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Familienbande

von

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Die Folgen einer Nacht

Kapitel 2: Die Folgen einer Nacht
 


 

Drei Tage, nachdem Caius gegangen war, kam George wieder. Emma freute sich natürlich ihn wiederzusehen, doch in Gedanken war sie immer noch bei dem blonden Vampir aus Volterra, den sie lieben gelernt hatte, doch ihr Mann merkte nichts davon und nach der ersten Wiedersehensfreude ging das alltägliche, ärmliche Leben auf den Feldern weiter, doch Emma konnte Caius nicht vergessen.
 

Mittlerweile waren schon vier Monate vergangen, seit er sie verlassen musste. Doch zu ihrer Freude hatte er ihr etwas hinterlassen, das sich erst Monate später bemerkbar machte und das er vermutlich selbst nicht ahnte. An diesem Morgen arbeitete George alleine auf den Feldern, da sich Emma nicht wohl fühlte und deswegen auf dem harten Strohlager liegen blieb. George machte sich große Sorgen um sie, doch Emma wusste, dass ihr nichts fehlte. Sie wusste woher ihre Übelkeit kam, doch sie sagte ihrem Mann nichts davon. Gedankenverloren schaute sie an die Decke, die mit wenigen, verwitterten Balken gestützt wurde. Sie hatte erst vor ein paar Tagen bemerkt, dass sie schwanger war und sie war sich sicher, dass das Kind nur von Caius sein konnte, da es noch nicht allzu lange her war, dass sie mit ihrem eigenen Mann geschlafen hatte. Beim Gedanken an den gut aussehenden Vampir schlich sich, wie so oft in letzter Zeit, ein Lächeln auf ihre Lippen, während sie vorsichtig über ihren Bauch, der sich schon sanft rundete, strich. Sie wusste, dass es falsch war, George ein Kind unterjubeln zu wollen, das gar nicht sein Kind war, doch jetzt konnte sie es ohnehin nicht mehr ändern und sie hatte viel zu große Angst ihn zu verlieren, als dass sie ihm die Wahrheit sagen konnte. Aber sie konnte es nicht ewig vor ihm geheimhalten; spätestens in ein paar Monaten würde er es sowieso sehen. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen ganz leichten Tritt gegen ihre Bauchdecke spürte. Wieder lächelte sie und ließ die Hand ihrem Bauch ruhen, worauf das sanfte Treten aufhörte. Sie atmete tief durch, um auch den Rest ihrer Übelkeit zu verdrängen, doch es wollte ihr nicht wirklich gelingen. In der letzten Zeit war sie aufgrund ihrer Schwangerschaft so erschöpft, dass sie die Hälfte des Tages meistens verschlief. Auch jetzt konnte sie kaum noch die Augen offen halten. Irgendwann gab sie ihren schweren Lidern nach und schlief schließlich mit den Gedanken immer noch bei Caius ein.
 

Der blonde Vampir befand sich in der Zwischenzeit zu Hause in Volterra. Seit er wieder hier war, hatte er sich immer mehr von Aro und Marcus zurückgezogen und hing fast nur noch seinen Gedanken nach. Seinen Brüdern war es sofort aufgefallen, dass irgendetwas passiert sein musste, als er wiederkam; selbst Demetri und Felix fiel auf, dass etwas nicht mit ihrem Meister stimmte. Auch an diesem Morgen stand Caius in irgendeinem Gang ihres Hauptquartiers schaute nachdenklich aus dem Fenster, seine Gedanken waren weit fort - in England, bei der Frau, die er liebte - Emma...

Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass Aro zu ihm trat. Er sagte zuerst nichts, beobachtete seinen Bruder schweigend und besorgt. "Caius...? Kann ich mit dir reden...?", fragte er schließlich. Erschrocken drehte sich der Angesprochene um, entspannte sich aber sofort wieder, als er erkannte, wer hinter ihm stand. "Aro...was machst du denn hier? Worüber willst du denn reden...?", fragte er abwesend. "Das fragst du noch? Sieh dich doch mal an. Seit du wieder zu Hause bist, redest du kaum noch mit uns. Du ziehst dich immer weiter zurück. Du hängst nur noch deinen Gedanken nach. Selbst deine Augen sind schwarz wie die Nacht, weil du schon seit Wochen das Blut verweigerst", zählte Aro auf. Caius sagte nichts dazu und vermied es, ihn anzusehen. "Was ist in England passiert?", fragte sein Bruder jetzt ohne Umschweife. Der Blonde zögerte, er wusste nicht, ob er es ihm wirklich sagen sollte. "Ich fürchte, ich habe mich in eine Sterbliche verliebt", sagte er dann leise. Aro sagte zuerst nichts, doch Caius konnte ihm deutlich ansehen, dass er überrascht und gleichzeitig fassungslos war. "Du hast dich in eine Sterbliche verliebt?", wiederholte er seine Worte. "Ja, verdammt nochmal. Ich weiß, dass ich es hätte verhindern müssen, aber ich konnte es einfach nicht. Als ich sie zufällig auf den Feldern unweit von London entfernt getroffen habe, hat sie mir angeboten, über Nacht zu bleiben. Ich wollte eigentlich ablehnen, aber sie ließ nicht locker, bis ich schließlich doch zugestimmt habe. Ich hätte weiterziehen müssen, zumal sie auch noch verheiratet war. Aber irgendwann ließen wir alle Vorsicht fallen und dann ist es nunmal passiert", erzählte Caius, hielt seinen Blick aber weiterhin gesenkt. "Du meinst, du hast mit ihr geschlafen?", fragte Aro langsam. Caius nickte kaum merklich. "Mein Gott, Caius, bist du wahnsinnig? Ist dir bewusst, dass das Folgen für sie haben kann? Als Sterbliche ist sie nicht erstarrt wie eine Vampirin. Was machst du denn, wenn sie jetzt schwanger geworden ist?", fragte Aro, der mit der Situation sichtlich überfordert war. "Ich habe keine Ahnung, was ich dann mache. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich tun soll..." Verzweifelt schloss er die Augen. "Du liebst sie also wirklich?", fragte sein Bruder und schaute ihn eindringlich an. "Ja, ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie sie. Aber ich kann ja wohl kaum zurückgehen, da ihr Mann wieder da ist. Ich werde bald verrückt vor Sorge um sie. Ich würde alles dafür geben, um zu wissen, wie es ihr geht", sagte Caius leise. Aro schwieg einen Moment. "Dann schick doch jemanden zu ihr, der es für dich herausfindet. Und wer wäre da besser als Demetri? Immerhin ist er der beste Tracker, den ich je getroffen habe. Er wird sie finden, auch wenn er sie nicht kennt", schlug Aro vor. "Das ist es, wieso bin ich da nicht schon früher drauf gekommen. Danke, Aro, entschuldige mich!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Gang hinunter. Sein Bruder sah ihm schmunzelnd hinterher.
 

Caius hatte sich auf die Suche nach Demetri gemacht, der ihm zufällig schon zwei Gänge weiter begegnete. "Demetri, da bist du ja. Ich habe nach dir gesucht", hielt er ihn auf. Sofort blieb der Angesprochene stehen und schaute seinen Meister fragend an. "Ihr habt nach mir gesucht, Meister? Was kann ich für Euch tun?" "Ich habe einen Auftrag für dich", sagte Caius ohne Umschweife. "Was für einen Auftrag?", fragte Demetri. "Du musst jemanden finden. Ihr Name ist Emma, sie lebt in London auf dem Land in ärmlichen Verhältnissen", erklärte Caius ihm kurz. "Schön und gut, aber wieso soll ich sie denn suchen? Hat sie etwas verbrochen?", fragte er wieder. "Nein, ganz im Gegenteil. Du sollst nur für mich herausfinden, ob es ihr gut geht und in welchem Zustand sie momentan ist. Ich muss es einfach wissen..." Demetri schwieg einen Moment, er fing an, seinen Meister zu durchschauen. "Erlaubt mir eine Frage...ist diese Frau sterblich?" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Ja, sie ist sterblich. Und ich habe etwas Unverantwortliches getan. Deswegen musst du sie für mich finden. Ich bitte dich, Demetri." Er war schon beinahe am Rande der Verzweiflung. "Seid unbesorgt, Meister. Ich werde diese Frau für Euch finden. Ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen", antwortete Demetri lächelnd und verbeugte sich leicht. "Ich danke dir. Richte ihr bitte aus, dass ich sie immer noch liebe, jeden Tag an sie denke und schrecklich vermisse", fügte Caius hinzu. "Selbstverständlich, ich werde mich beeilen", versprach er, lächelte seinem Meister noch einmal zu und verschwand dann den Gang hinunter.
 

Wie er es versprochen hatte, machte sich Demetri noch am gleichen Tag auf den Weg nach England. Er war ungefähr eine Woche unterwegs, als er endlich an seinem Ziel ankam. Es war mitten in der Nacht, doch das hatte er auch beabsichtigt. Er wollte alleine mit ihr reden, ohne dass ihr Mann etwas davon mitbekam. Leise schlich er um das Haus herum, überlegte, wie er es anstellen sollte, dass sie aufwachte, ohne dass er auch George wecken würde. Plötzlich fielen ihm die kleinen Kieselsteine auf, die von der Haustür bis zu dem kleinen Garten auf dem Weg verstreut lagen. Langsam hob er einige davon auf und fing an, sie leise gegen das Fenster zu werfen. Dann trat er schnell zurück in den Schatten und wartete darauf, ob sie es mitbekommen hatte.
 

Tatsächlich wachte Emma auf. "Was war das?", murmelte sie vor sich hin, als sie sich aufsetzte. Vorsichtig stand sie auf, während sie das alte Tuch, das neben ihrem Strohlager lag nahm und es sich überwarf, bevor sie leise nach draußen schlich. Sofort zog sie das Tuch enger um sich, als sie die Kälte spürte. "Ist da jemand?", rief sie mit gedämpfter Stimme. "Seid gegrüßt, Emma", sagte Demetri, als er ins fahle Licht des Mondes trat. "Wer seid Ihr...und woher kennt Ihr meinen Namen?" Ängstlich wich sie einige Schritte zurück. "Seid unbesorgt, ich werde Euch nichts tun. Mein Name ist Demetri und ich komme im Auftrag von Caius", erklärte er freundlich lächelnd. "Ihr kennt Caius?", fragte Emma und schaute sofort auf. "Ja, ich lebe bei ihm in Volterra", antwortete er. "Geht es ihm gut? Ist er gut nach Hause gekommen?", fragte sie sofort. "Selbstverständlich, ich soll Euch eine Nachricht überbringen." Erwartungsvoll schaute sie ihn an. "Er lässt Euch ausrichten, dass er Euch immer noch liebt, jeden Tag an Euch denkt und Euch vermisst", berichtete Demetri. Als Emma das hörte, füllten sich ihre Augen mit Tränen, die ihr kurz darauf über die Wangen liefen. "Wieso weint Ihr?", fragte Demetri sanft. "Weil es mir genauso geht...ich liebe ihn auch noch und die Tatsache, dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen werde, erfüllt mich mit Kummer", murmelte Emma. "Wer sagt denn, dass Ihr ihn nie wieder sehen werdet?" "Ich fühle es...ich werde ihm wohl nie sagen können, dass ich sein Kind unter dem Herzen trage", flüsterte sie traurig. Einen Moment herrschte Stille, Demetri schaute sie fassungs los an.

Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. "Ihr erwartet ein Kind von ihm? Seid Ihr Euch da ganz sicher? Könnte es nicht von Eurem Mann sein?", fragte er noch einmal nach. "Nein, ich bin mir ganz sicher. Wäre das Kind von meinem Mann, würde man es noch nicht so deutlich sehen", versicherte ihm Emma ohne zu zögern. Demetri seufzte innerlich. Na ganz toll, dachte er sich, was hatte Caius da nur angerichtet? "Was soll ich denn jetzt nur machen?" Emmas Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Ich kann George unmöglich die Wahrheit sagen. Am liebsten würde ich ganz weit weglaufen." "Ich kann Euch gut verstehen, aber ich kann Euch leider nicht mitnehmen", bedauerte Demetri. Emma schüttelte den Kopf. "Das verlange ich auch gar nicht..." "Ich kann Euch allerdings einen Vorschlag machen." Sofort schaute sie ihn fragend an. "Ich kann Caius davon erzählen, dann wird er sicher zu Euch zurückkehren, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit", schlug Demetri vor. "Das würdet Ihr wirklich für mich tun?", fragte Emma hoffnungsvoll. "Natürlich, er wird mich ohnehin nach Euch fragen, ich werde ihm die Nachricht dann überbringen", antwortete Demetri lächelnd. "Ich danke Euch." Er nickte und schaute dann in den Himmel. Der Morgen dämmerte bereits, er musste sich auf den Weg machen, wenn er unentdeckt bleiben wollte. "Es tut mir leid, aber ich muss leider weiterziehen. Der Morgen wird bald anbrechen und Caius erwartet mich zu Hause. Macht Euch keine Sorgen, er wird wiederkommen", sagte er lächelnd. Emma nickte und erwiderte sein Lächeln. "Ich werde auf ihn warten." Er nickte und lächelte ihr noch einmal zu, bevor er sich von ihr verabschiedete und schließlich in der Dunkelheit verschwand. Emma schaute ihm noch nach, ehe sie wieder ins Haus ging und kurz darauf wieder eingeschlafen war.
 

Demetri war innerhalb einer Woche wieder zu Hause in Volterra, wo Caius schon ungeduldig auf ihn wartete. "Da bist du ja wieder. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass dich jemand entdeckt hätte." "Es tut mir leid, Meister. Leider ging es nicht schneller", entschuldigte sich Demetri. "Schon in Ordnung. Hast du sie gefunden?", fragte Caius dann ohne Umschweife. "Ja, ich habe sie gefunden. Es geht ihr gut und ich soll Euch sagen, dass es ihr genauso wie Euch geht. Sie vermisst Euch und wartet darauf, dass Ihr zurückkommt", berichtete er. "Ich werde wohl kaum zurückkehren können", sagte Caius leise mit einem verbitterten Unterton. "Ihr müsst zu ihr zurückkehren", beharrte Demetri. "Wie stellst du dir das vor? Ihr Mann ist wieder da", erinnerte sein Meister ihn. "Das ist mir durchaus bewusst...aber es gibt Umstände, die das erforderlich machen", meinte Demetri vorsichtig. "Welche Umstände?", fragte Caius sofort. "Naja..." Sein Gegenüber zögerte. "Sie ist schwanger. Es ist Euer Kind, Meister. Ihr werdet Vater", erklärte Demetri. Fassungslos schaute Caius ihn an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. "Sag das nochmal...ich werde Vater?", fragte er noch einmal nach. Demetri nickte zustimmend. "Und sie ist sich ganz sicher, dass es mein Kind ist?" Wieder nickte er. Caius sagte nichts mehr; er ließ sich gegen die Wand sinken und schloss verzweifelt die Augen. "Meister, ist alles in Ordnung? Geht es Euch nicht gut?", fragte Demetri besorgt. "Doch, es ist alles bestens...entschuldige mich..." Mit diesen Worten ließ er ihn stehen und ging langsam den Gang hinunter, Demetri sah ihm immer noch besorgt hinterher.
 

Caius ließ sich den ganzen restlichen Tag nicht mehr blicken, was vor allem Aro beunruhigte, Marcus wirkte desinteressiert wie immer. "Mir reicht es jetzt!", rief er irgendwann aus. "Was reicht dir?", fragte sein Bruder gelangweilt. "Dass sich Caius die ganze Zeit verbarrikadiert. So kann das doch nicht weitergehen und das alles nur wegen einer Sterblichen", regte Aro sich auf. "Schonmal daran gedacht, dass Demetri ihm etwas erzählt hat, womit er nicht gerechnet hat oder das er nicht hören wollte?", warf Marcus ein. Augenblicklich blieb Aro, der die ganze Zeit hin - und hergelaufen war, stehen und schaute ihn prüfend an. "Und was soll das gewesen sein?" "Das weiß ich doch nicht. Frag ihn doch, wenn du es wissen willst", antwortete sein Bruder genervt. "Das werde ich jetzt auch tun." Mit diesen Worten machte er sich auf die Suche nach seinem anderen Bruder, Marcus blieb zurück und verdrehte nur erneut genervt die Augen.
 

Aro fand Caius draußen, wo er nachdenklich in den Himmel schaute, an dem schon die ersten Sterne zu sehen waren. Langsam trat er auf ihn zu. "Hier versteckst du dich also. Wo warst du denn den ganzen Tag?", fragte er leise. Erschrocken zuckte Caius zusammen, bevor er sich zu ihm umdrehte. "Du bist es, Aro, es tut mir leid, aber ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken...", antwortete er ebenso leise. "Was hat Demetri dir gesagt...? So habe ich dich noch nie erlebt. Hat er sie nicht gefunden?", fragte Aro vorsichtig. "Nein, er hat sie gefunden..." "Wo liegt dann das Problem? Geht es ihr nicht gut? Oder wurde Demetri entdeckt?", fragte Aro weiter. Caius schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, es geht ihr sogar sehr gut." "Was ist dann los? Sag es mir doch", drängte Aro, der keine Lust hatte, die ganze Nacht weiterzuraten. "Sie ist schwanger, verdammt nochmal", platzte Caius gereizt heraus. Einen Moment schaute ihn sein Bruder völlig fassungslos an. "Ich wusste es...ich wusste, dass das böse enden würde! Bist du völlig wahnsinnig?! Weißt du überhaupt, was du da angerichtet hast?! Was sollen wir denn jetzt bitte machen?!", fuhr Aro ihn an. "Ich hab keine Ahnung!", fauchte Caius zurück, bevor er wieder verzweifelt die Augen schloss.
 

"Du musst zu ihr zurück, Caius." Gleichzeitig drehten sich beide um und entdeckten zu ihrem Erstaunen Marcus, der ihr Gespräch offenbar mitbekommen hatte. "Wie stellst du dir das vor? Ihr Mann ist doch bei ihr", erinnerte Caius seinen Bruder. "Sei unbesorgt, ich habe schon mit so etwas gerechnet und habe deswegen Felix damit beauftragt, für dich herauszufinden, wann er wieder für längere Zeit unterwegs ist. Er und Demetri werden für einige Monate nach England gehen und sich dort unauffällig unters Volk mischen, um so schnell wie möglich zurückzukommen, wenn sie etwas in Erfahrung gebracht haben", erklärte Marcus. Seine Brüder schauten ihn perplex an, sie hatten ihn noch nie so viel auf einmal reden gehört. "Jetzt schaut mich nicht so an", sagte er genervt und verdrehte wieder die Augen, "ich wollte Caius lediglich einen Gefallen tun." Der Genannte fasste sich wieder und lächelte leicht. "Das weiß ich auch zu schätzen, ich danke dir, Marcus." "Schon gut, und ihr beiden solltet auch aufhören, euch darüber zu streiten, was passiert ist, ist passiert. Wir sind zwar Vampire, aber die Vergangenheit können wir auch nicht mehr rückgängig machen", meinte der sonst so schweigsame Vampir. "Ja, du hast Recht. Machen wir das Beste daraus", pflichtete Aro ihm bei und auch Caius nickte zustimmend. "Gut, da wir jetzt anscheinend alle Klarheiten beseitigt haben, würde ich vorschlagen, dass wir wieder reingehen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass einige Bürger Volterras immer noch auf den Straßen unterwegs sind und es wäre sehr unvorteilhaft für uns, wenn sie uns sehen würden", sagte Marcus dann und wandte sich zum Gehen. Seine beiden Brüder nickten wieder zustimmend, bevor sie ihm folgten.
 

Fünf Monate später erhielt Caius endlich die Nachricht von Felix und Demetri, dass George wieder für einige Wochen unterwegs sein würde. Kaum hatten sie ihm das berichtet, machte er sich auch schon auf den Weg nach England; er konnte es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen.
 

Eine Woche später war er an seinem Ziel angekommen und er hatte Glück - George war vor zwei Tagen aufgebrochen. Er fand Emma vor ihrem Haus, wo sie auf einem der alten Holzstühle saß, die normalerweise um ihren Tisch herumstanden. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die wärmende Sonne auf ihrem Gesicht, während ihre Hände auf ihrem Bauch ruhten, der jetzt so ausgeprägt war, dass es beinahe so aussah, als könnte der Stoff ihres Kleides, der darüber spannte, zerreißen. Langsam trat er auf sie zu, noch hatte sie ihn nicht bemerkt. "Emma...", sagte er leise, als er direkt vor ihr stand. Sie zuckte erschrocken zusammen, bevor sie die Augen öffnete und jetzt erst erkannte sie, wer vor ihr stand. Einen Moment war sie unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Doch dann sprang sie auf und warf sich in seine Arme, soweit ihr Bauch das noch zuließ. "Caius...Ihr habt Euer Versprechen gehalten und seid zu mir zurückgekehrt", flüsterte sie, während ihr Freudentränen über die Wangen liefen. "Wie hätte ich es auch nicht halten können. Ich habe so lange darauf gewartet, Euch endlich wiederzusehen", antwortete er und strich ihr zärtlich die Tränen aus den Augen. "Ich habe jeden Tag auf Euch gewartet. Aber sagt mir, woher wusstet Ihr, dass ich gerade jetzt wieder alleine bin?", fragte Emma, als sie sich wieder beruhigt hatte. "Demetri hat sich für eine Zeit unter das Volk in London gemischt und es mir gesagt", erklärte Caius. Er erwähnte Felix absichtlich nicht, da sie ihn ja nicht kannte. "Ich verstehe. Es ist mir auch gleichgültig, wie Ihr es erfahren habt. Hauptsache Ihr seid endlich wieder da", lächelte Emma. Caius erwiderte das Lächeln. "Lasst Euch doch einmal ansehen. Immerhin habe ich erst von Demetri erfahren, dass Ihr schwanger seid." Sie löste sich von ihm und er musterte sie genau. "Es kam sehr überraschend für mich, als mir mitgeteilt wurde, dass ich Vater werde", meinte er nachdenklich. "Ja, mich hat es auch überrascht. Ich hoffe, Ihr seid nicht wütend auf mich, weil Ihr mich vielleicht für unvorsichtig haltet", sagte sie leise. "Aber nein, wenn ich auf jemanden wütend sein müsste, dann auf mich selbst, weil ich Euch das angetan habe...", erwiderte er. "Bereut Ihr, was wir getan haben?", fragte sie und schaute ihn direkt an. "Nein, natürlich nicht. Ich würde es jederzeit wieder tun", antwortete er sofort. "Ihr seid also wirklich nicht wütend?", fragte Emma noch einmal nach. "Nein und ich werde versuchen so oft wie möglich bei Euch zu sein, wenn das Baby auf der Welt ist", versprach Caius lächelnd. Auch Emma lächelte. "Aber sagt - weiß Euer Mann bereits davon?", fragte er dann. "Ja, er weiß es..." Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. "Aber er denkt, dass er der Vater ist, habe ich Recht?" Emma nickte kaum merklich. "Es tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht anders. Bitte, verzeiht mir, Caius..." Schon wieder fing sie an zu weinen. "Nicht doch. Ihr müsst nicht weinen. Ich kann Euch gut verstehen und es ist vermutlich auch besser so, da ich nicht immer bei Euch sein kann", erwiderte er sanft und strich ihr wieder liebevoll die Tränen aus den Augen. "Ja...Ihr habt Recht. Es tut mir leid, ich bin im Moment dauernd so durcheinander", entschuldigte sich Emma. "Ich kann Euch verstehen und nehme es Euch sicher nicht übel", lächelte Caius und fing an, ihr zärtlich durch die langen Haare zu streicheln. Eine Weile herrschte Stille, in der sie nur die Nähe des jeweils anderen genossen. "Wollen wir nicht langsam hinein gehen? Mir wird langsam kalt", sagte Emma irgendwann. "Ja, dann lasst uns gehen", stimmte Caius zu und folgte ihr dann in das kleine Bauernhaus, das immer noch so aussah, wie vor neun Monaten.
 

Den Rest des Tages verbrachten sie drinnen und in der Nacht war Emma überglücklich, endlich wieder in Caius' Armen zu liegen. Er lag wie immer wach, schaute nachdenklich an die Decke, während er Emma sanft streichelte. Eine Weile war es still, er lauschte ihren tiefen, gleichmäßigen Atemzügen, was ihm verriet, dass sie tief und fest schlief. Doch plötzlich schreckte sie schweißgebadet hoch. Caius, der nicht damit gerechnet hatte, zuckte erschrocken zusammen. "Emma, was habt Ihr?", fragte er dann. Sie antwortete nicht, sie wimmerte nur und hielt sich ihren Bauch. ~Oh mein Gott, das darf doch nicht wahr sein...~ Sofort wusste er, was mit ihr los war. "Sagt doch etwas...kommt Euer Baby?" Es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit der Situation überfordert war. Dieses Mal nickte sie kaum merklich. ~Oh nein, was soll ich denn jetzt machen?~ Er hatte doch keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Neben ihm atmete Emma nur noch stoßweise, während sie immer wieder leise aufschrie und weiterhin ihren geschwollenen Leib umklammerte. Er wusste, dass er ihr helfen musste, auch wenn er nicht wirklich wusste wie. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als sie seine Hand packte. "Caius...bitte helft mir...", flehte sie ihn unter Schmerzen an. "Macht Euch keine Sorgen, wir schaffen das gemeinsam", versuchte er sie zu beruhigen, "legt Euch zuerst einmal wieder hin." Emma tat wie ihr geheißen und legte sich wieder hin. "Gut, dann müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass Ihr das Kind überhaupt zur Welt bringen könnt." Mit diesen Worten schob er ihre Röcke nach oben und zog ihr auch gleich noch das letzte Kleidungsstück aus. "Caius...", flüsterte sie kraftlos, als eine neue Wehe ihren Körper erfasste. "Was ist?", fragte er leise, zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst. "Ich habe Angst..." Sie weinte wieder und umklammerte panisch seine Hand. "Ganz ruhig", redete er ihr gut zu und streichelte ihr beruhigend durch die Haare, "Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich werde es auf keinen Fall zulassen, dass Euch etwas passiert. Ich bin bei Euch und werde Euch so gut es geht helfen." Sie nickte, zitterte aber immer noch vor Angst. Caius streichelte sie weiterhin, um sie zu beruhigen. Doch plötzlich erfasste eine neue Wehe ihren Körper, sie presste automatisch und schrie gequält auf. Er konnte nichts anderes tun, als ihre Hand zu drücken, sie zu streicheln und sie irgendwie zu beruhigen.
 

Nach einiger Zeit kamen die Wehen in kürzeren Abständen. Caius spürte deutlich, dass Emma bereits am Ende ihrer Kräfte war und bis jetzt hatte sich noch nicht viel getan. Er wollte sie auf keinen Fall verlieren, doch er wusste immer noch nicht, wie er ihr helfen sollte. Wieder schrie Emma auf, sie konnte nicht mehr, die Schmerzen waren viel zu stark und die Wehen, die alle zwei Minuten durch ihren Körper jagten, raubten ihr die Kraft, um weiterzumachen. "Caius...ich kann nicht mehr...", flüsterte sie. "Ihr dürft jetzt nicht aufgeben. Bitte...Ihr müsst durchhalten und weitermachen. Ich habe Euch gerade erst zurückbekommen und möchte Euch nicht verlieren", antwortete er. Sie wusste, dass er Recht hatte und sie weitermachen musste. Auf keinen Fall wollte sie aufgeben, sie wollte noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Erneut drückte sie seine Hand und sammelte neue Kraft, bevor sie erneut presste und wieder aufschrie. Caius erwiderte den Druck und streichelte sie wieder beruhigend.
 

Die Geburt zog sich noch Stunden hin und erst am frühen Morgen hatte Emma es endlich geschafft. Ein letztes Mal sammelte sie ihre Kräfte, um das neue Leben aus ihrem Körper herauszupressen. Kurz darauf hörte man wütendes Protestgeschrei, als sie das Baby zur Welt gebracht hatte. Erschöpft ließ sich Emma zurückfallen, während Caius sich daran machte, das kleine Bündel Mensch in ein wärmendes Tuch zu wickeln, das er vorhin vorsorglich geholt hatte. "Was ist es...?", fragte Emma leise. "Ihr habt einen Sohn", antwortete er, wobei er das Baby vorsichtig in seinen Armen hielt. Sie lächelte und wollte gerade die Arme nach ihm ausstrecken, als erneut ein sengender Schmerz durch ihren Körper fuhr und sie sich wieder aufbäumte. "Emma, was habt Ihr?", fragte Caius sofort. "I-ich weiß nicht...", brachte sie mit Mühe heraus. ~Könnte es sein, dass sie...~ Caius brach in Gedanken ab. Emma schrie wieder auf und presste erneut automatisch. Caius nahm ihre Hand und drückte sie, um ihr zu zeigen, dass er auch weiterhin für sie da war. "Emma, Ihr müsst noch einmal Eure ganze Kraft zusammennehmen. Ich glaube, Ihr bekommt Zwillinge", sagte er dann. "Zwillinge?", wiederholte sie seine Worte; sie klang überrascht, aber sie lächelte. Erneut sammelte sie ihre Kräfte, um es endgültig hinter sich zu bringen.
 

Nachdem sie sich weitere zehn Minuten gequält hatte, hatte sie es endlich geschafft und auch das zweite Baby zur Welt gebracht, das ebenfalls sofort anfing protestierend zu schreien, sobald es den Körper seiner Mutter verlassen hatte. Auch dieses Kind, das im Gegensatz zu seinem Bruder ein Mädchen war, wurde von Caius vorsichtig in ein Tuch gewickelt und dann auf den Arm genommen. Dann wandte er sich wieder an Emma, die sich wieder zurückgelegt und erschöpft die Augen geschlossen hatte. "Ihr habt es geschafft, die beiden scheinen gesund zu sein. Wie fühlt Ihr Euch?", fragte er leise. "Ich bin erschöpft, aber es geht mir gut. Kann ich sie sehen?" Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. "Sicher", antwortete Caius und übergab ihr die Zwillinge vorsichtig. Behutsam nahm sie die Neugeborenen in den Arm, während sie sich müde gegen Caius sinken ließ, der sich kurzerhand hinter sie gesetzt hatte und sie vorsichtig an sich zog. "Ihr solltet jetzt vielleicht etwas schlafen. Ihr seid sicher müde. Wenn etwas sein sollte, könnt Ihr es mir sagen", meinte er dann, während er ihr zärtlich einige Haarsträhnen aus der Stirn strich und sie zustimmend nickte. Dann herrschte kurz Stille. "Wisst Ihr, wie Ihr die beiden nennen wollt?", fragte Caius dann. Wieder nickte sie. "Ja, ich werde sie Jane und Alec nennen", sagte sie noch, bevor sie erschöpft in seinen Armen einschlief.
 


 

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Das war das zweite Kapitel :)

Hoffe, dass euch das Kappi gefallen hat und ich würde mich

wie immer über Rückmeldungen freuen.
 

Bis zum nächsten Kapitel =)
 

oOLunaOo



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