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As The Phrase Goes

FF zur Sammlung der Oneshorts für den Zirkel: Assoziatives Schreiben
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Satz 19 - Abschied

"Wenn Euch Eure Tochter nicht wichtig wäre, würde ich mir nicht solche Sorgen machen", sagte er, "aber ich weiß, Ihr liebt sie sehr."
 

Für einen Moment war es still. Sie hörte weder ihren Vater noch Seth sprechen. Ihr Kinn lag nun auf ihren, nahe an ihren Körper gezogenen Knie und ihr Blick ruhte ausdruckslos auf ihren nackten Füßen. „Ich werde sie beschützen egal was geschieht“, die raue Stimme ihres, einst so vor Dominanz und Lebenskraft strotzenden Vaters klang müde aber entschlossen. Seth würde also Recht behalten. Wenn sie blieb würde es ihr Vater nicht schaffen. Er war ein stolzer und starker Mann, aber mit einer so großen Schwäche wie einer geliebten Tochter würden sie ihn auf die Knie zwingen. Egal wie sehr es sie schmerzte, sie würde ihn verlassen müssen. Untertauchen bis er wieder auf dem Thron saß. Sein Heer unter sich und das Vertrauen seines Volkes sein Eigen. Vielleicht konnte sie auch aus der Ferne helfen. Vielleicht bei letzterem. Aber wenn ihm etwas geschehen würde und sie wäre nicht an seiner Seite... das könnte sie sich nie verzeihen und das war ihr ebenso schmerzhaft bewusst.

„Und dabei alles verlieren was ihrer beider Welt ausmacht“, konterte Seth, gewohnt gleichgültig. Niemand wagte es einem, wenn auch gefallenen König, einen solchen Ton entgegenzubringen. Doch Seth war anders. Ob es ehrliche Gleichgültigkeit war oder die Erfahrung dem Tod entkommen zu sein die ihm jegliche Angst nahm, wusste keiner. Aber sie selbst vermutete, dass es etwas ganz anderes war.

„Ich war König dieses Landes. Ich habe ein ganzes Land regiert und du sagst ich würde es nicht einmal schaffen meine Tochter, so wie mich selbst zu beschützen?“, sie konnte sich vorstellen welcher Zorn mitgeschwungen wäre, wenn er ihm dies noch vor 2 Monaten vorgeworfen hätte. Alles was sie nun aber hörte, war ein schwacher Abklatsch der vergangenen Zeit.

„Sie sind mein König und werden es bleiben. Aber eure Feinde beunruhigen mich. Ich habe großes Vertrauen in euch und lege die Zukunft unseres Landes in ihre Hände. Dass ich ohne Angst an die Zukunft denken kann, dass ich ihnen zutraue wieder die Macht zu erlangen, sollte ihnen beweisen, dass ich sie nicht anklagen möchte. Ich kenne niemanden, dem ich gleiches zutrauen würde. Außer eurer Tochter vielleicht, die die Sturheit und Kraft ihrer verstorbenen Frau und der Ihren auf nahezu erschütternde Weise vereint“, er machte eine kurze Pause und sie konnte das leise Lachen ihres Vaters hören, „aber dennoch mache ich mir Sorgen um sie Beide.“ Sie überlegte, ob sie sich zu Wort melden sollte. Ihr dunkles Zimmer verlassen sollte, um zu zeigen dass sie das Gespräch belauscht hatte. Aber Seth hatte ihr das Versprechen abgenommen, still zu sein. Nur zu zuhören und sich eine eigene Meinung zu bilden. Ihr Vater würde nicht so frei sprechen, wenn er wüsste, dass seine Worte auch für ihre Ohren klar hörbar waren. Also blieb sie an die Tür gelehnt sitzen und starrte in die Dunkelheit.

„Dass du nicht so viel auf mich hältst wissen wir beide“, seufzte ihr Vater und sie wusste genau, wie er dabei die Stirn in Falten legte.

„Wenn ihr meint“, war das einzige was Seth darauf erwiderte. Erneut schlich sich die Stille in die Räume und ihr eigener Atem kam ihr erstaunlich laut vor. „Ich werde sie fragen, ob sie mit mir kommen will“, durchbrach Seth das Schweigen und ihr erst so lauter Atem verstummte. Darauf hatte er sie nicht vorbereitet.

Er würde sie mit sich nehmen? Und was würde sie ihm antworten? Stockend setzte ihr Atem wieder ein. Und auch ihr Vater fand nach einigen Minuten die Sprache wieder.

„Seth du bist erst einundzwanzig Jahre alt und ich schätze dich sehr. Ich habe deine Vergangenheit nie bestimmen lassen, was du verdienst. Aber glaubst du wirklich ich würde dir meine Tochter anvertrauen?“, sie presste die Lippen aufeinander. Sie hatte ihren Vater immer für sehr fair gehalten. Aber trotz der netten Worte klang der Vorwurf mit. Der Waisenjunge und die Königstochter? Ihre aufsteigende Wut überraschte sie selbst.

„Ja das glaube ich“, antwortete Seth und sie hätte viel dafür gegeben seinen Blick sehen zu können. „Niemand wird glauben, dass sie an meiner Seite ist. Jeder weiß wie wenig ich von ihr halte, es ist wahrscheinlicher, dass man mich kontaktiert um ebenfalls einer Gruppe beizuwohnen, die sie endgültig beseitigt sehen will. Selbst wenn heraus kommt, dass sie an meiner Seite ist, wird man eher glauben, dass ich sie entführt habe, als das ich als ihr Beschützer auftrete.“ Sie hatte ihre Augen geschlossen und ein neuer Schmerz schlich sich in ihre Brust und ließ sie flacher atmen. Sie hatte gedacht, dass er sie um ihrer Willen mitnehmen wollte. Nicht nur für ihren Vater.

„Und woher weiß ich das nicht du mein Ende sein wirst?“, der schwache Zorn war verschwinden und überraschenderweise klang die Stimme ihres Vaters stärker. Spielte er tatsächlich mit dem Gedanken sie gehen zu lassen? Fasste er neuen Mut aus der Sicherheit seiner Tochter? Hoffnung und Schmerz mischten sich zu einem unangenehmen Knoten in ihrer Magengegend.

„Das können sie nicht wissen. Aber sie waren einst der König des ganzen Landes und man hat sie noch nicht so weit verstoßen, dass sie diese Position wirklich verlassen haben. Wenn sie nicht wissen wer eine Gefahr für sie ist und wer nicht, wer dann?“, der Tisch knarrte und sie war sich sicher, das Seth bis zu diesem Zeitpunkt an diesem gelehnt hatte.

„Ich wurde gestürzt. Meine Einschätzung scheint geschwächt, meinst du nicht?“, er lachte aber kein Humor war zu hören.

„Jedes System hat seine Lücken“, Seth war die Ruhe selbst. Was sie, wie immer ungemein beeindruckte. Sie selbst hätte nie ein solches Gespräch zu Stande gebracht.

„Frag sie“, war alles was ihr Vater noch sagte. Dann stand er auf und verließ den Raum. Er war letztlich niemandem eine Erklärung schuldig. Und sie war sicher, dass er sie mit ihm gehen lassen würde. Und wenn es nur aus Hoffnung war, sie in Sicherheit zu wissen, wenn er es nicht schaffte.

Kurz war es wieder Still im Haus, als sie sich sicher war das ihr Vater weg war, war wohl auch Seth überzeugt und es klopfte leise an ihrer Tür. Sie rutschte zur Seite, sodass sie die Tür freigab und er sie öffnen konnte. Er entzündete keine Kerze, sondern ließ ihr die Dunkelheit. Wusste er, dass sie verletzt war? Er sagte nichts, setzte sich nur an den Platz an dem sie noch eben gesessen hatte.

„Komm mit mir“, wieder war er der erste der die Stille durchbrach. Nicht leise flüsternd, sondern noch immer in seiner normalen Lautstärke. In ihren Ohren klangen seine Worte wohl noch lauter als sie wirklich waren.

„Das ist keine Frage“, raunte sie leise und starrte wieder auf ihre Zehen.

„Ich weiß“, antwortete er ruhig und wieder kehrte einen Moment Stille ein.

„Du hältst wenig von mir. Du hast Recht das weiß jeder“, ihre Stimme war fest, aber fast noch leiser als zu vor. Ihr Blick stur geradeaus gerichtet.

Seths Haltung brach zusammen, der gerade Rücken, die unbewegliche Miene und leise lachend schüttelte er den Kopf.

„Stolze Prinzessin. Du änderst dich nie was? Wie konnte ich nur glauben, dass du mich diesen Kommentar stillschweigen lässt? Ehrlich wie immer. Weißt du, andere würden ihren Stolz wohl daran sehen so etwas einfach unter den Tisch kehren zu können. Du siehst ihn darin, es auszusprechen“, noch einmal hörte sie das leise Lachen und sie sah wie er seine Hand in ihre Richtung streckte. Sie betrachtete diese Hand unbeeindruckt.

„Das ist deine Antwort Seth?“, sie funkelte ihn böse an, vergessen war vorerst der Schmerz.

„Nein. Du hast recht. Ich hätte mich anders ausdrücken müssen. Wir beide wissen, dass ich nicht gelogen habe, aber dass diese Wahrheit der Vergangenheit angehört. Du hast mich umgestimmt was dich angeht. Du hast dir meine Achtung ehrlich erarbeitet.“ Er sagte nichts von Zuneigung, von der sie im Geheimen gerne etwas gehört hätte. Aber vorerst sollte dies ihr wohl genügen. Sie nahm seine Hand, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und ignorierte, dass sie nur in ihrem langen Nachtkleid neben ihm saß.

„Wirst du mit mir kommen?“, nun also die versprochene Frage. Sie dachte einen Moment darüber nach, ließ auf ihre Antwort warten, weil sie es in ihrer Position konnte und weil sie es amüsant fand, seine so selten bemerkbare Ungeduld zu spüren.

„Du darfst mich begleiten Seth. Ich werde in der Nähe bleiben, untertauchen und meinen Vater bestmöglich unterstützen, wo immer es mir möglich ist. Ohne das er etwas davon merkt.“ Seth drückte leicht ihre Hand, während er erneut leise zu lachen begann. Auch auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln.

„Meine eigensinnige Prinzessin.“ Sie mochte es, wie er meine sagte. Und beließ es für diese Nacht bei den gesprochenen Worten.

Sie würde also mit Seth von hier fortgehen. Die Prinzessin und der Waisenjunge? Oder die nächste Königin und ihr Leibwächter? Leibwächter oder vielleicht auch nächster König? All das lag so weit in der Zukunft, dass es sie weder interessierte, noch dass sie es wissen konnte. Aber sie wusste, dass sich nun einiges ändern würde.
 

Wenn sie nun ging, war das vielleicht der Kiesel, der alles andere ins Rollen bringen würde…



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