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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ein sinnloses Gespräch

141) Ein sinnloses Gespräch
 

Sam blieb eine Weile vor ihrem Zimmer stehen. Er wollte einfach nicht glauben, dass jemand, nur weil er etwas Böses in sich hatte, auch unbedingt böse werden musste. Das würde ja bedeuten, dass er, egal wie sehr er sich anstrengte, auf die dunkle Seite wechseln würde. 

Immer wieder hatte er mit Dean reden wollen, immer wieder hatte er ihm von dem Dämonenblut in sich erzählen wollen und immer wieder hatte er es verschoben. 

Zuerst hatte Deans Pakt über ihnen geschwebt wie ein Damoklesschwert. Damals hatte er seinen Bruder damit nicht auch noch belasten wollen und dann? Portland, Bangor? Da war Dean noch viel zu angeschlagen von den Verletzungen, die der Höllenhund ihm beigebracht hatte. Danach waren sie in El Paso gefangen gewesen. Da hatte er sich nicht daran erinnern können und dann war alles Schlag auf Schlag gegangen.

Er wusste, dass er mit diesen Ausreden nur sein schlechtes Gewissen gegenüber Dean beruhigen wollte.

Es half nicht viel. Außerdem brachte es nichts, vertanen Gelegenheiten nachzutrauern. Er musste endlich mit seinem Bruder reden! Er musste seine Angst vor Deans Reaktion überwinden und sich dem stellen, was er war, ob er etwas dafür konnte oder nicht! Aber wie würde Dean reagieren?

Würde er ihn wegschicken? Würde er weiterhin mit ihm jagen wollen? Würde er gehen? Sie hatten soviel miteinander durchgemacht, sie hatten einander soviel zu verdanken, er Dean mehr als andersherum. Er wollte nicht plötzlich alleine dastehen.

Doch zuerst wollte er selbst Klarheit darüber, ob jeder Rougarou ein Menschenfresser wurde. Jack Montgomerys Leben war jetzt wichtiger. 
 

Stunden später stieß Sam wieder zu den beiden anderen Jägern. Sie waren noch immer mit den Flammenwerfern beschäftigt.

„Sie werden nicht alle zu Monstern!“, sagte er ohne eine Begrüßung.

„Wie kommst du denn darauf?“, wollte Travis sofort wissen und auch Dean schaute auf.

„Ich habe im Internet etliche Berichte von und über Rougarous gefunden und nicht wenige von ihnen haben den letzten Schritt nie gemacht. Sie haben zwar ihren Hunger aber den konnten sie auch mit viel rohem Fleisch stillen. Ich werde Montgomery nicht töten, bevor er nicht zu einer wirklichen Gefahr geworden ist!“

„Mir ist noch keiner untergekommen, der sich nicht verwandelt hat“, erklärte der Alte aufgebracht, „Oder willst du dein Internet über meine Erfahrungen stellen?“

„Wenn du ihn töten willst, dann ohne mich. Sag es und ich verschwinde hier und kümmere mich wieder um unseren Fall. Da sind wirklich Menschenleben in Gefahr!“

„Sammy?“, fragte der Blonde jetzt irritiert. Er war auch kein Befürworter von Travis’ Jagdmethode, sondern hoffte auf den Colt. Die Leiche konnten sie dann immer noch verbrennen. Doch jetzt wollte er das hier beenden. Noch einen offenen Fall wollte er nicht an den Hacken haben. Aber was wenn Sam wirklich ging? 

„Was schlägst du vor?“, wollte er also wissen.

„Wir sollten mit ihm reden. Wenn er weiß was mit ihm geschieht, dann kann er dagegen ankämpfen. Er muss nicht zwangsläufig zum Mörder werden!“

„Er wird töten! Und die Opfer werden auf deinem Gewissen lasten!“, prophezeite Travis düster.

Dean blickte von einem zum anderen. Dann holte er tief Luft. Was würde er sich vergeben, wenn er mit Sam zu dem Typen fahren und mit ihm reden würde? Wenn seinem kleinen Bruder soviel daran lag, dann sollten sie es machen. Er glaubte zwar auch nicht, dass der Mann zu bekehren sei, das waren die wenigsten, aber ein Versuch war es wert. 

Vielleicht bekam er dabei ja auch gleich noch heraus, was mit Sam los war.

Er nickte: „Okay, Sam. Wir fahren morgen zu ihm und reden mit ihm. Vielleicht hast du ja Recht.“

Sam lächelte seinen Bruder dankbar an.

„Ich besorge uns was zu Essen“, sagte der Jüngere und war froh das Zimmer wieder verlassen zu können. Lange würde er dem forschenden Blick seines Bruders nicht mehr standhalten können.

„Was hat dein Bruder?“, wollte Travis auch sofort wissen, kaum dass sich die Tür wieder geschlossen hatte.

„Ich weiß es nicht, aber glaube mir, ich werde es herausfinden. Und da Jack sich noch nicht weiter verwandelt hat, denke ich, können wir uns einen Tag Verzögerung leisten.“ 

Der Alte schüttelte nur den Kopf, er wollte keine weitere Verzögerung hinnehmen, doch sein Gipsarm behinderte ihn ziemlich stark, sodass er nur ungern alleine losziehen wollte. 

Dean wandte sich wieder dem Flammenwerfer zu, um den endlich fertig zu stellen. Er nahm sich fest vor, den auf keinen Fall benutzen zu wollen. Immerhin hatten sie ein besseres Mittel Jack aufzuhalten, wenn es sein musste. Egal ob Travis an seine Wirkung glaubte oder nicht.
 

Dean parkte dem Toyota auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu Montgomerys Haus. Er warf einen Blick auf Sam, doch sein kleiner Bruder, der die ganze Fahrt hierher, stur aus dem Seitenfenster gestarrt hatte, hatte schon die Tür geöffnet und stieg aus. 

Er hob eine Augenbraue und beeilte sich dann, ihm zu folgen. So langsam wurde das Schweigen zwischen ihnen bedrohlich und Dean nahm sich vor, sobald sie mit Jack gesprochen hatten, mit seinem Bruder zu reden. 

Bei dem Gedanken zuckte er innerlich zusammen. Er wollte freiwillig reden, aber so konnte es zwischen ihnen nicht weitergehen! 

Mit etwas Abstand folgte er Sam.

„Jack Montgomery?“, fragte der den Mann der gerade in die Garage gehen wollte. 

Jack blieb stehen und drehte sich zu den Brüdern um.

„Mein Name ist Sam und das ist mein Bruder Dean“, stellte der Jüngere sie vor.

„Was wollen Sie?“

„Wir wollen mit Ihnen reden. Aber besser nicht hier in aller Öffentlichkeit!“, begann der Blonde.

Montgomery zuckte mit den Schultern, bat sie in die Garage und blickte ihnen weiter fragend entgegen.

„Wir wissen von den Veränderungen, die Sie gerade durchmachen“, begann Dean.

„Veränderungen?“, fragte Montgomery skeptisch. Woher sollten diese beiden etwas von dem wissen, was ihm in den letzten Tagen widerfahren war.

„Ihre Knochen haben sich verschoben und sie haben einen enormen Hunger entwickelt, einen regelrechten Heißhunger auf rohes Fleisch.“

„Woher?“, wollte Jack wissen. Verhaltene Hoffnung glomm in seinen Augen. Vielleicht konnten diese beiden ihm ja erklären, was mit ihm geschah.

„Sie sind, Sie werden zu einem Rougarou“, sagte Sam.

„Ein was?“

„Klingt lustig, ist es aber absolut nicht!“, erklärte der Blonde.

„Ihr Vater hat Ihnen das vererbt“, bestätigte Sam, ohne auf die Frage des Mannes einzugehen. Er wollte ihm nicht erzählen, was er über Rougarous, deren Aussehen und Verhalten, herausgefunden hatte. Nicht solange er es vermeiden konnte.

„Mein Vater?“

„Ihr richtiger Vater, ja. Es liegt in Ihren Genen. Aber Sie können dagegen ankämpfen. Es wird nicht leicht sein, doch Sie können es schaffen. Solange Sie bei totem, rohem Fleisch bleiben wird es nie zur vollständigen Metamorphose kommen“, beschwor ihn der jüngere Winchester, „und sie werden nie zu einer Gefahr für andere.“

„Und wenn nicht?“

„Wenn Sie Ihrem Trieb nachgehen und sich an Menschen vergreifen, dann müssen wir uns um Sie kümmern“, erklärte der ältere Bruder kalt.

„Um meinen Vater, hat sich auch jemand um ihn „gekümmert“?“

„Ja!“

Montgomery schwieg eine Weile. Er musste die Aussagen der Männer und ihre Bedeutung zuerst einmal verarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Und was sich dabei herauskristallisierte war alles andere als beruhigend. Außerdem stieg Wut in ihm auf. Jemand hatte ihm seine richtigen Eltern genommen und so die Chance auf eine unbeschwerte Kindheit!

„Sie wollen mir erklären, dass ich zum Menschenfresser werde“, fragte er hysterisch. „Und dass sie mich dann … was? Jagen? Töten?“ Er wurde immer lauter und seine Stimme überschlug sich fast.

„Leider! Aber es muss nicht sein, Jack, bitte, Sie…“, versuchte Sam zu beruhigen.

„Verschwinden sie von meinem Grundstück, bevor ich die Polizei rufe!“

„Bitte, Sir! Ihre Frau, Ihre Freunde, alle Menschen in Ihrer Umgebung sind gefährdet“, versuchte Dean dem Mann die Gefahr zu verdeutlichen.

„Raus!“

Die Brüder warfen sich einen Blick zu und verließen dann die Garage.

„Das ist ja hervorragend gelaufen!“, stellte der Blonde zynisch fest.

Der Jüngere ließ den Kopf hängen und sagte nichts, egal, was sein Bruder ihn auch fragte.
 

Am Abend hielt Dean das Schweigen nicht mehr aus. Wenn sie nicht noch einen Fall zu lösen hätten, dann wäre er in die nächste Bar gefahren und hätte sich ordentlich betrunken. Doch so hockte er auf seinem Bett und zappte unmotiviert durch die einzelnen Kanäle. Sam hatte während der Rückfahrt geschwiegen und sich, kaum dass sie wieder in ihrem Zimmer waren, hinter seinem Laptop versteckt.

Der Blonde warf die Fernbedienung weg und stand auf.

„Ich hole uns was zu essen.“

Sam reagierte nicht.
 

Keine fünf Minuten später kam Dean zur Tür hereingestürzt.

„Travis ist weg!“

„Wie weg?“, wollte Sam irritiert wissen und schaute zu seinem Bruder.

„Er ist nicht in seinem Zimmer und sein Auto ist auch nicht da!“, erklärte der Blonde genervt.

„Er will Montgomery jetzt aber nicht im Alleingang vernichten?“, fragte Sam das Offensichtliche.

„Woher soll ich das wissen, Sam? Mit mir redet hier ja keiner!“, erwiderte der Blonde aufgebracht. Es reichte ihm so langsam. Sam schwieg ihn an und Travis war auch alles andere als begeistert gewesen, als er ihm von ihrem Gespräch berichtet hatte. „Aber verdenken könnte ich es ihm nicht!“

„Du stehst auf seiner Seite? Du bist also auch der Meinung, dass man alles vernichten müsste, was Etwas, vielleicht Böses, in sich hat?“, fragte der Jüngere wütend.

„Ich weiß zwar nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat oder warum du dich jetzt so für Montgomery einsetzt, aber wir sollten erstmal Travis suchen. Und dann will ich endlich von dir wissen, warum du so komisch bist!“

„Ich bin nicht komisch!“

„Und wie komisch du bist, Sam!  Ich mag ja vielleicht ein emotionaler Krüppel sein, aber ich merke, dass mit dir was nicht stimmt, also rede dich nicht raus!“ Der Blonde drehte sich um und ging zu ihrem Wagen.

Sam klappte seinen Rechner zu und beeilte sich seinem Bruder zu folgen.

Verstohlen musterte er den Blonden, kaum dass er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.

Gegen wie viele von Deans Falscheinschätzungen würde er wohl noch kämpfen müssen? Wie viele  davon hatte er? Den geistigen Tiefflieger, den Dean immer noch gerne gab, hatte er ja schon mal offiziell widerlegen können und den emotionellen Krüppel? Man musste Dean doch nur mal beobachten, wenn es um Kinder ging, oder als er ihm die Fotos von Mom geschenkt hatte. Nein, sein Bruder hatte genauso viele Gefühle wie er selbst, er schaffte es nur besser diese zu verbergen. Wahrscheinlich war es so leichter für ihn, ihr Leben zu leben.

„Na toll!“, schimpfte der Blonde leise und parkte den Toyota hinter Travis’ Wagen.

„Hoffentlich hat er nichts Falsches gemacht“, flehte Sam und griff nach dem Flammenwerfer, der im Fußraum vor ihm lag. Dean schob sich den Colt in den Bund und gemeinsam gingen zu über den Rasen zum Haus.

Sie wollten gerade klingeln, als die Tür aufgerissen wurde. Mrs. Montgomery stolperte aus dem Haus in Sams Arme. Er versuchte sie zu halten, doch sie machte sich los und rannte hysterisch weinend und schreiend davon.

Die Brüder warfen sich einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß, und betraten das Haus. Der kupferartige Geruch nach Blut schlug ihnen entgegen. 

Sichernd schauten sie sich um. Im Eingangsbereich sahen sie eine riesige Blutspur, die hinter eine Couch führte. 

Langsam näherten sie sich dieser Couch aus verschiedenen Richtungen. 

Plötzlich schoss etwas aus der Küche gegen Sam. 

Der Jüngere wurde gegen die Couch gestoßen und blieb benommen liegen. 

Dean versuchte den Colt zu ziehen. Doch bevor er ihn in der Hand hatte war diese Etwas vor ihm und versetzte ihm einen so heftigen Schlag gegen seinen Brustkorb, dass er gegen den Treppenaufgang krachte und bewusstlos zu Boden ging.

Montgomery nahm das Seil, das neben einem Stuhl lag, packte Sam und fesselte seine Hände. Dann drehte er ihn zu sich um.

Der jüngere Winchester blinzelte den Mann an. Er sah furchtbar aus und doch schien die Veränderung noch im Gange zu sein.

„Was haben Sie getan?“, fragte der Winchester fassungslos.

Jack schaute Sam verwundert an. 

„Was ich gemacht habe? Sie haben doch Ihren Freund auf mich gehetzt!“, polterte er dann unvermittelt los.

„Wir haben ihn nicht…“

„Er wollte meine Frau töten!“, unterbrach der Rougarou. Er wandte sich von Sam ab und blickte zu Dean. Witternd hob er den Kopf.

„Aber warum?“, lenkte Sam dessen Aufmerksamkeit schnell wieder auf sich.

„Das…“, begann Jack und fixierte den schmalen Streifen Blut, der von Sams Lippe über sein Kinn lief.

Mit einem Knurren riss er sich davon los. „Das hat er nicht gesagt!“ Er hob die Hand und streckte seine Finger langsam aus. 

Angewidert drehte Sam seinen Kopf. 

Montgomerys Hand schoss nach vorn, umschloss Sams Kinn und zwang ihn, ihn wieder ihn anzusehen.

„Jack, bitte! Sie müssen nicht töten!“, versuchte der Winchester, leicht nuschelnd, ihr Gespräch in Gang zu halten.

Der Angesprochene schnaubte nur verächtlich.

„Sie können immer noch damit aufhören! Bitte, es muss nicht so enden!“

„Dafür ist es jetzt zu spät. Hast du mich schon mal genauer angeschaut?“

„Hey Jack!“, ertönte plötzlich Deans Stimme und Montgomerys Kopf ruckte in dessen Richtung.

„Lass meinen Bruder in Ruhe!“

„Ihr habt euren Freund hierher geschickt. Er wollte meine Frau töten!“

„Und deshalb hast du ihn im wahrsten Sinne des Wortes gefressen?“

„Er hat meine Frau bedroht!“

„Und deshalb bedrohst du jetzt meinen Bruder?“

„Ihr habt ihn zu mir geschickt!“, wiederholte sich der Mann wütend und verstärkte seinen Griff an Sams Kinn so sehr, dass er ein leises Stöhnen von sich gab.

„Wir haben ihn nicht geschickt!“, erklärte der Blonde mit Nachdruck. „Und  jetzt lass meinen Bruder los!“

„Was, wenn nicht?“



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