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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Emotionen

Das Reisen mit einem Zauberer hatte sie sich immer wesentlich spannender vorgestellt. Voller Farben und Magie und mit ein klein wenig Witz – besonders wenn Fuu dieser Zauberer war.

Aber seit einiger Zeit schien er eher deprimiert und auch ein wenig wütend, was die Reise mit ihm zu einer eher lästigen Sache machte. Da sie die vorherrschende Spannung aber nicht länger aushielt, beschloss sie, ihn darauf anzusprechen: „Fuu, es macht keinen Sinn, noch weiter wütend deswegen zu sein.“

Die Art, wie er ihr langsam den Kopf zuwandte, die Stirn gerunzelt und die Augen verengt, sagten ihr allerdings, dass es für ihn sehr wohl noch Sinn machte. In diesem Moment war nicht sonderlich viel von dem sonst so charmanten Zauberer zu bemerken, er war sogar ein wenig... furchteinflößend, musste Tokimi zugeben.

„Sie haben das bestimmt nicht böse gemeint“, fuhr sie dennoch fort.

Er zog seine Augenbrauen zusammen, ganz offensichtlich war er mit diesem Gesprächsthema und der Stellung, die sie dabei bezog, nicht zufrieden.

„Nicht böse gemeint?“, zischte er. „Sie haben sogar über mich gelacht!“

Ihr schien als ob Fuu extrem empfindlich darauf reagierte, wenn man über ihn lachte und sie konnte sich gut vorstellen, dass dies mit seiner Kindheit zusammenhing, als er noch kein großartiger Magier gewesen war.

„Sie haben eben andere Vorstellungen von Magiern, das ist nicht direkt auf dich bezogen.“

Fuu schnaubte wütend. „Andere Vorstellungen! Die kennen bestimmt nur jene, die mit Spiegeln und doppelten Böden arbeiten! Keiner von diesen Barbaren hat Sinn für echte Magie!“

Das Thema nahm ihn ganz offensichtlich sehr mit und schaffte es sogar, sein ansonsten angenehm ruhiges Gemüt in Aufruhr zu bringen. Tokimi machte sich innerlich eine Notiz, Fuu niemals im Bezug auf seine Magier-Karriere zu verärgern.

„Aber es ist doch wirklich ungewöhnlich, dass du keine Assistentin hast, findest du nicht?“

Als Chaos-Eternal reiste Tokimi natürlich sehr viel und egal was für einem Magier sie in all den Jahren begegnet war, sie alle hatten eines gemeinsam: Eine gutaussehende Assistentin in einem grellen Kleid, das mit einem bezaubernden, wenngleich unechtem, Lächeln, sämtliche Aktionen des Magiers begleitete.

„Nein, finde ich nicht!“, erwiderte Fuu ungehalten. „Nur falsche Magier benutzen Assistentinnen, um die Zuschauer von dem Moment abzulenken, indem sie ihre Tricks einsetzen! Ich habe so etwas nicht nötig, meine Magie ist echt!“

Als ob er das beweisen wollte, deutete er dabei mit der Hand auf einen Baum, dessen Blätter sich sofort in einen ungesunden Blauton verfärbten. Ein wenig beeindruckt, hob Tokimi eine Augenbraue. Sie war immer noch nicht dahinter gekommen, mit welcher Methode Fuus Zauber funktionierten. Er besaß kein Shinken und setzte anscheinend auch keinerlei Mana ein, um das zu tun, was er wollte. Sie empfand es als sehr mysteriös und daher auch aufregend.

„Ist dir so etwas wie heute denn das erste Mal passiert?“

Er biss sich auf die Unterlippe. „Nicht direkt. Also, so sehr ausgelacht wurde ich noch nie. Aber ab und an erntete ich schon seltsame Blicke, wenn es darum ging.“

„Und da kam dir nie der Gedanke, dir einmal eine Assistentin zuzulegen?“, fragte sie neugierig.

Nicht, dass sie Interesse daran hätte, aber es interessierte sie, was der Magier noch alles tun würde.

Er schloss die Augen und runzelte die Stirn. „Der Gedanke kam mir, das gebe ich zu. Aber ich habe ihn bislang nicht umgesetzt. Im Moment halte ich mich noch an ein Versprechen.“

„Was für ein Versprechen?“

Er schwieg und machte auch keinerlei Anstalten, darauf antworten zu wollen. Tokimi blieb augenblicklich stehen, worauf Fuu es ihr gleichtat und sie fragend ansah. „Was hast du jetzt vor?“

Sie lächelte nur vielsagend und schloss die Augen. In Gedanken konzentrierte sie sich völlig auf den Magier ihr gegenüber und versuchte, ein Bild für seine Zukunft zu bekommen. Die meisten ihrer Visionen bekam sie einfach, sie wurde von den Bildern überfallen, manchmal in den absolut unpassendsten Momenten. Doch manchmal konnte sie eine mögliche Zukunft auch sehen, wenn sie sich fest genug konzentrierte. Aus Erfahrung konnte sie inzwischen sagen, dass jenes Bild dann immer der Zukunft entsprach, die sich die beteiligte Person am meisten wünschte und die auch nicht unbedingt eintrat – aber im Moment ging es ihr ja darum, dass sie einfach nur herausfand, was für ein Versprechen er meinte und da sie nicht in die Vergangenheit sehen konnte, blieb ihr nur diese Möglichkeit.

Schon bald kristallisierte sich ein Bild heraus und Tokimi konnte eine junge, elegant angezogene Frau erkennen. Das lange, rosafarbene Haar wurde von ihr mit einer Handbewegung beiseite gewischt, als es drohte, ihren Blick zu verschleiern. Doch gleichzeitig mit dieser unwirschen Geste, zerbrach das Bild ganz plötzlich als hätte Fuu gemerkt, was seine Reisebegleiterin tat und es sofort unterbunden. Sein verärgerter Blick unterstrich diesen Eindruck noch einmal.

Tokimi kannte diese Frau nicht, aber sie konnte spüren, dass Fuu viel an ihr lag, möglicherweise sogar mehr als er selbst wusste – und selbst sie musste sagen, dass diese Frau hübsch, wenngleich auch unterkühlt, war.

„Wer ist sie?“, fragte die Eternal neugierig.

Fuu wandte sich demonstrativ ab. „Ich möchte nicht über sie reden. Das geht dich nichts an.“

Ein wenig fühlte Tokimi sich von seiner Abweisung beleidigt – aber das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, überwog. Immerhin war sie mit Sicherheit eine der wenigen, die eine andere Seite als den charmanten Fuu kennenlernte.

Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sie plötzlich Geräusche hörte. Fuu wandte ebenfalls den Kopf in die Richtung und entdeckte genau wie sie eine kleine Einheit von Soldaten, die von einem General auf einem Pferd angeführt wurde. Die Einheit bewegte sich erstaunlich schnell und zog an ihnen vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken, es schien als hätten sie ein Ziel vor sich.

Sie sahen der Einheit noch lange hinterher, bis Fuu das Schweigen brach: „Wer waren die?“

Ein scharfer Schmerz zuckte durch Tokimis Kopf, als sie von einer Vision überfallen wurde. Sie sah – in überraschend klaren und deutlichen Bildern – wie die Einheit von eben die von ihnen Gesuchte überfiel und schwer verletzt verschleppte.

Tokimi griff sich an den Kopf, worauf die Vision zerbröckelte und wieder verschwand. „Wir müssen uns beeilen.“

Mit diesen Worten lief sie bereits hastig weiter, ohne Fuu eine Erklärung zu geben. Glücklicherweise bestand er aber auch nicht darauf, sondern folgte ihr einfach.

Ihr blieb nur noch zu hoffen, dass sie nicht zu spät kommen würden.
 

Seit sie aus der Höhle draußen waren – so schien es Leana – unterhielten sich Ayumu und Ylva in einer Tour, auch wenn das kaum möglich war, immerhin hatten sie zwischendurch auch geschlafen, immerhin war es dunkel gewesen, als sie die Höhle verlassen hatten.

Beide plapperten über alles mögliche und unmögliche, was Leana nicht nur langweilte, sondern auch nervte. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was diese beiden, die sich erst seit zwei Tagen kannten, so viel zu besprechen hatten.

Allerdings wagte sie auch nicht, sich einzumischen, damit die beiden endlich still waren. Sie wusste genau, dass Ayumu dann wieder sie zureden würde, bis sie mit den Nerven ganz am Ende war.

Also ließ sie die beiden reden... und reden... und reden...

In einem solchen Moment fehlte ihr Isolde oder Zetsu, auch wenn die beiden ebenfalls nur reden würden. Manchmal fragte sie sich, warum ihr Shinjuu so eine Plaudertasche war und warum sie sich gerade in so jemand Geselligen wie Zetsu verliebt hatte.

Aber dann dachte sie sich, dass es ohnehin egal war. Im Moment war keiner von beiden da und sie war mit diesen beiden Begleitern gestraft, was sie nicht länger aushielt.

„Kann nicht einer von euch mal die Klappe halten?“, seufzte sie genervt. „Nur fünf Minuten?“

Sofort verstummten beide und sie sah sich schon am Ziel ihrer Wünsche, als Ayumus Stimme erklang: „Du bist immer so gereizt. Wir sollten heiraten und viele höflich-gereizte Kinder bekommen.“

Er blinzelte ihr amüsiert zu und am Liebsten hätte sie ihm direkt einen Schlag verpasst – aber im Moment fühlte sie sich nicht sonderlich danach. „Halt einfach die Klappe, okay?“

„Und dann werden wir heiraten?“

Schlecht gelaunt blickte sie ihn an, in ihren Augen die deutliche Warnung, dass sie nicht mehr lange Geduld mit ihm haben würde. Er verstand glücklicherweise und zuckte lachend zurück. „Schon gut, tut mir Leid, kein Grund, mich gleich verprügeln zu wollen.“

Ylva blickte zwischen beiden hin und her, aber sie sparte sich die Frage, wie er darauf kam, dass sie ihn verprügeln wollte.

Die neu entstandene Stille, nach der sich Leana gesehnt hatte, drückte plötzlich auf ihren Ohren und verlangte von ihr, dass sie etwas tat, um diesen Zustand zu beenden, was sie auch direkt befolgte: „Wo sind wir hier eigentlich?“

Ayumu warf nur einen kurzen Blick umher, dann deutete er entschlossen in eine Richtung. „Da drüben ist der Rote Wald und jenseits davon befindet sich ein kleines Dorf, wo wir erstmal unterkommen können und dann besprechen wir, wie es weitergeht.“

Leana sah zu ihm hinüber, überlegte, ihm zu sagen, dass sie kein Interesse daran hatte, weiter mit ihm zu reisen – doch ein plötzliches Aufwallen von Schmerz in ihrem Arm, unterbrach sie dabei und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder direkt nach vorne.

Sie glaubte fast, ihr Herz müsste stehenbleiben, als sie ihn entdeckte. Er stand da, direkt vor ihr, genau wie sie ihn in Erinnerung hatte. Die graue Kleidung, das Schwert an seiner Hüfte, das lange silberne Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war und die eisblauen Augen...

„Zetsu...“

Der rationale Teil ihres Verstandes sagte ihr, dass es nicht möglich war, dass dort nicht der verstorbene Eternal stand, aber der emotionale Teil, der an diesem Tag ungewohnt stark war, schob die Rationalität beiseite, bis sie verstummte und sich schmollend in eine Ecke zurückzog.

„Zetsu!“

Leana wollte auf ihn zugehen, doch er lächelte nur vielsagend, fuhr herum und lief eilig davon. Da sie ihm im ersten Moment nicht folgte – zu groß war die Verwirrung, warum er vor ihr weglief – blieb er wieder stehen und wandte sich ihr zu, als ob er ihr zu verstehen geben wollte, dass sie mit ihm kommen sollte.

Sie konnte hören, dass sowohl Ayumu als auch Ylva etwas sagten, aber der Sinn dieser Worte verstand sie nicht im Mindesten. Es war als würde alles nur durch Watte zu ihr vordringen, aber im Moment ohnehin an Bedeutung verlieren, da sie Zetsu direkt vor sich sah.

Und so zögerte sie nicht länger und setzte sich in Bewegung, um ihm zu folgen.

Ayumu rief ihr etwas hinterher, es war eine Warnung, sie sollte anhalten, so viel konnte sie bereits aus seinem Tonfall hören, doch dachte sie nicht im Mindesten daran. Wenn sie Zetsu erreichen könnte, wenn sie nur seine Hand berühren könnte, dann würde alles gut werden und sie könnten wieder zusammen reisen, sie würde sogar sein nerviges Shinjuu in die Arme schließen.

Sonst war sie nicht sonderlich emotional, sie war ein Mensch, der sich eher auf Verstand und Pflichtgefühl berief – aber Zetsu übte eine Magie auf sie aus, der sie sich einfach nicht entziehen konnte und das auch nicht im Mindesten wollte.

Ohne, dass sie es bemerkte, führte er sie in den Wald hinein, der seinem Namen voll und ganz gerecht wurde. Die Farbe der Baumstämme war ein gedämpfter, rotbrauner Ton, während die Blätter aussahen als wären sie in Blut getränkt worden. Selbst das einfallende Sonnenlicht schien plötzlich hellrot zu sein, aber Leana bemerkte all dies erst, als sie auf einer Lichtung stehenblieb.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie wieder zu Atem zu kommen versuchte. Sie war bereits so lange im Besitz eines Shinken, dass sie manchmal vergaß, wie anstrengend ein solcher Lauf sein konnte, wenn man keinerlei Energie aus dieser Waffe ziehen konnte.

Zetsu fuhr zu ihr herum, er lächelte und ihr kamen bei diesem Anblick fast die Tränen, sie wallten bereits auf und erzeugten einen Kloß in ihrem Hals, der es ihr unmöglich machte, seinen Namen auszusprechen. Stattdessen streckte sie die Hand aus, um auf ihn zuzugehen und ihn zu berühren – blieb aber schon nach einem Schritt wieder wie vom Donner gerührt stehen.

Es fiel ihr erst in diesem Augenblick auf, nachdem die körperliche Anstrengung ihr Gehirn wieder zur Arbeit angetrieben hatte, etwas an ihm war nicht richtig, sie konnte es in seinen Augen sehen, seinem Gesicht, sie sah es an jeder seiner Bewegungen.

„Du bist nicht Zetsu...“

Jetzt erst erkannte sie auch, dass es nur Hyperion war, der da vor ihr stand und aus Gründen, die sie nicht einmal erahnen konnte, nur wie Zetsu verkleidet war. Auch wenn das bedeutete, dass er etwas über ihn wissen musste, war es doch nur eine Falle gewesen und sie war sich nicht im Klaren darüber, ob er ein Feind oder ein Freund war. Einmal hatte er sie angegriffen, einmal hatte er ihr das Leben gerettet und im Moment stand er einfach nur vor ihr, blickte sie kalt an – und tat gar nichts.

Langsam lief sie rückwärts, damit er sie nicht hinterrücks angreifen konnte, während sie wieder zu fliehen versuchte. Doch sie kam nicht weit.

Schon nach wenigen Schritten spürte sie die Spitze eines Schwerts, die damit drohte, ihren Rücken zu durchstechen und hörte gleich darauf eine schnarrende Stimme: „Wir haben noch eine Rechnung zu begleichen, Shoubi no Leana!“



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