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Black Widow Circus

"Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe"
von

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Das neue Mitglied

„Hey, wach auf! Wie lange willst du noch hier rum liegen?“

Mein Kopf dröhnte als ich langsam die Augen öffnete. Der Schmerz auf meiner Brust war bereits verflogen, doch spürte ich immer noch dort einen unangenehmen Druck. Die Stimme, die zu mir sprach, musste ganz in der Nähe meines Ohres gewesen sein, denn sie war etwas lauter und klang besorgt.

Ich wusste nicht, wie lange ich ohnmächtig war aber ich war froh wieder wach zu sein und nahm den Duft von frischen Stroh war. Ich blickte auf und sah für einen Moment noch einiges verschwommen, doch dann fügte sich mein Blick wieder und ich sah in das erwartungsvolle Gesicht eines jungen Mannes. Er hatte wallendes orangefarbenes Haar und Augen wie aus Amethysten bestehend. Unter der rechten Wange hatte er einen aufgemalten gelben Stern und seine Kleindung war komplett in tiefen lilafarbenen Samt gehüllt. Schließlich lächelte er und brach für einen Moment in erleichtertes Gelächter aus.

„Ein Glück, du bist endlich wach! Ich dachte, ich würde dich gar nicht mehr aus dem Stroh kriegen.“ Ich blickte ihn leicht verdutzt an, doch anhand seiner Reaktion schien er ein eher netter Kerl zu sein und seine Aufmachnung machte deutlich dass er anscheinend einer der Artisten des Zirkus war.

„Wer bist du?“ Der Junge richtete sich auf und als ob er mit dieser Frage gerechnet hätte, führte er eine elegante Pirouette vor mir aus und ließ sie in eine tiefe Verbeugung enden.

„Gestatten? Mein Name ist Valo Kaleva, ich bin der Hofnarr und der Puppenspieler des Black Widow Circus aber in Fachkreisen bin ich einfach nur der Clown.“ Einen Moment lang betrachtete ich ihn. Ich musste lächeln.

„Der Direktor hat mir alles erzählt. Du bist das neue Mitglied des Zirkus, nicht wahr? Er hat mich gebeten so lange, bis du dich hier eingelebt hast, auf dich aufzupassen und dich unter meine Fitiche zu nehmen. Dein Name war Ari, richtig?“ Ich nickte, doch etwas fragend war ich schon. Ich richtete mich auf und zupfte das letzte Stroh von meinen Kleidern. Wie es aussah, hatte ich wohl in einem Strohhaufen geschlafen.

„Ja, das ist mein Name. Aber sag mir, wieso bin ich nun hier? Du bist doch auch einer der Artisten des Zirkus, was hat das alles zu bedeuten?“ Der Junge grinste und hielt mir unerwartet eine Karte mit einer Herz Sieben unter die Nase.

„Du bist ja ein neugieriger Schlingel, mein Guter. Du wurdest auserwählt ein weiteres Mitglied des Zirkus zu sein und wir sind genau Sieben Artisten mit dir zusammen, Jungchen. Mit dem Zirkusdirektor sind wir Acht. Na überrascht?“

Ich wollte meinen Ohren erst nicht trauen als er sagte, ich sei nun auch ein Mitglied aber ich fasste mir an die Brust und schluckte hart. Der Blick des Artisten glitt mit meiner Hand mit und sein Blick wurde ernst.

„Ich weiß, was du denkst. Nicht nur du, sondern alle wurden mit dem Zeichen des Direktors gebranntmarkt. Alle, die dieses Zeichen tragen, sind fester Teil des Zirkus. Du solltest dich damit abfinden denn nach Hause kannst du wohl nun nicht mehr.“ Ich sah auf. „Heisst das, ich muss nun für immer hier bleiben?“ Der Junge grinste und setzte dennoch einen nachdenklichen Blick auf. „So wie ich das sehe, ja. Zumindestens wurde schon der erste Schritt bei dir erfüllt dich zu einem Mitglied unserer Truppe zu machen. Eine Bedingung musst du noch erfüllen, es sei denn, du weigerst dich aber ich denke, dass du dich gegen die Macht des Zirkusdirektors sowieso nicht wiedersetzten kannst also hast du gar keine andere Wahl als hier zu bleiben.“

Eins wusste ich, der Typ konnte reden wie ein Wasserfall aber was er da sagte, interessierte mich.

„Was meinst du damit? Eine weitere Bedingung?“ Liebevoll legte er mir einen Arm um die Schulter und lächte warmherzig. „

Hör zu, Ari. Es gibt da noch einige Dinge, die du nicht weißt oder besser die du noch nicht weißt. Dieser Zirkus ist mehr als nur ein fröhliches Farbenspiel aus verschiedenen Artisten. Für viele ist es ein Lustspiel um ihre Lust zu befriedigen, für uns ist es das alltägliche Leben in der Hölle. Wir sind Artisten gefangen in diesem Zirkus und sind an die Befehle des Direktors gebunden. Gewöhn dich lieber schon mal daran.“

Für einen Moment schwieg ich und starrte zu Boden, doch Valos Gesicht wurde wieder fröhlich und gab mir einen Klaps auf die Wange. „Hey, jetzt guck doch nicht so. Ich wollte dich nicht erschrecken, keinesfalls. Hör zu, du bist jetzt in meiner Obhut und ich habe die Anweisung bekommen auf dich aufzupassen. Ich mag zwar verrückt aussehen und mich auch in etwa so verhalten aber glaub mir, ich bin noch einer der normalsten Artisten in diesem Laden. Und nun komm, ich führe dich rum.“

Valo war wirklich sehr nett. Während er mir alles zeigte, erklärte er mir alles und auch, dass der Zirkus am Tag geschlossen sei. Er sei ausschließlich nur für die Nacht bestimmt. In der Manege angekommen staunte ich nicht schlecht. Zum größten Teil war sie in schwarz gehüllt und was sie bei Nacht in Licht tauchte, waren riesige schwarze Fackeln, die in blauen und lilanen Farben leuchteten. An der Decke war ein Trapez aufgehangen was ungefähr 30 Meter über dem Boden hang und das beeindruckte mich sehr. Das Zelt war größer als jedes Zirkuszelt, das ich je gesehen habe. Bei einem Mal durchgehen würde man eine Strecke von 60 Metern zurücklegen, inklusive der Trebühnen waren es ungefähr 100 Meter. Das Zelt war einfach gigantisch.

„Und hier, das ist das Netz falls mal jemand vom Trapez fällt, ist aber zum Glück bis jetzt nur einmal vorgekommen. Ach ja, wenn du die nächste Zeit auf einen Kerl triffst, der gelbe Katzenaugen und schwarz-weiße Haare hat und immer böse guckt, dann nimm dich in Acht. Silvo ist auf Neuankömmlinge nicht sehr gut zu sprechen.“

Ich sah Valo fragend an. „Silvo? Wo sind denn die anderen Artisten?“ Bevor Valo antworten konnte, tauchte eine dunkle Stimme den gesamten Raum ein und mich schauderte es. Ich wandte mich um erblickte den Mann, der mir das Mal verpasst hatte, nur sah er in seinem schwarzen Outfit mit der langen engen Hose und dem engen Hemd mal ganz normal aus. Auf seiner Schulter saß wieder diese Fledermaus, die mich unentwegt ansah.

„Ich dachte, Valo hätte dich bereits eingewiesen dass es Sieben Artisten gibt. Aber wie es scheint, habt ihr bereits alles gesehen. Gefällt dir mein...unglaubliches Werk?“ Ich antwortete nicht darauf. Schließlich verbeugte sich Valo vor ihm.

„Seid gegrüßt, Direktor.“ Erstaunt blickte ich den Mann an. Er grinste mich an und verneigte sich.

„Wie unhöflich, ich habe meine Wenigkeit ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Dario Winshetti, ich bin der Leiter dieses Entablissements und verantwortlich für dieses Werk. Verzeih wenn ich dich so unsanft behandelt habe aber mir blieb keine andere Wahl. Du hast mich einfach mit deinen feuerroten Haaren so verzaubert dass ich dich gar nicht mehr gehen lassen wollte.“

Ausrede, dachte ich mir nur. Der Kerl beherrschte sein Handwerk wirklich gut so zu Schauspielern. Als ob es an meinen Haaren gelegen hätte, da war sicherlich mehr und ich würde es irgendwann herausfinden. Ich schenkte seinen Worten keine Beachtung und starrte ihn einfach nur wütend an als er sich mir näherte und mit seiner Hand durch mein Gesicht fuhr.

„Mein Gott, hast du weiche Haut und so wunderschöne weibliche Züge. Ich denke, ich werde sicher noch eine Verwendung für dich finden, so viel ist sicher. Gewöhn dich lieber an diesen Ort denn es wird der letzte sein, den du hier jemals zu Gesicht bekommen hast.“

Mit diesen Worten kehrte er um und verschwand in der Dunkelheit. Die Fledermaus auf seiner Schulter flog im Zelt herum und ließ sich dann kopfüber von der Decke hängen, wobei ich immer noch das Gefühl hatte, dass sie mich beobachten würde.

„Komm, Ari, ich habe eben etwas zu Essen zubereitet. Bevor wir hier überhaupt was mit dir machen, musst du erst mal wieder zu Kräften kommen.“

Wortlos folgte ich Valo bis wir in ein weiteres kleines Zelt kamen in dem anscheinend das Essen zubereitet wurde. Ich setzte mich auf einer der Strohballen und während ich Valo beim Servieren zusah, begann ich mich zu fragen, was mich genau hier alles erwarten würde. In einem Punkt hatte der Direktor recht gehabt, ich habe mir diesen Pfad selbst ausgesucht und nun werde ich ihn auch bestreiten, selbst wenn das hieß, dass ich mein altes Leben komplett aufgeben müsse.



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