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Last Note

L vs BB
von

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Psychopath

Als Watari erwachte, befand er sich gefesselt in einer kleinen Hintergasse. Die Kleidung hatte man ihm abgenommen und sein Kopf schmerzte stark. Er blutete an der Schläfe und hatte Mühe einen klaren Gedanken zu fassen. Was war noch mal passiert, bevor er niedergeschlagen worden war? Er wollte ins Auto steigen, um L aus dem Hotel abzuholen, dann wollten sie mit dem nächsten Flieger nach Japan. Jemand hatte ihn von hinten angesprochen und in dem Moment, wo er sich umdrehte, wurde er von einem Knüppel oder einem Baseballschläger geschlagen und verlor das Bewusstsein. Doch wer hatte ihn niedergeschlagen, ihn seiner Kleidung beraubt und gefesselt in einer Hintergasse versteckt? Irgendein gewöhnlicher Verbrecher? Wohl kaum, für so etwas hatte er schon immer einen sechsten Sinn gehabt und die meisten waren viel zu laut und verrieten sich frühzeitig, sodass er schnell genug reagieren konnte. Doch bei diesem Kerl war es irgendwie anders gewesen. Wie ein Schatten hatte er sich angeschlichen und auch seine Stimme hatte etwas Vertrautes gehabt, sodass er keinen Verdacht schöpfte. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich von seinen Fesseln zu befreien und fand schließlich ein paar Kleider, die er sich notdürftig anzog, um nicht in Unterwäsche durch die Stadt laufen zu müssen. Er musste schnellstmöglich L kontaktieren und ihm Bericht erstatten. Nachdem er im Hotel angekommen war, zog er sich schnell um und schnappte sich sein Ersatzhandy, mit dem er die vereinbarte Nummer wählte. Lange war nur ein Piepton zu hören, bis eine Stimme ihm mitteilte, dass der gewünschte Teilnehmer nicht erreichbar wäre. Eine schlimme Vorahnung kam dem Engländer und er schüttete sich schnell einen Hochprozentigen von der Bar ein, um sich zu beruhigen. Wenn seine Vermutung stimmte, dann würde es keinen Sinn machen zu versuchen, L zu erreichen. Dieser Kerl, der ihn überfallen hatte, wusste ganz genau, wer er war und welche Funktion er hatte. Sein Ziel war von Anfang an L gewesen. Schnell wählte er eine andere Nummer. „Roger, hier Watari. Wir haben hier eine Code Red Situation. Sagen Sie, sind die beiden noch hier in L.A.? Ja? Sehr gut, dann kontaktieren Sie die beiden und sagen Sie ihnen, ich warte im Paradise Hotel, 3. Stock Zimmer 140. Es eilt!!!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte der gestandene 70-jährige auf und holte den Laptop heraus. Aus Sicherheitsgründen hatte er L zwei Peilsender untergeschoben, die er natürlich mehrfach verschlüsselt und mit einem zehnstelligen Code versehen hatte. Wenn er Glück hatte dann würde wenigstens einer der Peilsender seinen Aufenthaltsort verraten. Der erste Peilsender, den er an L’s Kleidung befestigt hatte, war zerstört worden. Das verwunderte ihn auch nicht weiter. Es gab ja zum Glück noch einen zweiten Peilsender, den er mehr als gut versteckt hatte. Als L seine jährliche Zahnuntersuchung hatte und ihm die Weisheitszähne entfernt wurden, hatte man ihm einen Peilsender eingepflanzt. L wusste nichts davon und das aus Sicherheitsgründen. Er gab den zehnstelligen Code ein und betete, dass der Entführer wenigstens den übersehen hatte. „Was zum…“

Negativ. Auch dieser Peilsender wurde entfernt und zerstört. „Das kann doch nicht sein. Wer zum Teufel ist dieser Kerl überhaupt?“ Nun wurde ihm klar, dass er es mit einem Verbrecher zu tun hatte, der auf einem sehr hohen Intelligenzlevel arbeitete.

Es klopfte an der Tür und Watari ging schnell hin, um sie zu öffnen. Vor der Tür standen zwei Jungen. Der größere war ungefähr 14 Jahre alt und hatte blondes Haar. Er trug schwarze Kleidung und machte einen gereizten Eindruck. Der andere war ein weißhaariger 12-jähriger, der komplett in weiß gekleidet war und ein Spielzeug bei sich trug. „Near, Mello! Kommt herein, dann erkläre ich euch die ganze Situation.“

„Stimmt es wirklich dass wir es mit einer Code Red Situation zu tun haben?“ platzte es aus dem Teenager heraus und war wie elektrisiert. Near hingegen blieb ruhig, doch man merkte seine innere Unruhe, weil er krampfhaft den kleinen Spielzeugroboter umklammert hielt. Watari schilderte die Situation und dementsprechend reagierten die beiden. Mello flippte total aus und Near ließ seinen Roboter fallen. „Und wer würde es wagen, L zu entführen?“ Watari schüttelte seufzend den Kopf. „Deswegen habe ich euch herbeordert. Ich hoffe auf eure Unterstützung, um L zu befreien und dabei müssen wir zusammenarbeiten.“

„Oh nein, ohne mich!“ entgegnete Mello und warf Near einen giftigen Blick zu. „Ich weigere mich mit Near zusammen zu arbeiten. Wir haben da so unsere Spannungen.“ O je, dachte Watari seufzend und schüttelte den Kopf. Roger hatte ihn schon davor gewarnt, dass es schwierig sein würde, die beiden dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. Mello hatte einen stark ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex und da Near derzeit die Nummer 1 war, waren die beiden verfeindet. „Wie siehst du das, Near?“

„Ich habe wirklich keine große Lust auf Mellos Geplänkel, aber wenn es um die Rettung L’s geht, dann bin ich bereit, mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich schlage deshalb vor, getrennt in gemeinsamer Sache zu ermitteln. Mellos Stärke ist es, direkt vor Ort zu ermitteln und ich spezialisiere mich auf das Sammeln von Informationen und Daten.“ Da Watari keine andere Lösung wusste und Mello diese Idee lieber war, waren sie sich schnell einig. Near wurden Computer und Telefone mit mehrfach gesicherter Leitung zur Verfügung gestellt. Mello, der trotz seines jungen Alters bereits den Motorradführerschein besaß, bekam eine Maschine nach seinem Geschmack, einen schwarzen Helm mit eingebautem Funkgerät, einen Peilsender und einen Elektroschocker zur Selbstverteidigung. Mit argwöhnischen Blicken betrachtete er das Gerät. „So ein Ding ist was für Weicheier. Wie soll das mir bitteschön helfen, wenn der Kerl auf mich schießt? Krieg ich keine Knarre?“ Doch Watari ließ sich nicht umstimmen und so musste Mello sich mit dem zufrieden geben, was er hatte. Zudem bekam er noch Pfefferspray mit. Zwar war er der Meinung dass dies nur für Frauen sei, doch er steckte sie trotzdem ein, da er sich erinnerte, dass L in Gefahr war und sie keine Zeit verlieren durften. Mello fuhr zu dem Treffpunkt, an dem L zuletzt gewesen war und befragte Angestellte des Hotels und Passanten. Diese sagten ihm, dass ein älterer Herr ihn abgeholt und in einer schwarzen Limousine weggefahren hätte und zwar in Richtung der Ghettoviertel von L.A. Schnell eilte Mello zu seiner YAMAHA und gab über das eingebaute Funkgerät Bericht. „Der Entführer ist mit dem Wagen in südlicher Richtung verschwunden, weg von Downtown in Richtung der Ghettos. Ich mache mich auf die Suche nach dem Wagen. Ich melde mich wenn’s etwas Neues gibt.“ Im hohen Tempo raste Mello an Autos vorbei, wäre beinahe bei rot über eine Kreuzung gefahren und hatte nur ein Ziel vor Augen: L zu finden bevor es zu spät war.
 

Wie ein Raubtier ging Beyond Birthday auf und ab, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von L zu nehmen. „Was soll ich nur mit dir anstellen?“ murmelte er und machte geschickte Handbewegungen mit seinem Messer, die L an einen Messerwerfer aus dem Zirkus erinnerte. „So viele Experimente habe ich am menschlichen Körper durchgeführt um die verschiedensten Todesarten zu testen. Aber jetzt stehe ich vor so einer großen Wahl…“ „Was hast du vor? Mich zu töten, um A zu rächen oder um mich zu übertrumpfen? Was bringt dir mein Tod?“

Beyond schien ihn gar nicht zu beachten, sondern war zu tief in seine schwarzen Gedanken versunken. Dann aber wurde er wieder in die Realität zurückgeholt und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. „Wenn ich mal ganz ehrlich bin: Es trifft auf beides zu. Und auf die Frage, was mir dein Tod bringt: Ich verspreche mir Frieden. Wenn du tot bist, dann habe ich endlich meinen inneren Frieden gefunden und kann dann endlich zu A. Dann hat dieser ganze Alptraum endlich ein Ende!“

Nun wurde L sich des ganzen Sachverhaltes bewusst. Beyond Birthday war ein Henker, der mit jedem Opfer die eigene Schlinge enger zog, bis er schließlich als eigener Gehängter über dem Boden baumelte. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Das eigene Leben, ebenso wenig wie das anderer Menschen, hatte keinen Wert mehr für ihn. Für ihn gab es nur noch die Hoffnung auf einen glücklichen Tod. Sein Geist war getrübt und es schien so, als wäre er innerlich tot. Beyond war depressiv und suizidgefährdet. Vielleicht hatte er auch noch andere Geisteskrankheiten. „Noch ist es nicht zu spät. Man kann dir helfen! Du kannst das alles beenden und ich verspreche dir, dich in eine Heilanstalt zu bringen, wo man dir helfen kann.“ Wieder begann Beyond Birthday zu lachen und er schüttelte den Kopf. Sein Blick hatte plötzlich etwas unsagbar Trauriges und Wehleidiges. „Tut mir leid L, aber ich kann nicht mehr zurück. Es ist einfach zu viel passiert und manche Wunden sind zu tief, als dass die Zeit sie heilen könnte. Damit meine ich nicht nur A’s Tod. Nein… seit meiner Geburt fraßen sich tiefe Wunden in mein Innerstes. Du weißt nicht wie es ist, von allen Menschen verstoßen zu werden und die Menschen zu verlieren, die du liebst. Du kennst die wahre Bedeutung von Einsamkeit und Schmerz nicht. Aber keine Sorge… ich werde dich sehr schnell damit vertraut machen.“

L schwante nichts Gutes. Er wollte etwas sagen, da zuckte Beyond erschrocken zusammen und sah sich hastig um. Dann eilte er zur eisernen Tür und riss sie auf. Es schien so, als hätte er ein Geräusch gehört. „Was ist?“ fragte L etwas irritiert und wusste nicht, wie er das jetzt einordnen sollte. „Hast du das eben nicht gehört?“ fragte Beyond ihn und begann zu zittern. Deutlich konnte man die Angst in seinen müden Pandaaugen sehen. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, stolperte er nach hinten, prallte mit dem Rücken gegen die Wand und sank zu Boden. Sein Gesicht war kalkweiß und er hatte Schweißausbrüche. „Sie sind wieder da…“

„Wer?“ fragte L verwirrt. Beyonds rasselnder Atem war schaurig und es sah so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Sie sind überall. Sie sind hier… in diesem Moment und wollen mich in den Wahnsinn treiben. Sie verfolgen mich bis in meine Alpträume. Ich erhoffte mir durch die L.A.-Morde die Erlösung, indem ich mit dem Wissen sterben würde, dich übertroffen zu haben, um A zu rächen. Ich wollte sterben, aber nicht ohne einen letzten Lichtblick. Wenigstens ein Sieg sollte mir vergönnt sein.“ Wie ein kleines, verlorenes Kind kauerte Beyond in der Ecke und schien jeden Moment in Tränen auszubrechen. „War die Ernennung zu meinem Nachfolger etwa nicht dein Ziel gewesen? War das denn kein Sieg?“ Wieder machte sich eine Veränderung Beyonds bemerkbar. Etwas unsagbar Hasserfülltes leuchtete in seinen Augen. Er stand auf, ging auf L zu und versetzte ihn einen so kräftigen Tritt in den Bauch, dass er mit dem Stuhl nach hinten fiel. „Ein Sieg? Das ich nicht lache. Den hatte ich mit A’s Blut bezahlen müssen. Ich pfeife auf diesen beschissenen Titel, wenn mein einziger Freund dafür sterben musste.“ Immer wieder trat er gegen L und dem Stuhl und schien beinahe auszurasten. Dann legte er einen Fuß auf L’s Kopf und drückte zu. „Ich könnte dir einfach so den Kopf eintreten, bis deine Augäpfel lose aus deinem zertrümmerten Schädel hängen. Ich könnte dich elendig verbluten lassen, oder dich qualvoll ersticken lassen, indem ich dir mit meinem Messer ein Loch in die Lunge bohre. Wie ein Tier könnte ich dich verrecken lassen! Der einzige verdammte Grund, wieso ich noch nicht deine jämmerliche Existenz beendet habe ist, dass ich dein Leid erfülltes Gesicht sehen will. Ich will dir meine Schmerzen zeigen und deinen Willen brechen.“

„Mein Tod wird deine Lage auch nicht ändern.“ „LÜGNER!!!“ brüllte Beyond und trat gegen den Stuhl, an dem L gefesselt war. Bei jedem Tritt, den er landete brüllte er immer wieder dieses eine Wort und L kniff die Augen zusammen. Er wünschte sich, dies alles wäre nie passiert. Dieses schreckliche Gefühl der Angst ließ ihn dies alles viel intensiver spüren und wahrnehmen. Als er sie wieder öffnete, schrie Beyond auf, packte sein Messer mit erhobener Hand und ließ es auf seinem Hals niedersausen. Nur knapp ein paar Millimeter stoppte er und atmete schwer. Er war vollkommen in Rage und obwohl L wusste, dass er ihn nicht so schnell töten würde, so wusste er, dass Beyond Birthday ihm noch viel schlimmere Dinge antun würde als den Tod. Als Beyond sich wieder aufrichtete, hatte er zunächst ein paar Probleme mit seinem Gleichgewicht. Er packte den Stuhl, auf dem L gefesselt war und richtete ihn wieder auf. L war schlecht und seine Magengegend schmerzte. Gequält stöhnte er auf und bekam eine Backpfeife verpasst. „Nun hör schon auf zu jammern. Das wird deine Lage auch nicht ändern.“ L hatte zunächst das Gefühl, nicht atmen zu können und hatte Mühe, seine Schmerzenslaute zu unterdrücken. Er wollte Beyond nicht noch weiter verärgern. Dieses Mal war es nicht so schlimm ausgegangen, aber vielleicht konnte er sich das nächste Mal nicht so gut beherrschen. Wer weiß, was er dann tun würde. Vielleicht würde er ihm wieder durch die Hand stechen oder ihn fast bewusstlos prügeln. Beyond konnte mit ihm anstellen was er wollte und L hatte nicht die geringste Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Es war ein Spiel ohne Regeln, bei dem L klar im Nachteil war. L war zudem aufgefallen, dass Beyond beinahe schlagartig seinen Gefühlszustand änderte. War er zunächst verstört und verängstigt, war er gleich darauf aggressiv und gewalttätig. Und wenn er lange genug gewütet hatte, war er wieder ruhig und bei klarem Verstand. Beyond Birthday war ein Psychopath wie er im Buche stand. Ihm fehlte jegliche Empathie. Er hatte eine stark ausgeprägte Persönlichkeitsstörung, keinerlei Verantwortungsbewusstsein und kein Gewissen. Die Hoffnung, dass er noch zur Besinnung kam, schwand nach und nach und so musste L sich mit der schrecklichen Erkenntnis anfreunden, dass er diesen Kampf wohl verlieren würde, wenn ihm niemand zur Rettung kam. Doch der Einzige, der ihm jetzt noch helfen konnte, war Watari und L war sich nicht sicher, ob dieser noch am Leben war. Wer weiß. Vielleicht lag er irgendwo tot da, der Schädel eingeschlagen oder der Körper mit hässlichen Stichwunden übersäht. Der Gedanke daran war entsetzlich und L wollte gar nicht daran denken, doch das schreckliche Bild von Wataris schrecklich zugerichteten Leichnam hatte sich tief in sein Gehirn gebrannt und die Angst wurde größer. L fürchtete den Tod. Seinen eigenen sowie auch Wataris. „Das ist nicht gerecht“ murmelte er und Beyond verzog das Gesicht bei dem Wort „gerecht“.

„Gerecht? Pah! Wo war denn bitte schön Gerechtigkeit, als ich zur Waise wurde? Wo war die Gerechtigkeit, als mich meine Verwandten verstießen, A starb und meine Mitmenschen mich verrieten? Mein lieber L, so etwas wie Gerechtigkeit gibt es nicht. Das, woran du dich so sehr klammerst, ist nur eine Illusion, nichts Weiteres als Wunschdenken in Form einer Seifenblase. Für uns gibt es so etwas wie Gerechtigkeit nicht, weder für dich noch für mich. Das ist die traurige Tatsache und ich würde dir raten, dich damit anzufreunden.“

So langsam aber sicher begann L jegliche Hoffnung zu verlieren und war schon fast dabei, Beyond Birthday zu glauben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-05-02T20:47:37+00:00 02.05.2010 22:47
Macht den Weg frei, jetzt kommen Mello und Near^^
Bin mal gespannt, wie sie L befreien werden.
Das werde ich gleich sehen.
Mir hat in diesem Kap der Mensch hinter dem Massenmörder
Beyond Birthday sehr gefallen. Sein nachdenkliches, zerrissenes,
verletztes Ich. Das war mal eine andere Seite von ihm und es
hat mir gefallen, wie du ihn rübergebracht hast.



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