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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Unerwarteter Beistand

Philia, die noch immer in Gestalt Leanas war, legte eine Hand an ihre Wange und lachte amüsiert. „So, du kennst nun also meinen richtigen Namen, Orakel. Aber weiterhelfen wird dir das auch nicht.“

„Ich weiß genau, wann und wie du zuschlagen wirst“, erwiderte Tokimi gefasst. „Du kannst mich nicht überraschen.“

„Oh, daran zweifele ich nicht.“ Philia versuchte nicht einmal einen Angriff, aber sie schwankte auch nicht in ihrer Selbstsicherheit. „Aber ich zweifle daran, dass du das für immer und ewig durchhalten kannst.“

Über diese billige Provokation konnte Tokimi nicht einmal eine Augenbraue heben. „Genausowenig wie du. Noch dazu bist du vor kurzem erst erwacht und dürftest diesen Körper noch nicht wirklich beherrschen. Ich zweifle nicht daran, dass ich länger kämpfen könnte als du.“

Philias Lächeln wandelte sich nicht, aber ihre Hand ballte sich zur Faust, sie knackte leise, voll Zorn. „Dann sollten wir uns vielleicht nicht mit diesen Kinkerlitzchen aufhalten und lieber zur Sache kommen, meinst du nicht auch?“

Sie holte mit 'Shoubi' aus und ließ es knallen. Die Klinge teilte sich in zahlreiche, miteinander verbundene Glieder und stürmte dann wie eine Schlange auf die Gruppe zu – oder besser gesagt, direkt auf Kobayashi.

Tokimi reagierte sofort. Sie ließ das bronzefarbene Schwert 'Tokihate' aus ihrem Ärmel gleiten und wehrte 'Shoubi' mit einem einfachen Schwung ihrer eigenen Klinge ab. Der General war nicht im Mindesten verletzt worden.

Philia stieß ein wütendes Schnauben aus und änderte den Kurs der Peitsche. Auch wenn die Aktion früher als in ihrer Vision kam, gelang es Tokimi, genau vorherzusagen, an welcher Stelle sie getroffen werden sollte und wehrte auch diesen Angriff ab.

Ihre Gegnerin schien sich allerdings wieder zu fassen und ließ dann in erstaunlich rascher Abfolge Angriffe über Tokimi hereinbrechen. Sie wehrte diese ab, vertraute dabei wieder mehr auf ihr Gefühl als auf die Vision und achtete besonders darauf, dass sie nicht an der Seite getroffen werden würde. Diesmal wollte sie nicht so einfach sterben.

Doch dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte.

Nur nebenbei bekam sie mit, dass Fuu offenbar die Anweisung gab, sich zurückzuziehen und die Gruppe hinter ihr deswegen ihre bisherige Position verließ – was in Philias Augen sofort zu einer Gelegenheit wurde.

Wieder ließ sie den Kurs der Peitsche ändern, steuerte auf die kleine Gruppe zu, in einem Winkel, den Tokimi unmöglich würde kontern können. Aber das musste sie auch nicht, denn ein helles Blitzen später, war die Kette bereits zurückgeschleudert worden und fiel erst einmal kraftlos zu Boden.

Gleichermaßen verwirrt blickten alle Anwesenden an die Stelle, an der das Blitzen stattgefunden hatte und fanden dort einen blauhaarigen Jungen vor. Er hielt einen Stab in der Hand und sah grimmig in Philias Richtung, als wäre es ihm vollkommen gleichgültig, dass er gerade eine Heldentat begangen hatte.

„Wie kommt dieser Junge hierher?“, fragte Kobayashi brummend.

„Das ist kein gewöhnlicher Junge“, gab Tokimi zu bedenken.

Sie konnte die Energie spüren, die von ihm ausging und der nichts Menschliches anhaftete. Er war ein Shugo Shinjuu – und noch dazu eines, das sie nicht kannte. Ihr Griff um 'Tokihate' festigte sich, sie war bereit, gegen noch einen Feind zu kämpfen, wenn es sein musste, da sie nicht darauf vertraute, dass er ihnen wirklich aus Eigennutz das Leben gerettet hatte.

„Du solltest dich hier nicht einmischen!“, fauchte Philia und richtete ihre freie Hand auf ihn.

Ein Dutzend Stacheln erschienen in der Luft und rasten – auf eine einfache Bewegung von ihr – direkt auf den Jungen zu. Dieser dachte offenbar nicht daran, auszuweichen, sondern blieb einfach stehen und wirbelte den Stab als würde er nichts wiegen.

Die Stacheln lösten sich mit einem leisen Zischen auf, wann immer sie von seiner Waffe getroffen wurden und mit jedem einzelnen wurde Philia noch ein wenig wütender und damit erschien eine rot glühende Aura um sie herum.

Der Junge wandte den Kopf. „Worauf wartet ihr?! Verschwindet endlich!“

Tatsächlich erwachte die Gruppe aus der Starre, gleichzeitig feuerte Philia weitere Stacheln ab, die diesmal aber nicht einfach nur verschwanden, sondern regelrecht explodierten, bevor sie sich auflösten. Er gab leise, schmerzerfüllte Laute von sich, blieb aber standhaft.

Während Tokimi von diesem Heldenmut beeindruckt war, fachte es Philias Zorn nur weiter an. Neben den – nun wesentlich zahlreicheren Stacheln – benutzte sie auch erneut 'Shoubi' als Peitsche, um ihn anzugreifen. Ihre anderen Feinde schienen bereits vergessen.

Tokimi wollte bereits lossprinten, um zumindest die Kette abzuwehren, doch da stand plötzlich Hyperion vor dem Jungen und im selben Moment erstarb die Klinge und sank kraftlos zu Boden, als könnte sie es nicht über sich bringen, diesen Mann anzugreifen.

Doch es war nicht der Ninja, der Tokimi erstaunt wieder innehalten ließ, sondern das Schwert, das er in seiner Hand trug. Es glühte, umhüllt von violetten Manafunken, die ihr verrieten, das 'Gyouten' wieder erwacht und einsatzbereit war. Das Shinken war komplett und damit...

Noch während sie darüber nachdachte, ging eine Veränderung an Hyperion vor sich. Manafunken in derselben Farbe wie die von 'Gyouten' lösten sich von seinem Körper, schienen dabei einzelne Partikel seines Selbst mit sich zu nehmen und enthüllten darunter eine gänzlich andere Person, die ihr allerdings nicht unbekannt war. Er sah aus, als wäre er keinen einzigen Tag fort gewesen.

Das lange, silberne Haar war immer noch in seinem Nacken zusammengebunden, die eisblauen Augen blickten kalt, aber unter der Oberfläche schimmerte Wärme und Witz, selbst sein ernstes Gesicht konnte diesem Eindruck nicht abhelfen. Sogar seine graue Kleidung war wieder dieselbe, so wie es bei jedem Tenseitai der Fall war; sie nahmen immer die Kleidung jener Götter an, die sie zuvor gewesen waren, egal wie sehr sie ramponiert worden waren.

Gyouten no Zetsu“, entfuhr es Tokimi und Fuu gleichzeitig, als seine Verwandlung vollkommen abgeschlossen war.

Der Genannte hob daraufhin leicht die Mundwinkel, nur um sie sofort wieder fallenzulassen und sich dem Shinjuu zuzuwenden. „Asake, bring die anderen hier weg.“

Der Junge nickte, warf dann aber einen vielsagenden Blick zum verletzten Yori hinüber, der sich selbst mit Kobayashis Hilfe kaum hatte rühren können. Zetsu folgte dem Blick und wollte gerade eine Entscheidung diesbezüglich mitteilen, als Tokimi ihm bereits zuvorkam: „Lasst ihn hier. Sie wird ihm nichts tun, das garantiere ich.“

Zetsu sah zu ihr hinüber, kühl, berechnend, als versuche er abzuschätzen, ob er ihr genug vertrauen könnte, um dieses Risiko einzugehen, dann deutete er ein Nicken an. „Begleite die anderen, Asake und pass auf sie auf. Wir lassen ihn hier.“

„Das kann nicht euer Ernst sein!“, begehrte Kobayashi wütend auf. „Ich lasse keinen Verwundeten zurück!“

Tokimi blickte unruhig zu Philia, die allerdings keinerlei Anstalten machte, irgendetwas zu tun. Dafür war sie viel zu sehr damit beschäftigt, 'Shoubi' dazu zu bringen, wieder zu funktionieren. Es war ein unsichtbarer Kampf zwischen Meister und widerwilligem Shinken, den nur die Zeit entscheiden könnte – und Tokimi war sich nicht sicher, wie viel sie davon noch haben würden.

Doch glücklicherweise entschied Yori sich ebenfalls, etwas dazu zu sagen: „General Kobayashi... es ist wichtig, dass Ihr entkommt. Es ehrt mich, dass Ihr mir helfen wollt, aber ich wäre Euch nur eine Last.“

Er sprach diese Worte mit Bedacht und unter großer Anstrengung, wie der auf seiner Stirn stehende Schweiß verriet, aber sie halfen. Kobayashi gab seinen Widerstand mit einem schweren Seufzen auf. „Das hier ist noch nicht vorbei. Wenn ich zurückkomme, erwarte ich, dass du noch am Leben bist, Jungspund!“

Yori lächelte sacht, es wirkte gequält und gleichzeitig ehrlich. „Das werde ich, General.“

Erst nachdem er diese Versicherung erhalten hatte, fuhr Kobayashi herum und schloss sich der Gruppe wieder an, die eilig von Asake fortgeführt wurde. Philia versuchte nicht einmal, sie aufzuhalten.

Tokimi stellte sich neben Zetsu, der darüber nur schmunzeln konnte. „Du hättest nicht bleiben müssen. Ich kriege das auch allein hin.“

„Nenn es einfach Neugierde“, erwiderte sie. „Ich will sehen, wie du das schaffen willst.“

Für sie selbst war es immerhin schon schwer gewesen und sie besaß wesentlich umfangreichere Fähigkeiten als er. Wie sollte er es dann schaffen?

Philias Gesicht war vor Anstrengung inzwischen verzerrt, offenbar war 'Shoubi' wirklich hartnäckig, was seine Weigerung, gegen 'Gyouten' anzutreten anging.

„Funktioniert es nicht, Leana?“, fragte Zetsu mit einem Hauch von Spott in der Stimme.

Philias Blickt fixierte sich sofort auf ihn, sie knurrte wütend. „Wage es nicht, mich so zu nennen! Deine teure Leana hat keine Gewalt mehr über mich!“

Diese Antwort gefiel Zetsu scheinbar nicht, denn er runzelte missbilligend die Stirn. „Dann wird es Zeit, dass wir das ändern. Vor allem solange du das Shinken nicht benutzen kannst.“

Damit stürmte er bereits auf sie zu. Philia streckte ihm die Hand entgegen, worauf, wie zuvor bei Asake, zahlreiche Stacheln auf ihn zuflogen.

„Pah! Als ob ich ein lausiges Shinken bräuchte, um dich zu vernichten!“, rief sie dabei wütend.

Schneller als Tokimi seinen Bewegungen folgen konnte, wich er den Stacheln aus. Sie bohrten sich allesamt in den Boden und öffneten sich dort. Ranken schossen aus ihnen heraus und schlangen sich um Zetsus Körper, um ihn aufzuhalten.

Tokimi reagierte schneller als er und zerteilte die Ranken mit gezielten Hieben, so dass er seinen Angriff fortsetzen konnte. Er nickte ihr nur knapp zu, um sich zu bedanken und konzentrierte sich dann wieder auf seine Feindin.

Doch sein Vorstoß endete abrupt. Philia streckte beide Hände aus, doch statt noch mehr Stacheln, entstand direkt vor ihr ein Netz aus zahlreichen, ineinander verflochtenen Kletterrosen, an dem 'Gyouten' abprallte, ohne auch nur den geringsten Schaden zu verursachen.

Wütend hieb er immer wieder auf die Wand ein, aber keine der Pflanzen gab auch nur ein wenig nach. Philia lachte amüsiert über seine Versuche. „Es wird dir nicht gelingen, mich zu erreichen. Diese Wand ist stärker als jedes Shinken.“

Tokimi hob den Fächer und wollte ihn gerade einsetzen, um in der Sekunde, bevor das Schild entstand, Philia davon abhalten zu können, es zu erstellen – doch da hielt Zetsu abrupt inne, als würde er nach etwas lauschen. Im nächsten Moment stellte er sich aufrecht hin und steckte 'Gyouten' wieder ein. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Für heute hast du dann wohl gewonnen. Aber denke ja nicht, dass ich aufgebe. Das ist nur ein strategischer Rückzug.“

Kaum hatte er das gesagt, erlosch das Lächeln und machte Platz für eine Ernsthaftigkeit, die derart intensiv war, dass sogar Tokimi erschauerte.

„Ich werde nicht eher ruhen, bis ich Leana wiederhabe!“

Für einen winzigen Augenblick erschienen die verschiedensten Emotionen auf Philias Gesicht, aber Tokimi gelang es lediglich Neid und Sehnsucht herauszulesen, dann nahm ihre Feindin wieder eine betont überhebliche Mimik an. „Das wird dir nicht gelingen. Aber verschwende ruhig deine Zeit, Eternal.“

Ohne weitere Worte fuhr Zetsu herum und ging langsam davon. Philia ließ es geschehen, weswegen Tokimi sich ihm rasch anschloss.

„Warum gehst du jetzt?“, fragte sie nach wenigen Schritten.

„Ich wollte nur Zeit gewinnen, bis Asake die anderen in Sicherheit gebracht hat. Bevor ich gegen diese Person kämpfe, benötige ich erst mehr Einblick in alles. Anders wäre es idiotisch.“

Sie nickte verstehend und warf dann einen Blick über ihre Schulter, um zu beobachten, was Philia als nächstes tun würde.
 

Yori war sicher, dass er Kobayashi angelogen hatte. Er spürte keine Schmerzen mehr, aber er wusste, dass das lediglich ein schlechtes Zeichen war, es verwunderte ihn, dass er überhaupt noch am Leben war. Sein Blickfeld verdunkelte sich immer mehr und auch alle Geräusche kamen nur noch aus weiter Ferne zu ihm.

Deutlich erkannte er allerdings, dass Philia sich vor ihn hinkniete. Er fürchtete nicht, dass sie ihm etwas antun könnte, der Gedanke kam ihm schon eher wie eine Erlösung vor. Doch stattdessen strich sie ihm über die Wange, ihre Berührung war sanft, beinahe zärtlich. „Awww, du hast ein schlimmes Schicksal, mein Lieber.“

Er verstand nicht, was sie meinte. Menschen starben andauernd, ungeachtet ihres Alters und eben hatte sie versucht, andere umzubringen. Was qualifizierte sein Schicksal als schlimmer als das anderer Menschen?

„Aber du hast so einen loyalen Geist“, fuhr sie fort. „Ich weiß, dass es sich lohnen wird, dich zu behalten.“

Eine angenehm warme Energie, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte, durchströmte Yori – und auf einen Schlag war seine Verletzung geheilt und er fühlte sich so erholt, als hätte er eine Nacht lang tief und fest geschlafen.

Verwundert sah er an sich herab und sah so nicht mehr Philias zufriedenes Lächeln. „Das ist die Macht, die mir innewohnt. Mit ihr werde ich bald über alles herrschen – und ich will, dass du dann an meiner Seite bist.“

Er verstand nicht, weswegen sie das wollte, aber er fragte auch nicht. Die in ihm rumorende Energie ließ nicht zu, dass er sie hinterfragte und erstickte den Wunsch danach direkt im Keim, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zustimmend zu nicken. „Wie Ihr wünscht, Lady Philia.“

Sie tätschelte ihm den Kopf, ehe sie sich wieder aufrichtete. „Und nun komm. Wir haben Eternal-Ratten zu jagen.“



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