Das Ende naht.
„Rayleigh!“, kam es synchron von den beiden und merklich konnte man sehen, das weder Roger noch Ace über die Ankunft des Vizen erfreut waren. Jetzt würde ihnen eine ordentliche Portion Ärger drohen, so viel stand fest. Und genau so kam es auch.
„Ich hab euch doch mindestens tausendmal gesagt, das ihr nicht alleine in irgendeine Stadt geht, oder?“ Die Stimme des dunklen Königs klang nicht wütend oder ungehalten, sondern war von solch einer Ruhe durchzogen, das die beiden Schwarzhaarigen instinktiv vor Rayleigh zurückwichen. Jedoch viel helfen würde das im Ernstfall auch nicht.
Glücklicherweise trat dieser Ernstfall nicht ein, denn Rayleigh atmete nur zweimal tief durch, um seine Nerven etwas zu beruhigen. Es hätte überhaupt keinen Sinn, den beiden Ds jetzt eine Predigt zu halten. Sie würden ihn ja eh nur wieder ignorieren. So ließ Rayleigh nur eine Hand in seiner Manteltasche gleiten und zog insgesamt drei Flaschen aus dieser hervor. Die erste Flasche, welche die einzige ohne Alkohol war, warf er dem Jungen zu, die Zweite seinem Kapitän, während er die Dritte für sich selbst behielt.
„Wo hast du denn den Sake her?“, erkundigte sich Roger, während er seine Flasche öffnete. „Von Raul. Er war so freundlich, mir die Flasche mitzugeben, nachdem ihr ja spurlos verschwunden ward“, grinste Rayleigh und schaute den Piratenkönig direkt an.
„Das war ja…Ich…“ Irgendwie schien Roger nicht zu gelingen, die richtigen Worte zu finden. Doch auch so wusste Rayleigh, warum er verschwunden war, und winkte deshalb nur ab.
„Schon klar.“ Die Augen des Blonden wanderten langsam ein wenig hinunter zu Ace, der immer noch gebannt auf das Schafott starrte. Etwas missmutig presste Rayleigh die Lippen etwas zusammen.
Dass der Junge das Schafott so ansah, gefiel ihm ganz und gar nicht, denn es lag keine Spur von Angst in Ace‘ Augen. Eher war es eine gehörige Portion Faszination für das Gebilde vor ihm. Zwar durfte es dem dunklem König eigentlich nicht verwundern, dass Ace keine Angst vor dem Schafott hatte, war es ja bei Roger nicht anders, doch trotzdem sollte man als Pirat diesen Platz der Hinrichtung vorsorglich lieber meiden.
„Am besten wird es sein, wir verschwinden von hier.“ Die ruhige Stimme des Vizen ließ Ace seinen Blick von dem Schafott abwenden und zu dem Sprecher aufschauen.
„Muss das sein?“ Mit flehenden Augen sah er Rayleigh an, jedoch half dies nichts. Und selbst Roger schien es bewusst zu werden, das es besser sei, wenn sie sich irgendwo anders herumtreiben würden.
„Na komm schon. Es-“ Inmitten seines Satzes unterbrach sich der Piratenkönig selbst. Sein Gefühl sagt ihm, das hier irgendetwas nicht stimmte. Und nicht nur er sah es so.
„Hab ich es mir doch gedacht. Es war eine Falle“, murmelte Rayleigh in seinen Bart hinein, während er mit einer Hand die Sake-Flasche etwas hin und her schwenkte.
„Du hast es gewusst?“, erkundigte sich Roger bei seinem Vizen, war dabei allerdings nur mäßig an einer Antwort interessiert.
„Gewusst nicht, aber geahnt. Immerhin haben sie uns ja nicht einmal am Hafen begrüßt.“
„Stimmt.“ Gelangweilt verschränkte der Kapitän die Arme hinter seinem Kopf. So wirklich Sorgen machte er sich nicht darum, denn daran ändern konnte man jetzt ja eh nichts mehr.
„Was’n für eine Falle?“ Auch wenn die zwei älteren Piraten den Plan der Marine erkannt hatten, war der Dritte im Bunde noch immer vollkommen ratlos. Um dem Sommersprossigen zu verdeutlichen, was sie meinten, deuteten die beiden anderen nur auf den Marktplatz. Und binnen weniger Sekunden, in denen sich Ace auf dem Platz umsah, erkannte auch er, dass etwas nicht so war wie zuvor.
Bei Shanks, Yasopp und Buggy
Noch gingen die drei Piraten gemütlich die Straße entlang. Wobei, eigentlich waren nur zwei wirklich entspannt: Yasopp und Shanks. Buggy hingegen zeterte schon herum, seitdem die anderen Zwei die Bar wieder verlassen hatten.
„Shanks! Nimm dieses verdammte Teil weg!“ Panisch schrie Buggy herum und deutete dabei immer wieder auf das lilafarbene Objekt in der Hand des Rothaarigen.
„Was hast du denn? Du berührst sie doch noch nicht einmal.“ Um seinem Kumpel die Angst vor der Frucht zu nehmen, hielt Shanks sie ihm noch etwas näher entgegen. Doch ganz entgegen seiner Hoffnung jedoch, wich Buggy nur weiter von ihm und dem unheimlichen Obst weg.
„Du willst mich umbringen, stimmt’s? Du willst, das mich erneut der Fluch der Teufelsfrüchte trifft!“
„So ein totaler Schwachsinn. Ich hatte noch nie vor, doch umzubringen. Und außerdem würdest du doch jetzt nur sterben, wenn du diese Frucht hier isst, nicht wahr?“ Shanks hob die Teufelsfrucht ein Stückchen höher, doch wieder schrak Buggy nur zurück.
„Das weißt du gar nicht. Vielleicht reicht es ja schon, wenn ich ihr zu nahe komme.“ Verängstigt drückte sich Buggy an die Mauer hinter sich, woraufhin Shanks mit den Schultern zuckte und dann die Teufelsfrucht wieder zurück in ihre Holzkiste kullern ließ. Jedoch entspannte sich die Rotnase erst wieder, nachdem das Kistchen erneut verschlossen war.
„Du hast von einer Teufelsfrucht gegessen?“ Yasopp, der das ganze Gespräch lediglich schweigend beobachtet hatte, sah nun interessiert zu Buggy. Dieser schien sichtlich überrascht, kratzte sich am Kopf, bevor er schließlich nickte.
„Ja. Unfreiwillig. Der da“ – er deutete auf Shanks – „ist schuld daran.“ Kurz schielte Yasopp hinüber zu dem Strohhutträger, der mit einer Unschuldsmiene bloß zur Seite schaute und kein Wort dazu verlor. Und dem Schützen war es eigentlich auch egal, wer daran schuld war. Ihn interessierte etwas ganz anderes.
„Und was bewirkt deine Teufelskraft?“
„Sie-“ Gerade wollte Buggy dem Neuen alles erklären, da mischte sich Shanks nun doch wieder mit ein. „Von der Nasen-Nasen-Frucht. Deswegen ist das Teil auch so rund und rot.“ Vor Lachen sich schüttelnd, hielt Shanks sich den Bauch, während die Mundwinkel des Teufelskraftnutzers immer mehr nach unten wanderten.
„Das ist überhaupt nicht witzig!“, schrie er Shanks an und mithilfe seiner Teufelskraft trennte Buggy sich eine seiner Hände ab und griff mit dieser nach dem Strohhut auf dem Kopf des Rothaarigen. Überrascht schaute Yasopp der fliegenden Hand hinterher, die nun samt Strohhut in der Luft herumwirbelte und Shanks beinahe zur Weißglut trieb.
„Gib mir den Hut wieder!“, fluchte er und versuchte sein Heiligtum zu erwischen, griff aber immer nur ins Leere. „Du weißt ganz genau, dass der Käpt’n mir den Hut gegeben hat!“
„Na un-“
Plötzlich verstummte der blauhaarige Mann, als er am Ende der Straße einige Bewegungen wahr nahm. Auch Yasopp und Shanks erstarrten in ihren jeweiligen Bewegung, so wie sie eine immer näherkommende Menschenmasse registrierten.
„Scheiße! Die Marine!“, schrie Buggy. Als Erster hatte er erkannt, das vorneweg vor der Meute eine blau-weiße Front ihnen entgegen kam. Ein panischer Laut entwich Buggy und sofort splitterte er sich in seine sämtlichen Bestandteile auf, um sich in einer Seitengasse zu verstecken. Der Strohhut, den er dabei mit sich zog, lockte auch Shanks mehr oder weniger freiwillig in die kleine Nebenstraße, sodass nun nur noch Yasopp auf der Hauptstraße stand. Und dort blieb er auch stehen, als die Soldaten auf seiner Höhe ankamen.
„Hey du. Mach lieber, das du weg kommst“, sprach ihn einer der Marines an und ein zweiter ergänzte noch: „Hier geht’s gleich richtig zur Sache. Admiral Aka Inu mischt gleich das Piratenpack auf.“ Ein diabolisches, aber dennoch zufriedenes Lächeln ruhte auf dem Gesicht des Soldaten.
„Welches Piratenpack?“, fragte Yasopp nach, wobei er versuchte, seine Anspannung zu verbergen. Anscheinend schienen die Soldaten auch nichts zu bemerken, denn einer von ihnen antwortete ihm prompt.
„Den Piratenkönig und sein elendes Gesocks, hinten auf dem Marktplatz. Und ich wette, das keiner von ihnen lebend diese Stadt verlässt.“
„Ja, keiner von ihnen. Und damit die Bevölkerung dabei nicht verletzt wird, hat Admiral Senghok uns den Befehl gegeben, alle Marktbesucher zu evakuieren. Jetzt befinden sich nur noch die Piraten bei dem Schafott, auf dem sie es sich eigentlich auch gleich schon bequem machen können“, ergänzte ein anderer Soldat, ehe die ganze Masse weiterlief, um die Stadt zu verlassen.
Wie angewurzelt stand Yasopp da, starrte der verschwindenden Meute weiterhin hinterher, bis er sich zu der Nebengasse herum drehte.
„Habt ihr das gehört?“
„Ja.“ Shanks, mittlerweile wieder mit Strohhut auf dem Kopf, trat als Erster aus der Gasse heraus und sein sonst übliches Grinsen war völlig aus seinem Gesicht verschwunden, sein Schwert hatte er bereits gezogen. Genauso wie Yasopp seine Pistole.
„Wow, mein erster Tag als Pirat und schon gleich eine ordentliche Schlacht mit der Marine.“
„Gute Einstellung. Fehlt nur noch Buggy.“ Shanks drehte sich noch einmal zur Gasse herum, griff mit seiner freien Hand nach der Rotnase und zog diese hervor.
„Und los geht’s.“
Gemeinsam rannten die Drei in Richtung Marktplatz. Zwar hörte man die verzweifelten und protestierenden Schreie der Clownsnase, aber trotzdem bewegten sich auch seine Füße beinahe freiwillig gen Markt.
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Hi,
ich bedanke mich ganz herzlich für die ganzen Kommis zum letztem Kapitel. Also: Vielen Dank.
