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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ein Engel zum Frühstück

145) Ein Engel zum Frühstück
 

Ein stechender Schmerz, der sich von seiner linken Schulter bis zu seinem linken Handgelenk erstreckte, ließ Sam aufstöhnen. Verwirrt blinzelte er. Der Boden unter ihm bebte und die Wand, an der sein Arm noch immer hing, schüttelte sich wie ein Pferd, dass einen Schwarm Mücken loswerden wollte.

Erneut schaute er von seiner Linken zur Rechten. Warum war die frei? Hatte Dean ihn gefunden und befreit? Aber warum dann nicht komplett? Und wo war Dean überhaupt?

Er ließ seinen Blick durch den Kellerraum gleiten. Immer mehr Staub verteilte sich in der Luft und reizte ihn zu Husten. Und dann sah er seinen Bruder.

Dean lag vielleicht zwei Meter neben ihm und er schien bewusstlos.

„Dean!“, rief er nach ihm. „Dean!“

Nichts. Sein Bruder rührte sich nicht.

Hektisch suchte er in seinen Taschen nach etwas, das er zum Knacken des Schlosses verwenden konnte und fand die Büroklammer, die er genau zu diesem Zweck einstecken hatte, seit er damals entführt worden war und Dean von der Polizistin, die ihm bei der Suche geholfen hatte, mit Handschellen ans Auto gefesselt worden war.

Einen Augenblick fummelte er hilflos an dem Schloss herum, dann rutschte der Draht in das Loch und einen Augenblick später sprang die eiserne Handschelle auf.

Er ließ sich auf alle Viere fallen und stöhnte, als sich der Stoß langsam durch seinen Arm bis in die Schulter fortpflanzte.

Eine weitere Erschütterung ließ sich das Haus regelrecht erzittern. Ein Ächzen ging durch die Räume. Lange würde das Haus wohl nicht mehr stehen bleiben.

Schnell richtete er sich auf und stolperte zu Dean. Unsanft rüttelte er ihn wach und zerrte ihn, als der ein kurzes, unwirsches Knurren von sich gegeben hatte, auf die Füße. Aufeinander gestützt taumelten sie nach draußen und die Treppe nach oben. Erst unter den Bäumen hielten sie hustend inne.

„Wie geht’s dir, Sammy?“, wollte der Ältere wissen. Schwer atmend fiel er auf die Knie.

„Soweit okay. Was ist passiert?“

„Die Hexe ist tot“, krächzte der Blonde und schüttelte den Kopf. Er fühlte sich noch immer benommen.

„Und wie geht’s dir?“

„Bin okay!“

„Klar, wie immer! Lass uns hier verschwinden“, sagte der Jüngere und ignorierte Deans Antwort auf seine Frage einfach.

„Jah!“

Sam zog seinen Bruder auf die Füße und wollte mit ihm zum Tor.

„Warte, ich muss noch was erledigen!“, hielt Dean ihn zurück.

„Was?“

Ohne eine Antwort verschwand der Blonde in der Dunkelheit und erschien wenige Minuten später an genau derselben Stelle wieder.

„Musste meine Gefangenen noch befreien“, grinste er.

„Gefangenen?“

„Margos Wachen. Ich hab zwei von ihnen überwältigt und gefesselt zurückgelassen. Ich wollte sie nicht noch länger da liegen lassen.“

„Und wenn sie uns jetzt folgen?“

„Ich glaube, die haben andere Sorgen. Sie wussten ja nichtmal wie sie hierher gekommen sind, geschweige denn warum.“

„Du meinst sie standen unter einem Bann?“

„Das wäre eine Möglichkeit.“

Langsam gingen sie zum Ford und Sam war, kaum dass er die Beifahrertür geschlossen hatte, eingeschlafen. Dean schloss kurz seine Augen. Müde rieb er sich über sein Gesicht und gähnte.

Er startete den Wagen und war enttäuscht, nicht das wohlbekannte, beruhigende Grollen des Impalas zu hören.

Mit einem weiteren Gähnen lenkte er den Wagen auf die Straße.

Hoffentlich waren sie bald im Motel. Sein Schädel dröhnte und er hatte Mühe die Augen offen zu halten.
 

Kurz hinter Moskow lenkte der Blonde den Wagen auf einen Feldweg. Nichts ging mehr und er hatte Angst, dass sie im Graben landeten.

Er machte die Zündung aus und lehnte seinen Kopf gegen die Scheibe. Ihm war schwindelig und immer wieder zogen schwarze Schlieren vor seinen Augen vorbei. Er brauchte unbedingt Ruhe. Sam wollte er auch nicht wecken. Der schien die Ruhe auch nötig zu haben. Er sah noch immer blass aus und so wie er selbst im Schlaf die Stirn in Falten gelegt hatte, hatte er wohl auch noch Schmerzen.

Nein. Sam brauchte seine Ruhe.
 

Sams Kopf lehnte an der Seitenscheibe als er erwachte. Das Glas war angenehm kühl und dämpfte die Schmerzen ein wenig.

In seinem Kopf hackten Zwerge einen Urwald nieder. Jeder mit einer stumpfen Axt. Zumindest hatte er diesen Eindruck. Leise stöhnend fasste er sich an die Stirn.

Warum hockte er hier, mitten auf der Straße im Nirgendwo? Warum hatte Dean sie nicht ins Motel gebracht?

Er drehte sich zu seinem Bruder. Umfasste seine Schulter und versuchte ihn zu wecken.

Müde blinzelte der Blonde und kniff dann die Augen zusammen. Sein Schädel dröhnte immer noch und die Übelkeit hatte sich auch noch nicht gelegt.

„Was´n los?“, fragte er unfreundlich und schaute zu Sam.

„Das wollte ich dich fragen! Wir stehen hier mitten im Nirgendwo. Warum bist du nicht bis zum Motel gefahren?“

„Oh entschuldige bitte, dass du deinen Schönheitsschlaf auf dem Beifahrersitz eines Fords machen musstest!“, knurrte der Blonde, rieb sich noch einmal müde über die Augen und ließ den Wagen an.

„Dean?!“

„Und ja! Gern geschehen, dass ich dir mal wieder den Arsch gerettet habe, nur weil du, zum wievielten Mal eigentlich, abgehaun bist!“

„Dean?“, fragte Sam leise und schluckte trocken. Sein Bruder hatte Recht! Er hätte sich bedanken müssen. Aber seine Kopfschmerzen ließen ihn kaum richtig denken.

Der Blonde drehte die Musik laut. Das ließ seine Kopfschmerzen zwar noch stärker werden, aber es bremste Sams Redefluss effektiv aus. Er hatte keine Lust zum Reden. Weder wollte er sich rechtfertigen, warum er nicht bis zum Motel gefahren war, noch wollte er über das Dämonenblut oder Sams Alleingang reden. Er hatte seinem Bruder den Arsch gerettet und das sollte der bitteschön anerkennen und ihm nicht schon wieder Vorwürfe machen!

Sam seufzte und starrte auf dem Fenster.
 

Vor einem kleinen Diner hielt er wenigen Minuten später wieder an.

„Kommst du mit rein frühstücken, oder soll ich dir was mitbringen?“, fragte er so unpersönlich wie er nur konnte.

„Ich komme mit rein“, beeilte sich Sam zu antworten und stieg ebenfalls aus. Doch wenn er gehofft hatte, dass sie beim Essen reden konnten wurde er enttäuscht.

„Dean, ich ...“ begann er leise, nachdem die Kellnerin ihnen Kaffee gebracht und ihre Bestellungen aufgenommen hatte.

Der Blonde hob nur abwehrend die Hand.

„Ich bin zu müde zum Reden“, fühlte er sich doch noch zu einer Aussage gedrängt, nachdem er Sams traurigen Blick gesehen hatte. Doch mehr wollte er einfach nicht sagen. Seine Lust zum reden hatte sich noch nicht gesteigert und seine Kopfschmerzen ließen ihn kaum denken.

Der Dunkelhaarige nickte traurig. Dean hatte ja recht. Statt sich wenigstens zu entschuldigen, machte er ihm noch Vorwürfe. Als er in dem Hexenkeller zu sich gekommen war, lag Dean neben ihm.

Bewusstlos! Wieso ging er eigentlich davon aus, dass sein großer Bruder sowas einfach so wegsteckte?

Dean war nicht so hart im nehmen, wie er immer tat! So langsam sollte er das doch wohl begriffen haben!

Ach verdammt! Er wollte sich am liebsten selbst eine Kopfnuss geben. Er bildete sich ein, intelligent zu sein. Warum machte er dann eigentlich immer nur unüberlegten Mist?

Sie würden jetzt frühstücken und dann ins Motel fahren und sich ausschlafen. Und wenn er Dean zum Aufwachen ein großes Stück Apfelkuchen spendieren würde, konnte er vielleicht mit ihm reden und sich entschuldigen. Dafür dass er angenommen hatte, sein großer Bruder konnte nicht damit umgehen, dass er Dämonenblut in den Adern hatte, dafür, dass er alleine losgezogen war und Dean ihn wieder einmal retten musste. Und am besten entschuldigte er sich auch gleich noch für das unsanfte Wecken.

„Willst du hier warten, bis dein Frühstück wieder anfängt zu leben?“, riss der Blonde ihn aus seinen Gedanken.

Fragend legte Sam seine Stirn in Falten und schaute auf den Tisch vor sich.

„Oh“, entwich es ihm und er begann zu essen.

Dean zog sein Handy und wählte Bobbys Nummer.

„Hey“, grüßte er nachdem er eine Weile gelauscht hatte und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Er massierte sich mit der freien Hand die Schläfe.

„Wir sind in Pine Bluff. Der Impala hat einiges abbekommen. Kannst du sie und uns holen kommen?“

So wie sie im Moment aussah wollte er wirklich nicht fahren. Die Polizei hätte ihn schneller am Wickel als ihm lieb wäre.

„Okay, Bobby. Danke. Dann bis morgen früh“, wieder musste er gähnen.

„Klar, mach ich. Du auch“, sagte er noch und legte auf.

„Soll dich von Bobby grüßen“, sagte er auf Sams fragenden Blick hin.

„Danke“, nuschelte der und rutschte aus seiner Bank um an der Theke bezahlen zu gehen, während Dean schon zu ihrem derzeitigen Fahrzeug ging.
 

Schweigend fuhren sie zum Motel und während Sam noch duschte kroch der Blonde schon unter seine Decken. Er fühlte sich zwar staubig, aber er war auch viel zu müde, um jetzt noch zu warten, bis Sam mit seinem Körperpflege-Marathon fertig war. Duschen konnte er auch später noch.
 

Das Gefühl beobachtet zu werden riss Dean aus dem Schlaf. Schon wieder!

Er bemühte sich ruhig weiter zu atmen und schob seine Hand millimeterweise unter sein Kissen. Seine Finger schlossen sich um den Griff des Colts und dann warf er sich mit einer einzigen fließenden Bewegung herum und aus dem Bett. Wieder landete er zwischen den Betten sitzend und zielte auf einen Mann in zerknitterten Trenchcoat.

„Macht es dich irgendwie an, uns beim Schlafen zuzusehen?“, knurrte er müde und ließ den Colt sinken.

„Stehst du immer so auf?“, wollte der Engel ohne eine Gefühlsregung wissen.

„Was willst du hier?“, wollte der Winchester rüde wissen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass sie keine drei Stunden geschlafen hatten.

„Wir brauchen euch!“

„Das hast du schonmal gesagt!“, antwortete der Blonde und erhob sich.

Sam setzte sich auf. Verwirrt blinzelte er zu dem Fremden in ihrem Zimmer und blickte dann zu seinem Bruder, der den Colt in der Hand hielt, aber nicht, oder nicht mehr auf den Fremden zielte.

„Dean?“

„Guten Morgen, Dornröschen!“, grinste der Blonde und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu und sich dann wieder auf den Mann im Trenchcoat zu konzentrieren.

„Sehr witzig!“, knurrte der Jüngere.

„Darf ich vorstellen? Castiel, ein Engel!“, überhörte Dean diese bissige Bemerkung.

„Engel?“, wollte Sam skeptisch wissen.

„Der Engel!“, antwortete Dean.

„Der? Engel? Du meinst, der Engel, der uns hierher gebracht hat?“

„Ich habe euch nur geweckt“, mischte sich Castiel etwas ungeduldig in das Gespräch.

„Danke“, sagte Sam beeindruckt und stand auf. Er ging auf den Engel zu und ergriff seine Hand.

„Das ist... also mir … fehlen die Worte... ich... Es ist mir eine große Ehre Sie kennen zu lernen“, stotterte der jüngere Winchester überschwänglich. Ein Engel! Er hatte immer an Gott und damit auch an Engel geglaubt, obwohl sein Bruder sich so vehement gegen diesen Glauben gewehrt hatte. Ein Engel! Sam war vollkommen überwältigt.

Sein Bruder beobachtete den Dunkelhaarigen und seufzte. Irgendetwas sagte ihm, dass er wohl heute keinen Schlaf mehr bekommen würde. Er erhob sich und ging zu seiner Tasche und begann darin zu kramen.

„Sam? Zieh dich an!“, sagte er, als er damit fertig war und seinen kleinen Bruder noch immer vor dem Engel stehen sah.

Der Jüngere schaute an sich herab und wurde verlegen. Er war so gebannt von der Anwesenheit dieses himmlischen Wesens, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass er noch immer nur Shorts und sein Schlaf-T-Shirt an hatte. Schnell ließ er Castiels Hand los und beeilte sich, sich anzuziehen.

Dean machte sich derweil an der Kaffeemaschine zu schaffen. Das hier schien länger zu dauern und er brauchte mindestens Koffein um wach zu bleiben. Eine Nacht lang schlafen würde ihm allerdings noch besser tun. Nebenbei schob er sich noch eine Kopfschmerztablette in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter.

„Warum bist du hier?“, wollte er von dem Engel wissen und reichte seinem Bruder einen Becher Kaffee.

„Wir brauchen euch!“

„Hat deine Platte einen Sprung?“, fragte er genervt. Der Engel schaute ihn nur fragend an.

„Dean!“, zischte Sam vorwurfsvoll. So konnte sein Bruder doch nicht mit einem Vertreter Gottes umgehen!

„Das sagtest du schon! Wozu?“, ignorierte der ältere Winchester seinen Bruder und starrte den Mann im zerknitterten Trenchcoat unverwandt an. Auch wenn der Typ ein Engel war, er brauchte mehr als so ein diffuses 'wir brauchen euch' um sich darauf einlassen zu können. Ob das wieder so ein Ding war, wie dieses 'du musst wissen'?



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