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Löse dein Versprechen ein, mein Prinz

Zelos x Jean
von

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Abschied

Drei weitere Tage waren ins Land gezogen, in denen Zelos und Jean die Vorbereitungen für die nun anstehende Beerdigung abgeschlossen hatten. Heute war dieser traurige Tag, weswegen Jean bereits vor dem Spiegel in ihrem zugewiesenen Gästezimmer stand und sich eingehend betrachtete. Der Rothaarige hatte ihr ein schwarzes Kleid gekauft, war der heutige Tag doch von unendlicher Trauer erfüllt und würde die Wunden nur erneut aufreißen. Tagsüber hatte sie ihn meist ablenken können, doch in den Nächten waren all seine Erinnerungen in ihm aufgestiegen und Jean hatte ihn nur schützend in die Arme schließen können, um ihn zu beruhigen, bis er unter Tränen eingeschlafen war.
 

Die junge Dame seufzte beunruhigt, betrachtete nochmals ihr Spiegelbild und zupfte an ihrem schwarzen Kleid. Eine schwarze Blüte beschmückte ihr Haar und obwohl sie sich natürlich gern im Spiegel betrachtete, erschwerte der heutige Tag zu sehr ihr Herz, ließ sie schlucken und an vergangene Tage denken. Auch ihr war Seles sehr wichtig gewesen, hatte sie doch gern ihre Kleider angezogen und in ihrem Zimmer eine Modenschau veranstaltet. Zusammen hatten sie soviel Spaß gehabt, doch nun waren diese Zeiten vorbei und auch Jean musste Abschied nehmen, obwohl sie sich furchtbar vor diesem Moment fürchtete.
 

"Jean, darf ich eintreten?" ertönte die Stimme des Rothaarigen, weswegen sich die junge Dame vereinzelte Tränen von den Wangen wischte und mit einem leisen 'Ja' antwortete. Die Tür wurde geöffnet und Zelos betrat ihr Zimmer. Ihre braunen Augen nahmen ihn sofort in Augenschein, betrachteten seinen schwarzen Anzug, welchen er nur den heutigen Tag über tragen würde und blickte ihm nun in die Augen. In seinem roten Haar konnte sie eine Sonnenbrille erkennen und nur vage konnte sie sich vorstellen, dass er sie später aufsetzen würde, um seine Tränen vor seinen Freunden zu verbergen. Er mochte es eben nicht, wenn er seine verletzliche Seite zeigen musste.
 

Wortlos ging er auf Jean zu, strich ihr vereinzelte Tränen mit dem Daumen von ihren Wangen und nahm sie schützend in seine Arme. "Deine Eltern und dein kleiner Bruder sind eingetroffen. Du solltest sie begrüßen und... Sie sind damit einverstanden, dass du die Sommerferien bei mir verbringst" murmelte Zelos nahe an ihrem Ohr, spürte plötzlich ihren Kopf auf seiner Schulter und musste einige Male blinzeln, um nun nicht selbst in Tränen auszubrechen. Seit drei Tagen hatte er ihr nicht einmal ein ehrliches Lächeln geschenkt, aber seine süße Prinzessin schien verstanden zu haben, dass er noch Zeit brauchte, um sich an diesen Gedanken, nun der Letzte seiner Familie zu sein, zu gewöhnen.
 

"Darf ich in der Kirche neben dir sitzen?" murmelte Jean, verkrallte ihre Finger in seinem schwarzen Jackett und sah erneut zu ihm auf. Die blauen Augen hatten ihren Glanz verloren, wirkten so unendlich traurig und leer, dass es Jean beinahe die Luft zum Atmen nahm. Bisher hatte sie ihn immer zum Lächeln bewegen können, doch in dieser Situation war sie machtlos und konnte dem sonst so freudigen Zelos nicht helfen. Jean konnte ihm nur zur Seite stehen, seine Hand halten und ihm ein wenig Kraft geben.
 

"Ja, du darfst bei mir sitzen" erwiderte Zelos, ergriff ihre linke Hand und zog sie mit sanfter Gewalt hinter sich her. Oberhalb der Treppe blieb er stehen, deutete ihr mit seiner freien Hand an, dass sie hinunter zu ihrer Familie gehen sollte und wendete sich nun Sebastian zu, welcher hinter ihm stand. "Die letzten Vorbereitungen überlasse ich Ihnen, Sebastian". Der Butler nickte seinem Master zu, denn er würde das Mahl für die Trauerfeier herrichten und für genügend Sitzmöglichkeiten im Wohnzimmer sorgen. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun, denn Jean besaß mehr Einfluss auf seinen Master und würde sich sicherlich um ihn in der schweren Stunde kümmern.
 

"Papa, Mama, Mithos... Ich..." hauchte Jean und ließ sich von ihrem Vater in die Arme schließen. Auch ihre Familie war in schwarzer Kleidung gehüllt, auch wenn ihr Bruder scheinbar einen lockeren Eindruck auf sie machte. Er war eben noch zu klein und hatte auch nie mit Seles zutun gehabt, um ihre Trauer zu verstehen. "Unsere Freunde warten bereits auf dem Vorplatz" murmelte Raine, hielt ihren Sohn bei der Hand und blickte nun zu Zelos auf, welcher die Stufen hinab stieg. Er sah ziemlich mitgenommen aus, ließ nun seine Sonnenbrille auf seine Nase sinken und lief direkt weiter zur Haustür. "Wir gehen" ertönte seine Stimme leise und dennoch hörte Kratos deutlich die Trauer heraus, entließ seine Tochter aus seinen Armen und nickte dem Rothaarigen verstehend zu.
 

Gemeinsam verließen sie die Villa, sahen sich kurz im Adelsviertel um, ehe Zelos die Hand seiner süßen Prinzessin ergriff und seinen Weg fortsetzte. Bis zur Kirche war es nicht weit, doch vorher würde er zumindest seine Freunde begrüßen. Jean blickte immer wieder zum ehemaligen Auserwählten auf, übte leichten Druck auf seine Hand aus und blickte schließlich gen Boden. "Danke... Ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen, Jean. Vielen Dank, dass du mir zur Seite stehst" wisperte Zelos, ohne seinen Blick zu heben. Er war der Kleinen so unendlich dankbar, denn keine andere Person konnte ihm im Moment zur Seite stehen, weil er sich so sehr für seine verletzliche Seite schämte.
 

Vor dem Schloss blieb Zelos unerwartet stehen, denn seine Freunde warteten bereits vor der Kirche, waren allesamt in schwarzen Anzügen und Kleidern gehüllt und sahen gen Boden. Niemand wollte die unangenehme Stille brechen und Zelos wollte auch keine mitfühlenden Worte hören, weswegen er mit Jean wortlos an seine Freunde vorbei lief und die Kirche betrat. Er sah sich kurz um, erkannte einige Leute aus seinem Viertel und nickte ihnen dankend zu, bevor er mit Jean zur ersten Reihe lief und sich mit ihr auf die hölzerne Bank setzte. In wenigen Minuten hieß es Abschied nehmen und nur die Erinnerungen würden bleiben.
 

"Zelos..." wisperte Jean und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht, weil sie einfach nicht stark bleiben konnte. Nein, sie erlebte nun die erste Beerdigung in ihrem Leben, konnte die leblose Seles in dem noch geöffneten Sarg sehr wohl sehen und begann zu zittern. Ihre Fassung fiel mit jeder weiteren Sekunde, doch noch bevor sie hätte schreiend aus der Kirche rennen können, sie ertrug die Wahrheit einfach nicht, wurde Jean an die Brust des Älteren gezogen und ihr Kopf sanft auf dessen Schulter gebettet. "Schließe deine Augen und singe ein Lied in deinen Gedanken. Ich passe auf dich auf, Prinzessin" entgegnete Zelos, fuhr ihr liebevoll durch ihr Haar und lenkte nun seine Aufmerksamkeit auf den Priester, welcher sich räusperte, um letzte Worte zu sagen.
 

Der Priester sprach in ruhigen Worten sein Gebet, erzählte viele Dinge über Seles, während Zelos diese lästige Stimme ausblendete und stattdessen seinen Erinnerungen freien Lauf ließ. Seles war vor vielen Jahren noch eifersüchtig auf ihn gewesen, weil er der damalige Auserwählte geworden war. Ja, ihr Verhältnis war nicht immer das Beste gewesen, aber nach der wahren Welterneuerung hatten sich die Geschwister ausgesprochen und Seles war bei ihm eingezogen. Soviel hatte er mit seiner Schwester erlebt und mit Jean war ihr gemeinsames Glück perfekt gewesen, bis Seles vor einem Jahr noch kränklicher geworden war. Zelos hatte so verzweifelt nach einem Heilmittel gesucht und dennoch hatte er der nackten Wahrheit ins Auge sehen müssen. Ja, er hatte seiner Schwester nicht mehr helfen können und nun war sie von ihrem kränklichen Dasein erlöst worden. Seles verspürte keine Schmerzen mehr, dachte er sich insgeheim und ließ seinen Kopf auf die Schulter der Kleinen sinken.
 

Ruckartig wurde er allerdings aus seinen Erinnerungen gerissen, als sich Jean ohne ein Wort von ihm löste und überhastet die Kirche verließ. Zelos sah ihr traurig hinterher, blieb allerdings auf seinem Platz sitzen und faltete seine Hände ineinander. Er hatte der Kleinen zuviel zugemutet, denn Jean war in gewisser Hinsicht doch noch ein Kind und konnte mit dem Tod eines geliebten Mneschen nicht umgehen. Allein aus diesem Grund hatte er sie auch nach Hause zu ihren Eltern geschickt, denn Jean hätte weitaus mehr gelitten, obwohl sie nicht mit Seles verwandt gewesen war.
 

Jean saß weinend auf eine der Stufen zum Vorplatz, hatte ihren Kopf auf ihre Arme gelegt und versuchte nun wieder zur Ruhe zu kommen. Was wohl Zelos nun von ihr denken mochte? War er sehr enttäuscht von ihr, weil sie die Rede von dem Priester nicht länger hatte ertragen können? Jean wusste es nicht, schluchzte erneut und erhob sich schließlich, als sie Schritte hinter sich hören konnte. Jean trat einen Schritt zurück, ließ die vier Personen vorbei, welche den Sarg nun zum Friedhof tragen würden und wurde an eine starke Brust gezogen, während sich zwei Hände auf ihren Bauch legten.
 

"Entschuldige... Du musst nicht mit zum Friedhof gehen, wenn du dich unwohl fühlst" erklang eine vertraute Stimme neben ihrem Ohr. Jean blickte über ihre Schulter, blickte in verweinte blaue Augen und schluckte schließlich den Kloß hinunter, welcher sich in ihrem Hals gebildet hatte. "Ich... Zelos, ich...". "Ich mache dir keine Vorwürfe, Prinzessin. Ich möchte nicht, dass du so über dich denkst, nur weil du der Wahrheit entfliehen willst. Ich bin auch sehr oft vor der Wahrheit geflohen, daher kenne ich dieses Gefühl" murmelte Zelos, strich ihr vereinzelte Tränen aus dem Gesicht und löste sich von ihr. Es war an der Zeit, dachte er sich und lief den vier Personen hinterher, während seine Freunde ihm schweigsam folgten.
 

Jean blickte traurig gen Boden, ehe sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte und sich der Person zuwendete. "Genis..." murmelte die Kleine und blickte nun zu Presea, welche sich in all den Jahren sehr verändert hatte. Sie war genauso groß wie Jean selbst geworden und trug ihr Haar offen. Vor ihren Füßen stand ein gerade mal acht Jahre altes Mädchen, welches ebenso rosafarbenes Haar wie ihre Mutter besaß und sie nun schüchtern anlächelte. Ja, ihre kleine Cousine, welche den Namen Marie Sage trug, weil ihr Onkel vor zehn Jahren geheiratet hatte.
 

"Jean, würdest du auf Marie aufpassen, wenn du zurück zur Villa gehst? Es ist so, wie Zelos bereits sagte. Du musst dir keine Vorwürfe machen, nur weil du mit dieser Situation überfordert bist" erklärte Genis, wollte er doch ungern, dass seine Nichte litt, während seine Frau seinen Worten zustimmend zunickte. "Aber... Zelos braucht mich und ich muss...". "Zelos würde nicht wollen, dass du ihm zuliebe leidest, Jean. Du bist ihm sehr wichtig, also geh zur Villa und warte dort auf uns" unterbrach Presea die junge Dame und legte ein zaghaftes Lächeln auf. In all den Jahren hatte sich Jean kein Stück verändert, dachte überwiegend an das Wohlergehen ihrer Mitmenschen und vergaß dabei ihr eigenes Wohl.
 

"Ich...". "Jean, spielst du mit mir?" wurde die Kleine unterbrochen und wurde aus großen blauen Augen gemustert, weswegen Jean seufzte und widerwillig nickte. "Toll" jubelte Marie und zog ihre große Cousine bei der Hand mit zur Villa. Genis lächelte müde, warf einen kurzen Blick zu seiner Frau und ergriff schließlich ihre Hand. "Jean ist zu gutherzig und nimmt jeglichen Schmerz in Kauf. Manchmal frage ich mich, ob sie nicht irgendwann zerbrechen wird? Du hast doch auch ihre Blässe im Gesicht bemerkt, oder?" murmelte er und stieg die Stufen zum Vorplatz hinab. "Zelos weiß zwar die Gründe für ihre Blässe nicht, aber er wollte ihr die restliche Beerdigung ersparen. Jean wird ihr Problem nicht mehr lange verheimlichen können" erwiderte Presea nachdenklich und folgte ihrem Mann.
 

"Wer war denn die tote Frau in der Kiste und warum bist du weinend aus der Kirche gelaufen?" wollte Marie wissen und blickte zu ihrer Cousine auf. Jean war immer lieb zu ihr und wenn sie zu Besuch bei dem netten Onkel Kratos war, spielte sie immer mit Mithos und Jean. Die Ältere von den beiden Mädchen brachte kein Wort hervor, klopfte an die Tür und trat ein, als Sebastian ihnen öffnete. "Lady Jean, Sie sehen blass aus. Möchten Sie sich ausruhen?" wollte der Butler besorgt wissen, bot der jungen Dame ein Glas Wasser an und wartete auf ihre Antwort. Jean verneinte seine Frage jedoch, setzte sich stattdessen auf die Couch und lehnte sich ins Polster zurück. Ja, ihr war ein wenig unwohl zumute, aber sie würde sich nun nicht ins Bett legen, sondern auf Zelos, ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Freunde warten.
 

"Geht es dir nicht gut?" wollte Marie wissen und betrachtete das Gesicht ihrer Cousine. Der Onkel hatte recht, denn Jean war seit wenigen Minuten ungewöhnlich blass um die Nase, zitterte auch ein wenig und hielt sich nun das Glas Wasser an ihre Lippen, um ein wenig Flüssigkeit zu sich zu nehmen. "Geht schon, Marie... Es war nur..." murmelte Jean, ehe ihr das Glas Wasser aus der Hand glitt und kippte zur Seite. Sebastian kehrte sofort ins Wohnzimmer zurück, da er das Klirren eines Glases vernommen hatte, überprüfte den Zustand der jungen Lady und seufzte erleichtert aus. Ihre Nerven schienen die letzten Ereignisse nicht sonderlich gut verarbeitet zu haben und nun war sie in Ohnmacht gefallen. Sein Master hatte wohl zuviel von ihr verlangt, oder?
 

"Onkel, was hat Jean? Ist sie krank? Muss sie ins Krankenhaus?" fragte Marie den Butler, welcher sich bereits zur Tür begab. "Machen Sie sich keine Sorgen, Lady Marie. Warten Sie hier auf meinen Master, bis ich mit dem Arzt zurück bin" erwiderte Sebastian, denn er musste seine Vermutung dennoch untersuchen lassen. Hoffentlich stand ihm ein gewisser Arzt zur Verfügung, aber eigentlich müsste er Zeit haben, denn er war doch der Butler von Zelos Wilder. Doktor Malsa lautete der Name des Arztes, welcher auch über Jahre die Krankheit von Lady Seles behandelt hatte.
 

Marie fuhr ihrer Cousine durchs Haar, zog ihr die schwarzen Schuhe von den Füßen und hob ihre Beine nun ebenso auf die Couch. Jean war einfach ohne Vorwarnung zur Seite gekippt, oder? Ob ihr Papa geahnt hatte, dass Jean sich nicht sonderlich wohl gefühlt haben musste? Marie wusste es nicht, bettete Jean's Kopf auf die Lehne und legte eine kuschelige Wolldecke über ihren Körper. Ihre Tante hatte ihr erst vor einigen Wochen erklärt, dass Stresssituationen wie Gift für Jean sein mussten, denn einmal war sie sogar während einer Prüfung in der Schule umgekippt. Onkel Kratos hatte gesagt, dass Jean oft über ihre Probleme reden sollte, aber scheinbar mochte ihre Cousine nicht reden, auch wenn sich ihre Familie solche Sorgen um sie machte.
 

Die Haustür wurde geöffnet und Stimmen drangen an ihre Ohren, weswegen die Rosahaarige über ihre Schulter blickte und ihren Vater und ihren Onkel unter ihrer Familie und Freunden erblicken konnte. "Papa... Jean ist ohnmächtig geworden. Der nette Onkel ist zum Krankenhaus gegangen und holt einen Arzt" erzählte Marie den Anwesenden und nun war es ihr Onkel, welcher sofort den Puls seiner Tochter überprüfte. "Es war also die richtige Entscheidung, Jean dieser Situation nicht länger auszusetzen. Raine, erkläre Zelos doch bitte, dass er unsere Tochter im Auge behalten muss" erklärte Kratos und lief zum nächsten Bad, um seiner Tochter einen kühlen Waschlappen für die Stirn zu holen.
 

Zelos war nun mehr als verwirrt, vergaß unter den neuen Umständen seine Trauer und setzte sich zu Jean auf die Couch. Natürlich hatte er ihre Blässe im Gesicht bemerkt, aber er war der Meinung gewesen, sie wäre nur nicht mit der Tatsache zurecht gekommen, seine tote Schwester im Sarg gesehen zu haben. Raine trat nun ebenfalls heran, während sich ihre Freunde auf die Sitzmöglichkeiten setzten und die Situation im Auge behielten. Niemand mochte nun ein Wort sagen, auch wenn Lloyd und Sheena natürlich wussten, was hier vor sich ging, ebenso Mithos und Suzu, welche die bewusstlose Jean aus einiger Entfernung besorgt musterten.
 

"Jean kann mit vereinzelten Stresssituationen nicht umgehen, Zelos. Mit dem 6. Lebensjahr, als sie zur Schule gehen sollte, hat sie zum ersten Mal ihr Bewusstsein verloren. Kratos und ich sind natürlich mir ihr zum Arzt gegangen und er sagte, Jean sollte erst ein Jahr später die Schule besuchen, damit wir eine Reihe von langwierigen Tests mit ihr durchführen konnten. Wir wollten herausfinden, wann Jean mit speziellen Situationen nicht umgehen kann" erklärte Raine ausführlich und trat einen Schritt für ihren Mann zur Seite, damit er Jean den kühlen Waschlappen auf die Stirn legen konnte.
 

"Ähm... Moment... Wieso weiß ich denn nichts davon? Ich habe doch die meiste Zeit mit Jean verbracht, aber bei mir ist sie nie in Ohnmacht gefallen" erwiderte Zelos und blickte nun in das blasse Gesicht seiner süßen Prinzessin. Hätte er das gewusst, hätte er doch niemals ihre Hilfsbereitschaft so sehr in Anspruch genommen. Vermutlich trug er sogar die Verantwortung, weil Jean in den letzten Tagen soviel für ihn getan hatte. Verdammt, wieso hatte Kratos denn kein Wort erwähnt? Nun badete er doch nur noch mehr in Schuldgefühlen.
 

"Es war ihr eigener Wunsch, dass wir dir nichts von ihrer Schwäche erzählen. Hauptsächlich geht es Jean auch gut, aber du solltest wissen, dass sie es in ihrer Klasse nicht leicht hat. Die Mädchen sind eifersüchtig auf sie und dementsprechend wird Jean auch wie ein Außenseiter behandelt. Oft ist sie schon durch diese Situationen umgekippt und die Mädchen nutzen ihre Schwäche aus. Genauso wurde schon oft die Behauptung aufgestellt, dass Jean gute Noten in der Schule hat, weil wir ihre Eltern sind" fuhr nun Kratos fort, denn er hatte in den letzten Jahren auch hin und wieder den Unterricht gestaltet, demnach wusste er auch, dass es seine Tochter nicht sehr leicht in der Schule hatte. Ihr eigentliches Problem war jedoch, dass sie kaum über ihre Probleme sprach und dies löste letzten Endes die schwachen Momente aus.
 

Zelos wollte gerade die schlimmsten Beschimpfungen über die Lippen bringen, denn es war eine Schande, dass seine süße Prinzessin von solchen blöden Zicken im Unterricht fertig gemacht wurde, wenn der Braunhaarige nicht erneut sein Wort erhoben. "Richter hat vor etwa einem halben Jahr den Unterricht für Raine übernommen, weil Mithos krank und ich nicht zu Hause war. Jean erzählte, dass er in seiner Wut die Tafel zertrümmert hat, weil die Mädchen unsere Tochter wieder ins Gebet genommen haben. Nun darf er zwar nicht mehr unterrichten, aber er hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie mir scheint. Im Unterricht ist es nun ruhig, aber außerhalb der Schule wird Jean dennoch mit harten Worten attackiert".
 

"Wieso hat Jean mir noch nie von ihren Sorgen und ihren Problemen in der Schule erzählt? Ein ganzes Jahr muss sie doch noch die Schule besuchen, oder?" wollte Zelos wütend in Erfahrung bringen, konnte er einfach nicht verstehen, warum seine süße Prinzessin nie ein Wort über die Lippen gebracht hatte. Er hätte ihr doch geholfen, es zumindest versucht, denn Jean verdiente ein sorgenfreies Leben. "Jean redet nie über ihre Probleme und sie wollte dir auch keine Sorgen bereiten. In diesem Punkt ähnelt ihr euch wirklich sehr, Zelos und ich sage dir auch nur die Wahrheit, weil du auf unsere Tochter achten sollst. Zudem darf sie auch nur die Sommerferien bei dir verbringen, weil Raine und ich es für das Beste halten. Hier in Meltokio wird Jean nicht durch Worte verletzt und kann sich für einige Wochen erholen" erklärte Kratos und setzte sich nun ebenfalls, denn mehr gab es von seiner Seite her auch nicht.
 

"Jean, du Dummkopf" wisperte Zelos und senkte seinen Kopf. Seit ihrem 4. Lebensjahr vertraute er sich ihr an, erzählte ihr von seinen Sorgen und seinen Ängsten und sie verschwieg ihre grausamen Erlebnisse, nur um ihm keine Sorgen zu bereiten. Seufzend erhob er sich, legte die Wolldecke zur Seite und hob die Kleine auf seine Arme. "Ich bringe Jean in mein Zimmer, damit sie sich ausruhen kann. Wenn Sebastian mit dem Arzt zurückkehrt, erklärt ihm die Sachlage und bedient euch beim Buffet" erklärte der Rothaarige und lief mit Jean an seiner Brust gepresst zur Treppe, welche in den ersten Stock führte.
 

"Zelos, wir können auch gehen und...". "Nein, die Trauerfeier wird stattfinden, Lloyd. Bitte denkt an meine Schwester und macht euch keine Sorgen um mich. Ich stecke seit Jahren zuviel ein, also werde ich auch ihren Tod verarbeiten können" unterbrach er seinen besten Freund und erklomm die Stufen, um in den ersten Stock zu gelangen. Sofort lief er zu seinem Zimmer, öffnete die Tür umständlich mit seinen Ellenbogen und ging auf sein Bett zu. Seufzend legte er die Kleine hin, deckte sie zu und zog einen Stuhl heran, um sich zu setzen. Vorsichtig ergriff er ihre Hand, strich mit seinen Daumen über ihren Handrücken und biss sich auf die Unterlippe.
 

"Warum verheimlichst du mir solche Dinge, Jean? Ich bin doch dein Prinz und ich will dir auch zur Seite stehen" hauchte er ihr leise zu, lehnte sich zu ihr vor und bettete seinen Kopf auf ihren Bauch. Langsam ließ er seine Augenlider sinken, entfernte mit seiner freien Hand seine Sonnenbrille aus seinem Haar und legte sie zur Seite. "Ich möchte auch für dich da sein und dich vor solchen Menschen beschützen. Nie mehr sollst du in diese Situation geraten, meine süße Prinzessin" murmelte Zelos und schlief nach nur wenigen Minuten entkräftet ein. Der ganze Morgen und auch der Vormittag waren anstrengend gewesen, weswegen er nun diese kleine Pause begrüßte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YuneCardelia
2011-11-08T14:45:34+00:00 08.11.2011 15:45
Wieder ein tolles Kapi!^^
Wenn auch ein wenig traurig. Ich freu mich schon richtig aufs nächste Kapitel!XD

Bis dahin,

Lg Luna^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2011-10-19T13:17:50+00:00 19.10.2011 15:17
das ist ja trauig das seles tod ist hoffe das jen zelos anvertraut den das ist nicht gut für ihre gesundteit ist.biss dann.


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