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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Zu Hause

126) Zu Hause
 

Die Sonne hatte ihren Zenit schon überschritten. Sam hielt sein Fahrzeug am Ufer des Sees, zumindest glaubte er, dass er am Ufer parkte, an und machte sich an einer Kaffeekanne zu schaffen.

Kurz schaute er zu seinem Bruder, der schon wieder einen Taleinschnitt erkundete.

Sein Telefon klingelte. Umständlich fummelte er es aus seiner Tasche. Gerade als er den Anruf entgegennehmen wollte, hörte es auf zu klingeln. Er grinste und rief zurück.

„Hallo Bobby!“, grüßte er, kaum dass sich der Jäger gemeldet hatte.

„Was ist mit Dean?“, wollte der besorgt wissen.

„Er tobt sich gerade mit ´nem Schneemobil aus.“

„Er macht was?“

„Er jagt mit einem Motorschlitten kreuz und quer über den Lake McDonald und durch dessen angrenzende Täler.“

„Ihm geht’s also wieder gut.“

„Ja, wenn er mich und alle anderen hier nicht belügt, dann geht es ihm gut.“

„Habt ihr schon einen neuen Fall?“

„Nein, ich hab noch nicht weiter gesucht. Ich wollte erst sicher sein, dass Dean wieder okay ist. Dann werd ich nach einem neuen Job suchen.“

„Wie lange wollt ihr noch bleiben?“

„Ich denke, dass wir bald fahren werden. Viel ist hier wirklich nicht los und wenn die Leute Dean nochmal für die Rettung ihrer Kinder danken, rennt er schreiend davon.“

„So was müsste er viel öfter zu hören bekommen, damit er endlich mal einsieht, was er wirklich leistet!“

„Dein Wort in Gottes Ohr“, seufzte der Jüngere, „aber daran werden wir wohl noch in hundert Jahren arbeiten.“

„Dann wünsche ich euch noch viel Spaß und grüße Dean!“

„Mach ich, bis bald.“

Es dauerte nicht lange, bis der Blonde sein Gefährt neben das seines Bruders stellte. Auch für Kaffee schien er ein Näschen zu haben.

„Ich soll dich von Bobby grüßen, er hat versucht dich zu erreichen“, sagte Sam und reichte ihm einen dampfenden Becher, den der dankbar nickend entgegen nahm. Versonnen pustete er in das schwarze Gebäu.

„Soll ich ihn anrufen?“, wollte er wissen.

„Nein. Ich hab ihm gesagt, dass du grade nicht rangehen konntest.“

Der Blonde nickte und ließ seinen Blick über das glitzernde Weiß des Sees schweifen.
 

Auf dem Weg zurück veranstalteten die Brüder ein Schneemobilrennen, welches Dean ganz klar gewann. Der Jüngere war dann doch nicht so der rücksichtslose Draufgänger.
 

„Wie geht’s jetzt weiter?“, wollte der Dean am Abend wissen, als sie in ihren Betten lagen.

„Keine Ahnung, ich hab noch nicht nach einem neuen Fall gesucht.“

„Wir könnten wieder zu Bobby fahren. Da sind wir ziemlich zentral, oder willst du noch ein paar Tage bleiben und hier suchen?“

„Nein, ich würde lieber fahren. So langsam geht mir dieses ewige Weiß auch auf die Nerven“, antwortete Sam leise.

„Wer wollte denn hierher?“

„Außer dass wir beide fast gestorben wären, war es schon richtig diesen Fall zu übernehmen.“

„Ja, die Kinder sind wieder sicher und der Wolf in seiner Höhle!“

„Dann lass uns morgen hier verschwinden.“

„Okay“, gähnte Sam und löschte das Licht auf seinem kleinen Nachttisch.

„Nacht, Sammy!“
 

Am nächsten Tag fuhren sie nach dem Mittagessen, und nachdem sie unzählige Hände geschüttelt und sie noch einmal etliche Danksagungen angehört hatten, los und trudelten zwei Tage später auf Bobbys Schrottplatz ein.

Kaum hatte er den Impala gehört, war der alte Jäger auch schon an der Tür. Er zwang sich noch zweimal ruhig durchzuatmen bevor er sie öffnete.

Sam war mit seinen langen Beinen wie üblich als erster an der Tür.

„Hallo Jungs. Wie geht’s euch? Schön euch zu sehen!“, begrüßte sie der Hausherr und schüttelte ihm die Hand. Um nichts in der Welt würde er verraten, dass er schon seit einer Stunde zwischen Küche und Tür hin und her gependelt war um seine Jungs nicht zu verpassen.

„Hallo Bobby“, antworteten beide unisono und Dean ließ sich in eine feste Umarmung ziehen.

„Für die nächsten Jahre muss ich keinen Schnee mehr haben“, grummelte der Blonde und löste sich von dem Mann, in dem er inzwischen soviel mehr sah, als nur einen Freund.

„Dann kommt rein. Wollt ihr ein Bier? Habt ihr Hunger?“

„Also ich hätte lieber einen Kaffee“, sagte Sam, „und Essen? Der Vielfraß hat bestimmt Hunger.“

Wie zur Bestätigung knurrte Deans Magen. Seine Schmollschnute verpuffte im Lachen der Männer.

„Macht es euch gemütlich oder packt aus. Wie lange wollt ihr bleiben?“

„Wir dachten, wir könnten dir ein paar Tage auf die Nerven fallen. Dann kann sich Dean noch erholen und ich nach einem neuen Fall suchen. Es sei denn, du willst weiter renovieren“, antwortete Sam.

„Gott bewahre. Für die nächste Zeit hab ich genug davon. Auch wenn es mich schon reizt weiter zu machen. Im Gegensatz zu oben sieht es jetzt hier unten richtig schäbig aus. So, genug gejammert.

Ruht euch aus. Spätestens in einer Stunde gibt es Essen.“

Die Brüder nickten und stapften die Treppe hinauf.

Dean ließ sich auf die Couch in seinem Zimmer fallen. Tief atmete er den Geruch nach Tapetenleim und frischer Farbe ein, der noch immer in der Luft hing. Langsam wanderten seine Augen durch den Raum.

Der Schreibtisch war leer, genauso wie das kleine Regal an der Wand darüber.

Die hellen Möbel passten eigentlich gar nicht zu ihm, fand er, aber hier drin sahen sie gut aus.

Außerdem hätten dunkle Möbel das Zimmer erdrückt.
 

Auf seinem Bett lag der Quilt und an der Wand neben der Tür hingen sein Hut, die Chaps und der Staubmantel.

Am liebsten würde er sich jetzt ins Bett fallen lassen. Aber sein Magen grummelte noch immer und Bobby stand in der Küche.

Langsam erhob er sich und begann seine Tasche auszuräumen. Das meiste musste eh gewaschen werden.

Aus der Mitte seiner Kleidung holte er den Traumfänger, den Yuri ihm in die Hand gedrückt hatte. Das Teil hatte sie über seinem Bett in der Hütte aufgehangen gehabt, um ihn vor bösen Träumen zu bewahren, wie sie sagte.

Er konnte sich nicht daran erinnern, was oder ob er da überhaupt geträumt hatte, also hatte der Traumfänger ja vielleicht geholfen. Er befestigte ihn vor dem Fenster und hängte das Amulett über seinem Bett an die Wand.

Wieder schaute er sich um. Noch ein paar Auto- und Waffenzeitschriften und es wäre wirklich sein Zimmer.

Amüsiert schüttelte er den Kopf. So langsam wurde er wohl doch sentimental.
 

„Hast du einen Wagen für mich?“, wollte Sam am nächsten Morgen von Bobby wissen.

„Warum nimmst du nicht den Impala?“

„Dean schläft noch“, antwortete er und lächelte, als er das Bild seines, tief in den Decken vergrabenen, Bruders wieder vor Augen hatte. An sich war das ja nichts neues, schließlich wühlte sich Dean öfter mal so tief ein, dass er kaum noch zu sehen war, aber dass er dabei den Quilt regelrecht in den Armen hielt, war neu.

Sein Bruder fühlte sich hier wirklich sicher.

Er hatte, als ihm das bewusst geworden war, noch einmal zurück gehen und sich das Bild tief einprägen müssen. Am liebsten hätte er ein Foto gemacht, aber sein Handy steckte in seiner Jacke und er wollte nicht erst nach unten gehen und es holen.

Komisch, sonst hatte er das Teil immer in seiner Hosentasche, aber hier? Hier war alles anders.

„Ich will ihn nicht wecken.“

Bobby nickte nur und musterte Sam. „Warum bist du eigentlich schon wach?“

„Ich will nach Sioux Falls fahren. Hab da so eine Idee, was ich Dean zum Geburtstag schenken kann.“

„Dann nimm meinen Wagen. Ich brauche ihn heute nicht.“
 

Gegen Mittag kam Dean gähnend in die Küche getappt.

„Morgen Sonnenschein“, wurde er von einem grinsenden Bobby empfangen.

„Morgen“, nuschelte er und tappte mit fast geschlossenen Augen Richtung Kaffeemaschine.

Seine Hand griff nach der Kanne und prallte mit den Knöcheln unsanft gegen ein eckiges Gehäuse.

Erschrocken riss er die Augen auf und musterte das klobige Teil, das jetzt auf dem Platz der alten Kaffeemaschine stand.

„Sag mal, bist du auch endlich im 20. Jahrhundert angekommen?“, wollte er dann wissen und holte sich eine Tasse aus dem Schrank.

„Das fragt der Mann, der noch immer Kassetten in seinem Wagen abspielt.“

„Touché“, brummelte der Winchester. Er musterte die Maschine ausgiebig, drückte dann ein paar Knöpfe und beobachtete skeptisch, was da in seine Tasse lief.

Vorsichtig nahm er einen kleinen Schluck und seine Mine erhellte sich. Das Gebräu war nach seinem Geschmack.

„Wie kommts?“, wollte er mit einem Blick auf die neue Maschine wissen.

„Die alte war kaputt.“

„Eine normale hätte es doch auch getan.“

„Klar, aber wir haben immer nur mit altem zu tun.“

Dean nickte und machte sich noch einen Kaffee.

„Wo ist Sam?“

„Er wollte was besorgen.“

„Der Impala ist hier.“

„Er wollte dich schlafen lassen und du scheinst noch immer nicht ausgeschlafen zu sein!“, quittierte er Deans erneutes Gähnen.

„Dabei hab ich über ´ne Woche durchgeschlafen.“

„Wie geht’s dir?“

„Hab Hunger.“

„Das dachte ich mir. Sandwiches sind im Kühlschrank. Aber das meinte ich nicht.“

„Ich fühl mich irgendwie zerschlagen.“

„Keine Kälte?“

„Keine Kälte.“

Bobby nickte. Er wusste, dass Dean es weder ihm noch Sam sagen würde, bevor es nicht zu spät wäre, aber er würde genauso reagieren, also konnte er ihm keinen Vorwurf machen.

„Du könntest mir bei einem Wagen helfen. Ich wollte in der Richtung wieder etwas mehr machen. Immer nur Monster, da muss ich ja trübsinnig werden.“

„Brauchst du Geld, ich meine wir…“

„Nein, Dean. Ich brauche kein Geld. Aber das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem etwas verdienen will. Außerdem ist es schön hin und wieder ein Auto ganz vom Hof fahren zu sehen.“

Der Blonde nickte.
 

Am nächsten Morgen saßen Sam und Bobby wieder allein am Frühstückstisch und der Winchester berichtete, dass er alles hatte erledigen können.

„Kriegen wir Dean für eine Weile aus dem Haus?“, fragte er, kaum dass er mit seinen Ausführungen fertig war.

Der Ältere grinste breit: „Das sollte kein Problem sein.“

Und so wurde Dean, nachdem er zum Mittag gefrühstückt hatte, auf den Schrottplatz geschickt um aus einigen Wracks Teile auszubauen, die Bobby für die Reparaturen der nächsten Tage brauchte.

Der Blonde schaute zwar etwas irritiert, als er sich erhob, doch er sagte kein Wort und ging nach draußen.
 

Unwirsch knurrte Dean, als ihm der Schraubenschlüssel erneut aus den kalten Fingern glitt.

Die Sonne sank, das Licht wurde immer schwächer und er wollte dieses letzte Teil noch abbauen.

Plötzlich stellten sich seine Nackenhaare auf. Jemand, etwas stand hinter ihm!

Mit erzwungener Ruhe richtete er sich auf und drehte sich um.

Kurz biss er die Zähne zusammen, um sein Erschrecken nicht zu zeigen. Wieder hatte er das furchtbare Aussehen eines Dämons verdrängt, dabei war es nun wirklich nicht so lange her, dass er gleich mehrere von ihnen gesehen hatte, und konzentrierte sich auf das Äußere.

„Hallo Ruby“, grüßte er.

„Dean!“, schön dich zu sehen.“

„Du freust dich mich zu sehen?“, wollte der Blonde skeptisch wissen.

„Ja, sonst wäre ich nicht hier! Ich hab von deinem letzten Abenteuer gehört. Ist dein Leben so wenig wert?“, fragte sie kalt. „Wenn ich das schon voriges Jahr gewusst hatte, dann hätte ich mir nicht die Mühe machen müssen, dich vor dem Tod zu bewahren! Selbst Dämonen hängen mehr an ihrem Leben als du!“, stichelte sie weiter.

Kurz sah sie seine Gefühle aufflackern und hob abwehrend die Hand. Sie wollte darauf wirklich keine Antwort, denn die wusste sie schon lange. Als ein Teil von ihr in ihm war hatte sie ihn, mehr als ihr lieb war, lesen können. Sie kannte seine Schuldgefühle, wusste wie wenig er sein Leben achtete und wie sehr er Sam liebte. Aber sie wusste auch, dass er trotz Allem, tief in seinem Inneren, an seinem Leben hing, auch wenn er das wohl selbst nicht für möglich hielt.

Nein, er musste wirklich nicht antworten.

„Du solltest so langsam wieder in die Wärme. Hier ist es wirklich ungemütlich“, stellte sie stattdessen ruhig fest.

Dean musterte sie kalt. Dann drehte er sich um, hob seinen Schraubenschlüssel auf und machte sich endlich daran, das letzte Teil abzubauen, bevor es endgültig dunkel war.

Ruby wanderte gelangweilt über den Schrottplatz.

Ein lautes Scheppern ertönte und sie ging zurück zu dem Ford, an dem er gearbeitet hatte.



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