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Babysitting?!

I'm here for you
von

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Step 6

Der Morgen kam schneller als erwartet. Und damit auch die morgendliche Hektik bei uns zu Hause. Immer wieder hörte ich die aufgebrachte Stimme meiner kleinen Schwester. Das übliche Problem: Mom hatte ihre Klamotten weg geräumt und sie fand sie nun nicht mehr.

„Nimm doch einfach ein anderes Top. Wir können das Andere doch heute Nachmittag noch suchen.“, drang die gedämpfte Stimme meiner Mom durch die geschlossene Zimmertür und ich zog mir die Decke über den Kopf. Es war kurz nach sechs, wie mein Wecker mir verriet, ich hatte also noch mehr als genug Zeit. Leider schienen die zwei weiblichen Mitglieder unseres Haushalts darauf verdammt wenig Rücksicht zu nehmen.

„Auf keinen Fall! Ich hab dir gesagt, dass ich das Shirt heute anziehen muss! Du weißt doch, dass heute der Austauschschüler kommt. Naminé hat gesagt er soll einfach nur heiß sein!“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Daher lief also der Hase. Das morgige Gezicke hatte heute also ausnahmsweise mal einen triftigen Grund. Herzlichen Glückwunsch, Schwesterchen.
 

Mich dann doch endlich meinem Schicksal ergebend, tastete ich neben meinem Bett nach dem Lichtschalter. Es dauerte nicht lang und die Deckenlampe flammte auf und flutete den gesamten Raum mit Licht. Dabei wurde leider auch das herrschende Chaos aufgedeckt. Prüfend ließ ich den Blick über das Schlachtfeld, dass sich mein Zimmer nannte, schweifen. Einige Klamotten lagen auf dem Boden verteilt und schienen sich in kleinen Häufchen zu sammeln, darunter auch die von gestern. Auch die Ladekabel von diversen Geräten machten sich auf dem rötlichbraunen Teppichboden breit. Meinem Schreibtisch schenkte ich lieber keine Beachtung.

Ja, Mom hatte doch Recht. Es war wieder an der Zeit aufzuräumen. Aber das musste bis nach der Schule warten. Vielleicht auch noch ein bisschen länger.

Gähnend streckte ich mich und schwang die Beine aus dem Bett. Das Stimmengewirr vor meiner Tür wurde etwas leiser. Anscheinend hatten die zwei sich in die Küche verzogen. Ob das Drama allerdings ein Ende gefunden hatte, würde ich wohl später in Erfahrung bringen müssen.
 

Von der trügerischen Stille in Sicherheit gewogen, stand ich auf und suchte mir frische Sachen aus meinem Schrank, ehe ich das Zimmer Richtung Bad verließ. Allerdings musste ich, dank meiner ach so lieben Schwester, das Badezimmerritual noch ein bisschen verschieben.

„Axel! Du musst mir unbedingt helfen!“ Ich rollte kurz mit den Augen, ehe ich mich zu meiner Schwester umdrehte und sie kurz musterte.

Holla. Ich musste schwer schlucken, um nicht irgendeinen Kommentar abzulassen, den ich spätestens drei Sekunden später bereut hätte. Meine Schwester hatte ihr Lieblingsoberteil an: ein ziemlich knappes und verdammt tief ausgeschnittenes schwarzes Top mit der Aufschrift ‚Shit happens, wanna try?‘.

Eigentlich hatte ich nichts gegen dieses Oberteil, es gefiel mir eigentlich sogar. Allerdings gehörte es verdammt noch mal nicht an meine kleine Schwester. Das Ding schrie förmlich, dass es seiner Trägerin vom Leib gerissen werden wollte, und dafür war die Kleine nun wirklich noch zu jung! Demyx und Zexion meinten dazu immer, ich würde übertreiben. Aber ich wusste es besser. Nicht mit meiner kleinen Schwester! Nicht mit Kairi!
 

„Wobei denn?“, fragte ich rasch, um mich selbst von ihrem Outfit abzulenken. Nein, ich würde dazu jetzt nichts sagen. Das würde ich schön Dad überlassen.

„Du hast doch bestimmt gestern im Bad meine Kette gesehen, oder?“

„Welche?“, fragte ich ein wenig überfordert. Warum konnte sie nicht von selbst genauer definieren, welche sie meinte? Sie hatte ihren gesamten Schmuck immerhin im ganzen Haus verteilt deponiert, warum auch immer.

„Na, meine Medaillon-Kette mit der Rosengravur. Die mit den kleinen Bildern von Naminé und mir.“, beschrieb sie dann ein wenig hecktisch und ich schüttelte den Kopf. Nein, das Teil hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dass Kairi sich daran noch erinnerte, wunderte selbst mich. Sie hatte es die letzten Wochen kaum beachtet.

„Och nee!“, jammerte sie aufgebracht und verschwand wieder in ihrem Zimmer.

Mädchen hatten definitiv zu viele Probleme. Wie gut, dass ich mir das nicht antun musste. Wäre ich ein Mädchen, dann würde ich wohl fast genauso rumrennen, wie ich es jetzt auch tat. Halt nur mit dem Unterschied, dass ich einen BH drunter tragen müsste.

Über diese Gedanken den Kopf schüttelnd setzte ich meinen Weg ins Bad fort.
 

Dort angekommen verschloss ich die Tür, beförderte die frische Kleidung auf die Ablage neben dem Waschbecken und meine Schlafsachen in den Wäschekorb.

Kurze Zeit später nieselte das wohlig warme Wasser aus dem Duschkopf auf mich nieder. Es hatte wirklich was, wenn man in einem Vier-Personen-Haushalt als letztes aufstand: Man hatte in der Regel bereits warmes Wasser und musste nicht erst warten, bis es sich vernünftig eingestellt hatte.

Genüsslich schloss ich die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Heute morgen würde ich mir Zeit lassen. Da konnte niemand was dran drehen. Der Unterricht begann erst um viertel vor Acht, also...

Ich stockte. Moment. Irgendwas meldete sich bei mir. Kurz überlegte ich und dann fiel mir wieder ein, was da gerade in mir so einen Terror veranstaltete. Fuck! Ich konnte mir gar nicht so viel Zeit lassen. Ich hatte Roxy doch versprochen, um halb sieben an der Schule zu sein.
 

Ohne weiter drüber nachzudenken, schmiss ich meinen relaxten Morgen über den Haufen. Und nachdem ich dann auch schon in meiner Schuluniform steckte und mich gerade meinen Haaren widmen wollte, tat sich mir ein neues Hindernis auf: Das Haarspray war leer.

Es war leer. Irgendwer hatte sich an meinem Haarspray vergriffen und jetzt war es leer. Noch gestern war definitiv genug drin gewesen, für zwei weitere Tage. Argh, aber nein, jetzt war es leer!

So ein Scheiß auch. Immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Gut, dann eben improvisieren. In der Schule würde ich Demyx einfach fragen, ob er mir seins mal leihen könnte. Bis dahin würde ich ohne auskommen müssen.

Ich klaute mir eines von Kairis Haargummis und band damit flüchtig meine Haare zurück. So war es wenigstens annehmbar.
 

Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich es auf keinen Fall mehr pünktlich schaffen würde. Mist.

Schnell eilte ich in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy. Schnell suchte ich die Nummer der Heavens aus meinem Speicher und betätigte die grüne Taste.

Es klingelte nur einmal, und dann erklang schon die sanfte Stimme von Roxas‘ Mutter: „Heavens?“

„Mrs. Heaven? Ich bin’s Axel. Ist Roxas zufällig noch zu Hause?“

„Nein, der ist gerade eben raus. Er meinte, er hätte es ziemlich eilig. Wieso?“ Mist! So ein Pech auch. Aber zumindest kam ich nicht als einziger zu spät. Der Kleine würde auch nicht um Punkt halb dort sein.

„Ach, hat sich erledigt. Ich werde ihn einfach auf dem Weg abfangen, danke.“ Und schon war die Verbindung getrennt. Sicherlich hatte ich die gute Frau jetzt ziemlich verwirrt, aber das konnte ich gerade nicht wirklich beachten. Rasch schnappte ich mir meine Sachen und verließ mit einem gerufenen „Bin weg“ unsere Wohnung.
 

Der Weg dauerte eine Weile, und als ich dann endlich an der Schule ankam, war es bereits fünf vor Sieben. Doch daran störte ich mich nicht. Zumindest versuchte ich mir einzureden, dass es mich nicht störte.

Den Gedanken an die Uhrzeit in eine hintere Ecke meines Hirns schiebend, betrat ich den Schulhof und ließ meinen Blick über die Frontseite des Gebäudes schweifen. Und zu meinem Glück erblickte ich die gesuchte Person sofort. Er war tatsächlich noch da. Perfekt.

Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich lief auf den blonden Strubbelkopf zu. Auf halbem Weg schien er mich entdeckt zu haben und kam mir entdecken.

„Morgen, du Langschläfer. Ich dachte schon, du lässt mich hängen.“, begrüßte Roxy mich und ich sah ihn gespielt empört an.

„Wie kommst du dazu, mir sowas vorzuwerfen? Ich halte mich an Verabredungen... okay, zugegeben, ich bin spät dran, aber das ist egal.“, gestand ich mir ein und sah mich prüfend um. Ich war für gewöhnlich nie so früh hier. Es war ungewohnt, den Schulhof so leer zu sehen. Irgendwo fast unheimlich.
 

Schnell lenkte sich meine volle Aufmerksamkeit wieder auf Roxas, der mich leicht irritiert musterte.

„Was ist?“, forschte ich nach, als er keine Anstalten machte, auf meinen fragenden Blick zu reagieren. Ertappt zuckte der Kleinere zusammen und schüttelte hecktisch den Kopf.

„Nichts, ich hab dich nur noch nie mit zusammengebundenen Haaren gesehen.“, klärte er mich auf und legte den Kopf schräg. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

„Ist auch bloß eine Nothandlung gewesen. Irgendein Spinner hat sich an meinem Haarspray vergriffen und die ganze Dose geleert.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Aber egal. Verrätst du mir jetzt, was für ein Gefallen ich dir tun kann?“, wollte ich zum eigentlichen Punkt übergehen. Kurz schwieg der Kleinere mich an und ließ seinen Blick über das Schulgelände gleiten, doch dann packte er mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her ins Schulgebäude.
 

Den gesamten Weg über schwieg Roxas und erst, als er die Tür zur Bibliothek öffnete und mich hineinzog, schien er sein Ziel erreicht zu haben. Bedacht schloss der Jüngere die Tür und ich hob skeptisch eine Augenbraue.

„Was sollen wir denn hier?“, fragte ich eher nebenbei und sah mir die Unmengen an Büchern an, die die Regale füllten. Zexions Paradies. Ich mied die Bibliothek in der Regel. Hier war es mir zu bedrückend. Die wohlgehütete Stille machte einen doch nach knapp fünf Minuten kirre.

„Bring es mir bei!“ Ich stockte. Was? Fragend wandte ich mich zu Roxy um. Er sah mich ein wenig flehend an.

„Was beibringen?“

„Na, Gitarre spielen! Du kannst es doch...“ Der bittende Ausdruck in den blauen Augen wich einem unsicheren Schimmer. Irgendwie machte er gerade ein wenig den Eindruck, als wäre er ein verlorener Welpe, der nicht wusste, ob er nun den einen, oder den anderen Weg nehmen sollte. Ich musste lächeln.

„Aber du kannst es doch auch.“ Ich erhielt ein Kopfschütteln zur Antwort.

„Ich kann nur ganz wenig, weil ein Freund mir mal gezeigt hat, wie man ein paar meiner Lieblingssongs spielt. Aber ich kann nicht richtig spielen. Also, bringst du’s mir bei?“
 

Ich war ein miserabler Lehrer. Das hatten wir schon einmal herausgefunden, als Demyx Probleme in Mathe hatte und ich auf ziemlich umständlichem Wege versucht hatte, es ihm zu erklären. Schließlich hatte ich das Thema dann doch lieber Zexion überlassen. Bei dem hat Dem es dann auch keine drei Minuten später verstanden.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, schüttelte ich den Kopf.

„Nein, kann ich nicht.“, eröffnete ich Roxy und dem Kleineren entglitten jegliche Gesichtszüge.

„A-aber du hast gesagt, dass du mir was schuldig bist. Du kannst also gar nicht ‚nein‘ sagen!“, ein leicht angesäuerter Unterton schwang in den Worten des blondhaarigen Jungens mit. Während ich mein Handy aus meiner Hosentasche angelte, grinste ich ihn an.

„Hey, mach mal halblang, Roxy. Ich hab gesagt, dass ich es dir nicht beibringen kann. Aber ich kann dir jemanden organisieren, der es hundertprozentig machen wird.“

„Wer denn?“

„Das Nervenbündel von gestern. Der bringt es dir dann auch vernünftig bei, und nicht nur so huddelig, wie so mancher Musiklehrer es gern zu tun pflegt.“
 

Roxas runzelte etwas irritiert die Stirn. Er schien nicht genau zu wissen, von wem ich sprach.

„Ich red‘ von Demyx, Kleiner.“, half ich ihm dann ein wenig auf die Sprünge und augenblicklich schien es bei ihm ‚klick‘ zu machen.

„Der kann Gitarre spielen?“, fragte er ungläubig und seine Augen spiegelten den Unglauben deutlich wieder.

„Nicht nur das. Der Gute ist richtig fanatisch, was Musik angeht. Er spielt noch Klavier, Bass, gelegentlich Geige, wenn er eine in die Pfoten bekommt, und noch ein paar andere Instrumente, die mir gerade nicht einfallen wollen. Im Großen und Ganzen lässt er eigentlich nur die Finger von den Blasinstrumenten, die sind ihm zu anstrengend.“ Was ich voll und ganz verstand. Die Instandhaltung eines Bläsers war definitiv nichts für einen Chaoten wie Demyx.
 

Roxas starrte mich nach wie vor ungläubig an, allerdings kümmerte ich mich nicht weiter darum, und machte mich lieber daran, den Musikliebhaber per SMS in die Schulbibliothek zu beordern. Er hatte zwar heute eigentlich erst zur Zweiten, aber er würde es mir sicherlich vergeben, wenn er den Grund erfahren würde. Es dauerte keine Minute, bis ich eine Antwort erhielt.

Ein knappes ‚Nagut‘ und ein augenrollender Smiley war alles, was in der Nachricht stand. Aha, er lag noch im Bett, sonst würde er sich nicht so kurz fassen. Scheinbar ging das Telefonat mir Marluxia gestern Abend noch eine ganze Weile.

Triumphierend ließ ich das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden.

„Er kommt gleich.“, klärte ich den blondhaarigen Jungen mir gegenüber auf und lief zu einer der Sitzgruppen, die in einer Ecke der Bibliothek aufgestellt waren. Leise seufzend ließ ich mich auf einem der Sofa nieder und stellte belustigt fest, dass Roxy mir nur zögerlich folgte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hide-Behind
2011-01-16T02:42:29+00:00 16.01.2011 03:42
Die ganze Zeit hatte ich mich schon gefragt was Roxas von ihm will aber erlich gesagt hatte ich etwas anderes erwartet XD.
Ob Roxas auch etwas traurig ist das er die stunden mit demyx bekommt und nicht mit Axel.
Ich frage mich ob er bei Roxas nicht doch noch schuld zu befleichen hat.
Weil er ihm schließlich kein gitarre beibringt und Demyx die arbeit machen muss.
Von: abgemeldet
2011-01-14T16:38:24+00:00 14.01.2011 17:38
super chap!!
ich hätte j anie gedacht das roxy DAS von ihm will!!!
als er sagte ´bring es mir bei´ hab ich erst schief gedachta ber dann ...
und das demy die BLAS instromente zu anstrengd sind...tztztz
*grins*
escht tolle kapi aber besonders viel is nicht passirt..ach ja und: armer sora!!! wen es echt sora is den kairi gemeint hat..tut er mir echt leid!
Von:  Apollon
2011-01-14T16:16:58+00:00 14.01.2011 17:16
So,
ich freu mich dass du das Kapitel schon hochgeladen hast. Hat meinen Tag versüßt~.
Nur das Blondhaarig ist mir mal wieder aufgefallen
*poke*
und einmal hast du Präteritum benutzt wo Plusquamperfekt hingehört hätte.
aber ansonsten wieder 1 A
*knuff*


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