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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Alles Gute zum Geburtstag, Sam

Sammy stand vor ihm. Breite Tränenspuren liefen über seine Wangen. Er schniefte herzzerreißend.

„Was ist los, Sammy?“

„Du hast vergessen, dass heute Weihnachten ist!“

„Aber wieso...?“, fragte der Ältere verwirrt. Wieso war Sam so klein, höchstens zehn? Und wieso war heute Weihnachten?

„Du warst einfach weg und dann hat Dad kein Geld dagelassen und du hattest versprochen, dass du mir was Schönes schenkst und dass wir einen Weihnachtsbraten haben werden und einen Tannenbaum!“, schniefte der Kleine.

Dean kratzte sich am Kopf. Hatte er das wirklich versprochen? Ihm musste schnell etwas einfallen!

„Bis heute Abend haben wir einen Weihnachtsbraten und Geschenke, Sammy. Ich wollte sie nicht hier verstecken.“ Er zog Sammy an sich und wischte ihm die Tränenspuren weg. „Du guckst Cartoons und ich hole sie schnell, okay?“

Sam zog noch einmal die Nase hoch und wischte sie dann an seinem Ärmel ab. Dann blickte er Dean vertrauensvoll in die Augen und nickte.
 

„Verdammt!“, fluchte er als er wieder im Impala saß. „Verdammt, verdammt, verdammt!“

Mit durchdrehenden Reifen jagte er den Wagen auf die Straße. Er wusste, wo er Geld besorgen konnte. Noch war es nicht zu spät Sammys Weihnachten zu retten.
 

Vier Stunden später flog die Hintertür der Bar auf und Dean wurde, ausgeplündert bis auf die Unterhose, auf die Straße geworfen.

„Lass dich hier ja nie wieder blicken!“, brüllte ihm einer der Männer hinterher.

Der Blonde rollte sich zusammen. Der Regen prasselte auf seinen nackten Körper. Seine Hände und Knie schmerzten weil er versucht hatte seinen Sturz abzufangen. Er wollte nur noch im nächsten Mauseloch verschwinden und nie wieder auftauchen müssen. Aber Sammy wartete.

Wie er dem jetzt überhaupt ein Weihnachtsfest bereiten sollte, wusste er nicht. Zu Fuß machte er sich auf den Weg, einen letzten traurigen Blick auf seinen Impala werfend. Auch den hatte er verspielt.
 

Plötzlich saß er in einem Zimmer. Noch immer nackt bis auf die Unterhose.

Sammy stand vor ihm, Dean senkte den Blick. Zu groß war sein schlechtes Gewissen.

„Hier, dein Weihnachtsgeschenk. Pack es aus!“, sagte der Kleine mit einem boshaften Unterton in seiner Stimme.

„Sammy?“, fragte Dean verwirrt.

„Pack aus!“

Zögernd nahm er das Geschenk und packte es aus. Ein glitzernder Zauberstab.

„Sammy?“

„Auspacken!“, fauchte der Jüngere und hielt ihm wieder ein Geschenk hin und der Blonde packte es aus.

Eine Barbie.

Immer mehr Geschenke tauchten in seinem Schoß auf und immer wieder waren es Barbies und Zauberstäbe, Einhörner und Puppenkleider. Die Berge aus Kartons, Geschenkpapier und Mädchenspielzeug wurden immer größer. Dean konnte nicht vom Stuhl aufstehen, seine Hände schmerzten und er fror. Doch Sam hatte kein Erbarmen. Der stand vor ihm, futterte Schokolade und lutschte Zuckerstangen und zwang ihn immer wieder Geschenke zu öffnen.

„Du bleibst sitzen, bis du deine Geschenke ausgepackt hast!“, brüllte der Kleine und hatte plötzlich ganz schwarze Augen.

„Sammy!“, bettelte Dean immer wieder. „Es tut mir leid Sammy!“

„Pack aus, DEAN!“, brüllte der Kleine immer wieder.
 

Schwer atmend und durchgeschwitzt wachte Dean auf.

Er lag auf seinem Strohlager in der Scheune. Mit einem Stöhnen setzte er sich auf.

Müde rieb er sich über die Augen. Er wusste, dass er keinen Schlaf mehr finden würde. Draußen zeigte der erste schmale Steifen Licht das Erwachen des neuen Tages. Es würde ein harter Tag werden und er musste sich ablenken.
 

Zuerst säuberte er den Steinofen. Margaret hatte gestern gesagt, dass sie heute backen wollte. Dann ging er zum Brunnen und wusch sich das letzte Bisschen Schlaf aus dem Gesicht. Danach holte er die Eier, die sie für ihr Frühstück brauchten und ging mit einem Korb voll Holz für den Ofen ins Haus.

„Guten Morgen“, grüßte er ruhig.

Margaret schaute ihm entgegen und nickte: „Guten Morgen. Wie geht es dir? Du siehst blass aus.“ Auch sie war inzwischen zum „du“ übergegangen.

„Mir geht es gut, Ma‘am. Danke“, erklärte er so beiläufig wie möglich.

„Dann hole mir bitte Kartoffeln und hilf Sarah das Vieh zu füttern.“

Dean nickte und verschwand wieder.
 

Er nahm sich an diesem Tag kaum Zeit zum Essen. Sobald er eine Arbeit beendet hatte, suchte er sich schon die nächste. Bis Jacob sich nicht mehr vertrösten ließ und zum Aufbruch drängte.

Der Blonde wusch sich bedauernd Schmutz und Schweiß vom Körper und ging dann zu dem Harrison, der schon mit den gesattelten Pferden und einem Packpferd auf ihn wartete.

Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit, als er Impala ansah und sich dann in dessen Sattel schwang. Und vielleicht war es doch keine so schlechte Idee heute Abend nicht hier in der Scheune schlafen zu müssen. Er wusste zwar nicht, was Jacob vorhatte, aber er hatte das Gefühl, dass er auch diese Nacht, wenn er sie in der Scheune verbringen musste, nicht würde schlafen können. Wenn er nur wüsste, wo Sam war und ob es ihm gut ging.

„Einen Dollar für deine Gedanken!“, sagte Jacob.

Dean schüttelte den Kopf. Dann antwortete er: „Ich frage mich, was Sam jetzt macht.“

„Warum?“

„Sammy hat heute Geburtstag!“ Nie wäre ihm eingefallen „hätte“ zu sagen, denn das würde die Möglichkeit offen lassen, dass Sam tot sein könnte. Und das war er nicht! ‚Nein, er ist nur noch nicht geboren. Ganze 128 Jahre lang nicht!‘

Langsam waren sie vom Hof geritten, jetzt lag die weite Ebene vor ihnen.

Ruhig trabte Jacob an.

Dean stieß dem Hengst, wie er es von der Stute gewohnt war, die Hacken in die Flanken. Das Tier stieg leicht in die Höhe und machte, bevor Dean Luft holen konnte, einen Satz vorwärts. Dann schoss er in gestrecktem Galopp hinter Jacob her. Rasend schnell hatten sie die beiden überholt.

„Verdammte Scheiße!“, knirschte der Winchester und versuchte sich einfach nur noch irgendwo festzuhalten. Seine Hand krampfte sich um den Sattelknauf.

Jacob schrie irgendetwas hinter ihnen her und trieb seinen Hengst jetzt ebenfalls zu Höchstleistungen an.

Doch Impala hatte seinen eigenen Kopf und wollte sich auf keinen Fall fangen lassen.

Plötzlich stemmte er die Vorderbeine in den Boden und nahm den Kopf etwas weiter nach unten.

Die Hufe gruben sie regelrecht in den Boden. Sein Rücken wölbte sich und Dean hatte keine Chance. Er wurde aus dem Sattel katapultiert, überschlug sich in der Luft und fand sich vor dem Hengst sitzend wieder, die Zügel noch fest in seiner Hand.

Impala schüttelte den Kopf, schaute seinen Reiter an und schien schadenfroh zu grinsen.

Wütend starrte der Winchester zurück und versuchte sich zu überlegen, wie er das dem Hengst heimzahlen könnte. Das hatte der doch mit Absicht gemacht!

Er kam nicht sehr weit mit seinen Gedanken.

Der Schreck ließ nach und ganz langsam meldete sich Deans Körper mit Schmerzen wieder.

Sein Hintern tat fürchterlich weh und er hatte sich den Steiß geprellt. Was aber viel schlimmer war und ihm noch immer die Luft nahm: Sein bestes Stück hatte schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Sattelknauf gemacht.

Dean wusste nicht ob er je wieder aufstehen oder überhaupt atmen können würde, geschweige denn mit einer Frau ins Bett gehen.
 

Himmel, tat das weh! Da wollte er sich doch lieber von einem Geist oder Dämon verprügeln lassen, als das noch einmal spüren zu müssen.

Schemenhaft erkannte er, dass Jacob neben ihm stand und ihm die Hand hinhielt. Irgendetwas sagte der, doch das Blut rauschte noch immer viel zu laut durch seine Ohren.

Dean schüttelte den Kopf. Er war noch nicht soweit wieder aufstehen zu wollen.

Endlich klärte sich sein Blickfeld und das Rauschen klang ab.

„Bist Du okay?“, verstand er jetzt auch die Frage.

Zaghaft versuchte er ein Nicken und füllte seine Lunge keuchend mit Sauerstoff.

„Du solltest mit ihm vielleicht etwas feinfühliger sein, als mit der Stute“, gab ihm Jake einen ungefragten Ratschlag und wurde böse angefunkelt.

Langsam kam Dean wieder auf die Beine. Vorsichtig, sich sein bestes Stück haltend stakste er in die Ebene hinaus, weg von diesem schwarzen Dämon.

Er hätte ihn doch nicht Impala sondern Devil nennen sollen. Sein Baby hatte ihn noch nie so malträtiert! Geschweige denn ihn so auf den Boden befördert! Dann straffte er sich und ging wieder zu Jacob und den wartenden Pferden. Er wollte Cowboy werden? Also los! Wäre ja noch schöner, wenn er sich von einem Mal abwerfen schon geschlagen geben würde! Er war ein Winchester! Und Winchester gaben niemals auf!

„Geht’s wieder? Können wir weiter oder willst du zurück?“, fragte der Jüngere besorgt.

„Weiter! Aber noch nicht gleich“, antwortete er verkniffen und lief noch eine Runde bis er seine zitternden Muskeln wieder unter Kontrolle hatte.

Vorsichtig kletterte er zurück in den Sattel und gab, nachdem auch der Harrison wieder aufgesessen war, dem Hengst einen zaghaften Hinweis, dass es weitergehen könnte.

Das Tier blieb einfach stehen.

„Verdammt!“, knurrte der Blonde leise und versuchte es diesmal etwas herzhafter, immer darauf gefasst, dass sein Tier wieder losstürmen würde. Nichts dergleichen geschah. Ganz brav setzte sich Impala in Bewegung. Bald trabten sie neben Jacob her und als sich Dean wieder halbwegs sicher im Sattel fühlte galoppierten sie los.

Es war ein irres Gefühl so über die Ebene zu fliegen. Dabei konnte er seine schmerzenden Knochen fast vergessen.
 

Kurz vor der Stadt zügelten sie ihre Tiere und Jacob hielt dem Winchester ein paar Scheine hin.

„Was ist das?“, wollte der Blonde überrascht wissen.

„Dein Lohn.“

„Wieso Lohn, wofür?“

„Für die Arbeit, die du auf der Ranch geleistet hast.“

„Aber ich wohne bei euch und ihr füttert mich durch!“

„Das machen wir auch mit den anderen Cowboys trotzdem bekommen die Lohn. Kriegt man da wo du herkommst kein Geld für seine Arbeit?“

„Eigentlich schon“, erwiderte Dean. ‚Nur wir Jäger werden nicht bezahlt.‘ Er warf einen Blick auf die Scheine. Vierzig Dollar.

„Fünf Dollar pro Woche. Wenn du bei der Herde bist werden es zehn.“

„Aber ich ... ich arbeite doch erst vier Wochen bei euch.“

„Sieh es als Anzahlung!“

„Okay! Gibt’s hier ´nen Saloon, wo man pokern kann?“

„Du willst das Geld doch nicht sofort wieder verspielen?“

„Vielleicht!“, grinste der Blonde.

„So langsam bereue ich, dass ich Mama um einen Vorschuss für dich gebeten habe.“

„Vertrau mir!“, sagte Dean und grinste fröhlich.

„Treib es nicht zu bunt. Wir übernachten hier und ich will dich morgen nicht aus der Zelle holen müssen.“

„Versprochen!“

Sie brachten ihre Pferde im Mietstall unter, versorgten sie für die Nacht und gingen in den Saloon.
 

Keine drei Stunden später war Deans Gegenspieler gezwungen aufzuhören und der Blonde hatte fast neunzig Dollar in der Tasche. Mit einem breiten Grinsen in Richtung Jacob, der mit zwei jungen Männern an einem Tisch saß, machte er sich auf den Weg an die Theke.

Die Einladung des jungen Harrison, sich doch zu ihnen zu setzen, schlug er aus. Er wollte allein sein und darüber nachdenken, wie er vielleicht doch noch hier wegkommen konnte.

Und er wollte mit Sammy Geburtstag feiern.
 

„Hey“, sprach ihn plötzlich jemand von der Seite an. Langsam drehte er den Kopf und schaute diesen Jemand an. Eine Frau. Hübsch, dunkelhaarig und etwas freizügiger als die Frauen, die er sonst hier gesehen hatte. Sie trug ein grünes Kleid mit schwarzen Rüschen und ihr Busen wölbte sich leicht aus dem Mieder.

„Hey“, grüßte er etwas verspätet.

„Suchst du Gesellschaft, Süßer?“

„Nein!“, würgte er sie ab und hielt ihr sein Whiskeyglas hin. „Hab alles wasich prauche“, nuschelte er.

Sie schaute ihn an und sie sah die Traurigkeit in seinen Augen.

„Ich bin Carren“, stellte sie sich mit einem Lächeln vor.

„Dean“, antwortete er und hielt dem Barmann sein Glas hin.
 

Endlich meinte Dean, dass er genug hätte um diese Nacht durchschlafen zu können. Er löste sich von der Bar, stand einen Augenblick torkelnd im Raum und versuchte dann die Tür zu finden.

„Ich bring ihn hoch“, erklärte Carren dem Barmann und hakte Dean unter.

„Komm Fremder. Ich bring dich ins Bett.“

Widerstandslos ließ er sich führen.



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