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Human Vase

von

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LILIA - Have fun around the corner

So, hier mal etwas Neues von mir. Ich hoffe es gefällt. Über Anregungen, Lob und Kritik würde ich mich sehr freuen ^^ Die Songtextauszüge stammen von Saltatio Mortis aus 'Dunkler Engel'. Nach jedem Auszug wechselt der Blickwinkel, aus der die Geschichte erzählt wird. Marc beginnt. ^^

Viel Spaß ^^
 

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LILIA - Have fun around the corner
 

Ich ziehe einsam meine Bahn,

so wie ein Stern am Firmament
 

Grinsend ging ich die Uferpromenade entlang. Warum ich grinste? Ganz einfach: Ich hatte es endlich geschafft mich von meiner Freundin zu trennen. Zwar waren wir nur eine Woche zusammen, aber das war mir schon zu viel. Sie war mir einfach zu anstrengend. Sie forderte zu viel: zu viel Aufmerksamkeit, zu viel Zärtlichkeit und zu viel Irdisches. Ich war Student, wo sollte ich bitte schön das Geld für Handtaschen und Schmuck hernehmen, den sie eh nie tragen würde, da sie ihn heute ‚supertoll’ und morgen ‚absolut hässlich’ finden würde.
 

Wahrscheinlich gehörte ich für sie auch in diese Kategorie ‚Schmuck’, denn ohne eitel klingen zu wollen, aber ich sah schon ziemlich gut aus! Zumindest ließen das die Mädchen vermuten, die mich seit der 7. Klasse wie die Fliegen verfolgten. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich jede Woche eine andere Freundin haben können, aber eigentlich suchte ich mir nur eine, wenn ich wirklich sehr sehr sehr großen Druck hatte – und das kam zum Glück nur alle paar Monate mal vor. Viel öfter, wenn ich nur ein wenig Spaß wollte, suchte ich mir einfach einen ONS, wobei es mir egal war, ob Männlein oder Weiblein.
 

Mein erstes Mal mit einem anderen Mann war zwar mehr ein Unfall gewesen, da ich ihn für eine ‚sie’ gehalten hatte, aber nachdem er kein Problem damit hatte den passiven Part zu übernehmen, hatte ich auch keinen Grund ihn nach Hause zu schicken – und eines musste man ihm wirklich lassen: Er konnte bei weitem besser blasen als die meisten Frauen, die sich bei mir schon daran versucht hatten. Also war an dem Gerücht, dass nur Männer wissen was Männer wirklich wollen und brauchen, doch etwas dran. Und seitdem fuhr ich eben zweigleisig. Nicht, dass das in meiner Clique etwas Außergewöhnliches gewesen wäre. Soweit ich wusste, hatten auch die anderen schon einiges ausprobiert.
 

Mein bester Freund – Martin – hatte mir schon von manch wilder Nacht erzählt, bei der Fesselspielchen wohl das Harmloseste waren – wie viel davon wirklich stimmte, wusste zwar nur er selbst, aber ich würde es ihm wirklich zutrauen! Er war zwar ähnlich groß wie ich, aber mit seinen braunen Haaren, den braunen Kulleraugen und dem wirklich gut trainierten Körper war er schon fast das komplette Gegenteil von mir. Klar war auch ich trainiert, aber ich legte nicht ganz so viel Wert auf mein Sixpack wie er … außerdem hatte ich im Gegensatz zu ihm blonde, lange Haare, die mich laut einigen Mädels wie einen Engel aussehen ließen … was ich nun wirklich NICHT war!
 

Allgemein wurde ich immer für unschuldiger gehalten als ich eigentlich war, was im Kindergarten und in der Schule zwar immer ziemlich praktisch war, da ich wirklich jeden Scheiß anstellen konnte, ohne dass man mich verdächtigt hätte, doch mittlerweile störte es mich schon fast, denn immer wenn ich einmal in eine Schwulenbar ging, wurde ich nur von dominanten Typen angebaggert, auf die ich nun wirklich überhaupt nicht stand.
 

In meiner Stammbar hat es sich zwar mittlerweile schon herumgesprochen, dass ich allergisch auf Anmachen à la ‚Na Kleiner’ oder ‚Na, du Süßer’ reagierte, allerdings hatte das zwei blaue Augen und einen kräftigen Tritt in die Eier benötigt, bis sich das in die Hirnwindungen der anderen Typen eingebrannt hatte. Jetzt belästigten mich dort nur noch ‚Fremde’, doch die wurden häufig schon vor mir gewarnt, sobald sie mich ansteuerten. Wenn mir jemand gefiel, dann ging ich schon von ganz alleine auf ihn zu und zeigte ihm mein Interesse sehr deutlich.
 

Und genau diese Bar steuerte ich gerade an. Nachdem ich jetzt fast täglich mit einem Mädchen geschlafen hatte, brauchte ich mal wieder jemanden, den ich etwas härter anfassen konnte und bei dem ich nicht immer Angst haben musste, dass er gleich losflennte. Ich schob die große Eisentür auf, die wie immer nur angelehnt war und über der blinkend der Schriftzug „LILIA“ angezeigt wurde, der Name der größten Schwulenbar der Stadt.
 

Eine kurze Treppe führte zu einer weit offen stehenden Holztür, hinter der mich ein Meer aus männlichen Körpern erwartete … na gut, ‚Meer’ war nun wirklich übertrieben, denn allzu viel war noch nicht los. Man wurde zumindest noch nicht zerquetscht, hatte aber schon genügend Auswahl. Ich steuerte als Erstes die Bar an und bestellte mir meinen giftgrünen Lieblingscocktail, der normalerweise am Liebsten von den eher tussigen Typen hier getrunken wurde, aber das störte mich nun wirklich wenig, denn mit Schnaps und Bier konnte ich nicht sonderlich viel anfangen, da das Zeug mir einfach nicht schmeckte. Allgemein sagte ich dem Alkohol nicht sonderlich zu, da ich lieber die Kontrolle über alles und jeden, einschließlich mir selbst, behielt.
 

Mit dem Rücken zur Bar setzte ich mich auf einen der Hocker und sah mich im Raum um, ließ meine Augen über die im Tanze zuckenden Körper gleiten, scannte sie von oben bis unten und wandte meine Aufmerksamkeit dann meist sofort dem nächsten zu. Einmal hatte einer meiner Lover zu mir gemeint, dass ich in diesen Moment wie ein Raubtier wirkte, das auf der Lauer nach einem besonderen Leckerbissen lag und sich seiner Macht vollkommen bewusst war.
 

Zwar fragte ich mich immer noch, welche ‚Macht’ ich haben sollte, aber amüsant war dieser Vergleich trotzdem gewesen – und ein schönes Kompliment war es außerdem. Welcher Mann wurde nicht gerne mit einem gefährlichen Tier verglichen? Okay, Martin konnte es gar nicht ab, wenn man ihn als ‚Bär’ oder ‚Teddy’ bezeichnete, aber auch nur, weil sich das meistens auf seine scheinbar sanften Augen bezog, die doch relativ wenig über seinen wahren Charakter aussagten. Wir kannten uns schon seit der Schule und auch wenn wir komplett unterschiedlichen Studiengängen beiwohnten, hatten wir das Glück an derselben Universität angenommen worden zu sein und hatten beide eine ziemlich große Wohnung, die zum Glück von unseren Eltern finanziert wurden, die nur das Beste für ihre Stammhalter wollten – nicht ahnend, dass ihre Lieblinge nicht nur den Weibchen zugetan waren.
 

Eigentlich hatten wir ja geplant an diesem Abend gemeinsam loszuziehen, doch Martin ist etwas bzw. jemand dazwischen gekommen: Das Nachbarsmädchen von gegenüber, auf das er schon länger scharf war. Ich selbst stand nicht so auf diese Art von Mädel … ich mochte keine Blondinen, denn oft genug stimmte das Vorurteil, dass sie etwas dümmlich waren tatsächlich … zumindest war das meine eigene Erfahrung gewesen, wobei ich dabei keinen Unterschied zwischen ‚echter’ und ‚unechter’ Blondine machte. Blond war blond … okay, ich selbst hatte auch blonde Haare, aber ich wagte zu behaupten, dass ich mich nicht absichtlich, um ‚süßer’ und vor allem ‚naiver’ zu wirken als ich wirklich war, dumm stellte.
 

Ich wusste auch nicht warum, aber manche Mädels vertraten anscheinend die Ansicht, dass Männer auf solche Frauen eher ansprangen, als wenn sie etwas Hirn hatten … mochte ja auch auf viele männliche Vertreter der Gattung Homo sapiens zutreffen, aber auf mich sicherlich nicht – für einen kurzen Fick waren dies allerdings die Besten, das musste ich ihnen zugestehen
 


 

In meiner Seele lodert Wahn,

der wie ein Feuer in mir brennt
 


 

Da war er wieder, mein blonder Sonnenschein, den ich doch nie wagte anzusprechen. Zu oft hatte ich schon miterlebt, wie er andere Männer eiskalt abgewiesen hatte, sobald sie nicht seinem Beuteschema entsprachen, sprich, es sich anmaßten größer und männlicher als er zu wirken. Zwar schleppte er nicht die ganz tussigen ab, aber die, die kein Problem damit zu haben schienen, ihm ihren Hintern für ein schnelles Vergnügen zu überlassen.
 

Unter diesen Männern war er beinahe schon legendär und manch einer putzte sich nur für ihn besonders hübsch heraus – so wie ich, doch wie gesagt, ich war eindeutig zu groß und wahrscheinlich auch zu düster für ihn. Und auch wenn ich viel für ihn tun würde, ich werde mich sicher nicht für ihn verändern, auch nicht meinen Klamottenstil. Mir war schon klar, dass mein langer, schwarzer Mantel und auch meine dunkel geschminkten Augen oder meine Piercings nicht gerade vertrauenerweckend aussahen, doch das war ich und ich gefiel mir so.
 

Gedankenverloren nippte ich an meinem Bier und behielt meinen Schwarm dabei ununterbrochen im Auge, sog jede seiner Bewegungen und auch sein süßes Aussehen tief in mich hinein. Nur gut, dass er nicht wusste, wie oft ich mir auf diese Erinnerungen schon einen gerubbelt hatte … Er war so schön … so sexy … so geil … auch sein Hintern war perfekt in meinen Augen – und auf diesen legte ich besonders viel wert, denn schließlich wollte ich zwischen den runden Backen ja mein bestes Stück versenken … und für meinen gar nicht so kleinen Freund war nur das Beste gut genug.
 

Da, er schien seine Beute für heute Nacht gesichtet zu haben, denn er stand auf und steuerte zielstrebig einen jungen, schwarzhaarigen Mann an, dessen Augen leicht von Kajal und langen Wimpern umrahmt waren. Lächelnd beugte sich mein Engel zu ihm hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der andere dreckig zu grinsen begann und dann mit ihm den Club verließ. Sofort war mein Bier vergessen und ich folgte ihnen hastig. Ich weiß nicht zum wievielten Male ich ihm folgte. Manchmal ging er mit seinen Betthäschen zu sich nach Hause, manchmal nahm er sie sich aber auch schon in der nächsten Seitengasse oder im Park hinter einigen Büschen oder auf einer öffentlichen Toilette.
 

Er schien bei den Örtlichkeiten weniger wählerisch als bei seinen Sexpartnern zu sein. Diesmal sollte es wohl eine Seitenstraße werden und wie so oft nutzte ich diese Gelegenheit um ihn mit meinem Handy zu filmen. Ich hatte bestimmt schon 50 dieser kleinen privaten Pornos gesammelt und ich sah sie mir sehr sehr sehr oft an. Ich brauchte gar keine professionellen Pornos mehr, seitdem ich damit angefangen hatte selber welche zu drehen.
 

Manchmal fühlte ich mich schon fast wie ein Stalker, aber ich belästigte ihn nicht … war mir sogar sicher, dass er sich meiner gar nicht bewusst war. Ich wollte ihn … und konnte ihn nicht haben. Vergewaltigen konnte und wollte ich ihn nicht, denn dazu war er mir zu kostbar. Allerdings kam es schon ab und zu mal vor, dass ich mir einen seiner Sexpartner schnappte und diese – natürlich nur mit deren Einverständnis – auch noch einmal vögelte.
 

Der Gedanke, dass er nur Minuten vorher in der gleichen Person war, erregte mich ungemein. Er war mein Licht und ich sein Schatten. Ich traf mich schon kaum noch mit meinen eigentlichen Freunden, da ich es viel interessanter fand ihm hinterher zu spionieren. Ich kannte mittlerweile all seine Lieblingslokale, seine Lieblingsläden, sein Lieblingsobst, seine besten Freunde, wusste, wo diese wohnten und was sie normalerweise so miteinander unternahmen.
 

Ich kannte seinen Filmgeschmack, wusste wie er aussah wenn er wütend war, wusste wie er aussah wenn er glücklich war, nur traurig habe ich ihn noch nie gesehen, was mich nur dazu anspornte weiter zu spionieren. Ich wollte all seine Facetten kennen lernen. Ich wollte der Mensch sein, der ihn am besten kannte.
 

Ich wusste, dass ich fanatisch war, aber das war mir egal. Wie schon so oft beobachtete ich die geschmeidigen Bewegungen seines Beckens, während er in den Fremden stieß und diesen damit zum Aufstöhnen brachte. Seine blonden Haare fielen ihm leicht zerzaust ins Gesicht und umrahmten es wie ein Rahmen.
 

Nun selbst stöhnend warf er plötzlich seinen Kopf zurück und ich wusste, dass er gerade gekommen war, da er dies immer so machte. Genauso leise wie ich gekommen war, verschwand ich auch wieder und wartete im Schatten, dass er wieder hervorkam. Wie ich ihn kannte, würde er wohl jetzt zurück in seine Wohnung gehen und ab da hatte ich keine Chance mehr ihn zu beobachten, da diese im 3. Stock eines Hochhauses lag.

Nachspiel --- (All days life)²

Hey ^^

Diesmal ist das Ganze etwas länger ... etwas sehr viel länger sogar *drop* Ein richtiges Mammutkapitel ^^' Reihenfolge: Marc (Nachspiel) - Jo (All days life) - Marc (All days life). Über Kommentare würde ich mich sehr freuen ^^ Viel Spaß ^^

P.S. Ich weiß, dass die beiden 'All days life' Parts sehr ausführlich sind, aber das hat seinen Sinn ^^ Ich finde nämlich, dass man viel über einen Menschen erfahren kann, wenn man ihn bei seiner Arbeit und in seinem täglichen Umfeld erlebt ... Okay, bei Marc ist es nur ein Studentenjob, aber er liegt ihm trotzdem am Herzen und er macht ihm Spaß - und er ist gut darin ^^
 

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Nachspiel -- (All days life)²
 


 

Du dunkler Engel in der Nacht,

was hast du aus mir gemacht
 


 

Der Glückliche, den ich mir diesmal ausgesucht hatte, war jung, schwarzhaarig und hatte einen kleinen, festen Hintern, der seinesgleichen suchte. Es war die reinste Wonne als ich ihn nahm. Bei jedem Stoß wurde er lauter und auch wenn wir uns auf offener Straße befanden, störte mich dies wenig. Die Polizei war in diesem Bereich der Stadt nicht sonderlich häufig anzutreffen, also vor was sollte ich Angst haben? Vor ungebetenen Beobachtern?
 

Bitte, sollten sie doch auch ihren Spaß haben, mich kümmerte das weniger. Grinsend zwickte ich meinem Betthäschen in die vor Erregung abstehenden Nippel und massierte diese ein wenig, was anscheinend genug war, um ihn über die Klippe springen zu lassen. Fast schon schmerzhaft verengte er sich um meinen alles-andere-als-kleinen-Kumpel und ich warf stöhnend meinen Kopf in den Nacken, während ich mich nun ebenfalls entlud. Kurz verharrten wir still in dieser Position und genossen die Nachwehen unseres Orgasmus’, ehe ich mich aus ihm herauszog, das Kondom abstreifte, es verknotete und dann einfach in ein Eck schmiss.
 

Mit routinierten Bewegungen richtete ich meine Hose wieder. „Du warst gut.“, befand ich und klopfte dem etwas kleineren auf die Schulter. „Man sieht sich!“, lächelte ich ihn noch zur Verabschiedung an und ging dann einfach weg und er hielt mich auch nicht auf. Das mochte ich so an One Night Stands innerhalb der schwulen Szene – kaum einer machte ein Drama nach dem Akt und wollte plötzlich eine Beziehung.
 

Bei Frauen war dies immer viel komplizierter. Wie immer nahm ich die Abkürzung durch den Park, störte mich nicht an dunklen Ecken, denn ich wusste ja, dass ich mich zur Not wehren konnte. Selbst als plötzlich drei dunkle Gestalten vor mir auftauchten, hatte ich keine Angst. Sie waren auch nicht kräftiger oder bulliger als die Männer, die ich im ‚LILIA’ immer abwies. Im Moment wollte ich auch nur noch eines: In mein Bettchen – und diese seltsamen Gestalten hielten mich eindeutig davon ab diesem näher zu kommen.
 

„Also, was wollt ihr? Geld, meinen Hintern oder beides?“, brach ich sichtlich genervt das Schweigen. „Oder wie wär’s denn mal mit etwas Ausgefallenerem wie zum Beispiel meine Jacke oder meine Hose? Dann hätten die morgen auf der Polizeistation auch einmal etwas zum Lachen, wenn ich denen von eurem kleinen Überfall hier erzähle.“ Erwartungsvoll starrte ich zurück und begann irgendwann ungeduldig mit meinem Fuß zu wippen, bis es tatsächlich irgendwann einder der jungen Männer schaffte sein Maul aufzumachen:„Du hast unsere kleine Schwester verarscht und dafür wirst du bezahlen!“
 

Na super … noch ein Grund mehr, warum ich mich immer mehr dem männlichen Teil unserer Gesellschaft zuwandte, wenn es um Sex ging - die hetzten einem wenigstens nicht irgendwelche Geschwister oder Kumpels an den Hals. „Aha? Jetzt habe ich aber Angst.“, meinte ich nur lässig und wich dem ersten Kerl leichtfüßig aus, als er wie blöde auf mich zugestürzt kam. „Erst denken, dann handeln!“, tadelte ich ihn, woraufhin er sich nur erneut auf mich stürzte, was ich mit einem schnellen Schritt zur Seite verhinderte. Doch traf mich unerwartet sein Atem, aus dem eindeutig der Alkohol sprach. Damit war für mich klar, dass ich leichtes Spiel mit den Spinnern haben würde. Ich war zu 98% nüchtern und die allerhöchstens noch zu 50 oder 60 Prozent. „Wie hieß eure Schwester eigentlich?“, interessierte es mich.
 

„Kassandra!“, grunzte mich einer an und ich musste wirklich lange überlegen, ehe ich dem Namen ein Gesicht zuordnen konnte. „So eine braunhaarige mit großen Titten?“, fragte ich frei heraus, woraufhin die drei Herren brav nickten. „Wollt ihr wissen, warum ich sie nicht mehr wollte?“, provozierte ich sie frech, woraufhin sie wieder eifrig nickten. „Sie war scheiße im Bett, eine Klette und hatte einen zu großen Arsch.“
 

Leise zählte ich innerlich bis drei und musste ein Grinsen unterdrücken, als alle drei gleichzeitig zu schimpfen begannen und sich auf mich stürzten. Was mich nun aber doch überraschte, war eine schwarze Gestalt, die plötzlich neben mir auftauchte und mich wegstieß und sich an meiner statt mit den Typen prügelte – was mir überhaupt nicht in den Kram passte.
 

Genervt fasste ich mir an den Kopf, in dem es leise zu Puckern begann. Nachdem der schwarze Riese mit den Dreien ganz gut alleine klarzukommen schien und er mich ja anscheinend aus dem Weg haben wollte, setzte ich meinen Heimweg fort. Mein Bettchen rief lautstark nach mir und hier hatte ich nichts mehr zu suchen – und dabei hatte ich mich schon fast auf die Prügelei gefreut. Aber nur fast.
 

Kaum dass ich in meinem Bett lag, hatte ich den Vorfall schon wieder vergessen, ihn als unwichtig zu den Akten gelegt. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sich Brüder etwas zu sehr für ihre Schwestern verantwortlich fühlten, schließlich hatte ich diese ja nie zu etwas gezwungen. Die hatten mir ihr Geschlechtsteil alle selber unter die Nase gehalten … und ich wäre kein Mann, wenn ich das ausschlagen würde. Nur die Fledermaus war neu gewesen
 


 

Ich kann dich nicht vergessen,

ich bin von dir besessen
 


 

Keine Ahnung was mich da geritten hatte, als ich mich in seinen Streit einmischte. Vielleicht wollte ich ja einfach nicht, dass mein Engel einen Kratzer abbekam? Oder ich hatte zu viel Schokolade gegessen oder Kaffee getrunken – dann wurde ich nämlich immer etwas übermütig und tat so dumme Dinge wie gerade eben. Und ehe ich mich versah, prügelte ich mich auch schon mit diesen seltsamen Typen.
 

Ich hatte nicht viel Übung im Kämpfen, aber anscheinend hatte ich Talent dafür, da sie nach einigen Minuten das Weite suchten. Als ich mich nun umblickte und nach meinem Süßen Ausschau hielt, war dieser nirgends mehr zu sehen. Wenn ich ihn nicht schon so lange beobachten würde, wäre ich sicherlich beleidigt, dass er sich nicht einmal bei mir bedankte, dass ich ihn gerettet hatte, aber so wusste ich, dass er wenig davon hielt, wenn man seine Schlachten für ihn schlug … und genau genommen hatte ich dies gerade getan … und das im sprichwörtlichen Sinn.
 

Es war das erste Mal gewesen, dass ich mich in so einer Situation nicht raushalten konnte und mich eingemischt hatte – und außer blauer Flecken und einiger Schrammen hatte es mir nichts gebracht. Es lohnte sich jetzt auch nicht mehr ihm nachzulaufen, da er schon längst seine Wohnung erreicht haben musste, dessen war ich mir sicher.
 

Also ging ich wieder zurück. Praktischerweise wohnte ich schräg gegenüber von dem ‚LILIA’. Von meinem Wohnzimmerfenster aus hatte ich meinen Engel auch das erste mal gesehen. Damals war er in Begleitung von einem braunhaarigen Typen gewesen, der sich nach einigen Nachforschungen als sein bester Freund Martin entpuppt hatte. Mein Baby hatte an diesem Tag so schön gelächelt – da konnte ich nicht anders als ihm zu verfallen. Er war alles was ich nie gewesen bin und nie sein werde. Und vielleicht war es ja genau das, was mich nicht mehr losließ.
 

Mich hatte schon früher alles scheinbar Zerbrechliche fasziniert. Häufig waren diese Dinge am Schluss dann allerdings doch nie so leicht zu zerstören gewesen, wie ich gedacht hatte. Manche Vase war mir zum Opfer gefallen, weil ich wissen wollte, aus welcher Höhe ich sie zu Boden fallen lassen musste, damit sie in möglichst viele Scherben zerbrach. Irgendwann hatte ich dann damit angefangen die Vasen mit Sekundenkleber wieder zusammen zu bauen. Es war mein liebstes Spiel gewesen. Zerstören und Kitten.
 

Irgendwann hat meine Mutter einfach alle Vasen entsorgt und an den Schrank mit den Wassergläsern kam ich damals noch nicht heran. Daraufhin geriet dieses seltsame Interesse in Vergangenheit – bis jetzt. Er war meine neue Vase. Wunderschön und irgendwie filigran und doch schwer zu zerbrechen. Ich wusste selbst nicht, was ich mit ihm anfangen wollte, wenn ich ihn denn irgendwann besitzen sollte … aber ich war mir sicher, dass mir dann schon etwas einfallen würde.
 

Gründlich putzte ich mir zu Hause angekommen meine Zähne und schlüpfte dann nackt unter meine Bettdecke. Ich mochte keine Schlafanzüge oder Boxershorts oder Socken zum schlafen. Selbst wenn es Winter war, trug ich nicht mehr am Körper … außer manchmal einen Schal und eine Mütze, wenn ich bei offenem Fenster schlief – denn krank wollte ich dann doch nicht unbedingt werden. Leise klirrten die Handschellen am Kopfende, als ich mich etwas anders hinlegte. Ob ich meinen Engel einfach entführen sollte? Irgendwann würde er sich mir dann schon fügen …
 

Mit diesem Gedanken schlief ich ein, träumte wie so häufig von gar nichts, fast schon froh darüber, dass er mich nicht bis in meine Träume verfolgte, da ich sonst wahrscheinlich zehn Minuten früher aufstehen müsste, um meine Morgenlatte per Hand zu beseitigen und das wäre kein guter Start in den Tag, da ich notorischer Langschläfer und Nachtmensch war.
 

Mein Wecker schellte am nächsten Morgen schon ziemlich früh, da ich zur Arbeit musste. Ich hatte es geschafft einen Job in einem der größten Gothic, Szene und Fetischläden der Stadt zu ergattern und war dort vor allem für den Einkauf aber auch für den Verkauf zuständig. Mein Spezialbereich war alles was mit Fetisch in jeglicher Art zu tun hatte, aber ich wagte zu behaupten, dass ich auch schon manche Gothiclady beglücken konnte, indem ich ihr per Augenmaß das perfekte neue Outfit zusammengestellt hatte – in den meisten Fällen hatten die Klamotten auf Anhieb gepasst und auch gefallen.
 

Eigentlich war ich am Anfang für Einkauf und Buchhaltung zuständig gewesen, doch als ich einmal für einen der Verkäufer eingesprungen war und bei dieser Gelegenheit mehreren Damen und Mädchen ein neues Outfit verschafft hatte, fragten diese beim Chef immer wieder nach, warum ich denn nicht regulär verkaufen würde, da sie noch nie so gut beraten worden wären – und seitdem war ich im Verkauf, was mir bei weitem mehr Spaß machte als das elende Zahlenwälzen.
 

Auch der Einkauf war mehr Vergnügen als Arbeit, da mein Chef mir ziemlich freie Hand ließ, was ich kaufte, solange es zum Konzept des Ladens passte und sich nicht als Ladenhüter herausstellte, was zum Glück bisher noch nie der Fall gewesen war. In der Regel war es eher so, dass die neuen Artikel so gut ankamen, dass wir sie fest in unser Sortiment aufnahmen.
 

Da ich auch dafür zuständig war die neuen Artikel entgegen zu nehmen, da ich am Besten wusste was ich wo eingekauft hatte, war ich der erste im Laden. Das, was dann folgte, war reine Routine, die ich schon hunderte mal abgewickelt hatte: das Aufsetzen des Kaffees auf der alten Kaffeemaschine, das Öffnen aller Rollos, das Durchgehen aller Werbung und Prospekte, Sortierung der Post, Annahme der Lieferung, Prüfung der Lieferung und wenn alles in Ordnung war alles Vorsortieren, damit der Chef noch einmal kurz draufschauen konnte, ob alles in Ordnung ging.
 

Gerade heute war ein Mantel und ein Hemd mitgekommen, die mir persönlich unheimlich gut gefielen, so dass ich mir je ein Exemplar zur Seite legte – noch ein Vorteil mehr, wenn man den Einkauf machte – und der Chef hatte nichts dagegen, solange ich brav dafür bezahlte. Pünktlich um Viertel vor 10 klopfte es an der Eingangstür, vor der die Frühschicht in Form von Sunny stand. „Morgen Jo!“, begrüßte sie mich in dem für sie gewöhnlichen fröhlichen Tonfall und huschte eilig ins Hinterzimmer um ihre Tasche und Jacke abzulegen und eine Tasse Kaffee zu trinken, ohne mir Gelegenheit zu lassen den Morgengruß zu erwidern – ihr morgendliches Ritual.
 

Pünktlich um 10 Uhr drehte ich das große Pappschild von ‚geschlossen’ auf ‚geöffnet’ und machte mich zusammen mit Sunny daran die Ware, die wir nachbestellt hatten oder einfach schon lange im Sortiment war und heute neu gekommen ist, in die entsprechenden Fächer einzuräumen bzw. an die entsprechende Stelle an den Ständern zu hängen.
 

Da es einfach schneller ging, hatten wir uns aufgeteilt und ich kümmerte mich wie meistens um den Bereich mit den Fetisch- und Lack-Leder-Klamotten, da ich mich da von allen am Besten auskannte, während Sunny vorne ganz genau wusste, wo was lag oder hing. Wir waren insgesamt vier Verkäufer, wobei die anderen drei sich mit den Schichten abwechselten, während ich dank der morgendlichen Lieferungen immer die Morgenschicht übernahm.
 

Wenigstens bekam ich für meine Doppelaufgabe auch fast doppelt so viel Gehalt wie die anderen drei, die mir das aber nicht wirklich übel nahmen, da ich mich wirklich reinhängte. Sunny war die Älteste von uns mit ihren 27 Jahren und ihre blonden Haare mochten nicht so wirklich zum Laden passen, doch wussten wir alle, dass das wohl nur eines ihrer Experimente war. Sie liebte es zu erforschen mit welchem Outfit und mit welcher Haarfarbe sie wo am ehesten akzeptiert wurde und wollte dadurch herausfinden, welche Gruppe bzw. Szene die Toleranteste war – bisher ohne Erfolg, aber sie blieb eisern dabei. Da sie am meisten Erfahrung hatte, erstellte sie normalerweise den Schichtplan.
 

Nor, der eigentlich Norman hieß und diesen Namen verständlicherweise auf den Tod nicht ausstehen konnte, war der dritte im Bunde und mit 19 Jahren der Jüngste. Sein Sinn stand im Moment vor allem nach Feiern und nebenbei studierte er noch Grundschullehramt für Religion – was nicht so wirklich zu ihm passte, ihm aber trotzdem großen Spaß machte. Nel war 21 und hatte ihr BWL-Studium abgebrochen, weshalb sie dem Chef auch bei der Buchhaltung half, da sie von uns allen die meiste Erfahrung damit hatte.
 

Dann gab es eben noch mich, Jo, 23 Jahre alt und unseren Chef Nick, 30 Jahre alt, der seine Angestellten am Liebsten durch einen kleinen Test aussuchte. Dabei ging es nicht einmal darum das Rätsel zu lösen, sondern eine möglichst einfallsreiche Antwort zu finden oder eben zugeben zu können, dass man die Lösung nicht weiß, da dies seiner Meinung nach von Charakterstärke zeugte. Allgemein ging bei ihm viel über Sympathie und wenn er einen mochte, hatte man gute Chancen den Job zu bekommen.
 

Wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre, hätte ich ein Jurastudium begonnen und wäre Anwalt geworden. Sie hatten mir beinahe den Kopf abgerissen als ich mich weigerte genau dies zu tun und mir einfach einen Job gesucht hatte und ausgezogen bin. Am Anfang hatte ich in einem Getränkemarkt an der Kasse gearbeitet, doch war die Bezahlung so mies gewesen, dass ich mir schleunigst etwas Besseres gesucht hatte. Ich landete in einer Bar hinter der Theke und schenkte fast ein halbes Jahr lang Bier und Schnaps an wenig hübsche Heteromänner aus, ehe ich durch Zufall von einer Freundin erfuhr, dass der Shop hier eine Stelle frei hatte – und jetzt arbeitete ich hier schon seit fast drei Jahren und es wurde mir immer noch nicht zuviel.
 

Der Tag war ziemlich ruhig, nur ab und zu tröpfelten einige Kunden herein, von denen sich die wenigsten für die Fetischabteilung interessierten – und wenn sie es doch taten, dann kannten sie sich schon aus und brauchten meine Beratung nicht wirklich. Das waren die Tage, an denen ich meine angefallene Büroarbeit der letzten Tage erledigte und zu den Akten legte. Als diese vermaledeit langweilige Arbeit endlich vorbei war, ging ich einige Prospekte und Internetseiten durch, ob es neue interessante Artikel auf dem Markt gab. Dabei blieb mein Blick an einem Versender hängen, der auf stilvolle Schwarzweißbilder setzte, wobei mir einfiel, dass ich vor ein paar Tagen meinen Film mit den Bildern von meiner Schottlandreise zum Entwickeln abgegeben hatte und diese nun langsam fertig sein mussten und beschloss, dass ich heute Abend vorbeischauen würde, um danach zu fragen.
 

Ich blätterte noch etwas herum, als plötzlich Sunny nach mir rief. „Jo, dein Rat wird gebraucht!“, schallte es durch den Laden und ich wunderte mich zum zigsten Mal, wie so eine zierliche Person so ein Organ haben konnte. „Komme!“, brüllte ich zurück und ließ alles stehen und liegen – eine Sunny ließ man besser NIE warten. „Was gibt’s?“, wollte ich wissen als ich neben ihr zum Stehen kam. „Die Lady hier würde gerne ein Hochzeitsoutfit kaufen.“ Sofort wurde ich hellhörig und begutachtete die ziemlich mollige junge Frau vor mir. „Deine Hochzeit oder nur als Gast?“, fragte ich sie direkt. „Meine Hochzeit – und es soll perfekt sein!“ Lächelnd nickte ich.

„Wir alle wollen bei unserer Hochzeit perfekt aussehen, nicht?“, zwinkerte ich Sunny zu, die sofort eifrig nickte.
 

„Was hast du dir denn vorgestellt? Oberteil und Rock, ein Kleid, Hose und Bluse, mit Korsett, ohne Korsett oder etwas mit Corsage?“, versuchte ich mir ein genaueres Bild von ihren Wünschen zu machen. „Das weiß ich noch nicht so genau … könnt ihr mir nicht erst einmal einfach zeigen was eurer Meinung nach in Frage kommen könnte?“ „Natürlich. Darf es denn auch etwas in Richtung Lack und Leder sein oder lieber ungern? Und weiß der Bräutigam schon, was er tragen wird?“ „Kommt ganz darauf an, um was es sich handelt … aber Spitze, Tüll und Samt wären mir bei weitem lieber.“ „Ist in Ordnung.“, schmunzelte ich. „Und wie steht es nun mit ihrem Bräutigam?“, wiederholte ich die Frage noch einmal. „Dem habe ich sein Outfit schon verpasst.“
 

//Der arme Kerl.//, schoss es mir sofort durch den Kopf. //Ob dem wohl klar ist, dass der ab dem Tage seiner Hochzeit nichts mehr selbst bestimmen darf?// Nach außen hin lächelte ich allerdings weiter freundlich und brachte die Kundin dann zu Sunny, die schon ein paar Blusen und Röcke in der hoffentlich passenden Größe herausgesucht hat, die eventuell in Frage kommen könnten.
 

„Würde dir so etwas gefallen?“, sahen wir beide sie erwartungsvoll an. „Naja … ein Kleid wäre mir glaube ich schon lieber …“ „Okay, willst du nicht vielleicht doch die ein oder andere Bluse anprobieren? Du weißt schon, neue Klamotten für die Flitterwoche – wir haben übrigens auch Dessous für die Hochzeitsnacht der anderen Art.“, schlug ich grinsend vor und erntete dafür ein leises Lachen. „Also ich weiß ja nicht … aber okay, anprobieren schadet ja nicht.“ Und damit verschwand sie mit einer Bluse und einem Rock in der Umkleide, nachdem ich ihr beides herausgesucht hatte, in dem Wissen, dass die Kombination sehr figurschmeichelnd war und ihr alleine dadurch mit Sicherheit gefallen würde.
 

Als sie mit dem Outfit vor mich trat, konnte ich mich nur gedanklich selbst loben, denn es stand ihr um einiges besser als das Outfit, das sie getragen hatte, als sie den Laden betreten hat. „Und?“, wollte ich wissen, als sie sich vor dem großen Spiegel drehte und wendete. „Gefällt es dir?“ „Ich hätte es ja nicht gedacht, aber ja, es gefällt mir.“ „Soll ich es dir dann schon einmal zurücklegen lassen?“, ging ich zum Angriff über. Kurz schien sie noch zu überlegen, doch dann nickte sie wie erhofft und ich brachte die Klamotten zur Theke, als sie mit Umziehen fertig war.
 

Die durch die Anprobe gewonnene Zeit hatte Sunny genutzt um alle möglichen Kleider, die wir in großen Größen da hatten, herauszusuchen. Selbst das Lager musste sie durchwühlt haben, da ich ein oder zwei Kleider entdeckte, die wir eigentlich gar nicht mehr im Sortiment hatten, da sie sich nicht wirklich gut verkaufen ließen, da sie entweder zu teuer, zu ausgefallen oder nur noch in wenig gekauften Größen vorhanden waren.
 

Mit geübtem Blick besah ich mir die Kleider und versuchte abzuwägen, welches der Kundin wohl am ehesten stehen und damit auch gefallen würde. Doch leider war diese schneller und verschwand mit einem sehr pompösen Kleid in der Kabine, bei dem ich mir sicher war, dass es sie bei weitem dicker wirken lassen würde als sie sowieso schon war, doch sollte sie das selbst herausfinden. Ich musste mir schon beinahe das leicht abfällige Grinsen verkneifen, das sich auf meine Lippen schleichen wollte als sie mit unglücklichem Gesichtsausdruck vor dem Spiegel stand. Ich hatte mal wieder Recht behalten und das war ein ungemein befriedigendes Gefühl.
 

„Gefällt es dir nicht?“, fragte ich unschuldig. „Nicht so wirklich – dabei hat es doch alles, was ich immer wollte.“, kam es enttäuscht zurück. „Der Schnitt ist wenig vorteilhaft – wenn du nichts dagegen hast, würde ich dir gerne ein paar Kleider zeigen, die dir bestimmt auch gefallen werden, wenn du sie denn einmal angezogen hast.“, ließ ich meinen Charme spielen und schenkte ihr mein bezauberndstes Lächeln, das zwar bei weitem nicht so engelsgleich wie das von meinem Blondschopf war, aber doch seinen Zweck erfüllte, was mir ihr leicht geknicktes Kopfnicken verriet.
 

Mit sicherem Griff zog ich die sechs Kleider heraus die ihr sowohl passen als auch stehen könnten, während Sunny davon eilte um sich um einen anderen Kunden zu kümmern. „Und das soll gut aussehen?“, wollte Moppelchen, wie ich sie für mich getauft hatte, von mir wissen. „Das ist so … einfach … da fehlt das ganze romantische!“ „Jetzt probier es doch erst einmal an. Gerade bei dem Kleid passen zum Beispiel sehr gut lange Spitzenhandschuhe und ein auffälliger Haarschmuck dazu.“, versuchte ich sie zu überzeugen. Zwar sah sie noch sehr zweifelnd drein, trollte sich dann aber doch brav in die Kabine, während ich hastig loslief um angesprochenen Handschuhe zu suchen.
 

Ich fand sogar drei verschiedene Ausführungen: eine mit normal geschlossenen Fingern, eine bei der nur der Handrücken noch bedeckt war und durch einen Ring um den Mittelfinger an Ort und Stelle gehalten wurde und eine mit Rüschen am Bund – wenn ihr das nicht kitschig genug war, konnte ich ihr auch nicht mehr helfen. Als Haarschmuck nahm ich eine silberne Kette mit einem Herzanhänger mit. Ich kam gerade rechtzeitig zurück um sie davon abzuhalten das Kleid gleich wieder auszuziehen.
 

Leicht keuchend zeigte ich ihr die Handschuhe, die ihr Gesicht wieder aufleuchten ließen. Freudig probierte sie das Paar mit dem Ring an, der zu meiner Verwunderung sogar über ihren Finger passte. „Und? Wie ist es jetzt?“, wollte ich wissen. Das Outfit war zwar schlicht, aber elegant und sie wirkte ziemlich schlank darin. „Mit den Handschuhen würde es gehen …“ „Schau, wenn du dir zum Beispiel so etwas hier besorgen würdest …“, damit legte ich ihr die Kette behutsam über die Haare, so dass das Herz kurz unter ihrem Haaransatz auf der Stirn auflag, „wäre es doch noch einmal schicker, oder?“ „Ja … hat schon was … aber ich will trotzdem lieber noch die anderen anprobieren.“ „Okay, geht klar.“
 

Das nächste Kleid war zwar ebenfalls größtenteils schwarz, doch die Nähte waren mit einem silbrig glänzenden Faden genäht worden und auf dem Oberteil schlängelte sich eine silbrige Pflanze hinauf. Alles sehr filigran gehalten, aber doch so, dass man zu allererst darauf sah und nicht auf die überflüssigen Pfunde der Braut.
 

Noch dazu hatte es eine Schnürung, bei der ich ihr freundlicherweise half. Durch das korsettähnliche Oberteil konnten sich keine Fettringe abzeichnen, auf was ich persönlich an ihrer Stelle achten würde. „Und, ist das eher dein Geschmack?“, schmunzelte ich, da sie bei weitem begeisterter aussah als bei dem ersten Kleid. „Würden die Handschuhe auch dazu passen?“ „Hm … bedingt. Es wäre besser wenn die Handschuhe auch solche silbrigen Elemente hätten.“, überlegte ich. „Zur Not könnte man es aber schon kombinieren. „Hm, okay.“
 

„Willst du das nächste Kleid anprobieren?“ „Ja, gib’s her.“ Ich half ihr die Schnürung wieder zu lösen und vor allem zu lockern, so dass sie ohne Probleme wieder aus dem Kleid heraus kam, ehe ich ihr das nächste Kleid mit violetten Samteinsätzen an den Seiten und im Rock reichte, doch so wirklich gefiel ihr das wohl nicht. Auch das darauf folgende Kleid, das etwas kürzer als die anderen war und einen relativ großen Ausschnitt hatte, fand nicht ihre Zustimmung. Erst das vorletzte und das letzte Kleid schafften es wieder in die Endrunde. Ersteres hatte lange Fledermausärmel, ein eingearbeitetes Korsett und immer wieder verspielte violette Schleifchen, die es ihr anscheinend wirklich angetan hatten. Den Abschluss machte ein Kleid mit kleinen Puffärmelchen, zu denen die Handschuhe wieder passen würden und einem schwarzen Tüllrock, der im richtigen Licht bläulich schimmerte.
 

Sunny war in der Zwischenzeit wieder zu uns gestoßen und besah sich das Spektakel leicht amüsiert. Ab und zu gab sie einen zustimmenden Kommentar von sich, ansonsten überließ sie mir das Reden. Auch war sie so lieb und brachte die ausgemusterten Kleider nach der kleinen Fashion-Show wieder dorthin, wo sie hingehörten. „Also, hast du dich schon entschieden?“, wollte ich wissen als sie fünf Minuten lang auf die drei verbliebenen Kleider gestarrt hatte. „Wieviel kosten die eigentlich?“, wollte sie dann plötzlich wissen und ich sah hilfesuchend zu Sunny, da die sich mit dem Preisen bei weitem besser auskannte als ich.
 

Sie schien meinen Blick bemerkt zu haben, da sie wieder zu uns kam. „Was gibt’s?“ „Die Kundin würde gerne wissen wie viel die Kleider kosten würden.“ „Okay. Also das mit den silbernen Nähten läge bei ungefähr 500 Euro, das mit den Fledermausärmeln etwa 450 und das mit dem Tüllrock bei jeweils ungefähr 430 Euro.“ Die Preise waren saftig, aber wir garantierten für gute Qualität und ein richtiges Hochzeitskleid käme sie sicher noch teurer. „Hm … meine Eltern wollten mir das Kleid spendieren … vielleicht sollte ich sie noch fragen, bevor ich eines kaufe.“, überlegte sich Moppelchen.
 

„Wir können dir die Kleider für eine Woche zurücklegen lassen.“, bot Sunny unverzüglich an. „Dann hast du eine Woche Zeit um mit ihnen herzukommen und sie ihnen vorzuführen.“ „Wenn das ginge … das wäre echt super!“ „Kein Ding. Aber was ist mit dem anderen Outfit? Nimmst du das gleich mit oder sollen wir das auch zurücklegen?“ „Nein, nein, das bezahl ich gleich jetzt. Karte geht doch, oder?“ „Klar.“, lächelten Sunny und ich zeitgleich.
 

Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass ich seit fünf Minuten Feierabend hatte, ließ es mir aber trotzdem nicht nehmen mit galant mit einem Handkuss von der Kundin zu verabschieden, ehe ich Sunny das Abkassieren überließ. Als sie dann endlich verschwunden war, kam Sunny zu mir nach hinten und steckte sie erst einmal eine Zigarette an. „Wetten, dass sie nicht mehr kommen wird?“, seufzte sie. „Hm, kann passieren …“, musste ich zustimmen, da Moppelchen ziemlich blass geworden war, als sie die Preise gehört hatte.
 

„Sag mal, wo bleibt eigentlich Nor? Der hätte doch schon vor zehn Minuten da sein sollen.“, wunderte ich mich, während ich meine Sachen zusammenpackte und meine neuen Klamotten noch bezahlen ging. „Der kommt heute eine halbe Stunde später. Muss noch seinen Roller aus der Werkstatt holen.“ „Okay, kommst du alleine klar oder soll ich noch so lange hierbleiben?“ „Nein, ist schon okay. Ist ja nicht viel los … und die halbe Stunde werde ich schon alleine überleben.“ „Okay, dann bis morgen.“, verabschiedete ich mich von Sunny und drückte sie wie üblich kurz an mich, ehe ich mit einer Tüte in der Hand und meiner Tasche um die Schulter den Laden verließ.
 

Tief atmete ich die vom Smog verseuchte Luft ein, die doch besser und frischer war, als die Luft im Laden, in dem hunderte von neuen Kleidungsstücken den Geruch von ‚neu’ absonderten. Ich bevorzugte eindeutig den Geruch von älterer, frisch gewaschener Wäsche, was die Erinnerung an den Stapel dreckiger Wäsche in mir wachrief, der daheim auf mich wartete. Na dann, auf in den Kampf!
 


 

Kein andren Mann mein Aug mehr sieht,

weil meiner Welt die Farbe fehlt
 


 

Gähnend kratzte ich mich im Schritt während ich darauf wartete dass der Toast und der Kaffee fertig wurden. Ich hatte nicht mehr sonderlich viel Zeit bis ich los musste, da ich wie meistens viel zu spät aufgestanden war. Um 9 Uhr machte der Fotoladen auf in dem ich in den Semesterferien und wenn ich Zeit hatte als Fotograf arbeitete und jetzt war es schon zehn nach acht und um halb musste ich los um noch rechtzeitig zu meiner Schicht zu erscheinen.
 

So wirklich Lust hatte ich nicht auf die ganzen Menschen, die den Laden betreten und ein Passfoto wollen würden. Es gab nichts Langweiligeres als Passfotos schießen! Besonders nervtötend waren kleine Kinder. Entweder sie schrien, sahen irgendwo hin nur nicht in die Kamera und wollten einfach nicht still sitzen. Am Liebsten war es mir, wenn jemand um ein richtiges Shooting bat, wobei es mir egal war, ob sich eine Frau nur beweisen wollte, dass sie immer noch gut aussah, ob ein Mädchen Fotos für eine Mappe brauchte, da sie Model werden wollte oder ob ein Angeber neue Fotos von sich brauchte, die er seinen Freundinnen schenken konnte.
 

Ich machte auch Fotos von allen möglichen Events, solange man mich nur dafür bezahlte und nicht anmaulte, nur weil die Braut auf dem Bild genauso fett aussah wie sie in Wirklichkeit auch war. Von Photoshop hielt ich nicht viel. Klar konnte man damit viel machen, aber ich sah Bilder als etwas, das die Wirklichkeit abbilden sollte, dir Realität – und wenn jemand fett war, war er nun mal fett. Wenn jemand hübsch war, war er eben hübsch.
 

Gerade die zukünftigen Models nervten häufig, ob man nicht noch etwas drehen konnte an den Aufnahmen, doch selbst wenn sie mit mir schliefen, änderte ich nichts daran. Ab und zu kommt es durchaus vor, dass ich gegenüber einem Kunden behaupte, dass ich dies und das geändert hätte, damit er sich zumindest einbildete, dass er würde auf dem Bild besser aussehen würde als in real und zufrieden von Dannen zog.
 

Mein Chef ließ mich machen, solange ich ab und zu für ihn Model stand für seine Bilder im Schaufenster. Mal spielte ich den Bräutigam, mal einen coolen Jugendlichen – mir war das egal. Dass deshalb immer wieder Talentscouts vorbeikamen und wissen wollten, wer denn dieser Mann sei, da er das ‚gewisse Etwas’ habe, war mir dagegen nicht ganz so egal, da es mich schon etwas nervte. Wenn sie mir spontan einen Job geben konnten, spielte ich mit, ansonsten wimmelte ich sie ab, da ich nicht als Karteikarte in einem großen Unternehmen enden wollte. Ich hatte kein Interesse daran von Casting zu Casting zu rennen und Schaufensterpuppe für alte Männer oder Frauen zu spielen. Ich war zwar eitel, aber nicht dumm!
 

Robert, mein Chef, stand schon grinsend in der Tür und zählte den Countdown herunter, als ich keuchend aber auf die Sekunde pünktlich ankam. „Moin Marc.“, grüßte er mich grinsend. „Eine Sekunde später und du hättest mich auf einen Kuchen einladen müssen!“ „Tja, Pech gehabt!“, gab ich zurück und zwinkerte ihm frech zu, ehe ich an ihm vorbei den Laden betrat und meine Kamera überprüfte, ob alles in Ordnung war.
 

„Steht irgendetwas besonderes auf dem Programm?“, wollte ich wissen und linste zu Robert hinüber. „So ’ne Göre will mal wieder eine Mappe. Ihre Mutter hat heute Morgen angerufen.“ „Soll ich das übernehmen?“ „Du kommst mit jungen Mädchen besser zurecht als ich.“, kam nur zurück und ich richtete mich auf. „Dafür kommst du mit Kindern und älteren Menschen bei weitem besser klar.“ „Ich bin eben schon reifer!“ „Will ich auch hoffen! Schließlich bist du doppelt so alt wie ich!“
 

Wenn mich jemand fragen würde, wie das Verhältnis zwischen Robert und mir sei, könnte ich wohl guten Gewissens antworten: Freundschaftlich. Klar, er bezahlte mich, aber er ließ das nie irgendwie heraushängen und verzieh es mir auch, wenn ich einmal etwas später kam – dafür ging er früher. Nach einigem hin und her am Anfang haben wir uns überlegt, dass es morgens von 9 bis 10 Uhr und abends von 17 bis 18 Uhr reichen würde, wenn nur einer von uns da war. Und da ich gerne länger schlief in den Ferien und er abends lieber früher bei seiner Familie sein wollte, haben wir uns sehr schnell auf die jetzige Lösung geeinigt.
 

Außerhalb der Semesterferien kam ich eben immer dann, wenn es sich einrichten ließ. Ab und zu stellte er dann noch einen dritten Fotografen für halbtags ein, doch der bekam immer unbezahlten Urlaub, sobald ich Ferien hatte. „Um wie viel Uhr will die junge Dame kommen?“, erkundigte ich mich. „Nach der Schule zusammen mit ihrer Frau Mutter … lass deinen Charme spielen, sonst frisst die dich auf … die klang schon am Telefon ziemlich hochnäsig und eingebildet.“, warnte er mich vor – doch das waren die meisten Mütter, die ihre Töchter für eine Mappe vorbei brachten und bisher hatte ich sie alle um den Finger wickeln können. Hier ein Kompliment, dort eine Schmeichelei, da einmal ein Witzchen und ab und zu die Schönheit der Tochter und der Mutter ansprechen, dann lief es meistens problemlos.
 

„Geht klar. Also so gegen zwei Uhr …“, überlegte ich. „Soll ich hinten Fotos entwickeln oder hier vorne die Stellung halten?“, erkundigte ich mich und staubte die aufgestellten Bilderrahmen und Regale dabei mit einem Staubwedel ab. „Von mir aus kannst du entwickeln. Sind drei normale Filme, ein Schwarzweißfilm und zwei CDs mit digitalen Bildern hinten. Der Schwarzweißfilm liegt schon seit vorgestern da, vielleicht fängst du mit dem an? Nicht, dass der Kunde ungeduldig wird.“, erhielt ich Anweisung. „Geht klar Boss.“, meinte ich daraufhin nur und verschwand durch den Vorhang im hinteren Teil des Ladens.
 

Geübt machte ich mich daran die Bilder zu entwickeln und stellte dabei fest, dass eine ganze Reihe alter Burgen und Bäume als Motiv dienten. Obwohl die Bilder nur in schwarz, weiß und grau waren, hatten sie etwas beinahe Magisches – vielleicht gerade weil sie auf Farbe verzichteten. Auch ein Selbstbildnis schien dabei zu sein, da auf einem der Fotos ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren abgebildet war, der mit dem Rücken zur Kamera stand und seinen Kopf leicht seitlich gedreht hatte, so dass man nur sein Profil erkennen konnte. Quer über den Rücken ging ein großes, verschnörkeltes Tribaltattoo, das bei den meisten anderen Menschen wahrscheinlich fehl am Platze wirken würde, doch zu diesem Menschen irgendwie passte.
 

Fast schon liebevoll hängte ich das Bild an die Leine und verließ dann die Dunkelkammer, um mir die drei Filme zu holen und fing mit dem Größten an. Ich hatte vielleicht noch zwei Stunden Zeit bis die beiden Grazien im Laden stehen würden, das würde genügen um einen 36er- und einen 24er-Film zu entwickeln. Mehr wollte ich mir nicht vornehmen, denn wenn die beiden Ladies doch etwas früher als erwartet kommen würden und ich sie warten ließe, gäbe es nur Ärger und eine angespannte Stimmung beim Shoot war nie wirklich förderlich.
 

Als hätte ich es geahnt, standen sie schon im Laden als ich noch zehn Bilder fertig machen musste, was ich durch Robert mitteilen ließ, als dieser mich holen wollte. Dieser kam kurz darauf wieder zurück und meinte durch die geschlossene Tür zur mir: „Die Mutter sagt, dass sie es etwas eilig haben.“ „Dann richte ihr doch bitte aus, dass sie für eine gute Mappe schon etwas Zeit mitbringen müssen. Frag sie doch, ob sie sich schon Outfits und Styling überlegt haben und dann doch damit schon mal anfangen sollen.“
 

Er brummte noch irgendetwas vor der Tür, was ich aber nicht verstehen konnte und beeilte mich lieber fertig zu werden. 20 Minuten musste ich die Damen warten lassen, das ließ sich leider nicht verhindern, doch als ich ihnen mit meinem schönsten Lächelnd entgegentrat und mich bei ihnen entschuldigte, hatten sie mir schon wieder verziehen – ich liebte mein gutes Aussehen! Mit prüfendem Blick musterte ich das vielleicht 16-jährige Mädchen. Sie war zwar nicht hässlich, hatte aber auch nichts wirklich Außergewöhnliches an sich, das einen umgehauen hätte - und ehrlich gesagt rechnete ich ihr keine großen Chancen in der Modewelt aus.
 

„Ich bin Marc und wir können uns gerne duzen.“, stellte ich mich artig vor. „Mareike Hahn und das hier ist meine Tochter Maria!“, ergriff die Mutter das Wort. „Hallo.“, grüßte ich noch einmal freundlich und führte die beiden dann in einen Nebenraum, in dem wir solche Shoots meistens machten, außer die Kunden hatten Extrawünsche. „Also Maria, was hast du dir denn vorgestellt?“, wendete ich mich direkt an die Tochter, um die es ja letztendlich ging. „Naja … ich habe einige Outfits dabei.“, kam die zögerliche Antwort. „Willst du denn eher auf dem Laufsteg sein oder dich eher auf Shootings konzentrieren?“, hakte ich nach, da sich darüber die wenigsten Gedanken machten – und tatsächlich sah sie hilfesuchend zu ihrer Mutter, die auch etwas ratlos dreinsah, dies aber gut überspielte.
 

„Macht das denn einen Unterschied?“ „Ja, einen gewaltigen! Aber wenn Sie wollen, können wir die Mappe so gestalten, dass sie sich damit bei jedem Job bewerben kann.“, schlug ich vor. „Allerdings wird das etwas aufwändiger.“ „Solange Sie gute Fotos machen …“, wurde nach einigen Minuten aufgeregten Tuschelns eingewilligt – wie eigentlich immer. „Also gut, habt ihr euch schon ein Schminkkonzept für die Beautyaufnahmen überlegt?“ Ratlose Blicke. „Also nein … okay, vielleicht setzen uns dann erst einmal zusammen und überlegen uns etwas, in Ordnung?“ Stummes Nicken und die beiden folgten mir brav zu dem kleinen Tisch.
 

„Also gut. Die Kunden, die Schminke verkaufen wollen, achten vor allem auf das Gesicht – auf große Augen, reine Haut, sinnliche Lippen und die Ausstrahlung.“, erklärte ich. „Also sollten wir genau dies betonen. Allerdings wollen sie trotz allem kein zugekleistertes Gesicht vor sich liegen haben, das könnt ihr mir glauben. Ich schlage also vor, dass du dich erst einmal komplett abschminkst und ihr mir zeigt, was ihr an Schminke dabei habt.“ Eilig nickte die Tochter und kramte die Abschminktücher aus ihrer Handtasche, während die Mutter einiges an Schminkutensilien hervorzauberte. Gezielt griff ich nach der Wimperntusche, Kajal und einem leicht rosa schimmernden Lipgloss. „Benutze bitte nur ganz ganz wenig Kajal und betone dafür deine Wimpern mehr. Vom Lipgloss bitte auch nur so viel, dass deine Lippen etwas glänzen.“, gab ich Anweisungen. Während Maria sich fertig machte, stellte ich den passenden unaufdringlichen Hintergrund für die ersten Bilder ein.
 

„Fertig?“, wollte ich nach einigen Minuten wissen, woraufhin eifrig genickt wurde. „Okay, dann noch die Haare. Kommst du bitte mal zu mir?“ Sofort stand sie neben mir und sah mich fragend an. Ich zog aus einer meiner Hosentaschen einen Haargummi und fasste ihre Haare zu einem lockeren Zopf zusammen, den ich ihr seitlich über die Schulter legte und ein paar einzelne Strähnen ihr Gesicht umrahmen ließ. Langsam wurde das Mädel vorzeigbar, befand ich. „Stellst du dich bitte mal vor die Wand? … okay, und jetzt schau einfach in meine Richtung aber bitte nicht direkt in die Kamera … schau lieber etwas seitlich an mir vorbei – ja, genau so … und jetzt den Kopf etwas zur Seite neigen – lächeln – mehr – genau, das ist süß.“, gab ich Anweisungen und schoss ein Foto nach dem anderen.
 

Tatsächlich stellte sich das junge Fräulein nicht einmal dumm an und wusste sich durchaus in Szene zu setzen. „Wendest du mir bitte einmal halb dein Profil zu? Okay, genau so, super!“ Ich lud die Bilder auf dem PC hoch, so dass sie sich das Ergebnis ansehen konnten. Von den 15 geschossenen Bildern waren vielleicht drei oder allerhöchstens vier gut genug um in die Mappe zu kommen, doch das war ganz normal.
 

„Zweiter Teil. Zeigst du mir bitte mal deine Outfits, damit wir uns dafür das passende Styling überlegen können?“ Eilig wurden einige große Tüten geholt. „Ich dachte mir, dass ich diese Jeans mit dieser Bluse zusammen, die beiden Kleider hier, den Rock und das T-Shirt und den Bikini anziehe.“, wurde mir erklärt. Ich begutachtete die schwarze Jeans und die zitronengelbe Bluse, die anscheinend einen ziemlich großen Ausschnitt besaß, doch es passte zusammen – auch wenn es an die Biene Maja erinnerte.
 

Das eine Kleid sah ziemlich Mini aus und erstrahlte in einem kräftigen Rot, während das andere eher einem schicken Abendkleid glich, das mit einem satten Blau überzeugte. Den flattrigen Rock und das T-Shirt fand ich dagegen nicht so wirklich passend und das sagte ich auch ganz offen und ehrlich, aber die beiden Frauen schienen da anderer Meinung zu sein und so ließ ich ihnen ihren Willen.
 

Der schwarz-grüne Bikini hatte dagegen wieder Stil und auch die mitgebrachte Sonnenbrille und der Strohhut passten gut dazu. „Ich würde sagen, dass zu dem Hosen- und dem Rockoutfit am Besten ein alltägliches Make-Up passt – nichts außergewöhnliches, sondern relativ mädchenhaft, wobei es bei der Hosenkombi durchaus etwas erwachsener wirken darf. Beim Bikini halten wir es so natürlich wie möglich, betonen aber deine Wangen mit ein klein wenig Rouge und deine Augen mit ein wenig gelb-grünem Lidschatten. Zum Minikleid würde ich ein ziemlich heftiges Make-Up und zu dem Abendkleid ein dezentes, dunkles Make-Up, das vor allem die Augen betont, vorschlagen.“
 

Zu meiner ehrlichen Überraschung nahmen sie meine Ratschläge sogar an und konnten sie in etwa so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Am Anfang war das Mädel noch ziemlich verspannt, doch dann wurde sie lockerer und traute sich neue Posen, die teilweise ziemlich seltsam aussahen, aber trotzdem von mir festgehalten wurden. Nach jedem Outfit lud ich die Bilder auf den PC und wir sahen sie uns zusammen durch, trafen schon einmal eine Vorauswahl. Ich war fast drei Stunden beschäftigt ehe wir alle Bilder im Kasten und die Besten herausgesucht hatten.
 

„Woher weißt du eigentlich so viel über Mode?“, kam dabei irgendwann die neugierige Frage und ich musste leicht grinsen. „Ich bin Fotograf, da habe ich mich damit schon mehrmals auseinander gesetzt. Außerdem bin ich auch schon ein paar Mal gelaufen und wurde schon für Shootings gebucht.“ Die überraschten und bewundernden Blicke und Worte die darauf folgten, hatte ich schon dutzende Male gehört, trotzdem gingen sie mir runter wie warme Semmeln.
 

Ich war ziemlich geschafft als die beiden endlich gegangen waren und ließ mich ächzend auf einen Stuhl fallen, verwuschelte mir mit der Hand die blonden Haare. „Kaputt?“, erklang Roberts mitfühlende Stimme, die sich mir langsam näherte und dann eine Tasse Kaffee vor mir abstellte. Müde blinzelte ich zu ihm nach oben. „Das kannst du laut sagen … wenigstens haben sie meine Vorschläge angenommen und sich nicht erst lange mit mir gestritten.“, seufzte ich und nippte dann an dem Kaffee.
 

„War vorne viel los?“ „Nein, war in Ordnung. Kamen nur ein paar Leute, die Passphotos wollten, zwei die einen Foto kaufen wollten und einer, der einen Bilderrahmen gebraucht hat.“ „War wohl wirklich tote Hose.“, brummte ich und trank dann meinen Kaffee aus. „Ich mach hinten noch die Fotos fertig, in Ordnung?“ Ich hatte für heute vorerst genug Kundenkontakt gehabt, da widmete ich mich gerne wieder der Fotoentwicklung. „Tu das.“, wurde ich nach kurzem Überlegen erlöst und ich verschwand eilig wieder hinter dem Vorhang und der Tür.
 

Fünf vor fünf war ich fertig und konnte damit anfangen die ersten Bilder in die Umschläge zu stecken und mit nach vorne zu nehmen, als Robert sich verabschiedete. Wie jeden Abend räumte ich schon einmal auf und versorgte die einzeln hereinschneienden Kunden. Kurz vor Ladenschluss erklang das Glöckchen noch einmal und ich sah vom PC auf, an dem ich einige Fotos von Maria etwas nachbearbeitete, sprich einige Pickelchen retuschierte, wozu ich mich dann meistens doch herab ließ.
 

„Hallo.“, grüßte ich die dunkle Gestalt mit den langen Haaren, die mich leicht verplant musterte. „Kann ich Ihnen helfen?“ Keine Reaktion. „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“, versuchte ich es noch einmal und dann reagierte die seltsame Person auch endlich. „Ähm, ja, ich habe vor einigen Tagen einen Film zum entwickeln abgegeben und wollte fragen, ob er schon fertig ist.“ Jetzt wusste ich auch, woher er mir bekannt vorkam, denn es handelte sich eindeutig um den Typen auf dem Schwarzweißfoto. „Ja, habe ich vorhin erst fertig gemacht.“, lächelte ich freundlich. „Einen Augenblick bitte, dann hole ich sie.“ Eilig wuselte ich nach hinten und holte den richtigen Umschlag. „Hier, bitte. Das macht dann 6,80 Euro.“, verkündete ich und nahm das Geld entgegen. „Ich hoffe, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden sind. Sie können wirklich gut fotografieren!“, konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen, woraufhin ich nur scheu angelächelt wurde, was einfach nicht so wirklich zu dem doch eher unheimlichen Outfit passen wollte.
 

Als der Fremde dann mehr oder weniger die Flucht ergriff – zumindest deutete ich den eiligen Gang zur Tür, der auch noch rückwärts erfolgte, als solchen, musste ich doch leicht Grinsen. Leise lachte ich auf, als er dabei gegen die Eingangstür lief und diese dann aufriss um hinaus zu stolpern. Ich wusste ja, dass ich eine beeindruckende Ausstrahlung hatte, aber so hatte noch niemand auf mich reagiert und es amüsierte mich prächtig. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es 18 Uhr war und ich endlich den Laden schließen und nach Hause gehen durfte.
 

Penibel überprüfte ich alle Fenster und Türen, ob sie auch ja abgeschlossen waren, ehe ich die Rollläden hinab ließ und dann in den lauen Herbstabend hinaustrat, um hinter mir die Eingangstür fest zu verschließen und das Gitter davor herunter zu lassen. Vergnügt vor mich hin summend machte ich mich auf den Heimweg, freute mich auf das spätere Treffen mit Martin, mit dem ich etwas durch die Clubs ziehen wollte. Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen, da er ja von seiner Nachbarin abgelenkt gewesen war. Insofern hatten wir uns sicher einiges zu erzählen – vor allem er – aber die Geschichte mit dem Typen von gerade eben würde ich ihm sicher nicht vorenthalten – dazu war sie einfach zu lustig gewesen.

The night after

Hey Leute ^^

Stolz darf ich euch das nächste Kapitel von 'Human Vase' präsentieren. ^^ Have fun und lasst mir einen Kommentar da ;) Würde mich zumindest sehr freuen ^^ Und wehe einer beschwert sich, dass die Kapitel zu kurz wären! xDD

Ich wünsche euch frohe Ostern ^^

LG

KaNi
 

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The night after
 

Keiner dein Bild in mir besiegt,

Du bist das Einzige was zählt
 


 

Selbst als ich atemlos bei mir zu Hause angekommen war, konnte ich meinen peinlichen Auftritt kaum fassen. Ich wusste nicht, dass ER dort arbeitete. Mir war das Geschäft von einem guten Kumpel empfohlen worden, der dort seit Jahren seine Bilder entwickeln ließ und jedes Mal sehr zufrieden gewesen war. Aber wenigstens wusste ich jetzt, WO er arbeitete, da ich dies bisher leider nie herausfinden konnte, denn schließlich arbeitete ich morgens ebenfalls und konnte ihn somit nicht bis zu seinem Arbeitsplatz verfolgen. Es war absolut seltsam gewesen, als er mich plötzlich angesprochen und auch noch gelobt hatte.
 

Es hatte mich unheimlich überrascht aber auch gefreut, dass er meine Bilder gemocht hatte, aber gleichzeitig hatte er mich dadurch komplett verwirrt, was auch mein seltsames Benehmen erklärte. Ich hatte mich vollkommen zum Honk gemacht, soviel war mal klar. Leidend seufzte ich auf und sah mir dann die Fotos durch – und die Qualität war wirklich gut. Plötzlich fiel mir siedendheiß ein, dass ER sie entwickelt und damit berührt hatte. Ja, mir war vollkommen bewusst, dass ich mich wie ein pubertierendes Mädchen verhielt, aber ich konnte es irgendwie auch nicht ändern … ich hatte es wirklich versucht …
 

Mein Blick fiel auf die Wanduhr und ich stellte fest, dass ER in der nächsten halben Stunde vor dem ‚LILIA’ stehen würde, wenn er denn heute Lust hatte zu feiern. Die Uhr konnte man nach ihm stellen, jedoch nicht den Tag – es war also immer wieder auf’s Neue spannend, ob er denn auftauchen würde oder nicht. Ich holte mir einen Yoghurt und eine Flasche Cola ehe ich mich auf den Sessel vor dem Fenster setzte und nach außen starrte, hoffte ihn irgendwo zu entdecken.
 

Ihn nur einmal am Tag zu sehen reichte mir einfach nicht, auch wenn ich mir fest vornahm dem Laden morgen noch einmal einen Besuch abzustatten und mich diesmal von ihm über irgendetwas beraten zu lassen. Ich wollte die Chance nutzen ihm auf unverfängliche Art und Weise nahe zu sein. Einfach nur seine Nähe genießen ohne dass er sich gleich von mir angemacht fühlte. Vielleicht konnte ich ihn ja so irgendwie von mir überzeugen?
 

Trübsinnig hing ich meinen Gedanken nach und sah dabei ununterbrochen aus dem Fenster, beobachtete die aufgestylten jungen Männer, die unter dem Fenster vorbeigingen, Bekannte und Freunde begrüßten, lachten und einen durch und durch glücklichen Eindruck machten. Wie viele davon es wirklich waren und welche nur eine Fassade zur Schau stellten, konnte ich aus dieser Entfernung nicht sagen. Früher, als ich noch klein war, habe ich immer gelacht, wenn andere geweint hätten. Wenn ich hingefallen bin und geblutet habe, habe ich lieber gelacht. Als ich mir einmal das Bein gebrochen hatte, musste ich auch lachen, obwohl es höllisch weh getan hatte.
 

Meine Mutter war eine sehr ungeduldige Frau und wenn ich als Kleinkind weinte und nicht aufhören wollte, begann sie immer mit mir zu schimpfen. Sie meinte es nicht böse, aber sie konnte einfach nicht aus ihrer Haut. Wenn ich dagegen lachte und scheinbar fröhlich war, war sie es auch, lobte mich und schenkte mir ab und zu eine Kleinigkeit. Ich war ihr ‚tapferer Indianer’ an dem Tag, an dem ich den Gips um mein Bein bekam und sie schenkte mir zusammen mit meinem Vater ein großes Puzzle. Ich hatte es immer noch. Die Teile waren teilweise zerknickt, ab und zu fehlte eine Nase oder die Oberfläche war dabei abzugehen … und trotzdem hielt ich es in Ehren, wollte es nicht wegwerfen.
 

Mit der Zeit wurden das Lob und die Geschenke weniger, es wurde einfach vorausgesetzt, dass ich nicht weinte, wenn es mir schlecht ging – damals war ich noch in der Grundschule und die anderen Kinder hatten beinahe schon Angst vor mir, da ich immer nur lachte und nie traurig war. Als ich mir im Werkunterricht in den Finger schnitt und ziemlich heftig blutete – ich lachte. Als ich mir im Sportunterricht den Fuß verknackste – ich lachte. Als ich mich mit einem anderen prügelte und dabei ein blaues Auge verpasst bekam – ich lachte. Dass Lachen für mich nichts anderes als Weinen war, verstand keiner.
 

Selbst im Gymnasium galt ich als besonders harter Hund. Aus jeder Prügelei ging ich lachend hervor, so dass schon bald das Gerücht den Umlauf machte, dass ich Gewalt und Prügel lustig fand – was wirklich nicht der Fall war, mir aber einen Besuch bei der Schulpsychologin bescherte, die wohl unkompetenteste Person, die ich bis heute jemals getroffen hatte. Um alle weiteren Termine drückte ich mich erfolgreich und dann zogen wir weg. Zwar nur zehn Kilometer weit, doch reichte es, dass ich in eine andere Schule gehen musste, worum ich nicht unbedingt böse war. Damals war ich 15 gewesen und auch wenn ich doch relativ beliebt gewesen war, bin ich doch immer eher ein Außenseiter gewesen. Ich kam mit allen gut aus, war zu jedem freundlich, aber Freundschaft empfand ich für keinen, weshalb mir der Abschied wirklich nicht schwer fiel.
 

Enttäuscht wandte ich meinen Blick von der Straße ab, da die halbe Stunde vorbei und er nicht aufgetaucht war. Müde fuhr ich mir durch die Haare und machte mir dann etwas zu essen, denn der Yoghurt hatte meinen Hunger nicht wirklich gestillt. Ich musste morgen früh wieder fit sein und hoffte schon jetzt, dass nicht wieder so ein ausgefallener Kunde wie Moppelchen auf mich wartete, der die zusammengestellten Kleidungsstücke am Schluss vielleicht nicht einmal kaufen würde.
 

Ich briet Zwiebeln und klein geschnittenen gekochten Schinken an und schmiss dazu dann die Nudeln von gestern hinein. Dazu gab ich dann noch körnigen Frischkäse, Chilifrischkäse und geriebenen Gouda. Die ganze Aktion hatte vielleicht eine Viertelstunde gedauert, dann konnte ich mich mit einem vollen Teller vor den Fernseher verkrümeln und lustlos durch das Abendprogramm zappen, nur um zum hundertsten Mal festzustellen, dass eigentlich nur noch idiotische Sendungen liefen.
 

Auf drei Sendern liefen Castingshows, auf zweien wurde das Privatleben von angeblich ‚echten’ Familien gezeigt, auf fünfen wurde gekocht und auf zweien Häuser renoviert, verkauft oder gekauft. Nur auf Arte kam etwas, das meine Aufmerksamkeit länger als drei Sekunden fesseln konnte. Wer ein bisschen Niveau wollte, landete automatisch bei diesem Sender. Diesmal wurde ein Film einer französischen Filmemacherin über den amerikanischen Genfood-Riesen Monsanto ausgestrahlt. Ich hatte von dem ganzen Genzeugs keine Ahnung, aber der Film gab mir dann doch zu denken – vor allem die Unverschämtheit wie Monsanto das durchdrückte, was es wollte und die Regierungen der Länder dabei beinahe willenlos mitspielten. Einerseits machte es mir Angst, andererseits ließ es mich auch wütend werden – und wie so oft fühlte ich mich dabei unglaublich hilflos, da ich kleiner Wurm gegen diese Ungerechtigkeiten, die die ganzen Bauern durch Monsanto erfahren haben, nichts tun konnte.
 

Ich war weder politisch noch in Richtung Umweltschutz sonderlich engagiert und ich hatte auch nicht vor zum Attentäter zu werden, aber so etwas fachte in mir den Wunsch nach Veränderung an … auch wenn ich wusste, dass dieser schon bald wieder im Alltag untergehen würde. Mein Kampfgeist war nie lange vorhanden.
 

Leise vor mich hin schimpfend schaltete ich nach dem Film den Fernseher aus und zog mir kurz entschlossen meine Jogginghose und ein T-Shirt an – Bewegung würde mir sicher gut tun, denn ich konnte aufgewühlt wie ich im Moment war sowieso nicht schlafen – und warum dann nichts für den Traumkörper tun? Ich schloss die Eingangstür sorgfältig hinter mir ab und joggte dann in flottem Tempo in Richtung Flusspromenade. Dass ich von allen möglichen Nachtschwärmern schief angesehen wurde, da ich so spät in der Nacht und noch dazu im Dunkeln Joggen ging, war mir egal. Ich brauchte das im Moment einfach, sonst würde ich platzen – spätestens morgen wenn ein schwieriger Kunde auftauchen sollte.
 

Ich genoss die kühle und frische Nachtluft die durch meine Lunge strömte und

den leichten Schmerz in meinen Beinen, der mir zeigte, dass ich wirklich noch lebendig war. Ich hatte mich noch nie absichtlich selbst verletzt, aber es kam durchaus vor, dass ich ab und zu so lange Sport machte, bis ich jeden Muskel einzeln fühlen konnte. Ich zwang mich dazu lange und tiefe Atemzüge zu nehmen, damit ich länger durchhielt.
 

Ich merkte deutlich, dass ich mich in letzter Zeit mehr mit der Verfolgung meines Engels als mit meiner Kondition beschäftigt hatte. Ich schaffte nur mit Müh und Not meine normale Strecke und das auch nur, weil ich nach einer halben Stunde eine kurze Pause machte und einen Schluck aus meiner mitgenommenen Wasserflasche nahm. Normalerweise lief ich eine Stunde lang durch und trank sogar im Laufen. Immer noch reichlich atemlos lief ich langsam weiter um nicht auszukühlen und legte dabei meinen Kopf in den Nacken um nach einzelnen Sternen zu suchen, da es hier am Fluss doch etwas dunkler war als in der restlichen Stadt – doch wie meistens blieb ich erfolglos.
 

Doch plötzlich knallte ich gegen etwas und fand mich am Boden wieder. Leise ächzte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als mir mein Hintern wehtat. „Sorry, hast du dich verletzt?“, erklang auf einmal eine männliche Stimme und ich sah verwirrt auf. Vor mir stand ein junger, braunhaariger Mann und … mein Engel. Sofort begann mein Hirn zu arbeiten und ich erinnerte mich, dass dies ‚Martin’ war, sein bester Freund. Hastig nickte ich, als mir bewusst wurde, dass ich noch gar nicht auf die Frage reagiert hatte und immer noch im Dreck lag.
 

Langsam richtete ich mich auf und ließ mich von Marc wieder auf die Beine ziehen. „Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist? Du scheinst ziemlich verwirrt zu sein.“ „Nein … alles klar.“, gab ich schwach von mir und grinste ihn leicht an. Unauffällig wendete ich meinen Kopf ein klein wenig nach links um meinen Engel aus der Nähe bewundern zu können – und zum zweiten Mal an diesem Tag fiel mir auf, dass er von Nahem noch viel schöner aussah als von der Ferne. „Sag mal … dich kenne ich doch …“, erklang auf einmal seine Stimme und ich sah ihn erschrocken an. Hatte er bemerkt, dass ich ihn in letzter Zeit beinahe täglich verfolgt hatte?! „Ah, genau. Ich glaube um dem seine Verwirrtheit brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der scheint so zu sein … das ist der Typ, von dem ich dir vorhin erzählt habe.“, erzählte er dann feixend seinem Freund „Was, der?“
 

Leises Lachen ertönte und mir wurde leicht schummrig. Nicht nur, dass er so nahe vor mir stand, dass ich ihn hätte berühren können, nein, er lachte auch noch – und es war ein absolut himmlisches Lachen, das einfach nicht von dieser Welt sein konnte. Aus großen Augen starrte ich ihn an und konnte mir ein wahrscheinlich ziemlich dümmlich wirkendes Grinsen nicht verkneifen. Sein skeptischer Blick entging mir dabei. „Hab ich was im Gesicht oder warum starrst du mich so seltsam an?“, sprach mich mein Engel auf einmal direkt an und ich zuckte zusammen. „Nein …“ Das ‚Du bist einfach nur wunderschön’, verkniff ich mir gerade noch rechtzeitig. „Na dann … wir müssen dann mal weiter.“, ergriff Martin wieder das Wort und die beiden verschwanden in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war.
 


 

Endlich hab ich dich erkannt,

ist doch die Schönheit deine Zier
 


 

Kaum dass ich in meiner Wohnung angekommen war, schmiss ich mir eine Fertigpizza in den Ofen und sprang in der Zwischenzeit kurz unter die Dusche. Als der Küchenwecker klingelte trocknete ich mich gerade fluchend ab und stürzte dann zurück zum Ofen um ihn eilig zu öffnen und meine Pizza vor dem Verkohlen zu bewahren – sie hatte eindeutig Besseres verdient wie zum Beispiel den Weg in meinen Magen zu finden. Es war wirklich nicht lustig nackt an dem heißen Ofen herumzuwerkeln, da ich immer Angst hatte, dass ich mir etwas Wichtiges verbrannte.
 

In etwa zwei Stunden wollte Martin mich abholen und ich hatte weder gegessen, noch ein Outfit überlegt, noch meine Haare gerichtet. Ich nahm die Pizza mit in mein Zimmer und aß während ich mir meine Kleidung heraussuchte, was wie gewohnt fast eine halbe Stunde dauerte, bis ich endlich zufrieden mit meinem Aussehen war. Es war wirklich anstrengend so gut auszusehen! Da die Pizza derweil in meinem Magen verschwunden war und mein Outfit perfekt saß, konnte ich mich in Ruhe meinen Haaren widmen, die mir besonders heilig waren. Nur ausgewählte Personen durften sie überhaupt anfassen geschweige denn schneiden. Das war auch etwas, das mich am modeln immer abschreckte: Irgendwelche mir unbekannten Personen wollten mein geliebtes Haar antatschen und mit Glätteisen und billigem Haarspray zerstören. Den meisten Stylisten hatte ich schnell klar gemacht, dass ich da nicht mitspielte, doch manchen war es egal, was ich dazu zu sagen hatte – mit dem Erfolg, dass ich mich strikt weigerte und lieber den Job schmiss als mir irgendeine seltsame Frisur aufzwingen zu lassen.
 

Erst als jede Strähne perfekt saß, gab ich mich zufrieden und pflanzte meinen Luxushintern auf meinen gemütlichen Fernsehsessel und schaltete die Glotze an. ‚Germany’s Next Topmodel’ … also ich konnte besser laufen als die Klum, soviel stand schon mal fest und die ausgesuchten Mädchen … naja, nicht so wirklich mein Fall. Ich war sowieso schon lange dafür, dass sie doch einmal eine ‚Castingshow für Germanys Next Male Topmodel’ machen sollten – ich war mir sicher, dass da nicht nur Mädchen und Frauen sondern auch viele schwule Männer einschalten würden, einfach weil es da hübsche Kerle zu sehen gab. Vielleicht würde ich da ja dann auch aus Gag mitmachen? Aber wehe die vergriffen sich an meinen Haaren!
 

Das Klingeln der Haustürglocke riss mich aus meinen Gedanken und ich drückte auf den Summer um Martin herein zu lassen. Ich schnappte mir noch eilig meine Geldbörse und meinen Wohnungsschlüssel ehe ich ihm schon einmal entgegen ging. Noch auf der Treppe umarmten wir uns wie gewöhnlich fest und er knuddelte mich einmal kräftig durch, ehe er wieder von mir abließ. „Startklar?“, grinste er mich freudig an. „Klar, sonst stände ich jetzt nicht hier.“, gab ich meine Standardantwort.
 

Aufgeregt und sehr vergnügt erzählte er mir von seiner neuesten Eroberung, die laut ihm eine ziemliche Bombe im Bett war, im Hirn allerdings so gut wie gar nichts hatte. Das war mal wieder so was von typisch für ihn, dass ich einfach Lachen musste. „Und, was war bei dir so los? Irgendetwas Spannendes passiert?“ „Hm, nein, nicht so wirklich. Heute war nur mal wieder so ein Möchtegernmodel mit ihrer Mutter da um Bilder für so ’ne Mappe machen zu lassen … ich rechne dem Mädel keine Chancen aus … aber solange sie brav ihr Geld dalassen soll’s mir Recht sein. Ach ja, und kurz vor Ladenschluss war ein seltsamer Typ im Laden um seine Fotos abzuholen. Er kann zwar ziemlich gut fotografieren, aber mit Menschen scheint er es nicht so zu haben … der hat mich angestarrt als wäre ich das 12. Weltwunder und ist glatt rückwärts gegen die Eingangstür gelaufen, als er vor mir geflohen ist.“, erzählte ich lachend. „Echt jetzt?“, stimmte Martin in mein Lachen mit ein. „Und ich dachte, so etwas würde nur in Filmen passieren!“ „Dachte ich auch, aber anscheinend gibt es solche Trottel auch im wirklichen Leben!“
 

Giggelnd näherten wir uns dem ersten Club, der auf unserer Liste stand und wurden von den Türstehern gleich durchgewinkt, so dass wir uns gar nicht erst in die Schlange einreihen mussten. Wir waren hier sozusagen Stammgäste und bei allen wohlbekannt. Sofort waren wir von Bekannten und Mädchen umringt, wobei ich letztere geflissentlich ignorierte. Ich hatte von meiner letzten Freundin her noch genug von Mädchen. Locker hatte Martin seinen Arm um meine Schulter gelegt und schob mich langsam vor sich her in Richtung Theke, wo wir uns beide denselben Cocktail bestellten, während wir eifrig mit den anderen plauderten bzw. schrien, da die laute Musik eine normale Unterhaltung unmöglich machte. Nach drei oder vier Cocktails war ich sogar bereit mit einem der Schlange stehenden Mädchen zu tanzen, was ich als meine gute Tat für diesen Tag ansah.
 

Aus großen, dumpfen Augen starrte sie mich an, schien mich hypnotisieren oder damit anmachen zu wollen, doch ich fühlte mich dadurch mehr bedroht als etwas anderes. „Sorry, ich muss mal auf Toilette!“, entschuldigte ich mich dann auch ziemlich schnell, nicht damit rechnend, dass sie das wohl als Aufforderung mitzukommen verstanden hatte. Ich erschrak nicht schlecht, als sie auf einmal neben dem Pissoir auftauchte und sich nicht um die anderen Männer kümmerte, die sie pikiert anstarrten. //Was für eine Schlampe!//, fuhr es mir durch den Kopf, als sie mich hinter sich in eine der Kabinen schleppte und dann versuchte mich abzuschlabbern. Gegen ihre Küsse wehrte ich mich erfolgreich, doch blasen ließ ich mir gerne einen, auch wenn ich der Meinung war, dass der Süße von gestern Abend das bei weitem besser gekonnt hatte, aber allemal besser als selbst Hand anlegen zu müssen.
 

Nett wie ich war, warnte ich sie sogar vor bevor ich abspritzte und schloss danach ohne ein Wort des Dankes wieder meine Hose, verließ die Kabine und ließ sie zurück. Es war ihre Entscheidung gewesen das zu tun. Ich hatte sie nicht dazu aufgefordert, weshalb ich mich ihr auch nicht verpflichtet fühlte. Trotzdem suchte ich lieber nach Martin und deutete ihm, dass ich lieber gehen würde. „Was, jetzt schon?“, beschwerte sich Johannes, ein guter Kumpel von Martin. „Hab ’ne Schnecke auf dem Klo sitzen gelassen und jetzt Angst vor ihren Freundinnen.“, grinste ich ihn zur Erklärung an.
 

Zwar hielt er das wohl für einen Scherz, da er herzhaft zu Lachen begann, aber ich hatte das durchaus ernst gemeint. Mädchen im Pulk konnten ganz schön furchteinflößend sein! Zum Glück hatte Martin nichts gegen frische Luft und einen neuen Club einzuwenden, so dass wir uns eine Viertelstunde später tatsächlich loseisen und verschwinden konnten. „Hast du sie wirklich auf dem Klo sitzen lassen? Und warum? Sah doch nicht einmal so schlecht aus die Schnecke.“ „Ja, kennst mich doch. Und die war mir eindeutig zu aufdringlich und zu schlampig.“ „Also wie fast immer, stimmt’s?“, neckte er mich und ich musste schief grinsend nicken.
 

Irgendwie hatte er Recht … es lief wirklich fast jedes mal so ab … immer wieder mit anderen Mädchen, aber der Ablauf des Geschehens ähnelte sich wirklich erschreckend. Leise seufzte ich. „Das nächste Mal schick ich sie zu dir.“, versprach ich. „Nee, lass mal. Will mir nichts einfangen.“, winkte Martin ab. „Kannst ja ein Kondom benutzen.“ „Du weißt doch, dass ich die Teile nicht sonderlich mag.“ „Ich ja auch nicht, aber ohne ist zu gefährlich.“ „Das stimmt allerdings … hast du das von Nadine mitbekommen? Sie hat sich von einem ihrer ONS Feigwarzen geholt.“ „Echt? … Naja, geschieht ihr Recht … die hat doch alles mitgenommen, was nicht bei eins auf den Bäumen war.“, gab ich wenig mitleidsvoll zurück. „Die hat doch damals in der Schule schon versucht Lehrer zu verführen, damit sie besser Noten bekommt.“ „Du meinst ihre großen Ausschnitte und kurzen Röckchen?“ „Geeenau.“ „Die trägt sie doch immer noch!“
 

Lachend gingen wir nebeneinander her und lästerten noch etwas weiter über Nadine, die wir schon seit der Grundschule kannten und nicht wirklich für voll nehmen konnten. Wobei man ihr wirklich zugestehen musste, dass sie eine eindrucksvolle Verwandlung vom Popel essenden Erstklässler zum Männer mordenden Vamp gemacht hatte … doch das Bild, wie sie genüsslich in der Nase popelte nur um das grüne Glibberzeug dann zu verspeisen, schwebte immer noch vor unserem inneren Auge herum, so dass wir nicht wirklich auf ihre Avancen ansprangen.
 

Ich wusste, dass Martin und ich zwei richtige Lästerschwestern waren, aber es machte uns eben Spaß. Über uns wurde ja ziemlich sicher auch gelästert. In der Schule hatte man uns hinter unseren Rücken immer als ‚Das Homopaar’ bezeichnet, ohne uns auch nur ein einziges Mal direkt darauf anzusprechen und zu fragen, ob es denn stimme, dass wir zusammen sind – was wir nie waren – oder ob das alles nur ein dummes Gerücht sei. Wir hatten es mit Fassung getragen und ihnen ab und zu ein wenig Stoff für neue Gerüchte geliefert … war manchmal schon lustig gewesen zu beobachten wie sich ein Gerücht, das man mehr oder weniger absichtlich über sich in Umlauf gebracht hatte, immer weiter und immer schneller ausbreitete und am Schluss mit der ursprünglichen Geschichte rein gar nichts mehr zu tun hatte.
 

Einige Zeit lang hatte ich sogar Buch darüber geführt, was aus welchem Gerücht nach einigen Tagen geworden war. Manche waren schon nach zwei Tagen nicht mehr interessant gewesen und andere wurden immer weiter ausgebaut und verfremdet. Ich musste die Bücher immer noch irgendwo zu Hause herumliegen haben … vielleicht sollte ich spaßeshalber mal wieder etwas darin schmökern. „Erinnerst du dich an meine Gerüchtebücher?“, wollte ich von Martin wissen. „Na klar! Die waren echt genial!“, lachte er begeistert bei der Erinnerung. „Die hast du doch sicher noch! Wollen wir nicht unsere Tour abbrechen und zu dir gehen und etwas darin schmökern? Hätte ich irgendwie mehr Lust drauf.“ „Ja, von mir aus, können wir machen.“, stimmte ich zu. Wir beschleunigten unseren Schritt, da wir es auf einmal eilig hatten zu mir zu kommen und scherzten ununterbrochen weiter über ‚alte Zeiten’.
 

Auf der Uferpromenade, die wir schon die ganze Zeit entlang gingen, war es ziemlich dunkel und nachdem wir weniger auf unseren Weg achteten als gut war, wunderte es mich nicht wirklich, als plötzlich ein nächtlicher Jogger in Martin knallte und zu Boden ging. Als er sich erst einmal nicht mehr rührte, hatte ich schon kurz Angst, dass ihm vielleicht etwas passiert war, doch als ich ihn als den seltsamen Kunden von heute Abend erkannte, konnte ich nur schwer an mich halten um nicht wieder loszulachen.
 

Trotzdem konnte ich es einfach nicht lassen Martin darauf hinzuweisen. Viel konnte man von dem Typen dank der Dunkelheit nicht erkennen, aber ich war mir trotzdem ganz sicher, dass er es war. Mein durch das Fotografieren geschultes Auge hatte ihn sofort wiedererkannt. Da es ihm ja anscheinend so weit ganz gut ging, verabschiedeten wir uns schleunigst, da wir schließlich noch Besseres zu tun hatten als uns mit diesem seltsamen Kerl zu unterhalten, der mich immer ansah, als wäre ich das Mondkalb höchstpersönlich.
 

„Das ist ja mal eine Type!“, wunderte sich Martin kichernd. „Der hat dich angeschaut, als ob er dich am liebsten fressen würde.“ „Ich hab mich unter seinen Blicken irgendwie nackt gefühlt.“, musste ich zugeben. „Naja, egal. Den sehe ich allerhöchstens im Geschäft wieder, wenn er wieder Filme zum Entwickeln bringen sollte.“, hatte ich keine Lust auch noch einen einzigen weiteren Gedanken an Blacky zu verschwenden.
 

„Lass uns mal etwas hinne machen, sonst wird es zu spät.“, drängte ich meinen besten Freund zu einem etwas schnelleren Tempo, da er, wahrscheinlich durch den Zusammenstoß etwas eingeschüchtert, im Schneckentempo neben mir her kroch und ich mich ihm automatisch anpasste. „Jaja … Hummeln zum Frühstück gefressen oder was?“, neckte er mich, legte aber tatsächlich einen Zahn zu, so dass wir zehn Minuten später in meiner Wohnung standen und eilig aus unseren Schuhen und leichten Jacken schlüpften. Wie selbstverständlich machte er sich in der Küche zu schaffen um uns eine Kleinigkeit zu zaubern und Bier aus dem Kühlschrank zu holen, während ich mein Schlafzimmer nach der Schuhschachtel durchwühlte, in der ich die Bücher aufbewahrte.
 

Zuallererst schaute ich unter mein Bett, wo jedoch nur ein kaputter Regenschirm und eine Menge Staub auf mich warteten, so dass ich eilig wieder auftauchte und lieber auf das Bett kletterte um von da aus auf meinen Kleiderschrank zu schauen, auf dem sich auch so einiges stapelte und dabei langsam einstaubte, doch entdecken konnte ich das Teil dort auch nicht. Blieb also nur noch das unterste Fach in meinem Kleiderschrank oder dann im Wohnzimmer irgendwo.
 

Leider blieb die Suche in meinem Zimmer wenig erfolgreich, so dass ich mir den Wohnzimmerschrank vornahm um dort tatsächlich hinter einem Haufen von kaum gespielten Gesellschaftsspielen auf die giftgrüne Schachtel zu stoßen. „Hab sie!“, rief ich laut in Richtung Küche und öffnete sie beinahe feierlich. In ihr lagen vier dicke Ringbücher, die ich damals fleißig vollgeschrieben hatte. „Hilfst du mir mal kurz?“, bat mich Martin gerade als ich das erste Buch aufschlagen wollte.
 

Ich nickte und stand auf um ihm den Dipp und die Tortillachips abzunehmen, während er uns die beiden Bierflaschen öffnete und dann sicher auf dem Glastisch abstellte. Wir machten es uns wie meistens auf dem flauschigen Teppich gemütlich und ignorierten meine alte Couch. „Mach auf!“, forderte er mich auf, als ich erneut nach dem Buch griff. Grinsend folgte ich seinem ungeduldigen Befehl und legte es so zwischen uns, dass wir beide gleichzeitig lesen konnten.
 

Dank eines ausgeklügelten Systems, das ich damals entwickelt hatte, fanden wir uns schnell wieder zurecht. Penibel genau hatte ich das jeweilige Datum und das anfängliche Gerücht aufgeschrieben und den Eintrag dann beinahe täglich aktualisiert, bis von dem Gerücht keine Rede mehr war, da andere Dinge interessanter wurden.
 

*Ursprüngliches Gerücht: 17.Februar XXXX; Marc steht auf Lena. 18.2.XXXX: Marc hat Lena gefragt, ob sie Ausgehen wollen. 19.2.XXXX: Marc und Lena sind zusammen. 20.2.XXXX: Marc hat seine große Liebe gefunden. 23.2.XXXX: Marc will Lena heiraten. 24.2.XXXX: Alle Lenas der Schule werden befragt, ob sie mit mir zusammen sind. Drei haben bejaht, jetzt heißt es, dass ich einen Harem besitze. 1.3.XXXX: Habe schon seit mehreren Tagen nichts mehr davon gehört. Gerücht anscheinend tot.*, lautete der allererste Eintrag.
 

Bei der Erinnerung daran mussten wir einfach anfangen zu lachen, dabei war das wirklich harmlos gewesen. Lustigerweise hielten sich das Gerücht, dass ich jemanden geschwängert hätte und das beinahe zeitgleich aufgekommene Gerücht, dass ich schwul sei und eine Affaire mit einem Lehrer gehabt hätte, mit am Längsten. Bei ersterem meldeten sich tatsächlich einige Mädchen, die behaupteten, sie würden mein Kind bekommen – meistens waren das Mädchen, die ich früher einmal abgewiesen hatte und jetzt ihre Chance zur Rache sahen. Das zweite Gerücht war sogar so hartnäckig, dass mich der Direktor zu sich zitierte und wissen wollte, ob da etwas dran sei und dass ich doch bitte den Lehrer nennen sollte, der mit mir zusammen gewesen war.
 

Es war wirklich harte Arbeit gewesen ihn davon zu überzeugen, dass dies nur ein Gerücht war, das wir sogar selbst in die Welt gesetzt hatten. Erst als ich ihm eines der Bücher gezeigt hatte, glaubte er mir endlich, aber nahm uns dafür das Versprechen ab, dass wir dies in Zukunft sein ließen oder zumindest nur noch Gerüchte verbreiteten, die niemandem schaden konnten. Allerdings war uns die Lust darauf gründlich vergangen, aber eine schöne Erinnerung war es auf alle Fälle immer noch.
 

Erschöpft lagen wir nebeneinander auf dem Teppich und schnappten nach Luft, die bei dem vielen Lachen ziemlich knapp geworden war. „Oh mann, wir haben damals echt gute Ideen gehabt … glaubst du, an der Uni würde sich so ein Gerücht genauso schnell verbreiten?“, überlegte ich. „Na ja … ich glaube nicht … dazu bist du dort viel zu unbekannt.“, bezweifelte Martin. „Übernachtest du?“, wechselte ich nach kurzem Schweigen leise gähnend das Thema. „Hm, ja, denke schon.“ „Du weißt ja, wo alles ist. Geh dann einfach schon mal ins Bett, wenn du fertig bist. Ich komm dann nach, wenn ich hier etwas Ordnung geschaffen habe.“ „Geht klar.“
 

Er wusste, dass ich lieber alleine aufräumte, da ich es nicht leiden konnte, wenn ich danach nichts mehr fand. Vielleicht war dies ein Andenken an unser Hausmädchen, das immer alles aufgeräumt hatte, was ich eigentlich in zehn Minuten schon wieder gebraucht hätte. Irgendwann habe ich dann selber angefangen alles sofort wieder weg zu räumen, einfach um ihr zuvor zu kommen und um sicher zu gehen, dass ich auch ja alles Wichtige wiederfand. Diesmal begnügte ich mich damit die leeren Flaschen und die Chipstüten einzusammeln um sie in den gelben Sack zu werfen.
 

Die Bücher legte ich nur auf meinen Couchtisch, ehe ich ins Bad wanderte, in dem gerade Martin am Duschen war. Ich hatte keine Lust mehr lange darauf zu warten, dass er fertig wurde und so zog ich mich kurzerhand aus und schlüpfte zu ihm in die Kabine. Wir hatten schon öfters zusammen geduscht um Zeit zu sparen, das war also nichts Neues. Müde lehnte ich meine Stirn an seine trainierten Schultern und ließ mich von ihm einseifen. Er war der einzige Mann, der das durfte. „Alles okay bei dir?“ „Hm, ja … nur müde.“, gab ich leise zurück und gähnte herzhaft. „Der Tag war lang …“ „Meiner auch …“
 

Kurz drückte er mich an sich und kicherte dann auf einmal los. „Weißt du noch, wie wir in der Dusche nach dem Sportunterricht immer Penisfechten gespielt haben, sobald alle andere weg waren?“ „Lass mal überlegen … ja, jetzt erinnere ich mich wieder!“, war ich wieder etwas wacher. „Und trotzdem hat sich das Gerücht, dass wir ein Paar wären, nicht so lange gehalten wie das, dass ich eine geschwängert hätte …“ „Du hattest nicht den besten Ruf.“ „Ich weiß, und trotzdem kamen die Mädchen alle zu mir und wollten eine Beziehung oder nur ficken … Und wie soll ich einem Mädchen, das noch nie zuvor mit mir gesprochen hat, glauben, dass sie in mich verliebt ist? Letztendlich sind es doch alles nur Schlampen … genau wie meine Mutter.“
 

„Hey, beruhige dich, das ist doch kein Vorwurf gewesen! Das weiß ich doch schon alles, du musst dich also nicht verteidigen.“, schaffte er es mich mit wenigen Worten wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu bringen. „Sorry, weißt ja, rotes Tuch.“, entschuldigte ich mich und löste mich dann von ihm, um uns beiden Handtücher zu holen. Eilig rubbelte ich mich trocken und putzte mir dann noch eilig die Zähne, ehe ich in mein Schlafzimmer verschwand und die zweite Decke aus dem Bettkasten holte. Martin folgte mir wenig später und legte sich neben mich in das gemütliche Bett. Wie immer schliefen wir beide nackt und hatten auch kein Problem damit etwas miteinander zu kuscheln.
 

Zu meiner Schande musste ich zugeben, dass meistens ich mich an ihn kuschelte. Allerdings hatte ich dafür auch eine gute Ausrede: Er war immer so schön warm – fast wie ein betteigener Bullerofen – und mir war meistens ziemlich kalt im Bett … zumindest in den ersten zehn bis zwanzig Minuten. Im Laufe der Nacht wanderten wir meistens wieder auseinander und jeder schlief unter seiner eigenen Bettdecke weiter. Tatsächlich habe ich nur wegen Martin eine zweite Bettdecke gekauft, da ich ja sonst niemanden bei mir übernachten ließ. Das war seine Decke und sein Kopfkissen und sein Bärchenbettbezug, den ich einmal zufällig in der Kinderabteilung eines großen Möbelhauses entdeckt hatte … und ich konnte einfach nicht anders als ihn zu kaufen.
 

Zwar hatte er am Anfang ziemlich gemotzt, aber mittlerweile empfand er es glaube ich mehr als Ehre und nicht mehr unbedingt als Beleidigung. Kaum dass sein Kopf das Kopfkissen berührte, rutschte ich zu ihm und ließ mich von ihm umarmen, bis mir wieder wärmer war. Und dann dauerte es auch nie lange, bis ich eingeschlafen war und mich langsam wieder von ihm weg bewegte. Wann Martin immer einschlief, konnte ich nicht wirklich sagen, da ich meistens schon vor ihm am Schlafen war.

Please be my teacher

Hey ^^'

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe irgendwie die Zeit vergessen *drop* Naja, ist ja jetzt auch egal ... ich wünsche euch auf alle Fälle viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^^ Und ich würde mich wirklich, wirklich freuen, wenn ihr mir einen Kommentar in Form von Kritik oder Lob oder beidem dalassen würdet ^^
 

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Please be my teacher
 

Und meine Seele ist verbrannt,

Dein Leib ist meine einzige Gier
 

Ich wusste nicht wirklich, wie ich nach Hause gekommen war. Es war irgendwie alles unwirklich gewesen nach dem Zusammenstoß. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, was denn peinlicher für mich war: Der Vorfall heute Abend oder der heute Nacht. Vielleicht sollte ich mein Vorhaben morgen noch einmal zu dem Laden zu gehen doch noch einmal überdenken? Aber jetzt … jetzt nahm er mich wenigstens wahr … ich war nicht mehr unsichtbar für ihn … und das sollte ich ausnutzen. Ich wollte ihn und wenn ich zu lange zögerte, würde er mich bestimmt schon bald wieder vergessen haben.
 

Jetzt war seine Erinnerung frisch und selbst wenn er mich auslachen sollte, war dies doch schon ein Fortschritt. Ich stellte meinen Wecker auf dieselbe Uhrzeit wie immer und sprang danach noch schnell unter die Dusche, um den Schweiß abzuwaschen, der meine Haut unangenehm klebrig werden ließ. Ich war ein sehr reinlicher Mensch, der durchaus auf sein Äußeres achtete, daraus aber noch lange keinen Kult wie manche Frau machte. Zwar benutzte ich nach jedem Duschen Bodylotion und Gesichtscreme, aber danach war ich fertig für’s Bett. Und heute hatte ich mir meinen Schlaf redlich verdient.
 

Der nächste Morgen begann wie jeder andere auch, nur dass ich diesmal fast verschlafen hätte und von ziemlichem Muskelkater in den Beinen geplagt wurde – aber ich würde es überleben, dessen war ich mir sicher. Ich hatte es heute nicht ganz so eilig zur Arbeit zu kommen und überhaupt ging ich heute vieles ruhiger an als sonst – und obwohl ich mir mehr Zeit für die einzelnen Aufgaben nahm, wollten die Uhrzeiger einfach nicht meinen Feierabend ankündigen. Ungeduldig versuchte ich das Gerät mit meinen Augen dazu zu zwingen schneller zu ticken, doch waren meine übersinnlichen Fähigkeiten denkbar niedrig entwickelt.
 

Selbst Nor, der diesmal die Morgenschicht inne hatte, fiel es irgendwann auf, dass ich ungewöhnlich unruhig war. Irgendwann hatte er mich entnervt darum gebeten doch bitte die Lackhosen neu zu sortieren. Ich wusste ja, dass er mich eigentlich nur los haben wollte und so tat ich ihm den Gefallen, nahm mir dafür aber die Freiheit eine halbe Stunde früher zu gehen. Er schien sogar ziemlich froh zu sein, als ich endlich aufhörte Nervosität zu verbreiten. Kaum dass ich den Laden verlassen hatte, schlug ich den kürzesten Weg zu dem Fotogeschäft ein und hoffte, dass mein Engel heute wieder dort arbeiten würde.
 

Und tatsächlich konnte ich ihn schon von außen durch das Schaufenster sehen, wie er anscheinend einem Kunden verschiedene Objektive zeigte und erklärte. Ich drückte mir beinahe die Nase an der Scheibe platt, ehe ich mich dazu durchrang den Laden zu betreten. Kaum dass ich wieder in einem Raum mit ihm war, fühlte ich mich leicht benebelt, als hätte ich irgendetwas Illegales geraucht. Etwas unsicher, da ich mir nicht wirklich einen Plan überlegt hatte, was ich denn jetzt eigentlich wollte, stand ich herum und wandte mich dann den Bilderrahmen zu, darauf wartend, dass er mit der Beratung fertig wurde und seine gesamte Aufmerksamkeit mir schenkte.
 

Der Mann, der bei meinem ersten Mal hier gewesen war, war nirgends zu sehen, worüber ich eigentlich ziemlich froh war, da ich ihn so schon mal nicht los werden musste, um mich nur wenige Minuten später an meinen Engel zu wenden. Immer und immer wieder huschte mein Blick zu seiner schlanken Gestalt hinüber. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass gerade er so freundlich mit einem Kunden sprechen konnte, der anscheinend keinerlei Ahnung von Fotos hatte. Ich wollte nicht lauschen, doch sie sprachen nicht unbedingt leise und nachdem meine Ohren noch sehr gut funktionierten, konnte ich jedes Wort des Beratungsgesprächs mithören.
 

Schon alleine von seiner Stimme könnte ich einen Orgasmus bekommen, überlegte ich still und nahm dabei einen metallenen Bilderrahmen, der mit einigen Rosen verziert war, in die Hand nur um ihn wenige Sekunden später wieder zurück zu stellen. Der war dann doch etwas zu kitschig, wenn man ihn sich genauer besah. Vielleicht lag es daran, dass ich keine Frau war, aber mit so etwas konnte ich wenig anfangen. Zwar mochte ich Rosen und besaß zu Hause auch tatsächlich einen Rahmen, um den sich genau diese Pflanze schlängelte, doch war dieser komplett dunkelgrau bis schwarz und die Rosen nicht durch rote Farbe verschandelt, so wie dieser hier. Auch die Herzchenrahmen ignorierte ich geflissentlich und beobachtete ihn lieber unter dem Vorhang meiner Haare hindurch weiter.
 

Auf der Arbeit hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass er diesen Job so ernst nehmen würde. Eigentlich dachte ich bisher, dass er nur Student wäre und seine Eltern ihm alles zahlten, doch anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Herausfinden was er genau studierte, konnte ich bisher leider auch noch nicht. Ich wusste nur auf welche Uni er ging, aber nicht in welchem Semester er war, das wollten mir die im Sekretariat einfach nicht verraten als ich einen Versuch gewagt hatte so an weitere Daten über ihn heranzukommen. Verhalten gähnte ich hinter vorgehaltener Hand und besah mir gelangweilt die Fotoalben, mit denen ich noch viel weniger anfangen konnte als mit den Rahmen – doch dann, endlich, sprach er mich an und ich wäre beinahe tot umgefallen vor unterdrücktem Glück.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“ „Ähm …“, brachte ich zu meiner Verzweiflung nur heraus. Prüfend sah er mich an und schien zu überlegen woher er mich kannte. Es war schön zu sehen, wie sich ein Grinsen auf seine schönen Lippen schlich, als er sich nun an mich erinnerte. „Tut dir von dem Zusammenstoß noch was weh?“, wollte er dann auch sehr direkt wissen und wechselte ungefragt zum ‚Du’ über. „Äh … nein … beziehungsweise ja … meine Beine … Muskelkater.“, stotterte ich hervor und würde mir am liebsten selbst eine scheuern. Das gab’s ja gar nicht, dass man sich so dumm anstellen konnte! Ich war doch nicht mehr in der Pubertät! //Verdammt, Jo, reiß dich zusammen!//, rief ich mich innerlich zur Ordnung – dass es etwas nutzen würde, glaubte ich allerdings selber nicht.
 

„Du Armer … und du bist dir sicher, dass mit deinem Kopf alles in Ordnung ist?“ Na danke, er hielt mich für verrückt. Genervt verdrehte ich die Augen. „Ja, bin okay. Keine bleibenden Schäden davongetragen.“, brummelte ich. „Dann ist’s ja gut … aber was suchst du hier? Irgendetwas Bestimmtes?“ //Ja, DICH!//, schoss es mir sofort durch den Kopf, sprach es aber zum Glück nicht laut aus. „Ähm …“, fing ich erneut sehr geistreich an, denn einen wirklichen Grund hatte ich mir nicht ausgedacht, bevor ich den Laden betreten hatte.
 

„Ähm … ich wollte fragen, ob du …“ Ich stockte. „Ob ich was?“, musterte er mich fragend. „Brauchst du Passphotos, eine Modelmappe, einen neuen Foto, Bilderrahmen, Filme?“, versuchte er mir auf die Sprünge zu helfen, wobei ich hoffte, dass er das Zweite nicht ernst gemeint hatte. „Ähm … kannst du mir zeigen, wie man Filme selber entwickeln kann?“, improvisierte ich mehr schlecht als recht. Verwundert sah er mich an: „Wäre es da nicht besser einen VHS-Kurs zu besuchen anstatt mich zu fragen? Weiß auch gar nicht, ob der Chef damit einverstanden wäre.“ „Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm … aber ich fand die Fotos, die du entwickelt hast, so gut.“, schmierte ich ihm etwas Honig ums Maul. „Das freut mich natürlich zu hören, aber ich weiß nicht so Recht, ob ich wirklich als Lehrer tauge … aber okay, ich frag mal kurz nach … aber mach dir lieber mal keine Hoffnungen.“
 

Na wenigstens etwas. Eifrig nickte ich und musste sehr an mich halten um nicht laut loszujubeln, dass er nicht gleich ‚Nein’ gesagt hatte. Ich hatte ja schon vermutet, dass man bei ihm mit ein paar Komplimenten weiter kommen würde, aber dass das so gut funktionierte, war dann doch etwas überraschend. Ungeduldig wartete ich darauf, dass er zurückkam. Er schien sich Zeit zu lassen, da die Minuten langsam aber sicher verstrichen und er nicht mehr nach vorne in den Verkaufsraum kam. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich jetzt einiges einstecken und mitnehmen können, ohne dass mich jemand aufgehalten hätte – doch ich war (meistens) ein sehr ehrlicher Mensch und so behielt ich meine Finger brav bei mir und streckte sie nicht nach Dingen aus, die mir nicht gehörten.
 

Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten als er zurück kam und mich dabei unverhohlen erneut von oben bis unten musterte, als ob versuchte mich einzuschätzen. Mit stoischer Miene und erwartungsvollem Blick erwiderte ich den seinen. „Wie sieht’s aus?“ „Wenn du für alle verwendeten Materialien zahlst, könnten wir das Labor hinten im Laden verwenden … aber ich sag’s gleich: Ich werde das sicher nicht umsonst machen!“ „Dachte ich mir schon. Wie viel willst du in der Stunde?“ Kurz überlegte er. „Dreißig Euro.“
 

Ich hatte schon damit gerechnet, dass er mich mit dem Preis abschrecken wollen würde, doch ich war schon zu lange hinter ihm her, als dass ich dies nicht durchschaute und nickte so nur ruhig und gelassen. „Geht in Ordnung. Wann soll ich vorbei kommen? Wochenende wäre mir persönlich am Liebsten.“ „Von mir aus … und wie lange dann? Eine Stunde? Zwei Stunden?“ „Ich bin dafür, dass wir das je nach Lektion machen … dauert ja nicht alles gleich lang, oder?“ „Nein …“, gab er leicht pissig zurück. Ihm schien es nicht so wirklich zu behagen seine Wochenenden mit einem Typen wie mir alleine in einem dunklen Raum zu verbringen.
 

Ich konnte mein Glück dagegen noch kaum fassen. Mit einem glücklichen Grinsen und ziemlichem Herzklopfen vor lauter Vorfreude auf das kommende Wochenende verließ ich kurze Zeit später den Laden. Samstags ab 14 Uhr hatten wir ausgemacht, würde er mir erst einmal die Grundlagen und Begriffe erklären und mir zeigen, was was war und zu was es gut war. Erst ab nächster Woche würden wir wirklich mit dem Entwickeln beginnen. Er hatte mich derweil damit beauftragt bis dahin einige Schwarz-Weiß-Bilder zu schießen, bei denen es nicht so schlimm wäre, wenn sie von der Qualität nicht so gut werden würden, denn schließlich musste ich üben - sehr viel üben, denn ich hatte nicht vor mich sonderlich geschickt dabei anzustellen … die Hauptsache war ja schließlich, dass ich möglichst viel Zeit mit ihm verbrachte. Alles andere war mir dabei vollkommen egal.
 


 

Ich lebe jetzt in dunkler Nacht,

auch wenn der neue Tage erwacht
 


 

Es war ein sehr seltsamer Nachmittag gewesen. Erst musste ich einem Laien die grundsätzlichsten Funktionen einer Kamera erklären, obwohl dieser steif und fest behauptete, er hätte schon sehr viel Erfahrung mit allen mögliche Cams, und dann wollte diese Fledermaus, – ich glaube er hieß Jo – dass ich ihm das Entwickeln bei brachte. Lust hatte ich wirklich nicht darauf, doch leider hatte weder Robert etwas dagegen, wenn wir es in seinem Labor machen würden, so lange er dafür zahlte, noch ließ sich Blacky von meinem Preis abschrecken … vielleicht hätte ich ja doch wie anfangs überlegt 50 Euro verlangen sollen? Doch so fies war noch nicht einmal ich … wenn er es dann wirklich gezahlt hätte, hätte ich wahrscheinlich doch ziemlich schnell ein schlechtes Gewissen bekommen. Warum ich nicht gleich abgelehnt hatte? Keine Ahnung.
 

Ich brauchte unbedingt etwas Ablenkung. Nachdem ich nach meiner Schicht alles abgeschlossen hatte, ging ich eilig zurück in meine Wohnung, schmiss meine Schuhe in die nächste Ecke und schnappte mir mein Telefon um Martin anzurufen, in der Hoffnung, dass er nicht gerade anderweitig beschäftigt war. Vielleicht hatte er ja Lust heute noch einmal mit mir um die Häuser zu ziehen oder zumindest auf eine Pizza vorbei zu kommen? Ungeduldig lauschte ich dem Tuten in der Leitung. Ich wollte schon wieder auflegen, als auf einmal abgenommen wurde und seine keuchende Stimme mich begrüßte.
 

„Stör ich?“, wollte ich sofort süffisant grinsend wissen, denn es lag für mich auf der Hand, dass er sich wohl gerade etwas mit jemand anderem vergnügt hatte beziehungsweise immer noch dabei war. „Ich komm in etwa einer Stunde vorbei. Bis dann.“, kündigte ich ihm noch schnell an, ehe ich wieder auflegte und ihn in Ruhe weiter rammeln ließ. Wenn es ihm nicht passte, würde er sich schon noch einmal rühren. War schließlich immer so, wenn wir uns gegenseitig beim Sex störten, was bei unserem Verschleiß durchaus ein oder zweimal im Monat vorkam. Warum wir überhaupt abnahmen? Vielleicht weil wir uns trotz allem wichtiger waren als unsere Ficks? Es könnte ja sein, dass es dem anderen gerade nicht gut ging und einen brauchte … früher kam das öfters vor … mittlerweile kam ich besser mit mir, meinem Leben und meiner Familie klar.
 

Tatsächlich machte ich mich eine Dreiviertelstunde später auf den Weg zu seiner Wohnung. Zwar würde ich etwas zu früh bei ihm sein, aber ich war lieber pünktlich. Ich hasste Unpünktlichkeit, auch wenn mir das kaum einer zutraute. Nur morgens war mir das weniger wichtig, da ich einfach Langschläfer war und ich es einfach nicht mochte so früh aufzustehen. Mit den Händen in den Hosentaschen und der Musik aus meinem i-Pod lauschend, schlenderte ich durch die Straßen, sah nur ab und zu etwas auf, um nicht mit jemand anderem zusammen zu stoßen oder gegen eine Lampe zu laufen. Als ich bei Martin klingelte, wurde mir von einem blonden Mädchen mit ziemlich großen Brüsten geöffnet die mich ziemlich angepisst von oben bis unten musterte. Anscheinend wusste sie, dass ich der Grund war, dass sie jetzt schon wieder gehen musste. Ich schenkte ihr ein kurzes, leicht bösartiges Grinsen, das sie wohl missverstand, da sich ihr Gesichtsausdruck veränderte und sie begann mich verträumt anzustarren. Eilig machte ich, dass ich in die Wohnung kam und die Tür hinter mich schloss, denn für einige Sekunden hatte ich wirklich Angst, dass sie gleich zu sabbern begann und damit den Flur unter Wasser setzte.
 

„Pünktlich wie immer.“, grüßte mich Martin, der nur mit einer Jogginghose und noch feuchten Haaren in der Küche stand um schon einmal zwei kalte Bierflaschen für uns zu holen. „Mhmm“, brummte ich nur zurück und griff ungeniert nach seinem Telefon. „Welche Pizza willst du?“ „Huh? Öhm … die mit Frischkäse, Spinat und angebratenem Speck … keine Ahnung, wie die noch einmal geheißen hat …“ Eilig blätterte ich den Stapel mit den Pizzalieferservicen und ihren Angeboten durch, bis ich den passenden mit der gewünschten Pizza fand. Kurz überflog ich noch einmal das Angebot nur um mich letztendlich für eine Pizza Hawaii zu entscheiden. Damit konnte man meiner Meinung nach nicht viel falsch machen.
 

Ich bestellte und setzte mich dann neben Martin auf die alte aber unheimlich gemütliche Couch. Leicht lehnte ich mich an ihn, was ihm einen fragenden Blick entlockte, doch kommentierte er es nicht. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich das gerade tat, aber irgendwie war mir danach. „Dieser seltsame Typ, den du über den Haufen gerannt hast, war heute wieder im Geschäft … will, dass ich ihm zeige wie man Bilder selbst entwickeln kann …“ „Und? Machst du’s?“ „Ja … bekomme 30 Euro die Stunde.“ „Hui, nicht schlecht! Hat der so viel Geld übrig? Und warum ausgerechnet du?“ „Er hat gemeint, dass ich einer der Besten wäre und er mich deshalb fragen würde …“ „… also ich weiß ja nicht … ich traue dem Kerl nicht so ganz … macht ihr das im Laden?“ „Jup. Robert hat grünes Licht gegeben.“
 

„Sonderlich glücklich darüber klingst du ja nicht.“ „Bin ich auch nicht … aber diesem Jo scheint es ziemlich Ernst damit zu sein … ich meine, der lässt sich nicht einmal davon abschrecken, dass er pro Stunde um die 40 bis 50 Euro hinblättern muss.“ „Waren es vorhin nicht noch 30?“, wunderte sich Martin zu Recht. „Er muss Robert die verbrauchten Utensilien bezahlen … und du weißt ja selbst, dass Fotomaterial verdammt teuer ist.“ „Du bist der Fotograf von uns, nicht ich … also nein, wusste ich nicht wirklich … aber gut zu wissen …“, schmunzelte er leicht amüsiert.
 

Grinsend knuffte ich ihm in die Seite und richtete mich wieder etwas auf. „Auf alle Fälle treffen wir uns am Samstag zum ersten Mal, damit ich ihm die Begrifflichkeiten erklären kann und so. Trockenübungen auf gut deutsch.“ „Samstag? Da wollte ich dich eigentlich fragen, ob du nicht mit mir und dem Rest der Clique ein letztes Mal ins Spaßbad gehen willst, ehe Kilian für sein Praktikum nach Portugal fliegt?“ „Scheiße! Wann wolltet ihr denn los?“ „So gegen 16.00 Uhr. Hat zwar bis 22 Uhr auf, aber ab 20 Uhr muss Larissa in die Bar hinter die Theke. Meinst du, das schaffst du?“ „Ich hoffe … wenn nicht, komme ich nach oder schleppe die Fledermaus einfach mit … nimm mal lieber zwei Badehosen mit. Ich hab keine Handynummer oder Adresse von ihm, also hat er dann sicher nichts dabei.“ „Warum willst du den denn mitnehmen?“ „Er hat jetzt schon für zwei Stunden im Voraus gezahlt … und wir wollten uns um 15 Uhr treffen. Bleiben könnte ich also allerhöchstens eine halbe Stunde, wenn ich es pünktlich ins Bad schaffen will. Musst eben die anderen vorwarnen, dass er eventuell mitkommt … Das Geld muss ich ihm zwar so oder so zurück geben, aber zumindest bräuchte ich dann nicht so ein schlechtes Gewissen zu haben, dass er extra gekommen ist, nur um zu erfahren, dass ich keine Zeit habe.“
 

Verwundert starrte Martin mich an und wollte dazu ansetzen etwas zu sagen, als es an der Tür klingelte und unsere Pizzen gebracht wurden. Ohne uns abzusprechen nahm ich dem Boten automatisch die Schachteln aus der Hand, während er das Bezahlen übernahm und die Tür wieder schloss. So ging es einfach am Schnellsten. Ich stellte die heißen Schachteln auf dem Couchtisch neben unseren Bierflaschen ab und schnüffelte kurz an ihnen um meine eigene zu identifizieren, was dank der anscheinend frischen Ananas auch ziemlich gut klappte. Trotzdem wartete ich mit dem Essen bis auch Martin wieder da war und es sich neben mir bequem gemacht hatte.
 

Schweigend machten wir uns über die Pizzen her, während uns die leise Musik aus der Stereoanlage unterhielt, die mir bisher gar nicht bewusst aufgefallen war, aber anscheinend schon die ganze Zeit vor sich hin gedudelt hatte. Es war nicht ganz meine Musikrichtung, aber es war erträglich. „Wegen vorhin noch mal …“, fing Martin auf einmal wieder an. Fragend sah ich ihn an. „Was ist damit?“ „Lass dich nicht von irgendwelchen Komplimenten einlullen und mach dir nicht zu viele Gedanken um Blacky. Er ist doch selbst Schuld, wenn er dir keine Adresse oder sonst irgendetwas hinterlässt, oder? Ist ziemlich selten, dass du dir um einen Fremden solche Gedanken machst.“ „Eifersüchtig?“, neckte ich ihn grinsend. „Nein, eher besorgt … er taucht für meinen Geschmack zu oft in zu kurzer Zeit in deiner Nähe auf … fast so, als ob er dich verfolgen würde.“ „Ach Quatsch, das bildest du dir ein! Das meiste davon war Zufall, da bin ich mir sicher. Er ist bestimmt nicht absichtlich in dich hinein gerannt. Und so überrascht, wie er war, als er das erste Mal im Laden war, war das sicher auch keine Absicht gewesen.“ „Na, wenn du meinst … aber pass trotzdem auf dich auf.“ Nachdenklich sah ich ihn an und nickte dann wortlos. Was sollte ich denn auch anderes tun?

Water and Dogs

Fragt mich nicht warum ich das Kapitel nicht schon frührer hochgeladen habe, denn eigentlich ist es seit mehreren Monaten fertig ... wahrscheinlich habe ich es über den Prüfungsvorbereitungen einfach vergessen ^^'' Tut mir leid. Ich hoffe, es finden sich trotzdem noch ein paar Leser, die gewillt sind mir etwas Feedback zu hinterlassen ^^

Viel Spaß! ^^
 


 

Water and Dogs
 

Bin ich schon längst in deinem Reich,

und meine Knochen werden bleich
 

Ich sehnte den Samstag geradezu herbei und schoss in jeder denkbaren und undenkbaren Situation Bilder. Zwar würden wir wohl vorerst nur Trockenübungen machen, wenn ich ihn richtig verstanden hatte, aber ich wollte einfach sicher gehen, falls wir doch mehr schaffen sollten als gedacht.
 

Dann, endlich, war der lang ersehnte Tag gekommen und ich wartete vor der verschlossenen Ladentür. Lässig lehnte ich an der Wand und beobachtete die vorbei eilenden Passanten. All zu viel war nicht los, doch es war ein stetiger Strom, der nur sehr selten abriss. Die meisten sahen griesgrämig auf den Boden und blickten weder nach links noch nach rechts, andere starrten mich neugierig an nur um dann einen großen Bogen um mich herum zu laufen und wieder andere scherzten und lachten mit ihren Begleitern.
 

Es war ein buntes Durcheinander, bei dem keiner wirklich den anderen wahrnahm. Ruhelos glitt mein Blick immer wieder suchend umher, nur um dann ungeduldig wieder auf meiner Uhr zu landen. Ich war fast eine halbe Stunde zu früh dagewesen, da ich es einfach nicht mehr erwarten konnte ihn wieder zu treffen. Als ich ihn dann endlich auf mich zueilen sah, stieß ich mich von der Wand ab und trat ihm lächelnd entgegen, grüßte ihn freundlich. Er schien unruhig zu sein als er die Tür aufschloss, doch ich schob das auf meine äußere Erscheinung. Als er mir dann eröffnete, dass das heute doch nichts werden würde, hatte ich große Mühe weiterhin freundlich zu lächeln und verständnisvoll zu nicken. Die Enttäuschung war einfach zu groß!
 

„Aber du könntest mit zum Schwimmen kommen.“, lud er mich überraschenderweise ein – doch das hatte ein Problem: Ich hasste Wasser! Alles was tiefer als eine Badewanne oder das Kinderbecken war, löste bei mir Angstzustände aus. „Nein, ist schon okay … dann holen wir das Ganze eben nächste Woche nach … das Geld kannst du behalten.“, winkte ich ab und zog meinen Mantel wieder an, den ich in der Erwartung, dass wir gleich loslegen würden, schon ausgezogen hatte. „Wirklich? Bist du dir sicher?“ „Ja ja, bin ich. Ich hätte es dir nicht angeboten, wenn ich es nicht wäre.“ Kurz überlegte ich und kramte dann einen Zettel hervor, auf den ich meine Handy- und die Festnetznummer schrieb. „Hier. Dann kannst du mich in Zukunft gleich vorwarnen, wenn dir wieder etwas dazwischen kommt.“ „Danke.“ „Na dann … bis nächste Woche.“, verabschiedete ich mich ziemlich hastig und kurz angebunden.
 

Mein Abgang ähnelte fast schon einer Flucht als ich eilig aus dem Laden stolperte, aber was sollte ich machen? Ich war enttäuscht – verdammt enttäuscht sogar! Besser gesagt kotzte es mich richtiggehend an und ich hätte schreien können. Normalerweise war ich ein sehr ruhiger und besonnener Mensch, aber wenn es um Marc ging, setzte in meinem Hirn regelmäßig aus und ich befürchtete, dass nicht einmal eine Hirn-OP mir helfen könnte. Vielleicht noch am ehesten ein Psychiater oder Psychologe, aber von denen hielt ich nicht sonderlich viel.
 

Frustriert kickte ich eine Dose vor mir her und stiefelte in Richtung meiner Wohnung. Kurz bevor ich bei dieser angekommen war, überlegte ich es mir jedoch anders und ich beschloss Ludwig einen Besuch abzustatten. Ich hing sehr an dem Schäferhundmischling, den ich aber dank einem allgemeinen Tierverbot in dem Miethaus leider nicht aus dem Tierheim befreien und mit zu mir nehmen konnte. Ab und zu, wenn es sich zeitlich einrichten ließ, ging ich mit ihm Spazieren.
 

Da er ein ziemliches Kraftpaket war, kamen nicht viele Leute mit ihm zurecht und von diesen wenigen Menschen mochte er auch nur einige wenige leiden. Wen er unsympathisch fand, ignorierte er bestenfalls oder schnappte nach ihnen, wenn sie ihn einfach nicht in Ruhe lassen wollten. Er war ein wirklich lieber, verspielter und verschmuster Kerl, wenn man es einmal in sein Herz geschafft hatte. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte er durchaus ein paar Charakterzüge von Marc … oder der von ihm – wie auch immer.
 

Unverdrossen stiefelte ich durch die halbe Stadt, doch im Gegensatz zu den anderen Passanten sah ich mich aufmerksam um und achtete auch auf Kleinigkeiten wie zum Beispiel den Blumenlieferanten, der beinahe eine alte Dame über den Haufen gefahren hätte oder den alten Herrn, der von seinem Platz im Straßencafé aus den jungen Frauen auf den Hintern glotzte und sich dabei unauffällig im Schritt rieb. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt ging und sich nicht vor ihr verschloss, konnte man viele Dinge sehen – darunter eben ab und zu auch solche, die man eigentlich nicht sehen sollte – oder wollte.
 

Ich war fast eine Stunde unterwegs bis ich vor dem großen Tor stand, hinter dem sich das Tierheim verbarg. Ich ging hindurch und ging zielstrebig auf Ludwigs Zwinger zu, in dem er eigentlich fast immer anzutreffen war. Gerade wollte ich ihn rufen, als ich erkannte, dass das in den Gehege gar nicht mein Hündchen war! Verwirrt lief ich den Weg entlang, ging dann sogar in das Gebäude hinein, denn es konnte ja sein, dass er sich lieber innen aufhielt, doch auch dort konnte ich ihn nirgends entdecken. Weitere Nachforschungen bei den Pflegern und Pflegerinnen ergaben, dass er vor etwa zwei Wochen von einem Bauern von außerhalb der Stadt als Wachhund ‚adoptiert’ wurde.
 

Niedergeschlagen bedankte ich mich für die Information. Dieser Tag war einfach nur beschissen. Am Besten wäre ich gar nicht erst aufgestanden. Ich bereute es, dass ich nicht mehr Zeit mit ihm verbracht hatte und auch wenn mir sofort einige Ausreden in den Sinn kamen, wusste ich, dass ich ihn durchaus öfters hätte besuchen können, wenn ... ja wenn nicht ein ganz gewisser jemand mir den Kopf verdreht hätte.
 

Zurück fuhr ich mit dem Bus und reihte mich bei den Menschen ein, die mit hängendem Kopf durch die Weltgeschichte schlurften. Wenn ich Marc nicht getroffen hätte, hätte ich mir eventuell eine andere Wohnung gesucht und Ludwig dann tatsächlich zu mir geholt. Hätte ich, hätte ich … jetzt war es auch nicht mehr zu ändern. Ich konnte nur hoffen, dass es ihm bei seinem neuen Herrn gut ging.
 


 

Ich kann dich nicht vergessen,

ich bin von dir besessen
 


 

Bedröppelt starrte ich der Fledermaus hinterher. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er bei dem Wort ‚Schwimmen’ so angeekelt und verängstigt dreinschauen würde. Ich persönlich liebte Wasser. War ich einmal drinnen, kam ich nicht mehr so schnell heraus. Es war einfach mein Element. Gewissenhaft sperrte ich die Eingangstür wieder hinter mir ab. Warum ich sie überhaupt aufgesperrt hatte? Ich wollte ihm das nicht auf offener Straße eröffnen. Wäre mir ziemlich unangenehm gewesen, wenn man uns zusammen gesehen hätte … er passte einfach nicht zu meinem Image. Außerdem hatte ich Angst, dass er einen Aufstand machen würde und das hätte ziemlich peinlich für mich enden können … wenn er allerdings komplett ausgeflippt und auf mich losgegangen wäre, wäre ich außen sicherer gewesen … Schwein gehabt! Meine Gedanken gingen heute anscheinend mal wieder seltsame Wege.
 

Ich beeilte mich ziemlich um noch halbwegs pünktlich zum Schwimmbad zu kommen. Tatsächlich war ich nicht der Letzte, denn Larissa hatte wohl mal wieder Probleme mit ihrem Motorrad gehabt. Zumindest erklärte sie uns das keuchend. Wie ich sie kannte, konnte es allerdings auch gut möglich sein, dass sie sich für ‚fünf Minuten’ hingelegt hat und dabei dann wirklich eingeschlafen ist. Wäre nicht das erste Mal bei ihr gewesen.
 

Ich begrüßte alle mit Handschlag, nur Martin umarmte ich kurz. Larissa mochte es nicht sonderlich umarmt zu werden, Heike kannte ich nicht sonderlich gut, denn sie war die Freundin von Lars, der wiederum nicht sonderlich auf kuscheln stand und Kilian … wenn man den kurz umarmte, ließ er einen für die nächsten fünf Minuten nicht mehr los. Eine ziemlich nervige Angewohnheit, die er einfach nicht ablegen wollte.
 

Eine halbe Stunde später enterten wir das Erlebnisbecken mit den künstlichen Wellen und dem Strudelkanal. Eine wilde Wasserschlacht entbrannte und wir versuchten uns quietschend und lachend gegenseitig unter Wasser zu drücken – die einen mehr und die anderen weniger erfolgreich. Prustend und hustend durchbrach ich wieder die Wasseroberfläche, nachdem sich Lars und Kili, wie wir ihn liebevoll nannten, zu zweit auf mich gestürzt und getaucht hatten. Gerade versuchten sie Martin zu versenken, doch der wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen.
 

Da er von uns allen der Trainierteste war, wunderte es mich auch wenig, dass er beide in Schach halten konnte. Nichtsdestotrotz eilte ich zu seiner Rettung und besprang Lars von hinten, so dass er überrascht hintenüber kippte. Zwar landete ich so erneut mit dem Kopf unter Wasser, aber das war es mir wert gewesen! Als ich wieder aufgetaucht und mir das Wasser aus den Augen gewischt hatte, sah ich mich suchend nach den Mädels um, die ich nach einigem Suchen im ‚Massagebereich’ des Beckens entdeckte.
 

Wir kannten uns alle schon mehr oder weniger aus der Schule. Kili war damals eine Stufe über uns gewesen und wir hatten ihn erst in der Uni wieder getroffen. Lars dagegen war erst in der 12. Klasse zu uns gestoßen, doch wir hatten uns eigentlich auf Anhieb ganz gut mit ihm verstanden. Er hatte damals ähnlich gute Ideen für Streiche wie Martin und ich gehabt.
 

Larissa war dagegen ein Sonderfall. Martin hatte sie in der Bar, in der sie arbeitete, kennen gelernt und sie hatten etwas gequatscht. Einige Wochen später stießen wir dann im LILIA wieder auf sie, wo sie gerade auf Frauenfang war. Sie war uns vom Wesen her nicht unähnlich und so hatten wir sie freudig in unserer Mitte aufgenommen. Sie hatte uns gleich am Anfang eröffnet, dass sie Männer eigentlich nicht mochte, aber dass wir ganz praktisch wären, um die Nervigeren von ihr fern zu halten. Selbst in meinen Augen war sie schön, blieb dabei aber im Gegensatz zu mir auf dem Boden.
 

Die letzte im Bunde war im Moment Heike. Sie war jetzt seit etwa zwei Monaten mit Lars zusammen und ich hatte sie heute zum vielleicht dritten oder vierten Mal getroffen. Sie war mir nicht unsympathisch, aber auch nicht wirklich sympathisch. Irgendetwas dazwischen … vielleicht war sie mir auch einfach komplett egal.
 

Nach zwei Stunden Planschen, Tauchen, Rutschen und Schwimmen gönnten wir uns jeder eine große Portion Pommes im badeigenen Imbiss, nur um die aufgenommenen Kalorien sofort wieder im Kampf gegen den Strömungskanal abzuarbeiten. Ich genoss den Nachmittag wirklich sehr. Eine Viertelstunde bevor wir aus dem Wasser mussten, trafen wir uns noch einmal alle im Massagebereich um noch etwas zu entspannen. Ich hatte mich neben Martin auf eine der Unterwasserbänke gequetscht und lehnte nun erschöpft meinen Kopf gegen seine muskulöse Schulter. Blinzelnd besah ich mir die anderen abgekämpften Gestalten um mich herum. Larissas naturschwarze Lockenpracht klebte nass an ihrem Kopf und doch sah sie damit bei weitem nicht so bescheuert aus wie manch anderer. Ich selbst wollte im Moment gar nicht wissen wie ich aussah.
 

Umso näher der Abschied rückte, umso ruhiger wurde die ganze Truppe. Als wir trocken und angezogen am Ausgang noch einmal aufeinander trafen, verabschiedeten wir uns alle mit einer Umarmung und den besten Wünschen von ihm. Natürlich würden wir mailen, aber ich war mir sicher, dass er uns fehlen würde. Auch heute umklammerte er mich minutenlang wie einen Schraubstock aber ausnahmsweise ließ ich ihn gewähren ohne mich dagegen zu stemmen.
 

„Mach’s gut … ärger die portugiesischen Jungs und Mädels nicht zu sehr.“, neckte ich ihn liebevoll, während ich darauf wartete, dass er mich wieder los ließ. Zum Glück lief die ganze Abschiedszeremonie ohne Tränen ab und danach trennten sich unsere Wege vorerst. In nicht all zu ferner Zukunft würden sie sich wieder kreuzen, dessen war ich mir sicher, und ich freute mich schon jetzt darauf.

Despair and Dancing

Hey ^^

Nachdem ich euch vor dem letzten Kapitel verdammt lang habe warten lassen, gibt es das neue Kapitel dafür umso schneller, nämlich jetzt ;) Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und will mich noch einmal für die beiden lieben Kommentare bedanken! ^^ Ich würde mich natürlich auch weiterhin über Feedback freuen. Auch Verbesserungsvorschläge sind herzlich willkommen ^^

Lg

KaNi
 

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Despair and Dancing
 


 

Warst doch kein Engel wie gedacht,

Du bist des Teufels dunkle Macht/b]
 


 

Ich konnte in dieser Nacht nicht gut schlafen. Ich kam innerlich einfach nicht zur Ruhe. Immer und immer wieder wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Mal war mir zu warm, dann wieder zu kalt. Langsam bekam ich eine Ahnung, wie sich meine Mutter in ihren Wechseljahren gefühlt haben musste.
 

Ich bezweifelte, dass er mich wirklich anrufen würde, wenn er wieder Zeit hatte. Vielleicht ging ich das Ganze ja auch ganz falsch an? Vielleicht sollte ich ihn ignorieren? Vielleicht würde mich das für ihn ja dann interessanter machen? Er war es ja bestimmt gewohnt von allen Seiten begehrt zu werden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er nur das haben wollte, das er nicht so einfach haben konnte.
 

Seufzend setzte ich mich auf und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Zum Glück musste ich morgen nicht aufstehen, da Sonntag war. Ein Blick auf die Uhr belehrte mich, dass ich HEUTE nicht aufstehen musste. Knurrend schwang ich meine Beine aus dem Bett und tigerte durch meine Wohnung, ohne dass dies auch nur ein bisschen geholfen hätte.
 

Den Fernseher schaltete ich gar nicht erst an, da im Moment sowieso nur die Wiederholung der Gerichtsshows und erotische Werbungen liefen, die mich einen Dreck interessierten. Irgendwann zog ich mich einfach wieder an, schlüpfte in meine Schuhe und packte meine Kamera und die großen Blitze ein. Leise schloss ich die Wohnungstür hinter mir und schlich die knarrenden Treppen hinab, um meine Nachbarn nicht zu wecken – wobei die meisten wohl gerade noch Party machen waren.
 

Ziellos stromerte ich durch das Viertel, schoss ab und zu einmal halbherzig ein Foto. Zwar war die kühle Nachtluft angenehm auf meiner Haut und in meinen Lungen, aber ich kam trotzdem nicht zur Ruhe. Irgendwann ließ ich mich am Fluss auf eine Bank sinken und starrte einfach nur auf die Lichter auf der anderen Seite des Ufers. Meine Kamera hielt ich dabei in meinem Schoß, nicht darauf erpicht das eigentlich wirklich schöne Bild festzuhalten.
 

Nachtschwärmer passierten meine Bank, bedachten mich meist nur eines kurzen Blicks, nur um dann beschleunigten Schrittes weiter zu gehen. Stimmen ertönten und verklangen wieder. Schritte kamen und gingen und dazwischen war nur das leise Plätschern der Wellen und Motorengeräusche der nicht weit entfernten größeren Straße zu hören.
 

Ein betrunkener Penner setzte sich neben mich und bot mir freundlich einen Schluck aus seiner siffigen Flasche an, den ich dankend ablehnte. Es störte mich nicht, dass er sitzen blieb und mir Gesellschaft leistete, da er nicht versuchte mir ein Gespräch aufzudrängen.
 

Als der Himmel im Osten langsam heller wurde, entschloss ich mich doch noch ein paar Bilder zu schießen. Auch den bärtigen Mann neben mir, der wohl irgendwann eingeschlafen war, ohne dass ich es mitbekommen hatte, hielt ich fest. Ich hatte das Gefühl, dass jede seiner Falten eine Geschichte erzählte. Unaufdringlich doch stumm auf schwere Zeiten hinweißend.
 

Langsam wurde ich dann doch etwas müder und beschloss nach Hause zu gehen. Dem leise schnarchenden Mann steckte ich noch einen zehn Euro Schein in die Brusttasche. Ich wusste zwar, dass er sich dafür wahrscheinlich Alkohol kaufen würde, aber wer weiß, vielleicht war er ja schlau genug es in etwas Sinnvollerem anzulegen, wie zum Beispiel Socken oder einer Jacke aus einem der vielen Second-Hand-Läden, die sich in der Stadt angesiedelt hatten.
 

Daheim zog ich mich auf dem Weg ins Bett aus und ließ meine Klamotten einfach auf den Boden fallen. Auf einmal war ich zum Umfallen müde und schlief so auch sehr schnell ein, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt hatte.
 

Es war gegen elf Uhr, als mein Handy, das ich nachts normalerweise ausschaltete, damit begann Terror zu machen. „Was ist?“, maulte ich verschlafen hinein, nachdem ich es mit geschlossenen Augen ertastet hatte.

„Willst du deine Unterrichtsstunde jetzt haben?“, wurde ich von einer ekelhaft gut gelaunten Stimme begrüßt. Im Halbschlaf erkannte ich zwar Marc’s Stimme, aber auf den hatte ich gerade keine Lust. Auch wenn das DIE Gelegenheit gewesen wäre, war ich einfach noch viel zu müde. „Nein.“, gab ich deshalb nur kapp zurück und drückte ihn dann weg, nur um das Handy dann komplett auszuschalten und wieder einzuschlafen.
 

Auch die restliche Woche über ignorierte ich seine wenigen Anrufe. Einerseits freute es mich, dass er versuchte mit mir Kontakt aufzunehmen, andererseits hielt mich etwas zurück so leicht klein bei zu geben. Auch wenn ich es mir nicht wirklich eingestehen wollte, hatte es mich doch verletzt, dass er mich am Samstag versetzt hatte.
 

Normalerweise war mir so etwas egal, aber darauf hatte ich mich schon tagelang gefreut gehabt … dies war einer der Gründe, warum ich sonst immer versuchte mich auf nichts zu sehr zu freuen, denn wenn es dann doch nicht klappte, war die Enttäuschung groß. Wenn man dagegen keinerlei Hoffnungen in etwas setzte, wurde man meistens positiv überrascht und konnte danach sagen ‚Das war ein schöner Tag’ bzw. ‚Das hat heute wirklich super funktioniert’.
 

Auf Arbeit versuchte ich wie immer zu sein. Meistens gelang es mir, doch ab und zu brach meine schlechte Laune aus mir heraus und ich pflaumte meine Kollegen an. Vor allem Nor, der am Montag mal wieder zu spät gekommen war, bekam eine geballte Ladung meines Zorns ab. Zwar entschuldigte ich mich kurze Zeit später für meinen Ausbruch, aber den Rest der Woche kam er zu unser aller Überraschung tatsächlich pünktlich zu seiner Schicht.
 

Am Freitag ging ich wie immer die Bestellungen durch, als sich Sunny neben mich auf einen der Stühle fallen ließ. Ich versuchte sie zu ignorieren, aber wenn sie Aufmerksamkeit wollte, holte sie sich diese auch. „Jo, was ist los? Musst du mal wieder jemanden flach legen oder hast du gerade deine Tage?“, neckte sie mich, doch ich konnte den ernsten Unterton in ihrer Stimme heraushören. Leise seufzte ich und löste mich von der Tastatur und dem Bildschirm.
 

„Ich darf doch auch einmal schlecht drauf sein, oder?“ „Nein. Du bist JO! Der Liebling unserer weiblichen Kundschaft. Du darfst nicht andauernd wie drei Tage Regenwetter herumlaufen. Wenn du Probleme hast, dann bitte jemanden um Hilfe oder lass deine Wut zu Hause oder beim Sport raus, aber lass es, was auch immer los ist, nicht deine Arbeit negativ beeinflussen!“ Ich öffnete den Mund um mich zu verteidigen, doch anscheinend hatte sie nur Luft geholt.
 

„Vielleicht heitert es dich ja etwas auf, dass die Lady, die sich letzte Woche von dir wegen des Hochzeitskleids beraten hat lassen, gestern Abend zusammen mit zwei Freundinnen und ihrer Mutter zurückgekommen ist.“ Pause. „Und?“ „Sie haben ein Kleid für sie gekauft.“ Erwartungsvoll sah sie mich an. „Aha.“ „Ein teures.“ Schon wieder so ein lauernder Blick, der mich mehr und mehr zur Weißglut trieb. „Komm auf den Punkt!“ „Najaaa … es war keines der empfohlenen Kleider.“ Na wer hätte das gedacht?!
 

„Lass mich raten: Eines dieser pompösen Kleider mit viel schwarzem Tüll, die mollige Frauen wie Fässer wirken lassen?“ „Äh … ja.“ „Und warum hat sie keines der anderen Kleider genommen?“ „Ihre Freundinnen haben ihr davon abgeraten und vorgeschlagen das Kleid mit den Stickereien den Brautjungfern zu geben.“

Ich schüttelte nur den Kopf. „Bei solchen Freundinnen braucht frau wirklich keine Feinde mehr …“ Da war man ohne Freunde besser dran.
 

Ich verstand ja, dass Sunny es nur gut gemeint hatte, aber diese Geschichte war nicht sonderlich aufheiternd gewesen, auch wenn ich sonst zugegebenermaßen ganz gerne lästerte, war mir im Moment einfach nicht danach. Sie sah aus, als ob sie gleich mit der nächsten Geschichte loslegen wollte, als zum Glück die Türglocke bimmelte und sie nach vorne ins Geschäft eilen musste.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich es bald geschafft haben würde. Noch eine Stunde, dann stand für mich das Wochenende vor der Tür, denn morgen hatte ich frei – und ich wusste nicht wirklich ob ich mich darüber freuen sollte, denn so würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit allein daheim in meiner Wohnung sitzen und nachdenken. Wenn ich arbeitete, war ich wenigstens abgelenkt. Selbst mit dem Fotografieren konnte ich mich nicht mehr ablenken, denn das stand ja mittlerweile auch im indirekten Zusammenhang mit Marc.
 

Ich hatte nicht mehr viel zu tun, denn die Bestellungen waren schon lange erledigt und das Gelieferte abgehakt und einsortiert. Im Geschäft vorne war auch nicht wirklich etwas los, so dass ich mir den Luxus gönnte eine halbe Stunde früher als sonst nach Hause zu gehen – und Sunny schien nichts dagegen zu haben, denn sie winkte mir nur fröhlich zum Abschied zu.
 

Wie vermutet versank ich zu Hause wieder in meinen Gedanken, räumte dabei meine Wohnung auf, in der eigentlich nicht viel zum Aufräumen herumlag, denn ich hatte die letzten Tage beinahe täglich nach der Arbeit herumgeräumt, nur um etwas Ablenkung zu haben.
 

Als das ‚LILIA’ seine Pforten geöffnet hatte, erwischte ich mich dabei, wie ich immer wieder nach außen sah. Es war mittlerweile ein Automatismus geworden, nach Marc Ausschau zu halten, dem ich diesmal allerdings nicht nachgeben wollte. Vielleicht war ich von dem gar nicht engelhaften Verhalten meines Engels desillusioniert oder aber ich war es einfach müde.
 

Lockend blinkten die bunten Lichter von der anderen Straßenseite zu mir herauf und ich beschloss dem Club mal wieder einen Besuch abzustatten. Vielleicht fand sich ja etwas Frischfleisch und wenn nicht, konnte ich zumindest tanzen und dabei meinen Frust rauslassen. Entschlossen begann ich mich fertig zu machen und verließ eine Stunde später mit wehenden Haaren die Wohnung.
 

Festen Schrittes ging ich auf den Eingang zu und wurde von dem Türsteher auch gleich durch gewunken. Wir kannten uns schon länger und auch wenn er aussah wie ein Schrank, war er ein Sub durch und durch, wie ich bei einem ONS festgestellt hatte. Er hatte es mir hoch angerechnet, dass ich ihn dafür nicht ausgelacht sonder ihn akzeptiert und genommen habe. Dies war einer der Gründe dafür, dass ich selten lange warten musste um in den Club zu kommen.
 

Ich besah mir die zuckende Menge und steuerte dann erst einmal die Bar an um mir einen Cocktail zu gönnen. Nicht dass ich mir die Kerle hier schön trinken musste, denn es waren doch einige ganz ansehnliche dabei, doch an Marc kamen sie nicht heran. Ich war gerade dabei meinen zweiten Cocktail zu schlürfen, als ich etwas Blondes aus dem Augenwinkel auf mich zusteuern sah. Ich machte mir nicht einmal die Mühe mich umzudrehen, denn von blonden Männern hatte ich im Moment die Nase voll und so ignorierte ich ihn gekonnt, was dank der lauten Musik auch alles andere als schwer war.
 


 

Du bist des Teufels dunkle Macht,

ich kann dich nicht vergessen
 


 

Ich konnte es nicht fassen: Er ignorierte mich! MICH!!! Erbost baute ich mich vor ihm auf, so dass er mich ansehen musste. Kurz weiteten sich seine Augen vor Überraschung, dann sah er sich irgendwie gehetzt um, als hätte er Angst und würde nach einem Ausweg suchen um vor mir zu fliehen. Ich konnte das nicht wirklich verstehen, denn so grauenhaft sah ich dann doch nicht aus, obwohl mir meine Frisur heute nicht ganz so gelungen war wie sonst. Er sah da viel furchteinflößender aus. Es wunderte mich sowieso, wie er mit dem Styling an den Türstehern vorbei gekommen war.
 

Die weiß-roten Kontaktlinsen waren nicht gerade Vertrauens erweckend, so viel stand fest. Auch das leicht blass wirkende Gesicht und der schwarze Kajal und Lidschatten machten es nicht besser. Es gab hier nur wenige Typen die so herumliefen, denn solch ein Outfit half nicht wirklich beim Männer aufreißen.
 

Wenn ich nicht gewusst hätte, wer sich hinter dem ganzen verbarg, hätte ich wahrscheinlich auch einen großen Bogen um ihn gemacht. Wobei … wusste ich überhaupt wer er war? Ich kannte ihn nicht. Ich konnte mir ja noch nicht einmal seinen Namen merken!
 

Einen Versuch mit ihm zu sprechen unternahm ich gar nicht erst, denn bei der lauten Musik würde er mich sowieso nicht verstehen. Nichtsdestotrotz sollte ich mich noch einmal wegen dem ausgefallenen Unterricht bei ihm entschuldigen. Ich begutachtete das Getränk in seiner Hand und bestellte beim Barkeeper zweimal dasselbe. Vielleicht verzieh er mir ja so? Auch wenn ich dafür sein Geld hernahm, das er mir am Samstag gegeben hatte.
 

Ich stupste gegen seine Schulter und deutete dann auf das gefüllte Glas, als dieses auf dem Tresen vor uns stand. Ich konnte ihm keine Gefühlsregung ansehen, doch schien er kurz zu zögern, woraus ich schloss, dass er mit sich haderte, ob er darauf eingehen sollte. Die bläuliche Flüssigkeit blitzte im Schein der wild blinkenden Lampen in den unterschiedlichsten Farben auf und ich beschloss nicht auf ihn zu warten, sondern widmete mich ganz meinem eigenen Getränk.
 

Zu meiner Erleichterung – und ich wusste noch nicht einmal worüber ich erleichtert war – nahm er das Getränk dann tatsächlich an. Stumm saßen wir nebeneinander und nippten an den ganz sicher nicht alkoholfreien Getränken. Das Zeug haute ganz schön rein, wie ich schon nach wenigen Schlucken feststellte. Was auch immer der Barkeeper dort hineingekippt hatte, er hatte es gut damit gemeint. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob sich dieses Gesöff mit den Drinks vertrug, die ich heute schon getrunken hatte.
 

Vielleicht hätte ich darauf verzichten sollen, denn auch wenn ich ziemlich viel vertrug ohne mich erbrechen zu müssen, konnte ich ab einer gewissen Alkoholmenge nicht mehr dafür garantieren, dass ich sehr anhänglich wurde. Deshalb nahm ich normalerweise immer Martin mit, wenn ich mich volllaufen lassen wollte, denn bei ihm konnte ich diese kleine Nebenwirkung des Alkohols ohne schlechtes Gewissen ausleben und musste auch keine Angst um meinen Hintern haben.
 

Heute war Martin allerdings nicht an meiner Seite, da er anderweitig beschäftigt war. Seine Libido war beinahe so aktiv wie meines. Ich hatte meinen Cocktail gelehrt und bestellte mir trotz besseren Wissens noch einen. Als er mir gereicht wurde, trank ich ihn bei weitem schneller aus als den zuvor und saß danach für einige Minuten nur ruhig da und genoss die vernebelnde Wirkung des Alkohols in meinem Kopf.
 

Da mir die Trantüte neben mir allerdings schnell zu langweilig wurde, winkte ich ihm kurz zum Abschied zu und verschwand dann auf die Tanzfläche, wo ich sofort von allen Seiten angetanzt wurde. Kurz besah ich mir die Auswahl und ging dann auf einen süßen Blondschopf ein, der mich mit seinen Augen halb auszog aber keinen sonderlich aktiven Eindruck auf mich machte.
 

Ich schloss die Augen und ließ mich vom Beat der Musik mitreißen, hatte nichts dagegen, dass sich von hinten jemand an mich drängte, so dass ich nun mit zwei Männern gleichzeitig tanzte. Leicht anlehnungsbedürftig durch den Alkohol lehnte ich mich nach hinten gegen den anderen, der mir nach einiger Zeit die Hände auf die Hüfte legte, während sich der andere von vorne näher an mich drückte und versuchte mich zu küssen.
 

Unwillig öffnete ich meine Augen und schob ihn von mir weg. Knutschen war nicht drin. Nicht wenn nur getanzt wurde und vor allem nicht, wenn es nicht von mir ausging. Die zurückhaltende Nähe von dem Typen hinter mir sagte mir schon mehr zu, denn so hatte ich auch schon oft mit Martin getanzt, der auf diese Weise immer besonders aufdringliche Finger von meinem Hintern fern hielt.
 

Der Alkohol tat seine Wirkung, das spürte ich genau. Ich wusste, dass ich noch ohne Probleme geradeaus gehen und sprechen konnte, doch ich war kuschelbedürftig, sonst hätte ich mich schon längst aus den Armen des Mannes hinter mir befreit, auch wenn er kein einziges Mal mehr versuchte.
 

Da ich die Augen schon auf hatte, sah ich hinab auf die Hände auf meiner Hüfte und stellte fest, dass die Fingernägel fein säuberlich mit schwarzem Nagellack bemalt waren. Sie waren groß aber schmal und wirkten dabei sehr elegant, was wohl vor allem von den langen aber nicht zu knochigen Fingern kam. Wer auch immer das hinter mir war, er hatte auf alle Fälle schöne Hände, auch wenn der schwarze Nagellack mir zu denken gab. Aber dass Fledermaus hier mit mir tanzte, konnte ich mir schlecht vorstellen. So schätzte ich ihn nicht ein. Er war meiner Meinung nach eher der Typ, der den anderen lieber beim Tanzen zusah anstatt selbst mitzumischen.
 

Die Gedanken aus meinem Gehirn vertreibend, schloss ich meine Augen erneut, lehnte verträumt meinen Kopf zurück gegen seine Schulter und nahm meinen Arm dann nach oben um ihm meine Hand in den Nacken zu legen. Zuerst griff ich nur in dichte, leicht verschwitzte lange Haare, doch davon ich ließ mich nicht irritieren und wühlte mich hindurch, bis ich die erhitzte Haut unter meinen Fingern spüren konnte. Dabei stellte ich auch gleich fest, dass er ein Stückchen größer als ich war, worauf ich ja eigentlich gar nicht stand … okay, außer es handelte sich dabei um Martin. Aber im Moment zählte nur, dass ich ein scheinbar harmloses Kuscheltier gefunden hatte.
 

Es war diese unaufdringliche Nähe, die mich dazu bewog noch länger mit dem Fremden zu tanzen. Sehr viel länger … so lange, bis sich die Disko langsam immer mehr leerte, so dass wir auf der Tanzfläche mehr Platz für uns hatten. Umdrehen wollte ich mich trotzdem nicht, denn ich beschloss im Stillen, dass es besser war nicht zu wissen, mit wem ich hier so vertraut tanzte.

Pizza Surprise

Sorry Sorry Sorry Sorry Sorry Sorry dass es schon wieder so lange gedauert hat v.v Und ich will jetzt auch nicht mit Ausreden kommen. Allerdings muss ich erwähnen, dass ab diesem Kapitel ein neuer Songtext herhalten muss, mit dem ich nicht 100% zufrieden bin, da er nicht so gut passt wie der erste ... aber der ist nun leider zu Ende und es ist verdammt schwer einen ähnlichen zu finden, der zu der FF passt.
 

Disclaimer: Das erste Zitat ist noch der alte von Saltatio Mortis 'Dunkler Engel' und das zweite Zitat stammt schon aus dem neuen Songtext. Diesmal darf Rammstein's Song 'Stein auf Stein' herhalten. Dieser Text gehört mir somit nicht sondern befindet sich im Eigentum von Rammstein und ihrer Plattenfirma. Die Story und die Charaktere gehören aber weiterhin nur mir.
 

Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ich hoffe, ihr erschlagt mich nicht!
 


 

Pizza Surprise
 

Ich bin von dir besessen,

ich kann dich nicht vergessen
 

Der Abend hatte sich anders entwickelt als gedacht. Eigentlich war ich gerade auf dem Weg nach außen gewesen, als ich meinen Engel mit dem anderen Kerl tanzen gesehen hatte. Der Alkohol in meinem Blut machte mich wohl mutiger als sonst – oder noch dümmer, wer wusste das schon – denn ich stürzte mich zurück in die zuckende und tanzende Menge. Zuerst tanzte ich nur in seiner Nähe, doch dann ging ein Schub durch die Tanzenden und ich wurde gegen meinen Willen von hinten gegen ihn gedrückt. Ganz automatisch fanden meine Hände seine Hüften und legten sich darauf ab, folgten den Bewegungen.
 

Ich machte mich darauf gefasst, dass er sich gleich umdrehen und mich verprügeln würde, doch zu meiner Überraschung blieb er ruhig und entspannt, lehnte sich sogar gegen meine Brust, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Wild toste das Blut durch meine Adern und ich konnte es kaum fassen: Ich tanzte mit IHM! Mit dem Schwarm der meisten Männer in diesem Club – okay, ich wusste nicht, ob er wusste, mit wem er gerade tanzte … aber er tanzte und das war im Moment das Einzige, was für mich zählte.
 

Mein Herz überschlug sich beinahe, als er seine Hand in meinen Haaren vergrub und dann sachte meinen Nacken streichelte. Ab diesem Moment hatte ich wirklich Probleme das Blut von meiner unteren Körperregion fern zu halten, denn ich stellte mir nichts peinlicher vor, als dass er eventuell meine Erregung spüren konnte, wenn er sich so gegen mich presste.
 

Ich lehnte meinen Kopf gegen seinen, schloss meine Augen, sog genüsslich den Duft seines Shampoos und seines Parfüms in mich ein, der sich zusammen mit seinem ureigensten Körpergeruch zu etwas für mich Wundervollem verband. Sanft streichelte ich mit meinen Daumen über seine Hüftknochen, die dank der tief sitzenden Hose gut zu ertasten waren. Mehr wagte ich nicht, denn ich traute seinem Temperament nicht. Ich hatte schon von zu vielen anderen Männern gehört, die er verprügelt hatte, weil sie ihm zu sehr auf die Pelle gerückt waren – und ich wollte auf keinen Fall der Nächste sein.
 

Irgendwann verabschiedete sich der andere Typ. Ich hatte keine Ahnung, ob das an der Uhrzeit oder daran lag, dass sich Marc mittlerweile mehr auf mich als auf ihn konzentrierte – und ehrlich gesagt war mir das auch verdammt egal, denn so hatte ich ihn ganz für mich alleine.
 

Dass dieser Traum nicht für ewig anhalten würde, wusste ich tief in mir die ganze Zeit, doch als er sich langsam von mir löste und ohne sich nach mir umzudrehen mit einem Winken verabschiedete, deprimierte es mich doch noch mehr als gedacht. Ich schalt mich selbst, dass ich mit dem zufrieden sein sollte, was ich heute bekommen hatte, doch ich wollte ihn jetzt nur noch mehr - ich hatte Blut geleckt.
 

Ich blieb nicht mehr lange nachdem er verschwunden war. Um genau zu sein, bahnte ich mir schon Minuten später einen Weg durch die restlichen Menschen nach außen, verließ den Club, sog tief die kühle Nacht-, mittlerweile wohl eher Morgenluft, in mich hinein. Ich fühlte mich seltsam. Fast so, als würde ich auf Wolken schweben und gleichzeitig als hätte ich Steine an meinen Füßen. Es war eine Mischung aus Schwermut und einem irrsinnigen Hochgefühl, das mich zwischen Himmel und Hölle baumeln ließ.
 

Den Blick hinauf in die dunkle Schwärze gerichtet, in der ich dank der vielen Stadtlichter keinen einzigen Stern entdecken konnte, überquerte ich die beinahe menschenleere Straße und stieg leise die alte Holztreppe zu meiner Wohnung hinauf. So geräuschlos wie möglich schloss ich meine Wohnungstür auf, zog mich um, wusch mich und legte mich hellwach und doch todmüde in mein Bett hinein. Ich glaubte nicht an Wunder, aber heute war eines geschehen. Ich war Realist und doch hoffte ich mit einer solchen Inbrunst darauf, dass wir uns irgendwann wieder so nahe sein würden, dass es mir selbst schon Angst einjagte.
 

Den nächsten Tag verschlief ich zur Hälfte. Erst am frühen Nachmittag fühlte ich mich in der Lage aufzustehen. Zwar hatte ich keinen Kater – zum Glück – aber mir taten die Füße vom vielen Tanzen weh, da ich dies nun wirklich nicht gewohnt war. Die erste Tat des vorangeschrittenen Tages war eine ausgiebige Dusche und das Aufgeben einer Pizzabestellung. Lust auf Kochen hatte ich heute nicht und Brot hatte ich keines mehr im Haus, wie mir ein Blick in den Kühlschrank verraten hatte.
 

Während ich auf die Pizza wartete, entfernte ich den schwarzen Nagellack von meinen Nägeln. Ich war gerade fertig geworden und hatte alles wieder verräumt, als es klingelte. Verwundert sah ich auf die Uhr, denn es war seit der Bestellung erst eine Viertelstunde vergangen und so schnell war der Pizzajunge noch nie gewesen. Mir nichts weiter dabei denkend, da die Pizzeria nicht weit war, drückte ich den Summer und wartete an der geöffneten Tür auf ihn.
 

Doch es war nicht der Pizzabote, der da auf mich zukam. Nein, ein Engel stand vor mir und ich verstand die Welt nicht mehr.
 


 

Ich habe Pläne große Pläne

Ich baue dir ein Haus

Jeder Stein ist eine Träne

Und du ziehst nie wieder aus
 


 

Tief durchatmend drückte ich die Wohnungstür auf und ging dann auf gut Glück die Treppe nach oben. Durch Zufall hatte ich gestern gesehen, wie Jo in dieses Haus gegangen war und dank dem Restalkohol in meinem Blut heute Mittag beschlossen, ihm einen Besuch abzustatten. Warum ich diesem Kerl so hinterherlief, verstand ich selbst nicht, aber ich wollte irgendwie einfach nicht, dass er sauer auf mich war … vielleicht weil ich ihm nicht traute und Angst hatte, dass er mich angriff – so blass wie der war, würde es mich nicht wundern, wenn er in Wirklichkeit ein Vampir war.
 

Ein ungläubiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er mich erkannte. Ich atmete noch einmal tief durch und ging dann geradewegs auf ihn zu. Heute sah er bei weitem nicht so beeindruckend aus wie am Vorabend. Er trug eine einfache, schwarze Jogginghose und ein T-Shirt. Seine langen Haare sahen leicht feucht aus und er hatte sie zu einem Zopf geflochten, der über seine Schulter nach vorne hing.
 

„Hey.“, grüßte ich ihn und sah ihm direkt in die Augen, drängte mich dabei an ihm vorbei in die Wohnung. Es war dreist, aber ich hatte Angst, dass er mir ansonsten die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte. Neugierig sah ich mich in der überraschend hell gehaltenen Wohnung um. Irgendwie hatte ich gedacht, dass er in einem schwarzen Loch wohnte, aber so konnte man sich täuschen.
 

Selbst ich fand die Einrichtung größtenteils ganz annehmbar und die Gegenstände, die mir nicht gefielen, passten jedoch perfekt zu ihrem Besitzer. „Hier wohnst du also … schön hast du es hier.“, warf ich unverfänglich in den Raum hinein. „Ja, hier wohne ich … und woher weißt du wo ich wohne? Ich kann mich nicht erinnern dir das gesagt beziehungsweise dich eingeladen zu haben.“
 

Den Blick, mit dem er mich ansah, konnte man guten Gewissens als ‚giftig’ beschreiben. Anscheinend war ich gerade unwillkommen, aber das störte mich nicht. Frech ließ ich mich auf der dunklen Couch nieder und sah ihn an. „Willst du deinem Gast nicht etwas zu trinken anbieten?“ Frechheit siegte, das hatte ich schon früh gelernt. Auch Jo war so überrumpelt, dass er kurz verschwand und dann tatsächlich mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser zurück kam.
 

Kalt musterte er mich, während er das Wasser einschenkte. „Also, was willst du hier?“

„Dir dein Geld zurück geben. Ich mag zwar nicht den besten Charakter haben, aber Geld ohne Gegenleistung nehme ich dann doch nicht an und nachdem du anscheinend keinen Unterricht mehr bei mir nehmen willst, bin ich jetzt hier um es dir zurück zu geben.“ Außerdem bekam ich von meinen Eltern monatlich mehr als genug überwiesen, aber das erwähnte ich jetzt nicht extra.
 

Er wollte gerade antworten, als es erneut klingelte. Abrupt stand er auf und drückte erneut den Summer, wartete an der Tür auf den Neuankömmling. Ich hörte nur leise Worte, dann kam er mit einer Schachtel Pizza in den Händen wieder zurück. Zu meiner Überraschung war diese von der gleichen Pizzeria, in der Martin und ich immer bestellten und dem Geruch nach zu urteilen auch noch meine Lieblingssorte. Sofort begann mein Magen zu knurren, was mir verdammt peinlich war, da ich mir sicher war, dass er das NICHT überhören konnte und es passte nun mal ganz und gar nicht zu meinem coolen Auftreten.
 

Scheinbar traute er mir wirklich nicht, denn er verschwand samt leckerer Pizza in einem anderen Raum – und tauchte zu meiner Verblüffung nur kurze Zeit später wieder auf, zwei Teller und ein Messer auf der Schachtel balancierend. Stumm stellte er alles auf dem Wohnzimmertisch zwischen uns ab und drückte mir dann einen der Teller in die Hand. Den anderen nahm er sich selbst.
 

Ganz Gentleman gab er mir das erste und wie ich auch gleich feststellte, größte Stück aus der Schachtel, in der sich tatsächlich meine Lieblingssorte befand. Höflich bedankte ich mich und wartete trotz lautem Magenknurren, bis er mit Essen begann. „’nen Guten“, wünschte ich und biss dann herzhaft zu.
 

Schweigend füllten wir unsere Mägen und da ich nichts anderes zu tun hatte, betrachtete ich seine Hände. Sie waren ähnlich gebaut wie die von dem Unbekannten von heute Nacht, aber es fehlte der schwarze Nagellack. Daran, dass er sich diesen auch einfach weg machen konnte, verschwendete ich keinen Gedanken. Für mich war er nicht der geheimnisvolle Fremde. Ich konnte mir ja noch nicht einmal vorstellen, dass Fledermaus tanzen konnte.
 

Zu meiner Überraschung nahm er das Geld ohne Widerspruch entgegen, als ich es ihm am Ende unseres Mahls über den Tisch zuschob. Anscheinend hatte ich ihn das letzte Mal wirklich gekränkt – aber was kümmerte mich das?
 

Gelangweilt sah ich auf die Wanduhr und stand dann auf. „Nachdem ja jetzt alles geklärt ist, kann ich ja wieder gehen. Danke für die Pizza.“, verabschiedete ich mich und ließ ihm gar keine Zeit auch nur einen Ton von sich zu geben. Ich hatte es etwas eilig, denn Martin wartete auf mich. Wir wollten uns heute Abend treffen und etwas quatschen und uns ein oder zwei Filme zusammen ansehen. Es gab nichts Schöneres als sich mit meinem besten Freund über schlechte Horrorfilme oder Pornos lustig zu machen … okay, fast nichts, denn Sex war immer noch schöner.

Let's take a shower, baby

So, hier ist das nächste Kapitel. Vielen dank an meine beiden Kommischreiberinnen! <3 Ich habe mich wirklich sehr über die positive Resonanz gefreut! ^^

Rechtschreibfehler dürft ihr behalten oder mir melden, damit ich sie ausbessern kann.

Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit:
 

Let's take a shower, baby
 


 

[b[Ja ich baue ein Häuschen dir

Hat keine Fenster keine Tür

Innen wird es dunkel sein

Dringt überhaupt kein Licht hinein
 


 

Fassungslos sah ich ihm hinterher. Er verschwand genauso überraschend und schnell, wie er gekommen war und ließ mich verstört zurück. Es war ihm nicht anzumerken gewesen, ob er wusste, mit wem er letzte Nacht getanzt hatte, aber ich glaube, das war auch besser so. Nachdenklich biss ich mir auf meinem Daumennagel herum und verzog dann kurze Zeit später das Gesicht, als ich ein Stückchen Nagel im Mund hatte und spuckte es aus.
 

Ich rappelte mich auf um mir den Mund auszuspülen und unsere Teller wegzuräumen. Verträumt dachte ich an Marcs genießenden Gesichtsausdruck, als er in die Pizza gebissen hatte. //Vielleicht sollte ich ihn mal zum Essen einladen, jetzt, wo ich wieder Geld hatte? Oder ich mache uns hier etwas zu essen und locke ihn damit noch mal hier her? Ob er sich darauf wohl einlassen würde?//, überlegte ich leise vor mich hin summend.
 

Wenn ich mir vorstellte, dass er nicht nur Pizza mit so einem Gesichtsausdruck zwischen seinen sündigen Lippen einschloss, wurde mir ganz anders und ich erschauerte wohlig. Ich wollte ihn ganz für mich! Er sollte mir gehören – nur mir und keinem anderen! Mein Eigentum sein, von mir abhängig und mir verfallen sein.
 

In den nächsten Tagen und Wochen nahm ich meine Stalkertätigkeiten wieder vermehrt auf, schoss nun sogar Fotos von ihm und so sammelte sich sehr schnell ein großer Berg Bilder in meiner Wohnung an, die ich natürlich nicht in seinem Fotoladen entwickeln ließ. Viel mehr machte ich diese Fotos mit einer guten aber einfachen Digitalkamera und nicht mit meiner geliebten, altmodischen Spiegelreflexkamera ganz ohne digitale Einstellungsmöglichkeiten.
 

Marc poppte sich auch weiterhin fröhlich durch die Diskotheken, so dass ich nun auch viele Fotos besaß, die ihn beim Sexualakt zeigten. Akribisch sortierte ich jedes Bild nach Zeit und Ort und versuchte heraus zu bekommen, wer die Menschen waren, mit denen er sich darauf gerade unterhielt.
 

So lernte ich nun auch endlich seine Eltern ‚kennen’ und fand bei dieser Recherche heraus, dass sein Vater ein erfolgreicher Anwalt und seine Mutter Leiterin des teuersten Kosmetiksalons der Stadt war. Er kam also aus eher gut betuchten Kreisen, was auch erklärte, warum er manchmal einen ziemlich verwöhnten Eindruck machte.
 

Zum Beispiel verwendete er nur ein bestimmtes Herrenparfüm einer Edelmarke, das so viel kostete, dass bei mir fast ein halbes Monatsgehalt nicht reichen würde, um es zu bezahlen. Das wusste ich, weil ich kurzfristig mit dem Gedanken gespielt hatte, es mir ebenfalls zu kaufen, um seinen Geruch immer bei mir zu haben, doch es war einfach zu teuer – außerdem roch es nicht wirklich nach ihm. Es war nur eine kleine Nuance seines Dufts, der ihn immer und überall umgab und meine Nase betörte.
 

Mittlerweile ging ich sogar unter der Woche in die Disko gegenüber, wenn ich sah, dass er ebenfalls dort war. Eifersüchtig beobachtete ich ihn beim Tanzen, aber ich traute mich einfach nicht mehr, einfach von hinten zu ihm zu gehen und ihn anzutanzen. Ich bezweifelte, dass dies ein zweites Mal so glatt gehen würde, wie beim ersten Mal.
 

Marc hatte schnelle Fäuste, wie er einige Wochen nach unserem gemeinsamen Tanz eindrucksvoll demonstrierte. Ich weiß nicht, was genau vorgefallen war. Ich bekam nur mit, wie plötzlich ein Tumult auf der Tanzfläche entstand. Sofort sprang ich auf und einer Eingebung folgend, kämpfte ich mich bis in das Auge des Sturms vor. Heftig senkte sich Marcs Brust, während er sich mit kurz verzogenem Gesicht die Faust rieb und mit wütend blitzenden Augen auf den Mann vor ihm auf dem Boden herab sah.
 

„KEINER fummelt an meinem Arsch und schon gar nicht IN meiner Hose herum!“, fauchte er so laut, dass man ihn trotz der lauten Musik noch ein paar Meter weiter weg gut verstehen konnte. Aus dem Augenwinkel sah ich die Security heran kommen und fasste mir ein Herz. Sachte tippte ich ihm auf die Schulter. „Willst du mit zu mir rüber kommen? Dann gebe ich dir was zum Kühlen!“, rief ich in sein Ohr hinein und deutete auf seine Hand, die er immer noch hielt. Anscheinend hatte er wirklich fest zugeschlagen.
 

Überrascht wirbelte er herum und sah mich verwirrt an, bemerkte dann aber auch die Security und nickte nach einigen Sekunden hastig. Kurz entschlossen fasste ich ihn sanft am Arm und zog ihn dann eilig hinter mir her durch die Menge in Richtung Ausgang. Durch mein auch heute sehr düsteres Erscheinungsbild, brauchte ich nicht einmal meine Ellbogen sonderlich häufig einzusetzen, denn es bildete sich auch so meistens schon eine schmale Gasse für uns, sobald sie uns beide sahen.
 

Ich wollte gar nicht wissen, was diese Klatschtanten sich für wilde Geschichten über uns ausdachten, nachdem sie uns nun gemeinsam weggehen gesehen hatten, aber das war mir ehrlich gesagt auch scheißegal. Draußen ließ ich seinen Arm wieder los und ging schweigend voran über die Straße und schloss die untere Eingangstür auf, ließ ihm den Vortritt und sperrte hinter ihm dann wieder ab. Das gleiche Spielchen wiederholte sich auch wieder an der Wohnungstür. In der Wohnung deutete ich ihm ohne viele Worte, sich die Schuhe auszuziehen und es sich wie schon einmal einfach im Wohnzimmer bequem zu machen, während ich aus dem Kühlschrank ein paar Eiswürfel und aus dem Küchenschrank ein Handtuch holte, in das ich das kühlende Eis einwickelte und ihm dann in die Hand drückte.
 

„Danke.“, kam es leise von dem Blonden und ich lächelte nur leicht, während ich in Gedanken checkte, ob ich auch ja keine verräterischen Fotos oder die Digicam mit voller Speicherkarte irgendwo herumliegen hatte, doch räumte ich zum Glück immer gleich alles wieder weg, so dass ich mir sicher war, dass er mir nicht auf die Schliche kommen würde.
 

„Hast du Hunger oder Durst?“, erkundigte ich mich höflich, während ich mir mit einem roten Haargummi die Haare im Nacken zusammen band. Zu Hause waren sie mir offen einfach zu unpraktisch. Er nickte leicht. Irgendwie war er gerade gar nicht mehr so vorlaut wie sonst. „Reicht dir Brot und Käse oder soll ich dir noch etwas Kochen? Kartoffelpfanne oder Eier oder so?“, wollte ich wissen.
 

Für keinen anderen Mann würde ich mich mitten in der Nacht noch einmal in die Küche stellen, aber er war eben etwas Besonders. Nichtsdestotrotz gab er sich zum Glück mit Brot und Käse zufrieden. Ich ließ es mir aber trotzdem nicht nehmen uns einen leckeren Tee zu kochen, den ich ihm dann kurze Zeit später zusammen mit dem frischen Brot und dem Käseaufschnitt vorsetzte. „Hier, bitte, bedien dich.“, lächelte ich und löffelte mir Zucker in den Tee hinein, bevor ich diesen mit ruhigen Bewegungen umrührte.
 


 

Ja ich schaffe dir ein Heim

Und du sollst Teil des Ganzen sein
 


 

Aufgewühlt war ich Fledermaus zu ihm nach Hause gefolgt. Dieses verfluchte Arschloch hatte es doch tatsächlich gewagt mir seine Drecksfinger hinten in die Hose zu schieben und so mit ihnen an meinem Hintern herum zu fummeln!!! Da war es doch wirklich kein Wunder, dass ich ausgetickt bin und ihm mit der Faust mit ganzer Kraft ins Gesicht geschlagen habe.
 

Jetzt taten mir meine Knöchel auf alle Fälle sauweh und ich war Jo wirklich sehr dankbar, als er mir das kühlende Eis und das Handtuch gab. Auch über das angebotene Brot zeigte ich mich dankbar, und dass er sogar noch für mich gekocht hätte, fand ich schon süß. Trotzdem hatte ich einen gewissen Respekt vor ihm, wie er nun still mir gegenüber saß und in seinem Tee rührte, von dem er hin und wieder mal einen Schluck nahm.
 

Misstrauisch roch ich erst einmal nur an meiner Tasse, aber es roch ganz annehmbar, weshalb ich es nun auch wagte vorsichtig von dem heißen Getränk zu kosten – und der Tee schmeckte sogar mir und ich mochte dieses heiße Wasser mit Geschmack eigentlich nicht sonderlich gern.
 

Wohlige Wärme breitete sich schon nach wenigen Schlucken in meinen Gliedmaßen aus und ich begann mich zu entspannen. Musternd ließ ich meine Blicke immer wieder über meinen Gegenüber gleiten, der mich gar nicht wahrzunehmen schien, aber irgendetwas sagte mir, dass dieser Eindruck täuschte. Tatsächlich hob er auf einmal den Kopf ein wenig und lächelte mich an.
 

„Willst du eigentlich nicht wissen, warum ich den Kerl vermöbelt habe?“, platzte es auf einmal aus mir heraus, da ich die Stille nicht mehr ertrug. „Nicht unbedingt … wahrscheinlich hat er dich irgendwie blöd angemacht oder irgendwo angetatscht, wo du es nicht leiden kannst.“, hatte Jo die Geschichte ziemlich gut erfasst, ohne die Einzelheiten zu kennen. Ich konnte daraufhin nur nicken und kam mir nun etwas dumm vor. Wenn Jo das so ruhig und trocken sagte, hörte es sich irgendwie … kindisch an, wie ich mich verhalten hatte. Wäre Martin heute nicht schon wieder verhindert gewesen, wäre das sicherlich auch nicht passiert!
 

„Wenn du willst, kannst du die Nacht hier schlafen.“, riss mich die dunkle, tiefe Stimme von Blacky wieder aus meinen Gedanken und ich musterte ihn überrascht. Kurz überlegte ich und so ganz wohl war mir nicht dabei, aber was sollte er denn schon tun? Mir Blut und Leben aussaugen? Mich betäuben und dann für Ritualopferungen benutzen? Wohl eher nicht. Er machte eigentlich keinen wirklich gefährlichen Eindruck und er war mir bisher auch noch nie zu nahe gekommen.
 

„Wenn … wenn ich bei dir kurz duschen darf und du mir Schlafzeug leihen könntest, nehme ich dein Angebot gerne an.“, stimmte ich dann lächelnd zu. „Natürlich. Iss erstmal auf und trink deinen Tee aus. Ich geh derweil selbst kurz unter die Dusche und bereite dann das Bad und die Klamotten so weit für dich vor … ich hoffe, du hast nichts gegen schwarze Klamotten.“, schmunzelte er, während er sich erhob. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass er in bunten Sachen schlief, insofern war das nun wirklich keine große Überraschung für mich gewesen.
 

Eine Viertelstunde später war ich dann mit Essen und Trinken fertig und brachte alles in die kleine Küche. Kurz wusch ich Teller und Besteck ab und packte den Käse zurück in den Kühlschrank, ehe ich dem leisen Rauschen der Dusche folgte. Kurz zögerte ich noch und drückte dann leise die Türklinke hinab und zu meiner Überraschung, hatte er auch tatsächlich nicht abgeschlossen. Ich schätzte, das geschah bei ihm aus Gewohnheit nicht, denn so weit wie ich das bisher beurteilen konnte, wohnte er hier ja schließlich alleine und da war es ja ziemlich sinnlos abzuschließen, denn mit ungebetenen Klogästen hatte man dann ja im Normalfall nicht zu rechnen.
 

Eigentlich wollte ich mich auch gleich wieder höflich zurück ziehen, doch einen kurzen Blick konnte ich mir dann doch nicht in Richtung Dusche verkneifen. Durch das klare Glas wurde nichts verdeckt oder verzerrt und es gefiel mir auch durchaus, was ich sah, auch wenn er mir einfach zu … männlich war. Sein Körper schien zwar komplett rasiert zu sein, aber er war einfach nicht der Typ von Mann, auf den ich normalerweise stand, Denn er strahlte einfach eine Stärke aus, die mir klar machte, dass er sich niemals und von niemandem flachlegen lassen würde. Um seine schön definierten aber nicht übertriebenen Muskeln beneidete ich ihn allerdings schon fast und auch seine ewig lange Haarmähne, die über seinen Rücken nass hinab fiel, sah richtig geil aus.
 

Was mich allerdings am meisten faszinierte, war sein Tattoo. Ich hatte es ja auf dem schwarz-weiß Foto schon einmal gesehen, aber so in life wirkte es noch bei weitem intensiver und schöner auf mich, auch wenn die Hälfte von seinen Haaren verdeckt war. Ich war nun mal Künstler tief in meiner Seele, da war es kein Wunder, dass mein Herz beim Anblick von diesem wirklich gut ausgeführten Kunstwerk einige Takte schneller zu schlagen begann.
 

„Hast du genug gesehen?“, riss mich auf einmal seine amüsierte Stimme aus den Gedanken, gerade als ich meinen Blick eine Etage tiefer wandern ließ. Knackarsch hatte er überraschenderweise auch. „Nö, die Vorderansicht fehlt mir noch.“, grinste ich leicht ertappt und schloss die Tür hinter mir. Jetzt wusste er ja eh schon, dass ich hier war, warum sollte ich also zurück in den bei weitem kühleren Teil der Wohnung gehen?
 

„Zeige ich dir aber nur, wenn ich dich dann später auch beim Duschen beobachten darf.“, kam die amüsiert aber doch leicht nervös klingende Antwort zurück. Ich überlegte kurz. „Na, von mir aus.“, stimmte ich zu, schließlich hatte ich ja nichts zu verstecken.
 

Erwartungsvoll starrte ich auf die Dusche und den blassen Körper darin, der sich nun tatsächlich langsam umdrehte und den Blick auf alles frei gab. Er war überraschend gut ausgestattet, stellte ich fest und er hatte sogar ein leichtes Sixpack, was mich ebenfalls ziemlich überraschte, denn in seinen Klamotten wirkte er trotz allem nicht unbedingt sonderlich durchtrainiert.
 

„Dein Tattoo ist der Hammer.“, meinte ich dann auch laut in Richtung Dusche. „War sicherlich nicht billig.“, vermutete ich. „Zweihundert Euro und eine fünfstündige Session.“, kam die knappe Antwort zurück. „Aber bereut habe ich es bisher noch nicht, auch wenn ich es schon seit vier Jahren habe.“, erzählte er weiter, während er langsam aus der Dusche heraus kam und sich in ein Handtuch wickelte. „Du kannst jetzt. Das zweite Handtuch auf der Heizung ist für dich. Ist ganz frisch gewaschen.“ Dankend nickte ich und begann dann damit mich zu entkleiden.

Let's get go to bed, boy

Ich hoffe, ihr habt die Woche gut überstanden. Ich beschäftige mich gerade mit der 'Umwelttechnik von Japan ... und Brasilien' ... interessant aber nevertheless verdammt langweilig und trocken ... wenigstens hat es etwas mit Japan zu tun xD
 

Zu dem Kapitel gibt es nicht viel zu sagen ... lest und genießt xD (Reihenfolge: Jo, Marc, Jo)
 

Und ein fettes Danke schön an meine beiden treuen Kommischreiberinnen: saspi und beast! <3 Ich bin wirklich froh, dass es wenigstens euch beiden zu gefallen scheint! ^^
 

Lg

KaNi
 

Let's get go to bed, boy
 


 

Stein um Stein mauer ich dich ein

Stein um Stein

Ich werde immer bei dir sein
 


 

Ich wollte schon deshalb vor ihm Duschen, um meine aufsteigende Erregung unter Kontrolle zu bekommen, denn der einzige Ort, wo er bei mir schlafen konnte, war mit in meinem Bett. Aber wer wusste schon, wann ich das nächste Mal wieder so eine Chance hatte?
 

Ich stellte gerade das Wasser auf kalt, um meinen Schwanz zu beruhigen, als sich auf einmal leise die Badtür öffnete. Mein Herz machte einen Satz und ich tat vorerst so, als hätte ich nichts bemerkt, hoffte, dass er wieder verschwand, doch die Tür hinter mir fiel einfach nicht ins Schloss. Irgendwann hielt ich es dann doch nicht mehr aus und konnte nicht lassen nervös grinsend zu fragen, ob er nicht langsam genug gestarrt hatte.
 

Seine Antwort dagegen hätte mir beinahe einen Schlaganfall verpasst und ich haderte mit mir. Vor allem war ich mir nicht sicher, ob mein Schwanz wirklich brav unten bleiben würde, wenn ich ihn ansah. Um meine Nervosität zu überdecken und mich davor zu drücken, schlug ich ihm vor, dass er meinen sehen durfte, wenn ich ihn dann auch beim Duschen beobachten durfte … was ich vielleicht besser nicht gemacht hätte, denn zu meiner Überraschung stimmte er zu.
 

Mit meiner gesamten Willenskraft hinderte ich mein bestes Stück daran, wieder in die Waagrechte zu springen und mich zu verraten, während ich mich nach kurzem Zögern tatsächlich langsam umdrehte und mich mustern ließ. Dass er mein Tattoo mochte, freute mich, denn darauf war ich auch ziemlich stolz. Ich hatte es selbst entworfen und dann fast ein Jahr nach dem passenden Tätowierer gesucht, denn ich wollte es nicht von dem nächstbesten stechen lassen. Aber das Warten und das Geld hatten sich wirklich gelohnt.
 

Betont langsam stieg ich aus der Dusche und schlang das große Handtuch um meinen vom kalten Wasser ausgekühlten Körper. Kaum dass ich außen war, begann sich mein Engelchen auch schon zu entkleiden und ich schluckte hart. Zwar kannte ich seinen halbnackten Körper schon und hatte auch einige heimliche Fotos geschossen, auf denen sein Schwanz gänzlich zu sehen war, aber von so nahem und mit Erlaubnis hatte ich das Vergnügen bisher noch nicht gehabt.
 

Ich leckte mir über die trockenen Lippen, während meine Augen auf seinem Hintern ruhten, der sich mir prall, rund und durchtrainiert entgegen streckte. Es war wirklich ein Jammer, dass er da niemanden ran ließ. Ich war froh um das große, flauschige Handtuch, denn darunter fiel es nicht ganz so schnell auf, dass ‚Klein-Jo’ sich nun doch wieder fröhlich selbstständig machte.
 

So langsam wie Marc sich auszog konnte man fast meinen, er spielte mit mir und wollte mich aufheizen und als er sich wieder zu mir umdrehte, konnte ich seinen Blick eigentlich nur mit ‚aufreizend’ bezeichnen. Hastig glitt mein Blick über seine gesamte Vorderseite. Er hatte ein leichtes Sixpack und auch seine Arme sahen durchaus trainiert aus, wenn auch nur in Maßen. Sein Schwanz war schön geformt und schien eine kleine Krümmung zu haben … wenn die sich im erregten Zustand verstärkte, wusste ich nun auch, warum seine ganzen Ficks fast augenblicklich vor Erregung zu schreien begannen, denn dann würde er bei jedem Stoß automatisch die Prostata reizen. Ich hatte mal einen Dildo für meine Spielkameraden besessen, der ähnlich geformt war und die hatten immer genauso reagiert.
 

„Und? Gefalle ich dir.“, riss mich seine herausfordernde Stimme aus den Gedanken. „Joa … ist ganz nett.“, machte ich auf wenig beeindruckt. „Ich lass dich dann mal in Ruhe duschen und bezieh das Bett frisch.“, floh ich schon fast aus dem Badezimmer. Ich war ja jetzt schon erregt, da wollte ich nicht wissen, was passierte, sobald sein Körper nass wurde, das Wasser langsam daran hinab rann und er sich einseifte und überall wusch … da kam es mir ja schon beinahe bei dem Gedanken daran!
 

Mein erster Weg führte mich zum Gefrierfach und ich schnappte mir zwei Eiswürfel, die ich gegen meinen Schwanz drückte, der daraufhin sofort zusammenschrumpfte und sich brav zurück zog. Erst danach sah ich mich in der Lage in eine Boxershorts zu schlüpfen und mich meinem Bett zu zuwenden. Ich wechselte auch tatsächlich das Laken und die Bezüge. Es war zwar nicht das größte Bett, aber zwei Leute hatten durchaus gut darin Platz, vorausgesetzt, keiner von beiden machte sich breit.
 

Ich kramte aus einem Schieber eine neue Zahnbürste und aus einem anderen eine enge Panty hervor und brachte sie ihm ins Bad, wo ich allerdings den Blick zur Dusche mied. „Ich hab dir ein paar Sachen reingelegt.“, informierte ich ihn. „Zahnpasta steht in dem Schrank über dem Waschbecken.“

„Okay, danke.“, kam es mit einiger Verspätung zurück und ich verließ schnell wieder den Raum. Zähne hatte ich schon geputzt, bevor ich unter die Dusche bin.
 

Nervös lief ich durch die Wohnung, wusste nicht wirklich etwas mit mir anzufangen, lauschte nur andauernd, ob die Dusche noch lief. Als dies nicht mehr der Fall war, ging ich ins Schlafzimmer und setzte mich ungeduldig auf mein Bett, griff nach meiner Bettlektüre – eine Fantasykomödie – und versuchte mich auf das Buch zu konzentrieren.
 

Auch als Marc leise mein Schlafzimmer betrat, sah ich nicht auf, auch wenn ich mich dazu zwingen musste. Ich versuchte zu ignorieren, dass er nun neben mir ins Bett stieg und es sich neben mir gemütlich machte. Auf einmal spürte ich etwas an meinem Bein und ich schreckte zusammen, sah ihn fragend an.
 


 

Ohne Kleider ohne Schuh

Siehst du mir bei der Arbeit zu
 


 

Ich fand es zwar nett, dass Jo sich so gut um mich kümmerte und mich für diese Nacht bei sich schlafen ließ, aber dass er meinen Luxuskörper nur ‚nett’ nannte, wurmte mich dann doch etwas. Ich hatte nicht so viel Zeit und Geld für das Fitnessstudio und diverse Pflegelotionen ausgegeben, damit andere ihn als ‚nett’ betitelten … aber okay, es konnte ja nicht jeder auf mich stehen.
 

Auf welche Art von Mann Fledermaus wohl stand? //Wahrscheinlich mag der eher Freaks und exzentrische Kerle … vielleicht auch solche Blackys wie er einer ist?//, überlegte ich, während ich mich an seinem Duschgel und Shampoo vergriff. Neugierig schnupperte ich erst einmal nur daran, schließlich wollte ich danach nicht unangenehmer als davor riechen, aber anscheinend hatte er Geschmack, denn es roch ganz okay.
 

Er musste schon ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch sein, wenn er einen eigentlich wildfremden Menschen mir nichts dir nichts bei sich aufnahm. Er schien außerdem ziemlich sanftmütig und zuvorkommend zu sein, ganz anders als sein Äußeres vermuten ließ. Vielleicht hatte ich auch einfach zu viele Vorurteile gegenüber Goths … wer wusste das schon?
 

Als er erneut das Badezimmer betrat, bekam ich das gar nicht mit, erst als er verkündete, dass er ein paar Dinge gebracht hat, horchte ich auf und bedankte mich mit leichter Verspätung, denn die Botschaft brauchte einige Sekunden um in mein Hirn zu sickern. Minutenlang genoss ich noch das warme Wasser und stieg dann leicht wackelig aus der Dusche, nahm das mir zugewiesene Handtuch und trocknete mich ab, ehe ich zum Waschbecken ging und die Unterhose auf der Heizung und die Zahnbürste auf dem Waschbeckenrand betrachtete. Doch, ja, er dachte wirklich an alles!
 

Brav putzte ich nun also meine Zähne und zog mir dann auch seine hoffentlich frische Unterwäsche an, bevor ich den Raum verließ und dem leichten Lichtschein aus dem Raum schräg gegenüber folgte. Leise schob ich die einen Spalt breit offene Tür weiter auf und spitzte hinein. Tatsächlich war das wohl das Schlafzimmer. Auf dem Bett saß die Fledermaus und schien ganz vertieft in ein Buch zu sein, denn er sah nicht auf, obwohl die Tür leicht gequietscht hatte.
 

Ich tappte zu dem Bett und vermutete einfach, dass ich ebenfalls darin schlafen sollte, denn es war groß genug für zwei und er hatte nur eine Seite für sich in Beschlag genommen. Kurz entschlossen schlüpfte ich nun auf der anderen Seite unter die Bettdecke, die mit einem dunkelvioletten Satinbezug bezogen war. Kurz dachte ich, es wären zwei einzelne Decken, doch als mein Fuß gegen sein Bein stieß, wurde mir klar, dass es nur eine - wenn auch große - Decke gab, die wir uns wohl oder übel teilen mussten.
 

Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, denn im Schlaf begann ich ja schließlich immer zu kletten und bei zwei getrennten Decken wäre diese Gefahr zumindest ein klein wenig geringer gewesen … aber so musste ich ihn ja schon fast warnen … aber das war mir viel zu unangenehm. Vielleicht hatte ich ja Glück und mein Körper hielt sich heute Nacht zurück. Unwahrscheinlich, aber man durfte ja wohl noch hoffen und träumen!
 

Durch die Berührung mit meinem Fuß schien er mich nun auch endlich zu bemerken, denn er zuckte zusammen und sah mich an. „Ähm, sorry.“, wusste ich nicht wirklich, was ich sagen sollte. „Deine Füße sind kalt.“, stellte er leise fest und legte sein Buch weg. „Willst du Socken haben oder sollen wir die Bettdecke drehen, damit du die warme Seite bekommst?“ Mit großen Augen sah ich ihn an. //Der ist ja noch lieber als Martin!//, schoss es mir durch den Kopf.
 

„Ähm … Decke drehen, wenn es dich wirklich nicht stört … ich kann mit Socken nicht schlafen.“ „Dann lang mal mit hin.“, forderte er mich nur auf und flugs hatten wir die Decke gedreht. Tatsächlich war seine Seite schon angenehm warm und ich konnte regelrecht spüren, wie meine Füße wärmer wurden. „Danke.“, lächelte ich ihn an.
 

„Kein Ding … brauchst du noch irgendetwas zum Schlafen? Geschlossenes Fenster, Musik oder ein Nachtlicht?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Für ein Nachtlicht war ich mittlerweile wirklich schon zu alt! Als Kind hatte ich mir einmal eines gewünscht, aber da haben mich meine Eltern nur genervt zurück ins Bett geschickt und gemeint, ich solle mich nicht so anstellen. Tagsüber fand ich damals mein großes Zimmer, das vor Spielsachen nur so aus allen Nähten quoll, supertoll, aber nachts waren dort so viele Schatten und Geräusche, die mich nicht einschlafen ließen …
 

„Ich mach dann mal das Licht aus. Neben dir ist eine Nachttischlampe. Wenn heute Nacht irgendetwas sein sollte, einfach anmachen und mich wecken. Solltest du morgen vor mir wach sein, kannst du mich auch einfach wecken oder dir schon mal einen Kaffee kochen, ganz wie du willst.“ Ich nickte. „Musst du heute eigentlich nicht arbeiten?“, wollte ich dann noch wissen. „Nein, ist doch Feiertag. Sonst wäre ich auch nicht so lange drüben in der Disko geblieben.“, erklärte er mir schmunzelnd. Stimmt, da war ja was … dann musste ich ja auch nicht mein Handy stellen, um rechtzeitig im Laden zu sein.
 

Ich konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken und legte mich mit einem entschuldigenden Lächelnd richtig hin. Jo folgte meinem Beispiel und löschte dann die große Deckenlampe. „Gute Nacht.“, wünschte er mir mit seiner dunklen Stimme, was ich leise erwiderte. Zum Glück war ich wirklich sehr müde, so dass ich trotz der fremden Umgebung überraschend schnell einschlief. Ich träumte von Hunden, Bären, Fledermäusen und weißen Himmelbetten – wie das zusammen passte, wusste weiß Gott wer, aber ich auf alle Fälle nicht.
 


 

Mit den Füßen im Zement

Verschönerst du das Fundament
 


 

Die nahe Kirchenuhr schlug gerade drei, als ich von einem schweren Gewicht auf meiner Brust erwachte. Weiche Haare kitzelten meine Nase und meine Lippen. Automatisch versuchte ich sie weg zu pusten, doch das war nicht sonderlich von Erfolg gekrönt. Murrend schlug ich meine Augen auf und blinzelte. Das erste was ich sah waren hellblonde Haare. Verwirrt fuhr ich mir mit der freien Hand über die Augen und versuchte mich zu erinnern, ob ich am Vorabend jemanden abgeschleppt hatte oder wo diese Person auf einmal herkam.
 

Nach einigen, langen Sekunden dämmerte es mir langsam, wer da auf mir lag und mein Herz begann sofort zu rasen und ich war mit einem Schlag hellwach. Marc lag halb auf mir, sein linkes Bein zwischen meine geschoben und seine Lippen an meinem Hals. Weniger schön war es, dass er auch auf meinem linken Arm lag und ich diesen nicht mehr spürte.
 

Viel wichtiger war aber, dass ich seine nackte Brust auf meiner spüren konnte und seine Morgenlatte gegen meinen Oberschenkel drückte. Ich blieb ganz still liegen und hob nach einigen Minuten, in denen nichts geschah, langsam den rechten Arm und strich ihm leicht über den Rücken. Mein Herz klopfte, als wolle es in den nächsten Minuten aus meiner Brust hüpfen und ich schluckte trocken. Seine Haut fühlte sich unter meinen Fingerspitzen unheimlich weich und geschmeidig an. Man spürte sofort, dass er sie regelmäßig pflegte.
 

Erschrocken zog ich meine Hand zurück, als er leise brummte und sich dann noch etwas enger an mich drückte. „Von wegen kein Sub!“, murmelte ich kaum hörbar und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Da er noch tief und fest zu schlafen schien, wurde ich mutiger und legte meine Hand nun auf seinen Hintern. Wann hatte ich denn auch sonst die Gelegenheit dazu?!? Das musste einfach ausgenutzt werden! Sanft strich ich über die runden Wölbungen, die sich angenehm fest in meiner Hand anfühlten und massierte sie ganz leicht, um ihn auf keinen Fall zu wecken.
 

Entweder täuschte ich mich, oder er begann gerade tatsächlich seine Erregung leicht an mir zu reiben, was mich nur noch breiter grinsen ließ. Ich schloss meine Augen wieder und schob ganz unschuldig meine Hand in die Panty hinein, streichelte nun über seinen blanken Po. Gerade wollte ich weiter gehen, als er sich zu bewegen begann. Sofort hörte ich auf zu streicheln und stellte mich schlafend, in der Hoffnung so einer möglichen Strafe zu entgehen.
 

tbc

Deal

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Im Ungewissen

*um die Ecke schiel* *leise reinschleich und Kapitel dalass* *schlechtes Gewissen hat, weil es schon wieder so lange gedauert hat* Gomen! v.v
 

Im Ungewissen
 


 

Welch ein Klopfen welch ein Hämmern

Draußen fängt es an zu dämmern
 


 

So ganz wohl fühlte ich mich nicht bei seinem Wunsch, aber ich fand auch keine Ausrede, um ihm abzusagen. Was war denn auch dabei, für diesen Laden zu modeln? Und es war gutes Geld, soviel stand fest. „Gibst du mir die Adresse von dem Laden? Ich würde dann im Laufe der Woche mal vorbei kommen um mich deinem Chef vorzustellen.“ „Na klar.“ Er stand auf und holte eine kleine, schwarze Visitenkarte. ‚Black Rose – Gothic- und Fetischkleidung’ stand weiß auf schwarz darauf, sowie Adresse und Telefonnummer. „Danke. Vielleicht sollten wir Handynummern austauschen, damit ich dich erreichen kann, wenn ich noch Fragen haben sollte.“, schlug ich vor und kramte aus der Tasche meiner dreckigen Hose das Gerät hervor.
 

Er sah etwas überrascht aus, nahm aber auch sofort sein Handy vom Nachttisch und sah mich erwartungsvoll an. Ich nannte ihm meine Nummer, die er sich sofort einspeicherte und mich kurz anklingelte, woraufhin ich auch seine Nummer unter ‚Fledermaus’ abspeicherte – so wusste ich zumindest sofort, wer es war, denn ‚Jos’ kannte ich auch aus der Uni einige.
 

Ich blieb nicht mehr all zu lange, denn ich fühlte mich leicht unwohl in seiner Gegenwart und mein Blick wanderte immer wieder ungewollt in Richtung seiner Körpermitte. Der Abschied war kurz und schmerzlos und so war ich nur etwa eine halbe Stunde später auf dem Heimweg. Kurz überlegte ich, einen Abstecher zu Martin zu machen, aber ich wollte ihm nur ungern erklären, warum ich die Klamotten eines anderen Mannes trug, denn es war nicht meine Art bei jemandem zu übernachten. Kurzer Fick und weg, lautete mein Motto. Ich würde ihn vielleicht später noch besuchen gehen, aber jetzt benötigte ich erst einmal etwas Zeit für mich, um meine Gedanken zu sortieren und die letzten 20 Stunden Revue passieren zu lassen.
 

Eigentlich war es seltsam, dass mich so ein bisschen Petting komplett aus dem Konzept brachte, obwohl ich doch bestimmt alle zwei Tage Geschlechtsverkehr hatte. Das war doch mittlerweile eigentlich etwas Alltägliches für mich. Warum also beschäftigte mich dieser Zwischenfall dann so? Mittlerweile war es Abend geworden und ich lag immer noch auf meiner Couch und dachte nach. Bisher hatte ich noch nie über Sex nachgedacht. Warum denn auch? Es hatte ja nichts zu bedeuten außer Lustbefriedigung. Noch dazu hatte Jo davon gar nichts mitbekommen und er war auch nicht mein Typ. Warum also? Warum ließ mir das einfach keine Ruhe?
 

Genervt stieß ich die Luft durch die Nase nach außen. Mein Kopf brummte, mein Magen knurrte und ich hatte Durst und einen seltsamen Geschmack im Mund. Kurz entschlossen griff ich nach dem Handy, drückte auf die vier und den grünen Hörer. Es tutete kurz in der Leitung und dann meldete sich Martin. „Na, alles klar?“ „Hmmm … weiß nicht. Willst du vorbei kommen und mir zufällig etwas vom Chinesen mitbringen?“, redete ich nicht lange um den heißen Brei herum. „Ist irgendetwas passiert?“ Irgendwie klang er etwas alarmiert. „Jein … komm bitte einfach mit etwas Essbarem vorbei … ich krieg es heute definitiv nicht auf die Reihe zu kochen. Würde alles anbrennen lassen.“ „Okay … aber du musst dich noch ein paar Stunden gedulden. Ich hab gerade Besuch hier. Hältst du das aus?“ „Ja, wenn’s sein muss. Vergiss nicht das Kondom.“, neckte ich ihn noch kurz und legte dann auf.
 

So viel zu meiner Ablenkung. Ich griff zu meiner Geldbörse und holte die Visitenkarte von dem Laden heraus, las sie mir noch einmal durch. Ich hoffte mal, dass sie mich nicht in Fetischartikel steckten und wenn doch, dass es nicht die für die Sklaven waren, aber eine kleine, fiese Stimme in meinem Kopf machte jegliche Hoffnung sofort wieder zunichte. Ich sah nun mal nicht aus wie ein Master oder böser Gothic. Das passte zu Fledermaus viel besser. Sowieso konnte ich ihn mir gut in Lack und Leder vorstellen. Nicht, dass es mich anmachte, aber es würde ihm mit Sicherheit stehen.
 

Als mein Kopf immer stärker pochte, rappelte ich mich auf und holte mir noch eine Aspirin und eine Cola. Ich brauchte jetzt etwas zuckriges, das mich wach hielt, bis Martin hier war. Einen knurrenden Magen konnte ich leichter ignorieren als einen schmerzenden Kopf. In der Hinsicht war ich wehleidig. Die Minuten verstrichen quälend langsam und ich ertappte mich damit, wie meine Augen den Zeigern meiner Wanduhr folgten.
 

Verzweifelt stöhnte ich auf. Was auch immer mich für ein Dämon befallen hatte, er war nervig. Erneut erhob ich mich und holte mir meinen Laptop. Vielleicht fand ich den Laden ja auch im Internet und konnte mich schon einmal darauf vorbereiten, was mich dort erwarten würde. Nach einigem Suchen fand ich ihn dann auch tatsächlich. Einige Bilder vom Ladeninneren, ein Bild von der gesamten Belegschaft und dann eine lange Liste von Klamotten, die sie führten. Viele mit Bildern, manche nur dem Namen nach. Gelangweilt klickte ich mich hindurch, bis ich auf einen kleinen Button ‚Fetisch’ stieß, den ich natürlich neugierig anklickte.
 

Jetzt hatte ich die interessanten Klamotten entdeckt – die teilweise mehr Haut zeigten als verbargen. Wenn ich diese Klamotten ebenfalls tragen sollte, musste ich mich davor definitiv überall rasieren. Damit hatte ich allerdings kein Problem, denn das tat ich sowieso oder zumindest stutze ich sie regelmäßig zurecht, wie zum Beispiel meine Achselhaare. Aber für den Job, konnte ich sie ausnahmsweise auch einmal komplett abrasieren. Die wuchsen ja recht schnell wieder nach.
 

Es war kaum zu fassen, dass ich mir tatsächlich Gedanken über den Job machte, obwohl ich mir noch nicht einmal zu 100 Prozent sicher war, dass ich auch wirklich hingehen würde. Andererseits hatte ich es Jo versprochen und ich wollte seine Gastfreundschaft und sein Vertrauen nicht so einfach verraten. Menschen, die so nahe an guten Diskotheken, Konzerthallen oder ähnlichem wohnten, waren kostbar, vor allem, wenn man nicht in derselben Stadt wohnte oder zu besoffen war, um nach Hause zu finden. Da war es ganz gut, wenn man jemanden in der Nähe wusste, bei dem man Willkommen war. Schon alleine deshalb konnte ich ihn nicht enttäuschen.
 

Viele der Bilder zeigten einfach nur die Klamotten und man hatte teilweise gar keine Ahnung, wie sie getragen aussehen würden bzw. konnte man teilweise nicht einmal erahnen, wie sie getragen werden sollten. Vielleicht brauchten sie ja dafür Models, damit die Leute sehen konnten, was sie dort erwartete? Seufzend ließ ich meinen Kopf zurück gegen die Couch fallen. Ich hatte mir noch nicht einmal bei meinem ersten Modeljob solche Gedanken gemacht. Ich war einfach hingegangen, habe die Kleidung angezogen, vor der Kamera gepost, dann das dicke Geld eingestrichen und es hatte bisher noch nie Beschwerden gegeben.
 

Das Klingeln der Türglocke rettete mich vor meinen verwirrten Gedanken und ich sprang hastig auf, um Martin zu öffnen. Ich hatte erstens Hunger – und er hoffentlich etwas zu Essen dabei – und zweitens brauchte ich seine vertraute Ruhe, damit ich wieder normal wurde.
 

Ungeduldig stand ich im Türrahmen und wartete auf ihn, umarmte ihn kurz und nahm ihm dann die Tüte mit dem Essen ab. Das war im Moment das Wichtigste. Ich holte uns zwei Gabeln und setzte mich dann still schweigend zu ihm auf die Couch, auf der er es sich in der Zwischenzeit bequem gemacht hatte. „Stehst du jetzt auf Fetisch?“, fragte er mich. War ja klar gewesen, dass er die offene Seite studiert hatte. „Nein … neuer Modelauftrag … für den Laden, wo die Fledermaus arbeitet.“ „Wie kommst du denn da zu?“ „Lange Geschichte.“ „Nur zu, ich hab Zeit.“ „Er hat mich gestern in der Disco vor einem Perversen gerettet und mich dann mit zu sich nach Hause genommen. Hab dort übernachtet. Und als Dankeschön habe ich ihm versprochen, für den Laden zu modeln. Bekomm aber laut ihm auch Geld dafür.“ „Okay … und was davon macht dich jetzt so verrückt?“
 

Nachdenklich schob ich mir eine große Gabel voll gebratener Nudeln in den Mund. „Naja … ich weiß nicht. Wir haben heute Morgen etwas rum gemacht … bzw. ich habe ihm und mir einen runter geholt, als er sich im Schlaf an mir gerieben hat.“ „Du hast WAS?!?“ Ungläubig sah er mich an. „Ihm einen runter geholt.“ „Und warum?“ „Das weiß ich ja nicht.“, gab ich unglücklich zurück. „Es schien in diesem Moment einfach das Richtige zu sein … und er scheint davon auch nichts mitbekommen zu haben.“ „Das halte ich für ein Gerücht.“, brummte er leise. „Selbst du würdest aufwachen, spätestens wenn du deinen Orgasmus hast.“ „Er ist aber nicht aufgewacht.“ „Dann hat er sich nur dir zu Liebe schlafend gestellt, damit es dir nicht peinlich ist.“ „Aber …“ Ich verstummte. Was, wenn es so gewesen war?
 

„Ach du scheiße! Das wäre ja noch peinlicher!“, entfuhr es mir, nachdem ich das Szenario in Gedanken noch einmal durchgegangen bin. „Wenn du ihn nicht mehr treffen willst, dann kann ich mich um ihn kümmern. Danach wird er dich sicher in Ruhe lassen.“ „Es gibt da nur ein kleines Problem: Er hat mir nichts getan. Er hat mir viel eher geholfen und dann bei sich aufgenommen. Das hätte er nicht tun müssen. Ich schulde ihm etwas.“ „Oh man. Du ziehst den Ärger schon wieder an wie Scheiße die Fliegen.“ Ich seufzte nur. „Schläfst du heute hier? Anders finde ich heute sonst wahrscheinlich keine Ruhe.“
 

Er schien zu überlegen. „Ich wollte heute eigentlich mal wieder gemütlich baden.“ „Kannst du doch auch hier.“, konterte ich. „Aber du hast keinen Whirlpool.“ „Verwöhntes Gör!“, brummte ich und überlegte. „Dann komme ich mit dir in die Wanne – groß genug ist sie ja – und wasch dir den Rücken. Wäre das ein Deal?“ Hoffnungsvoll aber hoffentlich nicht bettelnd sah ich ihn an, löcherte ihn mit meinen Blicken, bis er seine Augen verdrehte und nickte. Zufrieden grinsend stand ich auf. „Ich hab sogar ganz viel Badezeug da – hat meine Exfreundin hier für romantische Abende eingelagert.“ „Wenn du sie nicht brauchst, kann ich sie mit zu mir nehmen, vorausgesetzt sie taugen etwas.“ „Kein Plan. Ich kenn mich mit dem Zeug nicht wirklich aus. Du weißt ja: Ich dusche lieber.“
 

Wir aßen zu Ende und gingen dann ins Badezimmer, wo ich die Handtücher herauskramte und über die Heizung hängte, während er die Wanne mit dampfendem Wasser volllaufen ließ und nach einigem Überlegen von dem grünen Badezusatz etwas ins Wasser träufelte. Sofort bildeten sich Schaumkappen und der Geruch von Eukalyptus stieg mir in die Nase. „Hast du mein Erkältungsbad erwischt?“, wollte ich grinsend wissen. „Nö. Das ‚Liebesbad’.“ „Wie soll ich denn das verstehen?“, kicherte ich und schlüpfte aus meinen Klamotten, wobei mir auffiel, dass ich noch die Unterwäsche von Jo trug. „Der Rest roch nur künstlich und süß. Das mag ich nicht.“ „Gut, ich auch nicht.“
 

Es störte mich nicht nackt vor ihm herum zu laufen, denn wir gingen früher ab und zu gemeinsam in die Sauna und zogen uns sowieso ohne falsche Scham morgens und abends voreinander an und aus, wenn wir beieinander übernachteten. Ich hatte sogar schon ab und zu nackt mit ihm im gleichen Bett geschlafen. Ich ließ ihm den Vortritt in die Wanne und kletterte dann ihm gegenüber hinein. Sofort schwappte etwas Wasser über den Rand, aber damit hatte ich schon gerechnet und diverse Tücher dort ausgelegt.
 

Entspannt schloss ich meine Augen. Ich musste zugeben, dass es mir tatsächlich gut tat und mich auf andere Gedanken brachte. Minutenlang lagen wir still in der Wanne und relaxten. Zwar fand ich die meiste Zeit des Jahres, dass die große Eckwanne nur Platzverschwendung war, doch im Moment war ich froh um ihre Größe, denn so konnten zwei erwachsene Männer in ihr sitzen, ohne dass sie sich großartig in die Quere kamen. Ab und zu berührten sich unsere Füße und Beine, doch das störte uns beide kein bisschen. Im Gegenteil, denn im Moment würde ich mich am liebsten an ihn kuscheln und seinem Herzschlag lauschen, so wie ich es damals immer gemacht hatte. Es hatte mir immer ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, das mir sonst keiner und nichts schenken konnte – und ich hatte viel ausprobiert.
 

„Wolltest du mir nicht den Rücken waschen?“, riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken und ich wurde zurück in die Gegenwart geschleudert. Verwirrt sah ich ihn an, nickte dann aber. „Setzt du dich zwischen meine Beine? Das ist glaube ich für uns beide das Angenehmste.“ „Geht klar.“ Ich wartete, bis er Platz genommen hatte und streichelte dann erst einmal sanft mit der flachen Hand über seine Oberarme nach oben und über seinen Nacken. „Du fühlst dich schon wieder so verspannt an.“, stellte ich dabei fest. „Fühl mich auch so.“ „Ich massier dich später, wenn du willst.“ „Da sag ich nicht nein.“
 

Schweigend griff ich nach dem Duschgel und begann ihn gründlich einzuseifen. Verspielt langte ich um ihn herum und schäumte auch seine glatte, muskulöse Brust gründlich ein, genau wie seinen Bauch, auch wenn ich den nur streichelte, denn unter Wasser ließ sich Duschgel bekanntermaßen nur schlecht verstreichen, denn es verflüchtigte sich sofort.
 

„Willst du mir den Rücken waschen oder mich heiß machen?“, kam irgendwann von ihm. Ich kicherte und legte meine Hände nun brav auf seinen Rücken, strich mit beiden Händen darüber und begann ihn dann kurz entschlossen schon jetzt etwas zu massieren. Leise stöhnte er auf und ich fragte mich, ob es ein genussvolles oder ein gepeinigtes Stöhnen war … aber wie hieß es so schön: Nur eine schmerzende Massage war eine richtige Massage – und ich drückte meine Finger durchaus kraftvoll in die verspannte Muskulatur hinein.
 

Stumm machte ich weiter und weiter, bis mir die Finger weh taten. Einem Impuls folgend schlang ich meine Arme um seinen Bauch und zog ihn fest an mich, lehnte mich dann nach hinten gegen den Wannenrand und legte mein Kinn auf seine Schulter. Er brummte leise, ließ es sich aber gefallen – der perfekte Teddybär eben.
 


 

Alle Nägel stehen stramm

Wenn ich sie in dein Leibholz Ramm
 


 

Ich stand wie unter Strom, nachdem er sich von mir verabschiedet hatte und rief kurz meinen Chef an, dass ich das perfekte Model für uns gefunden hatte. Er klang ziemlich überrascht aber auch hocherfreut. Ich versprach ihm, ihm ein paar Fotos zuzuschicken, damit er ihn dann auch erkannte, wenn er kam, um sich vorzustellen. Nachdem ich aufgelegt hatte, begann nun die große Suche: Von meinen Stalkerausflügen hatte ich zwar sehr sehr viele Photos von ihm auf meinem PC, aber da welche zu finden, wo man ihn gut darauf erkannte und er nicht gerade beim Ficken war, war wirklich verdammt schwierig. Am Schluss hatte ich genau zehn aus 1202 Photos herausgepickt, die alle Kriterien erfüllten. Sofort schickte ich sie ab und lehnte mich dann auf meinem Stuhl zurück. Ich war ja wirklich gespannt, ob er sein Versprechen halten würde!
 

-
 

Ich glaube, ich bin bisher noch an keinem Montag so schnell aus dem Bett gesprungen, wie an diesem. Vielleicht würde er ja heute schon vorbei kommen? Ich war den ganzen Morgen mehr als nervös und trieb mich auch viel häufiger im vorderen Teil des Ladens herum, als sonst, nur, damit ich ihn auf keinen Fall verpasste. Doch er kam nicht. Weder am Montag, noch am Dienstag, noch am Mittwoch. Ich war ehrlich enttäuscht von ihm, sah es aber gar nicht ein ihm hinterher zu telefonieren.
 

Missmutig trat ich auch am Donnerstag morgen meinen Dienst an, erledigte alle anfallenden Arbeiten wenig enthusiastisch und war so leicht gereizt, dass mir alle aus dem Weg gingen – was mir ja an und für sich Leid tat – aber ich konnte es im Moment einfach nicht steuern. Auch von den Kunden hielt ich mich lieber fern, bevor ich jemanden noch blöd anschnauzte, nur weil er die Hosen, die direkt vor seiner Nase im Regal lagen, nicht bemerkte und wissen wollte, wo er sie finden konnte. Auch mein Kaffeekonsum war heute enorm hoch, denn ich hatte nicht gut geschlafen. Allgemein fühlte ich mich wie durchgekaut und ausgespuckt … nur nicht so nass und glitschig. Als dann auch noch meine Lieblingstasse zu Bruch ging, war der Tag für mich wirklich gelaufen.
 

Knurrend packte ich meine Tasche. Ich würde heute einfach einmal früher Schluss machen. Das ging schon! Gerade wollte ich den anderen Bescheid sagen, als ich blonde, lange Haare durch das ziemlich zugestellte und zugehängte Glas des Schaufensters sah. Abrupt blieb ich stehen und sah noch einmal hin. Tatsächlich, das waren seine Haare. Grinsend brachte ich meine Tasche zurück. Jetzt war meine Laune definitiv wieder besser! Er würde sogar Glück haben, da der Chef in einer halben Stunde kommen und nach dem Rechten sehen wollte. Ich war gespannt, wann er hier herein kommen würde … und ob er sich überhaupt trauen würde.
 

Eine Minute verging, zwei Minuten vergingen – und er stand immer noch außen. Drei Minuten vergingen, vier Minuten vergingen … als die fünfte Minute anbrach, hielt ich es nicht mehr aus und öffnete die Tür, tat so, als wollte ich nur kurz frische Luft schnappen und spielte den Überraschten, als er dann direkt vor mir stand. „Hey. Doch noch hergefunden?“, fragte ich ihn dann grinsend. Das hier war meine Welt. Hier wusste ich, wie der Hase läuft. „Komm mit rein. Der Chef kommt in ca. einer halben Stunde.“ Ich ließ ihn gar nicht wirklich zu Wort kommen sondern hatte ihn schneller in das Geschäft bugsiert, als er hätte abhauen können. Dort stellte ich ihm Nel und Sunny vor, die heute hinter der Ladentheke standen.
 

Höflich grüßte er die beiden, sah sich aber eher leicht eingeschüchtert zwischen den ganzen eher dunklen Klamotten um. Er war einfach nur süß – was ich ihm aber besser nicht sagte, schließlich wollte ich noch etwas weiter leben. Sunny kannte dagegen keine Zurückhaltung, denn sie strahlte ihn sofort an. „Du bist also der, der unserem Jo so den Kopf verdreht hat, dass er komplett durchdreht?“, überrumpelte sie ihn etwas mit ihrer direkten Art und ich dachte mir nur: //Scheiße, und was jetzt?!//

Shooting

So, meine Lieben. Diesmal war die Wartezeit beträchtlich kürzer als sonst und ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt! ^^ Und vielen dank an meine drei Kommischreiber! Ich habe mich wirklich sehr gefreut! ^^
 

Ach ja. Aber der zweiten Hälfte des Kapitels stammt der Songtext von Oomph aus dem Song "Ich will deine Seele". Urheberrecht liegt demnach bei Oomph. Ein großes Danke an dieser Stelle noch einmal an beast für den Tipp! <3
 

Und jetzt: Viel Spaß und über Kommentare - ob negativ oder positiv - würde ich mich sehr freuen! ^^

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[U}Shooting
 

Stein um Stein mauer ich dich ein

Stein um Stein

Und keiner hört dich schreien
 

Verwirrt sah ich die etwas zu fröhliche Frau vor mir an, die irgendwie so gar nicht hier herein passte – und doch strahlte sie so etwas Verrücktes und gleichzeitig Sympathisches aus, dass ich mir schon vorstellen konnte, warum sie hier eingestellt worden war. Ich konnte ihr gar nicht gedanklich folgen, so schnell redete sie, aber dass sie der Meinung war, dass Jo auf mich stand, bekam ich dann doch mit. Ich begann breit zu grinsen und wendete mich dem Größeren zu. „Ich verdrehe dir also komplett den Kopf?“, fragte ich ihn amüsiert und war gespannt auf seine Antwort – die lange auf sich warten ließ. Um ehrlich zu sein, rechnete ich schon gar nicht mehr damit, dass er etwas dazu sagen würde, doch dann: „Nicht jeder muss automatisch auf dich stehen, nur weil du ganz passabel aussiehst. Sunny redet viel, wenn der Tag lang ist, wie du schon gehört hast. Nimm also nicht alles für voll, was sie sagt.“ Das Ganze sagte er in einem so gelassenen und kühlen Ton, dass ich es ihm sofort glaubte – auch wenn es meinen Stolz ein wenig verletzte.
 

Trotzdem merkte ich mir Sunnys Worte und nahm mir vor ihre Aussage zu überprüfen. Vielleicht war ja doch etwas daran und er hatte mir deshalb geholfen und mich bei sich schlafen lassen? Allerdings wurde dann auch Martins Theorie, dass er bei der Befriedigungsaktion wach gewesen war, wahrscheinlicher und das wäre einfach nur verdammt peinlich für mich. „Komm mit, ich zeige dir den Laden.“, riss mich Jo’s Stimme aus den Gedanken, worüber ich ausnahmsweise sogar froh war, denn sie waren in eine Richtung gegangen, die ich tunlichst meiden wollte. Brav folgte ich ihm durch die engen Gänge zwischen schwarzer Kleidung hindurch und lauschte seinen Erklärungen wo was zu finden war, auch wenn mich das wenig interessierte. Erst als wir in den hinteren Bereich kamen und Latex, Lackleder und Leder immer mehr wurden, erwachte mein Interesse wieder.
 

„Was für Klamotten soll ich denn jetzt eigentlich auf den Bildern tragen?“, wollte ich dann endlich von ihm wissen. „Du stehst direkt davor.“, gab er cool zurück und ich sah den Ständer durch. „Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich in diese Teile reinkommen soll, aber wenn du mir beim an- und ausziehen hilfst, bin ich dabei – vorausgesetzt dein Chef ist mit mir als Model einverstanden.“ Bei meinen Worten hatte ich ihn ganz genau beobachtet, denn wenn er auf mich stand, würde es ihn nicht ganz kalt lassen, dass er mich an- und ausziehen sollte – denn mir war klar, dass man unter den engen Hosen mit Sicherheit keine Unterwäsche trug. Und tatsächlich hüpfte sein Adamsapfel aufgeregt auf und ab als er schluckte – allerdings war das seine einzige Reaktion, die man als Interesse hätte interpretieren können und da gab es noch das Problem, dass alle Menschen regelmäßig schluckten. Das war ganz natürlich und somit kein wirklicher Beweis für sein Interesse an mir.
 

Ich wusste auch nicht, ob ich mich darüber gefreut oder ob es mir Angst gemacht hätte – aber eigentlich sollte es mir egal sein, rief ich meine Gedanken zur Ordnung. „Solltest du wirklich nicht klar kommen, gehe ich dir zu Hand … oder Sunny, die würde sich darüber sehr freuen. Du bist nämlich genau ihr Typ!“ „Dann schon lieber du … du redest wenigstens nicht so viel.“ Sofort hatte ich mir gedanklich notiert, dass er es lieber gesehen hätte, wenn mir jemand anderes als er helfen würde. Daraus konnte man nun natürlich auf komplettes Desinteresse schließen oder aber darauf, dass er Angst hatte sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, wenn er immer wieder meine Haut berühren musste und mir so nah kam. Andererseits hatte ich auch schon bei ihm im Bett geschlafen und es hatte ihn nicht gestört. //Denk an den Morgen danach!//, mischte sich aber sofort ein leises Stimmchen in meinem Kopf mit ein. //Aber er hat doch noch geschlafen, das zählt nicht!//, konterte ich in Gedanken. //Weißt du es denn sicher? Du hast es ja nicht überprüft.// //Klappe!// Dass ich auf einmal in Gedanken Selbstgespräche führte, war mir auch neu. Ich war langsam wirklich reif für die Insel … oder für die Männer mit den ‚Ich-hab-mich-lieb’-Jacken – wobei ich eine sonnige Insel mit weißem Sand, Palmen und blauem Meer eindeutig bevorzugen würde – außer natürlich die Männer waren sexy und ließen sich flach legen … aber da wäre mir ein knackiger Inselboy auch lieber als zwei spleenige Krankenpfleger.
 

Als die Türglocke ertönte, drehte ich mich automatisch dem Geräusch zu und sah einen mittel alten Mann das Geschäft betreten. „Okay, der Chef ist da.“, informierte mich Jo und deutete mir ihm zu folgen. „Hey Nick, der Kerl von dem ich dir erzählt habe, ist gekommen.“ Damit deutete er auf mich und ich wurde von oben bis unten aus stahlblauen Augen gründlich gemustert. Ich wollte ihn eigentlich höflich begrüßen, aber er kam mir zuvor: „Modelerfahrung hast du, wie Jo mir erzählt hat. Kannst du dem zustimmmen?“ „Ja. Schon seit mehreren Jahren. Ich habe auch meine Mappe dabei, falls Sie sie sehen wollen.“ Doch er winkte nur ab. „Sag ‚Nick’ zu mir, wie alle. Ich kann es nicht leiden, wenn man mich siezt. Und du heißt?“ Lustiger Kerl, aber ich hatte nichts dagegen einzuwenden. „Marc Gens…“ Ich konnte meinen Nachnamen noch nicht einmal zu Ende sagen, da winkte er schon wieder ab. „Okay, Marc. Das reicht mir schon. Leiste gute Arbeit, dann bekommst du gutes Geld von mir. Jo, du kannst loslegen. Bin mit ihm einverstanden.“ Dieser Kerl verwirrte mich vollkommen. Bei ihm wusste ich nicht, woran ich war, auch wenn er anscheinend nichts gegen mich hatte.
 

„Dann komm mal mit.“, erklang Jos mittlerweile vertraute Stimme neben mir und ich folgte ihm nach hinten in einen kleinen aber hellen Raum, der unverkennbar als Fotostudio dienen würde. Anscheinend hatte Jo im Laufe der letzten Tage hier alles Nötige schon auf aufgebaut und bereit gestellt. „Ganz kurz zum Ablauf: Wir werden jetzt ein paar Fotos von dir alleine machen und dann wird Sunny dazu kommen und Fotos von uns beiden machen, da ich heute ebenfalls als Model herhalten muss – allerdings als Master und du wirst die Sklavenkleidung tragen – und um das Ganze etwas echter wirken zu lassen, bekommst du auch Leine um und einmal einen Ballknebel in den Mund. Ach ja, und wenn du Angst um deinen Ruf hast, werden wir bei diesen Fotos deine Augen retuschieren, damit man dich nicht gleich erkennt.“ Wow … der konnte ja auch ziemlich viel und schnell reden, wenn er denn wollte. „Kannst du damit leben?“ Ich nickte. Jetzt war es sowieso schon zu spät um einen Rückzieher zu machen – außerdem war es mal etwas anderes als die ‚normalen’ Shootings und das machte mich durchaus neugierig.
 

„Also, welches Outfit soll ich als erstes anziehen?“, wollte ich wissen und sah die aufgereihten Klamotten durch. Jo streifte mich leicht am Arm, als er neben mich trat und nach einem relativ biederen Outfit griff – zumindest von vorne, denn hinten war der komplette Hintern nackt, wie ich auf den zweiten Blick feststellte. „Hiermit. Und dieses Oberteil hier gehört noch dazu, aber damit helfe ich dir dann.“ Was auch nötig war, denn für mich waren das nur zusammen genähte Schnallen, Ketten und Netzstücke. Eine Form konnte ich dahinter nicht erkennen – wahrscheinlich mit ein Grund, warum sie ein Model benötigten. Ohne falsche Scham begann ich mich vor Jos Augen auszuziehen und zog mir dann mit einiger Mühe die enge Hose an. Sie passte wie angegossen und mein Schwanz beulte sie vorne sehr verheißungsvoll aus, wie ich in dem großen Spiegel an der Tür feststellte, als ich mich von vorne und hinten begutachtete, aber mein Hintern war mir definitiv zu nackt. Ich sah im Spiegel, wie Jo von hinten an mich heran trat und das Oberteil in der Hand hielt. „Dann mal los.“, forderte ich ihn auf und ließ mir das Teil anlegen. Auch das saß gut und sah im angezogenen Zustand nicht schlecht aus, aber es war alles andere als einfach gewesen es anzuziehen – selbst mit Hilfe.
 

„Dann auf vor die Kamera.“, scheuchte er mich los, da ich noch ein wenig vor dem Spiegel verweilte. Ich hatte ja damit gerechnet, dass der Job easy werden würde, aber Jo war überraschend streng. Er wusste ganz genau welche Posen er von mir sehen wollte und knipste nur, wenn ich sie auch einnahm – aber die Resultate konnten sich sehen lassen. Nachdem ich mich an seine Wünsche und an seine Art zu fotografieren gewöhnt hatte, war ich auch in der Lage Posings zu variieren, ohne aber dabei seine Anweisungen zu missachten. Sowieso dauerte das Umziehen viel länger als das Fotografieren, auch wenn ich nach der vierten Lacklederhose langsam den Dreh raus hatte, wie man am einfachsten rein und auch wieder raus kam.
 

Die Einzelshoots waren für meinen Geschmack viel zu schnell vorbei. Jo’s Angebot mir aus dem Nebenraum etwas zu Trinken zu holen, während er Sunny Bescheid gab, dass sie kommen konnte, nahm ich gerne an und genoss in Ruhe die kühle Cola – wobei ich mich fragte, was ich mehr genoss: die Cola oder die Ruhe, denn dann kam Sunny – und mit ihr ein Redeschwall, der sich gewaschen hatte. Nun zog nicht nur ich mich um, sondern auch Jo wechselte in sexy Kleidung, die zwar weniger Haut zeigte als mein nächster Fummel, aber seinen Körperbau und vor allem seine langen Beine und seinen Schritt gut betonte. „Ihr seht ja sooo geil aus zusammen!“, quietschte Sunny auf einmal los, als sie eine Schachtel mit diversem Spielzeug herein brachte und ein Halsband samt Leine heraus nahm und Jo in die Hand drückte.
 

Wir ignorierten sie einfach. „Und, schon Angst?“, fragte Jo mich breit grinsend, während er das Teil um meinen Hals legte und zu schnallte. „Naja … gibt angenehmere Situationen.“, gab ich diplomatisch zurück. Es stimmte, dass ich mich ein wenig unwohl fühlte – und dies sollte sich auch nicht all zu schnell ändern.
 


 

(ab hier ist der Songtext von Ooomph – ich will deine Seele)
 

Du bist voller Leben

Dein Herz ist aus Gold
 


 

Mein Herz hatte bei Sunnys Worten ausgesetzt, aber anscheinend hatte ich mich doch noch ganz gut gerettet, denn er sprach das Thema nicht mehr an. Er war danach zwar ziemlich ruhig, aber das schob ich darauf, dass er von der für ihn ungewohnten Umgebung etwas erschlagen war. Dass Nick ihn absegnen würde, war mir irgendwie auch klar gewesen, denn der war einfach nur froh, dass er sich nicht selbst darum kümmern musste jemanden zu finden – melden würden sich zwar viele, das war sicher, aber die wenigsten davon waren kameratauglich. Das Problem hatten wir schon einige Male gehabt. Und nur, weil jemand in natura ganz gut aussah, hieß es ja nicht, dass er oder sie auch fotogen war. Das sah bei Marc dagegen ganz anders aus. Es machte mir wirklich Spaß ihn nun auch einmal ganz offiziell fotografieren zu dürfen – und natürlich würde ich mir jedes Bild für den privaten Gebrauch kopieren! Es wäre ja Verschwendung diese lasziven Blicke, die er der Kamera zuwarf, nicht zu meiner kleinen Sammlung hinzu zu fügen. Man bemerkte bei jeder Bewegung, dass er wusste, wie er sich zu bewegen hatte. Selten hatte ich einen Menschen mit so einer Körperbeherrschung fotografiert – und die Fotos wurden fast durchwegs gut, weshalb wir schneller zu dem gemeinsamen Teil kamen, als gedacht.
 

„Du kannst dir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank im Nebenraum holen.“, erlaubte ich ihm, während ich selbst den Raum verließ um Sunny zu holen. Auf dem Rückweg trank ich selbst einen Schluck und ging dann zurück ins Zimmer um mich umzuziehen. Im Gegensatz zu Marc kannte ich mich mit diesen Klamotten auch sehr gut aus und brauchte dabei keine Hilfe. Dafür ging ich ihm aber wieder zur Hand. Sunny hatte ich zwischendurch noch einmal kurz hinaus geschickt um die Requisiten-Kiste zu holen – und um sie zum Schweigen zu bringen. Dankend nahm ich, als sie zurück war, von ihr das Halsband entgegen und legte es dann meinem ziemlich nervös aussehenden Engel um. Ich konnte einfach nicht anders als ihn etwas zu necken, damit er sich wieder etwas entspannte, wobei ich selbst vor innerer Anspannung beinahe zitterte. Es war für mich einfach eine hocherotische Situation.
 

Gemeinsam gingen wir zu dem Stuhl, den sie uns hingestellt hatte. Ich stellte einen Fuß mit den schweren Stiefeln – die natürlich auch in Szene gesetzt werden wollten – auf die Sitzfläche und zog Marc einfach mit mir mit. „Knie dich vor mich, spreiz deine Beine und schau dann zu mir hoch.“, befahl ich ihm, während ich die Leine kürzer fasste, so dass sie gespannt war. Nachdem ich es nach einigen Gesichtsverrenkungen geschafft hatte meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bringen und nun möglichst arrogant in die Kamera beziehungsweise auf meinen ‚Sklaven’ hinab blickte, konnte es auch schon losgehen.
 

Wenn Sunny sich konzentrierte, war sie immer sehr kurz angebunden, was man ihr niemals zutrauen würde, aber auch jetzt gab sie nur sehr knappe Anweisungen, die wir beide versuchten so gut wie möglich umzusetzen. Das Gefühl ihn vor mir knien zu sehen und das auch noch in diesem Fummel war beinahe überwältigend und ich musste mich dazu zwingen nicht zu viel darüber nachzudenken. Dann waren die nächsten Outfits an der Reihe und ich verpasste ihm nun den angekündigten Knebel. Der Blick, den er mir dabei zuwarf, ging durch und durch und ich hoffte nur, dass ich keinen Steifen bekam, denn in diesen Klamotten würde es sofort auffallen. Der Stuhl war derweil von Sunny entfernt worden. Ich zog meinen Engel eng an mich, schob ein Bein zwischen seine und fasste dann mit einer Hand in seine seidigen Haare, zog seinen Kopf zurück, bis er ein Hohlkreuz machte. Der leicht schmerzliche Ausdruck auf seinem Gesicht machte sich dabei sehr gut auf dem Foto, wie wir einige Minuten später zufrieden feststellten – und stellte so einiges in meinem Inneren an. Mir wurde heiß und kalt und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass wir nun alleine in meiner Wohnung und diese Szene ein realer Teil unseres gemeinsamen Liebeslebens gewesen wäre.
 

Es machte mir unheimlich Spaß ihm auf diese Art und Weise näher zu kommen und ihn in Situationen sehen zu können, in die er sich unter normalen Umständen niemals begeben hätte – aber es machte mich auch unheimlich heiß und ließ meine Gier beinahe ins Unermessliche ansteigen, bis ich mich eilig in Richtung Klo verabschieden musste um mich etwas abzukühlen, denn sonst wäre ich sofort und ohne Rücksicht auf Verluste über ihn hergefallen. Meine sowieso schon enge Hose war nun wirklich viel zu eng und ich sah keine andere Möglichkeit als mir eilig einen zu rubbeln – wobei ich mir natürlich die soeben geschossenen Bilder und das Gefühl von seiner Körperwärme und seinen Geruch, den ich nun schon den ganzen Tag in der Nase hatte, ins Gedächtnis rief. Durch dieses Kopfkino kam ich zum Glück auch sehr schnell, so dass es kaum auffiel, dass ich länger als andere Menschen auf der Toilette gesessen hatte.
 

Es waren leider – oder zum Glück? – nicht mehr viele gemeinsame Fotos die fehlten und so waren wir tatsächlich kurz vor Sonnenuntergang mit allem fertig, womit ich nicht gerechnet hatte. „Gute Arbeit!“, lächelte ich ihn zufrieden an und konnte nicht widerstehen ihn kurz zu umarmen. Jetzt war es ja erlaubt. Auch bei Sunny bedankte ich mich, denn ohne sie hätten wir die Hälfte des Shootings über Selbstauslöser meistern müssen und das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Da es sich ja um meine gute, digitale Spiegelreflexkamera handelte, brauchte ich noch nicht einmal eine Ausrede, warum ich sie einpackte und die Speicherkarte nicht heraus nahm. Es würde ja sowieso an mir hängen bleiben die Bilder nach zu bearbeiten.
 

Nachdem wir beide wieder unsere normale Kleidung trugen, gingen wir zu Nick, der ihm das Geld in bar auszahlte und sich die Entgegennahme mit Unterschrift für die Steuer bestätigen ließ. Auch ich verabschiedete mich von den Leuten im Laden, denn eigentlich hatte ich ja schon seit sieben Stunden Feierabend. Gemeinsam mit Marc trat ich hinaus auf die ruhige Nebenstraße, in der der Laden lag. „Hat es dir halbwegs gefallen, trotz der freizügigen Outfits und teilweise etwas schmerzhaften Posen?“, wollte ich von ihm wissen. Er überlegte kurz, nickte dann aber: „Ja, es war mal etwas anderes … nicht so langweilig wie die anderen Shootings – aber auf den Knebel hätte ich verzichten können, denn der hat ekelhaft geschmeckt!“

Er wirkte gut gelaunt, was sich auch auf mich übertrug. „Das haben die Teile so an sich.“, gab ich trocken zurück und überlegte dann kurz. „Hättest du Lust mit mir Essen zu gehen?“, fragte ich ihn spontan aus dem Bauch heraus, denn ich hatte wahnsinnigen Hunger und ich konnte mir gut vorstellen, dass es ihm nicht viel besser ging. „Quasi um den Gummigeschmack aus deinem Mund zu vertreiben.“, beeilte ich mich noch hinzuzufügen, als er mich nur verwundert musterte.
 

Mein Herz pumperte wie verrückt, während ich seinen Blick stur erwiderte. Ich würde das Blickduell sicherlich nicht verlieren – das war wie bei Hunden! Wer den Blick zuerst abwendete, war der Schwächere und damit Unterlegene – und das war ich auf keinen Fall!

Date?

Ja, ihr seht richtig. Ein neues Kapitel - schon! xD Vielen Dank an meine fleißigen Kommischreiberinnen und euch allen viel Spaß beim lesen. Über Ressonanz in Form von Kommentaren würde ich mich natürlich sehr freuen! ^^

Disclaimer: Songtext von Oomph, Rest meins.

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Date?
 


 

Ich will deine Sehnsucht spürn

Ich hab dich immer gewollt
 


 

Es war ein ungewohntes Gefühl nicht selbst den Ton anzugeben, sondern sich jemand anderem unterzuordnen und sei es auch nur für die Bilder. Mit dem Halsband auf den ersten Bildern hatte ich mich schnell angefreundet, auch wenn Jo die Leine teilweise so stark spannte, dass es mich würgte – allerdings musste ich zugeben, dass gerade diese Bilder das gewisse Etwas hatten. Er wusste also allem Anschein nach auch ganz genau was er tun musste um den gewünschten Effekt, den er sich für das Bild vorgestellt hatte, zu bekommen.
 

Doch kaum hatte ich mich mit dem Halsband angefreundet, kamen sie auch schon mit dem angekündigten Knebel an. Zwar durfte ich natürlich selbst entscheiden, ob ich es machen würde oder nicht, aber wie hätte das denn ausgesehen, wenn ich den Schwanz eingezogen hätte?! Das war auch der einzige Grund gewesen, warum ich wenige Minuten später mit einem runden Ball im Mund, der an meinem Hinterkopf befestigt war, vor der Kamera stand. Das Halsband und die Leine hatte ich immer noch um, doch hing Letztere einfach nur an meiner Brust hinab. Wir hatten zuvor nicht über das Posing gesprochen, weshalb es etwas überraschend kam, als er sein Bein zwischen meine drängte und mich dann an den Haaren zurück zog. Ich gab dem Schmerz ganz automatisch nach und gerade an meinen heiligen Haaren war ich ja sowieso sehr empfindlich – ironischerweise wurden aber auch diese Bilder die Besten. Und um ehrlich zu sein, war ich selbst überrascht, zu welchen Gesichtsausdrücken ich fähig war.
 

Die Posen waren zwar nicht alle so krass, aber umso einfacher die Pose war, umso schwerer fiel es mir einen passenden Gesichtsausdruck zu finden. Ich durfte diesmal nicht arrogant und cool wirken, sondern unterwürfig, eingeschüchtert oder einfach nur zurückhaltend und gleichzeitig doch sexy – und das fiel mir in dieser Konstellation verdammt schwer! Bei einer Pose, bei der Jo mein Gesicht seitlich gegen seinen Schritt gedrückt hielt, hatte ich das Gefühl, dass mich etwas in die Wange piekte – und dieses Etwas war hart und nicht klein und ich hatte es vor nicht einmal einer Woche auch schon einmal in der Hand gehabt. Trotzdem tat ich so, als hätte ich nichts bemerkt, dachte mir aber meinen Teil, als er plötzlich für längere Zeit auf die Toilette verschwand. Ich vertrieb mir die Zeit damit mir die Fotos von Sunny noch einmal alle zeigen zu lassen und noch eine Flasche Cola zu leeren. Gegen den Hunger, der in mir wütete, half das zwar wenig, aber so hatte ich wenigstens genügend Zucker im Blut. Als Jo dann endlich zurück war, war von einer Beule weder etwas zu sehen noch zu spüren, wie ich wenig später feststellen musste. Entweder ich hatte mich getäuscht oder aber er war nicht auf dem Klo gewesen um dort das zu tun, was normale Menschen taten.
 

Als wir gegen Abend dann endlich fertig wurden, holte ich mir noch mein Geld ab, das es zu meiner Überraschung bar gab – worüber ich mich nicht beschweren würde – und ging dann zusammen mit Jo raus vor den Laden. Auf seine Frage, wie es mir gefallen hatte, wusste ich keine wirkliche Antwort. Es war ja nicht schlecht gewesen, aber eben komplett anders als alles andere zuvor – was ja nichts Schlechtes sein musste. Ich hatte auf alle Fälle eine Menge neuer Dinger über mich aber auch über Jo gelernt. Meine Beschwerde über den wirklich ekelhaft schmeckenden Knebel konnte ich mir allerdings nicht verkneifen – worüber ich im Nachhinein ganz froh war, da er mich daraufhin zum Essen einlud.
 

Ich überlegte kurz. Entweder ich würde zu Martin gehen und mit ihm gemeinsam essen oder alleine – aber da würde ich entweder selber zahlen oder aber selber kochen beziehungsweise alleine essen müssen und das lockte mich alles nicht wirklich. Ich lächelte ihn breit an: „Wenn du zahlst, dann gerne.“ Er sah mich etwas überrascht an und verdrehte dann seine Augen. „Gut … dann warte bitte kurz hier und ich geh zu Nick etwas Geld für ein ‚Geschäftsessen’ holen – das kann er von der Steuer absetzen und juckt ihn wenig.“ Ich nickte und wartete, bis er mit einem fünfzig Euroschein in der Hand zurück kam. „Dürfen wir alles ausgeben. Sunny hat ihm wohl die Bilder gezeigt, die ich auf den Hauptrechner rübergezogen habe und er war wirklich begeistert – sowohl von dir als auch von mir.“, schmunzelte er. „Also, wo sollen wir hingehen? Ich bin für alles offen, aber bitte keine deutsche Küche.“ Ich überlegte kurz. Das war wirklich eine gute Frage: Wo konnte ich hin ohne danach dumme Fragen über Fledermaus beantworten zu müssen? Ich wollte nämlich trotz langsam wachsender Sympathie nicht unbedingt mit ihm gesehen werden.
 

Dann kam mir eine Idee. „Wie wäre es, wenn wir uns etwas zu Essen und eine DVD aus der Videothek holen und dann zu dir gehen? Du wohnst ja beinahe ums Eck.“, schlug ich vor. Zwar wäre ich dann mit ihm alleine, aber dafür würde man uns nicht zusammen in einem Restaurant sehen können. Auch wenn es mir egal war, was die Leute über mein Sexleben sagten, war mir mein Ruf doch sehr wichtig, denn sobald das Gerücht aufkommen sollte, dass ich mit ihm geschlafen hätte, würden die Spekulationen los gehen, ob ich mich nun doch toppen lassen würde oder ob er unten gelegen war. Und es gäbe dann mit Sicherheit einen Ansturm an Idioten, die von ersterem ausgingen. Dass wir gar nicht miteinander ins Bett gingen, daran würde allerhöchstens Martin denken, einfach weil der mich kannte und der Rest nur mein Äußeres ansabbert. „Können wir von mir aus auch machen. Aber die DVD zahlst du! Und wir müssten dann noch ein paar Getränke besorgen, denn ich habe weder Bier noch Saft im Haus.“ Auch wenn er mich mal wieder aus meinen Gedanken heraus gefischt hatte, störte es mich nicht. „Ist schon okay. Ich trinke auch Wasser – aber nur mit viel Kohlensäure.“ „Dann müssen wir wirklich Getränke kaufen gehen.“, gab er grinsend zurück. „Ich trinke in letzter Zeit vor allem Tee. Wenn du dich allerdings damit anfreunden könntest, könnten wir uns das Flaschen schleppen tatsächlich sparen.“ „Kommt auf den Tee an.“ „Da dürfte sich etwas finden lassen. Aber von mir aus können wir ja eine Flasche Wasser, Limo oder sonst was für dich mitnehmen. Dann sind wir auf der sicheren Seite.“ „Ja, wäre vielleicht das Beste.“, stimmte ich ihm zu.
 

„Gut, dann machen wir das so … und was wollen wir uns zu essen holen? Ich hätte ja Lust auf die Chef-Lasagne von dem Italiener, von dem ich die Pizza immer kommen lasse.“ Phew, wir hatten wohl wirklich den gleichen Geschmack, was Essen anging. „Lasagne klingt gut. Warte mal, ich hab die Nummer im Handy eingespeichert.“ Sofort blieb die Fledermaus stehen und sah mich abwartend an. Ich pfriemelte derweil mein Handy aus meiner engen Hose heraus und suchte dann die Nummer aus dem Adressbuch heraus. „Magst du eigentlich Tiramisu?“, wollte ich dann noch wissen, ehe ich auf den grünen Hörer drückte. Ich bekam noch mit, wie er nickte, als auch schon abgehoben wurde. Ich bestellte die von Jo gewünschte vegetarische Chef-Lasagne und wählte für mich die ganz normale mit Hackfleisch und der leckeren Soße. Dann orderte ich auch gleich noch zwei große Portionen Tiramisu und legte danach zufrieden auf. „Okay, jetzt haben wir noch genug Zeit um die DVDs und die Getränke zu holen.“, grinste ich ihn an. Auf diese Art und Weise würden wir nicht mehr so lange auf unser Essen warten müssen, was mein knurrender Magen nämlich nicht mehr ausgehalten hätte.
 

„Scheinst da ja Stammkunde zu sein.“, stellte Fledermaus belustigt fest, nachdem ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm widmete. „Sind eben die Besten, die auch noch bezahlbar sind.“, gab ich gelassen zurück. „Also, welche Filme kannst du gar nicht leiden?“, wollte ich dann von ihm wissen, als wir vor der Videothek angekommen waren. Er würde nach gegenüber in den kleinen Supermarkt gehen und Getränke einkaufen, während er mir die Wahl der DVDs überlassen hatte beziehungsweise würde ich nicht ausleihen, bevor er wieder da war sondern nur eine Vorauswahl treffen, schließlich wusste ich ja nicht, welche Filme er schon kannte und welche nicht. „Liebesschnulzen finde ich jetzt nicht so den Hit und reine Metzelfilme mag ich auch nicht. Horror ist okay, aber ich würde gerne mitdenken können. Sollte also Story haben … deshalb bitte nichts in Richtung Saw – das ist mir zu stumpf.“, erklärte er nach kurzem Überlegen. „Sehe ich aus, als würde ich auf Liebesfilme stehen?“, konterte ich daraufhin und grinste ihn an. „Ach, und ich dachte, da wären alle Blondinen gleich.“ Ich knurrte und sah ihn böse an. „Blödmann!“
 

Ich trat ihm beleidigt von hinten in den Hintern, während er sich lachend von mir abgewendet und den Weg auf die andere Straßenseite angetreten hatte. Anscheinend wurde er frech, wenn man zu nett zu ihm war. Aber wirklich übel nahm ich es ihm nicht, schließlich hatte er es ja nur scherzhaft gemeint. Trotzdem hatte er da einfach eine heikle Sache bei mir angesprochen – aber das konnte er ja nicht wissen. Minutenlang orientierte ich mich einfach nur in dem großen Geschäft und machte mich dann daran eine sehr umfassende Vorauswahl zu treffen. Als er dann mit einer großen Tüte in der Hand wieder zu mir stieß, konnte ich ihm einen Stapel mit zehn DVDs vor die Nase halten. Nach einiger Diskussion hatten wir uns für ‚Sleepy Hollow’ entschieden. Ein Film, in dem Jonny Depp mitspielte, musste ja einfach gut sein, auch wenn die Story etwas flach klang. Es war schon lustig, dass er anscheinend ein genauso großer Depp Fan war wie ich. In meinen Augen gab es zur Zeit keinen genialeren Schauspieler. Und genau aus diesem Grund nahmen wir noch ‚Sweeney Todd’ sowie den dritten Teil von ‚Fluch der Karibik’ mit, da wir beide nicht die Zeit gefunden hatten uns die Filme im Kino anzusehen. Damals hatte es mich ziemlich geärgert, jetzt freute es mich schon fast, denn ich konnte mir nach dem heutigen Tag wirklich vorstellen, dass es ganz lustig sein konnte sie zusammen mit Jo anzusehen.
 


 

Ich kann nicht mehr warten

auch wenn du dich zierst
 


 

Marcs Vorschlag kam zwar überraschend, aber nicht ungelegen, denn ich verbrachte die wenige Zeit dann doch lieber alleine mit ihm, als in einem überfüllten Restaurant. Zwar war ich mir sicher, dass er es aus einem ganz anderen Grund vorgeschlagen hatte, aber das war mir egal. Da konnte ich ja wirklich froh sein, dass ich immer brav alles sofort wieder aufräumte und meine Wohnung somit Tiptop sauber war. Seinem Vorschlag, dass wir uns DVDs holen sollten, stimmte ich sofort zu, denn dann würde zwischen uns wenigstens keine peinliche Stille entstehen, sollten wir uns nichts mehr zu sagen haben. Dafür nahm er aber ohne zu zögern meinen Vorschlag mit der Lasagne an und bestellte sie auch sofort. Seine Frage, ob ich Tiramisu mögen würde, kam zwar etwas überraschend, aber da ich das Zeug ziemlich mochte, nickte ich sofort, so dass er auch für mich eine Portion mitbestellte. Aufgrund unserer Getränkediskussion trennten sich unsere Wege einige hundert Meter weiter und ich konnte es einfach nicht lassen ihn etwas aufzuziehen. Ich wollte einfach seine Reaktion auf so etwas sehen – und sie war wirklich niedlich, was ihm aber wohl nicht bewusst war.
 

Da es sich bei dem Supermarkt zum Glück um den handelte, den ich meistens aufsuchte, einfach, weil er der am nächsten zu meiner Wohnung gelegene war, hatte ich schnell die etwas versteckt liegende Getränkeecke gefunden und spritziges Wasser sowie einiges an Fruchtsaft eingepackt. Das musste vorerst reichen. Sollte es doch nicht reichen, musste er eben Tee trinken. Daran war ja auch noch keiner gestorben. Als ich mit der vollen Tasche dann die Videothek betrat, musste ich ihn erst einmal suchen, da leider mehrere langhaarige Blondinen unterwegs waren. Zwar waren das meiste Frauen, aber wenn man nur den Kopf von hinten sehen konnte, weil der Rest des Körpers von hohen Regalen verdeckt war, konnte man sich durchaus täuschen lassen. Allerdings hatte ich ihn schon oft genug gestalkt, so dass ich ihn trotz allem auf den ersten Blick erkannte und auf ihn zu ging. Dass er Jonny Depp mochte, war selbst für mich neu, aber ich freute mich ehrlich darüber und wenn wir wirklich alle drei Filme anschauen würden … wer weiß, vielleicht übernachtete er ja dann noch einmal bei mir? Ich hatte mit Sicherheit nichts dagegen, auch wenn ich so eine Aktion wie beim letzten Mal nicht noch einmal bringen konnte. Das wäre dann doch etwas zu auffällig gewesen.
 

Gemeinsam gingen wir zur Kasse und wie versprochen zahlte er die paar Euro von seinem Geld. Den restlichen Weg zu mir verbrachten wir schweigend. Die untere Tür war wie immer nur angelehnt, so dass ich sie nur aufdrücken und hineingehen musste. Marc folgte mir auf den Fuß. Erst oben stellte ich die mittlerweile schwer gewordene Tasche ab und sperrte die Wohnungstür auf. „Rein mit dir!“, grinste ich ihn an und ließ ihm den Vortritt, ehe ich ihm nachfolgte und die Tüte direkt in die Küche brachte und ausräumte. Erst danach wechselte ich meine schweren Stiefel gegen meine Hausschuhe und schlüpfte aus meiner dünnen Jacke und hängte sie fein säuberlich über den Haken. „Willst du auf Socken laufen oder lieber Hausschuhe anziehen?“, wollte ich ganz der gute Gastgeber von ihm wissen. Er schien zu überlegen. „Hast du Fußbodenheizung?“ Ich schüttelte den Kopf. So etwas Nobles besaß ich nicht und konnte es mir auch gar nicht leisten. Vor allem nicht in dieser zentralen Lage. „Dann gib mir Hausschuhe oder ein paar dicke Socken, das ist mir egal.“ „Welche Schuhgröße?“ „43.“ „Du hast ja süße Füßchen!“, rutschte es mir daraufhin heraus und duckte mich geschickt unter seinem Schlag weg. Aber was mich eigentlich rettete war das Klingeln an der Tür und die wohl duftende Lasagne, die ich hungrig in Empfang nahm. „Ich gebe dir gleich ein paar dicke Socken. Meine Schuhe werden dir wahrscheinlich alle viel zu groß sein. Kannst du die Lasagne in der Zwischenzeit bitte schon mal ins Wohnzimmer bringen?“ Damit drückte ich ihm die Schachteln in die Hände, huschte davon und holte ihm ein paar schwarze Wollsocken, die seine Füße mit Sicherheit warm halten würden – mit Garantie von meiner Großmutter. Wenigstens strickte sie mir mittlerweile nur noch schwarze und nicht wie in meiner Jugend quietschbunte.
 

Auf dem Weg zur Küche warf ich sie im Vorbeigehen an der Wohnzimmertür dem Blonden zu, der es sich dort schon einmal auf der Couch gemütlich gemacht hatte. Ich setzte noch eilig heißes Wasser für meinen Tee auf und suchte für ihn ein Glas, für mich eine Tasse und für uns beide Besteck und Teller heraus, was ich dann gleich ins Wohnzimmer brachte und die Getränke für ihn folgen ließ. Auch den Tee hatte ich schon in die Kanne gegeben, den ich schwungvoll mit dem heißen Wasser übergoss, woraufhin die Blätter darin umher zu wirbeln begann und das Wasser langsam grünlich färbten. Der Duft von Grüntee mit Zitronengras erfüllte den kleinen Raum und ich brachte die Kanne zusammen mit einer Thermoskanne und einem Sieb ebenfalls ins Wohnzimmer. „Okay, wir können!“, meinte ich zu Marc, während ich mich neben ihn setzte und er daraufhin auf ‚Play’ drückte. Anscheinend war er doch nicht so ganz untätig gewesen und hatte den ersten Film schon einmal eingelegt und vorbereitet. „’n Guten.“, wünschte ich ihm und öffnete dann meine Styroporschachtel, angelte das Alugefäß heraus, in dem sich die Lasagne befand und verfrachtete diese dann direkt auf meinen Teller. Sie duftete hervorragend, aber bevor ich mich ihr komplett widmete, musste ich noch meinen Tee abgießen, bevor er bitter und somit ungenießbar wurde.
 

Auch Marc war meinem Beispiel gefolgt, hatte sich Wasser eingeschenkt und seine Lasagne ans Tageslicht befördert. „Dir auch.“, wünschte mir mit ein wenig Verspätung und schenkte mir ein kleines Lächeln dabei. Dann konzentrierten wir uns beide komplett auf unser Essen und natürlich auf den Film. Das Essen war wie gewohnt lecker und ‚Sleepy Hollow’, mit dem wir angefangen hatten, wirklich lustig anzusehen. Zwar keine schwere Kost, aber trotzdem ein ziemlich guter Film. Ab und zu sah ich zu Marc hinüber und freute mich ihn bei mir zu haben. „Willst du meine mal probieren, oder warum starrst du mich so hungrig an?“, fragte er auf einmal, während ich total versunken in seinen Anblick gewesen bin. Erschrocken fuhr ich zusammen. „Ähm, ja. Du auch von meiner?“ Als er nickte, befüllte ich meine Gabel und er seine. Grinsend hielt ich sie ihm dann vor den Mund. „Sag ‚Aaah’“, forderte ich ihn auf und steckte sie ihm dann kurzerhand in den Mund, als er protestieren wollte. Dafür rächte er sich nur Sekunden später und fütterte nun mich, auch wenn mich das bei weitem nicht so störte wie ihn. „Hm, auch lecker.“, befand ich. Er verzog daraufhin nur sein Gesicht. „Hast du mir eine Artischocke gegeben?“ „Ja, warum?“ „Ich mag die Teile nicht!“ Ich schmolz beinahe dahin, als er mich schmollend ansah. „Entschuldigung, wusste ich ja nicht. Dann mach noch mal den Mund auf und du bekommst eine Gabel ohne Artischocke, okay?“, versuchte ich ihn wieder versöhnlich zu stimmen und fütterte ihn nun zum zweiten Mal. Nun schien es auch ihm zu schmecken. „Okay, ist auch lecker, vor allem die Soße – aber schon alleine wegen den Artischocken würde ich es nicht bestellen – außer jemand würde sie für mich essen.“ Dabei sah er grinsend in meine Richtung. „Soll das eine Einladung sein, noch einmal zusammen zu essen?“, wollte ich ebenfalls grinsend von ihm wissen. Das wäre ja zu schön um wahr zu sein!
 

„Lässt sich drüber reden, vorausgesetzt du ärgerst mich nicht dauernd und bist jetzt brav.“ „Ich ärgere dich doch gar nicht … ich spreche nur unangenehme Wahrheiten aus.“, konterte ich lachend und wendete meine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. So wirklich glauben konnte ich den heutigen Tag nicht. Es war immer noch total irreal. Zuerst war er tatsächlich im Laden aufgetaucht, nachdem ich die Hoffnung schon verloren hatte, dann hatten wir diese super heißen Fotos gemacht und jetzt saßen wir bei mir auf der Couch, aßen Lasagne und sahen uns zusammen DVDs an. Perfekter konnte es eigentlich kaum noch werden. „Ach ja, da fällt mir ein, willst du heute Nacht hier schlafen oder noch heim fahren? Ich meine, weil es wahrscheinlich ziemlich spät wird, wenn wir alle DVDs anschauen.“ Erwartungsvoll sah ich ihn an und hoffte wirklich, dass er zustimmen würde, denn vielleicht ergab sich ja noch einmal eine Gelegenheit wie beim letzten Mal, ihm so nah sein zu dürfen. Und wenn er erneut im Schlaf zur Klette mutierte – nur zu! Ich würde mich sogar darüber freuen! Aber leider konnte ich ihm seine Entscheidung nicht abnehmen, auch wenn ich dies nur zu gerne getan hätte …

Ausufernder Abend zu Zweit

So, meine Lieben. Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel! Vielen dank an meine vier Kommischreiber! Ich habe mich wirklich sehr über jeden einzelnen Kommentar gefreut. Jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit: Ausufernder Abend zu Zweit

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Ausufernder Abend zu Zweit
 


 

Ich weiss du bist kurz davor

dass du den kopf verlierst
 


 

Dieser Mistkerl wagte es doch tatsächlich sich über meine kleinen Füße lustig zu machen! Erst nannte er mich ‚Blondine’ und verglich mich mit den ganzen Tussen und jetzt das! Anscheinend war er lebensmüde! Wütend knurrend wollte ich ihm gerade die Abreibung seines Lebens verpassen, als es an der Tür klingelte und das Essen gebracht wurde. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er es mir in die Hand gedrückt und in seinem Schlafzimmer verschwunden war, dessen Tür ich noch von meinem letzten Besuch erkannte. Murrend brachte ich das Essen wie angewiesen ins Wohnzimmer und spitzte in die Styroporschachteln hinein, um heraus zu finden, welche mir gehörte. Kurz überlegte ich, ob ich in seine Lasagne aus Rache hinein spucken sollte, ließ es dann aber doch bleiben, da ich fast von einem Paar Wollsocken erschlagen wurde, die er mir schwungvoll entgegen warf, nur um sofort wieder zu verschwinden.
 

Das nächste Mal als er auftauchte, war er mit Geschirr und Besteck beladen, aber ich sah es gar nicht ein ihm zur Hand zu gehen und zu helfen. Etwas Rache musste einfach sein und er war selbst Schuld, wenn er mich dauernd ärgerte. Ich konnte ja schließlich auch nichts für meine Gene! Das war ganz alleine die Schuld meiner Eltern. Da mir langweilig wurde, als er erneut eine gefühlte Ewigkeit verschwunden blieb, machte ich mich an seinem Fernseher und dem DVD-Player zu schaffen, schaltete alles ein und entschied, dass wir mit ‚Sleepy Hollow’ anfangen würden. Dann, endlich, tauchte er mit seinem Tee wieder auf und gesellte sich zu mir. Erleichtert drückte ich die ‚Play’-Taste auf der Fernbedienung und sah ihm dabei zu, wie er die Lasagne auf seinen Teller beförderte, was ziemlich waghalsig und ein wenig ungeschickt aussah – aber er war erfolgreich und nur das zählte. Ich aß die Lasagne normalerweise direkt aus der Aluschale, das ging einfach schneller und man hatte danach nicht so viel Geschirr zum Abspülen. Jo schien das aber irgendwie etwas anders zu handhaben und solange ich nicht spülen musste, war mir das auch egal. Nun versuchte ich mich ebenfalls an dem Experiment ‚Wie-bekomme-ich-meine-Lasgane-richtig-herum-und-in-einem-Stück-auf-meinen-Teller’, was alles andere als leicht war. Da hatte sich sogar Fledermaus geschickter angestellt als ich. Erst als es geschafft war, konnte ich meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten, wie zum Beispiel sein „’nen Guten“ zu erwidern.
 

Gefräßige Stille entstand zwischen uns, während wir beide abwechselnd auf unsere Teller und auf den Bildschirm sahen. Irgendwann fühlte ich allerdings seinen Blick auf mir ruhen, was mich wenig gestört hätte, wäre es mir nicht wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen. Manchmal machte er mir immer noch etwas Angst. Vielleicht war er ja doch ein verrückter Serienkiller und ich sein erstes Opfer? Das würde erklären, warum er so nett zu mir war, denn ich war ja nicht der Freundlichste ihm gegenüber gewesen. Wahrscheinlich wollte er mein Vertrauen ergaunern – //oder etwas von deiner Lasagne ab haben.//, mischte sich unerlaubt die Stimme in meinem Kopf mit ein, die mich heute schon den ganzen Tag immer wieder genervt hatte. Aber da diese Theorie wahrscheinlicher klang als meine eigene, wendete ich ihm nun mein Gesicht zu und wollte wissen, ob er mal probieren wollte. Zwar sah er kurz ertappt und ein wenig verwirrt aus, stimmte aber zu. Sein Angebot seine Lasagne ebenfalls zu probieren, schlug ich ebenfalls nicht aus, denn sie hatte auch verdammt lecker gerochen, als ich nach meiner gesucht hatte.
 

Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, dass wir Teller tauschten, aber ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er mir schon eine Gabel voller Futter in den Mund steckte, den ich zum Protest gerade öffnen wollte. Zur Strafe fütterte ich ihn ebenfalls, wobei ihm das anscheinend nur Spaß machte und sich gar nicht doof dabei vorkam, so wie ich. Ich kaute auf meinem Happen herum und verzog dann mein Gesicht. Dieser Geschmack … IGITT, Artischocke! Als er meine Lasagne für gut beachtete, beschwerte ich mich über die Artischocke bei ihm. Er hätte mich wirklich vorwarnen oder mir einen Happen ohne dieses widerliche Zeug füttern können – okay, er wusste nichts von meinem Hass auf dieses Gemüse, aber trotzdem! Dennoch nahm ich sein Angebot noch einmal zu probieren an. Misstrauisch zerlegte ich den neuen Bissen erst einmal mit meiner Zunge, um nicht erneut so eine böse Überraschung zu erleben, aber die Luft bzw. das Essen war rein, so dass ich es langsam durchzukauen und richtig auszukosten begann – und es schmeckte wirklich lecker. Was ich ihm dann auch gleich mit der Einschränkung, dass ich sie trotzdem alleine wegen der Artischocken nicht kaufen würde, außer jemand würde sie für mich essen, verkündete.
 

Mir war durchaus bewusst, dass es sich für ihn wie eine erneute Einladung zum Essen anhören musste und ich hatte auch nicht dagegen, solange er seine freche Zunge im Zaum behielt, was ich ihm auch gleich mitteilte. Dass er darauf natürlich sofort konterte, war mir klar gewesen. Als er allerdings so ausgelassen dabei lachte, konnte ich ihm nicht böse sein, denn es war ein sympathisches, ehrliches und vor allem unaufdringliches Lachen. Allgemein fand ich seine Gesellschaft immer angenehmer. Zwar war er immer noch ein seltsamer Kerl, aber anscheinend begann ich mich an ihn zu gewöhnen.
 

Schweigend sahen wir weiter den Film an, der mir eigentlich ganz gut gefiel, vor allem weil Jonny Depp die Rolle genial spielte. Als Jo völlig aus dem Zusammenhang gerissen wissen wollte, ob ich über Nacht bleiben wollte, musste ich lange überlegen, denn eigentlich hatte ich das nicht geplant gehabt. Aber er hatte schon Recht damit, dass es spät werden würde, wenn wir uns alle drei Filme ansehen würden und das hatte ich durchaus vor, schließlich hatte ich dafür bezahlt und ich schmiss Geld nur ungern zum Fenster hinaus, auch wenn ich genug davon besaß. „Ich weiß noch nicht. Kommt darauf an, wie fertig ich später bin und ob ich noch Lust habe mit dem Nightliner zu fahren.“ Das war kein ‚Ja’, aber auch kein ‚Nein’, doch er nickte nur gelassen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu, genau wie ich.
 

Bis zum Ende des Films sprachen wir kein Wort mehr miteinander, verputzten aber dafür sowohl die Lasagnen als auch das Tiramisu restlos. Beinahe gleichzeitig legten wir den Kaffeelöffel zur Seite und ließen uns, die Bäuche dabei haltend, nach hinten gegen die Couchlehne sinken. Ich war so vollgefressen wie schon lange nicht mehr. Als ich träge zu dem anderen blinzelte, erweckte er nicht gerade den Eindruck, dass es ihm besser erging. Zehn Minuten später endete der Film und ich konnte es kaum fassen, dass wir über eine Stunde mit Essen verbracht hatten. Das war für mich ein neuer Rekord! Ich hätte das Geschirr auch einfach noch stehen gelassen, aber Jo stand schon während des Abspanns auf und begann den Tisch abzuräumen. Da ich nun das gesamte Sofa, das zwar klein aber bequem war, für mich hatte, streckte ich mich über die ganze Länge aus und dehnte mich ein wenig, bis meine Gelenke knackten. Träge blinzelnd sah ich ihn an, als er zurück kam und mich amüsiert musterte. „Du siehst aus wie eine satte, zufriedene Katze – wie Garfield, nur nicht so dick.“, grinste er mich an und machte sich dann am DVD-Player zu schaffen. „’Sweeney Todd’ als nächstes?“, wollte er wissen, war aber schon dabei die DVD einzulegen bevor ich antworten kannte. Da es mir aber eigentlich egal war, störte es mich nicht wirklich und ich schloss lieber meine Augen um ein wenig zu dösen. „Hey, nicht schlafen!“, hörte ich auf einmal seine Stimme direkt neben meinem Ohr und ich öffnete erschrocken meine Augen. Ich hatte gar nicht gehört, wie er sich mir genähert hatte. „Hilfe, erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte ich mich und richtete mich auf. Sofort setzte er sich dorthin, wo bis gerade eben noch mein Kopf gelegen hatte. „Komm, reg dich ab. Kannst dir auch eines der Sofakissen auf meine Oberschenkel legen und mich als Unterlage benutzen, wenn du so ko bist.“, bot er mir mit liebem Lächeln an, das ich einfach erwidern musste, ehe ich seinen Vorschlag dankbar annahm und meinen Kopf nur Sekunden später zusammen mit einem Sofakissen auf seine Oberschenkeln bettete.
 

Nun war es an ihm den Film per Fernbedienung zu starten. Es war verdammt bequem so da zu liegen, auch wenn ich meine Beine ob der Kürze der Couch anziehen musste. Trotzdem war es einfach gemütlich, wenn auch etwas kalt, was mich frösteln ließ. „Ist dir kalt?“, wollte er sofort wissen. „Naja … bisschen frisch.“, gab ich zu, woraufhin er mich dazu zwang meinen Kopf zu heben, so dass er weg konnte. Den Film pausierte er so lange, bis er mit einer weichen, flauschigen und sicher verdammt kuscheligen Decke in den Händen zurück kam und sie über mir ausbreitete. „Danke.“, lächelte ich ihn an und ließ ihn wieder seinen alten Platz einnehmen. Es dauerte auch nicht lange und mir war schon fast wieder zu warm, weshalb ich meine Arme heraus zog. Er schien davon wenig mit zu bekommen, da er sich komplett auf den erneut laufenden Film konzentrierte. Für mich hatte die Situation etwas irreales und ich verstand mich auch selber nicht mehr wirklich. So wohl fühlte ich mich normalerweise nur bei Martin und bei ihm hatte es lange gedauert, bis ich mich so weit an ihn gewöhnt und damit begonnen hatte ihm zu vertrauen. Bei Jo ging das alles irgendwie etwas schneller. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Oberarm und zuckte zusammen. „Sorry, ich nehm sie wieder weg, wenn es dich stört, aber so ist es für mich einfach bequemer. Weiß sonst nicht wohin mit meinen Händen.“, erklang auch sofort leise die dunkle Stimme, die mir mittlerweile ziemlich vertraut war. „Nein, schon gut.“, winkte ich ab.
 

Bei jedem anderen als Martin hätte es mich mit Sicherheit gestört, aber da er nichts machte, außer ab und zu die Position zu verändern oder seinen Daumen zu bewegen, so dass er über meinen Oberärmel streichelte, konnte ich damit leben. Trotz allem war es eine vertrauliche Geste. Allgemein mussten wir für Außenstehende wie sehr gute Freunde oder gar ein Pärchen aussehen, was mich durchaus belustigte. Mit den Minuten fühlte ich mich immer müder, was ich auf den vollen Magen, den anstrengenden Tag und meine bequeme Position zurück führte. Und auch wenn der Film spannend und interessant war, fielen mir immer öfter die Augen zu und ich gähnte verhalten. Irgendwann blieben sie dann ganz geschlossen und ich schlief langsam ein.
 


 

Ich will deine Seele

drück dich an mich
 


 

Natürlich wäre mir ein klare ‚ja’ lieber gewesen, aber ich war schon zufrieden, dass er nicht von vornherein ‚nein’ gesagt hatte. Schweigend widmete ich mich wieder dem Film und dem Essen, bis ich das Gefühl hatte gleich zu platzen, aber zusammen hatten wir tatsächlich alles aufgegessen. Ich musste grinsen, als er sich ächzend zurücklehnte und folgte seinem Beispiel, sah nun nur noch auf den Bildschirm, versuchte mich von dem Gedanken, dass mein Traummann nur einen halben Meter von mir entfernt mit mir zusammen auf der Couch saß, abzulenken, was alles andere als leicht war. Ich war deshalb auch ziemlich erleichtert, als der Film zu Ende war und nutzte die Gelegenheit den Tisch abzuräumen, suchte die Küche allerdings in erster Linie nur auf, um wieder etwas ruhiger zu werden. So lange ich gegessen hatte, war ich abgelenkt gewesen, aber die darauffolgenden 10 Minuten waren schwer gewesen. Es wurde mit Minute zu Minute härter nicht einfach über ihn herzufallen. Auf dem Rückweg nahm ich gleich noch eine neue Flasche Wasser mit ins Wohnzimmer, wo es sich der Blonde auf der Couch gemütlich gemacht hatte und sie nun komplett für sich einnahm. Er erinnerte mich unheimlich an Garfield – Lasagne essen und dann schlafen – nur dass er nicht so dick war, was ich ihm auch frech mitteilte.
 

Er antwortete nicht darauf und ignorierte mich, weshalb ich mich mit den Schultern zuckend dem DVD-Wechsel widmete. Dass wir als nächstes mit ‚Sweeney Todd’ weitermachen würden, hatte ich schon entschieden und auch meine Frage, ob das für ihn in Ordnung ging, war eher rhetorisch gemeint. Zum Glück hatte er wohl wirklich nichts dagegen, so dass ich zurück zur Couch gehen konnte. Ich ging neben ihm in die Hocke, blies ihm grinsend ins Ohr, ließ ihn mit meinen folgenden Worten aufschrecken, so dass ich nun bequem Platz auf dem Sofa hatte. Aber ich wollte mal nicht so sein – und außerdem war es ein guter Test, inwieweit er sich schon bei mir wohl fühlte – weshalb ich ihm anbot meine Oberschenkel als Kopfunterlage zu verwenden. Das Sofakissen schlug ich eigentlich nur als Sicherheitsvorkehrung vor, falls sich Klein-Jo zu Wort melden sollte. Es wäre mir nämlich verdammt unangenehm gewesen, wenn er das bemerkt hätte. Zufrieden beobachtete ich ihn, wie er sich tatsächlich ein Kissen schnappte und es sich dann auf mir gemütlich machte. Nun wusste ich zwar nicht wohin mit meinen Händen, da ich ihm ja nicht einfach – obwohl ich das nur zu gerne getan hätte – durch die Haare streicheln konnte.
 

Ich schaltete zu allererst einmal den Film ein, konnte meine Augen aber nicht von dem schlanken Körper nehmen. Am liebsten hätte ich meine Hände über ihn gleiten lassen und ihn überall berührt. Dass er fröstelte, fiel mir auch nur auf, weil ich ihn so aufmerksam angestarrt hatte. Ich bot ihm an eine Decke zu holen und stand dann auf, brachte sie und legte sie über ihn. Jetzt konnte ich zwar nur noch Konturen erahnen, aber zumindest mein Schwanz konnte sich jetzt wieder ein wenig beruhigen. Ich setzte mich erneut auf meinen Platz, schaltete den zuvor unterbrochenen Film ein und wusste schon wieder nicht, wohin mit meinen Händen. Nach einigen Minuten nahm ich meinen gesamten Mut zusammen und platzierte meine Hand auf seinem Oberarm. Die andere hatte ich auf der Sofalehne abgelegt, denn sie dauernd irgendwo am Körper oder in der Luft haltend war einfach zu unbequem.
 

Es wunderte mich nicht, dass er zusammen zuckte, aber ich hatte mir schon eine Ausrede zurecht gelegt – die ja sogar stimmte. Erleichtert registrierte ich, dass er es wohl akzeptierte und kämpfte gegen den Drang an, ihn etwas zu streicheln und war dabei auch die meiste Zeit erfolgreich. Nur ab und zu konnte ich nicht widerstehen meine Finger nicht doch etwas über den Stoff seines Oberteils wandern zu lassen. Mit aller Macht versuchte ich mich auf den Film zu konzentrieren, was nach einigen Minuten auch wunderbar funktionierte, da er wirklich gut gemacht war – auch wenn die Pasteten aus Menschenfleisch ziemlich eklig waren. Ungefähr in der Mitte des Films bekam ich Durst und bat meinen Engel leise, mir doch bitte meine Tasse zu geben, da diese direkt vor ihm auf dem Tisch stand, doch rührte er sich nicht. Verwirrt stupste ich ihn an, aber er reagierte immer noch nicht. Langsam dämmerte mir, dass er eingeschlafen war, zwickte ihn leicht in den Oberarm, um dies zu testen. Da er auch daraufhin keinen Laut von sich gab, stahl sich ein breites Grinsen auf meine Lippen. Jetzt gab es für meine Hände kein Halten mehr. Meine Hand, die bisher züchtig auf der Lehne gelegen hatte, stahl sich in seine weichen Haare und begann seinen Kopf und seinen Nacken zu kraulen, während die andere sich unter die flauschige Decke schob, um seinen Körper zu erkunden. Der Film war vergessen. Jetzt zählte nur noch die Chance, die sich mir bot.
 

Vorsichtig strich ich ihm einige Haarsträhnen hinters Ohr und drehte ihn dann auf den Rücken, so dass ich sein schönes, ebenmäßiges Gesicht bewundern konnte. Vorsichtig, als wäre er zerbrechlich oder eine Seifenblase, die sich bei der ersten Berührungen in Luft auflöste, strich mit den Fingerspitzen über seine Stirn, zwischen seinen Augen hindurch über die gerade Nase, über seine Wangen und dann über seine vollen, weichen Lippen. Immer und immer wieder strich ich darüber, konnte gar nicht genug davon bekommen, beugte mich dann mit einigen Verrenkungen nach unten und legte meine eigenen auf seine. Es war ein sehr unschuldiger Kuss, der auch nur von meiner Seite ausging, aber mein Blut toste trotzdem heiß durch meine Venen und sammelte sich dann in meiner Körpermitte. Keuchend löste ich mich von ihm, lehnte mich zurück und öffnete dann kurz entschlossen meine Hose, holte mein bestes Stück heraus und schloss meine Hand darum. Leise aufkeuchend begann ich ihn zu massieren, während ich mit der anderen Hand über seine Brust weiter nach unten strich, sein Oberteil hochschob um mehr von seiner Haut spüren zu können. Es war wirklich verrückt, dass ich so geil wurde, nur weil ich ihn im Schlaf berührte. Und ich wollte mehr – viel mehr!
 

Zwar wollte ich es mit uns langsam angehen lassen, aber es hatte sich schon viel zu viel angestaut, als dass ich jetzt aufhören konnte, dazu brannte die Lust viel zu heiß in mir. Vorsichtig hob ich seinen Oberkörper, so dass ich unter ihm hervor schlüpfen und ihn ächzend hochheben konnte. Ich schaffte es nur mit Müh und Not in mein Schlafzimmer, wo ich ihn auf meinem Bett ablegte und dann kurz entschlossen mit meinen Handschellen am oberen Bettrand fixierte. Mit bebenden Fingern knöpfte ich seine Hose auf, zog sie samt Unterhose hinab und schmiss sie dann achtlos neben dem Bett auf den Boden. Das Oberteil dagegen schob ich nach oben und zog es über seinen Kopf, ließ es aber wegen den Handschellen weiterhin seine Arme bedecken. Hungrig leckte ich mir über die Lippen, als ich nun in aller Ruhe meinen Blick über den knackigen Männerkörper wandern lassen konnte. Ich war im Moment einfach nur unheimlich froh, dass er so einen tiefen Schlaf hatte.
 

Nun entledigte auch ich mich meinen Klamotten und krabbelte über ihn, passte aber auf, dass ich nicht zu viel Gewicht auf ihn verlagerte, damit er nicht ausgerechnet deshalb aufwachte. Ich beugte mich nach unten, ließ unsere Lippen sich erneut vereinen, ehe ich mit meiner Zungenspitze eine feuchte Spur über sein Kinn und seine Kehle hinab zog. Umso mehr ich ihn berührte, umso heftiger pochte meine Erregung. Fahrig strich ich mit meinen Händen über seine Seiten und seinen Bauch, hinauf zu seinen Nippeln, um diese mit dem Daumen etwas zu reizen, denn ich fand, dass ihm vor Erregung harte Nippel besser standen. Genauso wie ich mir bei ihm ein Nippelpiercing gut vorstellen konnte. Ich rutschte etwas weiter nach unten, ersetzte meine Finger mit meinem Mund, schloss meine Lippen fest um die mittlerweile erhärteten Knospen und begann daran zu saugen und zu knabbern. Ich war schon immer ein Mensch gewesen, dem es genügte andere zu berühren um selbst dabei so geil zu werden, dass ich kurz vor dem kommen war, aber so intensiv und heftig wie im Moment hatte ich es noch nie erlebt.
 

Keuchend küsste ich mich über seinen Bauch tiefer hinab, fuhr die durch die Muskulatur gebildeten Furchen mit meiner Zunge nach. Ich ließ mir Zeit, erkundete ausführlich seinen Bauchnabel und bewegte mich immer weiter nach unten. Als ich bei seinem Schwanz angelangt war, setzte ich mich wieder auf, um ihn aus der Entfernung in Ruhe betrachten zu können. Schwer wogen seine Hoden in meiner Hand, als ich meine Finger um diese schloss und sie zart zu massieren begann. Gerade wollte ich seinen Schwanz berühren, als ein ersticktes Aufkeuchen ertönte, was mich erschreckt aufsehen ließ. Doch zum Glück schlief er immer noch, so dass ich beruhigt weiter machen konnte. Mit den Fingerspitzen glitt ich über seine gesamte Länge, genoss das Gefühl der weichen Haut, ehe ich meinen Griff um ihn schloss und ihn gleichzeitig mit mir zu massieren begann. Zum Glück war auch er nur ein Mann, so dass er ziemlich schnell darauf reagierte. Neugierig strich ich mit einem Finger tiefer, näherte mich seinem Eingang immer und immer mehr, bis ein geknurrtes „Wage es nicht!!!“ erklang und mich erschrocken zusammenfahren ließ.

Verwirrung

Hey *Entschuldigungs-Kekse verteil* Ich will euch nicht lange mit Entschuldigungen nerven, denn bis auf ein kleines KreaTief gibt es keine ^^' Aber hier ist nun das nächste Kapitel von Human Vase ... ich hoffe es gefällt. Und vielen Dank an meine Kommischreiber und an meine neu eingestellte Beta Satnel ^^

Viel Spaß! ^^

Lg

KaNi

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Verwirrung
 

Ich will deine Seele

lass mich in dich

Ich will dein Herz
 

Ich schlief wirklich gut, nur meine Träume waren ziemlich feucht und seltsam, aber da ich ein Mann war, verwunderte mich das nicht sonderlich. Ich träumte, dass ich an einem Strand lag und um mich herum lauter knackige, von der Sonne gebräunte Beachboys lagen und standen und mich überall am ganzen Körper liebkosten. Sie ließen keinen Flecken meines Körpers aus und entlockten meinem Traum-Ich leise Geräusche der Lust und mir wurde heißer und heißer. Sie zogen mich aus, berührten mich immer intensiver und wilder, weckten mehr und mehr die Leidenschaft in mir. Keuchend drückte ich mich den vielen Händen und Mündern entgegen.
 

Auf einmal änderte sich mein Traum. Ich lag im Meer, auf einer Luftmatratze. Alles um mich herum schaukelte. Ich drohte seekrank zu werden, doch dann war es wieder still um mich herum. Ich lag auf Wolken und diesmal waren es süße Engel, die über mich herfielen und mir den Verstand raubten. Ich konnte mich nicht mehr bewegen – und genoss es, was ich im wachen Zustand niemals getan hätte. Heiße, männliche Lippen auf meiner Brust, auf meinem Bauch, an meiner Hüfte, an meinem Schwanz brachten mich zum Stöhnen und Beben. Ich wollte meine Hände in die weißblonden Haare des größten Engels krallen, aber ich konnte mich nicht rühren, nur genießen.
 

Doch plötzlich veränderte sich meine Umgebung erneut und ich fiel – fiel tiefer und tiefer, ehe ich in der Hitze der Hölle landete. Ein schwarzhaariger Teufel mit roter, glühender Haut stürzte sich auf mich, aber anstatt mich zu quälen, bescherte er mir ebenfalls wundervolle Gefühle, bis – bis er auf einmal an meinem Hintern wollte. Ich musste mit mir kämpfen, aber irgendwie schaffte ich es meine Sprache wieder zu finden und brachte ein wütendes „Wage es nicht!!!“, zustande. Kurz schien es, als ob er darauf hören würde, denn er hielt inne und ich entspannte mich wieder – doch plötzlich durchdrang mich ein stechender Schmerz – und ich wurde aus der Hölle direkt in die Realität katapultiert.
 

Keuchend schreckte ich auf. Mein Körper fühlte sich genauso heiß und erregt an wie in meinem Traum. Ich konnte mich nicht bewegen – wie in meinem Traum. Und genau wie in meinem Traum bohrte sich etwas in meinen Hintern hinein. „Was zur Hölle?!?“, fluchte ich irritiert und sah an mir herab, direkt in Jos schuldbewusste Augen. Gleichzeitig registrierte ich, dass ich nackt, gefesselt und hoch erregt war. Aber ich bemerkte auch Jos harten Schwanz und vor allem seine Hand, die an, nein, IN meinem Allerwertesten war. Okay, nicht die ganze Hand, aber es war trotzdem unangenehm. „Nimm ihn raus!“, zischte ich wütend. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Das hatte man davon, wenn man einer verfluchten Fledermaus Vertrauen schenkte. „Los! Wird’s bald?!?“ Ich war wütend, richtig wütend, vor allem als ich bemerkte, dass Jo den Kopf schüttelte.
 

„Ich will dich schon lange! Seit ich dich das erste Mal gesehen habe will ich dich besitzen! Ich will, dass du mir gehörst!“, hörte ich auf einmal seine dunkle, ruhige Stimme, die mir mehr Angst einjagte als wenn er schreiend mit einem Messer vor mir gesessen hätte. „Du bist doch verrückt!“, fuhr ich ihn ungläubig an – wobei ich ihm notgedrungen wohl glauben musste, denn alles an dieser Situation sprach dafür, dass er die Wahrheit sagte. „Ja, verrückt nach dir.“, kam die deprimierende Antwort zurück. Fest zwickte ich meinen Hintern derweil zusammen, damit er seinen Finger nicht mehr rühren konnte. So tat es zwar noch mehr weh, aber es passte auch nicht mehr mehr rein, was das Wichtigste für mich war. „Dir ist schon klar, dass du es dir gerade komplett mit mir versaust, oder?“ Es war alles andere als einfach mit pochendem Schwanz und Finger im Hintern halbwegs normal zu sprechen ohne dabei zu Keuchen oder sonstige peinlichen Geräusche von mir zu geben. Irgendwie schaffte ich es zwar, aber ich hatte trotzdem noch keine Ahnung, wie ich hier heil wieder herauskommen sollte.
 

„Ich weiß … aber ich kann jetzt nicht mehr aufhören!“ Er klang schon fast verzweifelt dabei, aber dass ich jetzt mit ihm Mitleid bekam, wo doch eindeutig ER der Böse war, fehlte gerade noch. „Und warum nicht?“ „Weil ich so eine Gelegenheit wohl nie wieder haben werde.“ Wo er Recht hatte … Scheiße! „Und deshalb willst du mich jetzt vergewaltigen?“, sprach ich die bittere Wahrheit aus und mir wurde schon alleine bei dem Gedanken daran schlecht. „Dir ist bewusst, dass ich dann zur Polizei gehen werde, wenn du das wirklich durchziehst?“ „Ja … aber ich würde dich für immer hier behalten … du würdest mir gehören und niemand anderes dürfte dich mehr berühren. Du würdest diese Wohnung nie wieder verlassen. Ich würde für dich sorgen und dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.“, versprach er mir. Langsam bekam ich wirklich Angst. Mein Gefühl am Anfang hatte mich wohl doch nicht getäuscht. Er war ein Psycho. Und zwar ein großer und kein kleiner, harmloser.
 

„Gibt es nichts, was ich tun kann, damit du mich gehen lässt?“, versuchte ich es auf diese Weise. „Wenn du mir versprichst mir freiwillig zu gehören und mit niemand anderem mehr Sex zu haben als mit mir, dann können wir darüber reden.“ „Wenn ich nicht unten sein muss, von mir aus.“ „Ich bin definitiv NICHT unten, Süßer.“ Ich zischte auf, als er erneut versuchte seinen Finger tiefer in mich hinein zu bohren. Es tat höllisch weh und dann wurde es schwarz um mich herum.
 

Als ich erwachte lag ich im Bett der Fledermaus, schön ordentlich zugedeckt und von ihm war nichts zu sehen. Mein Hintern fühlte sich normal an und als ich ihn berührte und mein Loch etwas anspannte und wieder lockerer ließ, spürte ich auch nichts Ungewohntes. Meine Handgelenke waren leicht gerötet, aber es waren keine deutlichen Spuren von Handschellen oder sonst etwas Verräterisches darauf zu entdecken. Verwundert bemerkte ich, dass ich auch nicht nackt war, sondern eine Jogginghose trug, die wahrscheinlich Jo gehörte. Misstrauisch setzte ich mich auf, sah mich um und hörte dann leises Tellerklappern und folgte dem Geräusch. Ich fand Jo leise summend in seiner kleinen Küche, wie er gerade das Geschirr vom vergangenen Abend säuberte und nebenher immer wieder das Rührei in der Pfanne wendete. Stumm stand ich in der Tür und sah ihm zu, sprach ihn nicht an. Ich konnte nicht glauben, dass das nur ein Traum gewesen sein sollte, aber nichts deutete darauf hin, dass es wirklich geschehen war.
 

Als ich mich leise räusperte, zuckte er erschrocken zusammen, lächelte mir dann aber zu. „Morgen. Na, gut geschlafen? Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich dich in mein Bett getragen und dir etwas Bequemeres angezogen habe. Du hast so tief geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte.“ Freundlich sah er mich an. „Ich hoffe, du isst Rührei mit Toast zum Frühstück. Hab nichts anderes hier. Hab ja nicht mit so hohem Besuch gerechnet gehabt.“ Er hatte rein gar nichts mehr von dem besessenen jungen Mann der letzten Nacht an sich und ich kratzte mich verwirrt am Kopf. Hatte ich das wirklich alles nur geträumt oder war er ein perfekter Schauspieler? Aber zumindest hatte er mich nicht gefickt, denn sonst würde mir mein Hintern jetzt richtig wehtun und der fühlte sich eigentlich ganz normal an.
 

„Deckst du bitte kurz den Tisch?“, riss er mich auf einmal aus meinen Gedanken und ich nickte, versuchte mich auf diese Aufgabe zu konzentrieren, auch wenn sie nicht sonderlich erfüllend oder ablenkend war. Wie ein Roboter folgte ich seinen Worten, mit denen er mir mitteilte, wo ich was fand, und deckte so nach und nach den gesamten Tisch. Viel benötigten wir ja nicht, wobei ich mir sowieso nicht sicher war, ob ich überhaupt einen Bissen nach diesem … Traum … herunter bekommen würde. War es denn überhaupt ein Traum? Ich wusste es wirklich nicht. Ganz egal ob Realität oder Traum, ich würde mich nun wieder von Fledermaus fern halten. Ich hatte Angst vor ihm. Hatte Angst, dass er wirklich so dachte und mich besitzen wollte.
 

Erneut riss er mich aus meinen Gedanken, als er plötzlich die Pfanne mit dem Ei und Speck vor mir auf den Tisch stellte. „Bedien dich.“, forderte er mich auf, während er noch schnell ein paar Orangen auspresste und den Saft dann auf zwei Gläser verteilte, wobei eines davon vor meiner Nase landete. „Danke.“, brachte ich krächzend hervor. Das erste Wort, das ich heute von mir gegeben hatte. Nicht einmal seinen Morgengruß hatte ich in meiner Verwirrung erwidert, aber das schien ihn ja nicht gestört zu haben. Ich nahm mir nur wenig zu Essen. „Ich muss dann auch gleich los … hab noch einen wichtigen Termin.“, log ich dann mit vollem Mund, während ich das durchaus leckere Ei einfach hinunter würgte, weil ich es kaum noch in seiner Gegenwart aushielt.

Ich fühlte mich, als würde ich in dieser Wohnung gleich ersticken, als würden sich erneut Fesseln um mich legen und Hände meine Kehle zudrücken.
 

Kaum dass ich aufgegessen hatte, sprang ich auf, so dass mein Stuhl klappernd nach hinten umkippte. „Ich bring dir die Jogginghose demnächst vorbei und hol dann meine Klamotten.“, brachte ich noch schnell hervor, dann rannte ich schon fast in den Gang, schlüpfte in meine Schuhe und meine leichte Jacke, in der sich zum Glück meine Schlüssel und mein Geldbeutel befanden. „Was ist denn los?“, hörte ich seine verwunderte Stimme hinter mir, doch ich antwortete nicht sondern stürzte nur so schnell wie möglich die Treppen des maroden Hauses hinab und betrat dann die Straße.

Tief sog ich die Luft in meine Lungen ein, die leicht nach Regen schmeckte und beeilte mich zu mir nach Hause zu laufen.
 


 

Ich hab dich belogen

dich schamlos benutzt

ich hab deine seeligkeit

mit meiner sünde beschmutzt
 

Erschrocken war ich zurück gezuckt als Marc mich so anpflaumte. Nachdem ich aber bemerkt hatte, dass er nur im Schlaf gesprochen hatte, machte ich nach einigen Augenblicken, in denen ich mich erst einmal wieder beruhigen musste, weiter und bohrte meinen Finger tiefer in diese verheißungsvolle Enge hinein. Doch das weckte ihn nun wirklich und als er mich verschlafen, aber vor allem auch ehrlich entsetzt, anstarrte, sah ich ihn schuldbewusst an. Ich wusste ja, dass es falsch war, was ich da gerade mit ihm getan hatte beziehungsweise immer noch mit ihm machte. Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht damit aufhören. Sein enger, heißer Körper kerkerte mich ein, so dass ich meinen Finger nicht mehr bewegen konnte, aber das trieb nur noch mehr Blut in meinen Schwanz hinein. Ich konnte nur den Kopf schütteln, als er mich erneut dazu aufforderte meinen Finger aus ihm zu nehmen. Und ich musste ihm auch zustimmen, dass ich verrückt war. Ich war einfach verrückt nach ihm. Es gab noch nie einen Menschen, den ich so sehr begehrt hatte wie ihn. Er sollte mir gehören! Mir alleine! Er sollte mein Engel sein!
 

Marc schien von der Idee dagegen nicht so begeistert zu sein und ich konnte ihn da auch verstehen … aber mein Wunsch ihn zu besitzen war einfach größer als die Vernunft. Seine Drohungen mit der Polizei ließen mich kalt, denn wenn ich ihn mir jetzt nahm, würde ich ihn niemals wieder gehen lassen, was ich ihm auch gleich mitteilte. Heiß pumpte mein Blut durch meinen Körper und ich intensivierte meine Berührungen wieder, obwohl er sich eindeutig zu wehren versuchte – aber die Fesseln würden halten, ganz egal was er versuchen würde, da war ich mir sicher. Vorsichtig begann ich meinen Finger erneut in ihm zu bewegen, aber er war so verdammt eng, dass es wohl trotzdem ziemlich wehtun musste. Auf einmal entspannte er sich jedoch und ich machte frohen Mutes weiter. Er beschwerte sich auch nicht mehr und hielt mustergültig still. Das war der Moment, in dem ich mich dann doch etwas wunderte. Ich sah auf und stellte fest, dass seine Augen wieder geschlossen waren. Dass er in dieser Situation erneut eingeschlafen war, davon ging nicht einmal ich aus. Kurz haderte ich mit mir. Ich wollte ihn. Jetzt sofort. Für immer. Ganz. Er sollte mein werden … aber nicht so, das musste ich mir selbst eingestehen.
 

Langsam zog ich meinen Finger aus ihm heraus, fasste nach seiner Hand und legte sie um meinen Schwanz, bewegte sie zusammen mit meiner eigenen Hand an diesem auf und ab und brachte mich so zum Orgasmus. Erleichtert, dass er noch weggetreten war – wahrscheinlich hätte ich mir mehr Sorgen machen sollen, aber mein Hirn war noch zu vernebelt vom Geschehenen – ging ich ins Badezimmer und füllte eine Wäschewanne mit etwas warmen Wasser und Duschgel und nahm mir noch einen Lappen mit. Etwas umständlich begann ich Schweiß und mein Sperma, das ich großzügig auf ihm verteilt hatte, abzuwaschen. Ich wusch ihn überall sehr gründlich, damit keine verräterischen Überreste blieben. Als er sauber war, machte ich ihn los und massierte seine Handgelenke vorsichtig mit etwas Heilsalbe um mögliche Druckstellen gut zu kaschieren und ihnen entgegen zu wirken. Auch seinen Hintern behandelte ich mit etwas Creme.
 

Es fiel mir wirklich schwer es dabei zu belassen und nicht erneut über ihn herzufallen. Er lag viel zu verführerisch vor mir, als dass es mich kalt gelassen hätte. Dazu war ich einfach schon viel zu lange scharf auf ihn. Sanft strich ich ihm durch die blonden Haare und räumte dann alles was mich verraten konnte aus dem Schlafzimmer heraus und zog ihm eine meiner Jogginghosen über, ganz nach dem Motto: Was ich nicht sah, machte mich auch nicht heiß. Dann zerstieß ich noch eine Schmerztablette und flößte ihm die Krümel zusammen mit Wasser ein, was er zum Glück automatisch schluckte. So würde sich mit Sicherheit auch sein Hintern nicht seltsam anfühlen – zumindest hoffte ich das.
 

Mit einem letzten Kuss auf die vollen Lippen verabschiedete ich mich für diese Nacht von ihm und verzog mich auf die Couch, auf der ich die Nacht verbrachte. Ich brauchte etwas Abstand von ihm, denn sonst wäre ich wohl erneut über ihn hergefallen. Er war einfach jede Sünde wert. Falsch, Marc WAR die Sünde persönlich! Es war hart für mich in dieser Nacht noch irgendwie Ruhe und Schlaf zu finden. Einerseits hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber auf der anderer Seite hätte ich es sofort wieder getan und bereute nichts.
 

Irgendwann gegen frühen Morgen war ich dann doch eingeschlafen und wachte von einem lauten Hupen außen auf der Straße auf. Ächzend streckte ich mich und meine Gelenke knackten dabei laut, als sie nach der unbequemen Nacht auf der Couch zurück an ihren Platz rutschten. Mir tat alles weh, aber ich machte mich trotzdem daran ein Frühstück zu zaubern. Als ich hörte, wie die Tür meines Schlafzimmers aufging, fasste ich den Entschluss mir Nichts von dem, was in der letzten Nacht geschehen war, anmerken zu lassen. Sollte er doch glauben, dass er das nur geträumt hatte. Die Spuren waren alle beseitigt oder zumindest gut verwischt, also konnte nur ich mich selbst verraten.
 

Lächelnd wünschte ich ihm einen guten Morgen, als er dann endlich die Küche betrat. Er sah schon wieder absolut zum Anbeißen aus, wie er nur mit meiner etwas zu großen Jogginghose bekleidet im Türrahmen stand und einen sehr verwirrten Eindruck machte. Ich versuchte so normal wie möglich auf ihn zu wirken und mich auch so zu benehmen. Er starrte mich an, das konnte ich spüren und es machte mich unruhig, weshalb ich ihn darum bat den Tisch zu decken, während ich das Ei und das restliche Essen fertig machte.
 

Schweigend saßen wir nur wenige Minuten später vor dem dampfenden Rührei und zumindest ich ließ es mir schmecken. Marc dagegen machte auf mich den Eindruck, als wolle er sofort verschwinden und vor mir fliehen. Vielleicht konnte er sich doch noch an mehr erinnern als erhofft oder aber ich hatte doch irgendetwas vergessen vor ihm zu verbergen. Seine offensichtliche Lüge, dass er noch einen wichtigen Termin – am Wochenende wohlgemerkt – hatte, segnete ich mit einem Nicken ab, tat so, als würde ich ihm Glauben schenken und hielt ihn auch nicht auf, als er völlig überstürzt meine Wohnung verließ. Ich wollte ihn noch daran erinnern, dass er immer noch meine Hose trug, ließ es dann aber, denn so musste er auf alle Fälle mindestens noch einmal hier her kommen, damit er seine Klamotten holen und mir meine Jogginghose zurückgeben konnte. Zwischen Tür und Angel rief er mir auch noch einmal so etwas zu, aber das ging im Rascheln seiner Jacke halb unter – aber es reichte um meine Hoffnung ihn bald wieder zu sehen wachsen zu lassen.
 

Zumindest hoffte ich, dass er wiederkommen würde. Konnte natürlich auch sein, dass er sich nie wieder in meine Nähe wagte nach diesem Erlebnis der letzten Nacht. Selbst wenn er der Meinung sein sollte, er habe das nur geträumt, war es ein Albtraum, in dem ich die Hauptrolle inne hatte und ich wusste, dass schon alleine das die Einstellung zu eben diesem Menschen, der darin vorkam, von Grund auf verändern konnte – aber ich wollte es mal nicht hoffen.
 

Wenn ich Pech hatte, hatte ich nun alles was an Vertrauen zwischen uns gewachsen war, zerstört und das für nichts und wieder nichts. Es ärgerte mich und vor allem war ich auf mich und mein Libido wütend. Warum hatte ich mich auch nicht zurück halten können? Okay, diese Antwort war schnell gefunden, aber ich war trotzdem enttäuscht von mir und meinem Verhalten. Bedrückt räumte ich den Tisch ab. Ich hatte meine Eier genauso wenig aufgegessen wie er, aber ich schmiss nichts fort und so wanderten sie nur still vereint auf einem Teller in meinen Kühlschrank hinein. Den restlichen Tag verbrachte ich damit die Fotos von ihm nachzubearbeiten und alte Fotos durchzusortieren. Nicht wirklich spannend, aber so konnte ich ihn wenigstens ansehen und sein Bild berühren, ohne erneut in Versuchung zu geraten eine Straftat zu begehen.
 

Der Alltag kehrte schneller wieder ein als mir lieb war und ich sah und hörte tagelang nichts von Marc. Er machte sich rar. Selbst im LILIA war er nicht mehr anzutreffen. Mit jedem Tag der verging sank auch meine Laune und ich war bald so unerträglich, dass mein Boss mir für eine Woche Urlaub gab, „damit ich mal wieder runter kommen würde“, um es mit seinen Worten auszudrücken. Das Blöde daran war nur, dass ich nun noch mehr Zeit zum Nachdenken hatte und ich erwischte mich bald schon dabei, wie ich erneut damit begann um Marcs Wohnung herum zu streichen. Ich versuchte mich zwar zurück zu halten und es nicht gleich wieder zu übertreiben, aber umso länger ich ihn nicht gesehen und gesprochen hatte, umso schwerer fiel es mir einfach. Und jetzt, da ich frei hatte, konnte ich den ganzen Tag gegen meine Gelüste ankämpfen – oder ihnen nachgeben …

Gestolpert

Kurz vor den Prüfungen noch etwas Neues von den beiden ^^ Ich hoffe, es gefällt euch. Vielen Dank an Satnel für's Beta lesen und an meine treuen Kommischreiberinnen *Blümchen verteil* Tut mir leid, dass ihr immer so lange auf die Kapitel warten müsst und hoffe, dass es euch die lange Wartezeit wenigstens ein bisschen entschädigt und ihr mir trotzdem auch weiterhin so treu bleibt ^^

Lg

Kao

___________________________________
 

Gestolpert
 

Des einen Gewinn ist

Des andren Verlust
 


 

Ich fühlte mich beschissen. Richtig beschissen. Ich verließ meine Wohnung nur, wenn es gar nicht anders ging, wie zum Beispiel zum Arbeiten oder Essen einkaufen. Aber das war es auch schon. Ich weigerte mich vor die Tür zu gehen, ließ nur meinen Teddy zu mir in die Wohnung und verschloss sie jedes Mal akribisch hinter mir, ganz egal ob ich die Räumlichkeiten gerade betreten oder verlassen hatte. Ich fühlte mich beobachtet, war unruhig und konnte nicht mehr wirklich schlafen. Dazu kam auch noch, dass mein Hintern einige Stunden, nachdem ich von Fledermaus zurück gekehrt war, leicht zu ziehen begonnen hatte und ich konnte es mir einfach nicht erklären. Das machte mir nur noch mehr Angst. Eine Angst, die tagelang anhielt.
 

Martin versuchte mich mehrmals aus meinem Schneckenhaus zu holen, rief mich vermehrt an, schlug Unternehmungen vor, aber ich verschanzte mich lieber in meiner Wohnung. Ich hatte ihm nichts erzählt, auch nicht von meinem Traum. Er war zwar mein bester Freund und ich vertraute ihm blind, aber alles musste er dann doch nicht wissen – zumindest jetzt noch nicht. Anfangs hatte er noch versucht mich auszuquetschen, es dann aber nach dem fünften erfolglosen Versuch gelassen.
 

Nichtsdestotrotz suchte ich seine Nähe, fühlte mich sicherer, wenn er bei mir war, sobald ich draußen unterwegs war. Auch in der Wohnung konnte ich mich im Moment nur entspannen, wenn er da war. Ich kam mir langsam selbst schon blöd vor, aber ich hatte einfach Panik. Ich wusste nicht zu hundert Prozent wieso, aber es hatte mit Fledermaus zu tun, dessen war ich mir sicher. Vielleicht hatte ich vor ihm Angst – was jetzt nicht sooo überraschend wäre nach den jüngsten Geschehnissen – aber andererseits konnte ich ihm nichts nachweisen. Ich war so verunsichert, dass ich noch nicht einmal mehr zum feiern raus ging. Ich versauerte in meiner Wohnung und so vergingen zwei Wochen. Elend langsame zwei Wochen, die sich wie Kaugummi zogen und einen fahlen Geschmack hinterließen.
 

Mir fehlten die Bewegung und vor allem der Spaß und die Gegenwart anderer Menschen. Freilich kam ich mit meinen Studien- und Arbeitskollegen gut klar, aber es war einfach etwas anderes, ob ich nun Freunde oder mir eigentlich fremde Menschen um mich herum hatte. Nach zwei Wochen und einem Tag fiel mir dann die Decke auf den Kopf und ich ging am frühen Abend in den Park zum Joggen. Zwar fühlte ich mich auch weiterhin beobachtet, aber da nichts weiter geschah, hielt ich es für Hirngespinste.
 

Martins nächste Einladung in die Disco zu gehen, nahm ich dann auch an. Es brachte nichts mich zu verbarrikadieren. Es war voll im LILIA, aber zu meiner Erleichterung schien Fledermaus nicht da zu sein, denn nach diesem hatten meine Augen die Menschenmasse als allererstes abgescannt. Ich genoss das Hämmern der Musik in meinem gesamten Körper, die begehrlichen Blicke der jungen Männer auf mir und vor allem das Tanzen, auch wenn ich mich diesmal etwas mehr zurück hielt als sonst und vor allem mit Martin das Tanzbein schwang, der sich von mir zum Glück immer wieder bereitwillig auf die Tanzfläche schleppen ließ. Selbst einen Schmusesong überstanden wir gemeinsam – wenn auch nicht freiwillig. Es war nur auf einmal so voll auf der Tanzfläche geworden, dass wir nicht mehr zu unseren Plätzen kamen und so notgedrungen weiter tanzten. Ich war es nicht gewohnt so eng mit einem größeren Mann zu tanzen, aber da es Martin war, hatte ich damit kein Problem – und der Alkohol tat sein übriges meine Hemmungen kleiner werden zu lassen, so dass ich mich kurzerhand eng an ihn schmiegte, entspannt meine Augen schloss und mich von ihm führen ließ. Bei ihm musste ich mir keine Sorgen machen, dass er meine kurze Schwäche ausnutzte und konnte es in vollen Zügen genießen.
 

Nach dem langsamen Song wurde erneut etwas Lebendigeres gespielt und die Tanzfläche leerte sich wieder, aber noch wollte ich mich nicht von Martin lösen. Einige Sekunden lang verharrte ich noch eng an ihn gepresst, dann löste ich mich schweren Herzens und mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen von ihm. „Ich gebe dir einen aus!“, brüllte ich ihm ins Ohr und auf sein Nicken hin, gingen wir einträchtig zusammen zur Bar und kippten uns noch einen hinter die Binde.
 

So verging die Zeit und wir tranken noch einiges an diesem Abend zusammen, bis Martin von einem süßen Twink angemacht wurde und ich wusste genau, dass der genau in sein Beuteschema passte. Grinsend zog ich Martin am Kragen zu mir hinab. „Schnapp dir den Kleinen und vögle ihn richtig durch. Ich geh jetzt heim!“ „Bist du dir sicher, dass du alleine gehen willst?“, brüllte er zurück, um die Musik zu übertönen. „Ja, denke schon!“, gab ich ebenso laut zurück, haute ihm kumpelhaft auf die Schulter und schob ihn dann resolut in Richtung des Kerls, der uns etwas unsicher beobachtete. Wahrscheinlich wusste er nicht was er tun sollte, da Martin nicht gleich auf ihn angesprungen war, ihn aber auch nicht direkt abgewiesen hatte. Aber das war nicht mein Problem und als ich mich ein paar Schritte von ihnen entfernt hatte, wurden sie auch schon bald von der Menge verschluckt. Ich holte an der Garderobe meine Lederjacke ab und schlüpfte außen in sie hinein. Die Nacht war kühl und es hatte wohl geregnet, denn die Straße glänzte im Licht der Straßenlaternen feucht und noch dazu roch es angenehm nach Regen.
 

Meine Hände in meine Jackentaschen schiebend, marschierte ich los, achtete nicht auf meinen Weg und so kam es, dass ich über irgendeinen Müll, der mal wieder herum lag, stolperte. Fluchend ging ich zu Boden, wobei ich mich doch leicht wunderte, warum der Müll mit mir bekannter Stimme ‚Aua!’, gejault hatte. Ächzend richtete ich mich auf. Meine Hose war feucht, meine Jacke dreckig und mir tat mein Fußgelenk ziemlich weh. Vorsichtig bewegte ich es, was zu meiner Erleichterung gut funktionierte. „Kannst du nicht aufpassen, du Depp? Kann man sich hier nicht einmal mehr in Ruhe die Schuhe binden ohne über den Haufen gerannt zu werden?“, wurde ich dann angemault. Ich sah auf und sah in – wer hätte das gedacht – Fledermaus sein Gesicht.
 

„Was hockst du auch mitten auf dem Gehsteig dabei herum?!“, gab ich genervt zurück. „Und warum schaust du nicht auf deinen Weg wenn du läufst?“ „So schwarz wie du schon wieder angezogen bist, würde man dich doch sowieso übersehen, ganz egal ob man aufpasst oder nicht!“ Langsam erhob sich die dunkle Gestalt vor mir und hielt mir dann die Hand hin. Kurz zögerte ich, nahm sie dann aber doch an. Kaum dass ich mein gesamtes Gewicht auf den verletzten Fuß verlagert hatte, konnte ich mir einen kleinen Schmerzenslaut nicht verkneifen.
 

„Alles klar?“, wollte er auf einmal besorgt klingend von mir wissen. „Nicht wirklich.“, brummte ich zurück. „Mein Fuß ist verknackst oder so was in der Richtung, befürchte ich. Aber heim schaffe ich es noch!“ „Sicher? Du kannst auch gerne bei mir pennen.“ „Bloß nicht!“ Kaum hatte er es ausgesprochen, war die altbekannte Angst zurück und ich riss mich von ihm los. Ich traute ihm einfach nicht mehr über den Weg. „Dann bringe ich dich wenigstens bis zu dir nach Hause und nehme meine Klamotten gleich mit.“, schlug er nach einigen Sekunden des Schweigens leise vor. „Das geht schon!“, widersprach ich nur und stützte mich an der Hauswand rechts von mir ab, während ich langsam davon ging. Eigentlich ging es nicht wirklich, aber mein Stolz und auch meine Angst waren stärker als meine Vernunft.
 

„Jetzt stell dich nicht so an!“, ertönte seine Stimme auf einmal erneut direkt neben mir und dann fühlte ich auch schon, wie er meinen Arm ergriff und ihn sich um die Schulter legte. „Stütz dich auf mich … und wenn das nicht geht, dann trag ich dich Huckepack.“ Fast als hätte ich mich an ihm verbrannt entzog ich ihm meinen Arm augenblicklich wieder. „Vergiss es! Ich brauch deine Hilfe nicht, also flieg zurück in deinen Sarg!“ Ich war mehr als genervt von ihm und vor allem von seiner Sturheit. „Jetzt sei vernünftig! So kommst du doch nie an!“ „Das hat dich trotzdem nicht zu interessieren!“ „Nachdem es meine Schuld ist, hat es das schon.“ „Wenn du mir helfen willst, dann bestell mir ein Taxi und bezahl es mir!“, forderte ich ihn auf. Gut, wenn er sein Gewissen beruhigen wollte, gegen ein Taxi hatte ich nie etwas einzuwenden. „Ich kann doch dein Taxi spielen und dich mit dem Fahrrad heimfahren.“, schlug mir der Depp frech vor.
 

Frustriert über so viel Stumpfsinn schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. „Gehst du gleich wieder, sobald du mich vor meiner Wohnung abgeliefert hast?“ „Nein, erst wenn ich deinen Fuß untersucht habe … apropos untersuchen … soll ich dich nicht lieber ins Krankenhaus bringen?“ „Vergiss es! Ich will in mein Bett und nicht in die Hölle! Also, geh in die Knie, ich will aufsteigen!“ Auf laufen hatte ich keine Lust, auf einen harten Gepäckträger hatte ich auch keinen Bock und da er mir mein Taxi nicht bestellen wollte - ich kannte die Nummer des hiesigen Unternehmens nicht, konnte also selbst keines bestellen – musste nun eben er mein treues Ross spielen.
 

Und tatsächlich ging er vor mir auf die Knie, so dass ich bequem und ohne zu hüpfen aufsteigen konnte. Als ich sicher an ihm hing, zog er sich langsam an der Straßenlaterne hoch und machte sich leicht wankend auf den Weg. Seltsamerweise musste er mich kein einziges Mal fragen wo er hin musste. Immer wenn ich ansetzen wollte ihm den längeren Weg zu sagen – ich wollte ihn noch etwas länger mit meinem Gewicht quälen – hatte er schon eine der Abkürzungen eingeschlagen. Er schlug sich tapfer, auch wenn er mit jedem zurückgelegten Meter mehr keuchte und auch immer wieder leicht schwankte. Da er den Weg ja anscheinend kannte – warum auch immer – schloss ich meine Augen. Das sanfte Wiegen seines Körpers bei jedem Schritt den er machte, war irgendwie einschläfernd.

Ich bettete mein Kinn auf seiner Schulter ab und spürte dabei, dass seine Haare feucht waren und leicht nach Schokolade dufteten, was mich dann doch etwas irritierte. „Benutzt du Shampoo mit Schokoladenduft?“, wollte ich amüsiert von ihm wissen. „Nein … Haarkur.“, kam es atemlos zurück. „Musst du mir mal sagen wo’s die gibt … riecht gut.“ Normalerweise gab ich so was ja nicht von mir, aber ich hatte ja auch einiges an Promille in meinem Blut, so dass ich ruhigen Gewissens alles darauf schieben konnte.
 

Erneut schloss ich meine Augen, bis er auf einmal stehen blieb. „So, wir sind da.“, ertönte es ziemlich erschöpft klingend von meinem Reittier. „Willst du absteigen oder von meinem Rücken aus die Tür aufsperren?“ „Absteigen. Sonst krachst du gleich noch zusammen.“ Ich konnte das Zittern seines Körpers nun da er stand, deutlich spüren und ein totes Pferd war ein schlechtes Pferd. Um das zu wissen, musste ich keine Turniere gewonnen haben. Der Gedanke, wie ich ihn mit mir auf dem Rücken über Hindernisse springen ließ, brachte mich zum kichern, während ich mich langsam an ihm herab gleiten ließ. Nur den gesunden Fuß belastend, hüpfte ich zur Eingangstür, angelte dabei umständlich nach dem Schlüsselbund in meiner Hosentasche und sperrte sie anschließend auf. Ich wollte weiter hopsen, als er mich am Arm zurück hielt und mich ohne zu fragen einfach auf die Arme hob – wobei er ziemlich in die Knie ging, denn ich war zwar schlank und kleiner als er, aber ich war nicht klein und hatte doch einiges an Muskelmasse, das er da mit seinen Ärmchen stemmen musste. „Die fünf Meter zum Aufzug hätte ich auch noch alleine geschafft.“, informierte ich ihn, als er wankend los ging. Normalerweise hätte ich schon wild zu strampeln angefangen, aber ich hatte die Befürchtung, dass er dann wirklich unter mir zusammen brach und ich erneut auf dem Boden landete.
 

Erst im Aufzug spürte ich wieder festen Boden unter den Füßen und drückte das richtige Knöpfchen. Schweigend standen wir nebeneinander und nur die leise Aufzugsmusik und sein lauter Atem waren zu hören. Ich ließ meinen Blick über ihn wandern. Er lehnte scheinbar ziemlich erschöpft von der Anstrengung an der Wand und sah selbst für seine Verhältnisse ziemlich blass im Gesicht aus. Ich wollte ihn schon ansprechen, ob es ihm gut ging, als wir auch schon angekommen waren. Hastig humpelte ich vor ihm raus und sperrte dann meine Wohnungstür, die praktischerweise fast direkt neben der Aufzugstür war, auf und ließ ihn etwas unwillig mit Eintreten. Meine gute Erziehung verbot es mir einfach, ihn nach der Anstrengung gehen zu lassen, ohne ihm wenigstens etwas zu Trinken angeboten zu haben.
 

Ich schaltete das Licht im Gang an, schlüpfte aus meiner Jacke, setzte mich dann auf den kleinen Hocker und zog mir meine Schuhe aus. Bei dem verletzten Fuß ließ ich auch gleich noch die Socke folgen und tastete ihn dann vorsichtig ab, konzentrierte mich voll und ganz darauf und blendete den anderen dabei komplett aus, bis er meine Hände von meinem Fuß weg schob. Sanft nahm er ihn in seine eigenen Hände und begann ihn mit weichen, sanften und ungewöhnlich heißen Fingern bei weitem fachmännischer als ich zuvor abzutasten. „Scheint wirklich nichts gebrochen zu sein.“, verkündete er dann lächelnd und richtete sich wieder auf – aber anscheinend zu schnell, denn mit einem leisen „Uhh“ lehnte er sich nach vorne und stützte sich an der Wand über mir ab. „Alles okay?“, wollte ich irritiert von ihm wissen.
 

„Ja … nur bisschen schwindelig und kalt.“, kam mit einiger Verspätung von ihm zurück. Ich schlüpfte unter ihm hervor und humpelte in die Küche. „Komm mit, wenn du dich dazu in der Lage fühlst, ich mach dir was zu Trinken. Was willst du haben? Wasser, Saft, Tee, Kaffee?“, fragte ich ihn, als er mir tatsächlich langsam folgte. Fürsorglich deutete ich auf einen der Stühle am kleinen Frühstückstisch. „Setz dich hin.“ „Hm … Tee, ganz egal welchen.“ „Ist auch Kamille okay?“ „Ja, klar.“
 

Das war nämlich die einzige Teesorte, die ich im Falle von Erkältungen im Haus hatte. Ich schaltete den Wasserkocher ein und angelte dann eine große Tasse aus dem Schrank mit dem Geschirr. Als ich zu Fledermaus sah, sah er sich gerade aufmerksam in meinem kleinen Reich um, wobei mir auffiel, dass er immer wieder leicht fröstelnd die Schultern nach oben zog und sich seine Finger rieb, die Minuten zuvor auf meiner Haut noch eher heiß als kalt gewesen waren. „Bist du vorhin zufällig in den Regen gekommen?“, wollte ich von ihm wissen, denn schließlich waren ja auch seine Haare feucht gewesen, wie mir beim Transport aufgefallen war. „Ja … bisschen.“ „Warst du davor schon krank?“ „Wieso krank?“, richteten sich seine leicht glänzenden Augen verwundert auf mich. Ich antwortete nicht sondern hüpfte nur auf einem Bein zu ihm und legte meine Hand auf seine Stirn. „Du glühst.“, stellte ich dabei trocken fest. Dann war das Wasser heiß und ich brühte den Tee auf, stellte die Tasse zusammen mit Löffel und Zucker vor ihm ab und humpelte und hüpfte immer abwechselnd ins Badezimmer um mir für meinen Fuß eine Sportsalbe und einen elastischen Verband zu holen. Damit bewaffnet hopste ich zurück, setzte mich auf den zweiten Stuhl in der Küche und versuchte mehr schlecht als Recht den Verband anzulegen.
 

Ein leises scharrendes Geräusch von einem Stuhl, der zurück geschoben wurde, ließ mich aufschauen und direkt in Jos Augen. „Ich mach das schon … so wird das nichts.“, meinte er leise und wickelte meine Interpretation eines Stützverbandes wieder ab, rollte ihn auf und begann dann von vorne. Eine Minute später hatte ich einen perfekten Verband um meinen Fuß und mein Gelenk gebunden. „Danke.“, lächelte ich ihn an. „Woher kannst du so was eigentlich so gut?“ „Ich hab meinen Zivi auf einer Kinderstation im Krankenhaus gemacht. Da gab es dauernd größere und kleinere Unfälle zu behandeln.“ „Nicht schlecht!“ Ich hatte mich um meine Wehrpflicht erfolgreich gedrückt, aber anscheinend hatte ich zumindest beim Zivildienst einiges Sinnvolles zu lernen verpasst.
 

Erneut schwankte er bedenklich als er sich aufrichtete. „Du pennst heute hier.“, verkündete ich ihm daraufhin, denn ich konnte es nicht verantworten, wenn er in dem Zustand nach Hause ging. Wohl war mir bei dem Gedanken zwar nicht, aber im Moment schien er keine große Gefahr darzustellen. „Ich zieh dir die Schlafcouch aus und schau mal, was ich an Fieber senkenden Mitteln so im Haus habe.“, verkündete ich und stand auf, belastete vorsichtig meinen Fuß, was dank des Verbandes ein klein wenig besser funktionierte – zumindest hatte ich nicht sofort das Bedürfnis laut aufzuschreien. Zuerst humpelte ich zurück ins Badezimmer und suchte nach den Medikamenten, die ich ihm in die Küche brachte, ehe ich mich etwas umständlich daran machte meine Couch auszuziehen, ein Bettlaken darüber warf und die Gästedecke – natürlich nicht Martins Teddydecke – legte, ebenso zwei Kissen, die sich zwar farblich mit der Decke bissen, aber das war mir egal.
 

Während ich alles für meinen unfreiwilligen Übernachtungsgast vorbereitete, fragte ich mich still, wie er es mit dem Fieber geschafft hatte, mich noch so weit zu tragen. Oder aber das Fieber kam von der Überanstrengung … es war beides möglich und ich bekam ein noch schlechteres Gewissen – das ich aber schnell wieder unterdrückte, denn schließlich war es sein Vorschlag gewesen meinen Packesel zu spielen und nicht auf meinen Mist gewachsen. „Bett ist fertig!“, rief ich zu ihm in die Küche. „Ich leg dir noch eine frische Zahnbürste raus.“, fügte ich abschließend hinzu und humpelte erneut ins Badezimmer und war froh, dass die Wohnung nicht allzu riesig war. Ich putzte mir meine Zähne, legte ihm die versprochene Bürste hin und da ich von dem Discoabend total verschwitzt war und nach Alk stand, setzte ich mich etwas umständlich in die Badewanne, so dass mein bandagierter Fuß nach außen hing, und wusch mich komplett. Selbst meine Haare shampoonierte ich mir trotz später Stunde noch ein. Ich beeilte mich mit allem, denn schließlich wollte Jo mit Sicherheit auch noch ins Badezimmer.
 

Als ich fertig war, schlüpfte ich in meine Boxershorts, klaubte meine Wäsche zusammen und stopfte sie in den Wäschesack in einem Eck des Badezimmers. Erst als das erledigt war, humpelte ich zurück ins Wohnzimmer um Fledermaus zu sagen, dass er sich fertig machen konnte. Still lag er auf der Couch, nur noch in seiner Unterhose – und schlief. Leise sprach ich ihn an, aber er war schon tief im Land der Träume versunken. Leicht lächelnd deckte ich ihn zu, stellte ihm eine Flasche mit Wasser neben die Couch und dimmte dann die Couchleuchte soweit es ging hinab, während ich die Deckenlampe komplett abschaltete. Jetzt war der Raum zwar dunkel, aber man konnte doch noch ein bisschen etwas erkennen. Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme, sollte er nachts aufwachen und sich nicht zu recht finden. So fand er wenigstens auf Anhieb die Lampe und auch die Tür auf den Flur und dann hoffentlich auch zum Badezimmer, sollte er für kleine Königstiger müssen. Gähnend machte auch ich mich auf den Weg ins Bett, schlüpfte unter die Decke, trank einen Schluck Wasser und schlief dann sofort ein, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt hatte.
 


 

Jetzt gib mir den Inhalt für

das Loch in meiner Brust
 


 

Ich wunderte mich nicht schlecht als mein Engel auf einmal nur noch so selten die Wohnung verließ und bekam langsam aber sicher Angst, dass er etwas bemerkt hatte oder krank war. Beides verursachte ein bitteres Gefühl der Schuld in mir, obwohl ich an Letzterem eigentlich nicht Schuld sein konnte – außer natürlich er hatte sich bei mir nackt im Bett eine Verkühlung geholt. Möglich war alles. Wenig glücklich war ich auch über den regen Besuch von Martin, der beinahe täglich zu ihm ging. Als ich wieder arbeiten musste, konnte ich natürlich nicht mehr ganz so oft und lange vor seinem Haus ‚Wache’ stehen, aber nachmittags und abends hatte ich trotzdem noch genug Zeit für mein etwas anderes Hobby. Wenn ich ihn dann außen sah, machte ich natürlich sofort Fotos von ihm, wollte jeder Veränderung, die ich nicht mitbekommen hatte, auf Bild bannen, damit ich sie mir zu Hause noch einmal in Ruhe ansehen konnte.
 

Eines Abends kam er jedoch plötzlich heraus und ging alleine joggen. Ich folgte ihm natürlich, hielt aber Abstand und sprach ihn auch nicht an, auch wenn es mir auf der Zunge juckte ihn anzusprechen. Damit hätte ich mir aber mit großer Wahrscheinlichkeit jegliche verbliebene Chance – sollte ich denn jemals eine bei ihm gehabt haben – zerstört. Das war auch der einzige Grund, warum ich es dabei beließ und ihn erneut nur beobachtete, mit den Augen seinen Bewegungen folgte und den Anblick seines sexy Arsches genoss, der sich in der Sporthose deutlich abzeichnete. Ob der Dunkelheit konnte ich zwar nicht viel erkennen, aber auf dem Weg gab es zum Glück reichlich Laternen, so dass es nicht unmöglich war immer wieder einen Blick darauf zu erhaschen. Die Nacht verbrachte ich mit feuchten Träumen in meinem Bett, nur um am nächsten Morgen völlig übermüdet auf der Arbeit zu erscheinen.
 

Dann war erneut einige Tage lang nichts los bei Marc, bis er mit Martin zusammen eines schönen Freitags aufgestylt das Wohnhaus verließ. Ich ahnte wohin sie wollten und folgte ihnen mit reichlich Abstand. Für das LILIA war ich heute nicht passend gekleidet, das machte mir auch der Türsteher schnell klar, weshalb ich es mir auf einer Bank in der Nähe, von der ich die Tür perfekt im Blick hatte, bequem machte. Unverwandt starrte ich diese an, wartete darauf, dass sie wieder heraus kamen. Als es zu regnen begann, blieb ich trotzdem sitzen. Sollte es mir zu kalt werden, würde ich einfach nach oben in meine Wohnung gehen, aber ich hatte einfach Angst ihn zu verpassen. Irgendwann hörte der Regen wieder auf, aber da war ich auch schon komplett durchnässt und von ihm war immer noch nichts zu sehen, und das obwohl es mittlerweile fast ein Uhr nachts war. Um meine eingeschlafenen Füße zu wecken, stand ich auf und ging einige Schritte auf und ab. Dann sah ich ihn, als ich mich gerade der Tür wieder zuwandte, wie er durch diese nach außen und dann in meine Richtung ging – alleine, ohne Martin wohlgemerkt! Verstecken konnte ich mich hier nicht, also kniete ich mich auf den Boden und tat so, als würde ich meine Schuhe binden müssen, vertraute darauf, dass er um mich herum gehen würde.
 

Unvermutet traf mich kurze Zeit später sein Fuß in den Rippen, was äußerst schmerzhaft war, was ich auch sofort mit einem Schmerzenslaut äußerte. Allerdings blieb auch er nicht so ganz unbeschadet. An seinem Verhalten mir gegenüber erkannte ich schnell, dass meine Gegenwart nicht erwünscht war, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen. So konnte ich ihn einfach nicht alleine nach Hause gehen lassen! Wer wusste schon, wer sich alles in den Büsche auf seinem Heimweg versteckte, welche Perversen ihm, meinem hilflosen Engel auflauern würden – nun gut, wahrscheinlich war ich der einzige, aber sicher war sicher!
 

Ein Taxi wollte ich ihm nicht bestellen, denn für solche Späße verdiente ich einfach zu wenig, was ich ihm aber nicht direkt unter die Nase rieb. Zum Glück ließ er sich dann doch dazu überreden sich von mir nach Hause tragen zu lassen. Ihn nur zu stützen wäre mir zwar lieber gewesen, denn ich war einfach kein solcher Muskelprotz wie sein bester Freund, dem das mit Sicherheit nichts ausgemacht hätte. Aber ich hatte es ihm angeboten, also würde ich es auch durchziehen und mein Bestes geben nicht auf halber Strecke zusammen zu brechen. Anfangs ging es noch halbwegs leicht, vor allem da ich mich ohne weiteres mit allen Sinnen auf den Engel auf meinem Rücken konzentrieren konnte. Da war sein Duft – auch wenn der heute sehr alkohollastig war - seine Wärme, die Form seines Körpers und auch seinen Schritt, den ich gegen meinen Rücken gedrückt fühlte.
 

Je länger ich ihn allerdings trug, umso schwieriger wurde es mich von der Anstrengung abzulenken. Sprechen war mir fast nicht möglich und ich nahm einfach jede Abkürzung, die ich zu seiner Wohnung kannte, um ihn bald absetzen zu können. Jeder Schritt war gegen Ende der normalerweise kurzen Wanderung eine Qual für mich und ich war mehr als erleichtert, als wir endlich vor seiner Haustür standen. Ich ließ ihn absteigen, aufsperren und ließ es mir nicht nehmen ihn die paar Meter zum Aufzug auch noch zu tragen, auch wenn meine Arme dabei mit meinen Beinen um die Wette zitterten. Im Aufzug war mir kurz schwindelig und ich musste mich an die Wand lehnen, um nicht gleich umzukippen. Allerdings ging es mir dann auch bald wieder besser und ich folgte ihm neugierig in seine Wohnung, gespannt darauf was mich innen erwartete. Eilig zog ich meine feuchten Schuhe in dem kleinen Flur aus. Zeit zum Umsehen hatte ich nicht, denn die Gelegenheit Marcs Fuß ohne Verdacht zu erregen berühren zu dürfen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. „Lass mich.“, forderte ich ihn lächelnd auf und kniete mich dabei vor ihn, untersuchte ihn vorsichtig und konnte dann Entwarnung geben. Als ich mich wieder aufrichten wollte, wurde mir erneut schwindelig und ich lehnte mich eilig nach vorne gegen die Wand um mich wieder zu fangen. Als er in einen anderen Raum verschwand, folgte ich ihm langsam und gab brav Auskunft über mein Wunschgetränk. Ich hatte wirklich Durst und mir war kalt, was an den leicht feuchten Klamotten liegen konnte, die ich ja immer noch am Leibe trug.
 

Die Küche war zwar nicht riesig, aber man sah deutlich, dass die Geräte von bester Qualität und vor allem auch sehr sehr schick und durchgestylt waren. Er hatte Geld, das sah man sofort, zumindest wenn man schon einmal durch ein Küchenmöbelhaus gegangen war. Und Geschmack hatte er auch. Mit einer ähnlichen Küche hatte ich auch geliebäugelt, es dann aber bei der Alten belassen, da bei meinem kleinen Gehalt so etwas nicht drin war. Marcs Vermutung, dass ich Fieber hatte, konnte ich nicht so wirklich Glauben schenken, auch wenn das meinen Schwindel erklären würde. Dankend nahm ich den heißen Tee entgegen und trank ihn ohne alles, obwohl er etwas zu lange gezogen hatte. Hauptsache etwas Warmes, damit das Zittern meiner Hände aufhörte. In der Zwischenzeit war Marc kurz aus dem Raum gegangen und kehrte nun mit Verbandszeug zurück. Amüsiert sah ich ihm bei seinen Versuchen zu, legte dann aber selbst Hand an, da ich mir sicher war, dass das, was er zustande gebracht hatte, keine halbe Stunde gehalten, geschweige denn irgendetwas gestützt hätte.
 

Sein Angebot bei ihm zu übernachten nahm ich nach kurzem Überlegen an, denn ich musste einsehen, dass ich den Weg zurück in meinem jetzigen Zustand nicht mehr schaffen würde. Viel eher würde ich wahrscheinlich in irgendeiner Gasse zusammen klappen und dort liegen, bis mich jemand fand. Ich trank noch den Tee aus, während Marc mir die Couch herrichtete und auch im Bad alles vorbereitete. Als er in diesem verschwunden war, ging ich zu der Couch. Auf die Schnelle hatte er ein doch ziemlich gemütliches Lager für mich geschaffen. Ich pellte mich aus meinen feuchten Klamotten und legte mich dann auf die flauschige Decke, schloss die Augen – nur für einen Moment – und wachte erst wieder auf, als meine Blase heftig drückte. Verwundert setzte ich mich auf, musste mich erst wieder zu Recht finden und überlegen, wo ich war. Dank dem Zwielicht, das die Couchlampe spendete, stolperte ich nicht über alles Mögliche in dem fremden Raum, sondern fand sicher den Weg nach außen und hatte nun das Problem, dass ich vor mehreren Türen stand. Auf gut Glück öffnete ich die gegenüber und fand mich tatsächlich im Bad wieder. Ich erleichterte mich genüsslich und putzte dann noch die Zähne mit der für mich heraus gelegten Zahnbürste, die auf einem Thron sauberer, fluffiger Handtücher auf mich wartete. Ich war müde genug um nicht auf dumme Ideen zu kommen, wie zum Beispiel dem schlafenden Marc einen Besuch abzustatten. Brav ging ich also wieder zurück in mein ‚Bett’ und rollte mich erneut unter der Decke zusammen. Meine Schultern, meine Arme, meine Beine und mein Rücken schmerzten. Wahrscheinlich bekam ich gerade den Muskelkater meines Lebens – oder ich hatte mir bei der Aktion etwas verrissen oder gezerrt – aber auf alle Fälle benötigte ich morgen eine ausgiebige Massage … wer weiß, vielleicht würde ich ja Marc dazu überreden können? Mit diesem herrlichen Gedanken schlief ich selig wieder ein und träumte von kleinen, blonden Engeln, die mit einem Boot durch die Wolken paddelten.

Spurensuche

Hey, it's Jo and Marc. Unser Schreiberling hat ein neues Kapitel über uns fertig und will sich bei Satnel für's Korrektur lesen und für die Kommis bedanken! <3

Jo: Und da ich im letzten Kapitel etwas zu kurz gekommen bin, fängt dieses Kapitel jetzt wieder mit mir an.
 

Have fun! ^^ - und lasst unserem Schreiberling ein Kommi da ;)

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Spurensuche
 

Ich will deine Seele

drück dich an mich
 


 

Das Nächste, das ich bewusst mitbekam, war das zuschlagen der Haustür. Verwirrt darüber, wer denn da in meiner Wohnung gewesen ist, schlug ich meine Augen auf und musste mich erst einmal zurecht finden. Nur langsam dämmerte mir, dass ich in Marcs Wohnung war und dort übernachten durfte. Gähnend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und setzte mich auf. Dabei fiel mir ein weißer Zettel auf, der neben dem Sofa auf dem Boden lag. Ich hob ihn hoch und faltete ihn auseinander. „Morgen. Ich muss überraschend im Laden helfen & wollte dich nicht wecken. Ich hab dir den Wohnungsschlüssel auf den Küchentisch gelegt. Schließ bitte hinter dir ab und wirf den Schlüssel unten in den Briefkasten, wenn du gehst. Marc.“
 

Ich las die Nachricht zweimal, aber sie veränderte sich nicht. Ich war gerade tatsächlich alleine in seiner Wohnung! Und ich hatte den Schlüssel! Scheiße, war das genial! Ich sprang auf, huschte ins Badezimmer, duschte unerlaubt und trocknete mich kurzerhand mit seinem Handtuch ab. War zwar nicht sooo hygienisch, aber der Frotteestoff hatte seine Haut berührt und es war nur dieser Gedanke, der mich dazu bewegte, dies zu tun. Angezogen und ohne etwas gegessen zu haben, schnappte ich mir den Schlüssel, verließ die Wohnung, sperrte brav ab – aber nahm ihn mit mir mit und steuerte den nächsten Laden an, der Schlüssel nach machte.
 

Zehn Minuten später hielt ich die exakte Kopie seines Wohnungsschlüssels in Händen und befestigte diesen sofort an meinem Schlüsselbund. Zufrieden marschierte ich zurück, klingelte irgendwo in dem großen Haus, denn den Eingangsschlüssel besaß ich noch nicht, aber in so einem Haus fand sich eigentlich immer jemand, der auf den Summer drückte – genau wie diesmal. Vergnügt lief ich die Treppenstufen zu seiner Wohnung hinauf, da der Aufzug gerade sonst wo war und ich keine Lust hatte, auf ihn zu warten. Zeit war kostbar und ich wollte so schnell wie möglich ausprobieren, ob der Schlüssel tatsächlich passte.
 

Keuchend stand ich vor der Wohnungstür und schob den Schlüssel mit zitternden Fingern in das Schloss hinein. Tief atmete ich durch. Er passte. Jetzt musste er sich nur noch drehen lassen. Mit angehaltenem Atem drehte ich das kleine, silberne Teil vorsichtig – und es klappte! Erleichtert die Luft ausstoßend betrat ich nun seine Wohnung erneut, diesmal aber mit meinem eigenen Schlüssel. Grinsend zog ich ihn ab und steckte ihn in meine Hosentasche. Dies wird mein Glücksbringer werden und bei nächster Gelegenheit werde ich mir ein dünnes Kettchen dazu holen, um ihn in Zukunft als Kette tragen zu können.
 

Den Originalschlüssel legte ich weder zurück auf den Küchentisch und zwar an exakt die gleiche Stelle wie zuvor. Bevor ich ihn weggenommen hatte, hatte ich sie mit etwas Tesa markiert, denn ich wollte nicht, dass er bemerkte, dass ich die Wohnung überhaupt verlassen hatte. Ich hatte keinen wirklichen Plan, aber ich wollte noch etwas Zeit bei ihm verbringen und da auf dem Zettel kein deutlicher Rauswurf gestanden hatte, würde ich bleiben, bis er einen solchen aussprach. Neugierig ging ich zurück ins Wohnzimmer und sah mich nun aufmerksam um. Gestern war ich zu erschöpft dazu gewesen, aber jetzt war ich ausgeschlafen und auch mein Fieber war meiner Meinung nach weg, zumindest fühlte ich mich wieder fit, wenn meine Glieder auch vom Muskelkater schmerzten. Eigentlich war es ein Wunder, dass ich die vielen Stufen bis zur Wohnung vorhin geschafft hatte – aber der Gedanke, nun seinen Wohnungsschlüssel zu besitzen, hatte mich wohl ausreichend beflügelt, besser als es jeder Energy Drink geschafft hätte.
 

Aufmerksam sah ich mich in dem schick eingerichteten Raum um und widmete mich dann der Betrachtung seiner DVD-Sammlung. Interessiert nahm ich einige Hüllen heraus und las mir die Zusammenfassung auf der Rückseite durch. Viele der Filme kannte ich nicht, auch wenn sie durchaus interessant klangen. Vielleicht hatte ich ja nach meiner Wohnungsinspektion noch etwas Zeit und konnte mir einen oder zwei ansehen, bis er wieder zu Hause war?
 

Da es im Wohnzimmer nichts mehr zu sehen gab, wanderte ich weiter und drückte die Klinke zum nächsten Zimmer hinab, das von einem riesigen Bett beherrscht wurde. Größer als meines und mit sehr schickem Satin-Tigerprint-Bezug. Es passte irgendwie zu ihm. Vorwitzig wie ich nun einmal war, öffnete ich zuerst einmal die Türen des riesigen Kleiderschranks. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein Monster von Schrank gesehen, nicht einmal bei den Mädchen, die ich bisher zu Hause besucht hatte – nicht, dass das viele gewesen wären. Staunend ließ ich meinen Blick über die garantiert teuren Klamotten gleiten, die fein säuberlich aufgehängt oder zusammen gelegt, gestapelt den Platz in Beschlag nahmen. Trotzdem hätte ich noch Platz in dem Schrank zu leben – heimlich, versteht sich. Der Gedanke, den Rest meines Lebens in seinem Schrank zu verbringen und ihn ganz Nahe bei mir zu haben, gefiel mir, aber die Gefahr entdeckt und rausgeschmissen zu werden, war enorm groß. Es fehlte in dem Ungetüm einfach an geeigneten Verstecken, wobei eine Bettgarnitur mit Bärenbezug in das oberste Fach gestopft worden war – frieren würde ich also schon einmal nicht in meiner neuen Wahlheimat.
 

Fein säuberlich schloss ich die großen Türen dann doch wieder, ohne es mir im Schrank bequem gemacht zu haben und widmete mich lieber der Inspektion der Kommode, die voller Unterwäsche und Socken war. Zwar war es durchaus interessant zu erfahren, was er so unter seiner Kleidung trug, aber wenn er nicht darin steckte, fehlte einfach der Reiz daran, weshalb ich wieder davon abließ. Dann folgte sein Nachtkästchen, in dem es nun bei weitem interessanter wurde. Drei 50er Packungen extra feuchte und reißfeste Kondome, eine Packung mit Schokogeschmack und eine mit Noppen fand ich in der Schublade, dazu noch zwei kleine Tuben Gleitgel, die in jede Hosentasche passten und – ein Vibrator. Dass er ihn für sich selbst benutzte, schloss ich gleich aus, denn wenn er schon keinen Menschen an seinen Hintern lassen wollte, warum sollte er diesen dann bei der Selbstbefriedigung nutzen? Das machte in meinen Augen wenig Sinn. Wozu er das Teil allerdings dann hatte, wusste ich auch nicht, denn ich hatte ihn zwar schon oft beim Sex beobachtet, aber noch nie war mir dabei aufgefallen, dass er einen Vibrator verwendet hätte.
 

Ich beschloss dies zu den ungelösten Geheimnissen der Menschheit ad acta zu legen und den Schieber wieder zu schließen. Einer Eingebung folgend, legte ich mich auf den Bauch und sah unter das Bett, denn das war nicht umsonst das Lieblingsversteck vieler Männer für etwaige Pornohefte oder –filme. Und Marc schien da keine Ausnahme zu sein, denn ich stieß tatsächlich auf einen flachen Karton, der besagte Schmuddelheftchen enthielt. Neugierig begann ich eines durchzublättern. Das meiste waren Twinks, aber ein paar ‚richtige’ Männer waren auch dabei. Seltsamerweise wellten sich bei diesen die Seiten ab und zu leicht. Vor allem bei den muskulösen, braunhaarigen, die mich schwer an jemanden erinnerten, auch wenn mir nicht einfiel, wer das sein könnte. Ich kannte keine Kerle, die so aussahen, aber wer weiß, vielleicht hatte ich ihn ja in der Disco schon einmal gesehen. Nichts war schließlich unmöglich, wie eine gewisse Autowerbung regelmäßig suggerierte.
 

Da es im Schlafzimmer nun nichts mehr zu sehen gab, schob ich die Kiste mit den Heften gewissenhaft zurück unter das Bett und ging hinüber ins Badezimmer, wo ich nun die Schränke durchsuchte. Allerdings gab es dort nichts Interessantes zu entdecken, denn was er für Pflegeprodukte benutzte, wusste ich schon von vorherigen Stalkingaktionen. Auch die Küche barg keine Überraschungen, sondern nur einen fast leeren Kühlschrank, aus dem ich mir einen seit zwei Tagen abgelaufenen Joghurt stibitzte gegen den größten Hunger. Becher und Löffel stellte ich im Wohnzimmer erst einmal auf dem Tisch ab und schob eine der DVDs in den schicken Markenplayer, ehe ich mich im Schneidersitz auf die Couch setzte und mein bescheidenes Mahl verspeiste. Der Film war wirklich gut und sog mich tief in die Welt der außerirdischen Wesen, von denen er handelte, ein. Erst das Klappern von Schlüsseln im Schloss ließ mich erwartungsvoll aufsehen, denn ich freute mich schon darauf Marc wieder zu sehen. Trotzdem starrte ich bewusst weiter in Richtung Fernseher und tat so, als hätte ich ihn nicht gehört.
 

„Was machst denn du Arschgeige hier?!“, ertönte eine mir unbekannte Stimme hinter mir und ließ mich hart zusammen zucken. Ich drehte ihr meinen Kopf so schnell entgegen, dass meine Haare mir in die Augen flogen und ich sie erst einmal fluchend aus diesen heraus streichen musste. Kein anderer als Marcs bester Freund stand vor mir. Groß, muskulös und gut aussehend, die Augenbrauen böse zusammen gekniffen und die Fäuste in die Hüften gestemmt. Eine durch und durch beeindruckende Gestalt. „Ähm … hi.“, brachte ich nur hervor, denn jetzt fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen, wen ich in den Heften unter Marcs Bett gesehen hatte. Der Kerl war eindeutig ein jüngerer Martin gewesen! „Nix ‚Hi’! Was suchst du hier?!“, blaffte er ungnädig zurück. „Ich … ich hab Marc gestern heimgetragen, weil er sich den Knöchel verstaucht hat und da ich ziemlich nass und danach auch erschöpft war und Fieber hatte, hat er mich hier schlafen lassen … und jetzt ist er im Laden, weil er einspringen musste.“, plapperte ich nervös, denn die Frage, warum Marc Nacktfotos von seinem besten Freund sammelte – denn dieser war auch in den beiden weiteren Heften, die ich mir angesehen hatte, abgelichtet gewesen – ließ mir keine Ruhe. Er konnte, nein, er durfte nicht auf diesen Muskelprotz stehen! Er war gar nicht der Typ Mann, den er sonst abschleppte. Es konnte also nicht sein – oder etwa doch?
 

„Was machst du dann noch hier, wenn es dir doch augenscheinlich besser geht?“, riss mich der Schönling aus meinen Gedanken. „Äh … ja, weißt du … hm, das ist so … ich wollte mich für seine Freundlichkeit bedanken und uns dann eine Pizza bestellen oder so … halt etwas, auf das er Lust hat.“, rettete ich mich, denn über eine Erklärung dafür, dass ich nicht gegangen war, auch Marc gegenüber, hatte ich noch gar nicht nachgedacht. „Aha? Und etwas anderes führst du wirklich nicht im Schilde?“ Misstrauisch kam er langsam näher und maß mich abschätzend mit seinen Blicken. Ich hasste so etwas, aber was sollte ich machen? „Nein … bitte glaube mir, ich würde ihm nie etwas antun oder so, solltest du dir darüber Sorgen machen!“, beteuerte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass das so nicht stimmte. Würde die Gelegenheit einmal passen und ich die Kontrolle über mich verlieren, würde ich das wahrscheinlich schon tun – aber im Moment hatte ich mich ja gut unter Kontrolle und mit dem Muskelkater war ich sowieso gehandicapt, also stimmte die Aussage zumindest für diesen Augenblick. Aber ich schweifte schon wieder von der Realität ab.
 

Aufmerksam beobachtete ich den anderen Mann, wie er sich mit einigem Abstand neben mir auf der Couch nieder ließ. „Okay, ich glaub dir mal. Aber wenn du ihn jemals verarscht oder verletzt oder ihn noch einmal so verängstigt zurück lässt wie vor ein paar Wochen, dann bringe ich dich um!“ Die sonst so warmen Augen stachen kalt in meine Seele und ich glaubte es ihm auf’s Wort. Erschaudernd nickte ich und wendete meinen Blick konzentriert wieder dem Film zu. „Willst du nicht wieder gehen und später wieder kommen?“, wollte ich nach ein paar Minuten des Schweigens von ihm wissen, denn seine Gegenwart machte mich nervös und ich fühlte mich unwohl. „Nein. Ich warte hier auf ihn. Hab eh nichts zu tun und so kann ich wenigstens einen Blick auf dich werfen, damit du nichts anstellst in seiner Wohnung.“ Das Misstrauen und die Antipathie klangen aus jedem seiner Worte heraus und auch seine Augen sprachen Bände. Mir ging es aber ähnlich. Ich mochte ihn nicht, weil er so vertraut mit Marc war und so viel Zeit mit ihm verbringen konnte und dies in meinen Augen nicht einmal richtig zu würdigen wusste. Aber er war Marc sehr wichtig und wenn ich Martins Sympathie gewinnen würde, hätte ich schon viel gewonnen, da war ich mir sicher. Er war der Weg zu Marcs Herz. Das Problem war nur: Wie sollte ich ihn dazu bringen mich zu mögen? Ein weiteres Rätsel der Menschheit an diesem Tag, aber dieses musste ich so schnell wie möglich lösen!
 


 

Ich will deine Seele

lass mich in dich

ich will dein Herz
 


 

Als ich am frühen Nachmittag zurück kam, sah ich als erstes in meinen Briefkasten, aber dort war kein Schlüssel. Das konnte drei Dinge bedeuten: Entweder jemand hatte Jo beobachtet, wie er ihn einwarf und hatte ihn heraus gefischt und meine Wohnung war jetzt leer geräumt oder er hatte ihn vergessen einzuwerfen und ich stand jetzt vor verschlossener Tür oder aber er war noch nicht gegangen und erwartete mich in meiner Wohnung. Keine dieser drei Szenarien behagte mir sonderlich, aber wenn ich jetzt nicht hoch ging, würde ich es nie erfahren. Mit dem Aufzug fuhr ich nach oben und klingelte dann an meiner eigenen Wohnungstür. Erst geschah nichts, dann hörte ich Füße und Martin öffnete mir die Tür. „Hey.“, grüßte ich ihn erleichtert. „Ist ER noch da?“ Bedeutsam nickte ich in Richtung des Wohnzimmers. „Ja, ist er. Aber wenn er dich nervt, schmeiße ich ihn mit Freuden für dich raus.“ „Nein, ist schon okay.“ Ich schlüpfte aus meinen schicken Tretern und ging ins Wohnzimmer. „Na, geht’s dir besser?“, begrüßte ich ihn und sah ihn abschätzend an. Er war nicht mehr ganz so blass wie gestern Abend und sein Grinsen ließ vermuten, dass es ihm wieder besser ging.
 

„Hey, wie war’s auf Arbeit und wie geht’s deinem Fuß?“, ignorierte er meine Frage. „Warum bist du noch hier?“, gab ich nur zurück. Ich hatte jetzt keine Lust auf Smalltalk, denn ich hatte Hunger und wenn ich Hunger hatte, wurde ich unleidlich. „Naja.“, druckste er herum. „Ich … ich wollte noch mit dir etwas Essen. Ich hab mir gedacht, dass wir uns etwas bestellen und ich zahle … als Dank dafür, dass ich hier schlafen durfte. Von mir aus zahl ich auch Martins Essen.“ Ich hörte ihm ruhig zu. Zwar wäre mir wohler gewesen, wenn er nicht mehr hier gewesen wäre, aber gegen ein kostenloses Essen hatte ich als ‚armer’ Student eigentlich fast nie etwas einzuwenden, weshalb ich nach kurzer Überlegung zustimmte. „Von mir aus. Kannst ja mit Martin schon einmal beratschlagen, wo wir bestellen sollen. Ich zieh mir jetzt erst einmal etwas anderes an!“ Damit verschwand ich in meinem Zimmer, öffnete meinen großen Schrank, auf den ich besonders stolz war, und schlüpfte in eine nicht ganz so enge Hose, in der ich mich besser bewegen konnte.
 

Leider war es ja so, dass die coolen, sexy Klamotten meistens nicht die Bequemsten waren und da ich hier niemandem den Kopf verdrehen wollte, konnte ich mir auch etwas Gemütlicheres anziehen. Als ich zurück kam, saßen sich die beiden Männer schweigend gegenüber und schienen ein Blickduell miteinander auszufechten. Wer als Sieger hervor gehen würde, schien unklar und es interessierte mich, weshalb ich mich nicht bemerkbar machte. Die Minuten zogen ins Land, ihre Blicke wurden immer drohender und langsam bekam ich Angst, dass sie gleich übereinander herfielen und sich prügelten. „Also, habt ihr euch schon entschieden?“, beschloss ich die Situation aufzulösen und setzte mich an die kurze Seite des Couchtisches, da die beiden die langen Seiten besetzten. „Ich hätte Lust auf thailändisch oder italienisch.“ Ein lautes Seufzen erklang gleichzeitig aus ihren Mündern und fast synchron hielten sie mir die beiden Zettel, um die sie wohl gefochten hatten, vor die Nase: Martin den vom Thailänder und Jo den von unserem Lieblingsitaliener. „Du suchst aus!“, verkündete dann Jo und Martin nickte nur, während er mich erwartungsvoll ansah. Seine Augen sprachen Bände und ich wusste, dass er es als Verrat an unserer Freundschaft ansehen würde, wenn ich mich nicht für ihn entschied. Aber auf der anderen Seite sah auch Jo mich an. Allerdings konnte ich in seinen Augen nicht viel lesen. Sie erinnerten mich nur einfach an einen bettelnden Welpen.
 

„Ihr seid doch echt doof!“, brummte ich. „Der Zufall soll entscheiden.“, beschloss ich dann, stand auf, beschriftete zwei identische Zettel und faltete sie ganz klein zusammen, so dass die anderen beiden nicht sehen konnte, was darauf stand. Nach kurzem Überlegen schrieb ich dann noch einen Dritten mit „Zusammen kochen“ und einen mit „Bestellen“. Als ich fertig war, drückte ich die ersten zwei Martin und die anderen beiden Jo in die Hand. „Mischt gut und dann sag ich ob Links oder Rechts.“, wies ich sie an und wartete kurz, bis beide fertig waren und mir zunickten. „Jo rechts und Martin links.“, verkündete ich und tippte auf die jeweilige nach vorne gestreckte Hand, die sie auch sogleich öffneten, so dass ich die Zettel in Empfang nehmen konnte. „’Zusammen kochen’ und ‚italienisch’ haben gewonnen.“, verkündete ich anschließend. „Das heißt, ihr zwei starken Männer geht jetzt zusammen einkaufen und ich spring in der Zwischenzeit kurz unter die Dusche. Ach ja, ich will eine Salami-Peperoni-Pizza. Und jetzt haut ab! Vergesst aber nicht die Hefe und so für den Teig!“
 

Resolut setzte ich beide vor die Tür. Ich klang zwar ungnädig, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, freute ich mich schon sehr auf unsere Kochaktion. Natürlich wäre es praktischer und schneller gewesen, wenn wir das Essen bestellt hätten, aber ich wollte mal wieder etwas selbst gekochtes essen, auch wenn es ‚nur’ eine Pizza war. Und da beide nicht den Eindruck gemacht hatten, dass sie nach dem Essen so bald verschwinden würden, hatte ich zumindest jetzt für etwa eine halbe Stunde meine Ruhe – und die würde ich genießen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  IsshiShiohara
2011-07-28T17:17:42+00:00 28.07.2011 19:17
hihi

meine Entführungspläne stehen immer noch XD
Ich liebe deine Story und um ehrlich zu seine ist es die einzige zu der ich mom durch ringen sie regelmässig zu lesen _._

Mach bloss weiter so~

Von:  saspi
2011-07-17T10:36:33+00:00 17.07.2011 12:36
hey!!
wieder ein tolles kappi.
die drei zusammenkochen, ob das was wird??
freu mich aufs nächste kapitel.
bye
Von:  saspi
2011-07-06T18:18:34+00:00 06.07.2011 20:18
huhu!!!
wieder ein tolles kapitel.
freu mich schon aufs nächste
bye
Von:  Reyel
2011-05-22T19:15:21+00:00 22.05.2011 21:15
ICH WILL MEHR!
XD

man was für ein tolles geschenk... hatte ja auch am 20 b-day.
schreib schnell weiter....
ach ja.... lass jo bitte nichts blödes tunXD und wenn, dann richtigXD

*schoki keckse hinstell*
nein.. das sind keine bestechungen.... NICHT doch von mir..
was denkst du nur wiederXD

na los, deine fangemeinde wartet><


Von:  saspi
2011-05-18T19:15:04+00:00 18.05.2011 21:15
huhu!!!
schön das es weiter geht.
bin sehr gespsannt wies weiter geht.
bye
Von:  IsshiShiohara
2011-05-18T18:08:34+00:00 18.05.2011 20:08
Oh ich habe mich so gefreut >o<

Endlich ein neues Kapitel~
*tanz* *sing*
Ich liebe diese Story einfach so mega *__*

WEITER SCHREIBEN gaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell XDDDDDD
*rum hibbels*
Von:  Satnel
2011-05-15T22:02:29+00:00 16.05.2011 00:02
Hi

Also ich bin heute über diese Geschichte gestolpert und gleich hängen geblieben. ^^ Eigentlich wollte ich ja zu jedem Kapitel ein Kommi schreiben, aber dann wollte ich immer schnell weiterlesen. Deswegen kriegst du jetzt ein längeres. ^^
Aber jetzt weiß ich wenigstens wo die Idee für ‚Germanys next Male Topmodel‘ ihren Ursprung hat.

Ich mag Marc, vor allem all seine kleinen Eigenheiten machen ihn sehr sympathisch für mich. Vor allem das er auf seine Haare heikel ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. ^^ Allerdings ist er was Jo angeht doch sehr intolerant. Ich meine was er ihm alles zutrauen würde, ohne das er ihm etwas getan hat. ^^ Wobei es aber auch immer sehr lustig ist seinen Gedankengängen in dieser Hinsicht zu folgen.

Bei Jo hatte ich am Anfang auch meine Probleme. Stalking ist immer kein Kavaliersdelikt, aber er macht es ja nicht aus Bosheit. Und auch sonst kommt er sehr sympathisch herüber und es war lustig zu sehen wie unsicher er am Anfang Marc gegenüber war. Aber na ja langsam hat er es ja geschafft sein Vertrauen zu gewinnen, wobei das nun wohl wieder den Bach runter geht.

Ich frage mich wirklich ob Marc in dem letzten Kapitel wirklich nicht gemerkt hat, das er den Raum gewechselt hat. Oder ob er aufgewacht ist und einfach neugierig war. Jedenfalls hat er ein gutes, oder schlechtes (das liegt im Auge des Betrachters^^) Timing. Das wird dann wohl Jos Hoffnung auf eine gemeinsame Nacht mit ihm zerstören, wenn nicht sogar noch mehr.
Ich bin gespannt wie es weitergeht. Vor allem wie so nun noch etwas aus den Beiden werden sollen. Und ob Marc dahinter kommt das ihn Jo die ganze Zeit schon stalkt und wie er darauf reagiert.

Ich hoffe du schreibst bald weiter. ^^

Lg Satnel
Von:  IsshiShiohara
2011-02-28T07:47:55+00:00 28.02.2011 08:47
Also ich würde ja mal sagen das Jo es sich mit Marc erst einmal verscherzt hat O___O
Mal ganz ehrlich~ wer würde da ruhig bleibe?!

Es sei den Marcs Gefühle für sind schon stärker als er sich selbst eingestehen will. Aber da er sowie so empfindlich reagiert wenn er als Bottom bezeichnet wird...

Naja bin sowas von gespannt! SCHNELLLLLLL weiter schreiben!!!!!!!! >o<

LG
Isshi
Von:  Khaosprinzessin
2011-02-27T11:12:34+00:00 27.02.2011 12:12
Aaaawwwwhhhh mehr!!!! bitte bitte bitte!!!
boah ich liebe die beiden, echt! und jo is so... dermaßen hammer, das geht gar nich!
Marc wieder kuschelig und anhänglich zu lesen, war sowas von niedlich, aber als jo marcs schlaf anfing, auszunutzen, war das vergessen^^
himmel hilf, ich krieg nich genug von den beiden!!!
aber wie kannst du nur an so einer pikanten stelle aufhören??? das is ja sowas von fies und gemein und überhaupt! ich brauch mehr!!!
klingt schon bissl süchtig, oda? naja, auch egal^^
ich muss unbedingt wissen, wies weitergeht. wie weit marc jo noch machen lässt...oh, mein kopf spinnt sich da grad bilder zusammen... hihi, steht nen dickes zensiert drüber^^
also, ich freu mich auf jeden fall schon riesig aufs nächste kapitel

see ya in hell, beast
Von:  saspi
2011-02-27T10:00:13+00:00 27.02.2011 11:00
hey.
ein geiles kapitel.
gemein das du an sooooo einer stelle aufhörst.
bin schon auf marc gespannt, was ernach dieser aktion nun macht.
bitte ganz schnell weiter schreiben.
bye


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