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Legenden der Verdammnis

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Eiserne Sturheit

Es war für Sakura nicht einfach, den jungen Yuichi zu vergessen. Die ganze restliche Woche plagte sie sich mit ihren Gedanken, und sie erwischte sich mehr als einmal dabei, wie sie sich sogar um ihn sorgte.

„Du bist ja noch gesprächiger als sonst“, beschwerte sich Tenten irgendwann im Biologieunterricht. „Ist irgendwas?“

„Nein, nur müde“, gab Sakura zur Antwort und machte Tenten auf den Unterricht aufmerksam zu, ehe sie wieder in ihre Gedanken abdriften konnte.

Die kommende Woche begann mit einem unangekündigten Test. Tenten fiel so aus den Wolken, dass Sakura neben ihr Mühe hatte, sie vom Weinen abzuhalten.

„Das wird schon“, flüsterte sie ihr aufmunternd zu, doch am Ende der Stunde war sie sich sicher, dass es nichts geworden war.

„Meine Eltern rasten aus, Saku!“, sagte Tenten, als sie zusammen mit ihrer Freundin auf der Schulwiese saß. „Und die haben gesagt, dass ich den Urlaub vergessen kann, wenn ich in Mathe `ne vier auf dem Zeugnis bekomme!“

„So schlimm wird es schon nicht“, besänftigte Sakura und atmete innerlich auf. Sie hatte Tenten versprochen gehabt in den Sommerferien nächsten Monat ans Meer zu fahren. Tentens Eltern hatten es erlaubt, da sie Sakura für sehr verantwortungsvoll hielten, doch Sakura hatte eigentlich gehofft, dass sie es nicht taten.

Die Sonne am Meer schaffte sogar sie, und bis heute konnte sie nicht sagen, wie Tenten sie hatte überreden können. Allerdings hatte sie Tentens Ergebnisse gesehen, und da ihr die Sicherheit ihrer Freundin wichtiger war als eine knappe drei in Mathe, hatte sie ihr auch nicht geholfen. Im Moment fühlte Sakura die Gefahr hinter jeder Ecke, und außerhalb der Großstadt war sie ohnehin größer.

Es war besser, wenn sie dieses Jahr nicht dorthin fuhren. Und es gab noch genügend Gelegenheiten, in denen man verreisen konnte.

„Du musst mit ihnen reden!“, hörte Sakura Tenten plötzlich aufgeregt sagen. „Auf dich hören sie! Wenn du ihnen erklärst, dass ich gar nichts dafür konnte …“

„Tenten, wirklich, dass kann ich nicht tun. Zumal es eine Lüge wäre, oder? Lügen ist eine sehr schlechte Angewohnheit.“

„Ach nun komm schon! Hast du noch nie gelogen?“

Sakura lächelte überzeugend, auch wenn sie innerlich zusammenfuhr. Alles was sie anging, war eine Lüge …

Und vielleicht sogar ihre Freundschaft zu Tenten, die nicht auf der aufrichtigen Wahrheit basierte.

„Mannnooo“, seufzte Tenten und ließ sich auf den Rücken fallen. Sie streckte sich ausgiebig, um im nächsten Moment wieder aufzuschrecken und gleichfalls rot anzulaufen.

„Sieh mal“, quiekte sie leise. „Da ist Neji!“ Tenten zupfte quirlig in ihren Haaren und rückte die rote Strähne zurecht, die ihr zuvor ins Gesicht gefallen war. „Oh er ist einfach cool!“

Eine ganze Weile beobachtete sie den Schüler, der schon im Abschlussjahr war und zusammen mit seinen Freunden unter dem gewaltigen Kirschbaum stand. Dann, als er sich plötzlich umdrehte und Tentens Blick erwiderte, keuchte das Mädchen erschrocken auf und griff Sakuras Hand.

„Gott!“, stieß sie unhörbar aus. „Gott, Saku was macht er grade?“

„Er steckt die Hände in die Hosentaschen“, sagte Sakura amüsiert. Sie wusste, dass Tenten in den älteren Jungen vernarrt war, denn eigentlich war es immer das gleiche. Sobald Neji in Tentens Richtung sah, vergrub sie sich hinter Sakura, wie hinter einer unüberschaubaren Wand.

„Und was macht er jetzt?“

„Jetzt nimmt er seine rechte Hand und holt sie aus der Tasche. Er steckt sich einen Kaugummi in den Mund.“

„Und weiter?“

Sakura zuckte mit den Schultern. „Frag du ihn doch.“

„Wieso? Was macht er, Saku!“

„Er steht in fünf Sekunden vor uns …“

„Wie?“ Tenten schoss in die Höhe und riss die Augen auf, als Neji tatsächlich zu ihnen kam. Er schlenderte dabei so lässig über den Schulhof, dass Tenten glaubte ohnmächtig zu werden.

„Hey“, sagte er dann, als er vor ihnen hielt und in die Knie ging. „Diesen Samstag steigt `ne Party im Kosomoto. Wollt ihr kommen?“

„Sicher“, sagte Sakura und lächelte freundlich. „Danke für die Einladung.“

„Kein Ding.“ Auch Neji ließ sich zu einem Grinsen bewegen, und kaum dass er sich wieder umdrehte, erwachte Tenten aus ihrer sprachlosen Starre.

„Du hast ja gesagt?“, flüsterte sie schrill. „Du hast gesagt, dass wir kommen?“

„Ich dachte du wolltest hin? Soll ich wieder absagen?“

„Nein!“, kreischte Tenten und fuhr sich über den Mund. „Ich meine, ich hätte nur nicht gedacht, dass du auch auf so eine Party willst“, flüsterte sie dann überrascht.

„Will ich auch nicht. Ihr seid mir …“ Sakura versuchte das richtige Wort zu finden. „Ziemlich dunkel drauf. Und diese Musik …“

„Und warum hast du dann zugesagt?“, unterbrach Tenten, die nicht schon wieder einen Vortrag über Ohrenschmerzen hören wollte.

„Weil du hin möchtest und ich dich als deine Anstandsdame begleite. Und als dein Übersetzer. Von Stotterei ins Japanische …“

„Wie bitte? Ich stottere gar nicht!“

„Nein, sobald Neji in der Nähe ist, kriegst du überhaupt nichts heraus. Ich werde also auch noch Gebärdensprache lernen müssen.“

„Bäh!“, machte Tenten, grinste dann aber breit. „Danke Saku, das ist lieb. Aber wenn du keine Lust hast …“

„Mach dir keinen Kopf, ein paar Stunden ertrage ich das Gerumpse schon. Ich bin Schlimmeres gewöhnt.“

Und damit war es beschlossen. Dieses Wochenende war eine Party angesagt.
 

Es war am Mittwochabend, als Sakura sich von Tenten und ihren Eltern verabschiedete. Sie war zum Essen eingeladen worden und hatte danach mit ihrer Freundin Mathe gelernt. Am Freitag war noch ein zweiter Test angekündigt und Tenten war voller Eifer, ihn diesmal zu bestehen.

„Bis morgen früh“, rief Sakura und winkte solange, bis sie die nächste Ecke erreichte. Eigentlich wäre sie morgen nicht zur Schule gegangen, da es für sie Zeit war, sich eine Mahlzeit zu gönnen, aber die momentane Unruhe in ihrem Innern wollte nicht vergehen. Sie wusste zwar, dass sie sich viel zu viel sorgen um Tenten machte, doch ließen sich diese negativen Gedanken nicht verbannen.

Auch nicht die Gedanken an den jungen Vampir.

Sakura ärgerte sich über sich selbst, als sie im schnellen Schritt nach Hause lief. Natürlich benutzte sie dabei die Abkürzung, doch war sie angespannter als sonst. Überhaupt war sie in letzter Zeit ständig angespannt, und so langsam fühlte sie sich auch gereizter. Das Auftauchen des jungen Uchiha hatte ihr deutlich gemacht, wie verwundbar alles war: Ihre Freundschaft zu Tenten, ihr Leben hier in Tokio, ja einfach alles. Für sehr lange Zeit hatte sie sich an nichts und niemanden gebunden, doch nun, wo sie es zugelassen hatte, wurde ihr nur immer deutlicher wie falsch es eigentlich war.

Sakura erreichte das Wohnhaus und stieg in den dritten Stock. Sie mochte ihr jetziges Dasein – zum ersten Mal seit ihrer Verdammnis glaubte sie endlich einen Ort gefunden zu haben, wohin sie gehörte - und umso furchtbarer war ihr der Gedanke, einfach alles zu verlieren.

Sie schloss seufzend die Tür auf, und noch in der gleichen Sekunde kam ihr der Geruch entgegen.

Es konnte alles schneller vorbei sein, als sie ahnte …
 

Sakura schloss hinter sich die Tür und legte die Wohnungsschlüssel auf die Kommode. Sie schaltete das Licht nicht an, als sie in ihre Hausschuhe schlüpfte und ins Wohnzimmer ging. Sie setzte sich in den Sessel, verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte mürrisch.

„Du kannst das Licht anmachen. Ich weiß, dass du hier bist, Yuichi!“

„Echt?“ Die grelle Deckenleuchte ging augenblicklich an und fast gleichzeitig saß der junge Uchiha Sakura gegenüber. „Du bist jetzt bestimmt wütend, oder?“

„Ganz und gar nicht, Yuichi. Dass du mir auflauerst und meine Nerven strapazierst, ist mir eine willkommene Abwechslung in meinem sonst so langweiligen Leben …“

„Wirklich?“

„Nein“, sagte Sakura trocken und warf dem Jungen einen abfälligen Blick zu. „Was willst du hier? Hatte ich nicht klargestellt, dass ich meinen Frieden möchte?“

„Schon.“ Yuichi wirkte verlegen und er ließ seine Augen betreten zu Boden schweifen. „Ich wollte eigentlich nur … naja was fragen?“

„Dann frag nicht, ob du fragen darfst, sondern sag, was du willst!“

„Lernen …“ Yuichi hob sein Gesicht und grinste unsicher. „So wie du zu sein. Weißt du, ich hab dich beobachtet, und … Du hast seit über einer Woche nichts getrunken! Wie machst du das? Wie hältst du das aus? Und du rennst auch die ganze Zeit durch die Sonne, isst menschliche Lebensmittel und lebst unter denen, als würde dich ihr Geruch nicht wahnsinnig machen!“

Sakura brauchte einen Moment um zu begreifen, was der Junge eben gesagt hatte. „Du spinnst doch …“, meinte sie dann im rauen Ton, so dass sie sich räuspern musste. „Man, Yuichi … was redest du da? Das kann nicht dein Ernst sein!“

„Ist es aber!“ Der junge Uchiha sprang behände auf die Beine und nickte kräftig. „Du hast doch auch gesagt, dass es gut wäre, wenn es mehr Vampire gäbe, die nicht nur töten! Ich will auch … ich will auch dazu gehören, Sakura! Ich will das auch könne, so zu sein wie du!“ Yuichi wich einen Schritt zurück, als sich Sakura abrupt erhob.

„Du weißt ja gar nicht, was du da sagst!“, zischte sie bedrohlich. „So zu sein, wie ich … Geh nach Hause, Uchiha! Du bist, was du bist! Wenn du dich ändern willst, dann musst du das alleine tun!“

„Ich kann's aber nicht! Man, ich will ja, aber … ich pack es nicht alleine! Und zu Hause … da hilft mir niemand! Itachi ist nie da, und Sasuke würde mich für diese Idee vermutlich am Liebsten für die nächsten Jahrhunderte einsperren!“

„Das sind deine Probleme! Hast du eigentlich eine Ahnung, was du anrichtest? Was ist, wenn sie dir hier her folgen? Was, wenn sie wissen, dass du mir die ganzen letzte Woche nachspioniert hast? Ich riskier für dich nicht meine Existenz!“

„Ich bin vorsichtig, versprochen! Ich lass niemanden merken, wohin ich gehe! Darin bin ich gut, ehrlich!“

„Nein!“

„Du musst, Sakura! Bitte … Ich will nicht so werden wie mein Vater, und ich will auch nicht wie meine Brüder werden, oder irgendwer sonst! Ich will so sein … ich will so wie du sein und mit den Menschen leben. Ich will nicht ihr Feind sein!“

„Ich habe nein gesagt!“, fauchte Sakura stur. „Ich musste meinen Weg alleine gehen, und du wirst das auch tun müssen, Uchiha! Ich kann dir nicht helfen!“

„Doch nur ein paar … ein paar Kleinigkeiten! Zeig mir, wie man Menschen nicht töten muss, wenn man sie beißt. Wie ich dafür sorgen kann, dass sie sich nicht erinnern. Keiner sagt es mir, und ich hab … ich weiß nicht wie! Manchmal schaffe ich es durch Zufall, aber sonst …“

Sakura schnaubte verächtlich und ging hinüber zum Fenster. Sie sah hinunter auf die befahrene Straße und blickte dann in die Spiegelung des Wohnzimmers. Sie sah Yuichis flehende Augen, doch eisern schüttelte sie ihren Kopf.

„Es geht nicht. Ich kann dir nicht helfen, und ich werde meine Meinung nicht ändern. Versuch nicht zu sein wie ich, wenn du mit den Menschen leben willst. Das ist mein einziger Rat für dich. Versuche selbst einen Weg zu finden.“

Und als sie sich wieder umdrehte, war der junge Uchiha schon verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  fahnm
2010-02-20T02:40:51+00:00 20.02.2010 03:40
Super Kapi!^^
Von: abgemeldet
2010-02-18T20:42:13+00:00 18.02.2010 21:42
ahhhhhhhhh die storyline ist einfach absolut geil! ich bin schon ganz gespannt auf die begegnung sakura/sasuke!

lg
heartly
Von:  Angelstar91
2010-02-18T19:25:05+00:00 18.02.2010 20:25
Da war Sakura ja echt stur
Schade, dass sie ihm nicht helfen will
Aber ich kann sie auch verstehen
Wenn Sasuke oder sonst ein Uchiha erfahren würde, dass sich Yuichi durch Sakuras Hilfe verändern würde, hätte sie wohl gewaltige Probleme
Yuichi erscheint mir manchmal ein bisschen naiv, was ihn auch total süß macht
Vielleicht ändert ja Sakura ihre Meinung noch
Ich hoffe jedoch für beide, dass wirklich noch niemand mitbekommen hat, dass yuichi Sakura beobachtet
Freu mich aufs nächste Kap^^
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-18T19:21:41+00:00 18.02.2010 20:21
saku ist ganz schön eisig.. aber ich kanns verstehen. sie setzt damit ihre existenz aufs spiel wenn sie einen uchiha unterrichtet.. und die anderen davon wind bekommen wäre echt übel.. ich bin gespannt ob yuichi sie noch überreden kann!
schreib schnell weiter

greetz
Von:  Zuckerschnecke
2010-02-18T17:07:49+00:00 18.02.2010 18:07
man wieso hilft sie ihm denn nicht? oô
also ein bisschen mehr freundlichkeit
wär schon gut :D
naja mal wieder ein gutes kapi von dir


Von: abgemeldet
2010-02-18T16:12:07+00:00 18.02.2010 17:12
echt super kapi
freu mich schon sehr aufs näcshte
Von:  Sakura-Jeanne
2010-02-18T13:55:39+00:00 18.02.2010 14:55
hammer kapitel
Von:  TinaChan
2010-02-18T13:52:07+00:00 18.02.2010 14:52
Ui ui ui^^
Saku sei doch nich so gemein >: xD
Aber sie hat schon recht, man muss seinen Weg auch mal alleine finden :D
Ich wette früher oder später gibts schwierigkeiten, weil yui immer zu Saku geht xD
Ich freu mich wirklich auf das nächste Kapitel :)
Liebe Grüße,Tina :D
Von: abgemeldet
2010-02-18T13:18:04+00:00 18.02.2010 14:18
Yuichi lässt echt nich locker ^^
und das sakura so standhaft bleibt und ihm nich helfen will is ihm da auch keine große hilfe

das kappi war echt toll
weiter so
lg<3
nami ^-^
Von:  Saika_a
2010-02-18T12:58:37+00:00 18.02.2010 13:58
man, das ist jetzt aber echt fies von ihr!
Hoffentlich hat sie echt einen triftigen Grund...
RÄD SvM


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