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Erlösung

von

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Schatten

Kapitel 5: Schatten
 

Minuten zuvor verfiel er in pure Hysterie, geriet in Panik, schrie sich die Lunge aus dem Hals. Doch alle Verzweiflung verhallte in den schwarzen Gängen... ungehört, unbeachtet, schlicht weg ignoriert. Jack schloss die Augen, öffnete sie erneut, machte sie wieder zu. Die ständige Wiederholung war lästig aber notwendig, um nahender Bewusstlosigkeit zu entgehen. Man konnte die eigene Hand kaum vor Augen sehen, es roch nach stechendem Schweiß und verbrannten Kadavern. Doch das schlimmste war die unerträgliche Hitze, die Jacks Kopf beinahe zerbersten ließ. Fleißige Gleisarbeiter rammten glühende Eisenstäbe durch sein Hirn, bis hinter die Augenhöhlen. Es pochte, schmerzte, machte klare Gedanken unmöglich. In der Ferne knatterten weiterhin Maschinengeräusche mit unerbittlicher Intensität. Die Angst, dass hungrige Mäuler und geschärfte Krallen unerwartet aus den Schatten preschen konnten, kroch wie ein ungewollter Parasit Jacks Rücken hinauf und brachte die feinen Nackenhärchen dazu, sich kerzengerade aufzustellen. Es mochte ihn nicht weiterbringen, einfach hier dicht an der Wand gepresst zu sitzen, aber verletzen konnte es ihn auch nicht.

Doch einige Armlängen entfernt, heimlich und unauffällig lauerte bereits eine Unheilvolle Überraschung. Er beobachtete sein Opfer mit behäbiger Geduld seit dem Moment, als es keuchend aus dem Wasser gestiegen war. Mit der Geschmeidigkeit einer Spinne huschte die zum jagen geformte Kreatur senkrecht den engen, stickigen Gang entlang, die muskulösen Beine wie Saugnäpfe an der Wand klebend. Reptilienartige Augen durchblicken klar die schaurige Dunkelheit, die seinem Opfer so zu schaffen machte.

Seine Atemwege schürten sich bemerkbar zu. Jack konnte schwören, dass sich etwas in den verschleierten Schatten bewegte. Mit jeder einzelnen Sekunde stieg die zuvor unterdrückte Ohnmachtsangst an. Der Blutdruck schwoll schrittweise an, pumpte bald doppelt so viel Blut durch Venen und Adern, sodass auch das Herz seine Leistung erhöhen musste.

Der Jäger besaß eine kühle Intelligenz: Hinterlistig, gerissen. Ein Wolf der das Schaf reißen wollte, bevor es sich überhaupt zu wehren versuchte. Das böswillige Biest wechselte seine Position, verharrte nun kopfüber im neuen Versteck. Weißliche Speichelfäden liefen ihm über die vernarbte Fratze, das offene Maul entblößte Messerscharfe Reißer die begierig danach lechzten, sich in frisches Fleisch zu bohren. Das Opfer hob bedächtig den Kopf, wollte vergeblich etwas in der Finsternis erkennen...

Jack blinzelte mehrere Male, damit die ohnehin beeinträchtigte Sicht nicht weiter verschwamm. Rhythmisches Ein- und Ausatmen half ihm, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen.

Er sah es nicht kommen.

Lange, bewegliche Finger auf die jeder Piano Spieler neidisch gewesen wäre, lösten sich zuerst von der Wanddecke, der Jäger war in der Lage, sein gesamtes Gewicht lediglich mit den kräftigen Beinen zu halten.

Eine zähflüssige Masse tropfte auf Jacks Schulter. Als er die Situation verstand, war es bereits zu spät. Ein derangiertes kreischen dröhnte in seinem Trommelfell, als ein mächtiger schwarzer Schatten von oben herabstürzte. Auf allen Vieren landete das furchterregende Biest boshaft fauchend auf den dreckigen Boden. Hinter ihm kam ein aus Knochen und dicken Knorpeln bestehender Schweif zum Vorschein, der mit der deutlich sichtbaren Wirbelsäule verbunden war. Der Jäger machte mit präziser Sicherheit einen Satz nach vorne - gierig auf den verletzlichen Nacken des Opfers fixiert. „Natürlicher Instinkt bewahrte den Menschen vor Fehltritten und Gefahren. Wenn Sie ihre Angst spüren, wie sie Ihre Sinne benebelt, Sie zum aufgeben zwingen will, handeln Sie einfach nach Instinkt Mr. Potter. Sie wissen schon, das Bauchgefühl, die kleine innere Stimme, die einem im letzten Moment ins Gewissen reden kann.“ Dr. Alberts Stimme säuselte wie ein entferntes flüstern um seinen leeren Kopf herum. Eine reine Impulshandlung, eine unterbewusste Reaktion verhinderte unerwartet das drohende Ende. Der verletzte Arm schnellte hoch, blockierte den direkten Weg zur pochenden Halsschlagader.

Für Jack verlief der ganze Vorgang in Zeitlupe, wie ein zu langsam abgespielter Film.

Der Jäger versenkte die Zentimeterlangen Zähne, seine effektivsten Tötungswerkzeuge in das vom Ellenbogenknochen zerstörte Gewebe. In Sekundenschnelle war das untere Ende des Armes erreicht - plötzlich eintretender Schmerz spülte die stumpfe Taubheit hinweg.



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