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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Stillstand

187) Stillstand
 

Die Jäger tauschte einen Blick und beide konnten in den Augen des jeweils anderen erkennen, wie aufgewühlt dieser war und bei Sam kam noch eine Flut von Schuldgefühlen dazu, sich so viel Zeit gelassen zu haben.

Bobby versuchte den Jüngeren mit Blicken aufzumuntern. Sie würden Dean gleich einpacken und hier verschwinden können. Danach mussten sie nur noch das Ritual durchführen.

Sam versuchte zu nicken.

Sounders legte den Bescheid beiseite.

„Hier steht, dass sie das Kind mitnehmen werden.“

„Richtig!“

„Wie ich ihnen schon sagte, ist der Junge sediert. Ich glaube nicht, dass er heute noch ansprechbar sein wird“, erklärte der Professor ruhig.

Sam wollte auffahren, doch der Ältere kam ihm zuvor.

„Das ist kein Problem. Machen Sie uns bitte die Akte fertig und dann bringen Sie die mit dem Jungen zur Liegendeinfahrt. Wir haben einen passenden Wagen mit“, erklärte Bobby professionell ruhig.

„Trotzdem wäre es besser, wenn sie ihn erst morgen…“

„Das ist keine Option, Professor. Wir müssen heute Nachmittag noch im Fall eines misshandelten Mädchens aussagen. Außerdem hat unser Chef wegen diesem Reiley eh schon schlechte Laune. Die alte Tante muss ihm wohl mächtig zugesetzt haben. Wenn wir ohne den Jungen auftauchen, möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken!“, sagte der alte Jäger noch immer ruhig aber schon deutlich drängender. „Aber wenn Sie durchaus Ihre Bedenken äußern wollen, können Sie gerne mit ihm reden.“ Er griff nach seinem Handy.

„Nein, nein. Ich denke, wenn Sie ihn liegend transportieren können, wird es wohl gehen.“ Professor Sounders gab sich geschlagen. Wieder drückte er eine Taste: „Dr. Mitchell? Bitte machen Sie mir die Akte dieses Reileys fertig und bringen Sie sie mir umgehend in mein Büro.“

Eigentlich war er froh, das Kind los zu sein, doch das konnte er ja wohl nicht zeigen. Außerdem hätte es ihm, wenn der Junge in seiner Klinik geheilt worden wäre, zu jeder Menge Ansehen verhelfen können. Das wäre ein interessanter Fall für die Medien gewesen.
 

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich in dem Büro aus. Der Professor legte keinen Wert darauf mit der Staatsmacht zu plaudern und die beiden Jäger hingen ihren Gedanken nach, die sich vom Inhalt doch sehr glichen.

In welchem Zustand würden sie Deans Seele vorfinden? Wie lange würde diese Sedierung andauern? Wann konnten sie das Ritual durchführen? Würde es überhaupt klappen? Würden sie die Seelen wieder in ihren jeweiligen Körper bekommen? Und wie würde es Dean und Kyle danach gehen?

Jede Minute zog sich quälend in die Länge.
 

Endlich klopfte es an die Tür.

„Herein“, rief der Professor. Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme erleichtert klang. Er wollte diese Staatsbeamten nur noch loswerden und seiner normalen täglichen Betätigung nachgehen. Sollten die sich doch mit dem Jungen rumschlagen! Die würden schon sehen, dass der alles andere als ein harmloses fünfjähriges Kind war! Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass der Junge besessen war! Aber das war ja wohl unmöglich und außerdem gleich nicht mehr sein Problem!

Ein junger schmächtiger Arzt betrat das Büro und reichte seinem Chef eine Akte.

„Danke, Dr. Mitchell. Das war alles!“

Der Arzt verschwand wieder und Sounders blätterte kurz durch die wenigen Blätter, dann gab er sie an Bobby weiter.

„Fahren Sie um das Gebäude herum. Die Liegendanfahrt ist auf der Rückseite“, sagte der Professor und reichte erst Bobby dann Sam die Hand.
 

Schnell waren die Jäger wieder an der Pforte, wo sie einfach durchgewinkt wurden.

Erleichtert atmeten sie auf, als sie wieder in der warmen Frühlingssonne standen.

Mit ruhigen Schritten gingen sie zu ihrem Wagen und erst als die Türen hinter ihnen ins Schloss gefallen waren, ließen sie diese Erleichterung auch in ihren Gesichtern deutlich werden.

„Es ist noch nicht vorbei“, sagte der Ältere und startete den Wagen.

Sam nickte nur und begann in der Akte zu blättern, doch außer dem, was ihnen der Professor schon erzählt hatte und einer langen Liste mit Medikamenten war nichts darin.

Diese Liste wollte er an Carol weitergeben. Sie würde wissen, was wie lange wirkte und wann sie das Ritual durchführen konnten.
 

Die Jäger hatten den Van vor einem großen, eisernen Tor geparkt und warteten, an ihr Fahrzeug gelehnt, darauf, dass sie den Jungen in Empfang nehmen zu können.

Äußerlich betrachtet schienen die Männer eher gelangweilt zu sein, doch innerlich versuchten beide gegen ihre Gefühle anzukämpfen, die kurz vor einem Ausbruch standen.

Keiner sagte ein Wort oder wagte es auch nur, den anderen anzuschauen, aus Angst in dessen Augen die gleiche Bedenken zu lesen, die einen selbst plagten.

Endlich ging das Tor auf und gab einen Blick auf zwei weißgekleidete Männer frei, die eine Liege schoben.

Sam verspannte sich vor Wut.

„Setzt dich vorne rein. Du fährst!“, sagte Bobby ruhig.

„Was? Du kannst doch nicht…“, begehrte der Winchester wütend auf.

„Ich will nicht, dass wir uns noch in letzter Sekunde verraten, also beweg deinen Arsch hinter das Lenkrad“, knurrte der Ältere äußerlich noch immer ruhig und Sam gab sich zähneknirschend geschlagen. Bobby hatte ja Recht, trotzdem wollte er jetzt nichts lieber als seinen Bruder in die Arme schließen! Er holte tief Luft und ging zu Fahrertür, um einzusteigen.

Bobbys Blick glitt über den kleinen Körper, der auf der Liege festgeschnallt war.

Er kämpfte die Tränen nieder. Was hatten sie dem Jungen nur angetan?

„Hat er noch etwas bekommen?“, wollte er wissen und half den Pflegern die Gurte zu lösen.

„Keine Ahnung! Aber der Doc war bei ihm, als wir ihn holen kamen.“

„Alles klar. Danke!“, erwiderte der Ältere und hob den schmächtigen Körper hoch. Er trug ihn in den Van, legte ihn auf die Liege und befestigte sporadisch einen Gurt, bevor er die Türen schloss und Sam ein Zeichen gab loszufahren.

Sein Blick klebte förmlich am Gesicht des Jungen, um auch ja nicht die kleinste Regung zu verpassen. Doch das Kind rührte sich nicht. Bleich und mit geschlossenen Augen lag er da.

Bobbys Herz krampfte sich zusammen. Er wollte ihn anschreien oder schütteln, irgendetwas nur, um eine Reaktion zu bekommen.

„Was haben sie dir nur angetan?“, fragte er tonlos.

Sam ging es hinter dem Lenkrad nicht viel anders, nur dass er sich auch noch auf den Verkehr konzentrieren musste. Die Gedanken in seinem Kopf fuhren Achterbahn. Immer schlimmere Szenarien spielten sich in seinem Kopf ab. Hoffentlich waren sie bald am Impala! Unruhig rutschte er auf seinem Sitz hin und her. Jede Meile die er zurücklegte, schien die Strecke mindestens zu verzehnfachen. Immer wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel, um vielleicht aus Bobbys Miene etwas herauslesen zu können.
 

Endlich sah er Deans schwarze Schönheit am Straßenrand stehen. Er parkte daneben und half dem Freund, Kyles kleinen Körper aus dem Van zu holen und auf die Rückbank des Impalas zu legen. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich ebenfalls nach hinten. Er würde sich keinen Meter mehr von Deans Seele entfernen, egal was passierte.

Bobby hatte schon fast damit gerechnet. Er nahm es kommentarlos hin und beeilte sich den Van wieder zurückzugeben. Solange der Junge noch so stark sediert war, konnten sie eh nur warten. Außerdem wollte er so schnell wie möglich hier verschwinden, wenn das Ritual erfolgreich gewesen war.
 

„Wer ist das?“, fragte Dean neugierig und kam auf sie zu gerannt, kaum dass Bobby die Tür geöffnet und Sam hindurchgelassen hatte.

„Ein Freund.“

„Und warum trägst du den?“

„Weil er schläft.“

„Ist das ein Baby?“, bohrte Dean weiter.

„Nein, nicht ganz“, grinste der jüngere Winchester. Vorsichtig legte er den kleinen Körper auf die Couch und breitete eine Decke darüber aus.

„Warum schläft er?“

„Er ist krank, Dean.“

„Kann ich mit ihm spielen, wenn er wieder gesund ist?“ Die Freude auf einen Spielkameraden stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Lass ihn erstmal wach werden und dann schauen wir, ob ihr beiden euch mögt. Okay?“

„Bestimmt“, erklärte der Blonde mit dem Brustton der Überzeugung.

„Sind Sie mit ihm klargekommen?“, wollte Bobby jetzt von der Psychologin wissen.

„Wir haben Muffins gebacken und sie hat mir ein ganzes Schlumpfdorf gemalt!“, plapperte Dean dazwischen.

Carol lachte hell. „Abgesehen von seiner Größe ist er ein aufgeweckter fünfjähriger Junge.“ Sanft strich sie ihm über den Kopf, was ziemlich komisch aussah, da Dean locker einen Kopf größer war als sie.

„Erkennen Sie irgendetwas von ihrem Bruder in ihm?“, wollte sie dann vollkommen zusammenhanglos von Sam wissen.

„Nein. Seit Pamela den Teil von Deans Seele, der noch in seinem Körper ist, schlafen geschickt hat nicht mehr.“

„Und davor?“, fragte sie interessiert.

„Hin und wieder mal einen Blick. Aber ich bin mir da wirklich nicht mehr sicher.“ Er hielt ihr die Akte hin, die sie mitgebracht hatten. „Können Sie sich das mal anschauen und uns sagen, wie lange er noch schlafen wird?“

Und dann wandte er sich wieder seinem Bruder zu: „Ihr habt Muffins gebacken?“

„Jaha!“

„Sind davon denn noch welche da, oder sind sie schon alle, wie durch Zauberhand, in deinem Bauch verschwunden?“

„Gus hat einen geklaut!“

„Okay. Dann hast du also alle, bis auf einen aufgegessen?“, neckte Sam den Blonden, obwohl ihm eher zum Heulen war, weil sie nicht weiter kamen und schon wieder zum Warten verdammt waren. Doch dafür konnte der Kleine ja nichts.

„Hab garnich alle aufgegessen!“, maulte Dean und zog eine wundervolle Schmollschnute.

„Hat er wirklich nicht“, schaltete sich jetzt auch die Psychologin ein, „Wir haben sie nur vor dem Raubvogel in Sicherheit gebracht. Sie stehen in einem der Schränke.“

„Dann koch ich uns mal Kaffee“, meldete sich Bobby zu Wort. Er hatte sich in der Zwischenzeit schon umgezogen.

„Siehste! Ich hatte Recht!“, verkündete Dean mit stolzgeschwellter Brust.

Sam wuschelte ihm durch die Haare und verschwand in ihrem Zimmer, um sich ebenfalls seines Anzugs zu entledigen.

„Wie sieht es aus Doc?“, fragte er, als er den Raum wieder betrat.

„Er hat jede Menge Psychopharmaka bekommen. Das ist soweit in Ordnung, auch wenn ich die Dosierung recht hoch finde. Was mich allerdings wundert sind die Unmengen an Schmerzmitteln, die hier aufgeführt sind.“

„Und das heißt?“

„Sagen Sie es mir!“

„Wann wird er aufwachen?“, fragte der jüngere Winchester jetzt direkt.

„Wenn das stimmt, was hier eingetragen ist, müsste er eigentlich schon wieder wach sein. Aber jeder Körper reagiert anders auf die Medikation. Lassen wir ihm noch ein oder zwei Stunden Zeit!“, antwortete sie ruhig und kontrolliert Kyles Pupillenreaktion. Viel mehr konnte sie leider auch nicht tun, auch wenn sie es gerne gewollt hätte, sah sie doch wie sehr die Männer unter der Situation zu leiden schienen.

„Und was dann?“

„Warten wir erst einmal bis er wach ist, dann sehen wir weiter.“

Sam schluckte hart. Diese Antwort hatte er befürchtet. Er würde sich weiterhin in Geduld üben, auch wenn er seinen Bruder lieber jetzt als in zwei Stunden zurückhaben wollte. Schweren Herzens half er Bobby beim Tisch decken.



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