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Let me bring my life to an end

before you do it
von

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Unsicherheit

Als ich wieder aufwache weiß ich gar nicht, ob mir gerade zu heiß oder zu kalt ist.

Mein Schädel fühlt sich so an als würde ihn jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten.

Wie lange war ich bewusstlos?

Ich liege auf einem großen Handtuch im Badezimmer und habe nur eine Boxershort an.

Aoi tupft ganz zaghaft den Schweiß von meinem Gesicht und man merkt ihm an wie unangenehm die Situation für ihn ist. Er ist ziemlich rot im Gesicht und er traut sich kaum mir ins Gesicht zu gucken.

„Ich habe dir ein Fieberzäpfchen gegeben und am Besten nimmst du noch eine Tablette, da dein Fieber immer noch viel zu hoch ist“, schlägt Aoi vor.

Seufzend schnappe ich mir die Kleidung vom Toilettendeckel und ziehe diese im sitzen etwas unbeholfen an.

Wahrscheinlich hat Aoi jetzt auch die Verletzungen im Genitalbereich bemerkt und da ist es kein Wunder, dass er nicht bei mir sein will.

Selbst für jemanden der auf so etwas steht ist dieses Ausmaß an Verletzungen eine Nummer zu heftig und das weiß ich ja selbst.

Und an manchen Tagen ekele ich vor mir selbst, da ich immer wieder zu Reita zurück gehe anstatt ihn in die Schranken zu weisen.
 

Es fällt mir ganz schön schwer aufzustehen und ins Wohnzimmer zu gehen. Die Kopfschmerzen nehmen bei Bewegung zu und ich merke einfach, dass ich eben nicht ohne Grund ohnmächtig geworden bin.

Irgendwie bin ich ganz schön nervös, da ich gar nicht weiß was Kai von mir wissen will?

Vielleicht hat Aoi ihn wegen den Verletzungen informiert?

Ich bin ja bisher nicht ohne Grund zu ihm gegangen! Aoi ist halt jemand, der kaum mit anderen über so etwas spricht und sich zu sehr geniert um überhaupt Fragen diesbezüglich zu stellen.

Ich bin einfach der Meinung, dass es niemand in der Band angeht was Reita und ich in unserer Freizeit machen. Solange es unsere Zusammenarbeit nicht beeinflusst, sollten diese sich aus unseren privaten Angelegenheiten heraushalten.

Missmutig setze ich mich auf das Sofa und starre die Wand an.

Eigentlich wollte ich ja ohnehin mit Kai reden, aber gerade habe ich absolut keine Lust darauf.

Wenigstens lässt mich Aoi in Ruhe und gibt mir den Raum, den ich gerade brauche.

Auch ohne es auszusprechen weiß er immer, wenn ich einfach nur alleine sein will.
 

Es dauert auch nicht lange ehe es an der Tür klingelt und Aoi mit Kai im Schlepptau ins Wohnzimmer kommt.

Kai gibt mir zu verstehen, dass ich ruhig sitzen bleiben kann und setzt sich mit etwas Abstand neben mich.

Mein Herz schlägt wie verrückt und diese Nähe ist mir gerade äußerst unangenehm.

Er hat eine riesige Sorgenfalte auf der Stirn und guckt mich ganz nachdenklich an.

„Magst du mir erzählen, warum du gestern vor Aois Tür geschlafen hast? Du hättest du auch einfach zu einem von uns kommen können“, macht Kai mich darauf aufmerksam.

Ich schüttele nur den Kopf und schaue auf meine Hände.

Natürlich hätte ich zu jemand anderen gehen können, aber derjenige hätte dann gefragt warum ich nicht einfach bei Reita bleibe.

Und genau diese Frage wollte ich einfach nicht hören.

„So ein Verhalten sieht dir gar nicht ähnlich, Ruki. Du weißt doch ganz genau wie straff unser Zeitplan momentan ist und normalerweise setzt du alles daran in der Zeit nicht krank zu werden. Was ist nur los mit dir momentan?“, bohrt Kai nach.

Haben die anderes es doch bemerkt?

Oder ist das nur ein Wunschdenken?

Wann hat meine Maske angefangen zu bröckeln?

Und vor allem was kann ich jetzt sagen?

Er hat ja recht mit dem was er sagt.

Es ist einfach ein sehr schlechter Zeitpunkt momentan und einfach so die Aufnahmen verschieben ist eigentlich nicht drinnen.
 

Wieder schüttele ich nur den Kopf und mache mich etwas kleiner.

Als Kai die Hand hebt zucke ich zusammen.

Will er mich jetzt schlagen?

Resigniert seufzt Kai und lässt seine Hand wieder sinken.

„Ist die letzten Wochen irgendetwas passiert? Sonst reagierst du doch auch nicht wie ein verängstigtes Tier, welches nur auf die nächsten Schläge wartet. Hat es was mit Reita zu tun?“, hakt Kai nach.

Um die Tränen zurückzuhalten kneife ich die Augen zusammen und kneife mir ziemlich fest in die Hand.

Ich darf jetzt nicht weinen!

Ich habe so Angst davor den anderen von unserem Problem zu erzählen.

Wenn ich den Elefant im Raum anspreche, dann wird er auf einmal real. Dann müssen wir uns mit diesem auseinandersetzen und will ich das überhaupt?

Möchte ich wirklich über die Gewalt in unserer Beziehung reden?

Die Abhängigkeit, welche mich immer wieder zurück rennen lässt wie einen Junkie, der seinen Stoff braucht?

Mittlerweile sind wir an eine Punkt angekommen, an dem ich echt nicht mehr weiß wie lange es noch gut gehen kann.

Wann wird Reita endgültig die Beherrschung verlieren?

Und vor allem wie lange kann ich dem tosenden Meer noch standhalten?
 

Vorsichtig nimmt Kai meine Hände in seine und streichelt ganz vorsichtig mit dem Daumen darüber.

„Wenn du weinen möchtest, dann ist das kein Problem. Du musst auch nicht über all das reden, wenn es dir zu unangenehm ist. Ich mach mir halt unheimliche Sorgen um dich und es sieht dir einfach nicht ähnlich dich so einzuigeln. Kann ich dir sonst irgendwie helfen? Magst du vielleicht etwas essen?“, erkundigt sich Kai in Sorge.

Und schon wieder schüttele ich nur den Kopf.

Langsam öffne ich die Augen und lasse meinen Kopf nach vorne sinken.

Es hat doch alles keinen Sinn.

Wovor habe ich eigentlich so eine große Angst?

Wenn ich das Thema jetzt nicht anspreche, dann werde ich es wahrscheinlich nie tun.

So eine Gelegenheit wie jetzt gibt es wahrscheinlich nie wieder.

Und da sowohl Kai als auch Reita die nächsten Tage mit den Aufnahmen beschäftigt sind, macht es auch Sinn wenn ich noch etwas bei Aoi bleibe.

Oder versuche ich mir das ganze nur schön zu reden?
 

Zögerlich hockt sich Aoi vor mich und streicht mir ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren.

„Reita übertreibt es etwas, hm? Oder wolltest du die Verletzungen? Eigentlich wollte ich mich nicht einmischen, aber das gestern hätte gewaltig schief gehen können. Du brauchst nur zu nicken“, bietet mir Aoi an.

Werden Sie ihn hassen, wenn sie die Wahrheit erfahren?

Was ist überhaupt die Wahrheit?

Anfangs fand ich das noch alles sehr erregend.

Doch irgendwann wurde es immer mehr und ich habe nie den richtigen Zeitpunkt gefunden das ganze zu beenden.

Und ich habe mich auch nicht getraut gehabt ihm zu sagen, dass es mir zu viel wird und er einen Gang zurück schalten soll.

Also ist es auch meine Schuld, dass es jetzt so schlimm geworden ist.

Ich nicke angedeutet und vergrabe mein Gesicht hinter den Händen.

Mir ist das alles so unangenehm und ich will das Gespräch jetzt nicht führen.

Zaghaft streicht mir Aoi ein paar Mal über den Kopf und schlägt dann vor: „Sollen wir einmal zusammen mit ihm darüber reden? Er meint es garantiert nicht böse. Und er fragt sich wahrscheinlich auch wo du immer ab bleibst, wenn du nachts heimlich das Haus verlässt. Dir muss das doch nicht peinlich sein.“

Ich schüttele nur den Kopf und versuche meinen Atem zu beruhigen.

Ich möchte Reita nicht sehen und mit ihm darüber reden!

Obwohl er mir das alles angetan hat liebe ich ihn trotz allem.

Und ich möchte diese Beziehung nicht verlieren.

Was würde mir dann noch bleiben?

Könnte unsere Band dem standhalten?

Wir hätten diese Beziehung nie anfangen dürfen.

Wir sind nun einmal Kollegen und so etwas wie eine Band setzt man nicht so leichtfertig aufs Spiel.
 

Immer wieder wird mir ganz zaghaft über den Rücken gestrichen, aber die beruhigenden Worte und Gesten wollen mich einfach nicht erreichen.

Sie verfehlen ihr Ziel um Meilen und sie lassen mich noch unruhiger werden.

Wäre es wirklich so schlimm, wenn es so wie jetzt bliebe?

Vielleicht wenn Reita nur etwas mehr Acht geben würde, dann würde wahrscheinlich alles gut gehen.

Aber schafft er es oder wird es wirklich immer schlimmer werden?

Die beiden reden miteinander, aber ich kann ihre Worte nicht verstehen.

Warum habe ich es nur zugelassen?

Warum nur kam ich gestern auf die Schnapsidee bei Aoi Unterschlupf zu suchen?

Ich weiß doch eigentlich, dass man bei solchen Temperaturen nicht draußen schlafen sollte.

Und trotzdem habe ich mein Leben riskiert.

Ist die Angst vor Reita wirklich schon so groß, dass ich den Tod vor dem Leben vorziehe?

Mit brüchiger Stimme gebe ich zu: „Ich glaub Reita denkt, dass es mir gefällt. Aber es ist mir zu viel und ich hab Angst davor es ihm zu sagen. Ich kann einfach nicht mehr.“

Und ich kann es nicht verhindern, dass die heißen Tränen über meine Wangen laufen und ich ein paar Mal schluchze.

Ich bin mir gerade selbst unsagbar peinlich.

Es dauert gefühlt sehr lange bis Kai das Wort ergreift und meint: „Wir weihen Uruha ein und der redet einmal mit ihm, ja? Ihr zwei solltet wirklich einmal in Ruhe über das Thema reden, bevor es dir noch schlechter geht.“

Warum habe ich nicht von Anfang an Uruha um Rat gefragt?

Er kennt Reita am Besten und wenn es einer schafft mit ihm über so etwas zu reden, dann kann es nur Uruha sein.

Durch die ganze Aufregung ist mir ziemlich schlecht und das Schwindelgefühl nimmt auch zu.

„Kai? Kann ich mich bitte etwas hinlegen?“, frage ich zögerlich nach.

Alarmiert steht unser Schlagzeuger auf und guckt mir ganz besorgt dabei zu wie ich mich auf die Couch lege. Mein ganzer Körper wird immer wieder vom Schüttelfrost heimgesucht und ich merke wie das Fieber wieder steigt.

Leise seufzend streicht mir Kai kurz über die Wangenknochen.

Aoi kommt gerade mit einem Fieberthermometer wieder und hockt sich wieder neben das Sofa.

Wann hatte er den Raum verlassen?

Erledigt schließe ich die Augen.

Mein Kopf pocht wieder wie verrückt.

Ein penetranter Pfeifton macht sich breit.

Und plötzlich ist alles ganz weit weg.

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Eigentlich war das 3. Kapitel schon längst fertig geschrieben, jedoch fand ich es nicht so toll und deshalb habe ich es noch einmal neu geschrieben. Hoffentlich gefällt es wem :)

Danke fürs lesen



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