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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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So lange Du bei mir bist

Immer wieder versuchten sie ihm wenigstens etwas Flüssigkeit zukommen zu lassen, doch er sträubte sich. Nur Sams Nähe konnte ihn etwas beruhigen.
 

Das Erste, das in sein Bewusstsein drang, waren die Schmerzen in seinen Armen und Beinen. Er stöhnte und versuchte sich zu bewegen. Sofort scheuerten die Eisenringe an seinen Gelenken die eben verkrusteten Wunden wieder auf. Warm lief das Blut über seine Gelenke.

Wieder entrang sich seiner Kehle ein Stöhnen.

Er öffnete die Augen.

Vor sich sah er ein diffuses Glühen. War er in der Hölle? Die Hitze strahlte bis zu ihm. Er hatte das Gefühl, dass er mit dem Gesicht nach unten hing, doch er wusste, dass es hier kein Oben oder Unten gab.

Er schloss die Augen wieder. Er wollte nicht sehen, was um ihn herum geschah. Sie würden ihn früh genug aus seinen Gedanken reißen.
 

„Sam“, keuchte Dean rau.

„Ich bin hier Dean. Komm schon, schau mich an. Bitte!“, flehte der Jüngere und wusch ihm wieder den Schweiß vom Körper, „Du musst kämpfen Dean. Bitte. Halt durch!“
 

Sie schwebten um ihn herum. Immer wieder spürte er so etwas wie einen Luftzug im Gesicht. Er versuchte sich ruhig zu verhalten, vielleicht ließen sie sich täuschen. Vielleicht ließen sie noch eine Weile von ihm ab?

„Du kannst uns nicht täuschen, Winchester. Du hast uns wieder zurück in die Hölle geschickt. Du und dein Bruder. Du hast uns wieder in ein Gefängnis aus Blut und brechenden Knochen verbannt. Jetzt werden wir dir zeigen wie es hier ist“, hallten ihre Stimmen in seinem Kopf wider. Und dann rammten sie ihm glühende Haken in seine Schultern, stießen sie in seine Hüften. Sein Körper bäumte sich unter den Schmerzen auf. Er biss die Zähne zusammen, er wollte nicht schreien. Doch seiner Kehle entrang sich ein schmerzerfülltes Knurren.

Er zerrte an seinen Fesseln.

Plötzlich pressten sie scharfe Krallen in seine Schläfen. Er hatte das Gefühl sein Kopf würde bald platzen. Dann zwangen sie ihm die Kiefer auseinander und schütteten etwas in seinen Mund. Er wollte es wieder ausspucken doch sie schütteten immer weiter, und wenn er nicht ersticken wollte, musste er schlucken. Wie flüssiges Metall rann es seinen Hals hinunter.

Er winselte und zerrte verzweifelt an den Ketten.

„Du magst es nicht?“, fragte eine Stimme mit gespieltem Mitleid.

Er wimmerte vor Schmerzen.

Ein Nicken von der Gestalt vor ihm und Krallen pressten sich in seine Schultern, in seine Hüften und hinderten ihn an jeglicher Bewegung.

Ein heißer Schmerz schoss durch seinen Körper. Die Gestalt vor ihm, zu der die Stimme von eben gehörte, riss ihm den Bauch auf. Immer tiefer drang sie in seine Eingeweide und dann konnte er fühlen wie das heiße Metall aus der Wunde wieder heraus floss.

Noch einmal bäumte sich sein Körper gepeinigt auf, dann verlor er sich endlich in der erlösenden Dunkelheit.
 

„Sam“, begann Ruby, „ich will was probieren. Versuch Dean mal in den Arm zu nehmen, bei Dir beruhigt er sich vielleicht“, fügte sie schnell hinzu als dessen skeptischer Blick sie streifte.

„Setzt dich zu ihm, vielleicht können wir ihm so sogar etwas einflößen.“

Sam zuckte mit den Schultern, ein Versuch war es wert, und kletterte ins Bett. Er setzte sich ans Kopfende, nahm Dean zwischen seine Beine, legte ihn auf seinen Bauch und einen Arm sichernd um ihn.

Der Blonde entspannte sich tatsächlich und wurde ruhiger.

Ruby lächelte. Dann lief sie in die Küche um gleich darauf mit zwei Flaschen wieder zu kommen. In einer war Tee in der anderen Deans Milchpaps.

Sam strich mit dem Nuckel vorsichtig über Deans Lippen. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich darauf reagieren würde. Er tat es. Zu Sams und Rubys großer Zufriedenheit begann Dean selig an seiner Pulle zu nuckeln.

Ruby konnte nicht anders. Sie zog ihr Handy und machte mehrere Fotos.

„Spielst du mir die auf den Laptop?“, fragte Sam und strich seinen Bruder sanft über die kratzige Wange. Sie nickte. Sam reichte ihr die leere Flasche: „Machst du noch eine?“
 

Die Sonne stand schon wieder hoch am Himmel und Sam hatte sich nach einer langwierigen Diskussion mit Bobby widerwillig auf das alte Sofa gelegt und wollte eine Weile ruhen, er hatte eh nicht damit gerechnet, schlafen zu können. Und dann, als Dean wieder von irgendeiner Bedrohung für Sam phantasierte, war der Jüngere ohne lange nachzudenken in Deans Bett geklettert. Er hatte seinen Bruder an sich gezogen und ihm immer wieder beruhigende Worte ins Ohr geflüstert. Dean beruhigte sich tatsächlich und Sam fühlte sich binnen kürzester Zeit wie in einer zu heiß eingestellten Sauna. Trotzdem zog er die Decke fester über Dean und dann wanderten seine Gedanken über zwanzig Jahre zurück, als er von Albträumen geplagt zu seinen großen Bruder ins Bett gekrochen war und sich so fest an ihn geschmiegt hatte, dass der wahrscheinlich kaum Luft bekommen hatte.

Diese Erinnerungen beruhigten ihn immer noch.
 

Die nächsten Tage verbrachte Sam mehr oder weniger in Deans Bett. Dann endlich war das Fieber so weit gesunken, dass die drei Pflegenden erleichtert durchatmeten.
 

Dean blinzelte müde. Er fühlte sich als hätte ihn eine Horde Rachegeister durch die Mangel gedreht.

„Hey!“, wurde er von seinem Bruder begrüßt.

„Was?“, krächzte er und war über seine Stimme erschrocken.

„Du hattest einen Rückfall mit um die 41 Fieber und hast phantasiert. Ich hab mir wahnsinnige Sorgen gemacht Dean.“

„Tut mir leid!“

„Hör auf dich zu entschuldigen. Du kannst ja nichts dafür, dass sie dir ein Stück OP-Tuch vermacht haben.“

Dean hatte gar nicht richtig zugehört: „Aber wenn ich den blöden Pakt nicht…“

„Wenn du den blöden Pakt nicht geschlossen hättest, wäre ich jetzt tot. Außerdem hättest du den Pakt nicht schließen müssen, wenn ich besser auf mich aufgepasst, das blöde Messer aufgehoben oder Jake getötet hätte“, knurrte der Jüngere.

„Es ist nicht deine Schuld, Sam!“

„Deine aber auch nicht!“

Dean sagte nichts mehr. Er hätte auf Sam aufpassen müssen. Und wenn er das getan hätte, hätte der Gelbäugige Sam nicht entführen können und dann… Er holte tief Luft und sah zu seinem Bruder auf.

„Komm, ich bring dich ins Bad.“

Der Blonde nickte. Er fühlte sich durchgeschwitzt und ekelig.

Sam hob seinen Bruder aus dem Bett und trug ihn ins Bad. Dort setzte er ihn auf den Toilettendeckel und zog ihm das T-Shirt über den Kopf.

Es erschreckte Dean zutiefst, dass er nur auf Grund von Sammys starken Armen überhaupt aufrecht sitzen blieb.

„Das wird schon wieder“, versuchte Sam ihn aufzumuntern, als er Deans missmutiges Gesicht sah. Und wieder nickte Dean nur. Seine Schwäche hatte ihn bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele erschüttert. ER war doch der große Bruder. ER musste sich um Sam kümmern und nicht umgekehrt. So funktionierte die Welt nicht. Nicht seine Welt. Wenn Sammy ihm auch dass noch wegnahm, was hatte er denn dann noch?

Dann entfernte der Jüngere vorsichtig Pflaster und Mull und Dean vergaß sein Entsetzen über seine Schwäche.

Unterhalb seines Nabels, ein Stückchen weiter links war noch dicker Schorf zu sehen und der größte Teil seines Bauches leuchtete rosig.

„Schön sitzen bleiben!“, grinste Sam seinen Bruder an und ließ Wasser in die Wanne.

Atemlos tastete Dean über die neue Haut. Es würden wohl keine Narben bleiben und wenn das Rot verblasst sein würde, gäbe es keine sichtbaren Erinnerungen an seinen Pakt. Aber er hätte es nicht überleben dürfen. Wie war es möglich, dass er hier saß? Ein eiskalter Schauer rann über seinen Rücken. Was war er?

Sam war zufrieden mit den Wunden. Sie heilten gut, endlich. Selbst die Druckstellen auf Deans Hüfte und Rücken heilten dank Rubys Kräuterpaste.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen Bruder, wie der seinen Bauch abtastete. Er hätte ihm diese Kraft nicht zugetraut, genauso wenig wie er darauf gewettet hätte, dass der Blonde so lange aufrecht sitzen bleiben würde.

Er gab reichlich von Rubys Kräuterbadezusatz ins Wasser. Dann ließ ihn ein erschrockenes Quicken von Seiten Deans herumfahren, gerade rechtzeitig, um ihn aufzufangen.

Der Blonde hielt seinen Blick auf die Fliesen gerichtet. Scham brannte auf seinen Wangen und fraß an seinem Selbstbewusstsein, wenn er denn überhaupt noch welches hatte. Wozu war er denn eigentlich noch nütze? Er konnte ja nicht mal sitzen bleiben! Verdammt! Und Sammys beruhigendes „Das wird schon wieder!“ würde auch nicht helfen, selbst wenn er es noch tagelang wiederholte!

Sam ignoriert Deans Befindlichkeit und pellte ihn aus seinen Shorts. Schnell entfernte er noch die letzten Verbände und setzte seinen Bruder in die Wanne.

„Die Quietsche-Ente hat heute frei“, neckte er, „aber ich bin gleich wieder da!“ und wuschelte dem Blonden durch das, inzwischen für Deans Verhältnisse ziemlich lange, Haar und verschwand.

Nicht jedoch ohne die Tür sperrangelweit offen zu lassen, um Dean im Blick behalten zu können.

Er holte Bettwäsche aus dem Schrank und bezog Deans Bett neu, immer mit einem Auge auf seinem Bruder. Vielleicht hätte er sich besser auf eine Sache konzentrieren sollen, dann hätte er den Bezug nicht drei Mal neu zuknöpfen müssen.

Bobby schaute kurz ins Zimmer.

„Kannst du für Dean was zu essen fertig machen?“, bat der Jüngere und der Hausherr verschwand lachend. Natürlich hatte er Sams hausfrauliche Fehlversuche gesehen.
 

Dean biss die Zähne so fest zusammen, dass es knirschte. Seine Arme und Beine zitterten vor Anstrengung, doch er konnte nicht verhindern, dass er immer tiefer ins Wasser rutschte. Aber er würde lieber ertrinken, als schon wieder nach Hilfe zu rufen. Sein Kontingent an „Ich-schrei-um-Hilfe-Gutscheinen“ war mindestens für die nächsten fünf Jahre aufgebraucht.

Und dann versagten seine Kräfte und er rutschte unter Wasser.
 

Sam holte noch Handtücher und frische Sachen für seinen Bruder und kam gerade noch passend ins Bad zurück, um einen total geschwächten Dean vor dem Ertrinken zu retten.

Kaum hatte er ihn wieder über die Wasseroberfläche befördert, drehte Dean sein Gesicht zur Wand. Er war frustriert. Er fühlte sich gedemütigt. Sein Körper gehorchte ihm nicht und er musste wie ein Kleinkind umsorgt werden. Ihm war zum Heulen!

Sam fasste Deans Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. Deans Blick wurde leer.

„Dean, nach dieser langen Zeit wäre niemand in der Lage sich auch nur halbwegs zu bewegen und du bist schon besser als die meisten Menschen. Außerdem hast du einen Höllenhundangriff überlebt. Das hat soweit ich weiß auch noch niemand.“

„Wie lange?“ fragte er rau, ohne Sam dabei jedoch anzusehen.

„Fast elf Wochen.“

Die Augen des Blonden wurden groß und er fixierte Sam jetzt doch: „Wie? Ich dürfte nicht mehr leben!“

„Das willst du nicht wissen.“

Dean starrte in die Augen seines Bruders: „WIE!“

„Ruby hat sich geteilt. Ein Teil von ihr war in dir. Sie hat dafür gesorgt, dass du bis ins Krankenhaus überlebt hast.“

Wieder wurden die grünen Augen leer. Sam hatte recht gehabt. Das wollte er nicht wissen. Und plötzlich fiel ihm die beruhigende Stimme wieder ein, die auf ihn eingeredet hatte, als er intubiert gewesen war. Sie war es gewesen. Ruby! Ein Dämon hatte ihm das Leben gerettet. Und das nicht zum ersten Mal.

Das war zuviel für ihn. Dean zog sich so komplett in sich zurück, dass Sam mit ihm machen konnte, was er wollte. Dagegen wehren hätte er sich ja eh nicht gekonnt.

Sam schäumte ihm die Haare ein, spülte sie vorsichtig wieder aus. Dann war Deans Gesicht dran. Der Jüngere verteilte großzügig Rasierschaum und rasierte ihn dann mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen. Selbst als er über Deans Hals und Kehle fuhr blieben dessen Augen halb geschlossen und blicklos. Sam wusste nicht ob er sich jetzt über dieses Vertrauen freuen oder über die Teilnahmslosigkeit entsetzt sein sollte. Er entschied sich spontan für das Erste.

Zu guter Letzt wusch Sam ihn noch und ließ dann das Wasser wieder aus der Wanne während er ihn abspülte.

„Du solltest aus der Wanne wieder raus“, sagte der Jüngere und zog Dean an sich, um ihn in das weiche, große Handtuch wickeln zu können. Sanft rubbelte er ihn trocken und versorgte danach die Wunden.

Endlich wieder in Shorts und T-Shirt verpackt lehnte Sam ihn an die Kissen, die er am Kopfteil seines Bettes aufgestapelt hatte.

Deans Wangen brannten vor Scham. Er wollte nur noch schlafen. Abtauchen in die Dunkelheit, die ihm Zuflucht versprach, Schutz und Vergessen.



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