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Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

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Wiedersehen

Den Rest des Tages verbrachten Ashley und Lily wieder schweigend. Lily saß am Steuer und war auf die Straße konzentriert. Bis auf ein paar kurze Pausen hielt sie nicht an und verlor auch kein Wort darüber, wohin sie eigentlich unterwegs waren. Irgendwann schlief Ashley dann auf den Beifahrersitz in der unbequemsten Haltung ein.

Sie schlief offenbar so fest, dass sie selbst durch das tiefste Schlagloch oder Lilys teils haarsträubende Fahrweise nicht aus ihren Träumen gerissen wurde. Und so bemerkte sie auch nicht, dass die Gegend, die Lily am späten Nachmittag ansteuerte, eine ihr wohlbekannte war.

Als sie schließlich am Ziel waren, hielt Lily am Rand der Straße eines Wohngebietes an. Ashley rührte sich immer noch nicht. Einzig und allein das Heben und Senken ihres Brustkorbes verrieten, dass sie überhaupt noch atmete, ansonsten machte sie nicht die geringste Bewegung. Einige Minuten lang beobachtete Lily sie und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Trotz der Tatsache, dass Ashley sich auf akrobatische Weise ziemlich verdreht hatte, um „bequem“ zu sitzen und Lily sich sicher war, dass ihre Muskeln ihr das in den nächsten Tagen heimzahlen würden, sah Ashley zum ersten Mal seit Wochen richtig friedlich aus. Meist wenn sie schlief, hing ein Schatten über ihrem Gesicht oder es waren noch die letzten Tränen auf ihren Wangen zu sehen, die sie vor dem Einschlafen vergossen hatte.

Aber nun schien das alles vergessen. Lily überlegte, ob sie nicht einfach noch eine Weile warten sollte, um sie zu wecken, entschied dann aber, dass sie ihr diese „Überraschung“ nicht noch länger vorenthalten wollte. Also beugte sie sich zu Ashley hinüber und strich ihr über das Gesicht. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass durch Trinitys Friseuraktion Ashleys Haare wesentlich kürzer waren als sonst. Denn früher musste Lily noch die Haarstränen aus ihrem Gesicht streichen, was jetzt weder nötig noch möglich war.

Nachdem Lilys sanfte Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren, entschied sie sich einen Gang hoch zuschalten. Zuerst rüttelte sie nur ganz leicht an ihrer Schulter, dann immer heftiger und irgendwann schlug Ashley wieder die Augen auf und starrte Lily mit einem dermaßen bösen Blick an, dass sie fast schon glaubte, die Verbesserung ihrer Laune sei schon wieder vorüber.

Doch dann schien Ashley zu verstehen, wo sie sich befand und langsam wuchs in ihr die Erkenntnis, dass Lily sie nicht einfach weckte, um sie zu ärgern, sondern um ihr klar zu machen, dass sie am Ziel waren. Noch ziemlich verschlafen richtete sie sich auf und murmelte „Wo sind wir hier?“ Lily lächelte, Ashley sah einfach viel zu süß aus, wenn sie so verschlafen war.

„Schau dich doch mal genauer um.“ Etwas skeptisch verharrte Ashleys Blick noch für einige Sekunden auf Lilys lächelndem Gesicht, dann begann sie, die Gegend um sich herum genauer zu betrachten. Und tatsächlich, da waren zuerst einige, dann viele Dinge, die ihr ziemlich bekannt vorkamen. Etwas ungläubig wirbelte ihr Kopf hin und her und immer wieder schien sie ein und dieselben Stellen genauer zu betrachten. Bis sie schließlich mit einer Mischung aus Misstrauen und freudiger Überraschung wieder an Lily hängen blieb.

„Das… das hier ist doch nicht dein Ernst, oder?“ meinte sie ungläubig. In ihrer Stimme schwang ein Quäntchen Hoffnung mit. Lily nahm ihre rechte Hand und öffnete Ashleys Sicherheitsgurt. „Und ob es das ist.“ Meinte sie schlicht. Ashley hob eine Augenbraue und sah sie immer noch skeptisch an, stieg aber dann aus dem Auto aus.

Langsam warf sie die Tür zu und ging über das Auto herum und trat auf den Bürgersteig. Lily war inzwischen auch aus dem Auto ausgestiegen und beobachtete Ashley. Die fixierte das Haus, welches vor ihnen lag. Wie alle Häuser in dieser Straße war es nicht sonderlich groß. Ein weißer Holzzaun, von dem teilweise schon die Farbe abblätterte umrang das Grundstück. Vor der Garage stand ein alter, dunkelblauer Wagen. Neben der Eingangstür wuchsen dichte Rosenbüsche, die sich teilweise schon an den Wänden hochzuranken versuchten.

Ashley sog jede Kleinigkeit in sich ein. Es war wie ein Traum. Sie durchforschte ihre Erinnerungen und suchte nach Veränderungen und die gab es reichlich, sofern man einen Blick für Kleinigkeiten hatte. Wohl, weil sie befürchtete, Ashley könnte gleich in Ohnmacht fallen, trat Lily an ihre Seite und flüsterte „Ist alles okay?“

Ashley schlug die Augen auf, sah Lily aber nicht an, als sie antwortete, sondern fixierte die Haustür. „Sag mir, dass das hier die Realität ist und ich nicht gerade den Verstand verliere und mir etwas zusammen fantasiere.“ Lily sank den Kopf. „Warum findest du es nicht selber heraus?“ mit diesen Worten gab sie ihr einen kleinen Schubs und Ashley setzte sich in Bewegung.

Leicht schwankend, als ob sie fürchtete, jeden Augenblick zu stolpern, schritt sie den Weg entlang, der direkt zum Haus und der Tür führte. Ihr Puls raste. Immer wieder sah sie sich zweifelnd zu Lily um. Die lehnte, die Arme inzwischen verschränkt, an ihrem Auto und bedeutete ihr immer wieder weiter zu gehen. Und Ashley folgte.

Doch dann, als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, öffnete sich plötzlich die Haustür und eine Frau trat heraus. Einen Augenblick lang starrten sich die beiden mit demselben ungläubigen Blick an. Ashley war wie erstarrt. Sie konnte es einfach nicht glauben. Da war so viel, was ihr in diesem Moment auf der Zunge lag, aber sie brachte einfach nichts heraus.

Einige Augenblicke lang schien es so, als würde sie keine Luft mehr kriegen. Die Frau schlug eine Hand vor den Mund und kam schließlich näher. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln. Ashley sah sie an, als hätte sie einen Geist gesehen. Schließlich stand die Frau ihr direkt gegenüber.

Sie streckte eine Hand aus und fuhr ihr über die Narbe an der Stirn und dann über ihre Wange. Ashley hielt den Atem an, sie griff nach der Hand und nahm sie fest in ihre. Dann lächelte die Frau und sprach „Ach Ashley, bist du es wirklich, Liebes?“ Und nun gab es kein Halten mehr für Ashley. Sie wusste nun, dass dies kein Traum, keine Fata Morgana und auch keine Illusion war.

Es war als würden alle Dämme brechen, Ashley brach in Tränen aus umarmte die Frau so fest, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Es gab soviel, dass ihr auf der Seele brannte, soviel, dass sie in dem Moment sagen wollte, aber alles was sie heraus brachte war ein schluchzendes „Mum…“ Und während Ashley ihre Mutter immer noch umarmte und die sich an ihrer Tochter fest hielt, als ob sie sie nie wieder los lassen würde, schien alles um sie herum zu verschwinden.

Und so bemerkte Ashley auch nicht, wie Lily mit einem breiten Grinsen immer noch am Wagen lehnte. Und auch nicht, wie eine einzelne Freudenträne über ihre Wange lief, während sie das Widersehen von Mutter und Tochter beobachtete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Angel-of-the-Night
2010-10-30T13:47:46+00:00 30.10.2010 15:47
Hey cool das ist doch mal eine gelungene Überaschung^^
ich denke mal eines der schönsten Geschenke die Lily Asley hätte machen können <smile>
aber ich hoffe wirklich das diese Aktion vor den Dämonen und Schattengängern geheim bleibt^^°
LG


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