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Last Despair

Beyond Birthdays Fall
von

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Das Angebot

Es war ein düsterer Novembermorgen, die Stadt lag grau und tot da und es schien so, als hätte der Spätherbst bereits jegliches Leben aufgesogen. Ebenso schien auch aus Kazan jegliche Lebenskraft gewichen zu sein. Sein Gesicht war eingefallen und blass, seine dunklen Augen matt und glasig und erinnerten an leere Puppenaugen. Zwar war er ein Mann von guter Statue, doch im Moment wirkte er wie ein untersetzter Schreibtischhocker von 50 Jahren, obwohl er noch nicht einmal die 40er erreicht hatte. Nicht nur dass er einen Dreitagebart hatte, sein Hemd hatte Falten und er schien nicht einmal eine freie Stunde gehabt zu haben. Er stieg aus dem schwarzen Mercedes aus und kratzte sich am Hinterkopf, wo er bereits einen grauen Ansatz hatte. „Wie sieht’s aus?“ fragte er einen Beamten, der gerade dabei war, Fotos vom Tatort zu schießen. Es war bereits das sechste Opfer in Folge und wurde wie in den anderen Fällen an einem verlassenen Ort gefunden. Es war ein grausiger Anblick, an den Kazan bereits gewöhnt war, aber es erfüllte ihn immer wieder mit Abscheu, wenn er das Blutbad sah. „Genau wie in den Fällen davor: Dem Opfer wurden die Hände und Füße abgetrennt und die Augen ausgestochen. Außerdem wurde ihm der Mund zugenäht. Das Opfer starb schließlich durch mehrere Schläge auf den Kopf.“ „Und wurde wieder etwas am Tatort gefunden?“ Der Polizist sah sich kurz um, dann deutete er auf einen kleinen Gegenstand nahe des Stuhls, auf dem das Opfer gefesselt war. Es war eine kleine Engelsfigur aus weißem Porzellan, die zwei kleine Blutspuren aufwies: Genau an den Augen, so als würde der Engel Blutstränen weinen. Außer dieser Figur hatte der Täter nichts zurückgelassen. Weder die Tatwaffen noch verwertbare Fingerabdrücke konnten gefunden werden, nicht einmal ein Haar. Der Tatort war absolut frei von irgendwelchen Spuren und es gab keine Zeugen. Wie immer hatte der Täter ganze Arbeit geleistet und mal wieder kam Kazan keinen Schritt voran. Es gab keine Verbindungen zwischen den Opfern und der ganze Fall erinnerte ein wenig an den BB-Fall vor drei Monaten, nur dass keine Strohpuppen hinterlassen wurden, die zeigten, wie viele Opfer noch folgen würden und die Opfer auch nicht die Initialen BB oder QQ trugen. Außerdem wurden die Opfer auch nicht in ihren Wohnungen umgebracht. Was für ein Scheiß, dachte Kazan und nahm den Tatort näher unter die Lupe, auch wenn er nicht die Hoffnung hatte, irgendetwas Verwertbares zu finden. Nichts außer den Engelsfiguren hatte der Täter zurückgelassen und so wurde der Fall in den Medien als „Engelmordserie“ bekannt, auch wenn die Opfer alles andere als kleine Engelchen waren. Sie alle waren irgendwann mal in ihrem Leben in irgendwelche kriminellen Machenschaften verwickelt gewesen, doch das war auch das Einzige, was sie gemeinsam hatten. Nur leider konnte Kazan keine Verbindung zwischen einem Autodieb und einem Drogendealer erkennen. Zunächst hatte er gehofft, dass mindestens zwei eine Verbindung zueinander hätten und wenn es nur ein einmaliges Geschäft war, aber dem war auch nicht so. Man konnte wirklich sagen, dass sie auf der Stelle traten und keinen Schritt vorwärts kamen. Genau das war es, was Kazan so hasste und nichts wünschte er sich mehr, als endlich einen Sinn in diesen Engelsfiguren zu sehen. Weder Bibelstellen, noch irgendwelche anderen Hinweise konnte er herausfinden und ärgerte sich in Grund und Boden, wo er doch schon seit Jahren fürs FBI arbeitete und unzählige Verbrecher hinter Gittern gebracht hatte. Doch dieser Mörder hier nahm sich die Frechheit heraus um ihn an der Nase herumzuführen. Bereits nach zehn Minuten verschwand er wieder, da es für ihn hier nichts mehr zu tun gab. Eigentlich hatte er heute seinen freien Tag und er war nur gekommen um sich den Tatort anzusehen. Heute hatte er Wichtigeres zu tun, als sich den Tag durch einen weiteren Mord vermiesen zu lassen. Heute war der Tag, an dem Naomi Misora ihren Dienst quittieren und bald ihren Verlobten Raye Penber heiraten würde. Beide waren seine Kollegen und Letzteren kannte er bereits seit der Polizeischule. Sie waren wirklich gute Freunde und er konnte es kaum erwarten, mit ihnen zu feiern. Raye hatte ihn oft um Rat gefragt, wenn es um Naomi ging, denn auch wenn Raye immer auf cool tat, so war er jedes Mal total durch den Wind, wenn sie ein Date hatten. Schon bevor er ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, war er nervös wie ein kleines Schulmädchen und wahrscheinlich hätte er den Satz „Willst du mich heiraten“ nicht einmal auf die Kette gekriegt, oder nur heilloses Gestotter herausgekriegt. Zum Glück hatten sie beide diesen einen Satz immer und immer wieder trainiert und gerne ließ Kazan seine Beziehungen spielen, um Tische in begehrten Restaurants zu reservieren. Zwar war er kein Mensch, der groß mit seinen Taten herumprahlte, aber er konnte mit Recht behaupten, dass ohne seine Hilfe die beiden Turteltäubchen nicht so weit gekommen wären. Oder im schlimmsten Falle hätte Naomi den ersten Schritt machen müssen und so etwas bedeutete von vornherein, dass die Beziehung auf falschem Fuß anfing. Es war einfach unfein, dass eine Frau den Mann fragen musste, ob er sie heiraten wollte. Außerdem war es doch viel romantischer, wenn so ein unsicherer Frauenheld wie Raye den ersten Schritt machte, auch wenn es überhaupt nicht sein Stil war. Sein Handy klingelte und auf dem Display erschien Naomis Name. Schnell hob er ab und hörte ihre vergnügte Stimme.

„Hey Steven, wo bist du denn? Ich hab versucht dich zuhause zu erreichen aber da gehst du nicht ran.“

„Sorry Naomi, ich war gerade bei einer Tatortbesichtigung. Du weißt ja, ich bin an dieser Engelmordserie dran. Leider ohne Ergebnisse. Es ist wirklich zum Verrücktwerden.“

„Und du bist sicher dass du nichts übersehen hast? Du weißt ja bei dem BB-Mordfall, da hat die Polizei anfangs auch nichts finden können, bis man mich auf die richtige Spur brachte.“

„Das schon, aber ich bin erstens kein blutiger Anfänger und zweitens war das der Mörder selbst, der dich auf die richtige Spur gebracht hat.“
 

Naomi war eine wirklich engagierte Frau, die bei ihren Kollegen als „Massaker-Misora“ bekannt war. Grund dafür war, dass sie hauptsächlich brutale Serienmörder hinter Gitter gebracht hatte. Darunter war auch der BB-Mörder, der sich selbst Rue Ryuzaki nannte. Dies war jedoch nicht sein richtiger Name. Seinen wahren Namen konnten sie nicht herausfinden, da es keine einzige Akte über ihn gab, weder Schulzeugnisse noch Geburtsurkunden. Man wusste nur dass er aus England eingereist war und seit ca. sieben Jahren in Amerika lebte. Seinen wahren Namen gab er jedoch nicht preis, sondern machte sich einen Spaß draus, sich ständig anders nennen zu lassen und die Polizei an der Nase herumzuführen. Konfrontierte man ihn damit, dass er nicht Rue Ryuzaki hieß, behauptete er, dass sein wahrer Name Sam Leens war, doch schnell hatte man gemerkt, dass es nur ein Anagramm aus dem Wort „Nameless“ war. Als man ihn erneut zur Rede stellte, nannte er sich mal Beyond Birthday, mal Bruce Bixby und einmal auch als Bill Browning und amüsierte sich köstlich dabei, die Polizei zu verarschen. Persönlich getroffen hatte Kazan ihn noch nie, aber Naomi hatte oft von ihm erzählt. Sie beschrieb ihn als intelligent und verschroben und dass er eine einzigartige Verhaltensweise an den Tag legte. Gegenstände fasste er meist nur mit den Fingerspitzen an, aß gerne Marmelade mit den Fingern und hockte die meiste Zeit in einer eigenartigen Sitzposition. Außerdem wirkte er auch vom Aussehen mehr wie ein verschrobener Professor, als ein psychopathischer Mörder.

„Naja jedenfalls wollte ich dir noch sagen“, fuhr Naomi hastig fort „dass wir uns heute Abend im „Golden Saturday“ treffen werden. Es werden noch drei oder vier Kollegen kommen. Die Feier beginnt dann so um acht.“ Sie verabschiedeten voneinander und legten dann auf. Kazan stieg wieder in seinen Wagen und fuhr zur Agony Street, wo er zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen ein Apartment bewohnte. Er war seit Beginn des Falls kaum noch zuhause und auch wenn seine Frau sich nie beschwerte, so spürte er dass es ihr widerstrebte, dass er so lange außer Haus war. Insbesondere, weil er dadurch manchmal wichtige Termine vergaß. Angefangen von Footballspielen bis hin zu Geburtstagen von Freunden. Seine Söhne Curtis und Ryan verziehenes ihm, weil sie wussten, wie wichtig seine Arbeit war und welche Verantwortung er trug. Die beiden Zwillinge waren jetzt 15 Jahre alt und hatten gute Noten in der Schule. Er war stolz auf sie, besonders weil sie vorhatten in seine Fußstapfen zu treten und für die gerechte Sache zu kämpfen.

Als er nach Hause kam, waren seine Söhne bereits in der Schule und seine Frau Janice ging ihrer Arbeit als Bankangestellte nach. Auch gut, dachte er und nachdem er den Wagen am Straßenrand geparkt hatte, ging er als erstes ins Bad, um sich dort frisch zu machen. Er musste sich dringend rasieren und eine Dusche hatte er auch mal wieder nötig. Als er sich so im Spiegel betrachtete, musste er feststellen, dass er älter aussah, als er eigentlich war: nämlich doppelt und dreifach und hundert Mal so alt. Sein brünettes Haar begann bereits grau zu werden und er hatte auch schon Falten. Wer ihn sah, hielt ihn sofort für 50 Jahre alt oder im schlimmsten Falle noch älter. Sein Körper war gut durchtrainiert, auch wenn er einen leichten Speckbauch hatte, aber im Moment wirkte er kraftlos und ausgezehrt.

Nach der Dusche und der Rasur schien es ihm einigermaßen besser zu gehen und seine Augen hatten ein wenig Glanz zurückbekommen. Er setzte sich auf dem Balkon, der direkt über der Straße lag und genehmigte sich dort eine Zigarette. Dies tat er aus Rücksicht zu seiner Familie, denn Curtis und Ryan rauchten nicht und Janice war Asthmatikerin, die Nikotingestank verabscheute. Als sie sich kennen lernten und ineinander verliebten, hatte er zunächst befürchtet, dass sie versuchen würde, ihm das Rauchen abzugewöhnen. Doch sie ließ ihm seine Angewohnheit, aber nur unter der Bedingung, dass er zum Rauchen rausging oder wenigstens am offenen Fenster qualmte. Er war dankbar dafür, dass er mit solch einer verständnis- wie rücksichtsvollen Frau verheiratet und mit zwei wunderbaren Söhnen gesegnet war. Nur dass er in seinem jetzigen Fall keinen Schritt vorankam, ärgerte ihn mehr als alles andere und er konnte schon an nichts anderes mehr denken.
 

Am Abend war die Party im „Golden Saturday“ im vollen Gange. Naomi und Raye becherten fröhlich mit ihren engsten Kollegen mit und auch Kazan versuchte ordentlich mitzufeiern, doch so richtige Partystimmung wollte bei ihm nicht aufkommen. Der Fall ließ ihn einfach nicht mehr los, blockierte seine Gedanken und er ärgerte sich noch mehr darüber, als Naomi ihn schließlich darauf ansprach. „Du kannst einfach an nichts anderes mehr denken, nicht wahr?“

„Ist das so offensichtlich?“

„Ich kenn das mehr als gut genug, glaub mir. Vielleicht kann ich dir helfen, Steven.“

„Naomi, du bist nicht mehr beim FBI.“

„Das weiß ich, aber ich könnte dir da jemanden empfehlen, der sich sehr gut mit solchen Fällen auskennt. Zwar kann ich dir nicht garantieren, dass du Erfolg haben wirst, aber es wäre ja zumindest einen Versuch wert.“ Irgendwie hatte Kazan schon eine gewisse Vorahnung, worauf sie hinauswollte du er hielt es für keine besonders gute Idee. „Du könntest ja meinen letzten Inhaftierten um Rat fragen: Rue Ryuzaki. Er liebt Herausforderungen solcher Art und vielleicht kannst du ihn ja dazu überreden.“ Zunächst wollte Kazan ablehnen und die Sache einfach begraben, aber er wusste genauso gut, wie hartnäckig Naomi war und wenn er abgelehnt hätte, dann würde sich auch noch ihre Stimmung vermiesen und das wollte er möglichst verhindern, da es ja ihr Abend war, der ihr gewidmet war. Also nahm er das Angebot an und ließ sich die nötigen Daten geben. „Wenn du ihn triffst“, fuhr Naomi schließlich fort „dann bring ihm etwas Erdbeermarmelade mit, nur so um das Eis zu brechen. Allerdings….“ Sie hielt inne und machte einen etwas nachdenklichen und besorgten Gesichtsausdruck. „Du darfst nicht vergessen, was er ist. Er ist ein exzellenter Schauspieler und zu seinen Hobbys zählt es, die Polizei an der Nase herumzuführen. Vergiss niemals, wer er ist!“

Dieser Satz prägte sich in Kazans Gedächtnis ein und so wie Naomi ihn betonte, sollte er noch sehr wichtig für die Ermittlungen werden und Kazan vor einem großen Fehler bewahren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-08-06T16:44:02+00:00 06.08.2010 18:44
Hallo, da bin ich =)

Der Anfang hat mir schon mal super duper gefallen, aber
das war nicht anders zu erwarten.

Ich finde, dass du die Hauptperson sehr gut beschrieben hast.
Du schaffst es immer durch deine Beschreibungen eine
spannungsgeladene Atmosphäre zu kreeiren und das ist
für die Art von FFs, die du schreibst, sehr wichtig,
denn sie lebt von der Spannung. Und damit kriegst du
auch mich immer ran xD.

Ich will es dir eigentlich nicht schon wieder vorhalten,
vor allem, weil du es ja auch selbst weiß, aber egal ...xD
Du ahnst es schon: Die Kommasetzung. Aber das ist nicht weiter
schlimm, weil es wirklich nicht viele sind und es stört auch
nicht beim Lesen. Ich wollte es dir nur mitgeteilt haben :D

Über eine Sache wirst du mich aber noch aufklären müssen und zwar:
Ich habe nicht genau herauslesen können, weshalb der Protagonist
diesen Fall mit dem BB-Fall in Verbindung bringt bzw. warum
es ihn an den BB Fall erinnert. Liegt es daran, weil in diesem
Fall auch keine Spuren hinterlassen werden?
Das war nicht so deutlich herauszulesen.

Ich würde jetzt auch gerne weiterlesen, allerdings
habe ich keine Zeit =(

Bis später!


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