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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Tagebuch

„Ich wollte gerade auf die Ebene reiten!“, meinte Anar, nachdem er Aleidis begrüßt hatte, „Willst du vielleicht mitkommen?“ „Schon, aber ich kann nicht reiten!“, erwiderte Aleidis mit einem hilflosem Schulterzucken. „Macht nichts!“, sagte Anar großzügig, „Du musst nicht reiten können um auf einem Pferd sitzen zu können! Hochelfen können sofort, wenn sie auf einem Pferd sitzen, reiten! Und du bist ein Abkomme der Hochelfen! Bei dir müsste es ähnlich sein!“

Anar führte Aleidis über die offene Terrasse in das Schloss und dort durch einige Gänge in die Eingangshalle und endlich auf den Schlosshof. „Hier würde ich mich garantiert verlaufen!“, meinte Aleidis als sie in die Eingangshalle kamen. „Das wird schon noch! Für dieses Labyrinth braucht man einfach Zeit!“ Anar ging auf einen der Ställe zu und sprach kurz mit dem Stallmeister.

Während der Stallmeister mit einem Stallburchen die Pferde holte und sattelte, zog Anar den hellgrauen, fast silbernen ponchoartigen Überwurf aus, den er getragen hatte. Er trug heute braune Stiefel, eine enge grüne Stoffhose und eine dunkelbraune Tunika mit Stehkragen. Außerdem hing an seinem Gürtel ein Schwert und an seinem Stiefel hatte er einen Dolch befestigt.

„In Mara's alten Sachen siehst du auch aus wie eine Hochelfe!“, meinte Anar als der Stallmeister die Pferde übergab, „Wenn man von den Ohren absieht!“ Aleidis lachte und ließ sich von Anar kurz erklären, wie sie auf ihren Rappen kam. Dann schwang sie sich auf das Pferd und wunderte sich, dass es so problemlos klappe! Sie hätte gedacht, das sie auf der anderen Seite sofort wieder herunterfallen würde! „Siehst du?“, fragte Anar lächelnd, „Das Hochelfenblut kommt durch!“

Anar lies sein Pferd lostraben und Aleidis folgte ihm einfach. Es wunderte sie ordentlich, dass das Pferd ihr gehorchte. Anar's Brauner schien nicht auf seine Bewegungen sondern auf seine Gedanken zu hören. Die Wachen hatten schon das Burgtor geöffnet, und als Aleidis und Anar hindurch geritten waren, schlossen sie es wieder.

Auf der Straße zum Stadttor war nicht besonders viel los. Die wenigen Hochelfen die unterwegs waren gingen die Pferde aus dem Weg und winkten und begrüßten Anar und Aleidis. Die Wachen beim Stadttor mussten sie schon von weitem gesehen haben, den das Tor war offen.

Kaum waren sie durch das Tor und über die Brücke getrabt fiel Anar's Pferd auch schon in den Galopp! Aleidis lachte und folgte dem Hochelfen im Galopp um die halbe Hochelfenstadt herum und dann auf die Ebene! Aleidis fühlte sich frei von allen Sorgen! Sogar ihren Vater hatte sie vergessen, und Latein erst recht! Sie ritt mit Anar über die mit dunklem Gras bewachsene, etwas hügelige Ebene und fühlte sich frei.

Plötzlich verfiel Anar wieder in den Trab , wie auch Aleidis. Wenige Sekunden später sah Aleidis auch warum. Mara und Rina kamen ihnen mit fünf Wachen entgegen, auch sie ritten.

„Hallo ihr zwei!“, begrüßte Anar seine beiden Schwestern und brachte das Pferd zum Stehen. Auch Aleidis hielt an. „Hallo!“, gab Mara grinsend zurück. „Wo wollt ihr zwei denn hin?“, fragte Rina und gab den Wachen ein Zeichen, dass auch sie warten sollten. „Einfach ein wenig herumreiten!“, meinte Anar schulterzuckend und Aleidis nickte. „Dann passt bitte auf!“, bat Mara, „Wir waren gerade auf Streife unterwegs, am Hügelzug. Zwischen den Felsen haben wir ein paar Dämonen gesehen! Keine Ahnung was die vor haben!“ „Gut, wir passen auf, Ehrenwort!“, versprach Anar und trabte wieder los. Aleidis folgte.

„Anar, was ist dieser Hügelzug, oder Höhenzug eigentlich? Das er die Grenze ist hab ich begriffen! Aber was ist er?“, fragte Aleidis, als sie neben Anar ritt. „Im Grunde ist das eine Reihe von Hügeln, aus denen vor langer, langer Zeit Felsen wie Speere herausgewachsen sind. Eigentlich heißt er „Felsengrenze“ aber gemeinhin sagt man nur noch Höhenzug oder Hügelzug. Und er ist eben noch die Grenze zwischen Dämonenreich und Hochelfenreich.“

Aleidis wandte den Blick von Anar ab und sah auf die Felsengrenze. Sie waren schon nahe dran. Bedrohlich und grau ragte sie vor ihnen auf in den mit Wolken verhangenen Himmel. Aber auf der Seite der Hochelfen schien die Sonne!

„Anar, warum bekriegen sich Dämonen und Hochelfen?“, fragte Aleidis nach einer Weile. Anar ließ sein Pferd nur noch traben und überlegte. „Wie erkläre ich das? Hm. Den ursprünglichen Grund kennt keiner!“, erklärte Anar nachdenklich, „Aber es liegt wohl an den Unterschieden zwischen den Rassen. Die Hochelfen sind naturverbunden, lieben die Schönheit der Natur und die Tiere. Sie kämpfen auch, und sie können hassen. Wie die Dämonen sind, dass weiß ich nur von Erzählungen. Sie sind uns Hochelfen zwar sehr ähnlich, zumindest vom Körperbau her, aber sonst ganz anders. Sie haben alle eine dämonische, also böse Magie in sich. Sie haben ungeheure körperliche Kräfte und sind durch sie schnell und extrem stark. Was aber besonders unheimlich sein soll ist ihre Kaltblütigkeit. Angeblich sind die immer ruhig. Im Kampf verziehen sie nie das Gesicht. Zeigen nicht ob sie Schmerzen haben oder ob ihnen etwas Freude macht! Das ist unheimlich!“

„Was die Dämonen wohl über euch denken?“, überlegte Aleidis laut als sie mit Anar am Höhenzug nach Osten entlang ritt, „Sie denken wohl auch schlecht über euch!“ „Uns! Du bist zu Teil auch eine Hochelfe!“, lächelte Anar Aleidis an. Aleidis lachte und sah wieder nach vorne.

„Da hinten ist das Tal mit der Quelle!“, meinte Anar nach einer Viertelstunde, „Aber, sie wird von einem Bann geschützt! Siehst du?“ Aleidis strengte ihre Augen an. Am Ende des Höhenzuges waren Felsen die wie Speere in die Höhe ragten und dahinter waren die Berge die das Hochelfenreich und das Dämonenreich umschlossen. Zwischen den Speerfelsen konnte Aleidis das Grün von Baumkronen erkennen! Und sie erkannte auch den merkwürdigen blassblauen Schimmer der über dieser Stelle lag. Das musste dieser Bann sein. „Ich sehe ihn!“, erwiderte Aleidis und sah dann wieder die Felsen des Höhenzuges hinauf.

Aleidis' Rücken überlief ein eiskalter Schauer als sie auf die schroffen, scharfkantigen Felsen über ihr sah. „Haben Dämonen und Hochelfen keinen gemeinsamen Feind?“, fragte sie nach einer Weile, als sie plötzlich an einer Stelle waren, an der das saftige grüne Gras plötzlich verschwand und es nur noch trockene Erde gab. Da waren sie noch gut drei Kilometer von dem Tal und dem Bann entfern. Sie wendetet und trabten wieder auf die Hochelfenstadt zu. „Mein Vater hat mal etwas erzählt.“, meinte Anar langsam und nachdenklich, „Als er noch ein Kind war haben Blutwölfe ständig diese Welt überfallen und fast zerstört.“

„Woher kamen denn diese Blutwölfe?“, fragte Aleidis erstaunt, „Ich dachte diese Welt wäre die einzige parallele Welt!“ „Ist sie auch!“, erwiderte Anar, „Die Blutwölfe kamen aus der schwarzen Zwischenwelt! Dorthin kommen die Seelen Verstorbener, bevor sie weitergehen in die endgültige Totenwelt. Die Blutwölfe ernähren sich gewöhnlich von den Seelen böser Wesen. Aber damals sind sie in diese Welt eingedrungen und haben fast alle getötet!“

„Wie sind sie die Wölfe wieder losgeworden?“, fragte Aleidis mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. „Vater hat erzählt, dass sie die Wölfe zum ersten und einzigen Mal zusammen mit den Dämonen bekämpft haben. Sie haben zusammen ein riesiges Heer aufgestellt und die Wölfe in ihre eigene Welt zurück getrieben. Aber danach haben sich die Rassen wieder zerstritten!“, seufzte Anar und sah Aleidis an. In seinen Augen war etwas Trauriges.

Auch Aleidis schwieg und trabte auf ihrem Pferd langsam neben Anar her. Der Rückweg zur Hochelfenstadt schien Ewig zu dauern, aber plötzlich waren sie vor dem Stadttor und trabten hindurch. Inzwischen war es Nachmittag geworden und die Straße zum Burgtor ziemlich leer. Aleidis ritt hinter Anar her, die Straße hinauf und durch das Burgtor in den Burghof. Dort stiegen sie von ihren Pferden ab und gingen durch den Burghof auf das Burgtor zu und hinein. Währenddessen kümmerten sich einige Stallburschen um ihre Pferde.

Kaum waren Aleidis und Anar in die Eingangshalle getreten ertönte eine Stimme. „Aleidis!“, rief Endoril, der eben die große Freitreppe in dem Eingangsaal herunterkam, „Ich hab dich schon fast gesucht! Warst du mit Anar ausreiten?“ „Ja, war sie! Wir sind nicht zu nah an den Höhenzug geritten!“, meinte Anar sofort. „Anar, wenn du dich nicht beeilst verpasst du deinen Unterricht!“, ermahnte Endoril seinen Sohn, als er bei ihnen stand.

„O je!“, rief Anar und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, „Hab ich total vergessen! Danke Vater! Tschau, Aleidis, vielleicht sehen wir uns heute noch!“ Damit stürmte Anar etwas aufgelöst davon. „Aleidis, ich hab in der Bibliothek etwas gefunden, dass dich interessieren dürfte.“, meinte Endoril und zog unter seinem weiten, langen Gewand ein alten Buch hervor, „Das ist das Tagebuch meiner Vorfahrin Loranda. Die letzte Mondentochter. Vielleicht steht hier etwas drin, dass dir bei deinem Weg hilft!“ „Danke schön!“, erwiderte Aleidis und nahm das kleine Buch entgegen. „Du kannst dich zum lesen ruhig raus in den Garten setzten!“, schlug Endoril vor, „Ich muss sowieso noch viel erledigen. Und, das Buch kannst du behalten!“ Aleidis nickte und ging hinaus in den Garten hinter der Burg. Dort setzte sie sich auf eine Steinbank, die unter vier grünen Bäumen stand.

Aleidis las ein oder zwei Stunden in dem Tagebuch. Obwohl die Schrift sehr schwungvoll und verschnörkelt war, konnte Aleidis dennoch einiges lesen. Sie las, wie sich Loranda fühlte als sie erfuhr, dass sie die neue Mondentochter war. Sie hatte sich einsam und ausgeschlossen gefühlt. Später war ihr bewusst geworden, dass sie so ihren Mann rächen konnte. So hatte sie begonnen zu trainieren.

Loranda hatte damit begonnen, dass sie Wasser zu Eis werden ließ. Zuerst nur kleine Wassermengen, später ganze Seen und Flüsse. Und schließlich konnte sie das Eis einfach heraufbeschwören! Ganz problemlos aus der Luft! So hatte sie Eisstürme entstehen lassen können!

Nach einiger Zeit stieß Aleidis auf etwas sehr Interessantes. Loranda hatte sich zum Üben und wenn sie allein sein wollte in das gebannte Tal der Lebensquelle zurückgezogen. Dort kann ich weinen, wenn ich will. Schrieb sie in ihr Tagebuch. Der Bann schützt mich vor anderen, sie können nicht zu mir kommen! So habe ich Ruhe und muss nicht aufpassen was ich tue! Und die lebensverlängernde Wirkung dieser Quelle existiert gar nicht! Es ist ganz normales Wasser! Das ist gut so, denn ich kann hier wunderbar üben!

„Vielleicht sollte ich auch einmal dahin gehen?“, überlegte Aleidis, „Wenn die Dämonen nicht hinkommen können, dann ist es mir ganz Recht! Was mir Sorgen macht ist, dass dieser Eingang zur Zwischenwelt, in der die Blutwölfe leben sollen, dort sein soll! Vielleicht ist es so gesehen doch besser wenn ich da nicht hingehe. Aber dort hätte ich Ruhe!“

Aleidis las weiter, aber bis zum frühen Abend schaffte sie nicht das ganze Buch. Gegen halb sechs kam Endoril zu Aleidis. „Müsstest du nicht zurück in deine Welt?“, fragte er, nach dem er Aleidis erschreckt hatte. „Ja, leider.“, erwiderte Aleidis traurig, „Die Zeit hier vergeht viel schneller als in meiner Welt.“ „Das bildest du dir nur ein!“, meinte Endoril und begleitete Aleidis zu dem Ort im Garten, an dem das Portal zu ihrem Zimmer war, „Es gefällt dir hier, dass ist alles!“

„Morgen komme ich wieder!“, meinte Aleidis als sie mit ihrem Armband das Portal öffnete. Ein leuchtendes, großes Licht erschien vor ihr in der Luft, zwischen fünf Eichen, die, die Eckpunkte eines Fünfecks bildeten. „Wäre schön!“, lächelte Endoril und Aleidis trat lächelnd in das Licht, das Tagebuch von Loranda fest umklammert.



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