst du? Dabei dachte ich, dass gerade du ihn verstehst. Warum sonst zögerst du solange, ihn einfach hinter dir zu lassen? Warum sind wir nicht längst auf dem Rückweg? Ich hätte mein Wort gehalten.“

Itachi schluckte merklich, weil er schlichtweg keine passende Antwort darauf hatte.

„Es gibt sehr wenige Leute, die sich mit Kisame-san abgeben. Eigentlich nur noch Suigetsu…und ich gebe zu, er trägt nicht viel dazu bei, dass man ihn sympathisch findet. Trotzdem…er ist nicht das Monster, das alle in ihm sehen.“

„Ich weiß.“

Die Worte waren ihm unabsichtlich entwichen, doch sie verfehlten ihren Effekt nicht, so dass Haku nicht minder überrascht drein schaute wie er selbst. Dann aber lächelte er wieder.

„Mir wird langsam klar, warum er sich für dich entschieden hat, Uchiha-san.“

Itachi fiel es schwer, seine Fassung zu bewahren und er wollte auch keinesfalls, dass Haku ein falsches Bild von der Lage hatte. Kisame und er waren keine Freunde…oder so.

„Na, dann brechen wir mal auf, was? Vorher müssen wir aber noch ein paar Waffen für dich besorgen. So kannst du dir ja keinen Kampf liefern.“

Euphorisch blickte der Junge zu ihm auf und er brauchte einen Moment, um zu verstehen, auf was er überhaupt hinaus wollte.

„Was?“, entkam es ihm, doch da packte Haku ihn schon am Arm und zog ihn mit.

„Keine Sorge, ich schick dich schon nicht allein zu Kisame-sans Rettung. Ohne meine Ortskenntnis wärst du sowieso aufgeschmissen. Verlass dich ganz auf mich!“

Das unschuldige Lächeln auf seinen mädchenhaften Zügen bestärkte das Gesagte nicht gerade und der Uchiha fragte sich, ob er übergeschnappt war. Nun, wahrscheinlich nicht minder wie er selbst. Kisame war so was von geliefert, wenn sie sich wieder sehen würden…allein deshalb, weil er für diesen Unsinn hier verantwortlich war. Weil er ihn mit seinem plötzlichen Sinneswandel in eine Situation gebracht hatte, aus der er sich nicht raus manövrieren konnte.

Das Schlimmste daran war jedoch die Tatsache, dass Itachi nicht gemerkt hatte, wie er die eine Grenze überschritten hatte. Ein Versehen, für das er nun die Folgen tragen musste.
 

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Yay!! Gefühlschaos, olé!! :D

Ja, ich weiß, ich bin früh dran mit dem neuen Kapitel, abeeeer das hat einen Grund! ^^

Und zwar den, dass die liebe Lichtregen am Wochenende bei mir zu Gast ist (Jippieh!!) und ich somit keine Gelegenheit zum schreiben haben werde.

Jetzt aber mal zum Inhalt dieses Kapitels...ich hoffe, dass Itachis kleiner Sinneswandel realistisch rüber gekommen ist - meiner Ansicht nach schon.

Er wollte die ganze Zeit nach Hause und hat Kisame als Hindernis gesehen.

Nun ist das Hindernis jedoch zu seinem Fluchtweg geworden und das verwirrt ihn.

Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass er das, was zwischen Kisame und ihm ist, nicht zuordnen oder gar benennen kann. Kisame gehts da ja nicht anders.

Ich hoffe, Hakus Auftritt hat euch über das Fehlen von Suigetsu hinweg getröstet...die Szene mit ihm passte nicht mehr rein, aber garantiert im nächsten! >_<

Da wird es auch mehr zu den Hintergründen zu Zabuzas Tod geben - schließlich weiß Haku ja, wer den Guten abgemurkst hat. Muhaha...wir sehen uns und danke für die ganzen lieben Kommentare! Ich bin jedes Mal ganz aufgeregt, wenn ich in meiner Tagesansicht eine Meldung aufblitzen sehe! *_*

Ihr macht mich alle so glücklich!! >_<

Bis zum nächsten Kapitel dann! :D

lg

Pia
 

PS: Seid nicht allzu traurig, dass ich die Prozente beim ff-Status auf 70 gesetzt habe - es neigt sich nun mal seeehr langsaaaam zum Ende.

Aber (!) es wird danach definitiv eine neue KisaIta-ff von mir geben...habe schon fleißig Ideen gesammelt. Bis denne! :D



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-05-22T06:04:28+00:00 22.05.2011 08:04
Auf auf zur Rettung Kisames!!!!
Total geniales Kapitel!!!
Die Beiden sind wirklich der Hammer!!!
Ich bin echt gespannt wie Haku und Itachi das schaffen wolln, aber spannend ist es ja echt dadurch!!!
Einfach genial!!!
Freu mich schon total auf das nächste Kapitel!!!
LG -^.^-
Von:  Al
2011-05-20T20:14:13+00:00 20.05.2011 22:14
Kisames Entscheidung war es, Itachi gehen zu lassen???
Wow... damit hab ich überhaupt nicht gerechnet.
Krasse Sache!
Und um Itachi zu retten nimmt er die schlimmste aller Strafen sogar auf sich - sich lebenslang einsperren zu lassen.
Kann man seine Liebe noch mehr unter Beweis stellen? Nö.
Ich liebe Haku. Er wird es ermöglichen, dass die Beiden wieder zueinander finden. Da glaub ich fest daran!
Und dann fliehen Kisame und Itachi zusammen nach Konoha... und dann wird dort Kisame aufgenommen... und dann können Kisame und Itachi zusammenleben... und dann wird das natürlich von allen auch akzeptiert... und dann können alle ganz, ganz glücklich werden.
Irgendwie sind da viel zu viele "und dann" XD Somit glaub ich nicht, dass es so kommen wird.
Ich will määäääääääääääääääääääähr!!!
Von:  sleeping_snake
2011-05-20T16:47:57+00:00 20.05.2011 18:47
Kisame hat ein Herz aus Gold. Man muss nur fest genug rubbeln. ^_____________^
I love him. Besonders so wie du ihn darstellst: Innerlich zerrissen, von Komplexen geplagt und mit einer Lösung für alles: Gewalt.

Ich hätte Haku zu gerne euphorisch gesehen. Im Manga bekommt er keine Gelegenheit zu strahlen.
Bin schon sehr gespannt wie die Beiden ihren blauen Kumpel und evtl. auch Suigetsu aus dem Kerker rausboxen.

Bin wie immer sehr gespannt.
lg S_S
Von:  KARIN12
2011-05-20T12:21:01+00:00 20.05.2011 14:21
Mal wieder ein super Kapitel von dir.
Ich finde überhaupt deine ganzen KisaxIta FF`s und One-Shot´s total klasse, du bringst alles so realistisch rüber und beschreibst die gedanken der Protagonisten echt toll und emotional.
So das m´ßte einfach mal gesagt werden.
Zum Kapitel: Ich muß echt gestehen das ich nie auf den Gedanken gekommen bin, das Kisame itachi "laufen lässt". Das war total überraschend. Und das Gespräch zwischen Yagura, Kisame und Raiga war der Hammer und Kisames schlimmster Albtraum wird wahr: lebenslang eingesperrt werden.
Aber dafür sind Itachi und Haku auf Rettungsmission,aber ob Haku gut nach gedacht hat, denn selbst wenn sie Kisame befreien wo soll der dann hin. Er ist nicht gereade unauffällig.
Ich bin echt gespannt wie das endet und hoffe du schreibst bald weiter.
Bis dann.
KARIN12

PS: Hast du denn schon mal einen Blick auf meine FF geworfen? Ich hab nämlich echt einen Hänger und weiß gar nicht wie ich weiter schreiben soll. Wäre echt nett von dir.
BIIITTTEEE
Von:  Flecki49
2011-05-19T22:45:22+00:00 20.05.2011 00:45
Du bist so gemein... Ich muss um 6 uhr aufstehen und wollte schon vor ner halben Stunde ins Bett gegangen sein.
Das Kapitel ist toll^^

Haku find ich klasse, Ita sagt kein Wort und Haku weiß sofort was los ist... er ist richtig helle für nen Jungen xD
Tja, Kisame... Er lässt sich mit drei Dingen erpressen, naja, vllt 4. und das sind Samehada, Suigetsu, Itachi und vllt Haku.
Zwei hat Yagura... ich mag ihn nicht. Mir fiel gleich nach Raigas Kommentar übrigens auf, ups, er hätte das anders erzählen müssen, den einen Oi nin hat er doch laufen lassen... und das war eindeutig nachdem Waffenstillstand^^

Naja gute Nacht dir, weiter so ;)
Lg, Flecki^^




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