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Deadly Weapon

von

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Wolf

Hiroto beobachtete neugierig die Gesichter der drei schlafenden Deadly Weapons. Er konnte einfach nicht begreifen, warum Kaoru den Anderen die Sensoren eingesetzt hatte. Diese Tyrannei lag einfach außerhalb seiner Vorstellungskraft.

Gähnend streckte er seine überstrapazierten Gliedmaßen, als ihm plötzlich ein stechender Blutgeruch entgegengewehte. Sofort erkannte er, dass es sich um Aois handelte.

Er sprang auf und raste in die Richtung, aus der er den Geruch wahrgenommen hatte. Weit weg konnte es nicht sein, denn der Schwarzhaarige hatte erst vor ein paar Minuten die klei-ne Gruppe verlassen. Hiroto machte einen Sprung auf eine Anhöhe und dann sah er sie. Kyo war gerade dabei sich zu dem offensichtlich bewusstlos im Gras liegenden Aoi hinab zu beu-gen. Anscheinend wollte Kyo Aoi entführen.

Hiroto überlegte nicht lange und raste auf Kyo zu. Dieser hatte den Kleinen aber schon längst bemerkt und stellte sich dem Angriff.

Brüllend trafen die beiden Deadly Weapons aufeinander. Mit brutaler Mordlust versuchte Hiroto seinem Gegner den Bauch aufzuschlitzen, war aber zu langsam. Kyo holte mit seiner Kralle aus, traf die rechte Gesichtshälfte seines Gegenübers und zog eine klaffende Wunde bis zum Schlüsselbein hinunter. Blut spritzte in alle Richtungen und Hiroto wusste, dass Kyo ihm die Halsschlagader aufgerissen hatte. Er hörte ein gurgelndes Geräusch aus seiner eige-nen Kehle, ehe er zu Boden ging. Keuchend lag er im Gras, spürte die warme Flüssigkeit und seine Lebensenergie aus sich hinauslaufen, dabei Kyos verächtlichen Blick auf sich. Kyo machte sich nicht einmal die Mühe ihm den letzten Gnadenstoß zu verpassen, sondern wandte sich ab, um seine Aufmerksamkeit wieder auf Aoi zu richten.

Nach Luft ringend streckte Hiroto seine Hand nach Kyo aus. Er konnte ihn einfach nicht errei-chen. Sein Blick wurde verschwommen und milchig, dann verlor er das Bewusstsein.
 

Schwarzes Nichts umfing ihn. Hier gab es keinen Schmerz, kein Leid aber ebenso wenig Freude oder Liebe. Aber etwas war trotzdem da: das leise Plätschern von Wasser.

Hiroto öffnete die Augen. Er lag auf einer Wiese. Die Blumen, Bäume und alles andere hatten keine Farbe und waren einfach nur weiß. Er richtete sich auf und sah sich um. Es gab nichts Interessantes zu entdecken, nur langweiliges Weiß, aber dann entdeckte er einen kleinen Teich keine fünf Meter zu seiner rechten. Sein Körper fühlte sich seltsam ausgelaugt und erschöpft an, trotzdem schleppte er sich schwerfällig zum Wasser und ließ sich am Ufer wieder nieder. Einen Moment lag war er etwas ratlos, dann beugte er sich nach vorn und blickte auf die spiegelglatte Oberfläche des Teichs. Bernsteinfarbene Augen blickten ihm entgegen. Erschrocken zuckte Hiroto bei dem Anblick zusammen, konnte sich aber nicht abwenden. Im Gegenteil. Irgendetwas an seinem Spiegelbild schien ihn magisch anzuziehen. Statt zurück zu weichen beugte er sich immer weiter nach vorn, bis sein Gesicht die Wasseroberfläche berührte. Dann drehte sich die Welt kopfüber. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber in den Teich. Dunkles, tiefes Wasser empfang ihn.

Er konnte nicht atmen, sich nicht bewegen, und konnte nur mit ansehen, wie die rettende Wasseroberfläche in immer weitere Ferne rückte, während er immer tiefer dem lichtlosen Grund des Teiches entgegen sank. Hier konnte ihn niemand retten, er würde elendig ertrin-ken. Als er schon fast alle Hoffnung aufgegeben hatte, bemerkte er ein strahlendes Licht aus der Dunkelheit vor sich auftauchen. Hiroto wunderte sich einen Moment, da er nichts ande-res als tiefe Dunkelheit am Grunde des Teiches erwartet hatte. Das Licht, dem er entgegen sank, wurde immer heller, bildete schließlich eine Kugel, die mit jeder Sekunde größer wur-de. Dann plötzlich durchstieß er die Wasseroberfläche. Aber diesmal in eine andere Welt. Die Sonne strahlte, das Gras war grün und der Duft von Blumen lag in der Luft. Und Hiroto verstand, dass er neu geboren wurde.
 

Kyo beugte sich zu Aoi hinab und packte diesem im Genick. Dabei ließ er die kleine Spritze in seine Hosentasche gleiten. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als er hinter sich das unverkennbare Geräusch splitternder Knocken vernahm. Kyo wirbelte herum, aber da raste ihm schon eine Kreatur aus Klauen und Reißzähnen entgegen. Gerade noch rechtzeitig konn-te er sich so tief beugen, dass das Tier über ihn hinweg flog. Er wirbelte im selben Moment herum, in dem Hiroto wieder auf seinen vier Pfoten landete. Einen Moment lang war Kyo vollkommen überrumpelt, dann bleckte er dem Wolf die Zähne entgegen.

»Wie hast du das gemacht? «

Der Wolf, der einst Hiroto gewesen war, gab nur ein tiefes Knurren von sich und kam mit aufgestelltem Rückenkamm auf Kyo zugepirscht. Kyo wusste sofort, dass er gegen dieses Tier nicht gewachsen war. Gegen einen richtigen Wolf hatte er keine Chance.

Vorsichtig ließ er Aoi wieder zu Boden gleiten und trat zurück. An Hirotos Körpersprache konnte Kyo sehen, dass es dem Wolf hier um nichts anderes ging, als sein Rudelmitglied zu beschützen. Und da Kyo wusste, dass er im Falle eines Kampfes verlieren würde, trat er vor-sichtig den Rücktritt an. Ohne eine unvorhergesehene Bewegung zu machen, entfernte er sich rückwärtsgehend immer weiter von Aoi, bis er sich schließlich abwand und die Flucht ergriff. Er hatte immerhin die Spritze in seinen Besitz bekommen, alles andere war zweitran-gig.
 

Hiroto beobachtete noch einen Moment, wie Kyo in der Ferne verschwand, dann tapste er zu Aoi hinüber. Vorsichtig schnüffelte er am Gesicht des Schwarzhaarigen und stieß ein leises Fiepen aus. Er war froh, dass es nicht zum Kampf gekommen war. Sein neuer Körper war vollkommen ungewohnt und überforderte ihn. Alle Sinneseindrücke waren so intensiv, dass er das Gefühl hatte sein Gehirn würde unter der Flut von Informationen platzen.

Wieder fiepte er leise und blickte mit hängenden Ohren auf Aoi hinab. In seiner aktuellen körperlichen Form war es für Hiroto unmöglich den Schwarzhaarigen wieder zurück zu ihrem Rastplatz zu bringen. Also folgte er einfach seinem Instinkt. Behutsam legte er sich neben den Verletzten nieder, um ihn mit seinem Körper und Fell zu wärmen. Gleichzeitig legte er den Kopf in den Nacken und ließ zum ersten Mal ein richtiges Wolfsheulen in den Himmel hinauf steigen.
 

Nao, Shou und Tora waren nicht sehr überrascht, als sie die Hauptstraße der Hafenstadt be-traten und keine Menschenseele zu sehen war. Wütend stieß Tora einen Fluch aus und kickte eine leere Blechdose weg, die auf dem Gehweg lag.

»Wenn sich hier alle nur feige in ihren Häusern verkriechen, wie sollen wir denn dann je-mals jemanden finden, der uns ein Übersee-Ticket verkauft?!«

Nao blickte etwas entrüstet zu Tora hinüber.

»Ich glaube kaum, dass wir uns eins kaufen werden. Wir finden einfach nur heraus, wo die Schiffe anlegen und wann welches Schiff in welche Richtung ablegt. Und wenn wir ungefähr einen Plan haben, dann schleichen wir uns einfach auf eines der Schiffe oder bedrohen einen Kapitän einfach so lange, bis er uns freiwillig mitfahren lässt. «

In diesem Moment hörten sie alle drei das Wolfsheulen.

Nach Luft schnappend blieb Shou stehen. Es war, als hätte das Wolfsheulen etwas ganz tief in seinem Inneren berührt und seinen ganzen Körper in Schwingung versetzt. Nao und Tora musste es ähnlich ergehen, denn auch sie blieben wir angewurzelt stehen.

Einen Moment lang klang der Ruf in der Luft noch nach. Shou blickte die anderen Beiden an und er konnte in ihren Blicken sehen, dass auch sie wussten, zu wem der Ruf gehört hatte. Ohne zu zögern machten sei sich sofort auf den Rückweg.
 

Ko-Ki wirbelte herum und wollte gerade los rennen, als Shin ihn am Arm packte und zurück hielt.

»Warte!«

Iv, Reno und Ryouga blicken verwirrt zu Shin. Sie alle hatten Hiroto auch gehört und wollten zur Gruppe zurückkehren.

»Warum? «, fragte Ko-Ki misstrauisch, während er sich vorsichtig aus Shins Griff befreite.

»Die anderen werden es auch gehört haben. Wenn wir jetzt alle zurück rennen, bringt das niemandem etwas. Überlass den Anderen die Angelegenheit und wir kümmern uns darum, dass wir ein Schiff finden, dass nach Japan ablegt. Am besten noch eins, dass heute Abend fährt. Ich will so schnell wie möglich weg von hier. Also lasst uns lieber in den Hafen gehen. «
 

Hiroto lag keine zwei Minuten neben dem bewusstlosen Aoi, als er leise Schritte vernahm, die sich ihnen näherten. Mit aufmerksam aufgestellten Ohren blickte er erwartungsvoll in die Richtung, aus der er nun auch leise Stimmen vernehmen konnte. Einen Augenblick später erblickte er Shou, Nao und Tora. Er sprang auf seine vier Pfoten und lief den Dreien mit we-delnder Rute entgegen.

Shou blickte völlig entgeistert den Wolf an, der ihnen entgegen kam.

»Hiroto?! «, fragte er ungläubig und nahm das große Tier freudig in Empfang.

Zur Bestätigung schmiegte Hiroto seinen Kopf an Shous Hand und gab dabei ein leises Brummen von sich. Tora und Nao warfen sich einen ungläubigen Blick zu. Dann fiel ihr Blick auf Aoi.

Mit einem Satz war Shou an Aois Seite und untersuchte vorsichtig die Wunde.

»Was ist hier passiert?!«, fragte er verzweifelt in Hirotos Richtung, doch dieser gab nur eine Art Bellen von sich. Beunruhigt schnupperte Shou in der Luft.

»Kyo?!«, rief er entsetzt aus. »Kyo war hier und du hast ihn in die Flucht geschlafen?!«

Völlig entgeistert blickte Shou zu Hiroto, der jetzt um sie herum sprang. Kopfschüttelnd wendete er sich wieder dem Verletzen zu und untersuchte weiter die Wunde. Nach kurzer Zeit gab er ein erleichtertes Seufzen von sich.

»Die Wunde ist zwar tief, fängt jetzt aber schon an wieder abzuheilen. Ich denke heute Abend wird sich die Verletzung soweit geschlossen haben, dass wir trotzdem weiter ziehen können. «

Erleichtert ließ sich Shou ins Gras zurück sinken und atmete dabei tief durch. Hiroto kam zu ihm hinüber getrabt und stupste ihn vorsichtig mit seiner nass kalten Nase an.

Lächelnd streichelte Shou den Kopf des Wolfs.

»Hiroto ich weiß zwar immer noch nicht, wie du es geschafft hast dich in einen Wolf zu verwandeln, aber auf jeden Fall hast du verdammt weiches Fell.«

Lachend setzte sich Tora neben die Beiden ins Gras.

Leise Stimmen wehten zu ihnen hinüber. Hiroto gab einen freudigen Lauf von sich und stürz-te Hitsugi, Reita und Yomi entgegen, die auch aus der Stadt zurück kamen.

»Was ist passiert? «, fragte Reita abgehetzt. Sie waren ebenfalls sofort umgekehrt, als sie Hirotos Wolfsheulen gehört hatten.

»Aoi wurde von Kyo angegriffen, aber unser kleiner Gestaltenwandler Hiroto hat anschei-nend den Kampf aufgenommen und glorreich gesiegt.«

Erleichtert entließ Reita die Luft aus seinen Lungen.

»Geht es Aoi gut? Und was ist bitte mit Hiroto passiert? Warum bist du ein Wolf?«

»Aoi ist noch bewusstlos, aber er sollte bald wieder wach werden. Seine Wunden verheilen zum Glückselbst für eine Deadly Weapon sehr schnell, daher sollten wir heute Abend abflug-bereit sein. Warum Hiroto sich einen Pelz zugelegt hat, wissen wir allerdings auch nicht. «

Reita nickte.

»Dann lasst uns Aoi zu den Anderen zurück tragen. Wir sollten Uruha, Sakito und Ruka nicht zu lange alleine lassen.«

Die anderen gaben sich einverstanden und Hiroto ließ noch einmal für alle ein langgezoge-nes Wolfsheulen in den Himmel steigen.



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