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Dicembre

26 Tage Weihnachten
von

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Dritter Dezember

Er wachte auf, als es noch dunkel war, fühlte sich unwahrscheinlich müde und konnte trotzdem nicht mehr einschlafen. Xanxus hasste das. Weil es dauernd passierte, weil sein Schlafrhythmus völlig für den Arsch war und weil genau deshalb Squalo die Hälfte seiner Arbeit erledigen musste. Weil er entweder zu viel schlief oder zu wenig und entsprechend immer todmüde war.

Das Leben war ein großer Haufen Scheiße.

Er wartete, bis er beobachten konnte, wie die Dämmerung über den Horizont kroch, beschloss dann, dass er sich dieses bescheuerte Farbenspiel nicht länger ansehen musste, stand auf und ging duschen.

Würde Seconda eben doch nicht neben ihm wach werden. Wie schade für die kleine Schlampe. Aber es war definitiv besser, wenn er sich vom Schlafmangel ablenkte, indem er sich den Schweiß der vergangenen Nacht abwusch, und nicht indem er irgendwas oder irgendwen zerstörte.

Nur mit Boxershorts bekleidet trat er aus dem Bad, und durfte feststellen, dass Seconda bereits ihren Slip und ihren BH wiedergefunden hatte (beeindruckend – ER hatte die auf den ersten Blick nicht gesehen; aber er hatte auch nicht wirklich gesucht). In ihrer Unterwäsche saß sie auf der Bettkante und sah zu ihm. Ihm war nicht entgangen, dass sie ein paar Sekunden gebraucht hatte, bis ihr Blick den Weg in sein Gesicht gefunden hatte, aber das machte nichts. Er war sich bis eben auch nicht mehr so sicher gewesen, wie ihr Gesicht überhaupt aussah.

»Hi«, sagte sie, leise, vorsichtig. Vielleicht war sie auch heiser. Xanxus betrachtete die leicht verfärbten Hämatome, die kleinen Wunden und die Striemen überall und beschloss, dass das gut möglich war.

»Mhm«, machte Xanxus nur und verzog das Gesicht. »Sobald du angezogen bist, will ich dich hier nicht mehr sehen. Also beeil dich und hau ab.«

Sie tat ihm den Gefallen, keinen Aufstand zu machen. Sie lächelte nur geschlagen, wahrscheinlich hatte sie mit dieser Abfuhr schon gerechnet, und nickte leicht.

So war das gut. Einfach gehorchen und sich verdrücken. Ein paar Minuten später stand Xanxus vor der geschlossenen Tür und band sich geistesabwesend seine Krawatte. Das mit Seconda war gut gewesen. Halbwegs. Es machte seine Laune nicht besser, aber eben auch nicht schlechter und das war wichtig. Er befand sich immerhin in Japan. Es konnte jede Sekunde passieren, dass irgendwas in seinem Kopf abstürzte. Und auch wenn alles in ihm danach schrie, einfach loszulassen und hier in diesen dämlichen Festsälen radikal Unkraut zu jäten, musste er genau das um jeden Preis verhindern.

Und wenn er dafür jede Nacht mit dummen, gefügigen Tussen schlafen musste, dann würde er das eben tun.
 

Er war den ganzen Tag nur zur Hälfte anwesend, weil sein Kopf zwischen Schlaf und Aggression schwankte, und zum Abendessen hatte er schon so viel Alkohol intus, dass andere Männer in seinem Alter wohl längst im Koma lägen. Xanxus fühlte sich nicht einmal ansatzweise betrunken. Manchmal hasste er seine Leber.

Sie saßen in ihrer üblichen Runde, Xanxus würgte irgendetwas vom Büffet herunter, das er sich nicht einmal genau angesehen hatte, und hörte den Brabbeln der Leute zu. Bis er gerade noch rechtzeitig aufsah, um Squalos Augenverdrehen zu bemerken.

Squalo griff in seine Hosentasche, fischte das lächerlich kleine Handy heraus, versuchte für einen

Moment den Anrufer auf dem Display mit seinem Blick zu töten und klappte es dann auf. »Was?«

Das Brabbeln ging weiter, nur am Tisch war es ruhig. Ungefähr eine Minute lang saß Squalo nur da, blickte stirnrunzelnd seinen Teller an und hörte zu. Dann hob er den Kopf, senkte gleichzeitig das Handy und sah Xanxus direkt in die Augen.

»Die Varia wird angegriffen.«

Es war grotesk. Da sprach Squalo einmal in normaler Lautstärke, anstatt alle anzubrüllen, und dennoch schien es der gesamte Saal gehört zu haben. Es wurde schlagartig still. Seine Leute am Tisch hielten in der Bewegung inne und blickten ihn erwartungsvoll an, und sämtliche Idioten im Raum taten es ihnen gleich.

Xanxus war vollkommen ruhig. »Von wem?«, fragte er nur.

Man konnte förmlich spüren, wie der Saal die Luft anhielt, während Squalo simpel mit den Schultern zuckte. »Von diesen kubanischen Vollpfosten«, antwortete er. »Haben wohl spitzgekriegt, dass wir nicht da sind, und dachten sich, sie könnten einfach mal eben den Rest überfallen.«

Nun war es an Xanxus, die Augen zu verdrehen. Brachte ja auch sehr viel, eine Organisation zu überfallen, wenn sowieso nur der niederrangige Abschaum anwesend war. Dumme Kubaner. »Die sind so schlecht, dass Levis Squad zur Verteidigung reicht. Und der Haufen Unteroffiziere soll auch seinen Arsch bewegen, statt sich wegen der paar Versager so einzuscheißen.«

Squalo nickte, hob das Handy wieder und richtete es seiner lachhaften Vertretung auf höchst charmante Art und Weise aus, legte auf und aß weiter. Somit begannen auch die restlichen Gaffer zögerlich, ihr Abendessen wiederaufzunehmen, während Levi bloß dort saß und davon gerührt war, dass »seine« Leute nun die Varia verteidigen durften.

Und das war das.
 

Selbstverständlich wagte es niemand, den Anruf beim Abendessen in seiner Anwesenheit anzusprechen. War ihm aber eigentlich auch egal. Drei Stunden später war ein weiterer Anruf gekommen, der ihn bestätigt hatte: Die Kubaner waren mit Pauken und Trompeten untergegangen, die Varia stand noch und hatte so gut wie keine Verluste gemacht. Ein paar Rekruten konnte man immer entbehren, Xanxus war der letzte, der das verneinte…

War also alles nochmal gut gegangen. Gut genug, dass Xanxus es sich erlaubte, auch am dritten Abend keine Arbeit zu machen, sondern sich an die Hausbar zu pflanzen und sich ein wenig Zeit für seinen besten Freund zu nehmen.

Whiskey.

Es war so wie meistens. Man ließ ihn allein, hielt Abstand von ihm, weil das definitiv gesünder war. Xanxus störte sich nicht die Bohne daran. Würde er nicht allein sein wollen, hätte er Squalo mit hierher geschleift. Konnte Cat sehen, wo sie blieb.

Und irgendwann kam der übliche Punkt, an dem sich eine der Damen doch traute, sich ihm zu nähern. Sie ließ sich auf dem Hocker neben ihm nieder, ihm bereits etwas zugewandt, und Xanxus schielte zur Seite, um zu sehen, ob sie eine Chance hatte oder nicht.

Sie war groß. Sie hatte langes braunes Haar und Beine bis zum Himmel. Schlank, verdammt gut gebaut, und ein Blick, der sagte, dass sie ihm für heute überallhin folgen würde.

Oh, ja, sie hatte eine Chance.
 

Sie wurde zu Terza. Und sie übertraf Seconda um Welten. Es wurde gut, es wurde verdammt gut, es wurde schweißtreibend, anstrengend und befriedigend und verdammt gut.

Und es reichte trotzdem nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dumm
2010-12-03T10:26:59+00:00 03.12.2010 11:26
Terza hieß bestimmt Ni...
Okay, die beschreibung passt ja wohl eher auf mich vor.. vier Jahren. VOR THA WHIIIN!!
Na ja, nicht ganz, aber egal.

Alter, das Beste in dem Kapitel waren die Kubaner. x'D~~ Es ist einfach unglaublich voll von Insidern.
Du bist so awesome, Prinzchen. <3


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