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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Erste Schritte

„Was hältst du von einer Runde ums Haus wenn du dein Frühstück aufgegessen hast?“, fragte Ruby und reichte ihm noch eine Tasse Kaffee. Dean strahlte und Sam knurrte unzufrieden und zog Ruby mit sich auf den Gang.

„Was soll das? Du verwöhnst ihn ja regelrecht!“, knurrte er sie an.

„Ich will dich einfach etwas entlasten, Sam. Ihr seid so voneinander anhängig. Das muss ja zu Reibereien führen.“

„Willst du was von ihm?“

„Sam, dein Bruder würde nie etwas mit mir anfangen, selbst wenn er mich anziehend finden würde. Er weiß was ich bin“, fügte sie noch schnell hinzu.
 

Während Ruby Dean nach unten half, ihn mehr trug, als dass er lief, räumte Sam das Geschirr weg und reagierte sich in seine freie Zeit damit ab, indem er im Internet surfte.

Sie stellte ihn am Fuß der Treppe auf seine eigenen Füße und legte den Kopf schief.

„Willst du ums Haus oder erstmal nur bis zum nächsten Auto?“ Aufmerksam musterte sie ihn.

Im Gegensatz zu Sam wusste sie, was Dean so verstörte. Aber solange es die Beiden nicht schafften miteinander zu reden, wollte sie sich auch nicht in deren Angelegenheiten mischen.

Der Blonde hatte bei ihrem zweiten Vorschlag leicht den Kopf geschüttelt und so stellte sie sich ihm gegenüber und begann rückwärts zu gehen. Ihre Arme zu Dean ausgestreckt, damit sie ihn auffangen könnte, sobald er strauchelte.

Langsam, Schritt für Schritt, folgte er ihr.

An jeder Ecke machten sie Halt und Ruby ließ ihn ausruhen. Sie drängte ihn zu nichts. Sie hatte das Warten gelernt. Und Dean war ihr dankbar dafür. Er konnte Sams Unruhe verstehen und er würde genauso ausrasten, wenn Sam nicht mit ihm reden würde, aber er konnte einfach nichts sagen, er wusste nicht wie. Wie sollte er erklären wie er sich fühlte? Wie sollte er Sam begreiflich machen, dass er sich so hilflos fühlte wie noch nie in seinem Leben? Das konnte er nicht! Ein Dean Winchester war nicht hilflos! Und erst recht nicht seinem kleiner Bruder gegenüber, für den er sein Leben lang der Starke war.
 

Ruby staunte immer wieder über Deans Willen und über seine Sturheit, mit der er bis an seine Grenzen ging und darüber hinaus.

Und schon stieß er sich wieder von der Wand ab. Sie half ihm auf und dann gingen sie weiter.

Die letzten Schritte stolperte Dean mehr, als dass er lief, aber er schlug ihre Hände immer wieder beiseite, wenn sie ihn halten wollte. Erst vor der Treppe ließ er sich in ihre Arme fallen.

Er zitterte und keuchte, sein Kreislauf streikte und ihm war schlecht.

Besorgt schaute sie in sein blasses Gesicht. Eine dünne Schweißschicht bedeckte seinen Körper.

„Willst du rein?“, wollte sie wissen, doch er schüttelte den Kopf. Sie trug ihn die Stufen zur Veranda hinauf und setzte ihn in den Stuhl. Dann holte sie ihm eine Decke und wickelte ihn darin ein. Es wäre nicht auszudenken, wenn er sich jetzt noch eine Erkältung einfangen würde.

„Lass mir etwas Zeit. Dann will ich's noch mal versuchen.“

Ruby nickte lächelnd und sobald sie außer Sichtweite war schüttelte sie den Kopf.

Sie holte ihm einen Kaffee, doch den musste sie selbst trinken, Dean war vor Erschöpfung eingeschlafen.
 

Sie ging zurück ins Haus zu Sam.

„Wonach suchst du?“, wollte sie wissen.

„Eigentlich surfe ich sinnlos durchs Netz. Ich hab die Polizeirechner abgesucht. Nachdem Elliott uns so vehement verfolgt hat, wollte ich wissen, ob etwas gegen uns eingeleitet wurde, aber ich konnte nichts finden. Ich denke wir sind raus aus der Sache. Und ... Es waren unbegründete Verdächtigungen und Elliott hat eine Abmahnung bekommen.“ Sam grinste sie an. „Gomez hat wohl die Aussage von Dr. Bagley bestätigt, dass Elliott uns ständig belästigt hat.“

„Gut“, nickte die Dämonin.

„Trotzdem wäre ich froh, wenn wir wieder auf der Straße wären.“

„Dean tut was er kann, eher mehr als er kann.“

Sam nickte: „Ich weiß. Aber trotzdem dauert es ewig.“

„Besser länger als wenn er dir noch mal zusammenklappt, weil er zuviel will.“

Sam schaute sie erschrocken an. Aber sie hatte Recht. Wenn Dean jetzt einen Rückfall kriegen würde, wäre er gar nicht mehr zu ertragen.

Er wandte sich wieder seinem Laptop zu und Ruby brachte die Tasse weg, um dann nach draußen zu gehen. Vorher setzte sie noch schnell eine neue Kanne Kaffee auf.

Bobby bastelte immer noch an einem Auto. Ruby konnte ihn sehen, als sie kurz aus dem Küchenfenster schaute.

Dean hatte schon, als sie bei ihrer vorherigen Runde an der Veranda Halt gemacht hatten, sehnsüchtig zu ihm hinüber geschaut. Sie ahnte, dass er dieses Mal zu dem Jäger wollte.
 

„Hey!“, grüßte Ruby lächelnd. Dean blinzelte sie an. Dann schob er die Decke zu Boden und stemmte sich hoch.

„Willst du wirklich schon wieder los?“

Er schaute sie aus großen, grünen Augen an und sie konnte die Entschlossenheit darin lesen. Sie nickte.

Wackelig stakste er bis zur Treppe und blieb davor stehen. Die Dinger machten ihm regelrecht Angst. Wortlos kam die Dämonin auf ihn zu und trug ihn die Stufen hinab. Unten angekommen stellte sie ihn wieder auf die eigenen Füße und sah sich erneut einem durchdringenden Blick ausgeliefert.

„Was?“, wollte sie wissen.

Doch er schüttelte nur den Kopf. Wieso fiel es ihm so leicht ihre Hilfe anzunehmen und wieso konnte er es von Sam nicht?

Er kannte die Antwort und wollte sie doch nicht wissen. Es war einfach unmöglich, dass er sich von Sam so helfen ließ! Völlig unmöglich.
 

Diesmal lief Ruby hinter ihm her. Wenn er nicht mehr konnte, brauchte er sich einfach nur fallen zu lassen. Sie würde ihn halten.

Er umrundete das Haus fast zur Hälfte, dann blieb er schwer atmend, an die Holzvertäfelung gelehnt, stehen. Wieder ging sein Blick zu Bobby, der halb im Motorraum eines Fords hing.

Ruby sah das Blitzen in seinen Augen und schon löste er sich von der Wand und tabste auf Bobby zu.

„Hey. Willst du mitmachen?“, fragte der Ältere als Dean neben ihm ankam und Ruby schüttelte hinter ihm entsetzt den Kopf.

„Was hat er?“, wollte der Blonde wissen.

„Zündung oder Einspritzung“, erklärte Bobby, „könntest du ihn mal starten und langsam Gas geben?“

Ruby atmete erleichtert aus und verdrehte die Augen, während Dean sich, am Auto festhaltend, zur Fahrertür bewegte und erleichtert in die Polster plumpste.

„Du kannst ihn doch hier nicht wirklich mitmachen lassen!“, grummelte sie, als der Motor vor ihnen aufheulte.

„Ich bin hier fast fertig und ihm tut es gut, wenn er wenigstens das Gefühl haben kann gebraucht zu werden.“

Sie zuckte mit den Schultern und nickte dann zustimmend. Bobby hatte ja Recht. Der Blonde strahlte förmlich über alle vier Backen.
 

Der Ältere drehte noch ein wenig an der Zündung. Dann schaltete Dean den Wagen aus. „Klingt für mich okay“, sagte er als er wieder vor der Motorhaube stand. Bobby nickte: „Danke!“
 

Der Blonde löste sich vom Wagen und ging langsam wieder in Richtung Haus.

„Überfordere ihn nicht!“, hielt Bobby sie zurück. Ihr gequältes Lächeln sprach Bände.
 

Ohne eine weitere Pause schaffte Dean es um’s Haus. Vor der Treppe ließ er sich dann aber zitternd in ihre Arme sinken. Er war blass. Die Haare klebten ihm an der Stirn.

„Es reicht“, sagte sie und zu ihrer Überraschung nickte er zustimmend.

Sie hob ihn in ihre Arme und trug ihn ins Haus. Müde ließ er den Kopf auf seine Brust sinken.

„Mein Gott, Dean! Was ist?“, fragte Sam erschrocken.

„Er ist nur müde“, beruhigte Ruby schnell und Dean hob den Kopf ein wenig und blinzelte Sam an.

Sofort nahm er ihr Dean ab und der Blonde kuschelte sich vertrauensvoll an Sams Schulter. Der Jüngere lächelte. Sein Bruder musste wirklich am Ende sein. Bei vollem Bewusstsein würde er sich diese Blöße nie geben.

„Lässt du Wasser ein“, bat er Ruby und sie lief voraus.
 

Er schälte Dean aus seiner Kleidung und setzte ihn in die Wanne.

Sofort begann der sich zu waschen. Er schäumte sich die Haare ein, tauchte ein paar Mal unter, um den Schaum wieder los zu werden und war froh, dass er beim letzten Mal wieder auftauchte. Seine Beine streikten zitternd.

Sam hob ihn aus der Wanne, rubbelte ihn trocken und half ihm in frische Sachen. Dann trug er ihn ins Bett.

Dean schaffte es noch sich auf den Bauch zu wühlen bevor er tief und fest eingeschlafen war. Sam schüttelte lächelnd den Kopf und deckte ihn zu.
 

Dean schlief und die drei Anderen hatten es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Die Sonne versank bereits wieder am Horizont. Sam hatte noch den halben Nachmittag das Internet durchkämmt aber kaum übernatürliche Aktivitäten gefunden. Jetzt schaute er mit den Anderen fern. Sie hatten sich auf einen Krimi geeinigt.
 

Dean knurrte immer wieder schmerzerfüllt, keuchte und warf sich unruhig von einer Seite auf die andere. Immer wieder zuckte er zusammen.

„SAMMY!“ Mit einem erstickten Aufschrei wachte er auf.

Verwirrt blinzelte er und sah sich um. Er saß in seinem Bett bei Bobby!

Erleichtert ließ er sich wieder fallen und versuchte bewusst ruhig ein und aus zu atmen. Doch die Angst fraß sich immer tiefer in sein Inneres.

Er versuchte sich zu erinnern, was er geträumt hatte, aber da war nichts. Leere. Nur diese Angst um Sam wurde immer größer.

Dean hielt es im Bett nicht mehr aus. Er wühlte sich aus den Decken und stand auf. Mit wackeligen Knien angelte er nach seiner Jeans und ließ sich erleichtert auf sein Bett fallen,um sie sich anzuziehen.

Dann stolperte er so schnell er konnte zur Treppe. Verdammt! Das Teil war er seit seinem Fast-Tod nicht mehr alleine herunter gegangen.

Wie ein gähnender Abgrund lauerte sie auf ihn.
 

Verdammt noch mal! Er hatte sich heute Vormittag ja noch nicht mal die vier Stufen von der Veranda getraut und da war Ruby neben ihm gewesen.

Und jetzt?

Er konnte hier oben stehen bleiben und wie ein verängstigtes Kleinkind um Hilfe schreien.

'Klar! Ein Dean Winchester brüllt verängstigt um Hilfe.

Ein Dean Winchester hat keine Angst. Schon gar nicht vor einer Treppe von der er genau sagen konnte wie und wo welche Stufe knarrte und welche nicht!'

Er gab sich einen Ruck und seine Hände krampften sich um die Geländer.

Vorsichtig Stufe für Stufe tastete er sich hinunter.

Schweiß lief ihm in die Augen und reizte sie zu Tränen.

Stolz kam in ihm auf, als er die Hälfte geschafft hatte

Und dann geschah es.

Vier Stufen vor Schluss.

Seine Knie gaben nach und er polterte nach unten.

Verdutzt landete er auf seinem Hinterteil.
 

Kaum war das Poltern verklungen, stürzte Sam auch schon aus dem Zimmer. Ruby und Bobby folgten.

„Dean!“, keuchte er entsetzt, als er seinen Bruder am Fuß der Treppe sitzen sah und war mit zwei Schritten bei ihm.

Er zog ihn hoch und packte ihn fest bei den Schultern.

„Was hast du dir dabei gedacht? Kannst du nicht rufen wenn du was brauchst?“, brüllte er seinen Bruder an und bedauerte es sofort als der erschrocken zusammenzuckte. Die Sorge um Dean hatte ihn lauter werden lassen, als er es gewollt hatte.

„Sammy“, krächzte der Blonde, und der Angesprochene hörte die Angst in Deans Stimme. Und als Dean dann den Kopf hob und ihm in die Augen schaute, sah Sam dass sein Bruder Angst um ihn hatte, nicht um sich selbst. Groß und dunkel waren Deans Augen.

„Dean, was ist?“, hakte er sanft nach. Der Blonde konnte aber nur den Kopf schütteln. Wie sollte er erklären, dass ihn ein irrwitziges Gefühl aus dem Bett und auf die Suche nach Sam getrieben hatte?

Sam schien den Widerstreit in Deans Gesicht lesen zu können. Er zog den Blonden an sich und hielt ihn fest.

Dean legte seinen Kopf an Sams Schulter und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge.

Endlich schien sich der Knoten in seinem Inneren aufzulösen.
 

Der jüngere Winchester spürte das Zittern und hielt ihn einfach nur fest. Was hatte den Blonden nur so leichtsinnig werden lassen? Obwohl leichtsinnig war er eigentlich immer. Nein, leichtsinnig war das falsche Wort. Dean kannte die Gefahren sehr genau, aber er stürmte trotzdem oft genug mit fliegenden Fahnen drauf los.
 

„Willst du ein Bier?“, fragte Sam, als sein Bruder ruhiger wurde. Der nickte dankbar und ließ sich widerstandslos zum Sessel schieben.

Die Anderen schauten ihm fragend hinterher, dann zuckten sie mit den Schultern. Dean würde reden wenn er das für richtig hielt. Und bis dahin hatte fragen keinen Sinn.
 

Natürlich redete Dean nicht über seinen Traum. Genauso wenig wie er über die anderen Träume sprach, die diesem folgten und in denen er durch sein Unvermögen Sam auf jede mögliche und unmögliche Art und Weise verlor.

Dean wurde noch verschlossener, wenn das denn überhaupt noch ging, und arbeitete noch verbissener, um wieder zu der Form zurück zu finden, die er vor der Höllenhund-Attacke hatte.

Die Drei schüttelten immer wieder nur den Kopf, doch jeder Versuch Dean dazu zu bringen, es etwas ruhiger angehen zu lassen, wurde mit einem Blick beantwortet, in dem so viel Trauer und ein Flehen um Hilfe lag, dass sie ihre Versuche nicht zu Ende führen wollten.

Sie konnten nicht verstehen was in Dean vorging, aber sie sahen, dass seine Hilflosigkeit ihn bald auffressen würde.



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