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Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

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Trinitys Neuigkeiten

Trinity ging gerade durch den Wald zurück zum Hauptquartier. Eigentlich stolperte sie mehr, denn ihre innere Unruhe wirkte sich auf ihr ganzes Wesen aus. Vor ein paar Stunden hatte Sam sie losgeschickt, um mit einem Bekannten von ihm zu reden, der angeblich Informationen zu ihrer Mutter hatte. Seit sie vor einer Woche Ashley hier her gebracht hatte, war keine einzige Information bis zu ihnen durchgedrungen.

Doch das hatte sich heute Morgen geändert. Und nachdem Trinity sich der Sache angenommen hatte, diese Information zu beschaffen, wusste sie, dass es keine wirklich allzu guten Nachrichten waren. Aus eben diesem Grund versuchte sie sich einerseits zu beeilen – anderseits wollte sie nicht zu geschockt und außer Atem die Nachricht überbringen. Es würde nicht so leicht für Ashley zu verarbeiten sein.

Denn unglücklicherweise hatte sie mitbekommen, als Sam sie zur Seite genommen hatte und ihr erklärt hatte, was sie tun musste. Eine Tatsache, woran Colin, der Schattengänger, der mit ihr ihre Fähigkeiten trainierte nicht ganz unschuldig war. Er war auf die glorreiche Idee gekommen, mithilfe seiner Fähigkeit – er konnte sich und, wenn nötig andere, unsichtbar machen – die Gespräche von Sam zu belauschen. Und natürlich hatte er Ashley eingeladen, an diesem Streich teilzunehmen.

Allerdings hatte die sie beide auffliegen lassen, nachdem sie erkannte hatte, dass es um Lily ging. Und als Trinity sich schon auf den Weg gemacht hatte, war Sam immer noch damit beschäftigt einerseits Colin die Leviten zu lesen und andererseits Ashley zu beruhigen, damit sie nicht Hals über Kopf einfach so Trinity nachfahren würde.

Angesichts dieser Tatsache hatte Trinity so sehr gehofft, dass sie gute Nachrichten für Ashley hatte. Doch dieser Wunsch wurde nicht erfüllt.

Als Trinity schließlich aus dem Unterholz auf die Lichtung trat, herrschte eine in ihren Augen etwas zu auffällige Stille. Es waren nur sehr wenige Leute draußen unterwegs, die meisten schienen im Haus zu sein. Vor der Eingangstür zum Haupthaus saß auf einem ziemlich wackeligen Holzstuhl eine Hexenmeisterin namens Caryn. Sie erhob sich, als sie Trinity sah und ging ihr ein paar Schritte entgegen. „Sam hat gesagt, dass ich auf dich warten soll. Sind es gute oder schlechte Nachrichten?“ fragte sie. Trinitys einzige Antwort war ein eher schwaches, aber deutliches Kopfschütteln. Caryn nickte.

„Okay, dann werd ich die Kleine wohl lieber noch nicht zu euch lassen. Sam ist in der Bibliothek.“ Caryn setzte sich wieder auf den Stuhl neben der Eingangstür und fing an etwas zu murmeln, als Trinity an ihr vorbei ging. Es klang wie eine Beschwörung in irgendeiner alten Sprache. Es hätte aber genauso gut ein Gebet sein können. Bei Hexenmeistern wusste man das nie so recht. Und obwohl Trinity sehr viele alte und auch dämonische Sprachen kannte, war es ihr nicht möglich, dies zu zuordnen.

Sie betrat das Haus und war nur einen Augenblick später vor der Tür zu dem Raum, den alle hier als Bibliothek bezeichneten – auch wenn das wohl eine feiste Übertreibung war. Sie klopfte zweimal und trat dann ein. Wie versprochen war Sam hier. Er stand vor dem Fenster und drehte sich nur kurz um. Nachdem Trinity die Tür geschlossen hatte sprach er sie an: „Da du Ashley nicht mitgebracht hast, gehe ich davon aus, dass es keine so angenehmen Neuigkeiten sind, oder?“

Trinity ließ sich in einen Sessel fallen und fügte dann hinzu: „Nein, das kann ich nicht gerade behaupten.“ Sam drehte sich zu ihr um und meinte: „Dann erzähl mir, was du erfahren hast. Es ist sinnlos das vor dir her zu schieben.“ Trinity holte tief Luft und schloss die Augen, um sich zu sammeln. Das war auch für sie nicht gerade einfach. „Offenbar ist Duncan sehr ungehalten über die Tatsache, dass er Lily schon einige Tage festhält und Ashley immer noch nicht aufgetaucht ist. Das ganze geht ihm nicht schnell genug.“

Sam unterbrach sie mit einem verächtlichen Schnauben. „Na ja, der geduldigste war er ja auch noch nie.“ Trinity schenkte diesem Kommentar ein gequältes Lächeln und fuhr dann fort: „Es sieht so aus, als würde er sie nun doch relativ bald los werden wollen, denn sie fest zu halten entwickelt sich wohl zunehmend zu einem Problem.“ Sam runzelte die Stirn: „Er will sie also vernichten?“

Trinity antwortete mit einer gehörigen Portion Wut in der Stimme: „Nein, dazu ist er wohl zu feige. Es geht das Gerücht um, dass er mit Lucas innerhalb der nächsten 48 Stunden Kontakt aufnehmen will. Um eine Übergabe zu verhandeln.“ Sam setzte sich nun neben Trinity. „Ich glaube aber nicht, dass Lucas sie wirklich haben will. Sie an den Rat der Erzdämonen zu übergeben könnte Schwierigkeiten für ihn bedeuten. Zudem verstehe ich nicht, warum er so einen Trumpf den Dämonen überlassen will. Ilyana ist alles was er als Druckmittel gegen Ashley einsetzten kann.“

Trinity legte den Kopf schief. „Ich vermute, dass er Mum nicht mehr als Druckmittel sieht, da Ashley auf ihre Gefangennahme nicht reagiert hat. Also warum soll er dann nicht andere seinen Müll aufräumen lassen. Denn obwohl sie sich von den Dämonen abgewandt hat, hat Duncan sich weit aus dem Fenster gelehnt, als er sie gefangen genommen hat.“

Sam nickte zustimmend. „Unglücklicherweise hast du damit wohl recht, also…“ er wurde durch einen lauten Knall unterbrochen und nur wenige Sekunden flog die Tür in hohem Bogen auf und Ashley stand ziemlich außer Atem im Türrahmen. Hinter ihr her stürzten – genauso außer Atem – Caryn und Colin. Caryn lief: „Entschuldige, aber die Kleine ist ein ziemlich flinkes Wiesel und aus irgendeinem unerklärlichen Grund immun gegen meine Zauber, die sie daran hindern sollten, euch zu stören.“

Sam lächelte milde. „Schon gut, ihr zwei, lasst sie rein kommen. Schließlich sollte sie das auch hören.“ Colin nickte und zog Caryn, die durch das ganze wohl ziemlich durch den Wind war, hinter sich her. Er schloß anschließend die Tür. Ashley stand wie angewurzelt da. Sie schien es nicht über sich zu bringen etwas zu sagen und starrte nur ziemlich verloren ins Leere. Trinity tat es weh, sie so zu sehen, vor allem, weil sie wusste, dass es ihr bald noch schlechter gehen würde.

Schließlich griff sie nach Ashleys Hand und zog sie auf einen Hocker neben sich. „Okay, bevor ich dir sage, was ich gehört habe, will ich, dass du mir ganz genau zuhörst und mir versprichst, dass du nicht explodierst oder so was. Kannst du das.“ Ashley sah sie an. Ihr Gesicht war weiß wie eine frisch gestrichene Wand. Sie nickte nur kurz und schluckte schwer. Also erzählte Trinity ihr so schonend wie möglich, dass es Lily zwar im Augenblick den Umständen entsprechend gut ginge, Duncan sie aber sehr bald an die Dämonen ausliefern würde und die würden nicht gerade zimperlich mit ihr umgehen.

Ashley hörte Trinity stumm zu und schloss dann die Augen. Einen Moment dachte Trinity, dass sie in Ohnmacht fallen würde. Doch dann schnellte sie wie ein geölter Blitz und war schon an der Tür, bevor Trinity überhaupt begriff, was los war. Glücklicherweise reagierte Sam wesentlich schneller und erreichte die Tür, bevor Ashley sie öffnen konnte und hielt sie zu. Ashley rempelte ihn kurz an, aber Sam merkte, dass es kein ernst zu nehmender Versuch war, ihn zu verletzten. „Verdammt noch mal, Sam, lass mich raus hier und zwar sofort.“

Während Trinity innerlich in Panik ausbrach – sie hielt es nicht im Mindesten für vorteilhaft, wenn Ashley anfangen würde zu randalieren – blieb Sam cool. „Da würde mich doch erst mal interessieren, wohin du gedenkst zu gehen.“ Ashley sah ihn nicht an und trat statt dessen ziemlich heftig gegen die Tür. „Ich fahre in die Stadt um diesem gottverdammten Mistkerl das Manuskript in den Rachen zu werfen. Soll er es doch haben! Wen interessiert das schon?“

Sam legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter, während er mit der anderen immer noch die Tür zudrückte. „Denkst du wirklich, dass das der richtige Weg ist. Denkst du Ilyana würde das wollen?“ Nun schlug Ashley so heftig mit der Faust gegen die Tür, dass sie sich selber eine ziemlich heftige und leicht blutende Schramme zuzog.

Sie drehte sich zu ihm und schrie wie ein Kind, welches im Supermarkt seine Süßigkeiten nicht bekam: „Es interessiert mich aber einen Dreck was sie will, verdammt noch mal. Ich will sie wieder haben, zählt das denn nicht? Ist denn das was ich will, nicht mindestens genauso wichtig? Ihr geht dieses blöde Stück Papier doch sonstwo vorbei. Also kann es ihr doch egal sein, wer es hat und euch genauso!“

Sam erwiderte nichts, er sah Ashley nur fest an, der die Zornestränen inzwischen die Wangen hinunter liefen. Sie hämmerte noch ein paar Mal gegen die Tür, dann sank sie weinend und schluchzend auf den Boden. Trinity reagierte nun und setzte sich neben sie. Sie nahm sie in den Arm. „Wenn ich könnte, dann wäre ich mit dir dort schon längst hin und hätte sie rausgeholt, das weißt du doch.“ Ashley sagte nichts, sie weinte immer noch in Trinitys Schulter.

Schließlich fügte Sam hinzu: „Das Manuskript darf unter keinen Umständen in ihre Hände fallen. Es war sehr wichtig, dass du es gefunden hast und nun verborgen hältst, das solltest du nicht so einfach aufgeben.“ Ashley hob den Kopf und sah ihn aus traurigen Augen an, doch da war ein seltsames Leuchten in ihnen zu erkennen, etwas, dass vorher noch nicht da war.

„Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist…“ murmelte sie. Trinity, die sie immer noch umarmte zog die Augenbrauen hoch. „Was soll denn das heißen.“ Ashley sah weg, als sei es ihr peinlich, was sie gesagt hatte. „Nichts, ist nur etwas, dass ich geträumt habe.“ Trinity musterte sie fragend und wandte sich dann an Sam. Der lächelte milde und meinte dann: „Träume sind sehr wichtig. In ihnen offenbart sich die Wahrheit über so viele Dinge.“

Ashley lächelte sanft. Ja, dachte sie, die Wahrheit. Und allmählich wird es Zeit, dass sie ans Licht kommt.



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