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Organisation XIII - The Other Truth

Das Leben unter Niemanden
von

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Punk-Kellnerinnen, teures Essen und Beziehungsgespräche

Kapitel 15 – Punk-Kellnerinnen, teures Essen und Beziehungsgespräche
 

Xiomara

Nach ein paar Stunden, vielleicht auch ein paar Tagen wachte ich langsam wieder in molliger Wärme auf.

Und das erste, das ich sah?!

Rot.

Genauer genommen rote Haare und mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir klar wurde, wem diese Haare gehörten.

Mühsam schaute ich mich um, ohne mich zu rühren und erkannte, dass ich in meinem Bett lag.

Und Axel...er lag auf meinem Bauch.

Vielleicht hatte er auf meinem Bettrand gesessen und war eingeschlafen, doch das war nur eine Vermutung.

Das Ergebnis blieb dasselbe:

Sein langer Körper lag quer über dem Bett und sein warmer Oberkörper samt Kopf auf meinem Bauch. Kein Wunder, dass mir so angenehm warm war.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 3 Uhr war.

Ich runzelte die Stirn, als ich den schlafenden Axel betrachtete und musste mich wirklich beherrschen, um keine zärtlichen Gefühle bei dem Anblick seines friedlichen Gesichtsausdrucks aufkommen zu lassen.

Ich schaute an mir hinab und bemerkte, dass ich nur mit straffen, weißen Verbänden am Oberkörper umwickelt war. Sonst hatte ich nichts an!

Ein erschrockener Ton entwich mir, und Axel bewegte sich unwillig. Erst dachte ich, er würde weiterschlafen, doch langsam öffneten sich seine Augen und klare, grüne Augen waren direkt auf mich gerichtet.

Ich schluckte schwer und starrte ihn an.
 

Langsam richtete er sich auf und streckte sich ausgiebig, währrend er nun wieder auf dem Bettrand saß.

Entweder scherte es ihn nicht, dass die ganze Situation eigentlich hätte peinlich sein sollen, oder er versteckte es und zwar sehr gut.

Ich zog die Decke bis zum Kinn und wich seinem Blick aus, als ich sprach.

"Was ist passiert?"

Schmerzhaft spürte ich seinen Blick auf mir, als er mit fast sanfter Stimme antwortete:

"Du hast den Kerl, er heißt übrigens bis zu seiner Aufnahme Yuki, geschlagen, was echt eine Leistung ist, und bist zusammengebrochen.

Xeluna und Demyx haben den Rest erledigt. Zumindest hat Xeluna es so erzählt...ich und Xigbar waren bewusstlos und haben nichts mehr mitbekommen.

Ich bin erst im Schloß aufgewacht."

Ich runzelte wieder die Stirn und bemühte mich, meine Stimme nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen:

"Und was hast du dann in meinem Zimmer verloren?"

Ich hörte ihn Lachen und sah nun doch auf. Dabei raste mein Herz, als ich sein Lächeln sah:

"Das sag ich dir nur, wenn du mir danach auch eine Frage wegen gestern beantwortest."

Ich nickte bedächtig und er fuhr fort:

"Ich habe mich um dich gekümmert. Du warst schwer verletzt.

Ich wollte dich einfach nicht alleine lassen...ich hatte das Gefühl, dass du mich brauchst.

Dabei muss ich wohl eingeschlafen sein."

Ich unterdrückte einen gereizten Kommentar darüber, dass ich ihn nicht mal brauchen würde, wenn die Welt untergehen würde und er die Rettung wäre, und schwieg.

Er fuhr sich durchs Haar und verstrubbelte es noch mehr, was ihm aber ärgerlicherweise noch besser aussehen ließ.

"Und nun zu meiner Frage:

Warst du gestern so verstört, weil du auf deine Eigenschaft zurückgegriffen hast?

Nur Demyx und Xeluna haben dich gesehen, als du es eingesetzt hast und beide wollen nicht darüber reden...doch selbst ich habe bemerkt, dass etwas nicht stimmte.

Du warst eiskalt."

Unwillkürlich fasste ich mir an die Schläfe und nickte dann zögernd. Meine Stimme war leise und doch wieder so verdammt ruhig wie immer: "Ja, das ist der Preis, denn ich für diese Macht zu zahlen habe."

Ich schloss die Augen, als mir die Erinnerungen an gestern ins Gedächtnis stachen. Ich atmete bewusst ein und fasste mich dann kurz.

Vor Axel durfte ich keine Schwäche zeigen...dass er mich anscheinend nackt gesehen hatte, und davon ging ich wegen den Verbänden aus, reichte völlig.

"Geh."

Ich wusste, dass mir die eigentliche Höflichkeit, die eigentlich angebracht gewesen wäre, fehlte, doch bei Axel war es etwas anderes...

Er war mir seit ich ihn kenne, emotional einfach zu nahe gekommen...und das dürfte ich nicht tolerieren.
 

Xeluna

Heute hatte ich frei.

Ich hatte lange geschlafen, war dann zu Demyx gegangen um ihm zu berichten, dass wir heute Abend Essen gehen würden und er sich noch einen Partner heraussuchen musste und war danach frühstücken gegangen.

Und jetzt... saß ich recht einsam und verlassen im Gemeinschaftsraum. Ich hatte mir gestern vorgenommen, nach dem Gespräch mit Xemnas mit Saix zu reden, hatte es aber trotzdem gelassen. Es war einfach zu spät gewesen.

Ich seufzte und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück. Was sollte ich ihm denn sagen?

Ich wusste genau, was ich ihm am liebsten sagen würde:

Dass sich an meinen Gefühlen für ihn seit meinem Leben als Niemand nichts geändert hatte und ich ihn fragen wollte, ob er heute Abend mit mir zum Essen gehen würde.

Aber... wie würde er darauf wohl reagieren? Bestimmt nicht gerade positiv.

Ich seufzte erneut und hörte, wie jemand etwas zu mir sagte:

"Xeluna, stimmt etwas nicht?"

Es war Saix. Eigentlich klar. Wenn man vom Teufel spricht. Obwohl ich ihn eigentlich nicht als Teufel bezeichnen würde...

Ich setzte mich gerade hin und öffnete die Augen.

"Doch, ist alles okay. Ich... überlege nur, wen ich heute Abend mit zum Essen nehmen sollte. Du weißt bestimmt, dass ich, Xiomara und Demyx als 'Belohnung' heute Abend irgendwo hin gehen."

Er nickte.

Mehr zu mir selbst als zu ihm fuhr ich fort:

"Vielleicht sollte ich Xaldin fragen.

Xemnas kommt schließlich nicht in Frage, Xigbar hat die Mission versaut und darf wohl eher nicht, mit Vexen komm ich nicht klar, was wohl jeder weiß, Zexion passt einfach nicht, Axel ist nicht mein Typ, Demyx kommt mit, Xiomara kommt mit, Larxene nur über meine Leiche und Roxas... ist zu jung."

Ich seufzte erneut.

Saix hatte ich bewusst nicht in meiner Aufzählung erwähnt. Schließlich hatte ich kein Argument ihm gegenüber, warum ich ihn nicht mitnehmen sollte.

Und er schien es bemerkt zu haben. Das sah ich einfach an seinem Blick. Und es schien ihm nicht so wirklich zu gefallen.

Sein Blick verfinsterte sich kaum merklich und er drehte sich nach einem Nicken um.

"Na dann... wünsche ich dir noch viel Spaß bei deinen Überlegungen", sagte er mit einer Stimme, die einen leicht gereizten Tonfall enthielt. Jemand anderes hätte es wohl kaum erkannt, aber ich kannte ihn einfach zu gut.

Er war gerade dabei, den Raum zu verlassen, als ich einen Entschluss fasste. Wie war es, wenn ich den einen Teil von dem, was ich ihm sagen wollte, weglassen würde und stattdessen mit den anderem anfangen sollte?

"Saix! Warte", rief ich ihm hinterher. Ich sprang auf und lief ihm hinterher.

Er stoppte und drehte mich um. Ich konnte in seinen Augen Verärgerung sehen. Unterdrückte Verärgerung, aber dennoch Verärgerung.

"Ähm...", begann ich und ärgerte mich über mich selbst, da meine Stimme leicht zitterte.

Mein Puls beschleunigte sich vor Aufregung, wie er reagieren würde, als ich ihn fragte:

"Willst du mein Partner für heute Abend sein?"

Jetzt war es raus. Ich blickte zu ihm auf und erkannte Verwunderung. Die Verwunderung wich... Freude. Keine offensichtliche Freude, natürlich. Niemand anderes hätte diesen minimalen Wechsel in seinem Gesicht erkannt. Denn... seine Gefühle zeigte er nie. Nur seine Augen verrieten ihn immer wieder. Wenn er wütend war, waren seine Augen dunkler als normal, und leuchtend, wenn er erfreut war. War er gereizt, waren sie schmaler und bei Verwunderung etwas größer. Doch diese Unterschiede waren so minimal, dass sein Gesichtsausdruck von anderen immer als gleichgültig gewertet wurde.

"Gerne, Xeluna." Mit diesen Worten lenkte er mich von seinen Augen ab und ich blickte nun auf seinen Mund. Ein leichtes Lächeln umspielte ihn, doch auch diese Gefühlsregung war nur zu erkennen, da ich ihn schon als Jemand kannte und Isa auch nie sehr offensichtliche Gefühle gezeigt hatte.

Ich lächelte. "Das freut mich."

Saix nickte. "Gut. Dann sehen wir uns heute Abend."

Er blickte mir noch einmal in die Augen, drehte sich um und verließ den Raum.

Ich schwankte auf die Sofas zu und ließ mich fallen. Ich war immer noch so aufgeregt, dass meine Beine leicht zitterten. Doch ich war zufrieden. Ja, zufrieden und glücklich.
 

Xiomara

Nachdem Axel mit einem letzten fragenden Blick gegangen war, saß ich noch minutenlang auf dem Bett und rieb meine Schläfen.

Als würde das irgendwas bringen.

Doch selbst ich sah nach einer Weile ein, dass ich nicht den ganzen Tag im Bett bleiben und mich bemitleiden konnte.

Das wäre erbärmlich gewesen.
 

Also stand ich mit einer resoluten Bewegung auf und streckte mich probehalber. Mein verschnellter Heilungsprozess und Axel hatte ganze Arbeit geleistet, keine Schmerzen mehr. Sehr gut.

Ich schnappte mir neue Kleidung und ging ins Bad.

Dort wickelte ich den Verband ab und betrachtete im Spiegel eingehend meine linke Seite. Dort zeugte nur noch eine flache, rosa Narbe von meiner gestrigen Verwundung.

Als mir in den Sinn kam, dass Axel mich bandagiert hatte und dabei also auch mich nackt gesehen hatte, trat ich schnell von dem Spiegel weg.

Verdammt, sogar nur wenn ich daran dachte, dass er mich nackt gesehen hatte, klopfte mein Herz wie wild!

Das war doch nicht zum Aushalten.

Ich stieg in die Dusche und drehte das Wasser so stark es ging auf, als konnte das sprudelnde Wasser meine Gedanken wegwaschen.

Nachdem ich lächerlich lange in der Dusche gestanden hatte, trocknete ich mich ab und zog mich an.

Nun fühlte ich mich zumindest körperlich wieder gut.

Mit fiel ein, dass ich seit gestern Morgen nichts mehr gegessen hatte...Zeit für ein sehr spätes Frühstück, sprich einen Donut.
 

Ich lief einigermaßen entspannt in die Küche, traf auf dem Weg Demyx und Zexion.

Demyx musterte mich besorgt und mit einem...ängstlichen Ausdruck. Besser konnte ich es nicht beschreiben. Zexion hingegen nickte mir nur ernst zu.

In der Küche öffnete ich gerade den Kühlschrank, als ich Saix Stimme hinter mir hörte und herumfuhr:

"Anscheinend geht es dir wieder besser. Ich würde aber an deiner Stelle nichts essen."

Misstrauisch runzelte ich die Stirn. Saix klang freundlicher...beinah gut gelaunt. Immer Grund zum Misstrauen.

"Wieso sollte ich nichts essen?"

Saix holte sich eine Dose Limonade:

"Xemnas wird es dir erklären. Er erwartet dich."

Mit diesen Worten ließ er mich ratlos zurück. Hätte es ihm einen Zacken aus der Krone gebrochen, mir zu sagen, warum ich nichts essen sollte?

Doch ich nahm seinen Rat dennoch an, trauerte jedoch um den ungegessenen Donut und öffnete das Tor.
 

Xemnas erwartete mich natürlich wie immer auf seinem Platz.

Er saß entspannter als sonst da, den Kopf locker an die rechte Hand gestützt. Seine Augen musterten mich und schienen mich zu durchbohren.

Ich bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, strich mein Haar zurück und schaute ihn an.

Doch wie lange ich das durchhielt war eine andere Frage.
 

"Ihr habt mich rufen lassen."

Xemnas nickte bedächtig und ließ mich nicht aus den Augen. Er erinnerte mich beinah an eine Raubkatze, die seine Beute anvisiert. Und ich war die Beute. Na wunderbar.

"Ich habe von deinem Erfolg gestern gehört. Anscheinend hast du die entscheidende Rolle im Kampf gegen Yuki gespielt.

Das erfreute mich sehr zu hören.

Und als Belohnung für dich und außerdem Xeluna und Demyx dürft ihr heute Abend um 8 Uhr essen gehen. Anscheinend bist du ja wieder genesen."

Ich nickte verwirrt. Und wartete, dass Xemnas fort fuhr.

"Außerdem darf jeder von euch einen Partner mitnehmen."

Ich zog eine Augenbraue hoch und wandte den Blick nun doch ab.

Einen Partner? Jetzt noch? Es waren noch knapp 4 Stunden, doch ich wusste trotzdem nicht was ich machen sollte...

Meine Gedanken wanderten automatisch zu Axel, doch ich schüttelte den Gedanken schnell ab.

Ich wollte ihn nicht mitnehmen, außerdem würde er sowieso nicht zusagen, nachdem ich ihn so sang und klanglos aus meinem Zimmer geworfen hatte.

Und abgesehen von Axel gab es nur einen, den ich hätte mitnehmen wollen...

"Weißt du nicht, wenn du nehmen sollst?"

Ich nickte. Anscheinend hatte er meine Verwirrung bemerkt.

"Wirst du nicht Axel fragen?", seine Stimme klang fast genauso wie immer und doch meinte ich, Interesse hinter der Frage zu hören.

Ich schüttelte energisch den Kopf.

Nein, Axel würde ich niemals einen Abend in meiner Nähe haben wollen, wenn es sich vermeiden ließ. Es war einfach zu kompliziert.

Xemnas schaute mich wieder musternd an und ich musste einfach den Kopf heben um diesen schrecklich faszinierenden Augen zu begegnen.

Unwillkürlich spürte ich die Anziehung, die zwischen uns seit dem Karaoke-Abend -und vielleicht schon vorher- geherrscht hatte, und erschauderte innerlich. Seine Macht und Ausstrahlung faszinierte mich immer wieder aufs Neue.

Seine Mundwinkel schienen leicht zu zucken und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, wandte er den Blick ab und nicht ich!

Doch als er sprach, tat er das mit der gewohnten ruhigen, machtvollen Bass-Stimme:

"Dann gehst du mit mir."

Verblüfft konnte ich nur nicken.
 

Später saß ich wieder in meinem Zimmer und bereitete mich auf den Abend vor.

Ich würde als mit Xemnas, Nr.I, unserem Chef gehen...ja, man konnte wirklich sagen, dass ich schon schlechtere Dates gehabt hatte.
 

Demyx

Was sollte ich nur tun??

Ich hatte mitbekommen, dass Xeluna mit Saix zum Essen heute Abend gehen würde und Xiomara würde wohl Axel fragen. Und ich... ich war männlich.

Also müsste ich eigentlich eine Frau fragen.

Aber... die einzige die noch übrig war, war Larxene. Aber ich konnte sie doch nicht fragen! Nie! Sie war viel zu... aufbrausend, reizbar und gefährlich!

Nein, dass konnte ich auf keinen Fall. Aber wie würde dass denn aussehen, wenn ich einen Mann fragen würde?!

Ich seufzte und raufte mir die Haare. Zum wiederholten Mal lief ich an der Tür in meinem Zimmer vorbei, da ich schon seit ein paar Minuten unaufhörlich Kreise drehte.

Ich war ratlos, einfach nur ratlos.

Das kam doch bestimmt echt einfach nur dämlich, wenn ich einen Mann fragen würde. Aber Larxene würde eh nie Ja sagen. Und wenn doch, dann nur, um bei Axel zu sein.

Aber dann waren wir wieder bei dem Problem, dass ich nicht wusste, ob Xiomara wirklich Axel mitnehmen würde.

Und im Ernst wollte ich keinen Abend, der als Belohnung gedacht war, mit Larxene verbringen. Auf keinen Fall!

Aber sie war eben das einzige Mädchen neben Xeluna und Xiomara. Und die beiden kamen schließlich mit.

Sonst hätte ich wahrscheinlich Xeluna gefragt.

Vor Xiomara hatte ich seit gestern etwas Angst. Okay, vielleicht nicht direkt Angst, aber Respekt. Und zwar eine gewaltige Portion davon!

Oh man... es war echt zum Haare raufen. Und das tat ich nun auch schon wieder, während ich schon wieder an meiner Tür vorbei lief.

Ich wusste ja, wen ich am liebsten fragen würde... Aber... er war ein Mann! Und wie sah das denn aus??

Waah! Ich wurde noch verrückt hier!

In dem Moment öffnete sich meine Tür, als ich schon wieder an ihr vorbei lief.

Es war Zexion. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich lächelte ihn leicht fragend an. "Hey. Ist etwas?"

Zexions blaue Augen musterten mich und ein Lächeln umspielte seinen Mund.

"Was hast du denn mit seinen Haaren gemacht?", fragte er und seine Augen begannen belustigt zu leuchten.

"Ähm... was?" Verwirrt warf ich einen Blick in den Spiegel und erwartete schon beinahe grüne Haare zu haben. Doch dem war (zum Glück) nicht so. Die Realität war auch nicht so viel besser. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, was wohl das Resultat aus dem ganzen Haare raufen war.

"Oh..." Ich verzog das Gesicht zu einer kläglichen Miene.

"Was soll ich nur machen...?“, fragte ich Zexion leise und mit einen Spur Hilflosigkeit.

Er sah mich verwirrt an.

"Hm? So schlimm ist das mit deinen Haaren doch auch nicht. Das bekommst du doch in ein paar Minuten wieder hin."

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, dass meine ich nicht. Ich meine wegen heute Abend. Wir sollen doch einen Partner mitnehmen. Und...", ich stockte. Was redete ich denn eigentlich hier? Warum besprach ich das ausgerechnet mit IHM?

Und genau ER sah mich etwas verwirrt an. "Ja? Und wo ist das Problem?"

"Naja... Xiomara und Xeluna nehmen beide Partner vom anderem Geschlecht mit. Aber... ich kann doch nicht Larxene fragen!", endete ich noch eine Spur kläglicher.

"Oh Demyx, was du für Probleme hast", lachte Zexion. Ja, er lachte wirklich! Er lachte mich aus!

"Lach du nur...", meinte ich leicht schmollend.

Sofort verstummte er und kam auf mich zu.

"Hey, dass war doch nicht böse gemeint. Ich meinte nur, dass es echt niedlich ist, wie du dir über so etwas Gedanken machst. Du musst doch nicht unbedingt Larxene nehmen.

Ich denke mal, dass Xeluna auch Xiomara genommen hätten, wenn sie nicht mit gedurft hätte oder umgekehrt. Man kann doch auch einfach freundschaftlich Essen gehen."

Ich zögerte eine Weile.

"Meinst du? Und dass kommt wirklich nicht total blöd wenn ich... einen Mann frage?"

Nun lachte Zexion wieder.

"Ich glaube, es würde eher blöd kommen, wenn du Larxene fragen würdest."

Ohne etwas dagegen tun zu können lachte ich jetzt auch. Da hatte er wohl Recht.

"Gibst es denn jemanden den du fragen würdest?", fragte er mich und blickte mir fest in die Augen.

Sofort hörte ich auf mit Lachen.

"Da fragst du noch? Klar gibt es jemanden. Schließlich", ich stockte kurz ehe ich weiter redete, "bist du mein bester Freund hier."

In seinen Augen blitzte er kurz erfreut auf. Doch auch noch etwas anderes war zu erkennen. Etwas, dass ich nicht erkannte...

Ich sprach weiter: "Also... willst du dann heute Abend mit mir mit gehen?"

Er nickte und ich lächelte erfreut. "Gerne doch. Es freut mich, dass du mich gefragt hast. Es ist doch wirklich nichts falsches, jemanden nur freundschaftlich zu fragen."

Ich nickte und fragte mich, warum wieder dieser seltsame Ausdruck in seinen Augen auftauchte.

Ja, es war wirklich nichts Falsches daran, jemanden freundschaftlich zum Essen einzuladen. Aber war es bei mir und ihm wirklich nur freundschaftlich...?
 

Xiomara

Ich hatte mich umentschieden.

Mit Xemnas auszugehen war doch mein schlimmstes Date aller Zeiten!

Es war katastrophal und wenn mir nicht bald ein Gedankenblitz kam, wurde ich in Jogginghose und Schlapperpulli gehen. Im Ernst, soweit war ich schon.

Doch mir war klar, dass auch das keine Lösung gewesen wäre.

Immerhin wollte ich Xemnas beeindrucken...oder zumindest keine dummen Kommentare bekommen.

Und ich wollte vor Axels Nase wunderschön aussehend rumstöckeln, bevor ich mit Xemnas, am besten angeregt redend, ging.

Ja, so sollte das laufen und basta! Dafür würde ich schon sorgen.
 

Mit einem beherzten Griff schnappte ich mir nun alle Klamotten, die nicht in Frage kamen und schmiss sie zurück in den Schrank.

Ordentlich war ich noch nie gewesen, aber was solls.

Nun war nur noch ein kleiner Haufen übrig, den ich seufzend durchwühlte, bis ich schließlich das passende gefunden hatte.

Ich wollte etwas Schlichtes tragen, was aber trotzdem nicht zu leger war.

Und mein Ergebnis war ein extrem hell-lilanes Top, unter das ich ein schwarzes zog. Dazu ein schlichter, weißer Rock, der schöne Falten warf.

Um alles abzurunden, kam noch ein breiter, dunkelbrauner Gürtel samt silbernen Ohrringen dazu.

Mein Halsband durfte natürlich nicht fehlen.

Als Schuhwerk wählte ich braune Stiefel mit einem kleinen Absatz und drunter schwarze Overknees.

Meine Haare kämmte ich mir brutal aus dem Gesicht und bändigte sie in einem unordentlichen Zopf, bevor ich mich ans Schminken machte und erneut an den Rand der Verzweiflung kam.

Wie sollte ich mich schminken?

Viel oder wenig?

Wenn ich zu wenig war, würde ich mir nicht passend genug vorkommen, zuviel würde mich auf Larxenes Level bringen...

Schlussendlich entschied ich mich für meinen gewohnten Liedstrich, etwas Mascara und einen Hauch matten Lippenstift.

Das war, wie ich hoffte, das perfekte Mittelmaß.

Danach nahm ich meine Haare in Angriff und entschied mich dagegen wieder so einen Aufriss zu machen, wie beim Karaoke-Abend.

Stattdessen kämmte ich sie nur ausgiebig und zähmte meine Haare mit Hilfe von einem Zopfgummi, Klammern und etwas Haarspray zu einer lockeren Mischung aus Hochsteckfrisur und Zopf. Da ich sonst das Haar immer offen trug, war es etwas ungewohnt, aber gefiel mir sehr gut.
 

Nachdem ich mich als akzeptabel bestätigt hatte, schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es bald Zeit war aufzubrechen.

Anscheinend hatte ich schon wieder zu viel Zeit vertrödelt.
 

Xeluna

. Verzweifelt saß ich in meinem Zimmer. Was um Himmels Willen sollte ich anziehen...?!

Ich schnappte mir alle Klamotten aus meinem Schrank und begann alles auszusortieren, was mir unpassend erschien.

Was würden wohl die anderen anziehen?

Eher etwas lockeres, oder etwas feines?

Und wohin gingen wir überhaupt essen?!

In ein super feines und nobles Restaurant, oder eher in eine Strandbar.

Ich seufzte entnervt. Echt super, wenn man so etwas nicht wusste...

Also musste ich die perfekte Kombination finden, etwas, dass sowohl locker, als auch fein war und in ein schickes Restaurant, sowie in ein billige Kneipe passen würde.

Obwohl ich es ja für unwahrscheinlich hielt, dass Xemnas und in eine Kneipe führte.

Aber naja, Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Nach einer Weile entschied ich mich für ein weißblaues eigentlich recht schlichtes Kleid. Es hatte Spagettiträger und der Rock lief in drei gerafft Lagen aus. Dazu würde ich blaue Schuhe mit einem leichten Absatz tragen.

Ich zog mich schnell um. Oh man, ich hatte nur noch wenig Zeit...

Ich kümmerte mich noch um meine Haare, die ich zu einem seitlichem Zopf zusammenband, sodass meine Haare über die rechte Schulter fielen, legte noch ein leichtes Make-up auf und machte mich auf den Weg.
 

Xiomara

Mit etwa unsicheren Schritten lief ich durchs Schloß.

Immer wenn ich jemandem begegnete, meinte ich, mir das Outfit vom Leib reißen zu müssen.

Es war ungewohnt, alle in den Mänteln zu sehen, währrend ich so anders aussah...als wäre man ein Zombie.

Zumindest fühlte ich mich so.

Es war schon merkwürdig, wie sehr ich mich in die Organisation eingelebt hatte und mit ihr verbunden fühlte.

Merkwürdig, aber auch schön.

Ich hatte wieder ein Zuhause, wie mir klar wurde.
 

Im Gemeinschaftsraum waren Xeluna, Demyx und Zexion schon da. Ich unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen, da ich jetzt nicht mehr die Einzige ohne Mantel war.

Doch was ich davon halten sollte, dass Demyx Zexion gefragt hatte, wusste ich nicht...war das bei den beiden wirklich nur Freundschaft?

Oder bildete ich mir diese Paar-Ausstrahlung nur ein?!

Mein Blick wanderte zu Xeluna, die heute Abend wirklich sehr gut aussah. Das Outfit stand ihr einfach.

Ich ging auf die drei zu, unsicher was ich sagen sollte, da Demyx und Xeluna mich das letzte Mal gesehen hatten, als meine Eigenschaft in vollem Gange gewesen war...

Und ich war mir sicher, dass das kein beruhigender Anblick gewesen war.

Völlig mit diesem Gedanken beschäftigt, bemerkte ich erst viel zu spät, dass Axel an der Glaswand gelehnt stand und mich beobachtete.

Zum ersten Mal seit ich ihn kannte, las ich in seinen Augen Wut mir gegenüber.
 

Xeluna

Ich nickte und lächelte Xiomara zu, als sie erschien. Wow, sie sah gut aus. Ich musste sagen, dass ihr Alltags-Klamotten echt standen.

Es dauerte nicht lange, bis auch noch Saix zu uns stieß. Er trug dasselbe wie an dem Karaoke Abend.

Ein weißes Hemd, eine schwarze Hose und dazu eine schwarze Jacke.

Ich lächelte. Er sah gut aus. Fast schon zu gut...

Er nickte mir zu und kam auf uns zu.

"Lord Xemnas scheint ja noch nicht da zu sein. War eigentlich klar, dass er als letztes kommt", sagte er.

Ich verkniff mir ein Grinsen. Dann wandte er sich an mich:

"Gut siehst du aus, Xeluna" und mein Herz machte einen unkontrollierten Hüpfer.

"Ähm... danke", meinte ich und wandte schnell den Blick ab.

Was ist nur los mit mir?!, fragte ich mich selbst, obwohl ich die Antwort eigentlich wusste.
 

Xiomara

Peinlich genau achtete ich darauf, nicht in Axels Richtung zu schauen.

Ich schaute zu den anderen.

Ich schaute zur Decke.

Ich schaute zum Boden.

Ich schaute sogar zur allen drei Wänden, an denen Axel nicht stand.

Ich hatte also viele Ausweichmöglichkeiten, aber trotzdem schien es mir echt schwer zu sein, nicht auf die Stelle zu starren, von der er mich wütend ansah.

Aber eine Ablenkung kam Gott sei Dank. Und was für eine.

Xemnas schritt in gemächlicher Eleganz durch das Tor zu uns.

Oder besser zu mir.

Ich schluckte trocken und bewunderte unwillkürlich, wie aufreizend Xemnas heute gekleidet war.

Er trug eine schlichte, schwarze Hose, die ...nun ja, gewisse Stellen an ihm sehr vorteilhaft zeigten.

Dazu hatte er ein graues Hemd an, was an sich ja nicht ungewöhnlich gewesen wäre, doch anscheinend war ihm entweder sehr warm oder er wusste, welche Wirkung es hatte, dass er sein Hemd bis zur Brust offen ließ.

Ich für meinen Teil musste mich sehr beherrschen.

Sein Oberkörper, den ich nun sehr gut sehen konnte, machte seinen Augen wirklich Konkurrenz. Und das soll schon was heißen.
 

Er blieb direkt vor mir stehen und nahm meine Hand mit so einer selbstverständlichen Geste, dass es mir noch nicht einmal albern vorkam, als er mit seinen Lippen kurz meinen Handrücken streifte.

Ich unterdrückte ein sehr peinliches Quietschen und schaute ihn gebannt an. Ein leichtes Lächeln lag auf meinen Lippen, als er meine Hand losließ und mich musterte.

"Du siehst sehr gut aus."

Er bemühte sich nicht, wie Saix bei Xeluna ebend, leise zu sprechen... Ob er überhaupt leise sprechen konnte?

Gute Frage, die ich irgendwann mal stellen würde, wenn es sich ergab.

Doch sofort erkannte ich den Nachteil davon, dass Xemnas laut und deutlich sprach.

Axel.

Er stieß sich hart von der Wand ab, ließ ein angewidertes Schnauben hören und schritt zum Ausgang.

Die ganze Zeit schien sein Blick mich zu verdammen.

Schuldgefühle kämpften in diesem Moment gegen meine Anziehung zu Xemnas...doch gleichzeitig regte sich Trotz in mir.

Ich hatte Axel nie was versprochen! Er hatte kein Recht, wütend auf mich zu sein.

Nun gut, ich war heute etwas unhöflich und undankbar gewesen...doch ich ahnte, dass das nicht der wahre Grund war.

Oh man...

"Können wir oder willst du weiter vor dich hin starren?"

Xemnas tiefe Stimme weckte mich aus meinem inneren Monolog und ich nickte fahrig.

Kurz schloss ich die Augen und atmete durch.

Von Axel würde ich mir sicher nicht diesen Abend kaputt machen lassen!
 

Axel

Energisch biss ich in mein Eis. Salzig.
 

Ich war wütend. Viel zu wütend.

Was erlaubte sich dieses Schlüssel-Mädchen eigentlich?

Ging sie einfach mit Xemnas!

Also ob er sich die ganze Nacht um sie gekümmert hätte.

Als ob sie nicht mich hätte fragen können

Ich hätte doch ja gesagt und außerdem sah ich viel besser als Xemnas aus. Das sowieso.

Also was dachte sie sich dann bitte?

Ich hatte ihr nie was getan und sie behandelte mich wie Dreck.

Xemnas war doch ein komplettes Arschloch, nun gut...er war ein guter Anführer, keine Frage. Aber trotzdem ein Arschloch!

Womit hatte ich diese Behandlung verdient? Ich war immer nett zu ihr gewesen, hatte ihre komischen Launen ignoriert und außerdem mich für sie schon öfter eingesetzt...

Warum tat ich das alles also, wenn sie sich doch nur wie eine selbstsüchtige Trulla benahm?
 

"Axel? Alles in Ordnung? Du siehst stinksauer aus.", Roxas...ich musste mich zusammenreißen. Immerhin musste er nicht merken, dass Xiomara mal wieder nicht aus meinem Kopf verschwinden wollte.
 

Xeluna

Xemnas führte uns nach Twillight-Town und blieb nach einiger Zeit stehen.

Als wir das Restaurant betraten, riss ich überrascht die Augen auf. Es war hübsch, keine Frage, aber... die Date-Atmosphäre war unübersehbar.

Die Farben waren in rot und schwarz gehalten, gedämpftes Licht spendeten silberne Kronleuchter.

Die Tische sahen auf den ersten Blick recht schlicht aus, wiesen aber ornamentartige Verziehrungen auf, wenn man genauer hinsah. Die Stühle waren schwarz, mit hohen leicht gebogenen Lehnen und lederbezogen.

Mein Blick schweifte nach links zu den Vierertischen.

Zwei der vier Sitzmöglichkeiten waren die schwarzen Stühle, die anderen aber waren in die Wände 'eingelassene' Bänke, jedoch aus rotem Leder.

Auf jedem der Tische stand eine hohe schwarze Kerze, sonst nichts. Das leicht (eigentlich kaum merklich) flackernde Licht und die leise im Hintergrund laufende Musik erzeugten eindeutig eine Date-Atmosphäre.

Super... Was wollte man eigentlich mehr...?

Ich schluckte, wurde jedoch von meinem Unbehagen abgelenkt, als ein Kellner auf uns zu kam und uns begrüßte. Ich bekam kaum mit, was er sagte, so sehr hatte mich der Raum schon in Bann gezogen.

"Ein Tisch für 6 Personen ist leider nicht mehr frei. Wir haben nur noch einen Zweier- und einen Vierertisch."

Bevor irgendjemand von uns die Möglichkeit hatte, etwas zu sagen, sprach Xemnas:

"Den Zweier nehmen wir dann", und deutete auf sich und Xiomara.
 

Xiomara

Ich unterdrückte ein Quietschen bei Xemnas Antwort.

Beinah wütend tadelte ich mein Herz, dass nun zu flattern begann...ich und Xemnas.

An einem Tisch alleine.

Niemand der uns voneinander ablenken konnte. Niemand mit dem ich, anstatt Xemnas, reden konnte.

Oh man, warum hatte ich mir eigentlich einen Partner ausgesucht, der so einschüchternd war?

Dabei konnte soviel schief gehen...was sollte ich sagen, wenn er sich unterhalten wollte?!

Doch ich hatte keine Zeit mehr, mir panische Gedanken zu machen und peinliche Szene auszumalen, denn Xemnas schritt schon voraus.

Zu unserem Tisch. Für 2 Personen.

Ich blickte kurz panisch zu Xeluna, das konnte ich mir einfach nicht verkneifen, da sie die Einzige war, die einer Freundin am nächsten kam.
 

So folgte ich Xemnas zu unserem Tisch, ließ mir von dem Kellner den Stuhl vor und schließlich zurückrücken und hielt den Blick dabei gesengt.

Der Kellner schaute mich fragend an, doch ich bemerkte es erst viel zu spät.

Was wollte er denn?

Ich runzelte die Stirn und hörte Xemnas tiefe Stimme:

"Eine Flasche Cabernet Sauvignon für uns."

Der Kellner machte ein undefinierbares Geräusch, was wohl Erstaunen zeigen sollte, und mit meinem Inneren völlig übereinstimmte.

Er murmelte ein "Kommt sofort..." und huschte davon.

Auch wenn ich mich mit Wein nicht besonders gut auskannte, wusste selbst ich, dass ein Cabernet Sauvignon der beste schwere Rotwein der Welt war. Und zudem der teuerste.

Anscheinend hatte Xemnas heute die Spendier-Hosen an oder war nur ein leidenschaftlicher Weintrinker...beides war mir recht.

Vielleicht vertrug er keinen Wein und schlief ein? Damit würde ich einem Gespräch mit ihm entgehen...

Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt.
 

Xeluna

Ich fingt Xiomara Blick den sie mir zu warf auf. Sie schien mit der Situation nicht gerade sehr zufrieden zu sein. Aber warum musste sie auch unbedingt Xemnas mitnehmen?
 

Jedenfalls setzten Saix, Demyx, Zexion und ich uns an den letzten freien Vierertisch. Demyx und Saix saßen zusammen auf der Bank, ich und Zexion ihnen gegenüber auf den Stühlen.

Grinsend bemerkte ich, dass ich wohl den besten Platz von allen hatte.

Denn:

Ich konnte jeden aus der Organisation beobachten.

Saix saß vor mir, Demyx neben ihm. Klar, dass ich einen freien Blick auf sie hatte.

Und um Zexion anzusehen musste ich nur den Kopf drehen.

Doch Xiomara und Xemnas saßen genau hinter mir. Jedoch hing über Saix und Demyx ein großer Spiegel mit silbernem Rahmen. Also musste ich nur einen Blick hinein werfen, um sowohl den Anführer als auch Xiomara gut im Blick zu haben. Selbst Zexion konnte ich so sehen, ohne den Kopf zu drehen.

Heimlich beobachtete ich sie also.

Xiomara wirkte leicht panisch und verzweifelt. Es würde wohl noch spannend mit den beiden werden.
 

Da bemerkte ich, dass der Kellner mittlerweile bei uns war, der Karten verteilte und die Getränke-Bestellungen annahm.

Also bestellte ich eine große Cola und widmete mich dann meiner Karte.
 

Xiomara

Währrend wir auf unseren Wein warteten, breitete sich Schweigen zwischen mir und Xemnas aus.

Es war bedrückend...aber irgendwie nicht schlecht.

Ich versuchte, mich auf die Einrichtung zu konzentrieren, doch wirklich wahrnehmen tat ich sie nicht.

Auch zu Xemnas zu schauen traute ich mich nicht wirklich, also wusste ich nicht, was er tat.

Zig Gedanken jagten durch meinen Kopf, währrend ich mich ganz aufs Ein und Ausatmen konzentrierte. Was sollte ich sagen?

Sollte ich ein Gespräch anfangen oder lieber warten?

Und wie sollte ich den Abend genießen, wenn ich wusste, dass Axel ziemlich wahrscheinlich sauer auf mich war?

Wieso war er überhaupt sauer?

Nur weil es undankbar war, ihn nicht zu fragen, nachdem er sich um mich gekümmert hatte?

Was wollte er von mir?

Dasselbe, was er anscheinend mal von Larxene gewollt hatte?

Was hatte er ihr überhaupt angetan, dass sie so war?

Und würde ich auch so werden, wenn er nur mit mir spielte?

Würde ich mich überhaupt darauf einlassen, nachdem ich das von Larxene wusste?

Und warum machte ich mir bitte so viele Gedanken, wenn mein Herz doch bei Xemnas einen Kollaps bekam?

Fragen über Fragen...
 

"Entschuldigen Sie, dass es so lange gedauert hat. Wie sie sehen, beehren uns heute Abend viele Gäste.", trällerte eine süße Stimme vor unserem Tisch.

Ich sah auf und musste unwillkürlich lächeln, als ich unsere Kellnerin sah. Sie war aber auch zu knuffig.

Klein und zart gebaut, fast elfengleich. Große, hellblaue Augen, die mit viel Kajal umrandet waren.

Doch wie um diese süßen Attribute zu bekämpfen, hatte sie wild abstehende Haare, eine erschreckende Ähnlichkeit zu Igelstacheln, die sich in lilanen und pinken Strähnen abwechselten. Zusätzlich hatte sie ihre schwarze Kellneruniform mit einem spitzen Nietenhalsband aufgepeppt.

Ihre gepiercte Augenbraue hatte sie fragend hochgezogen, als sie fortfuhr:

"Hier ist Ihr Cabernet Sauvignon."

Sie stellte eine schwarze, edle Weinflasche auf den Tisch, zauberte dann zwei Weingläser hervor und goss uns etwas ein.

Dabei lächelte sie unentwegt zu Xemnas.

Und obwohl Xemnas offiziell mein Date war, konnte ich ihr wegen ihres offensichtlichen Interesses an ihm nicht böse sein.

Sie hatte einfach eine Ausstrahlung, dass man sie mögen musste. Außerdem ignorierte Xemnas ihre Blicke befließend.

Sie reichte zuerst ihm und dann mir eine Karte, die in samtenem Rot eingeschlagen war. Dabei sah sie mich zum ersten Mal direkt an und lächelte beinah entschuldigend...nettes Mädchen.

"Ich komm nachher wieder um Ihre Bestellung aufzunehmen. Lassen Sie sich Zeit und genießen Sie den Wein."

Damit und einem süßen Lächeln verabschiedete sie sich fürs Erste.
 


 

Xeluna

Ich starrte lange auf die Karte, bis ich mich endlich entscheiden konnte. Die Auswahl war einfach gigantisch! Ich hätte mir am liebsten 10 Gerichte gleichzeitig bestellt, beschloss aber, dass das wohl eher kontraproduktiv war.

Stattdessen nahm ich mir vor, eine Vorspeise zu bestellen, was ich sonst (wenn ich denn mal essen ging) wohl eher selten tat.

Nachdem ich mich fertig entschieden hatte, legte ich die Karte auf den Tisch und beobachtete die anderen unauffällig.

Demyx schien genau so überfordert mit der Auswahl zu sein, wie ich es gewesen war. Als ich einen kurzen Blick auf seine Karte warf, stellte ich belustigt fest, dass er bei den Desserts angekommen war und von dieser Vielfalt mehr als begeistert zu sein schien.

Zexion dagegen blätterte die Karte ruhig durch, studierte jedes der Gerichte genau und schien wohl fast schon zu erörtern, welche Speisen in Frage kommen würden und welche nicht.

Nun wanderte mein Blick zu Saix, der genau wie ich seine Karte geschlossen vor sich liegen hatte.

Als er meinen Blick bemerkte wandte er sich mir zu und fragte:

"Na, hast du dich schon entschlossen?"

Ich nickte leicht.

"Ja, das habe ich. War gar nicht so einfach, bei dieser Auswahl."

Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht.

Eine Weile blickten wir uns an, bis Demyxs entnervtes Seufzen unsere Aufmerksamkeit auf sich riss.

"Aaah... Ihr seid alle schon fertig! Ich habe aber noch keinen blassen Schimmer, was ich nehmen soll..."

Ich schüttelte belustigt den Kopf. Demyx war schon recht niedlich.

"Lass dir doch Zeit. Wir sind noch lange genug hier", versuchte ich ihn etwas zu beruhigen.

Daraufhin nickte der Blonde kläglich und vertiefte sich wieder in seine Karte.

Bald darauf kam auch schon eine Kellnerin, die lächelnd vor uns stehen blieb. Es war die Selbe, die Xemnas und Xiomara den Wein gebracht hatte.

"Haben Sie sich schon entschieden?", fragte sie und strahlte uns an, während sie unsere Getränke verteilte.

Saix, Zexion und ich nickten und alle Blicke legten sich auf Demyx. Der klappte seine Karte schließlich auch zu und nickte ebenfalls seufzend.

Die Kellnerin zog ihren Mini-Computer zum Aufnehmen der Bestellungen und meinte erfreut: "Gut."

Dann blickte sie mich, als einzige Frau am Tisch, fragend an.

"Ich nehme das Pilzrisotto als Vorspeise. Und als Hauptspeise Lachs in Gemüsesahnesauce mit Bandnudeln", gab ich meine Bestellung auf.

Sie tippte fleißig mit und wandte sich dann an Zexion. Dieser verkündete:

"Einen gemischten Blattsalat mit gebratenen Putenstreifen, bitte. Danach hätte ich gerne das Hirschfilet mit Nüssen und Kirschen."

Ich grinse leicht. Das Filet wäre auch in der engeren Wahl bei mir gewesen. Zexion hatte einen guten Geschmack.

Als nächster bestellte Demyx Ravioli mit Rucola-Füllung als Vorspeise und Palak Paneer als Hauptspeise.

Dieses indische Gericht, besteht aus Spinat mit Hüttenkäse und schmeckt meiner Meinung nach recht gut. Auch wenn es vielleicht nicht gerade super sättigend war.

Wieder tippte die Kellnerin es in ihren Computer ein und blickte dann zu Saix.

„Und was wünschen Sie?“

„Als Vorspeise die Garnelen mit Knoblauchmajonnaise und Baguette und als Hauptspeise die Rindermedaillons mit Steinpilzen, bitte.“

Hmm, seine Hauptspeise war bei mir sogar die zweite Wahl gewesen.

Schließlich fand ich Steinpilze absolut super. Aber als ich mich für das Pilzrisotte entschieden hatte (was auch aus Steinpilzen bestand), war klar gewesen, dass ich nicht zweimal Pilze essen konnte.

Aber vielleicht würde er mich mal probieren lassen...?

„Das war alles?“, fragte die Kellnerin in ihrer singenden Stimme und wir nickten.

Daraufhin verschwand sie und schwebte hinüber zu Xemnas und Xiomara.
 

Xiomara

Zweifelnd blickte ich auf die Karte, nahm jedoch die Buchstaben dort, die angeblich Wörter bilden sollten, nicht wirklich wahr.

Xemnas hatte in keinen 2 Minuten seine Gerichte ausgesucht und die Karte beiseite gelegt.

Nicht, dass das mich nicht schon nervös genug gemacht hätte...nein, er musste mich nun auch noch aufmerksam mustern.

Ich schluckte trocken, versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und meine Konzentration auf die Karte zu fokussieren.

Was mir dann auch irgendwie gelang...glaube ich.
 

Die Kellnerin kam zu uns, lächelte wieder leicht und steckte sich eine pinke Haarsträhne hinters Ohr.

"Haben Sie schon gewählt?", dabei sprach die mehr mit Xemnas als mit mir, was mir sehr Recht war, da ich immernoch nicht wusste was ich nehmen sollte.

Zweifelnd musterte ich meine Karte, währrend Xemnas mit tiefer Stimme bestellte:

"Als Vorspeise den Beluga-Kaviar und als Hauptspeise die Gans-Medaillons auf Safran-Reis mit Trüffelrahmsoße."

Ich schaute überrascht von meiner Karte auf, als ich Xemnas Bestellung vernahm.

Anscheinend wollte er sein Essen in der gleichen Preisklasse wie den Wein haben...mhm, ob er im Schloss auch immer so aß? Leider konnte ich das nicht sagen, ich hatte ihn noch nie in der Küche gesehen.

Die Kellnerin lächelte breit und ich bemerkte zum ersten Mal ihr Namensschild, dass sie als Amy auswies. Irgendwie passte der Name zu ihr.

"Und was kann ich Ihnen bringen?", wandte sich Amy nun an mich.

Ich klappte zweifelnd die Karte zu und sagte einfach das Letzte was ich gelesen hatte:

"Als Vorspeise die Lachsrollen mit Spinat und als Hauptspeise Räucherlachsnudeln mit Tomaten und Garnelen."

Amy nickte und tippte die Bestellung ein, dann verabschiedete sie sich wieder mit einem Blick auf Xemnas fürs erste.

Beinah könnte man sie schon bemitleiden, denn Xemnas war wirklich der Falsche für einen Jemand, um sich für ihn zu interessieren...wahrscheinlich auch für einen Niemand, wie ich mir eingestehen musste.
 

Erleichtert, dass ich die Bestellung nun geschafft hatte, nippte ich an meinem Weinglas und nickte anerkennend.

Auch wenn ich keine Weinkennerin war...der hier war wirklich gut.

Xemnas, der mein Nicken bemerkt haben musste, schaute mich wieder an. Nachdenklich musterte er mich.

Mir fiel plötzlich auf, dass wir noch kein Wort miteinander gesprochen hatte, seit wir in diesem Restaurant waren...

Irgendwie wollte ich mit ihm reden, aber irgendwie auch nicht. Schon merkwürdig.
 

Xeluna

Entspannt lehnte ich mich etwas zurück und trank einen Schluck von meiner Cola.

Nebenbei registrierte ich, dass Demyx und Zexion sich unterhielten, nahm aber keine Worte wahr. Stattdessen wunderte ich mich, warum es mir so gut ging.

Normalerweise war ich in Saixs Anwesendheit immer angespannt und meistens auch etwas gereizt. Immer fragte ich mich, was er wohl von der ganzen Situation hielt.

Bestimmt kamen ihm meine ganzen Reaktionen ab und zu ziemlich seltsam vor. Und bestimmt fragte er sich auch, woher ich seinen Namen als Jemand wusste.

Aber ich konnte nur Vermutungen anstellen...

Während ich so in Gedanken vertieft war, hatte ich Saix wohl ununterbrochen angestarrt, da er mich nun fragte:

"Ist irgendetwas?"

"Ähm, nein... Ich war wohl nur in Gedanken", gab ich zu und trank noch einen Schluck Cola, um etwas zu tun zu haben.

Saix nickte und ich spürte, dass er wissen sollte warum ich mal wieder so abwesend gewirkt hatte. Doch er formulierte keine Frage, sondern beließ es dabei.

Eine Weile schwiegen wir, nur das Gerede und Gelache von Demyx und Zexion, dem ich immer noch nicht lauschte, war zu hören.

Es war ein unangenehmes Schweigen. Jeder wollte etwas sagen, aber jeder wusste nicht was.

Oder besser: Jeder wusste zwar was er am liebsten sagen würde, wusste aber, dass es definitiv der falsche Ort war, um so ein Thema anzusprechen.

Schließlich durchbrach Saix die Stille, in dem er mich ansah und sprach:

"Wir sollten bald mal reden."

Ich wusste sofort, was er meinte. War auch eigentlich nicht so schwer zu erraten...

Ich nickte leicht. Er hatte vollkommen Recht. Irgendwann mussten wir reden und klären, was uns beide beschäftigte.

Saix beschäftigte, dass er mich in seinem früheren Leben gekannt hatte und auch wusste, dass ich ihm irgendwie wichtig gewesen sein musste, konnte sich aber sonst an nichts mehr erinnern.

Mich beschäftigte die Tatsache, dass ich einfach geklärt haben wollte, wie es jetzt zwischen uns stand...

Ich seufzte leicht und stellte mal wieder fest, wie kompliziert ich eigentlich war.

Oder kam mein Leben nur mir so kompliziert vor?
 

Xiomara

Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich den Abend überstehen würde, ohne das Wort als Erste zu ergreifen, doch Xemnas beherrschte das Spiel wohl besser als ich.

Anstatt wie jeder nette Mann - okee, er war nicht nett. Aber trotzdem!- das Gespräch mit lockerem Small Talk zu beginnen, ließ er nur mit der rechten Hand sein Weinglas kreisen und schaute mich nachdenklich an.

Es kam mir noch nicht mal komisch vor, dass er den Blick nicht von mir abwandte. Es schien mir völlig natürlich, abgesehen von der Tatsache, dass ich kurz davor war, zu Hyperventilieren...
 

Mir blieb also wohl nicht anderes übrig, als zu beginnen.

Zweifelnd suchte ich Worte in meinem Kopf zusammen, die auch noch einen Sinn als Satz ergaben.

Kaum zu glauben, wie schwer mir das im Moment fiel.

Ruhig, aber doch hörbar zögernd versuchte ich es:

"Wirklich nett von Euch, so etwas als Belohnung zu organisieren."

Ich weiß, ich weiß...irgendwie hatten wir zwar ein Date, aber er hatte mir das ´Du´ nie angeboten und immerhin war er immernoch der Boss. Da blieb ich lieber erstmal bei der höflichen Anreden.

Aber nicht so höflich wie Saix //Lord Xemnas...ihhhhh.//.

Xemnas zeigte keine Regung im Gesicht, musterte mich weiter als er sprach.

"Es freut mich, wenn es dir gefällt.", auch wenn es sich nicht so anhörte, als könnte ihn irgendwas freuen, freute ich mich dennoch, dass er wenigstens antwortete.

"Obwohl es mich überraschte, dass dir niemand eingefallen ist, den du mitnehmen wolltest."

Ich bemühte mich um meine Fassade um keine Regung zu zeigen. Ich wusste, auf was er hinaus wollte...Axel. Doch so leicht würde ich es ihm nicht machen!

Bemüht freundlich antwortete ich:

"Wirklich?

Nun, ich bin der Ansicht, dass ich nicht der Organisation beigetreten bin, um Freunde zu finden. Ich bin dabei, um Kingdom Hearts zu erschaffen, nichts weiter."

Xemnas trank einen Schluck und seine Bernstein-Augen schienen sich in meine zu bohren.

"Das überrascht mich zu hören.

Ich war immer der Meinung, dass du dich Recht gut mit Xeluna verstehst. Und natürlich auch mit Axel."

Gereizt unterdrückte ich ein Zischen bei der Erwähnung Axels.

Ich wollte nur netten Small Talk führen und er brachte das Thema wieder auf Axel, verdammt!

"Nun, bei Letzterem scheint Ihr euch dann wohl getäuscht zu haben.

Ich schätzte Nr.VIII als Mitglied, nicht mehr. Als Person an sich halte ich ihn eher für einen lästigen Kerl, der zu wenig nachdenkt."

Ich verschränkte die Arme und ignorierte das dumpfe Pochen meines Herzens. Ich log nicht!

Zumindest versuchte ich mir das selbst zu erklären.

Axel war wirklich lästig...wenn er mir zu nahe kam.

Und er dachte wirklich zu wenig nach...wenn er mir einfach so zu nahe kam.

Xemnas Mundwinkel zuckten leicht, erstarrten jedoch, als ich fortfuhr:

"Außerdem kann ich wohl kaum eine Person als Freund sehen, wenn ich sie auf Euren Befehl hin regelmäßig kontrolliere.", ich sprach automatisch leiser, auch wenn Xeluna und die anderen uns unmöglich würden hören können.
 

Xeluna

"Bitte schön, Ihre Vorspeise", vernahm ich plötzlich die fröhliche Stimme unserer Kellnerin.

Lächelnd platzierte sie die Teller vor uns und ich bemerkte, dass sie nicht einmal nachfragen musste, wem welcher gehörte.

Nachdem ich mich bedankt hatte, fragte sie noch einmal:

"Kann ich ihnen sonst noch etwas bringen?" und verschwand, nachdem wir verneinten.

Und dann machten wir uns alle ans Essen.

Dabei entstand ein lockeres Gespräch, an dem sich jeder (sogar Saix, was mich ernsthaft verwunderte!) beteiligte und ich genoss die Stimmung.

Als das Thema gerade auf irgendein Projekt der Organisation, von dem ich keinen Plan hatte, abschweifte, warf ich einen Blick auf den Spiegel, um zu sehen, wie es Xiomara bei Xemnas so erging.

Hm... sie schien noch zu leben. Ja, sie schien sich sogar mit Xemnas zu unterhalten!

Jetzt wo ich das bemerkt hatte, hörte ich sogar die Stimmen der beiden zu uns hinüber wehen, verstand aber keines der Worte.

Ich blickte nun auf Xemnas, der gelassen wirkte und dann wieder zu Xiomara.

Im Gegensatz zu unserem Anführer wirkte sie alles andere als gelassen und entspannt. Im Gegenteil. Sie wirkte richtig angespannt.

Aber gut, das konnte ihr auch niemand verübeln.
 

Nun widmete ich mich wieder Demyx, Zexion und Saix.

Ah, sie hatten mittlerweile das Thema gewechselt und sprachen über den Rothaarigen Typ, der bis zu seinem offiziellen Eintritt in die Organisation 'Yuki' heißen würde.

Gerade erzählte Saix, dass Xemnas wohl ein Gespräch mit ihm geführt hatte und Yuki sich bereit erklärt hatte, unserer Organisation bei zu treten.

Das machte mich etwas stutzig.

"Warum haben wir dann Ewigkeiten mit ihm gekämpft? Wenn Xemnas nur mit ihm reden musste, um ihn zum Eintritt zu überzeugen?!"

Demyx nickte zustimmend und Zexion sprach:

"Ja, das wirkt in der Tat seltsam. Aber wenn man genau nachdenkt, haben wir doch diesem Yuki nie angeboten, in unsere Organisation zu kommen. Wir haben ihn also nur ohne Grund angegriffen und..."

"Stopp mal!", unterbrach ich ihn. "War nicht ER derjenige, der UNS ohne Grund angegriffen hat?"

Nun antwortete Saix:

"Da hast du zwar Recht, aber trotzdem waren wir diejenigen, die ihn immer wieder aufgesucht haben."

Nun entbrannte eine heftige Disskusion, bei der Saix und Zexion für Yuki, ich und Demyx gegen ihn Partei ergriffen und bei der wir alle so viel redeten, wie wir (vor allem Saix und Zexion) wohl sonst nicht einmal in einem Monat heraus bekamen.
 

Xiomara

Amy unterbracht unser Gespräch, falls man es so nennen will, als sie die Vorspeisen mit einem fröhlichen Lächeln brachte.

Dabei verschüttete sie zwar fast Xemnas Kaviar, rettet ihn aber in letzter Sekunde noch.

Etwas verlegen lächelte sie Xemnas an und wurde dezent rot.

Doch das nahm ich nur nebenbei wahr.

Meine Gedanken waren immernoch bei Xemnas Worten...
 

Nachdem Xemnas einen Bissen genommen hatte, fuhr er fort:

"Ich finde es sehr weise von dir, Axel nicht zu vertrauen.

Weiser als ich vermutet hätte."

Ich schluckte meinen Bissen Lachsrolle, die wirklich gut schmeckte, hinunter und antwortete prompt.

"Das freut mich natürlich, dass Ihr meine Entscheidung billigt.

Aber Ihr kennt meine Beweggründe nicht, also warum denkt Ihr, dass man sich nicht mit Axel anfreunden sollte?"

Ich nahm einen weiteren Bissen und musterte Xemnas interessiert.

Anscheinend war es einfacher ihn anzusehen, wenn mich das Gespräch etwas von seiner Ausstrahlung ablenkte.

Xemnas dachte kurz nach und nippte wieder an seinem Glas.

"Nun, ein Großteil ist wohl sein Charakter.

Natürlich ist er ein wichtiges Mitglied der Organisation, aber dennoch ist er unausgeglichen, impulsiv und sehr egoistisch.

Seit er in der Organisation ist, hat er viele, kleine Spiele gespielt und nie mein völliges Vertrauen erlangt."

Ich lauschte gebannt.

Würde Xemnas mir vielleicht sagen, wie Axel in die Organisation geraten war?

Direkt fragen wollte ich ihn nicht und Axel konnte ich im Moment nicht mal nach dem Wetter fragen...

"Was meint Ihr mit Spiele?", meine Stimme war weiter gelassen und ruhig, aber mein Interesse schien Xemnas doch bemerkt zu haben, denn er lächelte beinahe wissend.

"Das sind alte Geschichten.

Obwohl das Aktuellste wohl Larxene ist, das dürftest du auch mitbekommen haben. Ich nehme es Axel nicht übel, dass er seine ´Gelüste´", Xemnas betonte das Wort leicht amüsiert "ausleben will. Doch es hat sehr viel Unruhe in die Organisation gebracht."

Ich musste mir ein Schnauben verkneifen.

Ja. Unruhe passte sehr gut...Lebensbedrohung für mich noch besser.
 

Xeluna

Die Diskussion über Yuki dauerte noch eine Weile.

Schließlich beließen wir es dabei, dass wir Yuki von der Organisation erzählen hätten müssen und er ein Idiot war, der viel zu aggressiv war und beendete die Diskussion so.

Das letzte Kommentar kam dabei natürlich von Demyx, der sich nicht von der Meinung abbringen ließ, dass Yuki gemeingefährlich war.

Danach hob Zexion seine Hand und winkte einen Kellner herbei. Wir bestellten neue Getränke, wobei sich alle Wein bestellten und ich die Einzige war, die wohl bei Cola bleiben würde. Ich hatte noch nie viel für Alkohol übrig gehabt.
 

Es dauerte nicht lange, bis nun auch unser Essen ankam. Und ich musste sage: Es sah gut aus, sehr gut sogar!

Ich probierte es und kam zu dem Entschluss, dass es auch wahnsinnig gut schmeckte!

Schweigend aßen wir nun, da uns die Gesprächsthemen ausgegangen waren. Doch zum Glück war es kein unangenehmes Schweigen, in dem jeder das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen, sondern eine angenehme Stille.

Schließlich durchbrach Demyx die Ruhe und fragte, ob er etwas von Zexions Hirschfilet probieren dürfe.

Prompt nickte dieser und hielt dem Blonden seine Gabel hin.

Sofort wandten Saix und ich den Blick ab und begannen ein Gespräch über Agrabah, weil uns klar war, dass Zexion die Gabel wohl eher nicht los lassen würde und wir beide nicht sehr erpicht waren, zu sehen, wie Zexion Demyx fütterte.

Ich grinste leicht, als ich doch einen Blick auf sie erhaschte. Die beiden waren doch echt süß zusammen.
 

Xiomara

"Ja, Larxene sehe ich ebenfalls als Problem mit ihren Ausbrüchen und ihrer Eifersucht...", stimmte ich Xemnas zu und aß das letzte Stück von meiner Vorspeise.

Xemnas hatte es überraschender Weiße geschafft, seinen Kaviar aufzuessen, ohne dass ich es bemerkt hatte.

Amy kam genau passend, räumte die Teller weg und platzierte den Hauptgang schwungvoll vor uns.

Dabei lächelte sie unentwegt und ging dann wieder davon. Glückliches Mädchen...
 

Ich probierte ein Stück und musste zugeben, dass die Räucherlachsnudeln mit Tomaten und Garnelen wirklich meinen geliebten Donuts Konkurrenz machten.

Ich aß weiter bis ich satt war und schaute dann wieder zu Xemnas auf, der ebenfalls gerade die Gabel weglegte.

Perfektes Timing...denk ich.

"Anscheinend gefällt dir der Abend ja doch, obwohl ich dich gewissermaßen genötigt habe, mit mir zu gehen."

Ich blinzelte überrascht und bemerkte einen amüsierten Funken in seinen Augen.

"Ja, wie bereits erwähnt hätte ich wohl kaum Axel fragen können...So gesehen bin ich Euch dankbar, mich ´genötigt´ zu haben." , erwiderte ich ruhig, aber auch minimal lächelnd.

Xemnas schenkte sich und mir Wein nach und ließ sein Glas dann kreisen.

Nachdenklich musterte er mich und mir lief ein Schauer über den Rücken, der zwar echt peinlich war, aber unbemerkt blieb.

"Ja, es war wohl besser so...ihr seid nun mal nicht füreinander bestimmt."

Er streckte den Arm aus und ergriff mein Handgelenk.

"Du bist viel zu stark für ihn."

"Soll das ein Kompliment sein?" Ich wusste es ehrlich nicht, ich war verwirrt...es war schwierig genug, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen, wo ich mich doch beherrschen musste, nicht zu zittern.

"Es ist eine...Beobachtung.", seine Stimme war leise, aber irgendwie durchdringend.

Mein Gott, machte der Mann mich fertig. Und es lag allein an seinem Charisma.
 

Ich schluckte schwer und versuchte mich selbst zu ermahnen, zu atme. Denn Luft war gerade überlebenswichtig.

Ich versuchte, mich zu kontrollieren und schaute ihm todesmutig in die Augen.

Wer brauchte noch Extremsport, wenn es Xemnas gab?!

"Du faszinierst mich, Xiomara...", er ließ mich Handgelenk nicht los, aber dennoch locker genug, dass ich es ihm hätte entziehen können wenn ich gewollte hätte.

Problem war nur, dass mein Körper was völlig anderes wollte als mein Kopf. Denn mein Körper wollte Xemnas...und mein Kopf?!

Ja, der war total verwirrt und wusste nicht ein oder aus.

"Du bist vielleicht für Axel zu stark, ebenso jedem anderen Mann, aber mir bist du nicht ebenbürtig.

Eine Herausforderung...sicher. Es würde lange dauern, bis ich dich gezähmt hätte." Er sah mich eindringlich, aber auch irgendwie ruhig an.

Ich runzelte die Stirn bei dem Wort ´gezähmt´. Ich wollte nicht gezähmt werden und sicher nicht von einem Mann, der Gefühle bei Niemanden für unmöglich hielt.

Doch trotzdem blieb Xemnas gefährlich verlockend für mich...

Ich fühlte mich nun mal von Gefahr und Macht angezogen und ich wusste tief in mir, dass Xemnas all meine fundamentalsten Bedürfnisse erfüllen können würde.

Das gab ihm Macht, und Macht blieb meine Schwäche...

Und bevor ich noch einen großen Fehler würde begehen könne, tat ich das einzig vernünftige, was ich tun konnte:

Ich schwieg.
 

Xeluna

Nachdem wir alle fertig mit Essen waren, kam Amy, räumte mit einem Lächeln unseren Tisch ab und fragte, ob wir noch ein Dessert bestellen wollte.

Alle außer Saix, was mich ernsthaft nicht wunderte, bestellten sich etwas und Amy verschwand. Ich konnte kaum erwarten, dass mein Dessert kam.

Ehrlich!

Zwar war ich so satt wie wohl noch nie in meinem Leben, doch als ich die Worte 'Mangocreme mit Karamellkruste' erspäht hatte, war alles mit mir vorbei gewesen.

Nichts ging über Mangocreme. Außer eben Mangocreme mit Karamellkruste!

Ich lehnte mich lächelnd zurück und lauschte dem Gespräch von den anderen dreien über 'Umgestaltung und Dekoration unseres Schlosses'.

Demyx meinte immer wieder, dass er das Schloss viel zu langweilig fände und es viel lieber mit bunten Farben dekoriert hätte.

Saix erklärte ihn damit offiziell für verrückt...

Und Demyx nahm es als Kompliment hin...

Ich konnte ein Lächeln nicht verkneifen und auch Zexion lachte leise. Selbst in Saix Augen konnte ich ein belustigtes Funkeln erkennen.

Okay... belustigt war wohl ein etwas zu hochtrabendes Gefühl für ihn. Aber... von was um Himmels Willen war 'belustig' die Steigerung? Was für ein anderes Wort hätte ich nehmen sollen?

“Aber überlegt doch mal! Die Farbe unseres Schlosses ist weiß! Weiß ist die Farbe der Unschuld!! Sind wir etwa unschuldig?!", versuchte Demyx die anderen weiter zu überzeugen und riss mich so aus meinen Gedanken, ob Saix Belustigung zeigen konnte, oder ob dieses Gefühl zu anspruchsvoll für ihn war.

"Was willst du den verändern?", fragte genau dieser nun. "Unser Schloss etwa mit Window-Color 'verschönern'?"

Sofort strahlten Demyx Augen auf und ich schüttelte amüsiert den Kopf.

Bevor irgendjemand anderes etwas hätte sagen können, fügte Saix trocken hinzu:

"Das war nicht ernst gemeint."

Als unser Nachtisch kam war die Diskussion sofort beendet und ich stürzte mich auf meine Mangocreme mit Karamellkruste, Demyx sich auf seine Marzipancreme und Zexion sich auf sein Tiramisu.
 

Xiomara

Das Schweigen hielt ungefähr bis zu dem Zeitpunkt, an dem Amy unsere Nachspeise brachte.

Ich wunderte mich etwas, da ich nichts bestellt hatte, doch konnte ich das dem Eis vor mir wohl kaum übel nehmen.

Besonders da es fantastisch aussah.

Dunkles Schokoladeneis, das mit goldenem papierähnlichem Zeug dekoriert war. Auch den Alkohol der Liköre roch ich deutlich.

"Zweimal das Premium-Dessert; Zartbitter Eiscreme mit Blattgold und Baileys-Likör.", erklärt Amy strahlend und huscht wieder davon.

Ich blinzelte überrascht, aber irgendwie passte es...Blattgold!

Das war so ziemlich das verschwenderischste Essen, dass man sich denken konnte. Besonders da es nur hübsch aussah und nach nichts schmeckte, wie ich feststellen musste.

"Du bist still."

Ich schaute erschrocken auf, als mich Xemnas Stimme aus den Gedanken über Blattgold riss.

"Ähm...ja. Anscheinend.", erwiderte ich etwas perplex aber auch bemüht kühl.

Xemnas betrachtete mich abermals und mir war klar, dass er meinen mickrigen Versuch, Haltung zu bewahren, sofort durchschaut hatte.

Es war, als könne er in meinen Kopf sehen.

"Hoffentlich hat dir der Abend trotzdem gefallen, auch wenn ich ein paar Dinge gesagt habe, dir dich überrascht haben."

Ich nickte knapp und stimmte ihm gedanklich voll und ganz zu.

Ja, er hatte mich zum Nachdenken gebracht.

Mein Gott, wen hätte das nicht?!

Immerhin hatte er gestanden, dass ich ihn fasziniere und er hatte gesagt, dass er der Einzige sei, der mir gewachsen war...das hatte mich sowohl angewidert als auch angezogen.

Von dem Konflikt, was mein Körper und mein Kopf Unterschiedliches wollten, mal ganz zu schweigen.
 

Xeluna

Als wir nach einiger Zeit unseren Nachtisch gegessen hatten und Xemnas gezahlt hatte, machten wir uns satt und zu frieden auf den Weg nach Hause.

Als ich an Demyx und Zexion vorbei ging, hörte ich sie leise über Saix reden.

"Saix war heute so richtig anders, als sonst, nicht wahr? Normalerweise redet er viel weniger. Und er war nicht so kalt wie sonst immer!", meint Demyx.

Zexion nickte.

"Ja. Ich denke, dass lag an Xeluna. In ihrer Gegenwart ist er immer entspannter."

Ich stutzte. War er das?

Ich konnte das schlecht beurteilen. Schließlich sah ich ihn nie, wenn ich nicht dabei war.

Logisch.

Aber... irgendetwas freute mich an der Tatsache, dass er sich mir gegenüber anders verhielt.

Ich lächelte leicht und verließ mit den anderen das Restaurant.
 

Draußen war es mittlerweile stockdunkel. Wir waren wohl ziemlich lange weg gewesen.

"Xeluna?", hörte ich plötzlich Saix Stimme hinter mir und zuckte leicht zusammen. Ich drehte mich um. "Ja?" Was wollte er?

"Wir wollten... wir sollten reden", meinte er mit einer besonderen Betonung auf dem 'sollten'.

Ich nickte leicht und blieb stehen. Er hatte Recht. Wir mussten wirklich einmal reden. Das war ich ihm schuldig.

Doch trotz allem wusste ich nicht einmal, was ich ihm genau sagen sollte.

Du, Saix, wir waren in unserem früherem Leben übrigens ein Paar, doch Xemnas hat dich umgebracht, um dich in seiner Organisation zu haben. Er hat dir versprochen, dass er mich am Leben lässt, wollte mich aber trotzdem töten und in seiner Organisation haben. Nur wusste er, dass du rebellieren würdest, wenn du die Wahrheit kennen würdest und hat deshalb deine Erinnerungen an mich gelöscht?!

Ist klar... Das konnte ich unmöglich sagen. Ich musste ihm sagen, was mich beschäftigte, ohne dabei Saix gegen Xemnas aufzubringen...
 

"Wir kommen später nach", drang Saix Stimme zu mir durch und brachte mich in die Realität zurück.

Keine 10 Sekunden später waren wir komplett allein. Die anderen waren wohl durch das Tor zur Finsternis verschwunden.

Ohne es abgesprochen zu haben liefen wir beide los, schweigend und in Gedanken vertieft. Bestimmt 15 Minuten liefen wir einfach nur durch die dunkle Stadt, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und setzte mich auf eine Mauer, die am Straßenrand stand.

Ich atmete tief ein und begann zu sprechen, trotz dass ich immer noch nicht wusste, was genau ich eigentlich sagen wollte:

"Ich weiß, dass du dich an dein Leben als Jemand nicht mehr erinnern kannst. Oder zumindest teilweise nicht mehr."

Saix wandte sich mir zu.

Das Mondlicht fiel auf sein Gesicht und spiegelte sich in seinen Augen wieder.

Ich schluckte.

"Isa, dein Jemand, und Lunea, mein Jemand, waren...", ich stoppte kurz, ehe ich weiter sprach, "sehr gut befreundet..."

Ich verfluchte mich selbst. Warum konnte ich nicht einfach sagen, was ich wirklich sagen wollte?!

War doch nichts dabei. Wir waren sowieso nicht mehr dieselben Personen...

"Sie waren ein Paar." Jetzt war es raus.

Und schon wieder fragte ich mich, was daran so schlimm war...

Ich blickte Saix an und sah, dass es in seinen Augen leicht aufblitzte.

Das Schweigen, welches jetzt erneut eintrat, war wohl die schlimmste Zeit an dem heutigen Abend.

Und endlich, nach schier endloser Zeit, antwortete er:

"Ist das der Grund, warum du dich so seltsam mir gegenüber benimmst?"

Ich nickte nur, den Blick steif in die Ferne gerichtet und die Hände verkrampft.

"Warum? Aus welchem Grund verhältst du dich so?"

Autos fuhren die Straße, die weit von uns weg lag, entlang. Sie fuhren schnell, verschwammen mit ihrer Umgebung.
 

Und erst jetzt widmete ich mich der Frage, die Saix mir gestellt hatte.

"Es ist einfach seltsam. Zwar sind wir nicht mehr dieselben Personen wie früher... aber gewisse Ähnlichkeiten bestehen schon. Es ist schwierig, weil ich nicht recht weiß, wie ich mir dir gegenüber verhalten soll.

Dir, als Gegenstück zu Isa..."

Vögel. Sie waren frei. Gerade sah ich drei Stück über den Himmel kreisen. Sie waren nur als Silhouetten wahr zu nehmen, als drei dunkle Punkte.

Nur dann, wenn sich eines der Tiere vor den Mond begab, konnte man sie wirklich sehen, konnte man ihr Flügelschlagen sehen und ihre Eleganz bewundern.

Es waren Adler, Könige der Lüfte.

"Du benimmst dich aber nicht die ganze Zeit so. Ganz am Anfang hast du mich immer ignoriert. Nach einer Zeit, hast du zwar mit mir geredet, dich aber dennoch sehr distanziert verhalten. Ich habe mich immer gefragt, ob ich dir etwas getan hätte.

Dann wurdest du langsam freundlicher, schienst es aber selbst nicht zu wollen. Und dann, von einen auf den anderen Tag, hat sich dein vollständiges Wesen verändert.

Oft hast du den Blick abgewandt, wenn wir uns begegnet sind. Du schienst noch abwesender und abweisender zu sein als sonst, beinahe unglücklich. Meistens auch sarkastisch. Es kam mir so vor, als wüsstest du nicht, wie du dich verhalten solltest, als wäre etwas vorgefallen."

Vögel. Autos. Vögel und Autos.

Ich konzentrierte mich fest auf diese sicheren Bestandteile.

Ich muss mich beruhigen...

Saix hatte so viel geredet, wie schon lange nicht mehr. Und mich verwunderte, dass er dies Wesensveränderungen erkannt hatte.

War ich so offensichtlich? Ich hoffte mal nicht...

Und doch hatte er mit allem was er gesagt hatte, recht gehabt.

Ich hatte mich ihm gegenüber verändert.

Sehr sogar.

Aber wer hätte das nicht...?

"Du... Nein, ich sollte wohl eher Isa sagen...

Also, Isa hat Lunea sehr verletzt. Dann, als sie starb und zu mir wurde, hatte ich ihre Erinnerungen. Ich wusste, was Isa ihr angetan hatte. Da du im gewissen Sinne Isa bist und ich Lunea bin, hattest du mir dasselbe angetan, wie Isa Lunea. Ich war enttäuscht von dir.

Gleichzeitig wusste ich aber, dass ich keinen Grund hatte, von dir enttäuscht zu sein. Du warst nicht Isa, du warst du selbst. Und ich war nicht Lunea. Trotzdem war es sehr seltsam."

Ich stoppte kurz. Einer der Vögel war in einen Sturzflug gegangen und nur ein paar Sekunden später wieder senkrecht in die Höhe geschossen. Ich sah, dass in seinen Fängen etwas Lebendiges zappelte.
 

"Als ich schließlich die Wahrheit heraus bekam, wurde mir bewusst, dass Lunea alles missverstanden hatte. Isa hatte sie nie betrogen, nie belogen. Er hatte sie nur beschützen wollen.

Von dem Tag an wusste ich gar nicht mehr, was ich tun sollte.

Vorher konnte ich dich ignorieren, mit der Begründung, du hattest mein früheres Selbst enttäuscht. Nun aber wusste ich, dass Isa... dass DU gestorben warst, um mir das Leben zu retten. Was aber dennoch gescheitert war... Und nun sage mir, wie hätte ich mich anders verhalten sollen...?"

Ich bemerkte, dass Saix sich neben mir bewegte.

Dann spürte ich seine Hand unter meinem Kinn. Er zwang mich so, meinen Kopf zu drehen und ihn anzusehen.

In seinen Augen erkannte ich Verständnis, was mich zutiefst beunruhigte.

Ja. Im Ernst.

Mich beunruhigte die einfache Tatsache, dass er mich verstand.

Ich holte tief Luft und meinte:

"Nur bitte frag mich nicht, was Isa getan hat oder warum du dich an nichts mehr erinnern kannst..."

Er nickte und öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, meinte ich:

"Ich weiß, dass wir nicht mehr die selben Personen sind. Lass uns das am besten alles vergessen. Du bist Saix, ich Xeluna... Unsere Vergangenheit ist Vergangenheit. Okay?"

Ich merkte, dass er etwas sagen wollte. Aber er tat es nicht.

Keine Ahnung warum...

Wir saßen weiterhin schweigend auf der Mauer. Die Nacht zog sich dahin.

Schließlich fing es an zu regnen. Wir blickten uns kurz an, standen auf ohne etwas gesagt zu haben und verschwanden durch ein Öffnen der Tores zur Finsternis zurück zum Schloss.

Davor blieben wir stehen.

Saix legte mir eine Hand auf die Schulter und blickte mir fest in die Augen.

Dann sagte er etwas, dass ich nie in meinem Leben vergessen werde:

"Auch wenn du es sagst, wirst du deine Vergangenheit wohl nie vergessen. Aber das ist nur verständlich. Stattdessen solltest du damit leben und es akzeptieren, wie es ist. Und irgendwann werde ich meine Erinnerungen vielleicht wieder erlangen. Dann wird sowieso alles anderes."

Er stoppte kurz und sprach dann weiter:

"Außerdem weiß ich nicht, warum du es vergessen willst. Ich denke, die Zeiten waren schön."

Ich weiß nicht, was dann genau geschah. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Keine Sekunde später hatte er sich umgedreht und war gegangen.

Hatte er mich gerade wirklich geküsst? Verwirrt hob ich meine Hand zu meinen Lippen.

Nein.

Von einem Kuss konnte man nicht sprechen. Es war nicht einmal eine flüchtige Berührung gewesen. Es war... noch weniger gewesen.

Aber dennoch unglaublich bedeutsam für mein Leben.

Ich ließ die Hand wieder sinken und lief langsam in das Schloss hinein. Ich folgte den dunkeln Gängen, lächelte leicht und kam schließlich an meinem Zimmer an.

Schnell hatte ich die Tür geöffnet und mich ins Bett fallen gelassen.

Dort ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren.

Endlich hatte ich Saix erzählt, dass 'wir' ein Paar gewesen waren.

Und er hatte mich... 'geküsst'.

Schon wieder zuckte meine Hand zu meinen Lippen, sank aber dann doch neben mich auf die Matratze.

Saix war so anderes heute gewesen. Selbst in Anbetracht dessen, dass er sich mir gegenüber immer anders verhielt. Ich würde gerne einmal wissen, wie er sich benahm, wenn ich nicht dabei war. Benahm er sich dann wirklich so anderes?

Laut Zexion und Demyx war er normalerweise richtig kalt. Zwar kannte ich diese Seite auch von ihm, sah aber dennoch immer etwas von der Herzlichkeit von Isa in seinen Augen schimmern.

Zwar war es versteckt, aber dennoch da.

Ich schloss die Augen, verdrängte den Gedanken daran, dass es sinnvoller wäre mich umzuziehen und abzuschminken und war nach wenigen Minuten eingeschlafen.
 

Ich träumte viel in der Nacht. Erinnern konnte ich mich an das wenigste Richtig, jedoch war von allem ein kleiner Rest geblieben. Ich hatte von Saix geträumt, aber auch von den gemeinsamen Tagen, die ich in meinem Dasein als Jemand immer mit Isa und Lea erlebt hatte.

Auch von Xiomara hatte ich geträumt und von einem rothaarigem Kerl, denn ich eigentlich kennen sollte.

Der seltsamste aller Träume war jedoch ein buntes Gewirr aus Kreisen, Dreiecken, Quadraten und noch allerhand anderen Figuren.

In allen möglichen Farben schwebten sie um mich herum, wurden immer schneller und verschwammen nach und nach zu einer einzigen Masse.
 

Xiomara

Ich bemühte mich den restlichen Abend möglichst still zu sein, was an sich ja nicht weiter schwer klingt.

Doch wann immer mich Xemnas bohrender Blick traf, kämpfte meine Abscheu gegen diese Anziehung.

Nun gut, Abscheu klingt vielleicht etwas hart, aber es gefiel mir nicht, dass ein Mann, der mich wie ein Tier zähmen wollte, so eine Anziehung auf mich hatte.

Als wir zurückgingen, verabschiedeten sich Xeluna und Saix.

Ich blickte beiden hinterher, da ich mich fragte, ob es um ihre ominöse Vergangenheit gehen würde.

Denn sicher war, dass die beiden wohl miteinander reden würden.

Seufzend schüttelte ich den Kopf.

Was würde ich nicht alle darum geben, Xemnas aus meinem Leben zu radieren und diese verwirrende Geschichte mit Axel gleich mit.

Denn ich war wirklich nicht der Typ für klärende Gespräche, oder besser: Ich war es nicht mehr.

Nachdem Xemnas das Tor geöffnet hatte, und Zexion und Demyx schon hindurch waren, schüttelte ich spontan den Kopf.

Ich brauchte noch etwas Zeit für mich.

Abseits des Schlosses. Abseits von Xemnas. Abseits von Axel.

Xemnas schaute mich fragend an und ich meinte möglichst neutral:

"Ich werde noch etwas spazieren gehen."

Xemnas schaute in die Richtung in die Saix und Xeluna verschwunden waren und nickte nachdenklich.

Dabei fielen ihm ein paar weiße Strähnen in die Augen.

"Wie du willst.

Anscheinend ist das Spazier-Fieber unter euch ausgebrochen...", mit diesen Worten verschwand er im Portal, das sich augenblicklich schloss.

Müde rieb ich meine Schläfe, währrend ich zum einzigen Ort ging, der für mich in Frage kam:

Der Uhrenturm.
 

Ich erklomm die viele Treppen hinauf und freute mich schon darauf, einfach mal da sitzen zu können und nicht bemüht zu sein, keine Emotionen zeigen zu dürfen.

Oben angekommen, stutzte ich kurz, als ein merkwürdiges Kribbeln meine Oberarme hinab lief.

War hier jemand?

Und tatsächlich. Kaum war ich um die Ecke, erblickte ich den Übeltäter.

Natürlich war es der, denn ich am aller wenigsten sehen wollte.

Von Personen aus meiner Vergangenheit mal abgesehen.

Axel.
 

Ich schluckte schwer und dachte dämmlicherweiße nicht mal daran, abzuhauen.

Doch da war es schon zu spät. Er sah auf und seine Augen begegneten meinen.

"Oh...du bist´s."

Seine Stimme war noch rauer als sonst. Als hätte er geschrien.

Irgendwie war er so anders als sonst.

Ich hatte ihn schon gut gelaunt - am Anfang-, wütend - bei Larxene- und genervt und verstimmt -in letzter Zeit- gesehen, doch heute kam er mir beinahe...traurig vor?

Doch meine Eindrücke würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden, also bemühte ich mich um einen kühlen Ton als ich erwiderte:

"Ja, ich bin’s. Hast du jemand bestimmten erwartet oder was machst du hier?"

Er runzelte kurz die Stirn.

"Sitzen. Das mach ich hier. Sieht man doch.

Ich bin öfters hier, also ist die Frage doch was du hier machst."

Er schloss kurz die Augen und atmete durch.

"Immerhin entsinne ich mich, dass du eine nette Verabredung heute hattest.

War’s nicht so nett wie erhofft?", setzte er nach und versuchte sich an seinem üblichen Grinsen. Aber es sah irgendwie gezwungen aus.

Was war bloß los mit ihm?

Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass er sauer, enttäuscht oder was weiß ich war. Aber dazu hatte er doch keinen Grund!

"Das geht dich nichts an."

Ja, damit hatte ich auch Recht. Es ging ihn einen verdammten Scheißdreck an wie mein Abend gewesen war.

"Immerhin frage ich dich auch nicht, wie deine Treffen mit Larxene früher so waren.", fügte ich etwas trotzig hinzu, bereute es aber sofort wieder. Was tat ich hier nur?

Axel lächelte zynisch, aber es ähnelte mehr einem Zähne zeigen.

"Ach? Interessiert sich Madame nun für mein Sexleben?"

Ich atmete entnervt aus und funkelte ihn wütend an, denn unwillkürlich hatte ich mir Axel beim Sex vorgestellt...was interessant, nein widerlich!, war.

"Das hättest du wohl gerne.

Aber sorry, ich steh nicht auf solche Typen wie dich.

Nichts zu machen.“

Ich dankte Gott, dass ich nicht schnell errötete.

So strafte nichts an mir meine Worte Lügen.

Axels Augen brannten nun förmlich als er aufstand und zu mir hinunter schaute.

Auf einmal fühlte ich mich sehr klein und sehr schwach, auch wenn das lächerlich ist.

"So?! Nichts zu machen?

Das trifft sich sehr gut, denn ich steh nicht auf kleine, geistesgestörte Mädchen, die ihre Eigenschaft nicht im Griff haben."

Das war natürlich ein Tiefschlag, dass wussten wir beide.

Ich biss die Zähne zusammen, um nichts Unüberlegtes zu sagen und atmete dann betont ruhig aus.

"Was ist dann dein Problem?

Ich mache was ich will und muss dabei doch wohl kaum Rücksicht auf dich nehmen, oder?!

Mich verbindet nichts mit dir, außer dass du ebenfalls Mitglied der Organisation XIII bist.

Danke, dass du mir am Anfang etwas geholfen hast, aber das heißt noch lange nicht, dass ich dir was schuldig bin oder dich gar mag."

Beim letzten Satz schlug ich die Augen nieder, damit meine Augen nicht meine gespalteten Gefühle verraten konnten.

Alles was ich gesagt hatte, musste gesagt werden, denn wenn wir so weiter machen würden wie bisher, würde ich irgendwann explodieren. Oder ich würde diesem Verlangen nachgeben, was noch schlimmere wäre.

Besser ich erstickte es im Keim.

Axels Blick brannte sich in meine Haut, dann trat er einen Schritt zurück.

Ich sah erst auf, als ich hörte wie er das Tor öffnete.

Er hatte mir den Rücken zugewandt und ich sah die Anspannung in seinem Körper.

"Dann sind wir ja einer Meinung. Gut. Sehr gut.

Aber dann werde ich jetzt auch machen, was ich will.

Ohne Rücksicht."

Ich ahnte Böses bei diesen Worten…
 

Ich weiß nicht wie lange ich noch auf dem Turm saß bevor ich zurück ins Schloß und damit ins Bett ging, doch dieses Gefühl ließ mich nicht mehr los.

Das Gefühl, irgendwie alles und doch nichts geklärt zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kokorichaaan
2011-08-29T12:16:58+00:00 29.08.2011 14:16
Scheiße, ist das lang o.O
Aber toll^^ hab nichts dagegen =) Hast du toll gemacht, Süße x3


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