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Gegen das Gesetz

Auftakt
von

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Die Akte eines Mädchens

Der Morgen zog sich dahin wie eine langsame Regenwolke. Sasuke saß an seinem Schreibtisch, und mit jeder verstrichenen Minute wurde er genervter. Sein Dienst dauerte noch eine Stunde, doch seine Augen rebellierten und wollten den ihrigen längst verweigern. Seit gestern Abend tat er nichts anderes als langweilige Dokumente zu unterschreiben, und immer wieder fragte er sich, warum zum Teufel er damit beauftragt wurde.

"Weil du Scheiße gebaut hast", sagte ein Kollege, dem er diese Frage entgegenblaffte. "Du schuldest dem Staat Maine zwanzig Tausend Dollar. Sei froh, dass du das mit Papierkram gut machen kannst."

"Ich hab Sergej Lenorov geschnappt", erwiderte Sasuke wütend. "Der verdammte Staat sollte mir dankbar sein!"

"Du hast Lenorov zum endgültigen Schweigen gebracht, Uchiha. Er hatte wichtige Informationen, die wir hätten brauchen können. Und nebenbei hast du ein Chaos in der Stadt hinterlassen, als wäre ein Taifun drüber geweht. Das sonst keiner umgekommen ist gleicht einem Wunder." Der ältere Mann schnappte sich die fertigen Dokumente von dem Stapel und zählte sie ab. "Hast doch nur noch 37 vor dir, was beschwerst du dich? Sei froh, dass dir den Fall nicht weggenommen wurde!"

"Froh?", höhnte Sasuke, ehe er sich wieder über den Schreibtisch beugte und den anderen außer Acht ließ.

"Wirst schon sehen, was du davon hast, immer einen auf Draufgänger zu machen." Der ältere Mann schüttelte seinen Kopf und wollte das Büro verlassen, als ihm noch etwas einfiel. "Sollst übrigens zum Boss. Hat noch ein paar Akten für dich."

"Klasse", brummte Sasuke nur, und als sein Kollege verschwand, lehnte er sich ermattet nach hinten und fuhr sich durch die schwarzen Haare. Noch mehr Arbeit passte ihm überhaupt nicht ...
 

An Tagen wie diesen überlegte Sasuke, ob er seinen Dienst einfach quittieren sollte. Es kam nicht selten vor, dass man ihn mit Schreibtischarbeit ans Büro band, und diese Art der Beschäftigung zählte zu den Verhasstesten, die es für ihn gab. Er arbeitete erst seit einem Jahr für das FBI, und viele Male hatte er es bereut. Vorher hatte er bei den Marines gedient, und das stets mit ganzen Herzen. Doch vor einem Jahr, als sein Bruder bei einem Einsatz der Air Force ums Leben kam, da hatte er sich vom Militär abgewandt. Er war Bundespolizei beigetreten, die ihn mit offenen Armen empfangen hatte. Seine Leistungen, die Taten seines Bruders und seines Vaters, sprachen für sich und für ihn, und Sasuke hatte die Türen genutzt, die man ihm öffnete. Er hatte sich nur etwas anderes erhofft, als die meiste Zeit im Büro zu verbringen.

Sasuke klopfte laut, als er das Büro vom Big Boss erreichte. So wurde der alte Hemming von allen genannt, zumindest wenn er nicht anwesend war. Er war der Leiter einer gesonderten Spezialeinheit des FBI, und das schon seit über 15 Jahren. Er trug mehr Orden an seiner Brust, als andere Haare hatten, und er zeigte sie stolz und jedem, der sie nicht sehen wollte.

Und er war einst General in der US-Army gewesen, worüber er viele Geschichten zu erzählen hatte.

"Komm rein, Uchiha", rief seine tiefe Stimme, die durch seine Zigarren unangenehm krächzte.

"General", sagte Sasuke formell, als er eintrat und die Tür hinter sich schloss. "Ich sollte ..."

"Her kommen, ganz richtig. Setz dich." General Hemming ließ sich auf seinem ausgedienten Sessel nieder und zündete sich eine Zigarette an. Er hielt nicht viel davon, aber sie waren die Lückenfüller zwischen den Zigarren, denn sie machten weniger Qualm. Sein Büro, sowie alle anderen dieser Abteilung, lag unter der Erde, und somit gab es keine Fenster. Der Abzug alleine reichte oft nicht um den Zigarrenrauch des Generals zu tilgen, und des Klimas wegen hatte er sich auf Zigaretten eingestellt.

"Ich hab etwas für dich", begann der betagte Mann, schmiss Sasuke eine Akte zu und lehnte sich weit in seinen Sessel.

"Eine Akte ..." Sasuke verzog das Gesicht und sah den Big Boss fragend an. "Ich bin mit den anderen noch nicht fertig, Sir. Und in einer dreiviertel Stunde habe ich Dienstschluss."

"Dann wirst du Überstunden machen müssen, mein Junge. Die anderen Akten kannst du Peddington auf den Schreibtisch werfen. Ich will, dass du dich um diese kümmerst."

"Und wieso?" Sasuke versuchte gar nicht erst, achtungsvoll zu klingen. Er war bis zum äußersten genervt, und seine Launen machten selbst vor einem General nicht halt.

Seltsamerweise war es genau das, was der alte Hemming an Sasuke schätzte.

"Deinetwegen sind uns beträchtliche Informationen verloren gegangen, Uchiha. Sergej Lenorov war wichtig. Was in seinem verdammten Schädel war, war wichtig. Deinetwegen liegen diese Informationen nun verteilt auf den Straßen von Rumford."

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Ich hab ihm gesagt, dass ich schieße, wenn er nicht stehen bleibt."

"Du hast die Informationen weggepustet, Junge! Warum nicht ins Bein? Warum nicht in seinen dreckigen Hintern?"

"Er hatte eine Waffe", bemerkte Sasuke trocken. In den letzten Tagen hatte er sich sehr häufig erklären müssen, und er hasste es, sich ständig zu wiederholen.

General Hemming ließ ein schnaubendes Geräusch von sich, drückte seine Zigarette aus und griff zum Zigarrenkasten.

"Ich hasse diese Weicheiqualmerei. Ich werde beantragen, unsere Abteilung in die dritte Etage verlagern zu lassen." Er zündete zufrieden die dicke Havanna an und blies genüsslich den Rauch aus. "Fakt ist, Uchiha, dass du dein Temperament zügeln musst. Ich gebe dir noch eine Chance und solltest du die versauen, sitzt du die nächsten Jahre hinterm Schreibtisch. Verstanden?"

"Verstanden, Sir", brummte Sasuke.

"Braver Junge. Es wäre schade, auf dich in unserer kleinen Truppe verzichten zu müssen. Du hast dich oft genug bewiesen, also versuch deine Fehltritte in Grenzen zu halten. Lenorovs Tod war ein Fehltritt, und ein ganz entscheidender. Glücklicherweise kennen wir noch einen Namen, mit dem er zu tun hatte. Yakushi. Kabuto Yakushi, falls dir der etwas sagt."

"Nein, Sir. Ein Japaner?"

"Nein, eine Eidechse im Froschkostüm. Natürlich ist er ein Japaner!"

Sasuke runzelte die Stirn, behielt seinen Kommentar aber für sich. Auch er trug einen japanischen Namen und ebenso sah er japanisch aus. Dennoch besaß er, wie seine ganze Familie, die amerikanische Staatsbürgerschaft.

"Meinetwegen", sagte Sasuke und versuchte nicht ganz so genervt zu klingen. "Also ist Yakushi ein Japaner und hatte Verbindung zu Lenorov und der russischen Mafia. Und diese Akte ..."

"Ist die Akte der Zielperson, die früher zu Yakushi Kontakt hatte." General Hemming nickte, dann drückte er aber wütend die Zigarre aus, als man kaum noch durch den Qualm sehen konnte. "Diese Abzüge sind dermaßen sinnlos, dass einem schlecht werden kann!" Er wedelte mit der Hand, ehe er auf die Akte deutete. "Willst du die irgendwann auch aufschlagen?"

"Sicher, Sir." Sasuke kniff die Augen zusammen, als sie schon zu brennen begangen. Das war die dritte Sache, die er hasste: im Büro eines zigarrerauchenden Generals festzusitzen ...

Er öffnet die Akte und überflog die erste Seite. "Ein Kind?", wollte er ungläubig wissen. "Ist das ein schlechter Scherz?"

"Dieses Kind hat sich vor kaum einem halben Jahr in die Datenbank des FBI gehackt, Uchiha. Sie war die Freundin von Yakushi, und sie hat ihm einige Namen unserer japanischen Spione genannt, die vom FBI aus operieren und nicht zum CIA gehören. Ihre Akte ist so dick, wie die eines hundertjährigen, russischen Schwerverbrechers. Kind ist also eine gänzliche falsche Bezeichnung."

"Meinetwegen", sagte Sasuke wieder und las weiter. "Sie sitzt in der psychiatrischen Anstalt von Pittsfield?"

"Korrekt. Deine Lesefähigkeit ist beeindruckend. Es wundert mich, dass du noch nicht für den Senat vorgeschlagen wurdest."

"Weswegen sitzt sie dort?"

"Die Kleine ist durchgeknallt, deswegen. Zudem gab es … Probleme."

"Bitte genauer, Sir."

General Hemming langte nach seinen Zigaretten und zuckte mit den Schultern. "Als wir sie gefasst haben, war sie gerade mal 17. Zu jung für eines unserer gesicherten Gefängnisse. Eine Jugendanstalt war zu gefährlich. Sie hat sich ins Netzwerk des FBI gehackt und zugegeben, ebenso Einsicht in die Datenbanken anderer Einrichtungen gehabt zu haben. Das war jedoch alles, was sie uns gesagt hat. Es ist möglich, dass in ihrem Hirn Dinge sind, die in keinem Fall an die Öffentlichkeit geraten dürfen. Zudem ist ihr IQ immens hoch, dementsprechend passt verdammt viel hinein. Verstehst du das Problem?"

Sasuke nickte. "Das FBI hat sich von einer Göre verarschen lassen und nun Angst, dass das öffentlich wird ..."

"So kann man es ausdrücken, ja. Fakt ist, dass wir sie unter Aufsicht behalten müssen, bis sie in eines unserer Gefängnisse übergesiedelt werden kann. Das geschieht in einem Monat, sobald sie Geburtstag hat und achtzehn wird."

"Hmm", meinte Sasuke trocken. "Das bedeutet also, dass sie in der Psychiatrie voll gepumpt wurde, um nicht zu plaudern?"

"Ganz so ist es nicht. Das Mädchen redet so oder so nicht. Zumindest nicht mit … sagen wir mit Menschen wie uns, oder Psychologen oder irgendwelchen anderen Idioten, die es mit ihr auf kommunikativer versucht haben. Sie gehört zu dieser übergeschnappten Sorte von Leuten, die von alter Pizza leben, den ganzen Tag vor dem Computer verbringen und Schaden anrichten. Soziale Integrität ist denen ein Fremdbegriff."

"Sie mag keine Menschen?", schlussfolgerte Sasuke.

"Ich würde behaupten, dass sie arge soziale Differenzen hat, Uchiha. Dennoch besteht die Gefahr, dass sie ausplaudert, was sie weiß. Da wir Lenorov im Visier hatten, war sie nicht mehr von zentraler Bedeutung für uns. Jetzt aber, wo Lenorovs Hirnmasse auf der Straße verteilt wurde, wird sie wieder interessant. Zudem gibt es noch einen weiteren Punkt."

"Werden es noch viele?", murrte Sasuke, der eigentlich nur noch ins Bett wollte.

General Hemming ignorierte ihn und führte ohne Umschweife fort. "Gestern Nacht gelang es einem unserer Netzwerkexperten sich Zugang zur Verwaltungsdatenbank der Yakuza zu verschaffen. Mehr allerdings nicht. Dr. Meyesfield konnte eine Tür öffnen, die ihn nicht weiterführt. Wir glauben, dass es das Mädchen schaffen könnte, weiter zukommen."

"Meyesfield ist der Beste. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Kind ..."

"Ihr IQ ist weitaus höher als der des Doktors, Uchiha. Sie war auf einer Hochbegabtenschule, und sie ist von dort weggelaufen, weil sie unterfordert war. Sie konnte sich Zugang zum FBI beschaffen, und ich kann dir dutzende andere Dinge nennen. Was glaubst du, wie sie ihre Pizzen bezahlt hat oder ihre Wohnung, das Internet und alles andere?"

"Yakushi?"

"Banken, Uchiha! Yakushi ist seit geraumer Zeit wieder in Japan und hat das Land danach nicht mehr verlassen. Das Mädchen hat den Banken das Geld aus der Tasche gezogen, und niemand hat es bemerkt. Zudem scheint sie nicht gut auf Yakushi zu sprechen zu sein."

"Und woher weiß man es dann?"

"Sie hat es gesagt. Hat es einfach zugegeben, als wäre es vollkommen normal. Wir haben die Wohnung auf den Kopf gestellt und alles untersucht. Vielleicht existiert irgendwo ein Konto mit dem Geld der Banken, aber bisher wurde nichts gefunden. Hätte sie es gewollt, hätte sie vermutlich die Zentralbank der Vereinigten Staaten leer räumen können."

"Warum wurde sie dann geschnappt?"

"Tja ..." Hemming grinste und wirkte doch gedemütigt. "Ist in die das Hauptgebäude des FBI reinspaziert, mit allen nötigen Ausweisen. Exzellente Fälschungen, falls man überhaupt noch von Fälschungen sprechen kann."

"Sie war im Edgar Hoover Building? In Washington?"

„Wo denn sonst, Junge? Sie hat gesagt, dies sei das lächerlichste Sicherheitssystem, das es gibt."

"Aber warum? Ich verstehe nicht aus welchem Grund?"

"Wer versteht solche Computerhirne schon? Sie meinte, sie wollte uns nur die Schwächen zeigen und hätte etwas, was uns interessieren könnte. Hat von Yakushi gesprochen und den Daten. Und dann ganz plötzlich hat sie kein Wort mehr gesagt, als hätte sie einen Geist gesehen. Wir haben herausgefunden wer sie ist, haben ihre Wohnung durchsucht und Dinge gefunden, die uns kaum einer glauben wollte. Wir steckten sie in die Psychiatrie und seitdem hat sie mit keinem mehr von uns geredet. Ich war selbst dort, aber sie hat mir nur die Zunge raus gesteckt und gesagt, ich sei ein fetter Idiot, der nach Qualm stinkt."

Sasuke hob die Braue und schluckte ein Grinsen hinunter. "Und was soll ich tun?", fragte er stattdessen.

"Ihr einen Freispruch anbieten, wenn sie kooperiert und uns in diesem Fall hilft. Lenorov hat zu viele Polizisten erwischt, als dass wir uns Zeit lassen können. Manche waren verdeckte Ermittler. Er könnte die Namen von Yakushi haben, der sie sich damals von dem Mädchen hat beschaffen lassen."

"Ich kann ihnen jetzt schon sagen, dass sie ablehnen wird, Sir."

Hemming nickte. "Sicher wird sie das. Also wirst du sie überzeugen müssen. Zeig ihr die Alternative. Biete ihr einen Deal an. Sollte sie uns helfen, kann sie nach Japan zurück."

"Wurde sie in Japan geboren?", fragte Sasuke und blätterte in der Akte.

"Ja. Ihre Eltern leben noch immer dort. Sie halten ihre Tochter für verschollen. Niemand weiß, dass wir sie haben. Auch das wäre momentan zu gefährlich für die amerikanische Regierung. Japan könnte beantragen, sie in einem japanischen Gefängnis unterbringen zu wollen. Also bring sie zum Reden. Vielleicht vertraut sie jemanden, der auch japanisch spricht."

"Spricht sie kein Englisch?"

"Sicher spricht sie das. Und Spanisch, und Französisch, und Russisch, und Serbisch und weiß der Fuchs. Das Mädchen hat sich ihr ganzes Leben über gelangweilt ..."

"Gibt es keine andere Möglichkeit, sie zum Reden zu bringen? Oder einen anderen, der japanisch spricht?"

"Du hast die Sache mit Lenorov versaut, Uchiha. Du machst es wieder gut."

Und das war der Befehl eines Generals ...
 

Von dem Hauptquartier des FBI in Bangor bis nach Pittsfield waren es knappe 35 Meilen, die Sasuke in 30 Minuten zurücklegen wollte. Allerdings staute sich der Verkehr auf der Hammond Street, und trotz Sasukes lautstarkem Gefluche in seinem Wagen wurden die Überreste eines Verkehrsunfalls nur schleppend auf der Straße beseitigt. Er erreichte Pittsfield eine halbe Stunde später als geplant und seine Nerven befanden sich in einer kritischeren Situation wie zuvor. Würde er nicht bald nach Hause können, dann würde er freiwillig in der psychiatrischen Anstalt bleiben.

"Wie kann ich ihnen helfen?", fragte eine Frau mittleren Alters am Empfang. Sie hatte einen auffallend großen Mund, der beinah das halbe Gesicht einnahm. Als sie die Lippen zu einem Lächeln verzogen wurde er noch breiter und reichte bald bis zu den Ohren. "Falls sie einen angehörigen besuchen möchten, muss ich sie um Geduld bitten. Die Besuchszeiten liegen zwischen vierzehn und achtzehn Uhr."

"Hier", knurrte Sasuke und reichte der Empfangsdame ohne weitere Erklärungen ein Dokument des Generals und seine Dienstmarke.

"Gut", sagte die Frau, wie sie es las und zum Hörer griff. "Ich benachrichtige den Direktor. Er wird sich sofort um ihr Anliegen kümmern. Sie können im Wartezimmer platz nehmen."

Sasuke warf einen zweifelnden Blick in den Raum, aus dem ihn zwei enthusiastische Damen anlächelten. Sie kicherten wie kleine Kinder, ehe sie sich grinsend auf die Stühle setzten und Sasuke erwartungsvoll ansahen.

"Ich warte hier", meinte er schlicht.

Die Empfangsdame folgte seinem Blick und lächelte entschuldigend. "Keine Sorge, dass sind freundliche Damen. Sie sind nur immer etwas aufgeregt, wenn Besuch kommt. Besuch ist hier selten, wissen sie? Eigentlich nur am Wochenende und während der Feiertage."

"Tatsache." Sasuke straffte die Schultern, schritt in den Warteraum, nickte knapp und setzte sich auf einen Stuhl. Gekonnt starrte er dabei die Wand gegenüber an und vermied jeden Augenkontakt mit den beiden albernen Hühnern, die nun noch mehr kicherten und seine Aufmerksamkeit zu suchen schienen.

"Mister?", fragte die eine, kaum dass Sasuke zwei Minuten saß. "Besuchen sie hier ihre Freundin?"

Sasuke runzelte die Stirn und verneinte mit genervter Miene.

"Ihre Frau?"

"Nein", sagte er abermals.

"Ihre Mutter?"

Sasuke hatte Mühe nicht ausfällig zu werden. Er presste die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf.

"Dann … etwa einen … Freund?"

"Nein!", entfuhr es ihm gereizt, dass beide Frauen erschrocken zurückwichen. Ruckartig erhob er sich, sandte beiden noch einen vernichtenden Blick zu und ging zurück zum Empfang. Er wollte der Frau mit dem Froschmund sagen, dass er draußen warten würde, als jedoch schon der Direktor eintraf.

"Schon zur Stelle", sagte er und lachte heiser. "Kommen sie in mein Büro, bevor es sich herumspricht und weitere Damen ihre Aufmerksamkeit wünschen."
 

Der Direktor der psychiatrischen Klinik stellte sich als angenehmer Zeitgenosse heraus. Er bot Sasuke Kaffee an und nahm ihm seine gereizte Laune nicht übel. Sein Name war Professor Dr. Richard Eysenck, der die Leitung der Klink seit vier Jahren innehatte und bisher immer zu einem positiven Bild seiner Anstalt beitrug. Er redete viel und gerne, lachte häufig und trug einen Schnauzer, der lustiger wie seine Witze waren. "Sie sind also vom FBI?", fragte Eysenck, als er an seinem Schreibtisch platz nahm und eine Patientenmappe aus den Schubfächern fischte. "Sie sehen sehr jung aus, wenn ich das sagen darf. Aber das Land braucht auch junge Männer anstelle der altgedienten Senioren. Dienten sie zuvor in der Army?"

Sasuke sah nicht danach aus, als würde er ausgefragt werden wollen. Seine Miene nahm einen finsteren Zug an, doch ließ er sich zu einer Antwort herab.

"Marines, Sir", sagte er schroff.

"Ja, wirklich? Sagen sie: Uchiha … Der Name kommt mir bekannt vor?"

"Mein Vater ist Lieutenant General der US Army, Sir." Das Sir presste Sasuke heraus wie ein ungeliebtes Wort.

"So so, ja natürlich. Und nun sind sie zur Ermittlungsbehörde gewechselt, statt ein weiterer General zu werden?"

Sasuke äußerste sich nicht dazu und deutete auf die Akte in Eysnecks Hand. "Sie haben vermutlich mit General Hemming gesprochen?"

"Ja, in der Tat. Ich bin angewiesen worden alles zu überprüfen, was diesen … Fall angeht. Ich hoffe, sie nehmen mir das kleine Telefonat zuvor nicht übel."

"Hmm", brummte Sasuke und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Dann muss ich mich wohl kaum noch erklären."

Der Doktor schüttelte den Kopf und öffnete die Mappe. "Nein, selbstverständlich verstehe ich das. Ich werde die Besuchszeiten für sie aufheben, damit sie zu jeder Zeit mit der Patientin sprechen können. Wir stellen ihnen einen separaten Raum zur Verfügung, eine Liste der angewandten Therapien und Medikamente und alles, was sie sonst noch wünschen."

"Wer ist der behandelnde Arzt?"

"Das bin ich." Eysenck lächelte, ehe er seufzte und die Akte beiseite legte. "Ich kann ihnen alles sagen, was ich weiß, aber das wird nicht viel sein. Eigentlich ist es nichts, Mr. Uchiha. Keine Behandlung zeigt Wirkung, nicht eine Therapie hat angeschlagen."

"Und woran liegt das?"

"Ganz ehrlich, Mr. Uchiha?" Eysenck erhob sich und stellte sich an sein breites, offenes Fenster, das einen beruhigenden Ausblick auf den Park des Geländes bot. "Wogegen soll ich sie denn behandeln? Gegen die Neigung Gesetze zu missachten, oder gegen Langeweile? Die Patientin besitzt keine psychische Störung, die sich mit Medikamenten beheben lässt. Ich weiß das, und sie weiß das auch. Vor einem halben Jahr wurde sie hier eingeliefert und abgesehen davon, dass sie verängstigt und etwas desozialsiert war, fehlte ihr nichts. Ein halbes Jahr habe ich darum gekämpft, sie nicht wie eine Inhaftierte in Einzelhaft halten zu müssen. Als man ihr den Kontakt mit anderen, für meinen Geschmack viel zu alten Mitpatienten erlaubte, da war ihre Desozialisierung so weit fortgeschritten, dass sie Panikattacken bekam, wie ihr andere zu nah kamen. Sie wurde erst hier krank, Mr. Uchiha, und umso länger sie hier bleiben wird, umso schlimmer wird es werden. Sie benötigt eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft, aber nicht durch Medikamente, sondern durch Menschen."

"Das ist kaum machbar", bemerkte Sasuke trocken. "Sie hat ein Verbrechen begangen, worüber sie vielleicht informiert wurden."

"Natürlich hat man das. Und manchmal frage ich mich, ob das FBI darüber informiert wurde, dass diese Verbrecherin ein siebzehn jähriges Mädchen war, dass außer sich selbst niemanden hatte ..." Eysenck schüttelte den Kopf und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. "Wollen sie meinen Rat hören, Mr. Uchiha?"

"Inwiefern?"

"Meinen Rat, wie sie an ihre Informationen kommen könnten."

Sasuke runzelte die Stirn. "Meinetwegen."

"Sorgen sie dafür, dass sie hier rauskommt. Sorgen sie dafür, dass sie wieder ein Mensch sein kann und kein Gehirn, das Dinge weiß, die einzig wichtig für andere sind."

"Das wird kaum möglich sein, Doktor. Es würde die Gefahr erhöhen."

Eysenck nickte trüb. "Als Leiter dieser Klinik und als Arzt kann ich ihnen nicht widersprechen. Sie hat zwei Versuche unternommen von hier zu fliehen, und das Risiko besteht weiterhin. Aber als Mensch und als Vater, Mr. Uchiha - bleibt das Mädchen hier, dann wird sie zugrunde gehen. Nicht heut und nicht morgen, aber irgendwann. Sie wird für ihr Verbrechen gebüßt haben, und das FBI wird sich ihr eigenes Verbrechen an einem Kind nicht einmal bewusst werden."

"Das sind schwere Anschuldigungen", sagte Sasuke kalt. "Sie sollten sich überlegen, was sie behaupten."

"Ich weiß", gab der Doktor zurück. "Ich habe genug gesagt. Ich bringe sie jetzt zu ihr."

Sasuke nickte, und als er dem Arzt aus seinem Büro folgte, da entsann er sich seiner eigenen Worte, als er die Akte über Sakura Haruno das erste Mal las.

Ein Kind ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Inori-Yuzuriha25
2013-06-09T08:58:53+00:00 09.06.2013 10:58
Omg das ist die ALLER BESTE FANFIC die ich jemals in meinem Leben gelesen hab xDD
Von:  Calista259
2010-02-20T16:02:52+00:00 20.02.2010 17:02
Hallo!
Das pitel war echt geil!^^
Das mit Saku ist hammer!
Okay ein Genie war sie schon immer!^^
Bis zum nächsten mal!

Gruß
Black-hina
Von: abgemeldet
2010-02-10T17:34:01+00:00 10.02.2010 18:34
Hi
Tja, da hat sich Sasuke wohl mal wieder selbst in die Scheiße geritten. Hat wohl keine Nerven der Kerl hmm? xD
Sakuras Rolle finde ich super. Ein Genie, das in der Psychiatrie ist, genau der richtige Job für Sasulein. Er scheint sie wohl zumindest ein bisschen nachvollziehen zu können, zumindest in dem Bezug, dass sie irgendwie keine Menschen mag.

Die Beschreibeung vom Doktor ist aber auch nicht ganz ohne :D Das wird eine harte Nuss für Sasu. Ich stell mir schon vor, wie er kurz vorm Nervenzusammenbruch steht, weil Sakura einfach nicht nachgibt^^ Ich bin mal gespannt, ob er den Tipp des Docs annimmt und sie wieder mehr in die Geselllschaft einführt. Da kann er sich selbst ja auch mal ein bisschen mehr dort einbringen^^
Lg
Yuki
Von: abgemeldet
2010-02-09T17:20:35+00:00 09.02.2010 18:20
Also langsam frag ich mich ob du dich nich selbst darstellst,in sakura^^
wer nämlich ständig und immer wieder auf so klasse ideen kommt,für eine FF muss ein riesen Hirn haben und eine menge fantasie

die ff gefällt mir jz schon super
und wie du sakura diesmal dargestellt hast auch toll
sie tut mir jz schon leid,das sie da sitzt und dann sasuke zugeteilt bekommt,der ja nich wirklich was von ihr hält o.O

mach weiter so
lg<3
nami ^-^
Von:  Sakura-Jeanne
2010-02-09T10:59:27+00:00 09.02.2010 11:59
hammer deine ff


hammer story
hammer schreibstil


schreib bitte schnell weiter möchte gerne wisse wie esw eiter geht

GZ. sakura jeane
Von:  fahnm
2010-02-08T23:36:33+00:00 09.02.2010 00:36
Klasse Kapi!^^
Ich stimme allen anderen zu!^^
Von: abgemeldet
2010-02-08T22:42:35+00:00 08.02.2010 23:42
Das ist doch wohl mal abartig heftig genau nach meinem Geschmack ;-)
Echt genial, die Story gefällt mir wahnsinnig gut. Wie ich deinen Schreibstil finde, muss ich dir nicht mehr sagen. Und alles mal wieder sehr gut durchdacht. Mach weiter so, bis zum nächsten Mal.
Luminis
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-08T21:37:27+00:00 08.02.2010 22:37
ein klasse kapi und mal wieder eine wundervolle idee von dir =)
ich freu mich schon wahnsinnig darauf weiter zu lesen. echt super. bin gespannt wie sasu reagiert wenn er saku begegnet.
schreib schnell weiter

greetz

ps: schickst mir wieder eine ens wenns weitergeht? dankää =D
Von:  Jacward
2010-02-08T21:00:03+00:00 08.02.2010 22:00
oh man jetzt fängt bei mir wieder das ff 'stalken' an!!
Ich bin regelrecht süchtig von deine ff's aber das weißt du sicherlich bereits ^__^
GdG wird bestimmt interessant... ich bin mal gespannt was passiert, wenn sasuke auf sakura trifft...
Ab vieviel Jahren ist man in den USA eigentlich volljährig? mit 21 oder?
*g* mir gehen gerade ganz viele sachen durch den kopf *g*
*hust* also xD... ich freu ich auf's kommende kapitel^^


Von:  Kijairi
2010-02-08T20:46:31+00:00 08.02.2010 21:46
Toll eine neue FF ^^
Der Anfang ist schon Spitze und ich freue mich auf die nächsten Kappis... ABER ich bin auch ein Fan deiner anderen Storys und würde mich freuen wenn du von denen auch mal wieder ein neues Kappi hast, ich mag dich nicht drängen oder so aber ich würde mich so freuen weil deine Storys zu den für mich Besten zählen *hähä eingeschweißter SasuxSaku-Fan~~*


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