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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Rede und Antwort

„Das ist deine Schuld, nicht wahr!? Verrat mir endlich, was das soll!“

Fuu lächelte ein wenig unsicher, während er die Hände hob. „Nur zu gern, Leana, aber... könntest du mich vorher loslassen?“

Nur widerwillig entfernte sie die Hände von seinem Kragen, den sie gepackt hatte, kaum dass ihr Gehirn registriert hatte, dass er ebenfalls da war.

Mit aller Ruhe richtete er erst einmal seine Kleidung, nachdem sie ihn losgelassen hatte, was Leanas Ungeduld anfachte. Doch noch ehe sie ihn anfauchen konnte, sich zu beeilen, hörte sie Tokimis neben sich: „Bitte beruhige dich, Leana-san. Es ist nicht Fuus Schuld.“

Sie wandte sich der Maid zu, die im Gegensatz zu Fuu nicht lächelte. Ihr Gesicht war ernst und in gewisser Weise auch eisern und entschlossen, weswegen Leana es vorzog, sich an sie zu wenden. „Wessen Schuld ist es dann?“

Leise seufzend legte Tokimi eine Hand auf ihr Herz. „Ich befürchte, es ist meine.“

„Aber nicht ganz“, schaltete Fuu sich sofort dazwischen, da er sich offenbar berufen fühlte, sie in Schutz zu nehmen. „Vorrangig ist es die Schuld einiger manipulativer Gestalten, deren Identität mir leider unbekannt ist.“

Leana hob entnervt die Hände, die leicht zu zittern begonnen hatten. „Verschont mich damit und sagt mir endlich, was passiert ist. Was geht hier vor?“

Tokimi und Fuu warfen sich einen kurzen Blick zu, schließlich nickte der Magier, worauf die Schreinmaid zu einer Erklärung ansetzte: „Ich habe Fuu gebeten, einen speziellen Zauber durchzuführen, der das hier zum Ergebnis hat.“

Sie deutete zu Ayumu hinüber, der gemeinsam mit Ylva Feuerholz sammelte. Offenbar war keiner von beiden daran interessiert, was die beiden zu sagen haben könnten und dachten bereits lieber ans Essen, denn nebenbei diskutierten sie darüber, ob Fisch, Fleisch oder doch eher Pilze besser wären.

„Mir wäre es recht, du würdest von vorne anfangen“, bemerkte Leana. „Ich verstehe es nämlich immer noch nicht.“

Tokimi nickte und legte die Finger vor ihrer Brust aneinander, ihr Gesichtsausdruck blieb vollkommen ernst, sie lächelte nicht einmal. „Ich gestehe, dass ich den Tod von Gyouten no Zetsu zum Vorteil der Chaos-Eternal ausnutzen wollte.“

Sie machte eine Pause, um Leanas Reaktion abzuwarten, doch deren Miene war wie versteinert, in ihren Augen war nur die stumme Aufforderung zum Fortfahren zu lesen, weswegen Tokimi sich hastig beeilte, dem nachzukommen: „Es gibt einen bestimmten Gegenstand – ein Stück des Ursprungsshinken – das sich in einer Welt befindet, die kein Eternal auf normalem Wege betreten kann. Das Tor wurde durch einen mächtigen Zauber versiegelt, ich schätze, der aktuelle Besitzer dieses speziellen Shinken möchte damit verhindern, dass es ihm entrissen wird.“

Leana verstand immer noch nicht, was das mit Zetsu zu tun haben sollte. Er würde mit Sicherheit auch keinen Einfall haben, der dieses Tor öffnen könnte.

„Ich hole besser noch ein wenig mehr aus“, fuhr Tokimi fort. „Es ist einem Eternal möglich, seine Macht zu spalten.“

An dieser Stelle wurde Leana hellhörig. „Was bedeutet das?“

Tokimi war sichtlich zufrieden, endlich die volle Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartnerin zu haben, sie lächelte wieder ein wenig. „Trägt ein Eternal sein Shinken stets mit sich, ist das eine große Gefahrenquelle, denn mit der Vernichtung des Schwerts stirbt auch der Eternal. Deswegen ist es besser, das Shinken an einem sicheren Ort aufzubewahren und sich nur den Bruchteil seiner Macht auszuleihen und daraus eine exakte Kopie des Originals zu formen. Aber es hat noch einen weiteren Vorteil...“

Erneut legte Tokimi eine Pause ein, während Leana darüber nachdachte, ob sie zuvor bereits von einer solchen Methode gehört hatte. Aber nichts davon kam ihr in den Sinn. Es war wirklich das erste Mal, dass sie hörte, dass es Eternal gab, die so etwas taten.

„Was ist der zweite Vorteil?“, fragte Leana, doch es war nicht Tokimi, sondern Fuu, der darauf antwortete: „Solange ein Eternal die Kopie bei sich hat, wenn er im Kampf fällt, stirbt er nicht – sein Körper wird lediglich zum Original transportiert.“

„Damit kann ein Eternal sich das ewige Leben sichern“, bestätigte Tokimi.

Leana versuchte, sich das vorzustellen, aber so ganz gelang es ihr nicht. „Das heißt, wenn ich 'Shoubi' hier lassen und nur einen Teil seiner Macht mit mir nehmen würde, könnte mein Körper wieder hierher zurückkehren, wenn irgendjemand es schafft, mich zu töten?“

Ihre beiden Gegenüber nickten zustimmend.

„Ich müsste nicht erst wiedergeboren werden?“

Erneut zustimmendes Nicken.

„Warum tun das dann nicht alle Eternal?“

Sie war sich sicher, dass Sharivar davon nichts gewusst hatte, sonst wäre er nun nicht tot. Genauso wie all die anderen Eternal, denen sie auf ihrer Reise begegnet war. Wusste Renka etwas davon? Beliar?

Doch noch während sie darüber nachdachte, lieferte Tokimi ihr die Antwort: „Ich glaube, es ist eine Sache, die nur den Chaos- und Law-Fraktionen bekannt ist und auch dort nicht allen. Außerdem ist auch das Zurücklassen des Originals mit Gefahr verbunden. Jemand könnte es finden, wenn das Versteck oder der Schutz auf diesem nicht stark genug ist und was dann mit dem Shinken geschieht, könnte schwerwiegende Auswirkungen auf den Träger haben.“

„Aber selbst wenn der Zauber stark genug ist“, fuhr Fuu fort, „kann es geschehen, dass der Träger auf einen Feind trifft, den er mit seiner mitgeführten Kopie nicht besiegen kann und er während des Kampfes die Kopie verliert – was zum unwiderruflichen Tod des Eternal führt.“

Leana runzelte die Stirn. Als Zetsu starb, hatte er sich in einem Gebiet befunden, wo das Beschwören eines Shinken nicht möglich gewesen war, höchstwahrscheinlich hätte dieser Trick für ihn also zumindest damals nicht funktioniert, aber...

„Was hat das nun mit Zetsu zu tun?“

Eigentlich interessierte sie diese ganze Theorie gar nicht weiter, sie wollte endlich wissen, wie es dazu hatte kommen können, dass seine Seele nun offenbar in Bruchstücke zerfallen war und jeder Teil in dieser Welt als Individuum umherlief.

„Ich wollte, dass Fuu einen Zauber anwendet, der 'Gyouten' spaltet, noch bevor dessen Träger wiedergeboren wird“, erklärte Tokimi und kehrte damit zum Ursprungsthema zurück. „Das Original wollte ich dann mit Fuus Hilfe in der fraglichen Welt unterbringen.“

Der Magier, der bislang sanft lächelnd immerzu genickt hatte, horchte plötzlich auf und blickte Tokimi überrascht an. „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen.“

„Das wollte ich dir sagen, wenn der Zauber erfolgreich gewesen wäre.“ Tokimi erwiderte seinen Blick mit einem entschuldigenden Lächeln, das seine gerunzelte Stirn aber nicht wegwischen konnte.

„Was hättest du getan, wenn ich abgelehnt hätte, diese Gefahr auf mich zu nehmen?“, fragte er.

„Ich habe mich auf eine Vision verlassen, die mir die Möglichkeit zeigte, dass du es von selbst anbieten würdest.“

Sehr angetan wirkte Fuu von dieser Möglichkeit aber nicht. „Warum hätte ich so etwas tun sollen?“

Darauf fiel ihr wohl keine andere Antwort als ein kurzes Schulterzucken ein.

„Und was hätte dann geschehen sollen?“, fragte Leana.

Tokimi wandte sich wieder ihr zu, ihr Lächeln schwand erneut. „Zetsu wäre in dieser Welt wiedergeboren worden und hätte für mich den dort befindlichen Teil des Ursprungsshinken beschafft.“

„Was macht dich so sicher?“

Als sie wieder damit antwortete, dass sie es in einer Vision als mögliche Zukunft gesehen hatte, schluckte Leana schwer, beherrschte sich aber noch. „Was ist geschehen, dass der Zauber fehlschlug?“

„Ich habe einen falschen Trank benutzt“, erklärte Fuu. „Jemand muss in meiner Abwesenheit das Etikett überklebt haben.“

Leana versuchte weiterhin, sich zu beherrschen, was ihr nur schwerlich gelang, ihr ganzer Körper zitterte bereits. „Und du hast es nicht bemerkt?“

„Erst als es zu spät war“, gab er reumütig zu und senkte den Blick ein wenig.

Damit endete ihre Selbstbeherrschung.

Wütend verpasste sie ihm einen Faustschlag ins Gesicht, der ihn zurücktaumeln ließ. Er hob den Blick, um sie ungläubig anzusehen, doch ihre Aufmerksamkeit war bereits auf Tokimi gerichtet, der sie ebenfalls einen Schlag verpassen wollte, aber diese sah das offenbar kommen und wich direkt zurück. „Wir sind wirklich untröstlich, dass das geschehen ist, Leana.“

„Das hilft mir nicht!“, fauchte sie zur Erwiderung. „Ihr habt leichtfertig mit Zetsus Seele gespielt und weil ich wegen euch in diese verdammte Welt gekommen bin, habe ich Isolde verloren!“

Und je länger der Zustand anhielt, desto mehr schwand Leanas Hoffnung, dass die Wirkung des Mistelzweigs irgendwann nachließ oder dass es ein Gegenmittel gab. Sie versuchte sogar schon, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass sie Isolde nie wiedersehen würde – genausowenig wie Zetsu, auch wenn es ein bitterer Gedanke war, der ihre Brust schmerzen ließ und ihr die Luft zum Atmen nehmen wollte.

Erst auf ihren kleinen Ausbruch hin, hielten Ayumu und Ylva bei ihrer Tätigkeit inne und blickten ebenfalls wieder zu ihnen herüber, kamen aber nicht näher.

„Deswegen sind wir hier“, erwiderte Tokimi hastig, um Leana zu besänftigen. „Wir wollen mithelfen, die Splitter seiner Seele wieder zusammenzusetzen.“

„Damit er dir dann dieses verdammte Shinken besorgt?!“

Tatsächlich verdüsterte sich Tokimis Gesicht für einen Moment, ehe sie verlegen zu lachen begann. „Nun, ich habe tatsächlich daran gedacht, dass ich ihn dann einfach persönlich um diesen Gefallen bitte und wir das alles dann anders angehen.“

„Warum ausgerechnet Zetsu?“ Tränen brannten in Leanas Augen und ließen ihre Stimme ein wenig kratzig klingen, aber sie weinte nicht, es war auch keine Trauer, die sie empfand, es war eher Wut, grenzenlose Wut auf diese ihr eigentlich vollkommen unbekannte Person, deren Laune sie es offenbar verdankte, alles verloren zu haben.

„Er erschien mir wie der perfekte Kandidat. Er ist ein neutraler Eternal, also würde sein Shinken nicht sofort die Law-Eternal mit einem ähnlichen Plan anlocken und er war gerade erst verstorben und noch nicht wiedergeboren. Außerdem war ich einmal mit ihm in Kontakt gekommen, bevor er ein Eternal geworden war – wenn auch nur kurz.“

Leana wollte sich gar nicht vorstellen, was das für ein Kontakt gewesen sein könnte und stellte daher auch keine weiteren Fragen dazu. Grollend wandte sie sich wieder an Fuu. „Und warum hast du da mitgemacht?“

Er blickte ein wenig gedankenverloren ins Leere, vermutlich hatte er darüber gar nicht wirklich nachgedacht. „Ich hielt ihren Plan für gut, immerhin gehört sie zu den Guten... und... das war es eigentlich schon...“

Leana wollte ihm einen weiteren Schlag dafür verpassen, doch Tokimi ging hastig dazwischen. „Bitte, Leana, sei nachsichtig mit ihm, er hatte nichts Böses in Gedanken.“

Ihre Wut konzentrierte sich wieder auf die Schreinmaid. „Du aber schon!“

Tokimis Mimik flackerte kein bisschen, nicht einmal als sie entschlossen nickte. „Ich nehme an, so könnte man es von deiner Perspektive aus nennen. Aber wir werden das schon alles regeln, mach dir keine Sorgen.“

„Und wie?“, fragte Leana grollend. „Wollt ihr die einzelnen Individuen umbringen, um das Original wieder zusammenzusetzen?“

Es widerstrebte ihr ein wenig, so über Zetsu und dessen Splitter zu sprechen, nicht zuletzt weil einer von ihnen nicht weit entfernt stand. Bislang war sie nur davon ausgegangen, dass Ayumu ebenfalls einer sein könnte, aber Tokimi hatte es mit ihrer Handbewegung zu ihm bestätigt.

„Das wäre eine Möglichkeit“, antwortete Tokimi bedächtig. „Aber ich bevorzuge eine, die wesentlich friedlicher ist.“

Mit diesen Worten zog sie einen Fächer hervor, den sie auffaltete und auf eine Reaktion wartete. Leana musterte den weißen, vollkommen schmucklosen Stoff und fragte sich, was nun von ihr erwartet wurde, weswegen sie einen fragenden Blick zu Fuu warf. Der Magier hielt sich immer noch die schmerzende Wange, während er den Fächer musterte, sich aber offenbar auch keinen Reim darauf machen konnte. „Möchtest du uns nicht verraten, was das ist, Tokimi-san?“

Offenbar war es genau das, was sie erwartet hatte, denn sie lächelte zufrieden. „Das ist der Fächer der Zeitumkehrung. Ich kann damit die Zeit anderer nach Belieben zurückdrehen. Ich wollte ihn benutzen, um die Zeit dieser Welt so lange zurückzudrehen, bis noch keiner von ihnen geboren war – und dann die einzelnen Splitter wieder zusammenführen.“

Während Tokimi recht zufrieden mit ihrem Plan schien, war jemand anderes das ganz und gar nicht: „Und wir wären nicht einmal gefragt worden?“

Leana zuckte zusammen, als sie Ayumus Stimme direkt neben sich hörte. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass er und Ylva näher gekommen waren, um dem Gespräch zu lauschen.

Tokimi wandte sich ihm zu. „Ich dachte, es wäre auch in deinem Interesse, wieder ein Teil des Originals zu sein.“

Doch zu ihrer offensichtlichen Überraschung schüttelte er mit dem Kopf. „Ich bin mit meinem Leben recht glücklich – ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, von welchem Original du überhaupt sprichst.“

Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen auf der Lichtung. Tokimi und Ayumu starrten sich gegenseitig an, beide entschlossen, nicht als erstes die Augen abzuwenden, während die anderen drei ihnen nur dabei zusehen konnten.

Wenn Leana ehrlich war, behagte ihr der Plan ebenfalls nicht. Sie vermisste Zetsu und wollte ihn zurückhaben – aber es erschien ihr gleichzeitig falsch, zu diesem Zweck in der Geschichte dieser Welt herumzupfuschen, nur damit Tokimi es sich einfach machen konnte. Dabei hätte sie als Eternal, der in die Zukunft sehen kann, doch selbst in einem Kampf gegen die einzelnen Splitter einen überragenden Vorteil und könnte jede Schlacht mit einem Angriff für sich entscheiden. Warum gab sie ihnen also nicht einmal die Illusion einer Chance?

Schließlich war es Fuu, der das Schweigen wieder brach: „Ich denke, wir sollten uns erst einmal ausruhen. Morgen sieht die Welt vielleicht wieder ganz anders aus und wir können in Ruhe darüber sprechen, wie es weitergehen soll. Was sagt ihr dazu?“

Tokimi wandte sich ihm zu und nickte. „Eine gute Idee, das werden wir machen.“

Leana widersprach nicht, auch wenn sie das gern getan hätte. Aber für den Moment fühlte sie sich nach all diesen Informationen nur noch müde, eine Nacht darüber zu schlafen wäre mit Sicherheit auch von Isolde befürwortet worden.

So machte sich die Gruppe daran, ein Lagerfeuer zu entfachen, um sich gegen die einfallende Dunkelheit zu wappnen, ohne dabei zu ahnen, dass sie gerade von mehr als nur dem Ninja Hyperion beobachtet wurden.



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