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Dicembre

26 Tage Weihnachten
von

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Siebzehnter Dezember

Xanxus war der letzte Mensch, der abstreiten würde, dass er gestört war. Er wusste das selbst ganz gut. Immerhin hatte er so ziemlich alle psychosozialen Umstände in die Wiege gelegt bekommen, die man brauchte, um ein kranker kleiner Wichser zu werden. Außerdem war es wahrscheinlich, dass er ein paar nette Fehlstellungen von seiner Mutter geerbt hatte, die hatte da ja einiges zu vergeben. Und letztendlich hatte er sich nie wirklich bemüht, irgendetwas dagegen zu tun.

Er hatte ein Aggressionsproblem, er hatte ein Trinkproblem, und ja, so wie es aussah, hatte er auch ein leicht gestörtes Sexualverhalten.

Aber gerade in diesem Moment genoss Xanxus diese Umstände viel zu sehr, um irgendetwas daran zu ändern. Immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren. Und immerhin hatte er gerade verdammt viel Spaß.

Es war Freitagabend und eine Woche vor Weihnachten, deshalb hatte die Vongola wohl beschlossen, auf ihrem Fest-Marathon mal wieder eine größere Feier zu veranstalten. Und es hatte wenig von den öden Familienfeiern – viel mehr von einer Party für Anfang-Zwanziger. Normalerweise hätte Xanxus auf so eine Kinderkacke verzichtet, aber heute kam sie ihm ziemlich gelegen.

Squalo war ebenfalls hier, irgendwo in einer ruhigen Ecke wahrscheinlich, weil Cat und ihre Mädchen noch eher in die Altersklasse hier passten und heute Abend wohl auf die Kacke hauen wollten. Wahrscheinlich war deshalb auch Belphegor hier (dass er jede Minute mit Naito Longchamp verbrachte, entging Xanxus natürlich). Lussuria und Mammon hatten verzichtet, und Levi saß deprimiert in seinem Zimmer, weil Xanxus ihm gesagt hatte, er solle sich gefälligst von ihm fernhalten.

Und Tsuna bewegte sich stetig durch den Raum und trank. Xanxus konnte schon aus der Entfernung sagen, dass es zu viel war. Er war Asiate, die vertrugen generell wenig. Außerdem war der Junge alles andere als abgehärtet, was Alkohol anging. Wahrscheinlich war er ein bisschen durch den Wind und frustriert, weil Xanxus ihm die letzten Tage stressig gestaltet hatte. Deshalb achtete er vermutlich nicht so sehr darauf, wie viel er nun zu sich nahm – Xanxus konnte sich zumindest nicht vorstellen, dass sich ausgerechnet Sawada absichtlich betrank. Er war wohl einfach nur unvorsichtig.

Und damit spielte er sich selbst in seine Hände.

Es war lang her, dass Xanxus was mit einem Kerl gehabt hatte. Aber passiert war es durchaus schon. Xanxus gab so gut wie nichts auf Beziehungen, für ihn war Sex eigentlich nur dazu da, sich irgendwie auszutoben, ohne dabei jemanden umbringen zu müssen. Er musste Aggressionen, Energie und Lust loswerden. Das war alles. Und dann war ihm eigentlich egal, ob er das nun bei einer Frau oder bei einem Mann tat. Frauen boten sich ihm nur öfter an.

Nur hatte man ihm ja in letzter Zeit ständig ans Bein gepisst, wenn er auch auf diese Angebote eingegangen war. Also hatte Xanxus nachgedacht.

Das letzte Mal mit Tsunas Sekretärin hatte er eigentlich nur deshalb gehabt, weil er so verdammt aufgegeilt gewesen war. Und woher war das gekommen? Richtig – von seiner »Besprechung« mit Tsuna. Daraus folgte also letztendlich, dass Tsuna ihn irgendwie anmachte. Und wenn er das in Sex mit irgendeiner dahergelaufenen Schlampe kompensierte, war der Rest der Welt damit nicht einverstanden. Also lag es ja eigentlich nah, dass er es stattdessen einfach mit Sex mit dem Schuldigen kompensierte.

Okay, das war abartig. Bis vor einer Weile hatte er Tsuna als seinen Todfeind angesehen. Mittlerweile hatten sie sich zusammengerauft und konnten in einem Raum sein, ohne dass die Luft vor Spannung zitterte. Aber das Verhältnis war immer noch kritisch. Scheiße, ja, Xanxus hatte ja auch versucht, ihn umzubringen. Wenn er jetzt versuchte, ihn flachzulegen, war das eigentlich einfach nur eine unlogische Wendung, die kein klar denkender Mensch vollführen würde.

Aber Xanxus hatte ja schon längst eingesehen, dass er nicht normal war. Meistens konnte er selbst nicht so richtig erklären, was seine Libido mit ihm machte. Aber er hielt sie nicht auf. Wenn er jemanden vögeln wollte, dann wollte er diesen Jemand vögeln, fertig, aus. Gott, Tsuna schrie ja auch irgendwie danach. Klein, schmal, gigantische Augen und dieses Verhalten, das darum bettelte, dass man ihn unterwarf. Es gab nur zwei Dinge, die Xanxus mit solchen Menschen gern tat. Töten und ficken. Und die erste Möglichkeit hatte er ja schon ausprobiert, hatte nicht geklappt.

Ach, er musste eigentlich auch gar nicht mehr darüber nachdenken, weil es schon längst feststand. Tsunas Verhalten machte ihn geil, und er würde dafür sorgen, dass er das kapierte. Punkt. Tsuna wusste ja wohl auch selbst ganz gut, dass er es hier mit einem Psychopathen zu tun hatte…

Er gab ihm noch ein bisschen Zeit. Wartete, bis der Abend später wurde und Tsuna wirklich eindeutig zu viel intus hatte. War interessant, Sawada so zu erleben. Er war nicht einmal wirklich betrunken, aber er war angeheitert und es war offensichtlich, dass er nicht mehr so rational denken konnte wie er sollte.

Dann verschwand Hayato bei Haru, und Takeshi beschäftigte sich damit, Squalo das Leben zur Hölle zu machen. Und Tsuna stand allein irgendwo an der Wand herum. Oh nein, wie klassisch. Ein Trottel, der sich auf einer Party zu viel Alkohol gönnte und der böse Kerl, der ihn sich gleich schnappen würde. Na, zum Glück würde das keiner sehen.

Xanxus stellte sein Glas weg (der Rum hier war wirklich ekelhaft), schob die Hände in die Hosentaschen und bewegte sich völlig ruhig zu Tsuna in seine ruhige Ecke. »Bisschen zu viel gebechert, was?«, begann er die Konversation mit einem unverhohlenen, schmalen Grinsen.

Tsuna sah zu ihm auf und verzog das Gesicht. »Irgendwie schon«, gab er zu. Er sprach leiser als sonst, aber noch recht klar. Musste sich wahrscheinlich zusammenreißen. »Ich geh sowieso gleich lieber ins Zimmer…«

»Ach«, machte Xanxus amüsiert, sah kurz über die Schulter und beschloss dann, dass er ja auch so direkt sein konnte, wie er wollte. Er zog seine linke Hand aus der Hosentasche, lehnte sich nach vorn und stützte sie dicht neben Tsunas Kopf an der Wand ab, beugte sich nur etwas zu ihm hinab. »Mach das. Du wirst da nur nicht allein hingehen. Capisce?«

Nein, natürlich verstand er das nicht. Tsuna war unter seiner Nähe etwas geschrumpft, blinzelte perplex zu ihm hoch. »E-Eh?«

Xanxus gluckste leise. Jetzt, wo er darüber nachdachte, war es ja nicht einmal so unwahrscheinlich, dass der Trottel noch Jungfrau war. Wow, was für ein Jackpot. Oder auch nicht. Egal, er hatte genug Mittel und Wege, ihn zu überzeugen.

»Du bist ein lausiger Boss«, raunte er ihm zu. »Weil du dich vor deinen eigenen Leuten fürchtest… Genauer gesagt vor mir. Und es wird Zeit, dass du lernst, dass du da vorsichtig sein solltest. Du hast mir viel zu viel von deiner Angst gezeigt, Sawada… Und jetzt solltest du mit den Folgen leben, nicht? Das machen Oberhäupter so.«

Er konnte praktisch mit ansehen, wie Tsunas Gehirn arbeitete und ein paar Lösungen ausspuckte, die ihm wahrscheinlich alle nicht gefielen. Auch Tsunas Verstand schwankte jetzt wohl zwischen den Möglichkeiten Prügelei und Sex. Xanxus sandte dem Alkohol gedanklich einen Dank zu.

»W-Was meinst du?«, fragte er dennoch nach, und Xanxus überlegte, ob er schon ahnte, dass er sich mit sowas nur immer tiefer in den Schlamassel schaffte.

Er musste ein Lachen zurückhalten, und dann beugte er sich einfach noch weiter runter, sodass sein Mund neben Tsunas Ohr war und er spüren konnte, wie er, ganz leicht nur, zitterte. »Ich steh auf Leute, die Schiss vor mir haben«, erklärte er gedämpft, schielte zur Seite, konnte jedoch nicht viel mehr als dichtes braunes Haar erkennen. »Und deshalb werd ich dich gleich flachlegen. Ende der Diskussion. Klar?«

Er hörte Tsuna schlucken. Und als er sich wieder aufrichtete, konnte er im diffusen Licht der Feier sehen, dass sein Gesicht dunkler war als es sein sollte. Und das reichte ihm. Wahrscheinlich sträubte sich in dem Jungen noch immer alles dagegen und wahrscheinlich würde es noch ein kleiner Kampf werden, bis er wirklich bekam, was er wollte – er stimmte nicht zu, aber er widersprach auch nicht. Und das war für den Anfang genug, um ihn wenigstens abzuschleppen.

Im Wahrsten Sinne des Wortes. Xanxus nutzte seine durch den Alkohol verzögerte Reaktion, um ihn mit ein paar Handgriffen einfach über seine Schulter zu werfen. Wenn er in seinen exzessiven Lebensphasen etwas gelernt hatte, dann das: Es gab auf jeder Party einen unbeobachteten Hinterausgang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dumm
2010-12-17T16:51:45+00:00 17.12.2010 17:51
*fapfapfapfapfapfapfap*


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