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Unerwünschte Gefühle

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, da bin ich wieder :D Und für meine Verhältnisse eigentlich recht schnell :P
Ich muss sagen, dass ich mich am Anfang mit dem Kapitel etwas schwer getan habe, aber als ich dann erstmal alle Bilder im Kopf hatte, ging es mir doch Stück für Stück leichter von der Hand :)

Nochmal vielen Dank für die Kommentare und viel Spaß mit dem neuen Kapitel :) Komplett anzeigen

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Verzweiflung

Ungeduldig stand Maron am Flughafen und wartete darauf, dass die Maschine endlich landete und die Passagiere mit ihrem Gepäck das Gate verließen.

Es war nun gut zwei, fast drei Tage her, dass Chiaki sich von ihr getrennt hatte und sie hatte seitdem keinerlei Kontakt mehr zu ihm gehabt. Noch ein Zeichen dafür, dass er es wirklich ernst meinte und nicht wieder zu ihr zurückkehren würde. Noch ein Zeichen, dass seine Entscheidung endgültig war... Bei dem Gedanken an den Blauhaarigen stiegen Maron erneut die Tränen in die Augen. Tagsüber konnte sie den Schmerz wenigstens einigermaßen verdrängen. Sie arbeitete viel und hart, machte Überstunden und kam erst spät nach Hause. In der Nacht kam jedoch alles wieder hoch und sie weinte bitterlich bis sie in den frühen Morgenstunden wenigstens ein paar wenige Stunden Schlaf finden konnte.

Warum musste alles immer nur so schrecklich kompliziert sein? Er ist der Vater ihres ungeborenen Kindes, verdammt! Sie hätten eine eigene Familie gründen und zusammen glücklich werden können, und jetzt? Er hatte alle diese Illusionen mit einem mal unwiderruflich vernichtet...

Maron kehrte mit ihren traurigen Gedanken erst wieder in das Hier und Jetzt zurück, als sich die Schiebetüren öffneten und die ersten Reisenden mit ihren Koffern erschienen. Maron versuchte, sich etwas Überblick über die Menschenmenge zu verschaffen und dann erblickte sie sie: Rinako!

Sie hatte längere, rote Haare, die sie die meiste Zeit zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ihre Stirn wurde von einem Pony verdeckt. Ihr Gesicht war von Natur aus sehr hübsch. Für den Flug hatte sie sich in eher gemütliche Klamotten geschmissen: eine schwarze Jogginghose, dazu ein grünes T-Shirt und ebenfalls grüne Sneaker.

Nachdem Maron sie an dem Abend angerufen hatte, hatte sie sofort alles stehen und liegen gelassen und umgehend einen Flug nach Momokuri gebucht, um der verzweifelten Brünette beizustehen. Sie war eben eine richtige Freundin, auf die sich Maron in allen Lebenslagen verlassen konnte.

Kaum hatten sich ihre Blick getroffen, lagen sich die beiden Frauen bereits in den Armen und ließen ihren Tränen einfach freien Lauf.
 

Möglichst leise und unauffällig versammelten sich bewaffnete Polizisten um eine kleine, erleuchtete Holzhütte, die mitten im Wald stand. Auch Miyako wartete gespannt auf das Kommando, das kleine Haus zu stürmen. Die geladene Waffe hielt sie noch in Richtung des Bodens, einen der Finger am Abzug.

Jetzt war es endlich soweit! Sie hatten das Versteck dieses Übeltäters endlich gefunden. Die junge Polizistin konnte es kaum erwarten, ihn endlich hinter Gittern zu sehen, wo er am besten den Rest seines Lebens bleiben und für seine Taten büßen würde.

Dann ging es schon ganz schnell. Einer der Polizisten trat die Tür ein, dann stürmte die schwer bewaffnete Spezialeinheit die Hütte.

"Hände hoch!"

Miyako trat ebenfalls ein und richtete die Waffe auf den Mann. Er hatte längere, dunkle, strähnige Haare, einen ungepflegten Bart, schmutzige, zerschlissene Klamotten und bei seinem schmierigen Grinsen hätte sie sich am liebsten übergeben.

"Oho, alle Achtung meine Herren. Sie haben mein Versteck gefunden. Für einige hübsche Damen aber leider zu spät."

Seine Worte strotzten nur so vor Überheblichkeit und sein triumphierendes Lachen ließ allen Angehörigen das Blut in den Adern gefrieren.

Miyako wurde immer wütender und trat mit der Waffe näher an ihn heran.

"Ich verhafte Sie wegen Vergewaltigung und Mordes in mehreren Fällen! Jetzt haben Ihre kranken Spielchen ein Ende!"

"Ich würde an deiner Stelle die Klappe nicht so weit aufreißen, du Göre!"

In dem Bruchteil einer Sekunde hatte er plötzlich in seine verdreckte Jacke gegriffen und eine Pistole herausgeholt, die er umgehend auf Miyako richtete. Dann fiel ein Schuss, dann ein zweiter.

Im nächsten Moment sank der Täter bereits auf den Boden und hielt sich die Schulter, in die Miyakos Schüsse eingedrungen waren. Die junge Polizistin stand schwer atmend vor ihm und versuchte, sich zu beruhigen. Wäre sie nur eine Millisekunde langsamer gewesen, würde sie jetzt blutend da am Boden liegen.

Dann stürzten sich einige Polizisten auf den Mann und legten ihm Handschellen an, um ihn in einen der Polizeiwagen zu verfrachten. Als er an Miyako vorbeigeführt wurde rief er ihr noch wutentbrannt entgegen: "Wenn ich da wieder rauskomme, wirst du die nächste sein, das verspreche ich dir, du kleine Schlampe!"

"Falls du da jemals rauskommen solltest, du Schwein!"

Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt. Dann wurde er auch schon weggefahren.

In der 24-jährigen machte sich plötzlich eine Erleichterung breit, als hätte man ihr einen Felsbrocken genommen. Es war vorbei!
 

Chiaki lag auf der Couch und starrte an die Decke. In der einen Hand hielt er ein Glas mit Scotch. Ihm war durchaus bewusst, dass er in den letzten Tagen zu viel davon getrunken hatte, aber ohne konnte er sich selbst einfach nicht ertragen. Er fühlte sich einfach nur schrecklich!

Seit jenem Abend hatte er Maron nicht mehr gesehen, doch ihr trauriges Gesicht verfolgte ihn sogar in seinen Träumen. Er hatte ihr Herz gebrochen, zerfetzt und das konnte er nie wieder gut machen. Niemals würde sie ihm das vergeben! Obwohl es eher untypisch für ihn war, hatte er sich ein paar Tage Urlaub genommen, um die ganzen Geschehnisse erst einmal zu verarbeiten. Die anstehende Hochzeit, die Trennung von Maron. Es war einfach alles so kompliziert! Zudem plagte ihn auch noch das schlechte Gewissen. Einmal gegenüber Maron, die er unvorstellbar verletzt hatte und dann auch noch gegenüber Miyako. Konnte er sie einfach heiraten, obwohl er eine andere Frau liebte?

Er seufzte. Vermutlich würden ihn diese Gedanken noch sehr lange verfolgen. Er bekam ja schon jetzt Kopfschmerzen!

Plötzlich klingelte es an der Haustür. Wer das wohl war?
 

Gut gelaunt stießen die Polizisten miteinander an. Es war ein freudiger Anlass, dass sie endlich einen solch großen Fall abschließen konnten. Alle zusammen hatten viel Zeit und Arbeit investiert, die schlussendlich belohnt wurde.

Miyako trank ebenfalls aus ihrer Bierflasche, als sich einer ihrer Kollegen neben sie setzte. Sein Name war Heiji und die beiden hatten sich in der ganzen Zeit in Osaka wirklich gut verstanden. Er hatte kurze, blonde Haare und blaue Augen. Wenn sich die junge Frau ihn genauer besah, war er eigentlich wirklich attraktiv. So weit sie wusste, war er zwar verheiratet, wurde aber von seiner Frau wegen eines anderen Mannes verlassen worden. Der Arme.

"Hallo, Heiji, wie geht's dir?"

"Wirklich gut. Endlich konnten wir diesen Bastard schnappen! Ich wollte dir übrigens noch gratulieren. Du warst wirklich toll heute Abend bei dem Übergriff."

Die 24-jährige merkte, wie sie ein wenig errötete. Es gefiel ihr wenn ihre Arbeit so gewürdigt wurde, wusste aber nicht recht, wie sie damit umgehen sollte.

"Oh...danke. Aber ich denke, wir haben alle unser bestes gegeben."

Heiji kicherte.

"Sei doch nicht so bescheiden. Das war wirklich grandios! Sag mal, einige Kollegen bleiben noch einen Tag länger, um morgen Abend noch zusammen zu essen. Sozusagen als 'krönender Abschluss' unserer gemeinsamen Arbeit. Wie sieht es mit dir aus?"

"Ach...ich weiß nicht."

"Ach, komm schon. Gib dir einen Ruck."

"Nimm es mir nicht übel, aber ich würde lieber gerne nach Hause zu meinem Verlobten. Ich habe ihn in letzter Zeit leider etwas vernachlässigt und ich werde wohl alle Hände voll zu tun haben mit den Hochzeitsvorbereitungen."

Miyako hatte sich schon alles ausgemalt. Es würde einfach die perfekte Hochzeit werden! Sie würde sich an diesem Tag fühlen wie eine Prinzessin, die endlich ihren Traumprinzen zum Mann nehmen würde.

"Stimmt ja, ich hatte ganz vergessen, dass du verlobt bist. Wann ist denn soweit?"

"In sechs Wochen schon. Es war sozusagen Chiakis Geburtstagsgeschenk, dass ich die Hochzeite plane und vorverlege. Er war vor Freude ganz sprachlos."

Sie kicherte als sie sich an das Telefonat erinnerte. Sie hatte ihn wohl wirklich überrumpelt und überrascht.

"Dann darf ich ja wohl herzlich gratulieren!"

"Vielen Dank, Heiji, das ist wirklich lieb. Hey, was hältst du davon, wenn ich dir auch noch eine Einladung schicke? Es würde mich wirklich freuen, wenn du kommen würdest."

"Hm...ja, warum eigentlich nicht?"

Freudig quiekend umarmte sie ihren Kollegen. Sie hatte in ihm wirklich einen guten Freund gefunden.
 

"Und das hier ist das Gästezimmer, ich hoffe, es ist ausreichend."

"Ja, auf jeden Fall. Du kennst mich doch, ich habe nicht so hohe Ansprüche."

Die beiden Freundinnen kicherten. Doch Rinako konnte sofort erkennen, dass Marons Lächeln nicht glaubwürdig war. Sie versuchte einfach stark zu sein, das hatte die Brünette schon immer getan: Sie setzte eine Maske auf, um andere nicht an sich heran zu lassen und hoffte, auf diese Weise keine Angriffsfläche zu geben. Doch ihr konnte sie so einfach nichts vormachen. Maron war traurig, verzweifelt und verletzt, was nur zu verständlich war und sie würde sie unterstützen, was auch immer passieren würde.

"Also, wenn du etwas brauchst, dann..."

Sie brach mitten im Satz ab und wurde auf einmal kreidebleich.

"Maron...ist alles okay?"

Rinako hatte ihren Satz noch nicht vollständig ausgesprochen, da drehte sich die Brünette bereits um und stürmte auf das Badezimmer zu. Seufzend ging Rinako ihr nach und fand sie schließlich über der Toilette gebeugt. Sie übergab sich mehrmals, also strich ihre Freundin ihr die Haare nach hinten und hielt diese geduldig fest, bis die Schwangere sich auf die Seite fallen ließ und begann, bitterlich zu weinen.

"Maron, wir sollten reden."

"Ja...vielleicht sollten wir das."

Also setzten sich die beiden Frauen, nachdem sich Maron etwas beruhigt hatte, an den Esszimmertisch. Am Anfang sträubte sich die 24-jährige noch, wollte ihre Freundin nicht mit ihren Problemen belasten, doch irgendwann konnte auch sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten und unter unzähligen Tränen erzählte sie, was an besagtem Abend vorgefallen war und Rinako hörte ihr einfach nur zu. Ihre Freundin tat ihr so schrecklich leid, wie sie da saß wie ein Häufchen Elend.

"Moment mal...das heißt, er weiß garnichts von dem Baby?"

"Nein, weiß er nicht. Ich...ich wollte es ihm sagen. Ich wollte ihm das Ultraschallbild schenken, aber...so weit ist es nicht mehr gekommen..."

"Du hättest es ihm sagen sollen! Wer weiß, wenn er von deiner Schwangerschaft wüsste, wäre seine Entscheidung vielleicht ganz anders ausgefallen."

Maron traute ihren Ohren kaum. Meinte sie das wirklich ernst?

"Nein...Ich will, dass er bei mir bleibt, weil er mich liebt und nicht, weil ich eben mal von ihm schwanger geworden bin!"

"Aber hat er denn nicht gesagt, dass er dich liebt?"

"Er hat aber auch gesagt, dass er sich von Miyako trennen würde, um ein neues Leben mit mir anzufangen! Und du kannst ja sehen, was daraus geworden ist."

Rinako verstummte. Maron mag ja ein Sturkopf sein, doch in diesem Punkt musste sie ihr leider recht geben. Er hatte Maron belogen und verletzt. Man konnte ihr ihre Wut nicht übel nehmen.

"Dann haben wir aber auch schon das nächste Problem: Wie will er das alles Miyako erklären? Er kann ja schlecht irgendwann um die Ecke tanzen und sagen: 'Hey, ich habe übrigens mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt'!"

"Naja, da ist auch der Punkt: Er wird nichts von der Schwangerschaft erfahren..."

Gegen Ende des Satzes wurde sie immer leiser. Rinako hingegen traute ihren Ohren kaum war kurz vorm Explodieren.

"Bist du jetzt völlig irre geworden?! Was soll das heißen 'er wird nichts von der Schwangerschaft erfahren'?!"

"Ganz einfach: Er hat uns sitzen lassen und sich für eine andere entschieden. Ich werde es ihm nicht sagen, ich will nicht, dass er es weiß..."

Maron hatte wirklich lange über diese Entscheidung nachgedacht. Auch mit dem Gedanken gespielt, dass alles wieder gut werden würde, wenn er es erfahren würde. Doch leider gab es kein Zurück mehr. Seine Entscheidung war endgültig...genauso wie die ihre. Er hatte sich gegen die Liebe zu Maron und für die Heirat mit Miyako entschieden. Und auch wenn sie das unendlich verletzte, wollte sie seinem Glück nicht im Wege stehen. Denn sie liebte ihn noch immer und daran würde sich vermutlich auch nie etwas ändern.

Sobald aber herauskommen würde, dass sie ein Kind von ihm erwartete, würde sie all das mit einem mal zerstören und das könnte sie sich selbst wohl nie vergeben.

"Aber wie stellst du dir das vor? Am Anfang kannst du es vielleicht noch verheimlichen, aber wie willst du in ein paar Monaten den dicken Bauch erklären? Und selbst wenn du es für dich behalten könntest, wie willst du ein Kind alleine großziehen? Es ist eine große Verantwortung und du wirst zumindest am Anfang nicht arbeiten können, wenn du keine Unterstützung hast."

"Ach...ich weiß es noch nicht. Aber ich bekomme das schon irgendwie hin."

Dann schlug die Stimmung um. Rinako rückte näher an Maron heran und tätschelte vorsichtig ihren Arm.

"Ich...ich weiß, dass das jetzt ein empfindliches Thema ist, aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, das Baby...naja...nicht zu bekommen?"

Im ersten Moment wirkte die 24-jährige nachdenklich, doch sie brauchte nicht lange über diese Frage nachzudenken.

"Nein... Das kommt für mich nicht in Frage. Ich bin hierfür verantwortlich und dazu stehe ich. Ich bin mittlerweile alt genug. Ich werde dieses Kind zur Welt bringen und ich werde es großziehen. Und zwar ganz alleine! Aber...du musst mir versprechen, es niemandem zu sagen. Bitte, Rinako."

Die Angesprochene haderte mit sich selbst. Sie hatte versprochen, Maron zu unterstützen. Sie wirkte so unerwartet entschlossen, doch andererseits machte sie sich auch Sorgen, ob die Brünette wirklich alleine klarkam. Sie selbst war noch immer der Ansicht, dass sich alles klären würde, wenn die beiden einfach offen und ehrlich miteinander sprechen würden, doch Maron sah das offensichtlich ganz anders. Und immerhin war es ihre eigene Entscheidung, ob sie Kind bekam oder nicht oder ob sie es Chiaki erzählte. Die großen Augen Marons sahen sie direkt an. Diese Augen, die so viel Trauer und Verzweiflung in sich trugen und gleichzeitig so viel Wärme und Stärke.

"Na gut...ich werde dein Geheimnis hüten."

"Rinako, du bist die Beste!"

Dann lagen sie sich auch schon wieder in den Armen. Maron war froh, dass sie so von der Rothaarigen unterstützt wurde, doch am liebsten hätte sie einfach wieder angefangen zu weinen.
 

Chiaki öffnete die Tür und wurde fast von Access umgerannt, der sich an ihm vorbei in die Wohnung drückte. Außerdem schien er nicht sonderlich gut gelaunt zu sein. Warum auch immer...

"Hey, Access! Du..."

"Was ist das?!" Dabei zeigte er auf einen weißen Umschlag, den er in der Hand hielt. Chiaki zuckte mit den Schultern.

"Sieht für mich aus wie ein Briefumschlag", antwortete der 26-jährige ruhig. Er verstand die schlechte Stimmung seines Kumpels keineswegs.

"Aha, sehr gut Mister Holmes. Und was ist da wohl drin?" Seine Stimme strotzte nur so vor Sarkasmus.

"Access, ich hab wirklich keine Ahnung was du von mir willst! Könntest du bitte zum Punkt kommen?"

"Weißt du wie geschockt ich war, als ich auf einmal diese Einladung im Briefkasten hatte? Zur Hochzeit von Chiaki Nagoya und Miyako Todaiji!"

Chiaki verstummte. Miyako hatte ihm zwar gesagt, dass sie die Einladungen bereits verschickt hatte, doch auf einmal wurde damit alles so präsent. Er nahm Access den Umschlag aus der Hand und setzte sich langsam auf das Sofa. Dann holte er die Einladung heraus. Eine elfenbeinfarbene Klappkarte, auf der sich zwei Ringe ineinander verkeilten, daneben ihre beiden Namen mit dem Vermerk 'Wir heiraten!'. Dann klappte er die Karte auf und fand einen kurzen Text mit allen wichtigen Informationen, daneben ein Foto von Chiaki und Miyako aus glücklichen Zeiten. Der Blauhaarige starrte darauf, als müsste er das erst einmal verdauen.

"Willst du mir das jetzt erklären?", kam es von Access, der sich etwas beruhigt und die Arme ineinander verschränkt hatte. Jedoch ließ er sich deutlich anmerken, dass er ganz und garnicht begeistert war.

"Naja...es war sozusagen Miyakos Geburtstagsgeschenk für mich. Sie hat die Hochzeit vorverlegt und sich anscheinend um einiges gekümmert."

Er sprach ruhig und gleichzeitig niedergeschlagen.

"Was ist mit Maron?"

Dabei senkte der Blauhaarige den Kopf. Er hatte gehofft, dass Access dieses Thema nicht auch noch ansprechen würde.

"Wir haben uns getrennt."

"Ihr habt euch getrennt?! Nimm mir das nicht übel, aber ich glaube wohl eher, dass du sie verlassen hast! Oder etwa nicht?"

"..."

"Sag mal, hast du sie noch alle? Erst vor kurzem sitzt du bei mir in der Bar und erzählst mir wie toll diese Frau ist und dann schmeißt du das alles einfach weg und rennst in dein eigenes Unglück!"

Chiaki sprang auf.

"Ich hatte keine Wahl!"

"Man hat immer eine Wahl!"

"Du kennst doch die Wahrheit! Wenn ich mich wirklich von Miyako getrennt hätte, wäre für sie eine Welt zusammengebrochen..."

"Und wie geht es Maron damit? Sie liebt dich! Und ich weiß, dass auch du sie liebst! Du hast ihr versprochen, Miyako zu verlassen, um mit ihr glücklich zu werden. Du hast dein Versprechen gebrochen und dieses Mädchen mit ihrem Kummer alleine gelassen!"

Wieder konnte der 26-jährige dazu nur schweigen. Er wusste, dass sein Freund Recht hatte. Er hatte die Frau, die er wirklich liebte belogen und ihr das Herz gebrochen und war seitdem in Selbstmitleid versunken. Er war nicht nur ein Feigling, sondern auch ein Egoist.

"Und was soll ich deiner Meinung nach machen, Access?"

"Geh zu ihr! Noch ist es nicht zu spät, dich bei ihr zu entschuldigen. Ich merk doch, dass du mit der Situation unglücklich bist. Ich bitte dich!"

Chiaki dachte nach. Vielleicht hatte Access ja Recht. Seine Reaktion auf die Hochzeit war vielleicht nicht die, die man von einem glücklichen Bräutigam erwarten würde. Und er war sich sicher, dass es mit seinen Gefühlen zu Maron zu tun hatte. Und doch war leider zu viel geschehen...

"Nein."

"Ähm...wie bitte?"

"Nein. Ich kann das nicht tun."

"Was soll das heißen, Chiaki? Du..."

"Ja, ich liebe sie und deswegen kann ich nicht zu ihr gehen. Ich habe sie belogen, ich habe sie verletzt und ich habe sie alleine gelassen. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die einfach unwiderruflich ist und das kann ich nie wieder gut machen. Ich hatte eine so tolle Frau wie sie niemals verdient. Sie wird ohne mich glücklicher werden. Ich liebe sie...und deshalb muss ich sie gehen lassen."

Access schaute ihn erstaunt an. Sein Freund hatte sich verändert, war in dieser kurzen Zeit erwachsener geworden. Noch nie hatte er erlebt, dass er so über eine Frau redete. Noch nicht einmal über seine eigene Verlobte. Alles was er sich jetzt noch wünschen konnte war, dass Chiaki seine Meinung noch änderte und mit Maron sprach. Er selbst kannte sie zwar nicht persönlich, doch er war sich sicher, dass sie etwas Besonderes für seinen Freund und diejenige war, die Chiaki wirklich glücklich machen konnte...
 

Leicht nervös stand Miyako vor der Tür des Appartments, das sie zusammen mit Chiaki bewohnte. Sie hatte sich extra in Schale geschmissen, um ihn zu überraschen. Ein enges schwarzes, wenn auch knappes Kleid, über dem sie noch einen schwarzen Mantel trug, schwarze Pumps, die Augen dunkel geschminkt. Ein farbloser Lipgloss sollten ihren Lippen ein verführerisches Aussehen verleihen. Die Haare trug sie wie immer offen. Sie war schon gespannt, wie er auf sie reagieren würde. Sie hatte sich schon seit Langem nicht mehr so rausgeputzt. Nicht für ihn.

Dieser Abend sollte alles verändern und Chiakis und ihre Liebe wieder neu aufflammen lassen. Lange, viel zu lange hatte sie an dem Vergangenen festgehalten. Es war nun Zeit, die bösen Geister der Vergangenheit zu vertreiben und einen neuen Anfang zu wagen. Er hatte es verdient, dass sie ihm vergab. Lange hatte sie sich ihm verwehrt und das sollte sich nun ändern!

Sie drückte auf die Klingel und wartete ab, bis sie Schritte im Inneren der Wohnung hören konnte. Dann öffnete sich die Tür und vor ihr stand er...ihr zukünftiger Ehemann! Er kam ihr nun noch attraktiver vor, wenn das überhaupt möglich sein konnte. Seine Haare waren leicht zersaust, sein Drei-Tage-Bart etwas länger als sonst, die zwei oberen Knöpfe seines weißen Hemdes geöffnet. Doch all das machte ihn für sie einfach nur unwiderstehlich. Wie konnte ein Mann so unglaublich sexy sein?

Seine großen, braunen Augen hingegen wirkten etwas müde und erschöpft, waren leicht gerötet. Was dahinter steckte, konnte sie später noch herausfinden. Vermutlich hatte sie ihn eben aus dem Schlaf gerissen, es war immerhin schon reichlich spät.

Dass das eigentlich einen anderen Grund hatte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt ja nicht wissen...

Kaum hatte sie die Wohnung betreten, schmiss sie also ihren kleinen Rollkoffer in die nächste Ecke und begann, den Blauhaarigen stürmisch zu küssen.

Chiaki hatte noch nicht richtig realisiert, was hier gerade mit ihm geschah. Im einen Moment war er noch in Gedanken bei der Frau, die ihn ohnehin beschäftigte und im nächsten Moment stand seine eigentliche Verlobte vor der Tür und fiel ohne Vorwarnung über ihn her. So kannte er Miyako garnicht. Also löste er den Kuss, um seine Gedanken erst einmal zu ordnen und tief durchzuatmen.

"He-hey, Miyako, nicht so stürmisch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du heute noch nach Hause kommen würdest."

"Naja, was soll ich sagen? Die anderen Kollegen sind auch noch länger geblieben, um die Lösung des Falls zu feiern, aber ich hatte so Sehnsucht nach dir! Weißt du...ich habe in der Zeit viel über uns nachgedacht. Es ist so viel schief gelaufen und ich möchte einen Neuanfang für uns! Einen Neuanfang, den wir schon bald mit unserer Hochzeit krönen werden."

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte die junge Frau ihre Lippen erneut auf die seinen, um ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln.

Dem 26-jährigen hingegen gingen noch immer Miyakos Worte durch den Kopf. Sie wirkte verändert, zeigte erstmals nach dieser langen Zeit wieder ernsthaftes Interesse an ihrer Beziehung. Hieß er, dass er nach allem wieder glücklich werden konnte?

Einerseits fühlte es sich so falsch an, wünschte er sich doch innerlich, dass eine andere Frau in seinen Armen liegen und ihn küssen würde. Andererseits hatte er sich doch hierfür entschieden, nicht wahr? Für dieses Leben, für dieses Gefühl...für diese Frau. Sollte er sich denn nicht darauf einlassen und versuchen, eine ganz normale Beziehung zu führen; ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Das mit Maron und ihm wird nie wieder in Ordnung kommen, das wurde ihm mit jeder Stunde, die verging immer klarer, also musste er bereits die nächste Entscheidung treffen...

Also schloss er die Augen und gehorchte ohne Widerstand dem stummen Befehl Miyakos, die ihn ohne weitere Worte in das gemeinsame Schlafzimmer dirigierte.
 

Sieben Tage...sieben endlos scheinende Tage hatte sie ihn weder gesehen, noch mit ihm gesprochen und doch spukte er in ihren Gedanken und ließ sie nicht los. Der Schmerz und die Leere, die er zudem hinterlassen hatte plagte sie noch zusätzlich und bescherte ihr schlaflose Nächte. Wie lange sollte das noch so weitergehen? Wie lange noch sollte sie nachts von ihm träumen und doch wissen, dass er ihr niemals ganz gehören würde? Tagsüber war sie oft unkonzentriert und konnte sich kaum auf die Arbeit fixieren. Und auch Rinako konnte sie nicht ablenken, wenn sie abends nach Hause kam. Die Rothaarige hatte ihr schon des Öfteren geraten, ja schon fast befohlen, sich mit dem Blauhaarigen auszusprechen. Doch Maron wusste einfach nicht, was es jetzt noch zu besprechen gäbe. Dass sie ihm die Schwangerschaft beichten würde, war ausgeschlossen. Alles was sie wissen wollte war einfach nur das 'Warum'. Warum hatte er sie so hintergangen? Warum musste sie das alles nun durchmachen? Und warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen?

Seufzend wandte sie sich wieder dem Papierkram zu, der noch vor ihr auf dem Schreibtisch lag und darauf wartete, erledigt zu werden. Dann betrat Amaya, Marons Arbeitskollegin das kleine Büro, in ihren Händen trug sie einen kleinen Stapel Papiere. Entschuldigend lächelte sie die Brünette an.

"Tut mir wirklich leid, aber dieser Papierkram wird auch nicht weniger, stimmts?"

"Ja, da hast du leider Recht. Leg die Sachen einfach hin, ich kümmere mich dann spä-..."

Urplötzlich wurde sie blass und konnte schon spüren, wie ihr Übelkeit nach oben kroch. Amaya sah sie besorgt an.

"Maron, gehts dir nicht gut?"

Da war die Schwangere bereits aufgesprungen und in Richtung der Toiletten gerannt. Sie schaffte es gerade noch in einer der Kabinen, dann musste sie sich wieder mehrfach übergeben. Ihre Kollegin war ihr gefolgt und ihr blieb nichts anderes übrig, als einfach zu warten, bis Maron die Kabine wieder verlassen konnte.

Es dauerte wenige Minuten, bis es dann soweit war. Maron hatte eine Hand auf ihrem noch flachen Bauch liegen, ihre Stirn zierten ein paar Schweißtropfen, auf ihren Wangen zeichneten sich ein paar Tränen ab. Ihr Gesicht war zwar noch immer blass, bekam aber nach und nach wieder etwas Farbe. Insgesamt wirkte sie noch etwas zittrig auf den Beinen, musste sich am Waschbecken festklammern, damit sie sich Hände und Gesicht säubern konnte. Amaya blieb währenddessen geduldig bei ihr stehen.

"Hey Maron, was ist denn in letzter Zeit mit dir los?"

"Nicht so wichtig, nur eine Magen-Darm-Infektion, denke ich."

"Bist du dir da sicher?"

Maron versuchte so glaubwürdig zu wirken, wie es ging, fühlte sich nun aber leicht verunsichert.

"Wie meinst du das?"

Die Rotblonde dachte über ihre Worte nach. Sie wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.

"Naja, ich beobachte dich schon etwas länger. Du verhältst dich in letzter Zeit irgendwie komisch und verschließt dich total, als hättest du etwas zu verbergen. Außerdem war das eben nicht das erste mal, dass du dich übergeben musstest. Das passiert dir in letzter sehr oft. Und dann auch noch deine gelegentlichen Schwächeanfälle. Ich weiß, dass du denkst, es würde keinem auffallen, aber so ist es nicht. Maron, kann es sein, dass du...schwanger bist?"

Maron hatte den Worten ruhig gelauscht, ohne etwas zu sagen. Gegen Ende hatten sich einige Tränen in ihren Augen gebildet und Amaya schließlich ihren letzten Satz aussprach, brach einfach alles aus ihr heraus. All die Tränen, der ganze Schmerz, den sie die ganze Zeit hatte verbergen wollen, aber auch ein wenig Erleichterung. Ihre Kollegin hielt die zitternde 24-jährige einfach nur in den Armen und strich ihr beruhigend über das Haar. Ihre Vermutung war also richtig gewesen. Und Maron schien verzweifelt darüber zu sein, warum auch immer. Was war nur vorgefallen? Wieder dauerte es einige Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

"Bitte...bitte versprich mir, dass du niemandem davon erzählst! Bitte!"

"Aber natürlich, Maron. Glaub mir, alles wird gut, du wirst schon sehen."

Die zwei Frauen fuhren auseinander, als sich plötzlich eine andere Kabinentür öffnete und Frau Tsukamoto, ihre Chefin heraustrat. Zuerst ging sie scheinbar gleichgültig an ihnen vorbei, um sich die Hände zu waschen.

Dann aber wandte sie sich der ängstlichen Maron zu und musterte sie mit strengem Blick.

"Ich erwarte Sie in fünf Minuten in meinem Büro!"
 

Maron rannte und rannte. Sie wusste nicht wohin, sie wollte einfach nur weg von allem. Ihre großen braunen Augen brannten und Tränen liefen pausenlos ihre Wangen hinab. Warum musste sie das alles durchmachen? Hatte sie es denn nicht verdient, endlich glücklich zu sein? Musste sie denn nicht schon genug durchmachen? Alles war so unfair! Mit lautem Schluchzen dachte sie an diese schrecklichen Minuten im Büro von Frau Tsukamoto zurück:

Die Brünette schloss die Tür des Büros hinter sich. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie glaubte, dass man es noch einige Meter hören müsste. Ihre Chefin saß hinter ihrem Schreibtisch und würdigte ihre Angestellte keines Blickes bis sie vor dem großen Eichenholztisch stand.

"Sie wissen sicher, warum ich Sie zu mir gerufen habe?"

Ihre Stimme klang weiterhin streng, wenn auch etwas ausdruckslos.

"Ich...ich vermute es", antwortete Maron etwas kleinlaut. Sie war unglaublich nervös, wusste nicht wie ihr geschah.

"Miss Kusakabe...ich habe ihnen diese Stelle gegeben, da ich von ihren Fähigkeiten überzeugt war und ich dringend eine weitere Stelle in meiner Praxis besetzen musste. Bisher war ich immer mit Ihnen zufrieden gewesen, aber nun geht Ihre Probezeit zu Ende und Ihnen wird sicher bewusst sein, dass ich Sie unter diesen Umständen unmöglich übernehmen kann."

Die Brünette konnte erst nicht glauben, was sie da hörte. Doch dann beschleunigten sich ihr Atem, ihr Puls und ihr Herzschlag. Tränen sammelten sich in ihren Augen.

"W-wie...wie meinen Sie das?"

"Ich brauche verlässliche Mitarbeiter, Miss Kusakabe. Ich wüsste nicht, dass Sie verheiratet wären oder einen Lebensgefährten hätten. Als alleinerziehende Mutter sind Sie nicht gerade so verlässlich, wie es erwarte. Das heißt, ich möchte, dass sie Ihre Sachen holen und die Praxis verlassen. Es tut mir leid, aber ich muss Sie leider entlassen."
 

Bereits als Chiaki die Bar betrat, konnte Access erkennen, dass es ihm sonderlich gut ging. Das war zwar in letzter Zeit eine Art Dauerzstand, doch der Barbesitzer wusste mittlerweile gut genug, dass der Blauhaarige immer mehr Probleme scheinbar magnetisch anzuziehen schien.

"Hallo, Chiaki. Soll ich dir erst ein bisschen Alkohol geben oder erzählst du von dir aus, was dich mal wieder bedrückt?"

Ohne zu antworten, ließ sich der 26-jährige aber auf den Barhocker fallen, die Worte sprudelten geradezu aus ihm heraus: "Ich fühle mich furchtbar!"

"Sollte mich das in irgendeiner Weise überraschen?"

"Miyako ist wieder zu Hause! Und anstatt große Reden zu schwingen, schläft sie wieder mit mir! Aber ich fühle mich schuldig gegenüber Maron, das ist doch echt nicht mehr normal!"

Access, der nebenbei Gläser polierte, legte seine Arbeit nieder und konnte seinen Gegenüber nur verständnislos angucken.

"Jetzt nochmal langsam: Miyako ist wieder da und ihr habt Sex. Wo ist da das Problem? Die ganzen Jahre hast du dich bei mir beschwert, dass sie dich nicht an ihr Heiligstes lässt und jetzt, wo das Gegenteil der Fall ist, beschwerst du dich immer noch."

"Du weißt doch ganz genau, wo das Problem liegt!"

Der Lilahaarige knallte das Handtuch auf die Theke.

"Ja, das weiß ich verdammt genau! Und wenn du nicht bald mit Maron redest, wird mir bald nichts anderes übrig bleiben, als dich zu ihr hin zu prügeln! Das ist echt nicht zum Aushalten, wie du immer da sitzt wie ein Häufchen Elend!"

Chiaki ließ seinen Kopf auf die Theke sinken. Er wusste nur zu gut, dass sein Kumpel recht hatte. So konnte es nicht weiter gehen.
 

Der Abend wurde immer später und Chiaki war noch immer in Access' Bar. Es war unter der Woche und deshalb nicht allzu viel los. Die beiden Männer redeten noch eine ganze Weile und tranken gemeinsam ein paar Bier. Dann warf der Blauhaarige einen Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz nach halb zwölf und draußen war es stockfinster. Die Straßen Momokuris wurden lediglich von ein paar Straßenlaternen erleuchtet. Er sollte langsam nach Hause gehen. Er musste morgen wieder arbeiten und Miyako wartete sicher auch schon auf ihn.

Er wollte sich gerade verabschieden, als die Tür aufgerissen wurde und eine aufgebrachte junge Frau mit roten Haaren hereinstürmte. Die beiden Männer hatten sie hier noch nie gesehen, doch sie schien wirklich aufgeregt und außer Atem zu sein. Umgehend ging sie an die Theke.

"Entschuldigen Sie bitte, war hier eine junge Frau? Ungefähr so groß wie ich, schlank, lange braune Haare, braune Augen, sehr hübsch?"

Chiaki stutzte. Er wusste zwar nicht wer diese junge Frau vor ihm war, aber die Beschreibung, die sie gab, ließen ihn sofort an Maron denken.

"Was ist mit dieser Frau?"

"Sie ist heute nicht von der Arbeit nach Hause gekommen! Sie hat sich weder gemeldet, noch ist sie erreichbar. Ihr Handy ist abgeschaltet. Ich mache mir wirklich Sorgen. Das passt absolut nicht zu ihr und eine hübsche Frau wie Maron sollte nicht so spät alleine unterwegs sein. Ich habe schon überall nach ihr gesucht und außerdem ist sie..."

Völlig in Rage blickte sie die beiden Männer vor ihr abwechselnd an. Dann stoppte sie urplötzlich in ihren Worten, als ihr Blick letztendlich an Chiaki haften blieb, was diesen merklich verwirrte.

Rinako überlegte. Sie war so aufgeregt, dass sie fast nicht mitbekommen hätte, neben wem sie stand. Konnte das wirklich sein? Konnte das wirklich Chiaki sein? Sie hatte ihn bisher nur ein einziges mal gesehen. Damals in der Bar, als sich Maron und er das erste mal kennengelernt hatten. Aber kein Zweifel daran, dass er es war. Diese blauen Haare waren wirklich selten. Fast war sie etwas erleichtert. Hätte sie ihn nur ein paar Sekunden später erkannt, hätte sie fast Maron Geheimnis verraten. Dann kam sie ins Grübeln. Auch wenn sich Maron strikt weigerte, Chiaki die Wahrheit zu sagen, war Rinako der festen Überzeugung, dass die beiden eine Chance hatten, wenn er doch nur von der Schwangerschaft wüsste. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte sich verplappert, doch sie konnte und wollte Maron nicht verraten. Sie war ihre beste Freundin!

"Sie ist was?" Chiaki wurde immer angespannter. Diese junge Frau hatte ganz eindeutig von Maron gesprochen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sie etwas hatte sagen wollen, das von Bedeutung sein würde.

"Nicht...nicht so wichtig. Trotzdem danke für die Hilfe, ich mach mich dann wieder auf die Suche!"

Mit diesen Worten drehte sich die Rothaarige schon wieder um, und trat auf die Straße heraus. Der Wind wurde bereits frischer und sie wusste nicht, wo sie noch suchen sollte. Sie kannte sich in Momokuri kaum aus und konnte sich nicht vorstellen, wo Maron noch sein könnte. Sie hörte, wie sich die Tür der Bar hinter ihr öffnete und schloss, dann stand Chiaki neben ihr.

"Sind Sie eine Freundin von Maron?"

Rinako blickte den Blauhaarigen an und nickte.

"Dann wissen Sie sicher auch wer ich bin, nicht wahr?"

Wieder ein niedergeschlagenes Nicken. Auch der Blauhaarige senkte den Blick.

"Maron...wie geht es ihr?"

Seine Stimme war leise, brüchig. Er wurde diese Schuldgefühle einfach nicht los. Trotz allem konnte er einfach nicht mit der ganzen Geschichte abschließen. Konnte Maron nicht einfach alleine lassen.

"Naja...wie soll es ihr gehen? Sie versucht stark zu sein, aber Sie wissen sicher genau so gut wie ich, wie sie sich innerlich fühlt."

Das stimmt. Immer wieder hatte er gemerkt, dass Maron nicht der Typ war, der andere gerne mit ihren eigenen Problemen belastete. Stattdessen setzte sie eine Maske auf, um ihren eigenen Schmerz nicht zu zeigen. Diese Frau war wirklich erstaunlich...

"Sie sollten sich vielleicht etwas ausruhen und ich...ich werde sie suchen gehen."

"Chiaki, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich weiß nicht, ob das..."

"Bitte."

Dieses eine Wort reichte aus, um Rinako verstummen zu lassen. Seine brüchige Stimme, die Tränen in seinen traurigen Augen, seine niedergeschlagene Haltung...ihm schien wirklich viel an ihr zu liegen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben. Sie hoffte nur, dass sie damit das Richtige tat.

Sie trat einen Schritt nach vorne, blickte ihm tief in die Augen - flehend, verzweifelt.

"Bitte, finden Sie sie!"

"Das werde ich, ich verspreche es!"

Dann lief er bereits los und verschwand in der Dunkelheit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, ob es jetzt zur Aussprache kommen wird? Das werdet ihr im nächsten Kapitel erfahren...
Ich weiß noch nicht, wann ich es hochladen werde. Eigentlich wollte ich die kommende Szene noch mit reinnehmen, aber dann wäre das Kapitel noch um einiges länger geworden und die Kapitel sollen ja alle in etwa gleich lang sein. Aber dann ist immerhin der nächste Anfang getan, was mir leider oft am schwersten fällt :P Allerdings wartet noch eine unfertige Inuyasha-Story auf ein neues Kapitel und im September startet mein FSJ
Ich werde mich aber versuchen zu beeilen und würde mich sehr über Kommentare freuen, weil sie mich einfach jedes mal so motivieren, weiterzuschreiben :)

Also dann, bis zum nächsten Kapitel! Eure Snuggle <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ItachiUchih4
2016-01-08T12:40:45+00:00 08.01.2016 13:40
Boah ein Zwischenkommentar zu dem Kapitel:
Als die Freundin von Maron in die Bar kam und die Situation schilderte und die Beiden Herrschaften wussten dass es um Maron ging, habe ich mir ernsthaft gewünscht, dass Access Chiaki mal eine gwaltigen Schlag ins Gesicht gibt, damit der wieder normal in der Birne wird!!! Sowas Blödes!

:D lese weiter^^
Von: abgemeldet
2015-10-23T16:57:56+00:00 23.10.2015 18:57
Wann schreibst du denn weiter-^^ i bin so gespannt wie es weiter geht...
Antwort von:  Snuggle
24.10.2015 20:28
Ich habe ungefähr die Häfte schon fertig, komme aber diese Woche leider nicht mehr zum Schreiben. Es tut mir auch unheimlich leid, dass ihr immer so lange warten müsst, aber ich muss wirklich viel unter einen Hut bringen.
Von: abgemeldet
2015-10-17T22:33:15+00:00 18.10.2015 00:33
Wow das is ja eine geile Story...
Antwort von:  Snuggle
20.10.2015 00:24
Vielen Dank :) Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit, aber ich hab durch die Arbeit und alles drumherum so viel Stress, dass ich nur schleppend voran komme :/ Ich werde aber versuchen, das baldmöglich zu ändern!
Antwort von: abgemeldet
20.10.2015 05:48
Hehehehe cool da freu i mich, jetzt wo es so spannend wird^^
Von:  chaoslady
2015-08-14T22:09:02+00:00 15.08.2015 00:09
So erstmal das negative zu deine Story es ist wirklich schade das man immer so lang warten musste ausgenommen dieses und jetzt das positive deine Kapitel sind der hammer ich bekomme nicht genug davon. Ich bin der Meinung das chiaki auf sein herz hören sollte und mit maron zusammen sein schließlich hat er sie geschwängert. Maron tut mir echt total leid erst verliert sie in sache liebe und dann noch ihre Arbeit dabei haben schwangere eigentlich ein kundigungs schutz für. Sie muss ne welt zusammen gebrochen sein.
Miyako zeigt gefühle was sie schon ne Ewigkeit zu chiaki. Aber wenn sie wüsste was los ist das ihr verlobter ihre beste Freundin geschwängert hat dann währe sie bestimmt ein Psychologischer schock. Ich hoffe das sie maron bald finden und das sie sich nichts angetan hat

Mit grüssen jule
Antwort von:  Snuggle
15.08.2015 20:09
Ja, das tut mir auch wirklich leid, dass ich mit den Kapiteln so lange brauche :/ Leider fehlt mir oft die Zeit und manchmal auch die Ideen, um ein Kapitel zu füllen. Dann ist es wohl besser, sich etwas Zeit zu lassen, anstatt euch irgendein zusammengewürfeltes Kapitel zu präsentieren :P
Aber vielen Dank für dein Lob :) Eins kann ich versprechen: Es wird nicht unkomplizierter :D
Hoffentlich bis bald :)


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