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Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

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Duncans Plan

Die letzen Strahlen einer etwas schwachen Herbstsonne schienen durch die hohen Fenster der Kapelle herein. In dem dunklen Gemäuer hatten sie allerdings von vorn herein wenig Chance, noch etwas brauchbares Licht zu spenden, weshalb schon jetzt das Kirchenschiff mit etlichen Kerzen hell erleuchtet war. Jedoch war das nur eine unzureichende Lichtquelle in dem langgezogenen Raum mit einer hohen Decke.

Duncan kniete vor dem kleinen Hochaltar und war in Gedanken versunken. Er betete jedoch nicht. Religion war etwas, mit dem er sich nie auseinander gesetzt hatte. Wenn er etwas durch seine Berufung als Schattengänger gelernt hatte, dann dass es einem wenig half, wenn man gegen Dämonen und andere Kreaturen der Finsternis kämpfte, gläubig zu sein. Zumal hatte er Dinge in seinem Leben getan, die nicht immer mit den „Richtlinien“ so mancher Glaubensrichtung übereinstimmte. Schließlich würden viele sie als „moralisch fragwürdig“ bezeichnen.

Er hatte Kinder ihren Familien entrissen, als diese teilweise gerade mal in den Kindergarten gingen. Und um lange Erklärungen hatte er sich nicht bemüht. Was die „normalen“ anging, so scherte er sich herzlich wenig um sie. Sie sollten einfach nur froh sein, dass es Leute wie ihn gab, die bereit waren, zu tun was getan werden musste. Dazu gehörte auch, dass diese Kinder von klein auf für ihr Schicksal trainiert wurden. Egal wie sehr sie leiden mußten. Es war alles für ein größeres Wohl.

Und sobald sie erwachsen waren, sahen sie das ganz genauso wie er. Sie hatten ja auch nicht wirklich eine Wahl. Doch bei Ashley hatte das alles nicht so funktioniert, wie er sich erhofft hatte. Sie hatte die andere Seite kennen gelernt, war halbwegs normal aufgewachsen – abgesehen von der Tatsache, dass ihr eine Erzdämonin seit frühester Kindheit hinterher stieg. Sie war schon außer Reichweite, lange bevor er sie fand.

Und er hegte immer noch den Verdacht, dass Lily sie von Anfang an gegen ihn aufgehetzt hatte. Ihre rührende Obsession von einer Schattengängerin war aber schließlich auch der Erzdämonin zum Verhängnis geworden. Sie würde nun für ihre Dreistigkeiten bezahlen. Aber Duncan dachte nicht einmal im Traum daran, dass er sich dieser Sache annehmen würde. Als sie hier her gebracht worden war, hatte er ja insgeheim darauf gesetzt, dass Ashley ihr bald folgen würde.

Aber sie war wohl doch schlauer, als er gedacht hatte – oder wurde einfach nur von jemand anderem daran gehindert. Wie auch immer hatte er nun ein Problem am Hals, dass ihm sehr schnell zum Verhängnis werden könnte. Er hatte immer noch eine Gefangene, mit der er nichts anfangen konnte. Und die Suche nach Ashley war inzwischen völlig im Sand verlaufen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt und selbst die Sucher konnten nicht die geringste Spur von ihr finden.

Und das war nicht, weil sie sich nicht genügend bemühten – im Gegenteil, sie schienen einen persönlichen, tiefen Groll gegen Ashley entwickelt zu haben, denn schließlich war ihretwegen ein Sucher unter nicht näher ermittelbaren Umständen ums Leben gekommen. Und nun saß er mit einer Geisel fest, für die offenbar kein Lösegeld bezahlt werden würde.

Also hatte er sich zum Handeln entschlossen. Er musste Lily loswerden und zwar so schnell wie möglich. Aus diesem Grund hatte er Connor und Shane damit beauftragt, Kontakt zu jemandem aus Lucas’ Gefolge aufzunehmen. Denn die Dämonen waren sicherlich ganz scharf darauf, sich intensiv mit Lily und ihren Verfehlungen zu befassen.

Und so wäre er dann nicht nur das Problem los, dass er eine Erzdämonin ohne wirklichen Grund gefangen hielt, sondern er wäre sie gänzlich los. Denn Verrat schätzten die Dämonen noch weniger als er das bei seinen Leuten tat. Und so wartete er nun, dass seine beiden Gesandten mit guten Neuigkeiten zurück kamen. Doch es vergingen noch einige Stunden. Die Sonne war inzwischen schon lange verschwunden und einer tiefschwarzen Nacht gewichen. Es schien, als würden Sterne und Mond sich hinter einem dunklen Schleier verstecken.

Um das ganze noch zu unterstützen lag die Gegend um das Kloster in tiefem Nebel und die Kälte kroch in das Innere der Kapelle. Doch endlich brach ein Geräusch diese für so manchen unerträgliche Grabesstille. Schritte näherten sich der Kapelle und da Duncan angeordnet hatte, dass ihn niemand außer Connor und Shane aufsuchen sollte, wusste er, dass es auch niemand sonst sein konnte.

Er erhob sich und wandte sich zur Tür, die im selben Augenblick unter lautem Krachen aufgeschlagen wurde. Und wie erwartet traten Shane und dicht hinter ihm Connor in die Kapelle. Während Shane direkt auf Duncan zuging, schloss Connor die Tür hinter sich und blieb dort wie der Türsteher einer üblen Spielunke stehen, als erwartete er jeden Moment Störenfriede, welche die folgende Unterhaltung nichts angehen würde.

Duncan lächelte. Connors Einsatz in Ehren, doch nachdem er ein Verbot ausgesprochen hatte, war er sich sicher, dass sich die anderen daran halten würden. Sie waren ihm gegenüber loyal und seine Befehle waren Gesetz. Als Shane bei ihm angekommen war, lag Duncan ihm den Arm über die Schulter und führte ihn noch ein paar Schritte weiter von der Türe weg. Dann nickte er Shane zu um ihn stumm zum Reden zu bewegen.

„Ich konnte Kontakt zu einem von Lucas persönlichen Bediensteten herstellen.“ Meinte er leise flüsternd. Irgendwie schien auch er es angebracht zu finden, sicher zu stellen, dass niemand so einfach mithören konnte. Duncan nickte kurz und dann fuhr Shane fort: „Es scheint, als wäre Lucas der Idee nicht ganz abgeneigt, allerdings möchte er vorher noch mit dir selbst verhandeln.“

Duncan schnaubte verächtlich: „Wieso will er denn noch verhandeln? Wir tun ihm doch einen Gefallen, wenn wir ihm die Verräterin ausliefern!“ Shane nickte zustimmend, zuckte aber gleichzeitig mit den Achseln und meinte dann erklärend: „Offenbar ist er eher davon überzeugt, dass er uns einen Gefallen tut, wenn er uns diese Last abnimmt.“

Duncan rollte mit den Augen. „Hat er gesagt, was er will?“ Shane schüttelte vehement den Kopf. „Nein, wie gesagt, er besteht darauf, dass er sich persönlich mit dir unterhalten kann. Offenbar ist das auch nicht so ganz seine Entscheidung.“ Duncan zog eine Augenbraue fragend hoch: „Hat er das gesagt? Überrascht mich.“ Shane zuckte erneut die Schultern „Mein Kontakt hat so was angedeutet, aber er durfte das wohl auch nicht wirklich sagen, glaube ich.“

Duncan nickte anerkennend: „Ah ja, verstehe.“ Einen Moment schien er scharf nachzudenken, dann sagte er zu Shane: „Gut, dann vereinbare einen Treffpunkt. Aber auf neutralem Territorium. Ansonsten ist die Sache gestorben. Und ich möchte das du das betonst!“ Shane sah ihn fragend an: „Bringt das denn was? Ich meine es hört sich so an, als wolle er sie gar nicht haben.“ Duncan lachte laut auf. Die Wände schickte sein Lachen schallend durch den ganzen Raum, so dass Connor an der Türe fragend aufschaute.

„Oh, glaub mir Shane, er will sie haben, aber er versucht rauszufinden, welchen Vorteil er noch daraus schlagen kann. Oder er ist einfach nur neugierig.“ Shane verschränkte die Arme „Neugierig weshalb?“ fragte er. Duncan sah ihm nun wieder mit ernster Miene an: „Neugierig, ob wir das Manuskript haben oder wissen wo es ist.“ Shane nickte verstehend. Dann verließ der die Kapelle zusammen mit Connor und ließ Duncan alleine zurück.

Als er gegangen war, schnaubte Duncan wütend, aber unhörbar für die beiden Schattengänger, die sich schon von der Kapelle entfernten. Wenn ich diese verräterische Schlange erwische, dachte er, dann wird Ashley sich wünschen, sie wäre nie geboren worden.



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