Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Albträume

Immer noch keuchend erhob sich Sam. Seinen Blick hatte er auf das aufziehende Dunkel gerichtet. Er hatte mit seiner Pause viel Zeit verloren. Drei Viertel des Himmels waren inzwischen von der Dunkelheit überzogen. Er rannte weiter.

Dunkle Schatten hatten ihn schon erreicht als er über den Rand des Grüns stolperte. Hinter sich hörte er furchterregende Geräusche. Und auch wenn er glaubte schon viel zu viel davon gehört zu haben um noch Angst zu bekommen, er hatte Angst und diese Angst trieb ihn weiter. Weiter in eine diffuse Dämmerung hinein. Er stolperte. Unter ihm war Sand. Warmer Sand.

Immer weiter lief er, bis von der Dunkelheit und dem darunter befindlichen Grün nur noch ein schmaler Streifen am Horizont überhaupt erahnen ließ, dass es sie gab. Dann ließ er sich fallen. Er brauchte Ruhe. Er trank ein paar Schlucke und schloss seine Augen. „Nur ein paar Minuten Ruhe“, murmelte er.

„SAMMY, HILFE!“

Sofort stand der jüngere Winchester wieder auf seinen Füßen. Das war Dean. Dean brauchte Hilfe! Sam stolperte weiter. Wohin ging er überhaupt? Er drehte sich im Kreis. Die Fußspuren, die er hinterlassen haben müsste, waren weg. Nichts! Hinter ihm war nichts. Nichts als unberührter Sand.

„DEAN?“ brüllte er in die Weite. „DEAN? Wo bist du?“

Er bekam keine Antwort.

Noch einmal drehte er sich im Kreis und lief dann in die Richtung weiter, von der er annahm, dass sie die richtige war.

Wind kam auf und wurde immer schlimmer. Er riss die oberste Sandschicht mit sich. Sam hielt an und zog sich sein Hemd aus. Er wollte es sich um Mund und Nase binden, doch fast sofort fühlte er den Sand unangenehm über seine bloßen Arme schmirgeln. Er klemmte sich das Hemd zwischen die Beine, zerrte sich das T-Shirt vom Körper und beeilte sich das Hemd wieder anzuziehen und es so weit wie möglich zu schließen. Als er dann auch noch das Shirt um sein Gesicht geschlungen hatte atmete er erleichtert auf. Vielleicht sollte er sich eine Senke suchen und den Sandsturm abwarten. Er stapfte weiter.

Der Boden unter ihm fiel ab und er stolperte in das Tal.

Am Fuß dieser Senke hockte noch jemand

„Hallo Sam. Wie ich sehe hast du die Dämonenwiese überstanden. Willst du wissen, wie es Dean geht?“ fragte der junge Mann, der Sam schon gesagt hatte, dass er sich besser beeilen sollte um über die Wiese zu kommen.

Sam nickte. Der Dämon zerrte Sam mit an den Rand der Senke und mit einer Handbewegung teilte er die Sandmassen.

Sam stockte der Atem: Mitten in dem Sandsturm angekettet hing sein Bruder. Der Sand rieb ihm die Kleidung vom Leib und scheuerte über seinen bloßen Körper. Dean versuchte zu schreien, doch sofort drang ihm der Sand in Mund und Nase. Er würgte, hustete und doch konnte er nichts tun. Immer heftiger wurde der Sand um ihn. Er schmirgelte ihm zuerst die Haut und dann das Fleisch von den Knochen. Dean schrie und wand sich vor Schmerzen bis ihn der Sand völlig zerrieben hatte nichts mehr in den Ketten hing.

„Du solltest dich beeilen, ihn zu finden“, grinste der Dämon, „denn solange du hier herumlungerst und Dich ausruhst wird er es immer wieder erleiden müssen!“

Entsetzt starrte ihn der Winchester an. Dann stolperte er in den Sandsturm hinaus.

Immer wieder meinte er die verzweifelten Schreie seines Bruders zu hören.

Ihm war so heiß. Der Sandsturm schien alle Feuchtigkeit aus ihm heraus zu saugen und mit sich fort zu reißen doch er hatte Angst zu trinken, Angst auch nur kurz anzuhalten. Er musste Dean finden.
 

„Sam, Sammy, bitte“, versucht der Blonde auf seinen kleinen Bruder einzureden aber es half nichts. Der Jüngere schlug um sich und versuchte sich aus Deans Griff zu befreien, als der ihn in seine Arme zog und zum Trinken zwingen wollte.

Dann plötzlich erstarb Sams Widerstand und er trank gierig.

Die Flasche war leer und der Ältere ließ seinen geschwächten Bruder wieder in die Kissen sinken. Er konnte fühlen, dass das Fieber weiter gestiegen war. Doch er scheute sich noch davor Sam schon wieder in die kalte Wanne zu legen.
 

Eine Weile blieb Sam einfach nur liegen. Er hatte den Sandsturm und die Wüste hinter sich gelassen, aber er hatte seinen Bruder nicht gefunden. Musste er jetzt wieder zurück und weiter nach ihm suchen? Er überlegte noch als er plötzlich etwas hörte, das ihn aufhorchen ließ.

„Nein, bitte nicht! Nein, hört auf. Hilfe!“

Das war eindeutig Deans Stimme. Aber sie kam nicht aus der Wüste, sie kam von vor ihm.

Erschrocken stolperte Sam weiter. Er lief einen dunklen Weg entlang. Abwärts und auf ein rötliches Licht zu.

Immer öfter stolperte Sam auf dem abschüssigen Weg. Das rote Glühen nahm zu, genau wie die Hitze, die ihm entgegen schlug.

Das letzte Stück war der Weg noch steiler geworden und er musste rennen um sein Gleichgewicht überhaupt halten zu können. Er prallte gegen eine schwarze Wand. Sie war heiß. Sofort löste er sich wieder von ihr und machte einen Schritt zur Seite. Doch dieser Schritt brachte ihn gefährlich nahe an einen Abgrund. Er taumelte wieder rückwärts.

Vor ihm war ein riesiger See aus Lava. Immer wieder schossen Fontainen daraus empor und Feuerbälle fauchten durch die Luft.

Einer Hängebrücke gleich führte von seinem Podest aus ein Pfad aus schwarzen Inseln darüber. Fast wie Eisschollen schaukelten sie über den See. Locker zwanzig, dreißig Meter hoch. Sam wollte sich gar nicht erst fragen, wodurch diese Inseln wohl hielten.

Vorsichtig versuchte er einen Fuß auf die erste dieser Inseln zu stellen. Sie schwankte fürchterlich und Sam zog seinen Fuß wieder weg. Unentschlossen stand er da. Sollte er umkehren und einen anderen Weg suchen? Gab es überhaupt einen anderen Weg?

Hinter ihm polterte es. Wieder versuchte er einen Fuß auf die Plattform zu stellen. Und wieder geriet diese ins wanken.

„Es ist so einfach Sammy, gib auf, lass dich fallen“, wisperte es plötzlich hinter ihm. „Dean hat sein Schicksal selbst gewählt. Er hat den Pakt geschlossen. Was geht es dich an. Lass dich fallen!“ Schwarze Wolken schossen um ihn herum. Sie umschwirrten ihn wie Fliegen, trieben ihn zum Abgrund. Stießen gegen ihn.

Er fragte sich, wie Rauch so fest sein konnte.

Er strauchelte gefährlich nah an der glühenden Hitze des Abgrundes. Er schwankte, ruderte mit den Armen und sprang.

Auf Händen und Knien landete er ziemlich mittig. Sofort riss er seine Hände wieder vom Boden. Der Stein war scharfkantig und seine Hände bluteten.

Er schaute zurück. Doch die Entfernung war viel weiter als sie von der anderen Seite ausgesehen hatte. Oder spielten ihm seine Sinne einen Streich? Schweiß rann ihm schon jetzt in Strömen über den Körper.

Er trat einen Schritt zurück und wollte Anlauf holen. Die Insel schwankte schon wieder bedrohlich. Sofort erstarrte Sam in der Mitte.

Die Dämonen hinter ihm kicherten wie wild.

Sam nahm erneut Anlauf und sprang. Wieder landete er auf Händen und Knien. Wieder rissen die scharfen Kanten blutige Krater in seine Handflächen.

Er riss die Ärmel aus seinem Hemd und verband sich die Hände. Dann hetzte er weiter.

Er hielt nur an um etwas zu trinken, doch jeder Schluck den er nahm schien seinen Durst nur zu vergrößern und immer schon lange bevor er seinen Magen erreichte zu verdunsten.
 

Sam hetzte weiter, immer weiter, während die Dämonen ihn umschwebten.

„Gib auf Sam, er ist es doch gar nicht wert“, flüsterten sie. „Lass dich fallen, dann hat alles ein Ende!

Dean ist selbst Schuld, dass er hier ist. Er wollte es doch so!“

Sam versuchte sie zu verscheuchen. Er wollte ihnen nicht zuhören.
 

Dean versuchte seinen Bruder zu halten. Immer wieder schlug der um sich, schlug ihm die Wasserflasche aus der Hand.

„Sam, Sammy, bitte Sammy, beruhige dich!“, versuchte Dean zu ihm durchzudringen. Sein Bruder hatte sich so sehr verkrampft, dass es dem Blonden kaum möglich war Sams Finger zu lösen, die er so fest in seine Handflächen gebohrt hatte, dass die bluteten.

Fieberhaft versuchte er eine Lösung zu finden. Sam glühte regelrecht und es schien immer schlimmer zu werden.

Er schaffte es nach einer Weile, Sams verkrampfte Hände zu lösen. Dann legte das kalte, feuchte Tuch wieder auf dessen Stirn.

Erschöpft ließ er sich nach hinten sinken.
 

Das helle Viereck, das die Sonne auf den rotbraunen Teppich malte wanderte langsam von links nach rechts und Deans Hände machten sich selbstständig.
 

Er hetzte weiter. Immer wieder hörte er Dean rufen und es klang so verzweifelt, so panisch! Er musste zu ihm, er musste ihn endlich hier rausholen.

Wieder holte er Anlauf, doch gerade als er abspringen wollte schoss vor ihm eine Lavafontaine von unten herauf. Nur mit Mühe konnte er seinen Schwung bremsen und sich nach hinten fallen lassen. Keuchend blieb er lieben. Dann sah er einen Feuerball durch die Luft direkt auf ihn zu fliegen. Er kam auf die Füße und sprang. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es auf die nächste rettende Insel. Doch rettete sie ihn?

Immer schneller schienen ihn die Feuerbälle attackieren zu wollen. Immer schneller hetzte er von einer Insel zur nächsten. Seine Hände waren schon lange eine schmerzende, blutende Masse und in seinen Schuhen schmatzte es bei jedem Schritt unangenehm.

Er wollte lieber gar nicht erst sehen, wie seine Knie aussahen.
 

Ein raues Keuchen von Sam ließ ihn aufschrecken. Er wollte aufstehen und eine neue Flasche Wasser holen.

Sein Blick fiel auf seine Hände, auf seinen Schoß. ‚Wie lange baue ich hier eigentlich schon meinen Colt auseinander und wieder zusammen?’, fragte er sich erschrocken. Schnell war die Waffe wieder zusammengesetzt und auf den Nachttisch gelegt. In der Küche fiel sein Blick auf den Kühlschrank. Er nickte.

Mit einer Flasche Wasser und einem Becher Eiswürfel ging er wieder zum Bett. Er schob Sam den Arm unter den Rücken und brachte ihn mit sanfter Gewalt dazu zu trinken. Sam kam ihm viel leichter vor. ‚Hatten die Angehörigen der anderen Opfer nicht alle gesagt, dass sich ihre Lieben aufzulösen schienen?’ Bei Sam jedenfalls hatte er genau diesen Eindruck.

Sein Bruder drehte den Kopf zur Seite, er konnte nicht mehr trinken.

Dean stellte die Flasche zur Seite und ließ Sam wieder in die Kissen sinken.

Der Jüngere war nicht mal richtig aufgewacht. Traurig schüttelte Dean den Kopf. Er nahm einen Eiswürfel, strich damit über Sams aufgesprungene Lippen und schob ihn die Reste dann zwischen die Zähne. Vielleicht half diese Kühle ja ein wenig gegen die Hitze.

Der Blonde überlegte. Von solch hohem Fieber hatte keiner der Angehörigen etwas berichtet.
 

Er ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.

Das helle Viereck war aus ihrem Zimmer verschwunden.

Was sollte er jetzt nur tun? Sam beim Sterben zuschauen?

Immer wieder schob Dean ihm Eiswürfel in den Mund, aber das konnte doch auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein! Außerdem erleichterte es Sam zwar das Atmen, aber er glühte trotzdem als wollte er die Pole schmelzen. Beide und gleichzeitig.
 

Endlich hatte er es geschafft. Er war dieser Flammenhölle entkommen.

Vor ihm erstreckte sich ein schwarzes Lavafeld, das leicht anstieg. Er ließ sich einfach fallen, er brauchte etwas Ruhe, doch die Hitze trieb ihn weiter. Weg von dieser Flammenhölle.
 

Je höher er kam umso kälter wurde es und dann hatte er den Kamm erreicht und stand vor einer weißen Fläche. Vorsichtig ließ er sich an deren Rand nieder. Die Fläche bestand aus lauter kleinen Eiszacken.

Sollte er da wirklich durch müssen? Warum musste die Hölle immer nur aus Extremen bestehen? Sandsturm, der einem die Haut vom Körper rieb, Lavaseen und dann eisige Kälte? Sam wollte nicht mehr weiter. Er wollte aufgeben.

„Gib auf Sam!“, flüsterte eine Stimme, „Dean ist es nicht wert, dass du dich so quälst.“

Sam stand auf und trat auf die Eisfläche. Die kleinen Zacken splitterten unter seinen Füßen. Zügig schritt er aus.

Er knotete die Jacke von seiner Hüfte los, zog sich erst das jetzt ärmellose Hemd über und dann die Jacke an. Sam war froh sie nicht in den Lavasee geworfen zu haben. Er hatte oft genug mit dem Gedanken gespielt.
 

Und dann sah er seinen Bruder. Dean hing in Ketten. Sein Kopf lag auf seiner Brust. Sein Shirt war blutgetränkt. Zumindest soweit Sam das sehen konnte. Dean war hinter einer Eiswand.

Sam begann zu rennen. Schneller, immer schneller hetzte er über die eisige Fläche. Die Kälte brannte in seinen Lungen.

Und dann hatte er die Eiswand erreicht.

„Dean, mein Gott! DEAN!“, brüllte er und drosch mit den Fäusten gegen die kalte, ihn schon fast verhöhnen wollende Fläche. Hilflos musste er mit ansehen wie die Dämonen Dean folterten, wie sie ihre Krallen immer wieder in Deans Körper trieben, wie sie seine Kehle zerfetzten um ihn am Schreien zu hindern. Er sah die Angst und Verzweiflung in Deans Augen und die Schmerzen die sie ihm zufügten.

Hektisch begann Sam nach einem Eingang in die Eisfestung zu suchen.

Und dann stand er unter einem riesigen, in das Eis gehauenen Portal. Hoch oben wölbte es sich. Der ganze Gang schien diese Wölbung zu haben. Weit reichte er in die Festung hinein und überall zweigten Gänge ab.

Wie sollte er hier den Weg zu seinem Bruder finden?

Noch einmal holte er tief Luft, dann betrat er das eisige Labyrinth.
 

Sam wusste nicht wie lange er schon durch die Gänge geirrt war. Er war müde. Er fror. Trotzdem er fast nur die Wege entlang rannte, klapperten seine Zähne. Er hatte Durst. Doch das bisschen Wasser, das sich noch in seiner Flasche befand war eingefroren und er hatte Angst am Eis festzufrieren, sollte er daran lutschen.

„Rechts, links, gradeaus – Sammy kommt hier nicht mehr raus. Einmal vor und dann zurück, und auch da hat er kein Glück!“ höhnten die Dämonen in einem an- und abschwellenden Singsang um ihn herum.

Sam lief weiter. Getrieben von den panischen Schreien seines Bruders stolperte er durch eine weitere Tür.

Schon lange hatte er die Orientierung verloren. Und als das lang Erwartete dann endlich doch kam, quietschte er erschrocken auf und fiel hilflos rudernd auf den Rücken. Hart schlug er mit dem Kopf auf. Heiß explodierte der Schmerz und er versank in der Bewusstlosigkeit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück