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Unvergesslicher Urlaub in London!

von

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Nächster Flug, London!

"Komm, Jess... Wir müssen zum Abteil D" rief eine junge Frau, welche kurzes, bis zur Schulter lang, braunes Haar besaß. Eine Brille beschmückte ihr Gesicht, könnte die Braunhaarige zwar auch Kontaktlinsen tragen, doch war dies auf Dauer viel zu teuer und die Krankenkasse übernahm solche Kosten leider nicht. Sie trug einen schwarzen Ledermantel, welchen sie sich extra für diesen Urlaub gekauft hatte, darunter ein weißes Shirt und dazu eine einfache Jeans.
 

"Jule, hetz mich nicht so, okay? Wir haben noch eine gute halbe Stunde" seufzte die Angesprochene, deren Name eigentlich Jessica lautete. Dennoch war sie es schon gewohnt, von Jule 'Jess' genannt zu werden, waren sie doch schon fast seit drei Jahren miteinander befreundet, trotz der Tatsache, dass die beiden jungen Frauen sehr weit auseinander wohnten. Ja, Jule wohnte in Bad Säckingen, während Jessica in Essen lebte. So selten sahen sie sich im Jahr, doch nun wollten sie gemeinsam Urlaub machen.
 

Jule warf ihrer Freundin einen wehleidigen Blick zu, da dieser Morgen wirklich sehr hektisch verlaufen war und es war bestimmt noch nicht vorbei. Sie waren immer noch am Düsseldorfer Flughafen und bis sie endlich bei ihrem Reiseziel eintreffen würden, würden sicherlich noch zwei Stunden vergehen.
 

Wieder in Jessica's Gesicht schauend, betrachtete Jule ihre Freundin genauer. Einen brauen gestrickten Mantel trug sie, da es mittlerweile später Frühling war und demnach auch die Temperaturen nicht mehr ganz so niedrig erschienen. Darunter trug sie ein schwarzes Shirt, passend zur schwarzen Jeans. Was Jule jedoch verwunderte, war die Tatsache, welche ihr gestern Abend schon aufgefallen war, Jessica hatte sich selbst ihre Haare kurz geschnitten und sie Schwarz gefärbt. Eigentlich glich ihr Haarschnitt dem eines jungen Mannes und dennoch fand die Braunhaarige, dass ihre Freundin gar nicht mal so schlecht mit ihrer neuen Frisur aussah.
 

Wieder sah Jule in das Gesicht der Schwarzhaarigen und wieder fiel ihr deren Makel auf. Ob sie bei ihrem Urlaub Ruhe haben würden? Würde Jessica dort auch schief von der Seite angesehen werden? Nur schwer konnte sich Jule vorstellen, wie sich ihre Freundin wohl Tag für Tag fühlen musste, mit solch einen kleinen Mund, welcher doch sehr auffiel. Sicher, Jule sah dieses Makel schon längst nicht mehr, aber andere Menschen schon. Hoffentlich war ihr Urlaub erholsam und keine weitere Qual für Jessica.
 

Langsam liefen die beiden jungen Frauen weiter, erreichten nun endlich Abteil D und bahnten sich ihren Weg durch die Schleuse. Insgesamt würde der Flug und die dortige Kofferausgabe höchstens eine Stunde dauern, wenn alles glatt lief. So sicher war sich die Schwarzhaarige da nicht, hatte sie auch schon andere Erfahrungen diesbezüglich gemacht. Nein, dieser Flug war nicht ihr Erster, war sie doch schon zwei Mal in Spanien gewesen. Da drängte sich ihr schon eine Frage auf, weswegen sie sich an Jule wandte.
 

"Sag mal, Jule... Warum fliegen wir eigentlich nach England?". Nun, diese Frage hatte sie jetzt auch nur gestellt, weil sie sich nicht erinnern konnte, wann sie ihr Reiseziel beschlossen hatten. Verwundert blickte Jule zu Jessica rüber, welche ihr diese Frage gestellt hatte. Warum sie nun nach England fliegen würden? Konnte sich Jessica an ihr Gespräch nicht mehr erinnern?
 

"Als ich dich vor einem halben Jahr gefragt habe, ob wir mal zusammen Urlaub machen, hast du gesagt, dass du dir das Finanziell nicht leisten könntest..." erinnerte Jule ihre Freundin, welche überlegend einen toten Punkt fixierte. "Dann habe ich für uns nach mögliche Reiseziele im Internet gesucht und habe dir drei Orte vorgeschlagen" erzählte die Braunhaarige weiter und plötzlich erhellte sich Jessica's Gesicht.
 

"Ja, jetzt weiß ich es wieder. Du hast noch Prag und Rom genannt und da wollte ich nicht hin. Blieb also nur noch London". Zustimmend nickte Jule, seufzte lautlos, während sie mit ihrer Freundin das Flugzeug bestieg. Im Flugzeug sahen sie sich kurz um, bis sie endlich ihre Plätze erblickten, sich setzten und die Sicherheitsgurte anlegten.
 

"Jule, dir ist hoffentlich klar, dass ich nicht gut Englisch spreche? Ich verstehe diese Sprache zwar, aber mit der Verständigung ist das so eine Sache" murmelte Jessica leise, legte ihr Handgepäck zu ihren Füßen und sah sich ein weiteres Mal um. Jule legte ein Lächeln auf, da sie dasselbe Problem hatte. Sie verstand fast jedes Wort und auch Sätze, aber wenn es dazu kam, eine Antwort zu geben, gelang es ihr meist nicht.
 

"Irgendwie kriegen wir das schon hin, hoffe ich". Jule lächelte schief, ehe Jessica es ihr gleich tat. Nach einigen Minuten hörten sie die Erklärung der Sicherheitsvorkehrungen des Flugzeuges, ehe der Kapitän sie freundlich über Funk begrüßte. Nach weiteren Minuten setzte sich das Flugzeug endlich in Bewegung und Jessica war irgendwie froh, dass sie nun bald abheben würden, was dann auch nach wenigen Momenten geschah.
 

Nun flogen sie schon eine halbe Stunde und die Flugbegleitung hatte gerade erläutert, dass sie nun zur Landung ansetzen würden. Während des Fluges hatte Jessica Musik gehört, hatte eine Stewardess ihr erklärt, dass dies während des Fluges erlaubt sei. Nur während des Startes und der Landung müssten elektrische Geräte ausgeschaltet sein.
 

"Jule, wie heißt das Hotel, wo wir wohnen werden?". Jessica hatte den Namen schon wieder vergessen, da dieser aus vier Worten bestand. Lediglich wusste sie noch, dass sie nur wenige Minuten vom Big Ben wohnen würden. "Park Plaza County Hall... Ich habe gelesen, dass es dort sehr ruhig sein soll". Jessica wusste es nicht, hatte sich auch nicht erkundigt und alles der Braunhaarigen überlassen. Wie es wohl in London war? Sie würde es wohl bald sehen.
 

Nach weiteren zehn Minuten landeten sie beim Londoner Airport, wurden auf englischer Art begrüßt und wurden mit einem Bus abgeholt, welcher sie zu der Kofferausgabe fahren würde. Hoffentlich waren ihre Koffer auch hier angekommen, denn schon einst hatte Jessica dieses Problem gehabt. Nur mit dem Unterschied, dass ihr Koffer auf ein anderes Band gelegt worden war und sie sich in Spanien nicht hatte ausdrücken können, jedenfalls nur gering mit der englischen Sprache.
 

"Jessica, träumst du? Wir müssen aussteigen. Der Mann sagte gerade, dass er uns zu der Kofferausgabe bringt". Die Schwarzhaarige schüttelte ihren Kopf, um ihre Erinnerungen abzuschütteln, ehe sie ihrer Freundin seicht zunickte. Gemeinsam, mit den anderen Passagieren ihres Flugzeuges, liefen sie dem Mann nach, welcher mit der englischen Sprache einige Details erklärte. An sich war es auch nicht schwer, ihn zu verstehen, würde er nicht so manches Wort verschlucken. Eine Eigenschaft, welche Jessica bei den Engländern hasste. Sie sprachen so undeutlich, während die Amerikaner da schon etwas deutlicher sprachen.
 

"Okay, nun müssen wir warten und wenn wir unser Gepäck haben, dann müssen wir zum B2. Der Bus fährt uns dann zum Hotel. Ich glaube, die Fahrt dauert nur zwanzig Minuten" erwähnte Jule weiter und besah sich einen Flyer, welchen sie schon die ganze Zeit in der Hand hielt. Jessica wirkte verwundert, weil ihre Freundin soviel wusste, obwohl sie doch jünger war, als die Schwarzhaarige selbst. Ja, Jule war fünf Jahre jünger und dennoch wirkte sie erwachsener, als es Jessica manchmal war. Warum? Vielleicht war die Braunhaarige einfach reifer, als das es Jessica jemals sein würde?
 

"Dein Koffer, Jess" rief Jule und deutete auf einen roten Koffer, welcher schnell von Jessica geschnappt wurde. Die Braunhaarige schien ihr Gepäck schon zu haben, weswegen sie sich zu den Bussen aufmachten, welche draußen auf die Passagiere warteten. "Excuse me... Is that Line B2?" fragte Jule und hoffte einfach, dass sie ihre Frage richtig formuliert hatte. Der Mann, welchen sie soeben gefragt hatte, deutete ein Nicken an und fragte nach ihren Papieren. Nachdem er sich diese angesehen hatte, gab er sein OK und meinte, dass sie in den Bus steigen konnten.
 

"Puh, das ging noch mal gut, oder? Ich hatte gerade wirklich das Gefühl, als hätte der Typ mich nicht verstanden". "Ich habe dich schon verstanden, denn ich hätte meine Frage genauso formuliert... Es ist schon schwer, wenn man eine Sprache nicht fließend beherrscht" seufzte Jessica und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Hoffentlich fuhren sie bald los und konnten dann in ihr Hotelzimmer. Sie wollte nicht soviel reden und schon gar nicht in einer Sprache, welche sie nicht wirklich beherrschte.
 

Nach etwa zehn Minuten fuhren sie los und neugierig besah sich Jessica die Häuser und diese ungewöhnliche Fahrweise. Ja, die Engländer fuhren auf der linken Fahrbahn, was schon ein wenig seltsam wirkte, oder? In Deutschland war es schon anders und auch die Häuser waren anders strukturiert. Nun, es hieß doch immer 'Anderes Land, andere Sitten', oder? Ja, überall herrschte eine andere Kultur und mit dieser musste man sich anfreunden, wenn man ein fremdes Land bereiste.
 

"Sieh mal, da ist der Big Ben. Wir sind vermutlich gleich da, Jess". Jessica nickte und besah sich diese alte Uhr. Es war schon ein seltsames Gefühl, hier in London zu sein, aber irgendwie auch erholsam. Ob man sie hier in Ruhe lassen würde? Ob die Menschen sie so akzeptierten, wie sie nun mal war? Die Schwarzhaarige wusste es nicht, hörte den Fahrer sagen, dass sie nun Park Plaza County Hall erreichten und sie mit Jule wohl aussteigen müsste.
 

Kaum waren sie draußen angekommen, schon kam ein Page und stellte ihr Gepäck auf einen Wagen. Erst hatte Jessica etwas sagen wollen, doch unterließ sie dies, da sie eh nicht so genau wusste, wie sie sich hätte ausdrücken sollen. Dem Page folgend, betraten sie das Hotel und sahen sich erst einmal um. Der Boden glänzte und allein die Empfangshalle sagte aus, dass es sich um ein Hotel der vier Sterne handeln musste. Alles wirkte so schön sauber und gepflegt.
 

"Jessica, wir sehen uns später noch um. Lass uns zum Empfang gehen. Das ist nämlich sowieso der schwierigste Teil". Oh ja, dachte sich die Schwarzhaarige, folgte Jule, ehe sie beim Empfang zum Stehen kamen und herzlich von einer Dame begrüßt wurden. Ohne ein Wort legte Jule ihre Papiere auf den Tisch, holte ihren Ausweis hervor und legte diesen dazu. Einige Dinge murmelte die Empfangsdame, ehe sie freundlich lächelte und Jule eine Karte gab, mit welcher man das Schloss ihres Zimmers öffnen konnte.
 

"Thank you" lächelte Jule und zog Jessica eiligst zum Aufzug, bei welchen der Page schon wartete. Gott, sie hatte eben fast nichts verstanden und hoffte, dass Jessica wenigstens wusste, was die Frau da alles gesagt hatte. Warum nuschelten die Engländer nur so sehr? Da verstand man doch kein Wort, oder?
 

"Jess, hast du alles verstanden?" wollte Jule im Aufzug wissen, beachtete den Page nicht, welcher hinter ihnen stand und genüsslich Kaugummi kaute. "Sie sagte, sie wünscht uns einen schönen Aufenthalt und hat erklärt, wann der Speisesaal geöffnet wird. Außerdem sagte sie, dass das Hotel auch einige Angebote bietet. Ein Beispiel wäre eine Stadtrundfahrt". Ach so, dachte sich Jule insgeheim und errötete kaum merklich. Warum hatte sie das denn nicht verstanden? Jessica schien doch ein wenig mehr zu verstehen, als Jule selbst, oder?
 

Die Fahrstuhltüren öffneten sich, waren sie nun im zweiten Stock, ehe die Braunhaarige den linken Gang einschlug. "Zimmer 220" murmelte sie leise vor sich her, sah sich immer wieder um, bis sie schließlich ihr Zimmer entdeckte. Mit der Karte, welche sie in einen Schlitz steckte, leuchtete ein grünes Licht auf, ehe es klickte. Gut, die Türe war geöffnet und neugierig trat sie ein, hörte die Schritte von Jessica hinter sich und anschließend den Page, welcher ihr Gepäck neben dem Ehebett stellte. Ein schönes Bett, musste Jessica zugeben. Weinrote Zudecken, dazu hellrote Kissen. Die Wände waren in einem warmen Orange gehalten und als Jessica zum Fenster blickte, sah sie, dass sie einen Balkon hatten, welcher durch weiße Vorhänge ein wenig versteckt wurde.
 

"Erinnert mich an ein Krankenhaus... Ich meine, wegen dem Fernseher" murmelte Jule und deutete auf den Fernseher, welcher in einer Ecke des Zimmers hing. Jessica nickte dem zu, lief zur angrenzenden Türe und öffnete diese. Wow, dachte sie sich, als sie diese große Wanne entdeckte. Solch eine weiße Wanne sah man selten und außerdem passten da locker zwei Personen rein. Insgesamt war das Bad mit blauen Fliesen ausgelegt und selbst auf dem Boden sah man schöne Kacheln, welche in einem schönen hellen Blau strahlten.
 

"Wenn wir unsere Koffer ausgepackt haben, können wir uns ein bisschen die Gegend anschauen, okay?" rief Jule der Schwarzhaarigen zu und stellte ihren Koffer auf das große Bett. Wirklich, dieses Zimmer war schöner, als eigentlich erwartet. "Okay" murmelte Jessica und tat es Jule gleich und packte ihren Koffer aus. Die Hälfte, welche sie eingepackt hatte, brauchte sie vermutlich sowieso nicht, aber man wusste ja nie, was in einem fremden Land alles mit einem passieren konnte, oder?
 

"Legst du die Kette eigentlich gar nicht mehr ab? Brauchst du nun immer was von ihm bei dir?" wollte Jule wissen, besah sich die Kette, welche die ganze Zeit unter Jessica's Shirt versteckt gewesen war. Eine unechte Kette, jedoch mit einer höheren Bedeutung, welche man nur kannte, wenn man einen Anime gesehen hatte. Der Anhänger zeigte ein seltsam aussehendes L, dessen Bedeutung der Braunhaarigen sehr wohl bekannt war.
 

"Jule... Ich verreise doch nicht ohne irgendwas, was mich beschützen kann? Ich nehme immer etwas mit, was mir viel bedeutet". Ja, natürlich wusste Jule, dass Jessica nie ohne etwas Bedeutendes verreiste, denn sie selbst tat es auch nicht. Jule hatte ein Plüschi mitgenommen, ein Plüschi, welcher Zero Kiryuu zeigte. Das war ihr Schutz, wenn man das so nennen konnte. Ohne etwas Bedeutendes konnte sie einfach nicht verreisen.
 

"Ja, dumme Frage von mir. Entschuldige... Bevor wir uns umsehen, sollten wir vielleicht im Speisesaal essen, oder nicht? Wir haben gleich 13.00 Uhr, also müsste es schon etwas geben". Jessica nickte dem zu, denn sie hatte heute noch nicht sonderlich viel gegessen. Sie freute sich nun langsam doch ein wenig, hier in einem fremden Land, in einer fremden Stadt zu sein. Zuvor hatte sich ihre Freude noch in Grenzen gehalten, aber ihr fielen nun einige Dinge ein, welche sie mit London in Verbindung brachte. Ja, sie würde sich später ausgiebig umsehen. Ihr Urlaub konnte also ab sofort beginnen.

Unglaubliche Begegnung!

Nachdem Jule und Jessica im Speisesaal gegessen hatten, führte ihr Weg nun durch die Eingangshalle. Wieder sah sich die Schwarzhaarige ausgiebig um, da sie noch nie solch ein sauberes und vor allem schönes Hotel gesehen hatte. Man hörte in den Medien immer so Schlechtes über so manches Hotel, aber dieses hier schien nicht davon betroffen zu sein. Ein Glück, so fand jedenfalls Jessica. Ein fröhliches Lächeln erschien auf ihren Lippen, ehe sie wieder zu Jule aufholte.
 

Draußen vor dem Hotel angekommen, sah Jessica gen Himmel und bewunderte den strahlend blauen Himmel. Man durfte also den Geschichten keinen Glauben schenken, dass in London ständig Nebel aufzog, oder es hier regnete, oder? Nein, die Sonne schien und spendete eine wohlige Wärme. Ganz anders, als es sich die Schwarzhaarige vorgestellt hatte. Ob Jule ähnlich dachte?
 

"London soll ja eine Stadt von zahlreichen Verbrechen und Geheimnissen sein. Es wäre also klug, wenn wir uns nach Abenddämmerung nicht mehr auf den Straßen aufhalten, findest du nicht auch?". Wie? Machte sich Jule etwa Sorgen? Ihnen passierte schon nichts, also keinen Grund, gleich den Teufel an die Wand zu malen, oder?
 

"Ach, uns passiert schon nichts, Jule" spielte Jessica die ganze Sache runter, erntete einen wütenden Blick ihrer Freundin, ehe sich die Braunhaarige umblickte. Sofort fiel ihr der Big Ben ins Auge, war es doch wirklich überwältigend, welchen Eindruck der große Turm hinterließ. Jessica folgte schweigend dem Blick ihrer Freundin, stieß Jule freundschaftlich in die Seite und bekam sofort deren Aufmerksamkeit.
 

"Sei nicht sauer, ja? Uns passiert wirklich nichts. Wir müssen uns eben dort aufhalten, wo viele Menschen sind". Jule seufzte schwer und hoffte, dass die Schwarzhaarige Recht behielt. "Hoffentlich hast du Recht... Wo möchtest du nun hin, Jess? In die Einkaufsstraße, oder willst du...". "Lass uns zum Big Ben gehen" unterbrach Jessica ihre Freundin rasch und zeigte in die besagte Richtung, in welcher der große Turm stand.
 

Jule nickte dem zu, lächelte schief, da sich Jessica nun wie ein kleines Kind anhörte, welches unbedingt ihren Willen bekommen wollte. Nun, so war die Schwarzhaarige meist, wollte für immer ein Kind bleiben, obwohl dies ein Ding der Unmöglichkeit war. Klar, Jessica konnte sich auch anständig und vor allem erwachsen benehmen, doch oftmals vermied sie es, weil sie der Ansicht war, Erwachsene seien zu ernst und total langweilig.
 

"Jule, komm schon... Es ist ja nicht so weit" rief die Schwarzhaarige ihrer Freundin zu, war sie schon einige Schritte gegangen, bis sie festgestellt hatte, dass Jule ihr nicht folgte. "Wer sagte heute Morgen noch 'Keine Hetzerei'?" stichelte Jule die Schwarzhaarige, welche ihre Arme vor der Brust verschränkte und einen Schmollmund zog.
 

"Das eine hat mit dem anderem nichts zutun und das weißt du auch". Jule grinste, setzte sich nun endlich in Bewegung und folgte ihrer Freundin, welche zielstrebig auf den Big Ben zusteuerte. Tat es das nicht, fragte sich die Braunhaarige insgeheim, ehe sie ihren Kopf darüber schüttelte. Jessica wusste sehr wohl, dass sie im Unrecht war, aber sich nun mit ihr streiten, nein, dazu hatte Jule wirklich keinerlei Lust.
 

Jessica sah sich immer wieder um, betrachtete die Menschen, welche den beiden Frauen entgegen kamen und seufzte resigniert. "Die starren mich hier auch so an, als sei ich ein Alien" dachte sie sich insgeheim. Okay, hier sagte keiner was, aber trotzdem. Dieses dämliche Starren konnten sich die Menschen doch klemmen, oder? Sie starrte einen Geistesverwirrten auch nicht Stundenlang an. Genau, Jessica hatte nämlich nicht das Recht dazu, da sie in gewisser Weise mit den Ihresgleichen im selben Boot saß.
 

Jule hatte sehr wohl diese bohrenden und fragenden Blicke bemerkt und seufzte ebenfalls. Es war wohl in jeder Stadt dasselbe. Jeder schaute Jessica an, schenkte ihr Aufmerksamkeit, obwohl sie das nicht mal wollte. Ob sie deswegen so ruhig war? Dachte sie darüber nach, ob der Urlaub überhaupt etwas brachte? Im Endeffekt hatte Jule doch nur diesen Urlaub gewollt, weil Jessica in letzter Zeit so still geworden war. Sie vermied auch meist den Kontakt, wenn Jule ihn gesucht hatte. Warum? Sie waren Freunde und konnten doch miteinander reden, oder etwa nicht?
 

"Fällt es dir schwer, Jess? Ich meine, die Menschen starren dich zwar an, aber es ist schon anders, als bei dir zu Hause, oder nicht?". Schwach nickte die Angesprochene, legte ein mildes Lächeln auf und blickte auf den Weg. Sicher, hier war es schon etwas anderes, aber die Blicke blieben dieselben. Jessica konnte förmlich aus diesen Blicken lesen, welche Verachtung und auch Mitleid zeigten. Sie brauchte so etwas nicht. Weder Verachtung, noch Mitleid eines einzelnen Menschen.
 

"Lass uns nicht länger darüber reden, sonst heul ich noch, Jule... Ich möchte einfach nur diese Auszeit genießen, ganz gleich, was da noch auf mich zukommen mag". Diesmal war es Jule, welche dazu nickte und stieß sich gedanklich vor die Stirn. Sie hätte vielleicht nichts sagen sollen, aber irgendwie musste sie dieses Schweigen doch brechen, oder? Dieses Schweigen war so drückend und es erschreckte sie manchmal sehr, wie schnell sich Jessica's Gefühle verändern konnten. Okay, sie selbst war da auch nicht besser, aber Jessica war doch fünf Jahre älter. Nun, vielleicht spielte das Alter dabei gar keine Rolle, oder?
 

Plötzlich wurde die Schwarzhaarige hart zur Seite gerempelt, konnte sich gerade noch so auf den Beinen halten, ehe sie in die Richtung blickte, in welcher ein Typ mit einer Handtasche rannte. "Hey, are you crazy?" rief Jessica aufgebracht und erhob ihre rechte Faust. Wenn der Kerl so in Eile war, dann hätte er doch nur ein Tönchen sagen müssen, anstatt sie umzurempeln, oder nicht?
 

"Ist dir was passiert?" wollte Jule wissen und besah sich Jessica, welche noch immer ein wütendes Gesicht zog. Jule folgte dem Blick und konnte gerade noch den Rücken des Mannes erkennen und eine bräunliche Tasche, welche er beim Rennen entleerte. Seltsam. Warum war ein Kerl mit einer Handtasche unterwegs? Was sollte sie nur davon halten?
 

"Ja, geht schon... Ich habe mich nur so sehr erschreckt und...". Weiter kam die Schwarzhaarige nicht, wurde nun zu Boden geworfen, ehe ein Körper auf ihr landete. Okay, was sollte das nun? "Scheint nicht mein Tag zu sein..." dachte sie sich insgeheim, öffnete ihre blauen Seen und betrachtete schwarzes Haar, welches ihr die Sicht versperrte. Da lag doch tatsächlich eine Person auf ihr, oder? Was sollte denn der Mist?
 

"Hey, stand up...". Wow, mehr wusste Jessica wirklich nicht, außer diese Worte. Verdammt, ihr Kopf tat Weh, weil sie mit solcher Wucht auf den Boden aufgeschlagen war. Wer auch immer auf ihr lag, dieser Jemand würde jetzt was zu hören bekommen, auch wenn die Schwarzhaarige noch mit dem Satzbau der englischen Worte zu kämpfen hatte.
 

Langsam erhob sich die Gestalt auf ihr, stand gänzlich auf und reichte ihr die Hand. Jessica war so damit beschäftigt, sich genügend Wörter zu überlegen, welche sie gleich sagen könnte, dass sie nicht auf das Gesicht des jungen Mannes, wie Jule nun unschwer erkennen konnte, achtete.
 

"I'm sorry. Are you okay?" fragte eine emotionslos wirkende Stimme und Jule hatte das Gefühl, als habe sie diese Stimme schon einmal gehört. Wieso sagte Jessica denn nichts? Sie wirkte irgendwie abwesend und ergriff nicht mal die Hand, welche der Typ ihr da gerade entgegen streckte. Überhaupt, wie der junge Mann stand und dessen Kleidung. Wo hatte sie das noch mal gesehen?
 

"Hm? Äh... Yes... I'm okay". Endlich ergriff Jessica die ausgestreckte Hand, ließ sich auf die Beine ziehen und sah endlich in das Gesicht des jungen Mannes, wie sie gerade hatte hören können. "I'm in hurry... Bye". Wie? Er war auch in Eile und wollte flüchten? Nein, nicht mit ihr. Erst umrennen und dann das Weite suchen? Da war der Typ, welcher ihr irgendwie bekannt vorkam, bei ihr an der falschen Adresse.
 

"Wait... What's your problem? First, you... Ähm...". Super, dachte sich Jessica und verzweifelte gerade an ihren Worten. Wie sagte man denn, dass er sie umgerannt hatte und er dann das Weite suchen wollte? Er sollte sich richtig bei ihr entschuldigen, denn ihr tat noch immer der Kopf höllisch Weh. Und die Tatsache, dass er sie nun durchdringend musterte, kam ihr ebenfalls bekannt vor. Dieser Blick, diese braunen, fast schwarz wirkenden Augen, irgendwoher kannte sie diese.
 

"Sorry, i have to go, Lady". Er rannte doch tatsächlich an ihr vorbei und machte sich aus dem Staub. Und das auch nur, weil sie keine Worte gefunden hatte. Verdammt, wieso strafte man sie so sehr? Jule sah dem Typen nach, welcher wirklich schnell rennen konnte, vernahm sehr deutlich, dass er den gleichen Weg einschlug, wohin auch der andere Kerl gelaufen war. Ob dieser schwarzhaarige Mann hinter dem Typ her war? Allein wegen der Tasche vielleicht?
 

Wieder zu Jessica schauend, bemerkte sie sehr wohl ihr verstimmtes Gesicht und Jule wusste auch, warum. Ja, weil sich die Schwarzhaarige nicht hatte ausdrücken können, oder? "Jess... Kam dir der Mann nicht auch bekannt vor? Ich habe gerade einen Schrecken bekommen, wirklich". Wie? Wieso hatte sich Jule denn erschreckt? Vor dem jungen Mann, welcher wirklich nicht von schlechten Eltern war? Und die Tatsache, dass er ein Asiate war, ließ Jessica nur noch mehr schwärmen.
 

"Hey, hör auf mit den Scheiß... Hattest du etwa nicht das Gefühl, als hättest du ihn schon mal gesehen?". "Klar hatte ich das Gefühl, aber mir will nicht einfallen, wo genau... Wenn ich ehrlich bin, im ersten Moment dachte ich, L liegt auf mir, aber das geht wohl schlecht, oder?". Jessica klang weinerlich, zog ihre Kette hervor und betrachtete das verschnörkelte L. Ja, für einige Sekunden hatte sie wirklich diesen Gedanken gehabt. Die Kleidung. Das Aussehen. Einfach alles hatte gestimmt. Nur, so etwas war nicht möglich. Das war doch nur Wunschdenken, nichts weiter, oder?
 

"Ich hatte den gleichen Gedanken, aber es kann sein, dass er auch nur ein Cosplayer war" erwähnte Jule und sah erneut in die Richtung, in welcher die beiden Männer verschwunden waren. Das konnte nicht der Detektiv aus Death Note sein. So etwas gab es einfach nicht.
 

Erneut sah sie zur Schwarzhaarigen, welche nun ebenfalls in die Richtung blickte und scheinbar nachdachte. "Du kannst schon mal zum Hotel gehen, wenn du willst. Ich lauf dem Typen nach, okay?". Ein dümmliches Grinsen erschien auf Jessica's Lippen, während Jule die Gesichtszüge entgleisten. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein, oder? Sie wollte einem Typen hinterher rennen, nur weil er einer Person sehr ähnlich sah? Außerdem, Jessica kannte sich doch gar nicht in London aus und würde sich vermutlich nur verlaufen.
 

"Jessica, du kannst doch nicht einem Typen verfolgen, den du überhaupt nicht kennst. Außerdem würdest du dich nur verlaufen, verstehst du? Und da...". "Wenn er L ist, dann kenne ich ihn doch" grinste Jessica und unterbrach Jule einfach bei ihren Predigten. Sie brauchte sich von einer Zwanzigjährigen keine Predigten anhören, da Jessica nun mal älter war. Sie durfte machen, was sie wollte, denn Jule war nicht ihre Mutter.
 

"Du bist doch bescheuert, Jess" murrte Jule leise und schüttelte ihren Kopf. Allein der Tonfall sagte ihr deutlich, dass sich Jessica nicht mehr von ihrem Vorhaben abbringen lassen würde. Nun gut. Allein würde ihre Freundin allerdings nicht gehen. Hinterher stand sie noch da und wusste den Weg zum Hotel nicht mehr zurück, oder?
 

"Also schön, ich begleite dich, aber auch nur, weil ich mir Sorgen mache". "Fein, dann lass uns den hübschen Mann suchen" grinste Jessica erneut und rannte augenblicklich los. Jule seufzte schwer und nahm unverzüglich die Verfolgung auf. Was machte sie denn eigentlich hier? Kaum waren sie einen Tag in London und schon brach das absolute Chaos aus.
 

Zielstrebig bog die Schwarzhaarige um die nächste Ecke, sah sich um und rannte weiter. Irgendwo würde der hübsche Typ schon sein, oder? Er war nicht L, dass war ihr klar, aber dennoch war er ein hübscher Typ und den würde sie sich angeln. Obwohl, bei ihrem Aussehen? Na ja, vielleicht sollte sie dennoch ihr Glück versuchen.
 

Wieder bog sie in eine Straße ein, blieb stehen und versteckte sich hinter einer Mülltonne. "Volltreffer, da steht er und da ist auch dieser Kerl, der mich umgerempelt hat" dachte sie sich und sah über die Mülltonne hinweg und besah sich das Schauspiel. Scheinbar wollte dieser L-Verschnitt die Tasche, oder? Ja, laut seinen Worten zufolge, schien er die Tasche zu wollen und bezeichnete den Typen sogar als Dieb. Okay, dann war es kein Wunder, dass sie einfach beiseite gestoßen wurde und nun verstand sie auch, warum der Asiate so in Eile gewesen war.
 

Jule keuchte leise, bog in die nächste Straße ein und hätte fast einen Laut von sich gegeben, hätte Jessica ihr nicht den Mund zugehalten. "Da, der Typ ist ein Dieb und unser L will ihm die Tasche abnehmen, um sie seinen Besitzer zurück zu bringen". Seicht nickte Jule, ehe die Hand von ihrem Mund genommen wurde und sie wieder vernünftig atmen konnte.
 

"Warte hier, Jule... Ich habe eine Idee, wie ich den Typ da überwältigen kann". Erst wollte Jule widersprechen, doch war die Schwarzhaarige schon in der Straße verschwunden, aus welche sie hierher gefunden hatten. Hoffentlich machte Jessica keine Dummheit, welche sie hinterher bereuen würde. Wer wusste denn schon, ob der Dieb bewaffnet war? Ein waghalsiger Plan, welchen sich Jessica da ausdachte, oder?
 

Jessica kletterte über eine Mauer, sah nun auf das Geschehen von Oben herab und kletterte ganz auf die Mauer. Gut, der Dieb sah sie nicht, stand dieser mit dem Rücken zu ihr. Ob der Asiate sie registriert hatte? Jessica wusste es nicht, schätzte die Meterzahl ab und seufzte leise aus. Okay, würde sie ihr Glück versuchen. Mit einem gekonnten Sprung, fiel sie geradewegs in die Richtung des Diebes, zerrte diesen zu Boden und keilte dessen Arme mit den ihren fest. "Ha, I catch you..." grinste sie, ehe der hübsche junge Mann näher trat und die Tasche aufhob.
 

Lange blickte der junge Mann mit seinen dunkelbraunen Augen zur Schwarzhaarigen hinab, welche ebenso interessiert aufblickte. Was der Typ wohl gerade von ihr dachte? Ob er sie für naiv hielt, weil sie ihm gerade geholfen hatte? Sie wusste es nicht, sah ihm dabei zu, wie er ein Handy aus seiner Hosentasche zog und im nächsten Moment telefonierte. Aus dem Gespräch schloss sie, dass er wohl die Polizei informierte, oder? Ja, es schien so und als er endlich auflegte und wieder durchdringend in ihre Richtung blickte, wurde der Schwarzhaarigen mulmig zumute.
 

Auch Jule kam nun aus ihrem Versteck, blieb jedoch hinter der Mülltonne stehen und besah sich das Geschehen. Erst telefonierte der Typ und nun herrschte Schweigen. Was sollte sie davon halten? Jule wusste es nicht und sie wollte es auch nicht aufdringlich werden, wie Jessica gerade. Vielleicht erzählte die Schwarzhaarige ihr später alles? Nicht sie war hinter den jungen Mann her, sondern Jessica.
 

"Thank you... What is your name?". Oha, er sagte etwas und wirkte wahrlich interessiert, jedenfalls sagte das sein Blick und sein Gesichtsausdruck. Wie er da stand und nun seinen Daumen erhob und diesen an seine Lippen legte. Wieso? Wieder schlich sich der Gedanke bei ihr ein, der Typ könnte L sein, obwohl das nicht im Bereich des Möglichen war, oder? Nein, so etwas war nicht möglich, sondern gab es nur in Filmen.
 

"I'm Jessica... I...". Was sollte sie denn nur sagen? Sie wusste nicht mal die richtigen Worte, um mit ihm zu reden. Sollte sie ihm nach seinem Namen fragen? Was würde er antworten? Verdammt, wieso belasteten sie nun so viele Fragen? "And you? What's your name?". Hoffentlich gab er ihr auch eine vernünftige Antwort, wobei sie mit einer schon sehr stark rechnete, oder sich zumindest diese erhoffte.
 

"Call me Ryuuzaki, okay?". Jessica's Augen wurden groß und für einige Sekunden vergaß sie wirklich, dass sie hier auf einem Typen saß, welchen sie noch immer fest im Griff hatte. Verdammt, ihre erhoffte Antwort war wirklich aus seinen Mund gekommen, aber konnte sie ihm glauben? Das war doch Irrsinn, oder?
 

Sie ließ mit der linken Hand den Typen unter sich los, zog ihre Kette hervor und nahm diese in die Handfläche. Fest umschloss sie das L und blickte noch immer fragend zum Schwarzhaarigen auf, welcher sich zu ihr hinab hockte. "Did I may a look?". Er wollte ihre Kette also sehen? Gut, durfte er, wenn er unbedingt wollte, weswegen sie ihre Hand sinken ließ und ihn somit die Sicht auf den Anhänger gab.
 

Erst wirkte er ein wenig schockiert, sah immer wieder in ihr Gesicht und dann wieder zur Kette. "Where are you from?". "Germany... Sorry, my english is bad... I know that". Schief grinste Jessica und kratzte sich verlegen am Kopf. Irgendwie kamen sie nicht weiter, weil sie eben nicht so gut die englische Sprache beherrschte. Nochmals sah sie in sein Gesicht, sah Verwunderung, ehe er seicht nickte und sich erhob.
 

"Ich verstehe die deutsche Sprache... Ich habe bereits bemerkt, dass du mit Englisch nicht viel ausrichten kannst". Unglauben konnte man in den blauen Seen erkennen, ehe Jessica ihren Kopf schüttelte. Super, er konnte ihre Sprache sprechen und das würde einiges vereinfachen. "Cool... Dann kann ich endlich all meine Fragen stellen". Der junge Mann, welcher sich als Ryuuzaki vorgestellt hatte, nickte dem zu, ehe er über seine Schulter blickte.
 

"Deine Freundin scheint schüchtern zu sein, oder versteckt sie sich immer?". Jessica kicherte leise, ehe sie diese Frage verneinte. "Jule, komm her... Er spricht unsere Sprache" rief sie ihrer Freundin zu, ehe Jule langsam hinter der Mülltonne hervorkam. Langsam lief sie schließlich auf den jungen Mann zu, bis sie ihre Freundin erreichte und diese abschätzend musterte. Dieses Strahlen in den Augen Jessica's. Was sollte sie jetzt schon wieder davon halten?
 

"Das ist meine Freundin, Jule..." stellte Jessica ihre Freundin vor. Ryuuzaki nickte der Braunhaarigen zu, ehe sein Blick wieder zum Mann glitt, welcher unter Jessica begraben lag. Sie hatte ihn wirklich fest im Griff, obwohl er immer wieder versuchte, sich zu befreien. Ab und zu gab er keuchende Laute von sich, aber sonst war er sehr still. Nun, gleich würde die Polizei hier sein und dann käme der Mann hinter Gittern.
 

"Ryuuzaki... Eine Frage hätte ich da... Du heißt so, wie ein Typ, den ich sehr gut kenne und du siehst auch so aus... Also...". Jule sah ungläubig zur Schwarzhaarigen hinab, welche den Asiaten Ryuuzaki genannt hatte. Das konnte doch nicht sein, oder? Sie zweifelte an ihrem gesunden Menschenverstand und schüttelte deswegen auch ihren Kopf. Nein, sie weigerte sich, dies zu glauben.
 

"Deine Kette sollte dir die Antwort geben, die du suchst. Ob du mir Glauben schenken wirst, liegt ganz allein bei dir". Wie fließend er ihre Sprache doch sprechen konnte, musste Jessica sich eingestehen. Sie wollte so was auch können. Warum konnte sie so etwas nicht, wo der Schwarzhaarige, wenn er denn die Wahrheit sagte, so viele Sprachen sprechen konnte?
 

"Jessica, du glaubst ihm das doch wohl nicht?". "Ich weiß nicht... Er sieht aus, wie er eben und... Gerade, als er telefoniert hat, da hat er auch sein Handy so gehalten, wie er es immer tut... Voll niedlich". Zum Ende hin grinste Jessica verlegen, fand sie Ryuuzaki's Gewohnheiten wirklich niedlich. Durfte ein Mann überhaupt so niedlich sein? Wieder verfiel Jessica ihrer Schwärmerei und beachtete Jule's Skepsis nicht, welche sie nun deutlich machte.
 

"Die Polizei kommt" murmelte Ryuuzaki, als plötzlich Sirenen erklangen. Warum brauchte die Polizei in seinen Augen immer so lange? Egal, er hörte Schritte und als er aufgeregtes Gemurmel hörte, trat er einen Schritt zur Seite und machte Platz für die zahlreichen Polizisten. "Du solltest aufstehen, Jessica" erwähnte er nebenbei, lehnte sich an die Hausmauer und wurde direkt in ein Gespräch verwickelt. Gut, er musste für sich und die beiden Frauen die Aussage machen, da Jessica, sowohl auch Jule scheinbar die englische Sprache nicht so perfekt beherrschten.
 

Jule und Jessica standen Abseits des Geschehens und warteten darauf, dass der junge Asiate endlich entlassen wurde. Zuvor hatte Jule noch gemeint, dass sie dem jungen Mann kein Wort glaubte, doch Jessica schien ihm schon zu glauben. Warum? Nur weil er ein Asiate war und zufällig Ähnlichkeit mit L hatte? Warum war ihre Freundin nur so leichtgläubig?
 

"Ich bringe euch zu eurem Hotel, denn mein Verstand sagt mir, dass ihr nur Urlaub hier macht". Jessica nickte freudig, während Jule einen Schmollmund zog. Ja, sollte ihre Freundin nur auf dieses Getue reinfallen, sie würde jedenfalls es nicht tun. Ihr Menschenverstand sagte einfach, dass er nicht der L sein konnte, von dem die ganze Zeit die Rede war. Wieso sah Jessica das denn einfach nicht? Wollte sie unbedingt in ihrer Scheinwelt bleiben?
 

Eine ganze Weile liefen sie schließlich schweigend nebeneinander her. Jule noch immer gekränkt, weil man nicht auf sie hörte, während Jessica ihre Augen nicht eine einzige Sekunde von Ryuuzaki lassen konnte. So niedlich, war ihr Gedanke und als sie endlich ihr Hotel erblickte, so nahm ihr Gesicht traurige Züge an. Sie würde ihm nie wieder begegnen, oder? Verdammt, sie wollte nicht, dass er einfach so ging.
 

"Treibt euch nicht in verlassenen Gassen herum. Nachts ist es hier in der Gegend auch sehr gefährlich" ermahnte er die jungen Frauen, wendete sich von ihnen ab, da er nun zu sich nach Hause wollte. Er hatte eigentlich auch nur ein wenig Luft gebraucht und hatte dann plötzlich einen Dieb verfolgen müssen. So war das nicht geplant gewesen und das die beiden Frauen wussten, wer er in Wirklichkeit war, behagte ihm nicht. Vielleicht sollte er mit der Schwarzhaarigen noch kurz sprechen? Sie schien ihm zu glauben, was er von Jule nicht behaupten konnte.
 

So blieb er stehen, sah über seine Schulter zur Schwarzhaarigen und nickte ihr zu, gab ihr zu verstehen, dass sie zu ihm kommen sollte. Jessica rannte förmlich zu ihm hin, lächelte ihn an und wartete auf seine Worte, da es offensichtlich war, dass er etwas von ihr wollte. "Du kennst meinen vollständigen Namen, richig?". "Ja... L Law...". Bevor sie weitersprechen konnte, wurde ihr der Mund zugehalten, ehe sie sein Kopfschütteln bemerkte. Rötlich um die Nase werdend, da sie seinen Namen wohl nicht aussprechen sollte, wartete sie geduldig.
 

"Es gibt viele Menschen, die meinen wahren Namen kennen. Mir ist meine Lage bestens bekannt, aber du darfst niemanden von unserem Treffen erzählen. Das ist sehr wichtig, verstehst du das?". Sie nickte stumm, denn reden konnte sie noch immer nicht. Doch nach weiteren Sekunden entfernte er seine Hand von ihren Mund, sah nochmals abschätzend in ihr Gesicht, welches viele Emotionen zeigte. Zu offensichtlich zeigte sie ihre Zuneigung, dass sie ihn bereits mochte, obwohl sie sich heute das erste Mal über den Weg gelaufen waren. Allein dadurch, weil sie ihn aus Filmen kannte.
 

"Wie lange bleibst du noch in London?" wollte er wissen, sah nun in eine andere Richtung, um ihren Blicken zu entkommen. Jessica schüttelte ihren Kopf, verwarf all ihre Gedanken und überlegte kurz. "Ähm... Noch acht Tage..." antwortete sie knapp, wusste sie im Moment nicht so genau, ob sie noch mehr sagen sollte. Warum hatte er ihr diese Frage gestellt? Sollten sie sich vielleicht doch noch mal begegnen?
 

"Vielleicht laufen wir uns noch mal über den Weg, Jessica. Passt auf euch auf und denk an dein Versprechen". Wieder nickte sie, sah ihm nach, da er wohl nun selbst nach Hause wollte. Keine Handynummer, oder eine Adresse. Nichts. So wenig Vertrauen, aber irgendwie konnte es Jessica sogar verstehen. Würde sie ihre Nummer einer fremden Person geben, nur weil diese sie kannte? Vermutlich nicht, oder? Vielleicht sahen sie sich wirklich wieder? Da half wohl nur warten und hoffen.
 

Hinter sich hörte sie Schritte und bemerkte wenige Sekunden später einen Arm, welcher sich tröstend um sie legte. "Vielleicht, aber auch nur vielleicht, hast du Recht und er ist wirklich L. Wenn dem wirklich so ist, dann müssen wir alles verschweigen, was wir bis jetzt wissen. Sollte er uns allerdings noch mal über den Weg laufen, will ich einen Beweis". Jessica nickte seicht, sah noch immer in die Richtung, in welcher Ryuuzaki verschwunden war, ehe sie zum Himmel aufblickte. Dieser verfärbte sich bereits rötlich und die Nacht brach langsam an. Ja, warten und hoffen und mehr konnte sie im Augenblick nicht tun.

Beweise!

"Jess, jetzt setz doch mal ein fröhliches Gesicht auf. Seit zwei Tagen bist du schon so trübselig". Auf eine Antwort wartend, blickte Jule zum Balkon, bei welchen die Schwarzhaarige saß und hinunter auf die Straße blickte. Der dritte Tag war bereits angebrochen und fünf Tage blieben ihnen noch, welche die Braunhaarige gern genießen wollte. Nur, wenn ihre Freundin solch ein trauriges Gesicht zog, dann konnte sie den Urlaub einfach nicht genießen.
 

"Glaubst du, dass wir Ryuuzaki wiedersehen? Ich kann es wohl kaum abstreiten, dass ich ihn vermisse...". Jule seufzte, als Jessica ihr diese Antwort gab. Den gestrigen Tag war die Schwarzhaarige nur im Hotelzimmer geblieben und war nur zum Essen in den Speisesaal gegangen. Sonst war sie, wie eben jetzt, beim Fenster gesessen und hatte auf die Straße geschaut, in der Hoffnung, der Schwarzhaarige würde vielleicht an ihrem Hotel vorbeilaufen.
 

Jule war hin und wieder durch die Straßen gewandert, hatte natürlich auch Ausschau nach Ryuuzaki gehalten, obwohl sie immer noch einen stichfesten Beweis für die Richtigkeit seiner Existenz wollte, doch hatte sie ihn auch nicht gesehen. Dann war Jule, um auf andere Gedanken zu kommen, durch die Einkaufsstraße gelaufen und hatte sich einige Geschäfte näher betrachtet.
 

"Vergiss bitte nicht, dass wir hier Urlaub machen, Jess. Ich weiß, er fehlt dir, aber willst du jetzt die ganze Zeit traurig sein?". Leicht schüttelte Jessica ihren Kopf, seufzte schwer, ehe sie sich vom Stuhl erhob und sich ausgiebig streckte. Vielleicht hatte die Braunhaarige Recht, obwohl sie sich doch so sehr wünschte, dem hübschen jungen Mann erneut zu begegnen.
 

"Komm, ich zeig dir ein paar Geschäfte, die ich gestern Nachmittag gefunden habe. Sie haben auch Starbucks hier". Ein kleines Lächeln erschien auf Jule's Lippen, welches nach wenigen Sekunden von der Schwarzhaarigen erwidert wurde. Nun, vielleicht würde ihr ein wenig Ablenkung und ein ordentlicher Kaffee gut tun? Ja, vielleicht, weswegen sie ihren braunen Mantel überzog und kurz darauf in ihre Schuhe schlüpfte.
 

Jule war zufrieden mit dem Ergebnis, zog sich ebenfalls Schuhe und Jacke an und griff nach ihrer Handtasche. Gemeinsam verließen sie ihr Hotelzimmer, nahmen die Treppe, da der Aufzug meist viel zu lange brauchte, um bei ihrer Etage zu halten. Die Eingangshalle überwindend, traten sie ins Freie und wurden von der Sonne begrüßt, welche eine angenehme Wärme spendete. Ein schöner Tag, welchen man genießen sollte, wären Jessica's Gedanken nicht soweit weg. Sie schaffte es einfach nicht, Ryuuzaki aus ihrem Kopf zu verdrängen. Konnte man es ihr verübeln? Nein, ihre Gedankengänge waren doch nachvollziehbar, oder? Wann traf man denn bitte auf einen Mann, welcher eigentlich gar nicht in der Realität existieren dürfte?
 

"Wir müssen nur die Straße hoch, dann laufen wir direkt auf Starbucks zu" erklärte Jule und zeigte in die besagte Richtung. Die Schwarzhaarige nickte verstehend, lief neben ihrer Freundin her, während ihre Gedanken wieder bei Ryuuzaki waren. "Vielleicht laufen wir uns noch mal über den Weg, Jessica" hallten seine Worte in ihrem Kopf wieder, ließ sie seufzen, da sie sich ein weiteres Wiedersehen so sehr wünschte.
 

"Da sind wir, siehst du?". Wieder nickte Jessica, blickte auf und betrachtete den Laden vor sich. "Starbucks Coffee" las sie leise für sich vor, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte und den Laden betrat. Sofort wurde sie begrüßt, auf englischer Manier, wie nicht anders zu erwarten und grüßte ebenfalls freundlich zurück. "Äh... I want a White Café Moccha" bestellte Jessica ihren Lieblingskaffee, konnte jedoch nicht sagen, dass sie den Kaffee ohne Sahne wollte. Egal, würde sie eben die Sahne mit einem Löffel runternehmen, oder?
 

Jule bestellte sich den gleichen Kaffee, welcher nach einigen Minuten serviert wurde. "Wollen wir uns oben einen Platz suchen?" wollte die Braunhaarige wissen, bekam wieder nur ein Nicken von ihrer Freundin, ehe sie die Treppe betraten. Rasch erreichten sie den ersten Stock, sahen sich nach einem freien Platz um, ehe ein lautes klirrendes Geräusch erklang. Jule sah erschrocken zu ihrer Freudin, welche ihre Tasse hatte fallen lassen, ein ungläubig und auch geschocktes Gesicht zog, ehe sie langsam ihre Hand erhob. In eine Richtung zeigend, sah auch Jule in diese Richtung, entdeckte einen schwarzhaarigen jungen Mann, welcher nun ebenfalls zu ihnen blickte.
 

"Ryuuzaki..." hauchte Jessica, wirkte noch immer geschockt und wich einen Schritt zurück. Der Schwarzhaarige erhob sich aus seiner hockenden Haltung, schlüpfte in seine Schuhe und klappte seinen Laptop zu, auf welchen er zuvor noch einen Artikel gelesen hatte. Zu den Frauen, in gebeugter Haltung, rüber gehend, blieb er schließlich vor Jessica stehen, betrachtete ihr geschocktes Gesicht, da sie scheinbar nicht mit ihm gerechnet hatte. Als sein Blick gen Boden glitt, bemerkte er sehr wohl, wie sich ihr Kaffee langsam auf dem Boden verteilte. "Möchtest du einen neuen Kaffee?" fragte er, als er wieder in ihre blauen Augen blickte. Ob sie sich wegen ihm so sehr erschreckt hatte?
 

Kein Wort entwich der Schwarzhaarigen, sah noch immer in die dunklen Augen Ryuuzaki's, welcher sich wohl eine Antwort erhoffte. Jule schüttelte ihren Kopf, legte ihre freie Hand auf Jessica's Schulter, ehe sie ihren Mund öffnete. "Einen White Café Moccha, ohne Sahne" lächelte die Braunhaarige, zog ihre Freundin an Ryuuzaki vorbei, um zu dessen Tisch zu gehen. "Das Treffen kam wirklich unerwartet, aber keine Sorge, Ryuuzaki... Jessica hat dich trotzdem sehr vermisst, musst du wissen".
 

"Jule... Du Verräterin... Dir erzähle ich auch nichts mehr" blaffte die Schwarzhaarige laut, zog mit ihrem Geschrei sämtliche Aufmerksamkeit auf sich, während sich ihre Wangen rötlich verfärbten. Jule streckte ihrer Freundin nur frech die Zunge heraus und betrachtete ihr rotes Gesicht. Scheinbar hatte Jessica ihren Schockmoment überwunden und war nun wieder vollkommen auf der Höhe.
 

Ryuuzaki sah noch immer über seine Schulter, zu den beiden Frauen rüber, welche sich nun an seinen Tisch setzten. Auch er setzte sich nun in Bewegung, würde er der Schwarzhaarigen einen neuen Kaffee bringen und der Bedienung Bescheid geben, dass eine Tasse zerbrochen war. Jule schien Recht mit ihren Worten zu haben, denn Jessica hatte ihre Aussage bestätigt. Warum vermisste die Schwarzhaarige ihn? Bisher hatten sie sich doch nur einmal gesehen und dennoch brachte man ihm solche Zuneigung entgegen. Vielleicht nur, weil er L, der Meisterdetektiv, war?
 

"Jule? Wie konntest du nur? Weißt du eigentlich, wie peinlich mir das eben war?". Die Braunhaarige nickte wissend, setzte sich ihrer Freundin gegenüber und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie ihre Tasse auf den runden Tisch abstellte. Jessica's Blick glitt über die beiden Tische, welche Ryuuzaki in Beschlag genommen hatte, entdeckte reichlich Schokoladenkuchen und eine Tasse schwarzen Kaffee. Dazu viele Würfelzucker und auch andere Leckereien. Neben dem Süßigkeiten entdeckte sie einen Laptop, welcher Ryuuzaki wohl für seine Arbeit brauchte, oder?
 

Noch zögerte sie, doch schließlich siegte ihre Neugier und sie wechselte den Platz und klappte den Laptop auf. "Du bist gar nicht neugierig, Jess" murmelte Jule grinsend, fand sie es zwar sehr unhöflich, dass sie einfach an fremde Sachen ging, aber das wusste Jessica sicherlich selbst. Nur kurz hob die Schwarzhaarige ihren Blick, ehe sie sich dem englischen Text erneut zuwandte. Ein Artikel, wie sie nun feststellen musste.
 

"Zwar ist der Artikel auf Englisch, aber ich verstehe, dass es sich um die englische Mafia handelt. Da sind so viele Worte, die ich nicht übersetzen kann" murmelte die Schwarzhaarige abwesend, während ihre blauen Augen weiterhin über den englischen Text huschten. Ob Ryuuzaki an diesen Fall arbeitete?
 

"Verstehst du den Text, oder soll ich ihn dir übersetzen?". Erschrocken sah Jessica auf, blickte entschuldigend drein, da ihr nun bewusst wurde, dass sie nicht hätte an den Laptop gehen sollen. Ob er nun böse auf sie war? Sie hatte doch nur schauen wollen, was er da machte. Schließlich erhob sie sich, nahm die Tasse entgegen, welche Ryuuzaki ihr reichte und setzte sich einen Sessel weiter. Neugierig sah sie dem Schwarzhaarigen dabei zu, wie er seine Schuhe auszog und sich in gewohnter Manier auf den Sessel hockte und überprüfend auf den Bildschirm starrte.
 

"Ryuuzaki, ich wollte...". "Du musst dich für deine Neugier nicht entschuldigen, Jessica. Frag mich trotzdem nächstes Mal, bevor du einfach an meine Sachen gehst". Nun, böse war er nicht wirklich. Er war nur verwundert gewesen, dass Jessica eben diese Dreistigkeit besaß und einfach an seinen Laptop ging. Gut, sie hatte nichts verändert, sondern nur den Artikel gelesen, aber dennoch hatte er hier sehr wertvolle Daten drauf gespeichert, die ihm bei seinen Ermittlungen halfen.
 

"Hockst du nicht eigentlich bei dir zu Hause rum und arbeitest dort an deinen Fällen?" mischte sich nun Jule ins Gespräch ein, wollte sie natürlich wissen, wieso der angebliche Ryuuzaki hier bei Starbucks saß und hier seine Süßigkeiten vertilgte. Der Schwarzhaarige bemerkte sehr wohl diese Anspielung, ging jedoch nicht darauf ein und nahm sich einen Teller zur Hand, auf welchen sich Schokoladenkuchen befand. Ein Stück piekste er mit der Gabel auf, steckte sich diese braune Süßigkeit in den Mund und blickte erneut auf den Bildschirm.
 

"Jule... Ich weiß sehr wohl, dass du ihm nicht glaubst, aber musst du direkt so provokant sein?". Jule seufzte schwer, schüttelte ihren Kopf und nahm erneut einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee. Jessica war eben leichtgläubig und blind in ihren Augen. Sie würde schon sehen, dass L gar nicht der L war, für welchen sich Ryuuzaki ausgab.
 

"Lass nur, Jessica... Ihr Misstrauen ist sehr wohl berechtigt, denn ich habe euch keinen Beweis geliefert, welcher bestätigt, dass ich L bin". Nun war es Jessica, welche seufzte. Ja und? Er sah so aus, benahm sich so und klang sogar von der Stimme her wie L. Diese Tatsachen mussten doch ausreichen, oder etwa nicht? Es gab viele Zufälle, aber so viele? Nein, er trug einen dünnen weißen Pullover, eine lockere Jeans und hatte schwarzes verzaustes Haar. Allein seine Sitzhaltung, welche unbequem aussah, bewies ihr sehr wohl, dass er L sein musste.
 

Schweigen legte sich über sie, erschien Jessica ein wenig drückend, weil eben dieses Misstrauen von Jule ausging. "Du möchtest also einen Beweis, Jule?". Die Angesprochene sah zu Ryuuzaki rüber, nickte dem zu, da sie ihm ansonsten kein Wort glaubte. Ryuuzaki blickte erneut auf den Bildschirm seines Notebooks, ehe er einige Daten aufrief und mit seiner rechten Hand Jule zu sich rüber winkte.
 

"Light Yagami... Lebt der etwa wirklich?". "Nein, Yagami Raito lebt seit zwei Jahren nicht mehr. Vor zwei Jahren wurde er von dem Shinigami Ryuuk getötet und alles hatte sein Ende gefunden" erklärte Ryuuzaki und deutete auf einige Bilder. Dieser Fall war bislang der Schwerste und Kniffeligste gewesen, welcher ihm vorgesetzt worden war. Wirklich, er wäre sogar fast gestorben, hätte er das Schlimmste nicht noch abwenden können.
 

"Aber... Im Film, da hast du doch deinen Namen...". "Ins Death Note geschrieben... Der Film hat mit der Realität nichts gemein, Jessica. Der Film ist entstanden, nachdem der Fall abgeschlossen war. Wenn du Raito genauer betrachtest, fällt dir auf, dass er schon ein wenig anders aussieht, als den Raito, den du aus dem Film kennst" unterbrach er die neugierige Jessica, welche nun ein wenig näher kam und sich das Bild auf dem Bildschirm betrachtete.
 

"Ja, stimmt... Er wirkt irgendwie anders, aber trotzdem ist die Ähnlichkeit zu dem Light aus dem Film vorhanden, oder? Jule, was meinst du?". Jule sah nun ebenfalls auf den Bildschirm, sah skeptisch auf das Bild, welches diesen Light Yagami zeigte. Ob sie L glauben konnte? Sagte er ihnen die Wahrheit? Wieso konnte sie ihm einfach nicht glauben, obwohl Jessica es bereits tat?
 

"Es gibt keine Shinigami..." murmelte Jule schließlich, denn sonst hätte sie doch etwas von der Sache vor zwei Jahren gehört, oder nicht? In den Medien hätte man von unzähligen Todesfällen in Japan berichten müssen, aber nie hatte sie so etwas in den Nachrichten erfahren.
 

"Ich würde dir gern ein Bild zeigen, aber dazu hättest du das Death Note berühren müssen, Jule. Ich erzähle euch, wie sich die Sache vor zwei Jahren zugetragen hat und dann nehme ich euch mit zu mir. Watari dürfte dann Beweis genug sein". Jessica's Augen wurden groß, ehe ein erfreutes Lächeln auf ihren Lippen erschien. L wollte sie mit zu sich nehmen? Er wollte ihnen nun wirklich beweisen, dass er L war? Bestimmt würde Jule ihm dann glauben, oder?
 

"Allerdings... Ihr müsst mir versprechen, dass alles, was ich euch nun erzähle, nicht an die Medien gelangt. Ich habe mir zusammen mit der japanischen Polizei und dem FBI nicht die Mühe gemacht, alles unter Verschluss zu halten, wenn zwei Frauen so etwas einfach an die Medien weitergibt". Jessica nickte dem zu, würde sie so etwas nie tun und ohne Beweise würde eh kein Sender ihnen Glauben schenken. Jule nickte ebenfalls, setzte sich wieder auf ihren Platz und nahm ihre Tasse zur Hand. Nun war sie gespannt, wie sich das wirklich zugetragen haben soll.
 

"Zum Teil ist der Film richtig wiedergegeben worden, aber am Ende sterbe ich nicht. Es gab wirklich zwei Death Notes und auch zwei Shinigami. Einmal Ryuuk und dann noch Rem, welche mir nicht wohlgesonnen war. Ihr erinnert euch, dass Amane Misa unter Verdacht stand, der zweite Kira zu sein, richtig?". Wieder nickten die beiden Frauen, wobei Jessica endlich ihren ersten Schluck von ihrem Kaffee nahm und weiterhin zu L schielte.
 

"Ich hatte die Ahnung, dass Rem mich töten würde, würde ich Misa weiterhin verdächtigen, deswegen schlug ich ihr einen Handel vor. Ich sagte ihr, dass ich Amane Misa nicht festnehmen werde, wenn Rem mir hilft, Yagami Raito ans Messer zu liefern. Dann hat mir Rem alles erzählt und auch das restliche Ermittlungsteam wurde von den wahren Absichten Raito's aufgeklärt. Wir ließen ihn seitdem überwachen und als wir genügend Beweise gegen ihn hatten, nahmen wir ihn fest. Er bettelte den Shinigami Ryuuk an, dass dieser alle töten solle, aber dieser Wunsch wurde Raito nicht erfüllt und stattdessen schrieb der Shinigami dessen Name ins Death Note und Raito starb an Herzversagen. Einige Tage später, ich habe Amane Misa freigelassen, weil sie sich nicht mehr an ihre Taten erinnern konnte, starb auch sie. Sie hat sich von einem Hochhaus gestürzt...". Ryuuzaki's Erzählung endete und als er zu Jessica blickte, sah er in ihren Augen Verwunderung und einige Fragen aufblitzen. Ob sie ihn verstanden hatte?
 

"Okay, deine Erklärung erscheint mir zwar logisch, aber... Du kannst mir viel erzählen, Ryuuzaki" gab Jule von sich und sah noch immer skeptisch drein. Sicher, Rem war Light nie wirklich wohlgesonnen gewesen und deswegen traute sie dem Shinigami solch eine Tat auch zu, um gleichzeitig Misa zu schützen, aber wer sagte ihr, ob das auch alles so stimmte, wie es Ryuuzaki gerade erzählt hatte?
 

"Trinkt euren Kaffee aus und dann nehme ich euch mit. Auch meinen Wohnsitz müsst ihr selbstverständlich verschweigen". Wieder nickte Jessica, sah strahlend zum Schwarzhaarigen rüber und konnte einfach nicht ihre Augen von ihm lassen. Auch nicht, als er sich erhob, seinen Laptop zuklappte und sich seine Schuhe anzog. "Könntest du meinen Laptop in deine Tasche packen?" wollte er wissen und deutete auf Jessica's Handtasche, welche relativ groß wirkte. Wieder ein Nicken, doch diesmal errötete die Schwarzhaarige und packte den Laptop in die Tasche. Toll, sie würde L's Zuhause sehen.
 

Rasch trank sie ihren Kaffee aus, erhob sich ebenfalls und blickte zu Jule, welche sich Zeit ließ. "Beeil dich, Jule... Ich möchte...". "Hetz mich nicht so, Jess. Du wirst schon noch das Zuhause von deinen Ryuuzaki sehen". Jessica errötete noch mehr, als ohnehin schon, sah aus dem Fenster, da der Schwarzhaarige unweigerlich in ihre Richtung sah. Verdammt, wieso tat Jule ihr das an?
 

Ryuuzaki wusste nicht, was er dazu hätte sagen sollen, denn das Jule ihre Freundin gerade ärgerte, konnte er sehr wohl an Jessica's Haltung sehen. Und wieder wurde ihm bewusst, dass er in Jessica's Augen wohl etwas Besonderes sein musste. Warum? Wirklich nur, weil er L war, oder mochte sie ihn auch so? Wieso beschäftigte ihn die Frage eigentlich so brennend?
 

"Warum wirst du denn so rot, Jessica? Ist es dir denn unangenehm, dass Ryuuzaki mitbekommt, dass du voll auf ihn stehst? Du bist ihm doch auch nur deswegen vor zwei Tagen nachgerannt, oder nicht?". Jule hatte sichtlichen Spaß, ihre Freundin in solch eine Situation zu bringen und als sie Ryuuzaki's Blick auf sich spürte, wurde ihr Grinsen noch eine Spur breiter. Ob er ihren Worten glaubte? Sie sprach doch nur die Wahrheit aus, oder etwa nicht? Ihr war bestens bekannt, dass Jessica eine Schwäche für L hegte. Eine bedeutene Schwäche.
 

Die Schwarzhaarige hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen, rang mit ihrer Fassung, während ihr Gesicht bereits einer Tomate glich. Sie wollte nun am liebsten zurück zum Hotel, aber würde sie gehen, dann würde sie L's Zuhause wohl nicht sehen, oder? Verdammt, wie sollte sie sich nun verhalten? War ihr Schweigen nicht eigentlich schon eine Bestätigung, dass Jule Recht mit ihren Worten hatte? Wenn ihr Herz nicht so schnell schlagen würde, dann wäre doch alles in Ordnung, oder?
 

"Bist du dir sicher, dass du die Bedeutung einer Freundschaft richtig definierst? Anstatt Jessica in eine peinliche Situation zu bringen, solltest du ihre Gefühle, sofern du Kenntnis über diese hast, für dich behalten, oder sehe ich das falsch?". Nun, Ryuuzaki wusste selbst nicht, wieso er der Schwarzhaarigen nun half, aber er fand es schon ein wenig gemein, dass Jule einfach über die Gefühle Jessica's sprach und dann noch, wenn es um ihm ging. Mochte sein, dass die Schwarzhaarige eine Schwäche für ihn hatte, aber so etwas musste doch nicht einfach in den Raum geworfen werden, oder?
 

Jule war zuerst verwundert, weil L ihre Freundin in Schutz nahm und sie nun belehrte, in einem ruhigen Ton, doch dann trank sie ihren Kaffee aus und erhob sich schließlich. Fertig und bereit, um zu gehen, gingen sie die Treppe hinunter und verließen den Laden. Ryuuzaki lief vor, dicht gefolgt von Jessica, welche nur gering ihre Dankbarkeit zeigte. Was hätte sie denn auch sagen sollen? Vielleicht eine Entschuldigung? Moment, musste man sich entschuldigen, nur weil man auf einen Typen stand? Nein, eigentlich nicht, oder?
 

"Mach dir keine weiteren Gedanken, Jessica... Was mich nur interessieren würde... Warum schenkst du gerade mir deine Zuneigung? Nur weil ich L bin, oder sind es andere Gründe, die ich mir momentan noch nicht erklären kann?". Nur leise drangen diese Worte zu Jessica, weswegen sie ein wenig schneller lief, um neben ihm zu laufen.
 

"Du kennst doch den Anime 'Death Note', oder?". Ein Nicken war seine Antwort und sah weiterhin auf seinen Weg. Er würde sie nicht ansehen, da es ihr vermutlich schwer fallen würde, ihm die Gründe zu nennen, oder? Ja, Mädchen waren so, aber umso gespannter war er auf ihre Erläuterung. "Ich mochte dich da schon, obwohl du nur gezeichnet warst. Deine ruhige Art und wie du auf die Schlussfolgerungen kommst... Ich weiß nicht... Du faszinierst mich einfach. Als ich den Film sah, war ich wirklich verwundert. Ich meine, in Anime war L schon ziemlich knuffig, fand ich zumindest, aber im Realen? Da war L noch süßer...".
 

Nun sah Ryuuzaki doch zur Schwarzhaarigen, deren Wangen sich rötlich verfärbten. Aha? Sie mochte ihn also, weil er sich so benahm? Wegen seinen Eigenschaften, welche in ihren Augen wohl sehr ungewöhnlich, jedoch auch liebenswert erschienen? L musste zugeben, dass man ihm so etwas noch nie gesagt hatte und deswegen fühlte er sich auch ein wenig geschmeichelt.
 

"Du bist die erste Frau, die mich nicht nach meinem Aussehen beurteilt. Liegt wohl daran, weil du selbst auch ein Makel hast?". Verwundert sah Jessica in seine Richtung, entdeckte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, ehe sie wieder auf den Weg achtete. Wieso nach seinem Aussehen beurteilen? Er war doch hübsch in ihren Augen, oder etwa nicht? Außerdem, wenn sie sich neben ihm stellen würde, dann würde doch jeder Mensch sagen, dass Ryuuzaki der Hübschere von ihnen wäre, oder?
 

"Ich verstehe nicht... Du bist doch süß... Jedenfalls finde ich dich ansprechend, also... Ähm...". Super, dachte sich Jessica und schlug sich gedanklich gegen die Stirn. Was sagte sie denn da? Sie sagte ja genau das, was sie eigentlich gar nicht sagen wollte. Ob das ein Trick war? Sagte er nur diese Dinge zu ihr, um an diese Antworten zu kommen?
 

"Ich bin nicht gerade der Typ, der von den Frauen bevorzugt wird. Da war Raito mir wirklich einen Schritt voraus". Wieso sagte L denn so was? Bevor sie etwas dazu sagen konnte, bogen sie in eine Straße ein, ehe der Schwarzhaarige zum Stehen kam und auf ein Haus deutete. Ein braunes Haus mit roten Ziegeln auf dem Dach. Die Eingangstür wirkte riesig, bestand aus massiven Holz und nun wusste Jessica mit Sicherheit, dass er L sein musste. Dieses Haus, es sah so teuer aus, wirklich.
 

Jule schwieg die ganze Zeit über, hatte natürlich das Gespräch mitbekommen und konnte über L's Ansicht nur den Kopf schütteln. Auch in ihren Augen wirkte der Japaner, jedenfalls war er es zum Teil, nicht gerade abstoßend, also warum meinte Ryuuzaki, dass die meisten Frauen ihn nicht mochten? Sie mochte ihn schon, doch noch immer zweifelte sie an seinen Worten.
 

"Kommt" rief Ryuuzaki leise, legte seinen Finger auf eine Einkerbung, ehe es klickte und die Türe sich öffnete. "Das ist...". "Fingerabdruckscan. Entschuldigt, ich brauche einfach diese Sicherheit" erwähnte L kurz und betrat das Haus. Allein der Eingang wirkte riesig, war mit braunem Parkett ausgelegt, während hohe weiße Wände zur Decke ragten. Zwei Treppen führten in die erste Etage, wie Jessica und Jule vermuteten, ehe der Schwarzhaarige deren Staunen unterbrach.
 

"Ich führe euch später rum, wenn ihr das möchtet. Watari ist im Arbeitszimmer. Folgt mir". Ryuuzaki folgend, sahen sich die beiden Frauen des Öfteren um, während Jessica sogar kurz Halt machte und eine Türe öffnete. Sie musste mal aufs Klo, weil sie den Kaffee so schnell getrunken hatte und suchte unbedingt ein Bad. So ein großes Haus und sie hatte noch kein Bad gesehen.
 

"Welcome back, Ryuuzaki-sama" erklang es plötzlich und Jessica sah zum Ende des Ganges, wo eine Tür offen stand und ein Mann mit grauen Haar vor Ryuuzaki und Jule getreten war. Eindeutig, sie erkannte Watari wieder. Der treuer Helfer des Ermittlers. Sie hörte dabei zu, wie Ryuuzaki die Geschichte erklärte und warum die beiden Frauen nun hier waren, ehe sich der ältere Herr freundlich verneigte. "Ich bin erfreut, sie begrüßen zu dürfen. Ryuuzaki hat mir schon vieles von ihnen erzählt". Wow, Watari sprach also auch ihre Sprache? Super, also musste sie sich nicht mit englischen Worten rumschlagen, oder? Langsam lief Jessica schließlich auf den älteren Mann zu, verneigte sich ebenfalls und lächelte diesen an.
 

Jule wirkte baff, denn bis eben hatte sie wirklich noch viele Zweifel gehegt, doch nun? Es gab wirklich viele Zufälle, doch nun, wo Watari vor ihr stand und sie nett anlächelte, da zersprangen ihre Zweifel. Der Mann neben ihr, er war definitiv L. L, der Meisterdetektiv, welcher Light Yagami zur Strecke gebracht hatte. Ob das alles nur ein Traum war, oder befanden sie sich hier wirklich in der puren Realität?

Neugierde!

"Ryuuzaki... Wo ist das Bad?" durchbrach die Schwarzhaarige die aufkommende Stille, sah den Japaner abwartend an, ehe dieser seine Hand erhob und einen Gang hinunter zeigte. "Die fünfte Tür, auf der rechten Seite" erklärte er den Weg, sah zu Jule, welche wohl immer noch mit der Wahrheit kämpfte. "Wenn du fertig bist, dann komm hierher zurück und geh diesen Weg. Dann gelangst du zu meinen Räumlichkeiten". Jessica nickte dem zu, lächelte den Schwarzhaarigen an, ehe sie den Weg zum Bad einschlug.
 

"Folge mir, Jule. Watari, könnten sie uns Tee bringen?". Der ältere Mann nickte, da er selbstverständlich diesen Wunsch erfüllen würde. Einen völlig anderen Weg einschlagend, setzte sich auch Ryuuzaki in Bewegung, dicht gefolgt von Jule, welche sich interessiert umblickte und einige Bilder betrachtete. Einige Künstlerbilder, so glaubte die Braunhaarige, aber mit so etwas kannte sie sich auch nicht aus.
 

Schließlich hielten sie bei einer Türe, ehe Ryuuzaki seine rechte Hand erhob und auf einem kleinen Schaltpult, welcher neben der Tür angebracht war, einen Code eingab. Ein Zischen erfüllte die Stille, war die Tür automatisch aufgegangen und gab somit die Sicht ins Innere frei. Der Schwarzhaarige trat in den Raum, sah über seine Schulter und wartete darauf, dass Jule ebenfalls eintrat.
 

Nur langsam trugen Jule's Füße sie in den Raum, dessen Ausstattung sie doch sehr überwältigte. Ein großer Monitor tat sich ihr auf, während kleinere Bildschirme direkt darunter zu sehen waren und die Räumlichkeiten im Haus anzeigten. Vor den Monitoren war ein großes Schaltpult, welches wohl dazu diente, die verschiedensten Funktionen einzustellen. Mitten im Raum stand eine große schwarze Ledercouch und ein passender Sessel direkt gegenüber. Zwischen den Sitzgelegenheiten stand ein brauner, jedoch sehr massiver Holztisch mit einigen Verschnörkelungen an den Tischbeinen. Der Tisch wirkte schon sehr alt und schien auch nicht aus diesem Jahrhundert zu stammen.
 

Jule sah sich weiter um, entdeckte an der linken Wand einen ebenso braunes Siteboard stehen, auf welche sie zahlreiche Süßigkeiten erblicken konnte. Auf der rechten Seite stand ein Schreibtisch, auf welchem einige Akten lagen und eigentlich ein Laptop stehen sollte, da man eine freie Stelle erkennen konnte. Jedoch trug Jessica den Laptop noch in ihrer Tasche, soweit sie sich erinnern konnte. Neben dem Schreibtisch erblickte sie eine weitere Tür, doch wo diese hinführte, wusste Jule nicht.
 

"Die Tür führt zum Bad und zum Schlafzimmer, obwohl ich mein Bett eher selten benutze" erklärte Ryuuzaki, bevor er zum Siteboard lief und sich einen Spieß nahm, auf welchen er einige Süßigkeiten aufspießte. Nicht nur für sich, sondern auch für seine Gäste, wobei er sich schon fragte, ob Jessica ihre Neugierde wieder so offensichtlich zeigte. Wirklich, solch einer Frau war er noch nie begegnet, wobei er schon bedachte, dass er sonst jeglichen Kontakt zu anderen Menschen mied.
 

Jessica verließ gerade das Bad, schloss die Türe hinter sich, ehe sie sich an die Wegbeschreibung erinnerte. Den Gang zurück und dann? Wenn die Schwarzhaarige ehrlich mit sich war, so hatte sie den restlichen Weg schon wieder vergessen. Egal, so dachte sie sich, lief den Gang hinab und sah sich um. Die Wände hier waren in einem orangenen Ton gehalten, während zur Hälfte der Wände mit einem hölzernen Muster verziert worden waren. Ryuuzaki hatte es hier wirklich schön, dass musste sie ihm wirklich lassen.
 

In den verschiedensten Richtungen blickend, schlug sie einfach einen Weg ein, lief den Gang hinunter, ehe sie sich in der großen Halle wiederfand. Super, war ihr nächster Gedanke, war sie nun wieder beim Eingang und ging zügig den Weg zurück, ehe sie in den rechten Gang bog. Wirklich, Jessica kam sich vor, als würde sie durch in einem Irrgarten laufen, denn jede Tür, alle Wände, sah man von den Gemälden ab, sahen gleich aus.
 

Schließlich hielt die Schwarzhaarige bei einer Tür, betätigte die Klinke und öffnete die Tür vorsichtig. Ihr Mund klappte auf, als sie sich in einem Raum wiederfand, mit etlichen Schränken, in dessen Fächern sie zahlreiche Bücher entdeckte. Einige Titel konnte sie lesen, während andere mit japanischen Zeichen versehen waren. Welch unglaubliches Wissen in den zahlreichen Büchern stecken musste, konnte Jessica nur vage erahnen.
 

Den Raum wieder verlassend und die Tür hinter sich schließend, hielt sie inne und sah sich suchend um, da sie ihren Namen deutlich vernommen hatte. "Lauf den Gang runter und nimm dann den rechten Weg. Lauf bis zum Endes des Ganges und klopf an die silberne Tür" wurde der Schwarzhaarigen über Lautsprecher erklärt, nickte verstehend den Worten zu und ging den Gang hinab, bevor sie Ryuuzaki's Wegbeschreibung wieder vergaß.
 

Als sie endlich die silberne Tür erreichte, klopfte sie an, ehe sich die Türe automatisch öffnete. Jule saß bereits auf einer schwarzen Ledercouch und schien etwas Süßes zu essen. Jessica's Blick huschte durch den gesamten Raum und ihr Interesse wuchs mit jeder Sekunde weiter an, während sie alles genauestens erforschte. Bei Ryuuzaki blieb sie mit ihrem Blick hängen, saß er vor dem Schaltpult auf einem Drehstuhl und starrte auf die zahlreichen Monitore, welche die Räumlichkeiten des gesamten Hauses anzeigten.
 

"Entschuldige... Ich wollte nicht schnüffeln" gab die Schwarzhaarige leise von sich, lief auf die Couch zu und setzte sich neben ihre Freundin. Ryuuzaki stieß sich vom Schaltpult ab, rollte mit dem Drehstuhl durch den halben Raum, ehe er aufstand, nur um sich in einer hockenden Haltung auf den Ledersessel zu setzen. Watari hatte vor einigen Minuten Tee und Erdbeerkuchen gebracht, weswegen sich der Schwarzhaarige Tee in eine Tasse goss und zeitgleich Jessica einen Süßigkeitenspieß reichte.
 

"Danke" lächelte die Schwarzhaarige und betrachtete den Spieß eingehend. Vieles kannte sie zwar nicht, aber sie würde zumindest probieren, denn Jule schien es zu schmecken. Argwöhnisch betrachtete Jessica wieder den jungen Ermittler, welcher schon das fünfte Würfelzuckerstück in seinen Tee warf und noch immer nicht genug vom Zucker zu haben schien. Warum? So süß sollte ein Tee, oder eben Kaffee, nicht sein, jedenfalls aus Jessica's Sicht.
 

"Ryuuzaki... Weniger Zucker erfüllt den gleichen Zweck, findest du nicht auch?". Nein, sie wollte ihm nicht seine Gewohnheiten verbieten, keineswegs. Er sollte nur seinen täglichen Zuckerzufuhr ein wenig reduzieren, wenn er nicht im jungen Alter sterben wollte.
 

"Ich mag meinen Tee aber so süß... Bei mir muss alles süß sein, sonst lassen meine Denkfähigkeiten nach, wie du sicherlich weißt". Ja, dass wusste sie, aber L würde wirklich im jungen Alter sterben, wenn er nicht ein wenig auf seine Gesundheit achtete. Als sie kurz zu Jule blickte, sah sie deren Kopfschütteln, ehe ihr Blick nochmals durch den Raum glitt.
 

"Was ist hinter der Tür dort?" wollte Jessica wissen, zeigte in die besagte Richtung und wartete gespannt auf eine Antwort. "Das Bad und mein Schlafzimmer" erwiderte L nach einem Schluck Tee, sah der jungen Frau dabei zu, wie sie ihren Süßigkeitenspieß auf den Tisch ablegte und sich schließlich erhob. Er verfolgte ihre Schritte, wie auch Jule, welche ebenfalls zu ihrer Freundin sah. Scheinbar wollte Jessica unbedingt wissen, wie Ryuuzaki lebte, oder? Und wieder bemerkte Ryuuzaki ihre Neugierde, welche sie so offensichtlich zeigte.
 

Kaum war die Schwarzhaarige bei der Tür angekommen, sah sie auch schon, dass sie einen Code benötigte, welcher eingegeben werden musste, um die Tür zu öffnen. Rasch sah Jessica zu Ryuuzaki rüber, welcher bereits auf dem Weg zu ihr war. Mit dem rechten Zeigefinger gab er den Code ein, ehe sich die Tür öffnete.
 

Jessica trat in den Raum, welcher sich als Schlafzimmer entpuppte und sah sich auch hier ausgiebig um. Ein großes Bett, einem Ehebett gleich, stand unter einem sehr großen Fenster, an welches ein weißer Vorhang hing. Der Bettbezug war in Blau gehalten, aus feiner Seide, soweit Jessica dies beurteilen konnte. Gegenüber vom Bett stand ein großer brauner Schrank, auf welchen Jessica zusteuerte und dreist eine Schranktür öffnete.
 

Der Kleiderschrank, war ihr nächster Gedanke, ehe sie ihren Kopf verwundert schief legte. Okay, so wirklich verwundert war Jessica nicht, da sie Ryuuzaki's Kleidungsstil kannte, aber das er wirklich so eintönig lebte? Der Japaner trat näher, sah über ihre Schulter und bedachte Jessica mit einen neugierigen Blick. Es störte ihn nicht, dass die junge Frau einfach seinen Kleiderschrank geöffnet hatte, aber wieso sah sie nun so verwundert drein?
 

"Trägst du echt nur die gleichen Klamotten? Ich sehe in deinem Schrank nichts anderes, außer weiße Pullover und Jeans". Fragend sah Jessica über ihre Schulter zum Schwarzhaarigen, welcher nun seinerseits seinen Kopf schief legte. "Hast du mich je mit anderen Klamotten gesehen?". Sie schüttelte ihren Kopf, während L ein leiches Grinsen andeutete. "Siehst du... Also dürfte dich mein schlichter Stil nicht weiter verwundern".
 

Jessica sah wieder in den Kleiderschrank, überlegte, ob sie sich einen weißen Pullover und eine Jeans nehmen sollte, doch verbot es ihr der gelernte Anstand. Bei sich zu Hause hatte sie fast die gleichen Klamotten, da sie einst L gecosplayert hatte. Nur, das Original wäre noch besser, oder? Eine perfekte Kopie.
 

"L... Ähm... Darf ich einen Pullover und eine Jeans haben?". Vielleicht klang ihre Frage allein schon dreist, aber sie wollte bei dem nächsten Event L richtig kopieren. Weswegen trug sie denn momentan fast dieselbe Frisur, wie Ryuuzaki? Nur wegen einem Cosplayer-Treff hatte sie sich ihre Haare geschnitten, sie gefärbt und war einen halben Tag lang durch die Stadt gelaufen, um fast dieselben Klamotten zu bekommen.
 

"Jessica... Lass mich raten. Du willst beim nächsten Cosplayer-Treff exakt so aussehen, wie Ryuuzaki?". Jessica blickte zur Tür, in welcher Jule stand und sich nun ebenfalls umsah. Ein Rotschimmer breitete sich auf den Wangen der Schwarzhaarigen aus, ehe sie wieder die Klamotten musterte. "Cosplay... Eine Person schlüpft in den Charakter einer nicht existierenden Figur" murmelte Ryuuzaki leise, ehe er wieder zu Jessica blickte. Jetzt verstand er auch, warum die Schwarzhaarige fast dieselbe Frisur hatte, wie er sie immer trug. Zerzaust und ungekämmt wirkend. Sie wollte ihn kopieren und dazu brauchte sie seine Kleidung.
 

"Du siehst, ich habe viele weiße Pullover und auch viele Jeans, da macht es keinen Unterschied, wenn ich dir Kleidungsstücke von mir abgebe". Meinte Ryuuzaki das Ernst? Wow, dachte sich Jessica und zog einen weißen Pullover hervor, griff nach einer Jeans und beäugte diese. "Vielen Dank, ich weiß das wirklich zu schätzen". Seltsam, wie konnte sich eine junge Frau nur so sehr über seine Kleidung freuen? Ein weißer Pullover und eine einfache Jeans waren nichts Besonderes, oder doch? Lag es vielleicht daran, weil sie sich nun verkleiden konnte? Freute sie sich allein aus diesem Grund so sehr?
 

"Du bist echt einmalig, Jess. Ich hätte nicht den Mut gehabt, Ryuuzaki nach seinen Klamotten zu fragen, aber vielleicht liegt es auch daran, weil du schon immer so bist?". Jessica machte ein verwundertes Gesicht, stellte ihre Tasche auf dem Bett ab und wollte gerade die Kleidung einpacken, als ihr der Laptop auffiel. "Ach ja, dein Notebook... Hätte ich fast vergessen, Ryuuzaki" murmelte sie, stellte den Laptop auf dem Bett ab und packte endlich die Kleidung ein. Ryuuzaki nickte dem zu, verließ sein Schlafzimmer wieder, da ihm da eine kleine Sache eingefallen war. Vorhin hatte er noch diesen Artikel durchgelesen und wollte der englischen Polizei einige Tipps zu diesem Fall geben, doch dazu war er noch nicht gekommen, also würde er dies nun nachholen.
 

"So, jetzt bin ich glücklich" grinste Jessica, trat ebenfalls in den großen Raum zurück und stellte ihre Tasche bei der Couch ab. Ihren braunen Strickmantel ausziehend, sah sie zum Schwarzhaarigen rüber, welcher sich mit einem Polizist, soweit sie dies verstanden hatte, unterhielt. Laut den Worten ging es wohl um diese englische Mafia, oder? Ja, Ryuuzaki schien Tipps an die englische Polizei zu geben, denn es hörte sich verdammt danach an.
 

"Vielleicht stören wir ihn?" murmelte Jule und trat neben ihre Freundin. Sie wollte nicht stören und vielleicht hatte Ryuuzaki auch sehr viel zutun. Sicher, ihre Freundin wollte bei L bleiben, aber wenn dieser keine Zeit hatte, dann würde Jule es doch vorziehen, besser zu gehen. Schließlich hatte sie nun einen Beweis bekommen, welcher Jule bestätigte, dass es sich bei dem Schwarzhaarigen wahrhaftig um L handelte.
 

"Du willst doch nicht gehen, oder?" wollte Jessica wissen, sah ihre Freundin mit großen Augen an, da sie nicht gehen wollte. Jetzt, wo sie hier war, da wollte sie nicht so schnell gehen. Wer wusste denn schon, wann sie Ryuuzaki das nächste Mal sehen durfte? Sicher, vermutlich hatte er auch viel zutun, aber die Schwarzhaarige störte doch nicht, oder etwa doch? Sie konnte sich auch ruhig verhalten, wenn man es von ihr verlangte.
 

"Jess... Ich weiß, dass du bei ihm bleiben willst, aber denk doch mal nach. Er ist L und muss sich um verschiedene Fälle kümmern. Außerdem... In fünf Tagen fliegen wir zurück nach Deutschland, vergiss das nicht. Sei vernünftig und mach keine Dummheiten". Beim letzten Satz hörte Jessica schon gar nicht mehr zu, hielt sich die Ohren zu, während sie leise eine Melodie summte. Sie wollte so etwas nicht hören, denn eigentlich wollte sie schon gar nicht mehr nach Hause. Verdammt, warum musste Jule ihr diese Tatsache wieder einmal vor Augen führen?
 

Ryuuzaki sah über seine Schulter, da er nun das Gespräch beendet hatte und somit auch sein Auftrag erledigt war. Vorerst, denn eine Mafia bestand nicht nur aus einen Einzelnen. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis man die englische Mafia endgültig zerschlagen könnte.
 

Diese Gedanken beiseite schiebend, sah er zwischen den jungen Frauen hin und her. Jule erklärte, dass sie und Jessica in fünf Tagen nach Deutschland zurückfliegen würden, während Jessica wohl nichts davon hören wollte, da sie sich ihre Ohren zuhielt und ihre Augen dabei geschlossen hielt. Was war denn nun los? Lag da vielleicht ein Problem vor und er wusste nun nichts davon, weil er zuvor mit seinem Fall beschäftigt gewesen war?
 

"Jessica... Ich meine es doch nur gut mit dir... Ich weiß sehr wohl, dass du...". "Sei doch einfach ruhig... Ich will den Scheiß nicht länger hören". Eigentlich hatte die Schwarzhaarige nicht schreien wollen, aber anders schien ihre Freundin auch nicht auf sie zu hören, oder? Und die Tatsache, dass ihr nun vereinzelte Tränen aus den Augen traten, machte es der kompletten Situation auch nicht gerade leichter. Super, darauf hätte sie auch wirklich verzichten können.
 

Ryuuzaki erhob sich, lief zu den jungen Frauen rüber, wobei er Jessica's Gefühlsausbruch genauestens studierte. Sie weinte, dass sah er deutlich, aber warum? Was hatte Jule nur gesagt, dass es die Schwarzhaarige zum Tränen vergießen verleitete? Fragend sah er zur Braunhaarigen, welche seufzte und nach den passenden Worten suchte.
 

"Wir fliegen in fünf Tagen nach Deutschland zurück und das ist das eigentliche Problem. Jessica ist ein Dickkopf und stur obendrein. Wenn es nach ihr gehen würde, dann würden wir unseren Urlaub vermutlich verlängern, nur damit sie bei dir bleiben kann" erklärte Jule den momentanen Stand der Dinge, denn in den drei Jahren hatte die Braunhaarige sehr wohl gelernt, wie Jessica manchmal dachte. Sie wollte nicht gehen, dass sah man allein durch ihre Tränen, aber sie konnten nicht in London bleiben und das musste die Schwarzhaarige einsehen.
 

Jessica schwieg, hatte ihre Hände in den Hosentaschen vergraben und musterte den Laminatboden. Was hätte sie denn noch dazu sagen sollen? Eigentlich wollte Jessica jetzt schon gehen, da sie sich unwohl fühlte, allein weil sie gerade Tränen vergoss und es Ryuuzaki sehen konnte. Wie kam sie nun rüber? Wie ein kleines Kind, welches ihren Willen wollte, oder? Toll, dachte sie sich insgeheim und schloss ihre blauen Augen.
 

"Stören wir dich bei deiner Ermittlung? Ich habe eben schon zu Jessica gesagt, dass wir dann besser gehen sollten. Ich störe ungern und...". "Ihr stört mich nicht, sonst hätte ich euch gar nicht erst mit zu mir genommen... Ich verstehe das Problem, auch wenn ich mir noch im Unklaren bin, warum Jessica bei mir bleiben möchte" erwiderte Ryuuzaki nachdenkend, sah wieder zur Schwarzhaarigen rüber, welche nun leise schluchzte. Irgendwie wusste er nun nicht, wie er mit der gesamten Situation umgehen sollte, lief zum Tisch rüber und holte den Süßigkeitenspieß, welchen er hinter seinem Rücken versteckte. Nach weiteren Schritten stand er vor Jessica, zog den Süßigkeitenspieß hervor und hielt ihr diesen hin. Vielleicht halfen Süßigkeiten, um ihre Tränen zu trocknen?
 

Nur zögerlich nahm sie den Spieß entgegen, nickte seicht und fuhr sich mit der freien Hand über ihr Gesicht. Sie kam sich gerade so jämmerlich vor und wollte am liebsten für einige Stunden alleine sein, aber das hieß, dass sie zum Hotel gehen müsse, oder?
 

"Wenn ihr möchtet, dann könnt ihr über Nacht bleiben. Im ersten Stock befinden sich Gästezimmer. Watari und ich würden uns über ein bisschen Gesellschaft freuen". Sofort sahen die verweinten Augen Jessica's auf, sahen ungläubig zu L rüber, welcher diesen Vorschlag gemacht hatte. Bei ihm über Nacht bleiben? Watari und Ryuuzaki würden sich über ihre Gesellschaft freuen?
 

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre..." murmelte Jule nun nachdenklich, da sie sich um den Zustand ihrer Freundin sorgte. Sie mochte den jungen Japaner bereits schon so sehr und wenn aus dieses Mögen mehr wurde, dann hatten sie wahrlich ein Problem. Jessica sollte keine tiefgründigeren Gefühle für L entwickeln, denn in fünf Tagen würden sie nach Deutschland zurückfliegen. Die Schwarzhaarige würde nur darunter leiden, da war sich Jule jetzt schon sicher.
 

Zwar hatte Ryuuzaki diesen Einwand nicht verstanden, aber er konnte die Freude in Jessica's Augen erkennen. Die Schwarzhaarige wollte bleiben und schließlich hatte Jule dies zuvor auch noch bestätigt. Mehr konnte L im Moment nicht tun, als ihnen diesen Vorschlag zu machen. Sicher, er handelte waghalsig, weil er einfach zwei junge Frauen bei sich aufnahm, aber er sah von Jessica und Jule keine Gefahr ausgehen.
 

"Ich bleibe... Jule, gehst du zum Hotel und holst meinen Koffer? Du kannst dann machen, was auch immer du willst". Jessica klang ziemlich wütend, obwohl sie sich sehr freute. Jedoch, der Einwand von Jule, dieser machte sie wirklich wütend. Verstand ihre Freundin denn nicht, dass sie bei Ryuuzaki bleiben wollte? "Sei nicht mehr böse, Jess. Ich meine es wirklich nur gut mit dir und du weißt auch ganz genau, warum. Bis später". Nach diesen Worten wendete sich Jule von L und ihrer Freundin ab, welcher ihren Kopf erneut senkte. Ja, sie wusste, warum Jule ihr diese Worte immer wieder sagte, aber Jessica konnte nun mal nicht anders. Sie wollte doch nur diese Zeit genießen, mehr nicht.

Schon vorhandene Gefühle!

Kaum hatte die Braunhaarige den Raum verlassen, schon erhellte sich das Gemüt der Schwarzhaarigen ein wenig, da ihr nun bewusst wurde, dass sie mit Ryuuzaki alleine war. Völlig allein, sah man von Watari ab, welcher in seinem Arbeitszimmer aufzufinden war. L blickte noch immer in die blauen Augen der jungen Frau, welche nun Freude und Glück ausstrahlte. Ob sich ihr Gemüt allmählich wieder beruhigte? Vielleicht allein wegen der Tatsache, dass er diesen Vorschlag gemacht hatte?
 

"Ähm... Wir machen auch wirklich keine Umstände?". Ryuuzaki schüttelte den Kopf, lief zum Schaltpult rüber und betätigte einen Knopf, ehe man Watari auf dem großen Bildschirm sehen konnte. "Watari... Jessica und Jule bleiben über Nacht hier. Könnten sie zwei Gästezimmer im ersten Stock herrichten?". Auf den Lippen des älteren Herren erschien ein kleines Lächeln, ehe er dem Wunsch zunickte. "Sehr wohl, Ryuuzaki".
 

"Er ist so süß..." dachte sich die Schwarzhaarige, sah dem jungen Ermittler dabei zu, wie er in sein Schlafzimmer ging und wenige Sekunden später mit dem Laptop zurück in den Raum kam, nur um diesen auf den Schreibtisch zu stellen. Wieder zu Jessica blickend, lief er auf die junge Frau zu und ergriff deren Hand. Er würde ihr nun die Räumlichkeiten zeigen, damit sie sich nicht noch mal verlief.
 

Sofort verfärbten sich Jessica's Wangen, nahmen ein dunkles Rot an, während sie auf Ryuuzaki's Hand blickte, welche ihre mit sanften Druck umschloss. Ryuuzaki folgte ihrem Blick, hatte selbstverständlich auch ihre Röte bemerkt und sah nun ebenfalls auf ihre Hände, wobei ihm auch auffiel, dass Jessica's Hand ein wenig zitterte. Ob sie sich unwohl fühlte? Fragend sah er wieder in ihr Gesicht, doch blieb ihr Blick gleich. Verwirrt und verlegen, so schien es zumindest.
 

"Ist dir das unangenehm?" forschte Ryuuzaki nach ihrem momentanen Befinden, ehe ihre Augen zu ihm aufblickten und ihm die volle Aufmerksamkeit schenkten. "Nein, ich... Ich meine...". Ihre Hand kribbelte so sehr, allein durch diese einfache Berührung. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie sich im ersten Moment erschrocken hatte und nun diese zaghafte Berührung von ihm genoss?
 

"Es liegt an mir... Ich habe die Worte deiner Freundin keineswegs vergessen und auch nicht deine eigenen Worte... Mir ist es immer noch ein Rätsel, dass du ausgerechnet mir deine Zuneigung schenkst. Natürlich, du hast mir Gründe genannt, aber ich mache mir trotzdem Gedanken". Jessica sah in eine andere Richtung, um den dunkelbraunen Augen zu entkommen, welche so durchdringend wirkten. Warum sah Ryuuzaki sie so an? Erwartete er nun wirklich eine Antwort von ihr? Ihr war die gesamte Situation sowieso schon peinlich genug und auch ein wenig unangenehm, weil ihr Körper so sehr auf L reagierte.
 

Mit etwas mehr Druck, schloss Ryuuzaki ihre Hand noch ein wenig mehr in seine, sah weiterhin in ihr Gesicht, welches sich ihm nun wieder zuwandte. Ihre Reaktionen waren so eindeutig und doch irgendwie unverständlich in L's Augen. "Jessica, was begehrst du im Moment?". Die blauen Augen funkelten plötzlich, ehe Jessica nun von sich aus den Druck ihrer Hand erhöhte. Was sie begehrte? Sie würde es nicht wagen, ihre Wünsche auszusprechen. Nein, so etwas konnte selbst sie nicht.
 

"Ich... Ryuuzaki, ich...". Jessica brachte einfach keinen vernünftigen Satz mehr zustande, denn ihre Gedanken überschlugen sich. Plötzlich trat der Schwarzhaarige näher, erhob seine linke Hand und legte diese auf Jessica's Schulter ab. Mit sanfter Gewalt zog er sie ein wenig näher, während er noch immer ihr rotes Gesicht studierte. "Ich wusste nicht, dass ich solch eine Wirkung auf dich habe... Möchtest du vielleicht aus diesem Grund bei mir bleiben?". Nur ein zaghaftes Nicken brachte Jessica zustande, ehe L sie noch ein wenig näher zu sich zog und schließlich seine Arme um sie legte. Er wusste selbst nicht, warum er sie nun in die Arme schloss, doch als sie seine Umarmung langsam erwiderte, war L sich sicher, richtig gehandelt zu haben.
 

"Du bist die erste Frau, die ich umarme. Wenn ich ehrlich bin... Ich habe mir eine Umarmung anders vorgestellt" murmelte Ryuuzaki plötzlich neben ihrem Ohr und spürte sehr wohl, wie ihr Körper erzitterte. Seine rechte Hand, welche er auf Jessica's Rücken gelegt hatte, löste sich, schob sich frech zwischen ihren Körpern, ehe er seine Handfläche auf ihrer linken Brust ablegte. Er hörte sehr wohl, wie Jessica die Luft anhielt, da sie scheinbar nicht genau wusste, was L hier gerade tat.
 

"Dein Herz schlägt sehr schnell und eben konnte ich auch deinen Puls messen. Du bist wirklich sehr leicht zu durchschauen, Jessica". Jessica wusste nicht, ob sie dazu etwas sagen sollte, ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken und atmete tief durch. Ja, er hatte Recht, denn sie hörte ihr Blut bereits in ihren Ohren rauschen und das, obwohl er wirklich nichts gemacht hatte. Er hatte doch nur ihre Hand ergriffen, nichts weiter und nun befand sie sich in Ryuuzaki's Armen und wusste mit der kompletten Situation nicht umzugehen.
 

Jedoch, was meinte er mit seinem letzten Satz genau? Nur, weil sie ihren Körper nicht unter Kontrolle behalten konnte, oder spielte er auf etwas anderes an? Jessica wusste es nicht, atmete nochmals tief aus, ehe sie ihren Kopf etwas hob. Ihre Augen ruhten sofort auf seiner Halsbeuge, welche wirklich einladend auf sie wirkte. Ryuuzaki roch so gut, musste sich Jessica eingestehen und verweilte mit ihren Augen dort, schöpfte Mut, da sie sich nicht wirklich traute.
 

L wartete ab, nahm seine Hand von ihrer Brust und legte diese auf ihre Hüfte ab. Vielleicht verwirrte er die junge Frau auch nur unnötig? Was hatte Jule zuvor noch gemeint? Ach ja, sie mache sich Sorgen um Jessica. Er schloss daraus, dass die Schwarzhaarige sehr wohl an weitaus mehr interessiert war. Interessiert an ihm, obwohl er doch nur ein gewöhnlicher Mann war. Gut, er war ein Genie, hatte seltsame Angewohnheiten, welche Jessica wohl in ihren Augen toll fand, aber sonst? Sonst gab es nichts Besonderes an ihm.
 

Plötzlich fand sich Ryuuzaki in einer völlig neuen Situation wieder, hielt still und sah im Zimmer umher, auf der Suche nach einer Antwort, welche Jessica's Aktion erklärte. Die Schwarzhaarige hatte hauchzart ihre Lippen an seinen Hals gesetzt, verweilte noch immer so und wartete auf eine Reaktion. Genügend Mut hatte sie geschöpft, doch nun kroch die Angst in ihr hoch, dass sie vielleicht einen Fehler beging. Und dennoch, dachte sie sich. Dieser Moment war zu verlockend gewesen, als das sie ihn hätte verstreichen lassen können.
 

"Dir ist hoffentlich bewusst, dass mich deine Aktion nicht kalt lässt. Ich bin auch nur ein Mann und habe auch Bedürfnisse...". Er wollte lediglich, dass es die Schwarzhaarige wusste. Es war ein seltsames Gefühl, dass musste sich Ryuuzaki eingestehen, aber in keinster Weise unangenehm. Es war einfach zu neu und wie er nun darauf reagieren sollte, wusste er einfach nicht. Irgendwie lächerlich, weil er doch sonst immer alles wusste.
 

Jessica löste sich von ihm, glich ihr Gesicht bereits einer überreifen Tomate, ehe sie sich aus seinen Armen befreite. Vielleicht hätte sie das wirklich nicht tun sollen, oder? Sie konnte nicht mal zu ihm aufsehen. Nein, zu unangenehm erschien ihr nun der Moment. "Ich... Entschuldige... Ich hätte das nicht tun dürfen, also... Es ist einfach so über mich gekommen...". Ja, es war einfach so über sie gekommen und wenn sie ehrlich mit sich war, so bereute Jessica ihre Tat auch nicht.
 

"Der Grund, warum ich nicht reagieren konnte... Ich hatte noch nie eine Freundin und deswegen kenne ich mich auch nicht mit solchen Sachen aus. Natürlich sind mir da ein paar Dinge bekannt, aber ich selbst konnte sie noch nie anwenden". Es klang seltsam in den Ohren der Schwarzhaarigen und doch sehr verständlich. Ryuuzaki hatte doch gemeint, er sei nicht der Typ Mann, welcher bei der Frauenwelt landete und die Tatsache, dass er sonst auch jeglichen Kontakt zu anderen Menschen mied, erklärte seine Situation sehr wohl. Wie sollte er auch solche Erfahrungen gemacht haben, wenn all diese Faktoren dazwischen lagen?
 

"In deinen Augen bin ich wohl etwas ganz Besonderes, deswegen konntest du auch eben nicht widerstehen. Ich kann mir nur vage vorstellen, was im Moment in dir vorgehen muss". Sofort sahen die blauen Augen auf, sahen in die forschenden Seen des Detektiven, welcher ruhig und gelassen wirkte. Er schien nicht böse zu sein, obwohl sie vielleicht eine Grenze überschritten hatte. Ob er wirklich wusste, was gerade in Jessica vor sich ging? Wusste er, dass er in ihr Gefühle auslöste, die eigentlich nicht aufkeimen durften?
 

"So langsam kann ich mir ein Profil von deiner Person erstellen. Du bist sehr neugierig und möchtest wohlmöglich auch alles von mir wissen. Du gerätst in Verlegenheit, soweit ich die Distanz zwischen uns überwinde und erhoffst dir vermutlich auch viel mehr von mir. Du benimmst dich außerdem manchmal wie ein kleines Kind, aber im positiven Sinne. Diese Eigenschaft habe ich auch, aber ich zeige sie nicht so offensichtlich". Jessica wusste auch diesmal nichts dazu zu sagen. Er erstellte doch tatsächlich ein Profil über sie. Warum? Wieso achtete er auf jedes Detail?
 

"Ich bin gespannt, was du noch für Eigenschaften hast, Jessica". Ein kleines Lächeln erschien auf L's Lippen, während Jessica einen verwunderten Eindruck machte. Tat er nun wirklich so, als sei eben gar nichts passiert? War es ihm egal, oder überspielte er nur seine eigene Unsicherheit? War er überhaupt unsicher gewesen? Ja, ein wenig bestimmt, denn er war mit einer neuen Situation konfrontiert gewesen, also musste er unsicher gewesen sein.
 

Ryuuzaki blickte auf Jessica's linke Hand, in welche sie noch immer den Spieß hielt. Mochte sie keine Süßigkeiten? "Möchtest du die Süßigkeiten noch essen, oder darf ich sie haben?" wollte er wissen und deutete auf ihre linke Hand. Jessica folgte seinem Blick, schüttelte ihren Kopf und überreichte ihm den Spieß. "Ich mag lieber Milka Schokolade..." entgegnete sie ihm und sah ihm nun doch in die Augen, da sich ihr Gemüt allmählich beruhigt hatte.
 

Er schien zu wissen, welche Schokolade sie meinte, denn er ging zielstrebig auf das Siteboard zu und öffnete eine Schranktür, nachdem er sich hingehockt hatte. Jessica konnte aus dieser Distanz nicht viel erkennen, weswegen sie langsam zu ihm lief, sich etwas vorbeugte, ehe sich ihre Augen ungläubig weiteten. "Welche Schokolade? Es gibt von Milka mindestens fünfzig Sorten" sprach er nuschelnd, hatte er sich eine Praline in den Mund gesteckt und sah nun zu Jessica auf, in ihr verwundertes und geschocktes Gesicht.
 

"Du hättest mir diesen Schrank nicht zeigen dürfen... Ich habe eine Schokoladensucht". Ryuuzaki zuckte mit den Schultern, da er sich darüber keine Sorgen machte. Sollte sie soviel Schokolade essen, bis ihr schlecht wurde. Seltsam war es trotzdem. Sie schien eine gute Verdauung zu haben, denn sie hatte kein einziges Gramm Fett am Körper und dennoch schien sie alles essen zu können, ohne dicker zu werden? Jessica war sogar ein wenig zu dünn, jedenfalls in seinen Augen.
 

"Bedien dich ruhig. Wenn ich neue Schokolade brauchen sollte, dann sage ich Watari Bescheid und er kauft mir dann wieder einen Vorrat". Ob er das wirklich so meinte, wie er das eben sagte? Jessica hockte sich schließlich auch hin, griff nach Milka Schokolade 'Noisette', ihre Lieblingsschokolade und sah L noch immer fragend an. Als er dann jedoch nickte, erhob sie sich wieder und riss die Verpackung auf. Es dauerte gerade mal fünf Minuten, als Jessica die leere Verpackung auf den Tisch legte und einen zufriedenen Eindruck machte. Glückshormone, dachte sie und seufzte leise aus.
 

Plötzlich klingelte ihr Handy, weswegen sie in ihre Jackentasche griff und auf den Display schaute. Jule? Wieso rief diese denn an? Gerade wollte sie den Anruf entgegen nehmen, als ihr etwas Lustiges einfiel. Hastig stand sie auf und rannte zum Schlafzimmer, in welches L auf dem Bett hockte und gerade eine Akte durchforstete. Er hatte gemeint, sie sei streng vertraulich und deswegen könne er ihr keinen Blick gewähren. Auch nicht weiter schlimm, denn er musste ihr auch nicht alles zeigen.
 

"Ryuuzaki... Nimm den Anruf entgegen, ja? Bitte auf japanischer Art... Bitte, ja?". Verwundert hob der Detektiv seinen Kopf, nahm das Handy zwischen Daumen und Zeigefinger und schaute auf das Display. "Warum nimmst du nicht selbst ab? Jule ruft dich an und nicht mich" konterte er und blickte erneut zu Jessica auf, welche flehend zu ihm sah. "Bitte... Ich will ihre Reaktion wissen. Bitte... Tu mir den Gefallen". Jessica legte beide Handflächen aufeinander und machte ein liebes Gesicht. Er sollte ihr doch nur diesen Wunsch erfüllen.
 

Ryuuzaki wusste zwar immer noch nicht, wieso er das tun sollte, aber in Ordnung, er würde ihr diesen Gefallen tun. Ob Jule ihn überhaupt verstehen würde? Egal, er würde es wohl gleich merken. Mit dem linken Zeigefinger betätigte er den Knopf, um den Anruf endlich entgegen zu nehmen, ehe er sich das Handy an sein Ohr hielt. "Moshi moshi?" sprach er und wartete auf eine Antwort ab, welche jedoch ausblieb. Zu Jessica blickend, welche ein breites Grinsen auf den Lippen trug, fragte er nochmals. "Moshi moshi?". "Ähm... Hallo Ryuuzaki, kannst du mir sagen, wie ich zu deinem Anwesen komme? Ich habe mich irgendwie verlaufen" kam endlich eine Antwort, ehe der Detektiv anfing, nach Jule's derzeitigen Standpunkt zu fragen, um ihr anschließend den Weg zu seinem angeblichen Anwesen zu erklären.
 

Jessica kicherte hin und wieder, da Jule wohl nicht sofort eine Antwort gegeben hatte. Es klang auch zu süß, wenn Ryuuzaki sich so am Telefon zu Wort meldete. Als er endlich auflegte, gab er ihr das Handy zurück und sah sie weiterhin fragend an. Noch immer fragte er sich, wieso er den Anruf entgegen hatte nehmen sollen.
 

"Wegen dem 'moshi moshi'. Das klingt voll niedlich und du scheinst Jule erst irritiert zu haben, oder?". Ryuuzaki wusste nicht, ob er nun eine Antwort darauf geben sollte. Er klang also niedlich? Die junge Frau verwirrte ihn langsam. Sicher, sie mochte ihn und das zeigte sie auch deutlich, aber das sie all seine Handlungen irgendwie süß, toll, oder einfach nur niedlich fand, diese Tatsache ließ ihn nochmals nachdenken. Konnte es eine junge Frau geben, welche ihn fast schon vergötterte?
 

"Jessica... Du stehst wirklich auf mich, daran besteht mittlerweile keinen Zweifel mehr". "Hä?" erwiderte Jessica verwundert, hockte sich zu ihm runter und sah ihn nun fragend an. Wie kam er denn nun darauf? Erst tat er so, als sei nichts gewesen und nun schnitt er das Thema wieder an? Warum? Was ging bloß in seinem hübschen Kopf vor?
 

Ryuuzaki erhob seinen linken Zeigefinger, welchen er an seinen Mundwinkel legte. Nachdenkend, jedoch aufmerksam genug, sah er Jessica an und überlegte sich, wie er ihr seine nächsten Worte begreiflich machen konnte. "Deine Freundin hat Recht. In fünf Tagen fliegt ihr zurück nach Deutschland, also mäßige deine Schwärmerei für mich, bevor du noch Gefühle entwickelst, die dir schaden könnten". Erst weiteten sich die blauen Augen, ehe sie wieder so traurig wirkten, wie vor einer Stunde.
 

Gerade wollte Jessica aufstehen und das Schlafzimmer verlassen, als Ryuuzaki nach ihren Schultern griff und sie in der hockenden Haltung hielt. Fest sah er ihr in die Augen, bemerkte sehr wohl, dass sich diese mit Tränen füllten und schüttelte seinen Kopf. "Ich habe mich ungeschickt ausdrückt... Ich mag dich, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen und... Hör mal, mich stört dein Makel nicht, auch wenn ich mich frage, warum du einen kleinen Mund hast, aber...". Je mehr er sagte, desto weinerlicher sah die Schwarzhaarige aus. Er wusste nicht, wie er seine Lage erklären sollte. Er mochte sie, klar, aber er würde sie mit seinen Worten verletzen, auch wenn sie der Wahrheit entsprachen.
 

Jessica blickte gen Boden, hörte sich seine Worte an, welche zwar einerseits schmerzten, doch andererseits freute sie sich auch, dass ihm ihr Makel nicht störte. Ob sie sich gerade dümmlich aufführte? War sie zu aufdringlich? Jessica wusste es nicht, spürte eine Hand unter ihrem Kinn, welche sie dazu zwang, zu Ryuuzaki aufzusehen.
 

"Ich verrate dir was, in Ordnung?". Schwach nickte Jessica, ehe sie bei den Schultern hochgezogen wurde, nur um wenige Sekunden später neben Ryuuzaki auf dem Bett zu sitzen. "Du magst mich zwar schon lange kennen, aber du wirst auch Macken bei mir finden, die dir nicht gefallen. Ich will damit sagen, dass wir uns in Ruhe kennenlernen sollten. Wärst du damit einverstanden?". Wieder nickte die Schwarzhaarige schwach, wurde erneut von zwei Armen umschlossen, ehe sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Fünf Tage blieben ihr noch. Fünf jämmerliche Tage, welche sie nutzen sollte, um ihn noch besser kennenlernen zu können.
 

Ryuuzaki ließ seinen Kopf auf den ihren sinken und starrte an die Wand. Er würde ihr die Chance geben, ihn besser kennenlernen zu können, jedoch nicht mehr und auch nicht weniger. Jule hatte Recht mit ihren Sorgen, so fand L zumindest, denn die Schwarzhaarige verzweifelte jetzt schon so sehr. Sie schwärmte für ihn und es würde Ryuuzaki nicht verwundern, wenn aus dieser Schwärmerei plötzlich ernsthaftere Gefühle entstehen würde. Deswegen würde er sie ein wenig auf Distanz halten, auch wenn sie das sicherlich bemerken würde. Nur, anders durfte er nicht handeln, wenn er der jungen Frau nicht ernsthaften Schaden zufügen wollte. "Fragt sich nur, wie ich das anstellen soll... Ich habe doch kaum Ahnung, wie ich eine junge Frau behandeln soll?". Nun, er würde später mal im Internet nach Antworten suchen. Später, wenn Jule hier war und Jessica ablenken konnte.

Sorgen!

"Was sollte das eigentlich vorhin? Ich hätte fast aufgelegt, bis mir eingefallen ist, dass Ryuuzaki sich so meldet". Jessica's Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als Jule ihr das sagte. Aha? Jule hätte also beinahe aufgelegt? Lustig, so fand die Schwarzhaarige und schielte zu Ryuuzaki rüber, welcher mit sich selbst Schach spielte. Zuvor hatte er sie und Jule noch gefragt, ob sie Schach spielen konnten, doch Jule konnte dieses Spiel nicht und Jessica kannte die Regeln nicht mehr so genau. Außerdem, sie würde sowieso gegen ihn verlieren und wenn sie eines hasste, dann war es zu verlieren.
 

Wo sie nun über das Verlieren nachdachte, der Schwarzhaarige hasste es auch. Schon wieder eine Gemeinsamkeit, welche sie entdeckte. Sie mochte Süßigkeiten, auch wenn nur im geringen Maße, hasste es zu verlieren und was noch? Sie würde sich später darüber Gedanken machen, stand auf und lief zum Siteboard rüber, hockte sich hinunter und öffnete die Schranktür. Moment, da waren doch noch andere Türen. Was er wohl noch so für Süßigkeiten bunkerte?
 

Jule sah interessiert zur Schwarzhaarigen rüber, welche sich einfach selbst bediente. Warum sagte Ryuuzaki denn nichts? Vorhin, als sie den Weg endlich hierher gefunden hatte, da hatte ihre Freundin irgendwie noch traurig gewirkt, aber sie hatte nichts dazu gesagt, als die Braunhaarige diesbezüglich Fragen gestellt hatte. Irgendwas war passiert, als sie nicht da gewesen war, nur was? Ob Ryuuzaki ihr sagen würde, was zwischen ihnen gelaufen war?
 

"Lecker... So viele Fertigramen habe ich noch nie gesehen... Ich glaube, ich ziehe bei dir ein, Ryuuzaki. Du lebst so schlicht, wie ich es tue... Obwohl, mir bleibt ja auch keine Wahl". Jessica redete mehr mit sich selbst, griff nach den Fertigramen und schloss die Schranktüre wieder. Zum Schaltpult laufend, sah sie sich auf dieses um, entdeckte den Knopf und drückte diesen, welchen Ryuuzaki zuvor auch schon einige Male betätigt hatte, um mit Watari zu sprechen, ehe der ältere Mann auch schon auf dem Bildschirm erschien.
 

"Wünschen sie etwas, Miss Jessica?". Sehr höflich, fand Jessica, als auch Jule, welche nun sichtlich verwirrt zu sein schien. Jessica's Dreistigkeit nahm einfach kein Ende und Jule hatte nun wirklich das Gefühl, als habe sie etwas verpasst. Warum blieb der Schwarzhaarige nur so ruhig? Er mochte es sicherlich nicht, wenn man einfach an seine Sachen ging, oder? Vor allem bei solchen Geräten, wie eben das Schaltpult. Nur ein falscher Knopf gedrückt, schon könnte etwas Schlimmes passieren, oder nicht?
 

"Ähm... Ja... Herr Watari...". "Nennen sie mich einfach nur Watari, Miss Jessica" korrigierte der ältere Mann und legte ein liebevolles Lächeln auf, um ihr zu versichern, dass sie dies ruhig tun dürfe. "Okay, dann gilt dasselbe auch für sie, in Ordnung? Wegen meiner Störung... Ich möchte mir Ramen machen, aber ich weiß nicht, wo ich eine Schüssel und heißes Wasser herbekomme?". Watari schien ein wenig verwirrt zu sein, riskierte einen kurzen Blick zum Ermittler, welcher dazu seicht nickte und die Zustimmung gab, welche Watari brauchte. Sich wieder an die junge Frau wendend, räusperte er sich. "Kommen sie zu meinen Arbeitszimmer. Ich zeige ihnen die Küche und wo sie alles, was sie benötigen, finden". Jessica nickte dem zu, lief zur Tür und drückte auf einen Knopf. Nochmals zu Jule blickend, grinste Jessica und winkte ihrer Freundin zu, ehe sie den Raum verließ.
 

"Es geht mich vielleicht nichts an, aber... Kann es sein, dass zwischen euch etwas vorgefallen ist?". Ryuuzaki nickte dem zu, machte seinen nächsten Schachzug und besah sich das Spielbrett. Kein Wunder, die Braunhaarige hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, da Jessica sich auch einfach so bediente. Nun, er hatte es der Schwarzhaarigen erlaubt und dennoch hatte er eben einen furchtbaren Schrecken bekommen, als sie einfach zum Schaltpult gelaufen war. Nun, dass sie Watari fragte, war ihm Recht gewesen, denn er hatte seit dem Erlebnis im Schlafzimmer keinen Ton mehr von sich gegeben. Nein, er war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er nun wirklich Ruhe benötigte.
 

"Was ist passiert, Ryuuzaki?" wollte Jule wissen, sah den Ermittler fragend an, welcher nun doch endlich aufblickte. "Ich wollte ihr die Räumlichkeiten zeigen, habe ihre Hand ergriffen und dann... Nun ja... Dann haben wir uns umarmt...". Nachdenkend sah Ryuuzaki an die Decke, leckte an seinem Lolly, welchen er sich vorhin geholt hatte und dachte erneut daran, wie Jessica seinen Hals geküsst hatte. Wirklich, unangenehm war es nicht gewesen, aber dafür sehr neu und ungewohnt.
 

"Wie? Ihr habt euch einfach so umarmt?". "Nein, ich habe sie umarmt..." gab er schnell zurück, zog sein linkes Bein an, während das Rechte über die Lehne hing. Jetzt war ihm tatsächlich die Lust auf Schach vergangen, da er sich schon wieder so viele Gedanken machte. Wie konnte eine Frau nur soviel Verwirrung stiften? Vielleicht wusste er nun die Antwort darauf, warum er sein Leben lieber allein verbrachte? Ihn verwirrten solche Dinge einfach zu sehr und ließen sein logisches Denken schwächeln.
 

"Du weißt schon, dass sie dich sehr mag? Ich meine, ich habe das schon oft genug gesagt und meine Worte entsprechen der Wahrheit" erklärte Jule, konnte nicht verhindern, dass sie eine sorgenvolle Miene dabei zog, da ihre Freundin doch so schnell Hoffnungen hegte. Und gerade bei L, der L, da würden solche Gefühle, wie die Liebe eben, sehr schnell entstehen.
 

"Ja, dessen bin ich mir bewusst, Jule... Sag mir, was das Beste wäre, um Jessica nicht unnötig zu verletzen?". Gute Frage, dass wusste Jule selbst nicht so genau. Würde Ryuuzaki nun kühl sein und Jessica die kalte Schulter zeigen, so würde es ihrer Freundin schon sehr zusetzen. Ließe Ryuuzaki solche Berührungen, wie eine Umarmung, zu, würde es Jessica trotz allem das Herz brechen. Eigentlich gab es keine Lösung, oder?
 

"Warum musstest du sie auch umarmen?" murrte die Braunhaarige leise und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Es blieb nicht nur bei einer Umarmung... Sie hat mich geküsst". Jule's Augen wurden größer, ehe sie aufstand und zum Detektiven lief. Abschätzend sah sie zu ihm runter, wie er nun auf der Couch lag und seinen Lolly vertilgte. Wieso ließ ihn das so kalt? Wieso hatte er das zugelassen?
 

"Am Hals..." setzte Ryuuzaki noch hinzu und erhob seine linke Hand und legte diese auf seine Halsbeuge. Ja, die Stelle, an welche er die Lippen der jungen Frau gespürt hatte. Es war wirklich nicht unangenehm gewesen und was wäre gewesen, wenn Jessica noch mutiger geworden wäre? Hätte sie ihn vielleicht richtig geküsst? Verdammt, wieso wurde er nun rot im Gesicht? Er spürte förmlich, wie sich ein rötlicher Schleier auf seine Wangen legte. Dazu kam Jule's verwunderter Blick, welche seine Mimik genauestens zu studieren schien.
 

"Und du? Wie hast du auf ihre Anmache reagiert?". "Anmache? Ich denke nicht, dass sie mich anmachen wollte... Ich denke, sie wollte mir nur deutlich machen, dass sie weitaus mehr von mir will" erklärte Ryuuzaki nuschelnd, sah zur Braunhaarigen und versuchte seine Fassung zu erhalten. Er durfte nur nicht zeigen, dass er gerade in Verlegenheit geriet, obwohl Jule eigentlich seine Röte schon längst gesehen haben musste.
 

"Wie hast du reagiert, Ryuuzaki? Beantworte mir einfach meine Frage". Jule konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte Ryuuzaki da einfach seelenruhig liegen und so tun, als sei überhaupt nichts gewesen? Und dessen Röte hatte sie selbstverständlich gesehen, wobei sie sich schon fragte, was gerade in seinem Kopf vor sich ging. Ob ihn diese zaghafte Berührung gefallen hatte? Ersehnte er sich insgeheim vielleicht auch ein bisschen mehr?
 

"Reagiert? Dazu war ich mit der gesamten Situation überfordert. Ich habe mit Gefühlen sehr wenig zutun, Jule und deswegen wusste ich auch keine Erwiderung. Kalt gelassen hat sie mich aber nicht...". Jule schlug sich gedanklich gegen die Stirn. Super, wirklich. Mochte sein, dass Ryuuzaki es wohl auch ein wenig genossen hatte, aber wie sollte es denn nun weitergehen? Jessica würde doch nicht für immer bei ihm bleiben können, dass musste dem Detektiven doch auch klar sein, oder?
 

"Und jetzt? Willst du einfach so weitermachen und darauf warten, dass zwischen euch noch mehr passiert?". Der Japaner schüttelte seinen Kopf, da er nicht so handeln würde. Jedenfalls würde er sein Bestes versuchen, aber versprechen konnte er nichts. Außerdem war Jessica ziemlich aufdringlich und auch anhänglich. Er schloss diese Eigenschaften einfach daraus, wie sie sich immer verhielt. Jessica würde nicht locker lassen, denn dies hieße Aufgeben. Quasi verlieren, etwas, was die junge Frau wohl nicht wollte. Hasste sie es vielleicht, zu verlieren? Hatten sie vielleicht doch so viele Gemeinsamkeiten?
 

"Und was...". Jule hielt inne, da die Türe sich öffnete und Jessica in den Raum trat. Langsam lief sie zur Couch, sah zu Ryuuzaki hinab, welcher den ganzen Platz beanspruchte, ehe sie ihre Schüssel auf den Tisch abstellte. "Darf ich mich setzen?" wollte sie wissen, sah Jule an, welche vor der Couch stand und einen wütenden Eindruck machte. War vielleicht etwas passiert? Doch bevor sie fragen konnte, setzte sich Jule in Bewegung, setzte sich auf den Sessel und murmelte unverständliche Dinge in sich hinein. Zeitgleich erhob sich Ryuuzaki und hockte sich in gewohnter Manier hin und betrachtete wieder sein Schachbrett.
 

"Jule, was ist los?". "Gar nichts... Mach dir keine Sorgen, Jess. Ich gehe schon mal ins Gästezimmer, in Ordnung? Es ist auch schon sehr spät" erwiderte Jule, erhob sich wieder und starrte auf die Uhr, welche über der Tür hing. Einige Minuten vor Mitternacht. Schon so spät, dachte sie sich, sah nochmals zur Schwarzhaarigen, welche einen verwunderten Blick auflegte, ehe Jule ihre Freundin anlächelte. "Mach dir keine Gedanken, ja? Iss du deine geliebten Ramen und dann solltest du auch langsam schlafen gehen".
 

Jessica nickte dem zu, sah ihrer Freundin nach, welche einfach den Raum verließ, ehe sie sich an Ryuuzaki wandte. "Was ist passiert? Jule benimmt sich so komisch". Die dunkelbraunen Augen sahen sofort in ihre Richtung, ehe der Schwarzhaarige seinen Lolly ablegte und stattdessen zu seiner Tasse Tee griff und einen Schluck zu sich nahm. "Ich habe ihr gesagt, was zwischen uns passiert ist... Jule schien nicht gerade erfreut zu sein". Wie? Wieso sagte Ryuuzaki es denn Jule? Jule hätte davon überhaupt nichts wissen dürfen, weil sie sich eben Sorgen machte. Toll, dann durfte sie sich sicherlich noch was anhören, oder?
 

"Warum hast du ihr das gesagt?". "Weil sie mich gefragt hat" gab er monoton zurück, legte seinen linken Zeigefinger an seine Lippen und dachte erneut nach, versuchte es zumindest, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. Wie sollte er sich nun verhalten? Abweisend, oder doch eher so, wie zuvor auch? Er konnte Jessica nicht ignorieren, aber er wollte ihr auch keine Zeichen geben, welche auf mehr schlossen, oder sonst was in der Art. Verdammt, konnte die Schwarzhaarige nicht endlich ins Bett gehen?
 

"Du solltest jetzt essen und dann auch ins Bett gehen". Wollte er sie loswerden? Es klang sehr danach, was sie ein wenig traurig stimmte, während sie die Nudeln langsam aufschlürfte. Also war sie doch zu aufdringlich? Warum sagte er das denn nicht? War sie wirklich so unerträglich? Moment, dachte Jessica sich und trank schnell die Suppe aus. "Ich benehme mich wie ein Teenie... Ein hysterisches Mädchen, die unbedingt einem Superstar nahe sein will... Kein Wunder, dass er seine Ruhe haben will. Ich muss wohl ziemlich anstrengend sein". Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz und tat dazu auch noch höllisch Weh. Warum hatte sie sich so benommen? Von Anfang an hätte sie so sein sollen, wie sie es eigentlich immer war, oder? Okay, viel anders war sie nicht, aber sie war meist ein wenig ruhiger, statt sofort die Fassung zu verlieren.
 

Ryuuzaki beobachtete das Mienenspiel seiner Sitznachbarin, welches sich sehr oft änderte. Erst wirkte sie traurig, dann irgendwie einsichtig und dann wieder vollkommen bekümmert. Hatte er sie mit seinen Worten verletzt? Hatte sie wohlmöglich den versteckten Sinn seiner Worte verstanden? Scheinbar war die Schwarzhaarige nicht dumm und verstand ihn, auch wenn er sie dadurch wohl verletzt hatte.
 

"Gute Nacht..." murmelte Jessica leise, wollte sich gerade erheben, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, welche sie aufhielt. Zu Ryuuzaki blickend, welcher noch immer auf sein Schachbrett blickte, wartete sie ab, da er scheinbar etwas sagen wollte. "Versteh mich nicht falsch, Jessica. Heute ist sehr viel passiert und ich muss jetzt erstmal meine Gedanken ordnen und deswegen möchte ich alleine sein". Die blauen Augen ruhten noch immer beim Detektiven, welcher nun ihren Blick erwiderte. Er hätte gern gewusst, ob Jessica ihn verstehen konnte.
 

"Ich... Es tut mir leid, Ryuuzaki... Mein ganzes Benehmen... Ich habe mich total daneben benommen... Wie ein verrückter Teenie und... Ich wollte doch einfach nur...". "Du wolltest nur in meiner Nähe sein, obwohl du dir damit selbst schaden würdest" beendete L den holprigen Satz der jungen Frau, lehnte sich zurück und starrte erneut an die Decke. Irgendwie taten ihm nun seine Worte leid, da er sich doch an ihr Verhalten gewöhnt hatte. Sie musste sich doch nicht verändern, nur weil er nicht genau wusste, wie er mit so mancher Aktion umgehen sollte.
 

"Mich stört dein Verhalten nicht... Ich weiß nur nicht, wie ich mit dir umgehen soll?" erklärte Ryuuzaki noch immer nachdenklich, spürte plötzlich einen Kopf auf seiner Schulter, weswegen er seinen Kopf hob. Zwei Arme schlangen sich um seinen Körper, ehe er sanft an einen zierlichen Körper gedrückt wurde.
 

"Dich stört mein Verhalten also nicht? Du weißt also nur nicht, wie du mit mir umgehen sollst?". Traurig wirkende Augen sahen zum Detektiven auf, welcher nun seinerseits seinen Arm hob und diesen um Jessica legte. Er wusste, er machte wahrscheinlich einen fatalen Fehler, aber er konnte sie auch nicht einfach so hängen lassen, oder? Schließlich mochte Jessica ihn doch so sehr und suchte so sehr seine Nähe. Wenn Ryuuzaki ehrlich mit sich war, er freute sich auch ein wenig, dass es einen Menschen gab, welcher wirklich Interesse für ihn hegte.
 

Noch eine ganze Weile sah er ihr in die Augen, ehe er sich etwas vorbeugte und nach seinem Lolly griff, welchen er sich in den Mund steckte. Er wusste nun überhaupt nicht, was er überhaupt machen sollte. Okay, er wusste schon, was sie vermutlich wollte, aber konnte er das tun? Er würde ja schon gerne, aber durfte er jetzt egoistisch sein? Verdammt, er wusste bald gar nichts mehr, so verwirrt war er schon.
 

Jessica zog den Lolly aus seinen Mund, beäugte diesen einige Sekunden, ehe sie sich diesen selbst in den Mund steckte. Den verwunderten Blick des Schwarzhaarigen studierend, legte sich ein freches Grinsen auf ihre Lippen. "Ich mag dein Verhalten, weil sich das niemand bei mir trauen würde" murmelte er, zog ihr den Lolly aus den Mund, ehe er ihn wieder in Beschlag nahm.
 

Aha? Er mochte ihre Eigenarten also? Ihm den Lolly nochmals entwendend, steckte sie sich diesen in den Mund, erhob sich und entfernte sich von L. "Gib mir meinen Lolly zurück. Der ist mit Erdbeergeschmack". Jessica kicherte, als er dies sagte, wusste sie doch, dass er Erdbeeren so sehr mochte, weswegen sie noch einen Schritt zurückwich. Als er dann plötzlich aufstand und sie ebenso grinsend ansah, nahm die Schwarzhaarige ihre Beine in die Hand, lief rasch zur Tür und öffnete diese. "Wenn du deinen Erdbeerlolly haben möchtest, dann musst du ihn dir schon holen". Erst wirkte L ein wenig verwirrt, doch schnell war seine Fassung wieder da, ehe er ihr langsam folgte. Er würde seinen Lolly schon noch bekommen.
 

Die Schwarzhaarige rannte den Gang hinunter, sah sich beim Ende um, ehe sie den rechten Weg nahm, um zur Eingangshalle zu gelangen. Dort angekommen, blickte sie zur Treppe auf, welche zum ersten Stock führte, ehe sie die Stufen empor hastete und über das Geländer schaute. Ob Ryuuzaki ihr wirklich folgte? Wollte er wirklich seinen Lolly zurück?
 

Als L jedoch plötzlich die Eingangshalle betrat und in ihre Richtung blickte, grinste Jessica überheblich, ehe sie eine Tür öffnete, um in den nächsten Gang zu kommen, welcher zu den Gästezimmern führte. Zum Glück kannte sie den Weg bereits, da sie vor einigen Stunden ihr Gästezimmer schon gesehen hatte. Schlicht und einfach, wie nicht anders von L zu erwarten, oder?
 

Ryuuzaki lief gemütlich die Stufen empor, musste sich keineswegs beeilen, da er sehr wohl wusste, welches Gästezimmer Jessica bezogen hatte. Er wusste, sie würde die Tür vermutlich von Innen verriegeln, aber diese Tatsache stellte kein großes Problem dar. L kam in jedes Zimmer dieses Hauses, musste er nur den Code bei der Tür eingeben, um die Türe zu entriegeln und schon konnte er seinen Erdbeerlolly wieder in Besitz nehmen. Die junge Frau war wirklich frech zu ihm, aber irgendwie mochte er diesen Charakterzug an ihr.
 

Jessica saß bereits in ihrem Zimmer, blickte zur Tür, während sie sich ihrer Kleidung entledigte. Neben ihr, auf dem Bett, lag schon ihr hellrotes Nachthemd bereit, welches aus feiner Seide bestand und auch sehr teuer gewesen war. Nun, da der Detektiv seine Ruhe wollte, würde sie sich gleich hinlegen und versuchen, ein wenig Schlaf zu finden. Müde war sie eigentlich noch gar nicht, aber sie konnte unmöglich die ganze Nacht aufbleiben, oder?
 

Plötzlich ging die Tür automatisch auf, ehe im nächsten Moment der Schwarzhaarige in ihr Zimmer trat. Erst herrschte Stille, bis L sich dazu entschloss, der Schwarzhaarigen seinen Rücken zu präsentieren. Wer hätte denn auch ahnen können, dass Jessica dabei war, sich umzuziehen? Musste er sich nun bei ihr entschuldigen, weil er sie in Unterwäsche gesehen hatte? Moment, nach normaler Unterwäsche hatte es nicht ausgesehen. Eher nach Reizwäsche, wenn er genauer überlegte.
 

"Du darfst gucken..." durchbrach Jessica die entstandene Stille, hatte sie nun ihr Nachthemd übergezogen und sah weiterhin forschend zum Detektiven rüber. Nun, wenigstens schien er Anstand zu haben, sonst hätte er sich wohl kaum umgedreht, oder? Vorsichtig blickte Ryuuzaki über seine Schulter hinweg, ehe er sich komplett zu ihr wandte. Zugegeben, dieses hellrote Nachthemd stand ihr wirklich gut und nur unter Zwang schaffte es L schließlich, sein Starren zu unterdrücken.
 

"Entschuldige..." war das einzige Wort, welches seine Lippen verließ, bemerkte ihr Kopfschütteln sehr wohl, ehe sich die junge Frau vom Bett erhob. "Schon in Ordnung, Ryuuzaki. Es stört mich nicht, dass du mich in Unterwäsche gesehen hast. Selbst wenn ich nichts angehabt hätte, wäre es mir nicht peinlich gewesen" erwiderte Jessica relativ locker, da sie kaum Schamgefühl verspürte. Wozu denn auch? Ryuuzaki hatte sicherlich schon nackte Frauen gesehen, oder?
 

"Du zeigst kein Schamgefühl... Ich glaube, ich muss meine Meinung, was Frauen anbelangt, gründlich überdenken". L wirkte verwirrt, lief auf ihr Bett zu, auf welches er sich erst setzte und krabbelte anschließend an die Wand, an welche er sich hockte und nun einen nachdenklichen Eindruck machte. Verwunderte es ihn so sehr, dass sie nicht errötet war und keine Anstalten machte, sich über sein unerlaubtes Eintreten zu beschweren? Mit diesen Gedanken setzte sich auch Jessica wieder, sah nochmals zu ihm rüber, ehe sie den Lolly wieder in ihren Mund steckte. Nicht jede Frau reagierte so und ganz besonders Jessica nicht. Ihre Freundin hätte damit schon ein Problem gehabt und wahrscheinlich auch einen höllischen Aufstand gemacht.
 

"Trägst du immer solche Hingucker?" wollte Ryuuzaki nach längerem Schweigen wissen und deutete auf ihren momentanen Aufzug. Nicht, dass es ihn störte, keineswegs. Sie wirkte mit dem Fummel im Moment wirklich anzüglich. Lag es vielleicht an L persönlich, weil er sie nun mit ganz anderen Augen betrachten durfte? "Hingucker? Auf meine Unterwäsche bezogen, oder meinst du mein Nachthemd?". Jessica blickte an sich hinab und beäugte ihren BH, welchen man durchaus sehen konnte. Ein rötlicher BH, mit schwarzer Spitze und verzierten Verschnörkelungen und dazu den passenden Tanga. Nichts Außergewöhnliches, so fand Jessica zumindest und sah wieder in die dunkelbraunen Augen des Detektiven, welcher noch immer mit neugierigen Augen ihren Körper zu erforschen schien.
 

"Gefällt dir denn wenigstens das, was du momentan siehst?". Ryuuzaki sah wieder in ihr Gesicht, spürte, wie sich seine Wangen rötlich verfärbten und ihm seine Sprache im Halse stecken blieb. Ob ihm Jessica's Aufzug gefiel? Er konnte nicht verleugnen, dass die Schwarzhaarige ihn mit ihrem Fummel durchaus ansprach, dass er sie deswegen auch intensiv musterte, weil sie einen schönen Körper besaß, aber diese Tatsachen konnte er der jungen Frau unmöglich mitteilen, oder?
 

"Hey, sag doch mal was und starr mich nicht so an" durchbrach Jessica erneut die Stille, stieß ihm leicht in die Seite, ehe seine Augen wieder klarer wurden. Was dachte L im Moment? Wieso gab er ihr keine Antwort? Vor allem, was hatte dessen Röte nun zu bedeuten? Sichtlich verwirrt, da er noch immer nichts sagte, sah sie Ryuuzaki weiterhin an.
 

"Nun ja... Ich denke, dass ich für viele Männer spreche, wenn ich dir nun sage, dass du einen reizenden Eindruck auf mich machst". Die Schwarzhaarige verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie sich nun ebenfalls an die Wand lehnte und dabei ihre Beine an ihrem Körper zog. "Findest du? Dann bist du einer der wenigen Kerle, die nicht oberflächlich sind... Die meisten Menschen achten zu sehr aufs Aussehen".
 

Ryuuzaki hörte sehr wohl den traurigen Unterton aus ihrer Stimme heraus, weswegen er an die Decke starrte und nach einer Erwiderung suchte. Oberflächlichkeit? Jessica hatte Recht mit ihren Worten, denn die meisten Menschen waren wirklich aufs Aussehen fixiert. Man wurde schon von Kindesbeinen an mit den verschiedensten Dingen konfrontiert, wurde durch sein Umfeld geprägt und entwickelte sich schließlich. Ob nun zum Guten, oder eher zum Bösen, dies hing immer von der Persönlichkeit und der Einstellung des Menschen ab.
 

"Du scheinst schon sehr oft auf Ablehnung gestoßen zu sein, Jessica. Ich kann nur für mich sprechen und ich finde, dass jeder Person eine Chance gegeben werden sollte, denn letzten Endes kommt es nicht aufs Aussehen an, sondern auf den Charakter... Vielleicht sage ich das auch nur, weil ich alleine aufgewachsen bin? Vielleicht würde ich auch so denken, wenn ich unter Menschen aufgewachsen wäre, die alles nur optisch betrachten, statt hinter der Fassade zu blicken?". Jessica seufzte leise, da nun ein Thema angeschnitten wurde, welches ihr ganz und gar nicht gefiel. Sicher, L meinte seine Worte vermutlich nur gut und teilte ihr auch seine ehrliche Meinung mit, aber wieso schnürte sich ihr gerade die Kehle zu? Wieso hatte sie plötzlich wieder das Bedürfnis, sofort in Tränen auszubrechen?
 

"Du bist in meinen Augen eine attraktive Frau, auch wenn du ein Makel hast... Du kannst dich mit mir unterhalten, kannst essen und vermutlich auch gut küssen und mehr musst du nicht können. Sicher, auf den ersten Blick wirkst du fremd, aber man sollte wirklich jeder Person die Chance dazu geben, sich zu beweisen. Du hast mir gezeigt, dass du ein netter Mensch bist und mehr Bedarf es nicht". "Können wir dieses Thema beenden? Ich...". Jessica hatte es endlich geschafft, ihren Einspruch zu erheben. Sie wollte sich nicht länger darüber unterhalten, da seine Worte nicht nur Freude in ihr auslösten. Nein, sie verspürte Schmerz und wurde von einigen Erinnerungen gefangen genommen, welche weniger schön für sie waren. Warum wurde sie erneut mit ihren Problemen konfrontiert?
 

Ryuuzaki beugte sich etwas vor, um in ihr Gesicht sehen zu können, ehe ihm ihre Tränen auffielen, welche nun unaufhaltsam über ihre Wangen rollten. Hätte er vielleicht nichts sagen dürfen? Er hatte doch nur seine Meinung dazu geäußert und hatte ihr sogar ein Kompliment gemacht, obwohl er sich bei solchen Dingen überhaupt nicht auskannte. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" wollte L in Erfahrung bringen, sah weiterhin in ihre verweinten Augen, ehe sie ihre rechte Hand erhob und diese auf ihr Gesicht legte. Warum? War es ihr so peinlich, vor ihm zu weinen? War es ihr unangenehm?
 

"Ich wurde so geboren und... Ich war in meiner Kindheit auch anders... Viel ruhiger und habe mir alles gefallen lassen... Ich... Ich hatte kein Selbstvertrauen, denn...". "Sprich nicht weiter, wenn du dich selbst dazu zwingst. Erzähl mir deine Geschichte irgendwann, wenn du dich dazu bereit fühlst" murmelte Ryuuzaki und griff in seine Hosentasche. Ein Bonbon kam zum Vorschein, welches er der jungen Frau reichte, welche es nach längerem Zögern annahm. "Danke, Ryuuzaki... Ich...". "Beruhige dich und dann solltest du ein wenig schlafen, Jessica. Gib mir kurz dein Handy, damit ich dir etwas von mir geben kann".
 

Verwundert blickte sie Ryuuzaki an, ehe sie zum Nachtschrank griff und ihm dann ihr Handy gab. Sie sah, dass er etwas tippte, doch was er da genau tat, wusste sie nicht. Als er fertig war, gab er ihr das Handy, strich ihr beruhigend über die Schulter, ehe er sich vom Bett erhob und ihr ein kleines Lächeln schenkte. "Schlaf gut und denk nicht mehr soviel nach" gab er noch von sich, bevor er das Zimmer verließ und sich auf dem Weg zu seinen Räumlichkeiten machte.
 

Jessica blieb zurück, sah noch lange auf die geschlossene Tür, ehe sie wieder auf ihr Handy sah. Was hatte er denn gemacht? Er hatte irgendwas eingegeben, oder? Als sie die Kontaktliste durchforstete und schließlich beim Buchstaben R angekommen war, las sie einen Namen, welchen sie nun nicht erwartet hätte. "Ryuuzaki (L)" las sie leise für sich vor, legte nun ebenfalls ein kleines Lächeln auf, ehe sie das Handy wieder auf ihren Nachtschrank legte. Warum? Hatte er ihr damit helfen wollen? Sollte sie sich bei ihm melden, wenn es ihr schlecht ging, obwohl er nur einige Meter von ihr entfernt war? Jessica wusste es nicht, legte sich mit diesen Gedanken hin und schloss ihre Augen. Vielleicht würde sie sich bei ihm melden, wenn sie wirklich keinen Schlaf fand.

Stille Post!

Jessica wusste nicht, wie lange sie schon im Bett lag und auf die Müdigkeit wartete. Sie war noch immer relativ munter, starrte an die Zimmerdecke und dachte über den heutigen Tag intensiv nach. Es erschien ihr so, als seien all ihre Erlebnisse nur ein Traum. Vielleicht träumte sie im Moment wirklich nur und würde bald aus ihrem Schlaf erwachen? Dann wäre dieser wunderschöne Traum, dieser Zauber, vorbei, oder doch nicht?
 

Neugierig tastete sie nach ihrem Handy und blickte auf die Uhr, welche schon 02:14 Uhr anzeigte. Okay, sie lag also schon seit knapp zwei Stunden im Bett und konnte einfach nicht einschlafen. Nicht nur, weil sie noch hellwach war, sondern auch, weil die Umgebung ihr so fremd erschien. Sicher, Jessica war sich bewusst, dass sie keine Angst haben musste, aber sie hörte jedes Geräusch und reagierte auf jedes Knacken im Zimmer, was ihr zusätzliche Probleme beim Einschlafen bereitete. Ob ihre Freundin schon schlief?
 

Überlegend ging sie ihre Kontaktliste durch, blieb bei dem neuen Eintrag hängen und betrachtete das Display. Ob Ryuuzaki noch wach war? Nun, eigentlich schon, oder? Er schlief vermutlich sehr selten, hockte nun bestimmt vor seinem Laptop und ging seiner Arbeit nach. Ob sie ihm schreiben sollte? Störte sie L wohlmöglich, wenn Jessica ihm nun eine SMS schickte? Vielleicht wartete er auch nur auf eine Mail von ihr?
 

Noch immer unsicher und überlegend, begann sie eine SMS zu schreiben, las sich anschließend die wenigen Worte durch und seufzte leise aus. Sollte sie ihm wirkliche diese Mail schicken? Nochmals seufzte sie, bestätigte einfach die SMS, ehe der Sendebericht kam. Gut, nun konnte sie nichts mehr daran ändern und würde auf eine Antwort warten, sofern Ryuuzaki überhaupt reagierte.
 

Der Detektiv griff im selben Moment in seine linken Hosentasche und holte sein Handy hervor, welches eben vibriert hatte. Eine Nachricht? Kurz besah er sich die späte Uhrzeit, ehe er die SMS öffnete und die wenigen Worte las. "Hi... Du bist bestimmt noch wach, oder? Entschuldige, falls ich dich bei deiner Arbeit störe... Jessy". Die junge Frau lag also noch wach und schien keinen Schlaf zu finden. Ob sie sich allein unwohl fühlte? Nun, stören tat sie nicht direkt, da L eh nur einige Berichte durchging, welche ihm jedoch schon bekannt waren.
 

Seinen rechten Zeigefinger erhebend, tippte er langsam ene Antwort ein, hielt an manchen Stellen inne, ehe er weitere Worte schrieb und schließlich seine Antwort abschickte. Nun, wenigstens hatte er nun Jessica's Nummer, welche er erstmal in seine Kontaktliste aufnahm. Mal sehen, wie sich diese Nacht noch entwickelte, denn Ryuuzaki glaubte kaum, dass die junge Frau nur diese eine Frage beantwortet haben wollte. Nein, sie schien sich mit ihm unterhalten zu wollen, trotz der späten Stunde.
 

Jessica setzte sich auf, als ihr Handy vibrierte, hatte sie es extra auf Lautlos gestellt, da sie eben nicht wusste, ob Jule schon schlief. Ihr Zimmer lag direkt neben dem ihrer Freundin und die Schwarzhaarige wusste demnach auch nicht, wie dick die Wände waren.
 

Die Nachricht öffnend, erschien sofort ein breites Grinsen auf ihren Lippen, während sie nochmals die Antwort von Ryuuzaki las. "Du solltest doch wissen, dass Schlaf reine Zeitverschwendung in meinen Augen ist. Stören tust du nicht, aber ich stelle mir die Frage, warum du noch wach bist?". Nun, sie konnte seine Meinung, was Schlaf anging, zwar nicht wirklich nachvollziehen, aber dies war nun mal Ryuuzaki's Ansicht, welche sich wohl nicht so schnell ändern würde.
 

"Du pflegst seltsame Ansichten, aber das spielt auch keine große Rolle. Ja, ich kann nicht schlafen, weil mich die Geräusche im Zimmer stören und weil ich alleine bin". Ihre Antwort abschickend, lehnte sie sich an die Wand, zog die Zudecke ein wenig höher und starrte wieder an die Zimmerdecke. Jessica störte den jungen Ermittler also nicht? Gut, denn sie wollte nicht, dass er wegen ihr seine Arbeit vernachlässigte.
 

"Du fühlst dich also einsam und sehnst dich nach einer Person, die vielleicht ein wenig mit dir kuschelt?". Ryuuzaki wusste nicht, warum er ihr diese Fragen gestellt hatte, aber umso gespannter war L nun auf Jessica's Antwort. Wie sie seine Fragen wohl auffasste? Nun, er müsse wohl warten, bis sie antwortete. Vielleicht wurde diese Unterhaltung noch richtig interessant?
 

Die Schwarzhaarige errötete ein wenig, während sie nochmals die SMS las, um sich sicher zu sein, dass diese Worte auch wirklich da standen. Ob sie sich einsam fühlte und eine Person zum Kuscheln brauchte? War das eine Fangfrage, oder testete Ryuuzaki ihre Reaktion vielleicht? Was sollte sie darauf antworten? Jessica wusste es nicht so genau, las sich erneut seine Worte durch und dachte über eine mögliche Antwort nach. Vielleicht spielte er auch nur ein fieses Spielchen mit ihr?
 

Nach vergangenen fünf Minuten vibrierte ihr Handy ein weiteres Mal, öffnete die SMS und las sich die wenigen Worte durch. "Ich habe dich wohl in Verlegenheit gebracht, Jessica. Ich habe dich übrigens auf dem Schirm". Wie? Hieß sein letzter Satz etwa, dass er sie beobachtete? Rasch machte sie die Nachttischlampe an und sah sich um, entdeckte eine Kamera in der linken Ecke des Zimmers und murrte leise vor sich hin. Super, er konnte sie sehen, sie ihn aber nicht.
 

"Wunderst du dich über diese Information? Ich überwache all meine Zimmer, denn schließlich ist das mein Haus, in welches du dich momentan aufhältst" kam auch schon die nächste SMS, welche ihr irgendwie seine Überlegenheit deutlich machte. Machte es ihm Spaß, dass er sie bei jeder Kleinigkeit beobachten konnte?
 

"Spanner... Mich wundert dein Benehmen allerdings nicht, Ryuuzaki. Vermutlich wartest du nur darauf, dass ich einen verführerischen Strip hinlege, oder?". Ryuuzaki begann zu husten, da er nebenbei eigentlich seinen Tee hatte trinken wollen. Wie? Er sei ein Spanner und würde auf einen verführerischen Strip von ihr warten? Wie kam sie nur auf solche Gedanken? Er wollte doch nur sehen, wie ihre Reaktionen ausfielen.
 

"Wenn du dich ausziehen möchtest, dann halte ich dich nicht von deinem Vorhaben ab...". Mehr schrieb er nicht, denn er wusste nicht mal, was er dazu hätte sagen sollen. Er war kein Spanner, auch wenn er sie nun beobachten konnte. Wie kam sie nur auf solche Dinge? Ob sie sich wirklich ausziehen würde? Warum sollte sie das tun wollen? Um ihm vielleicht zu zeigen, dass sie sehr wohl auch anders konnte? Er kannte Jessica zwar noch nicht lange, aber er traute ihr so einiges zu.
 

"Was kriege ich dafür? Ein Kuss von dir?". Jessica grinste hämisch in die Kamera, da sie sich langsam doch ein wenig wohler fühlte. Aus seiner letzten SMS heraus, wusste sie sehr wohl, dass er nicht wirklich wusste, was er eigentlich antworten sollte. War es ihm peinlich, oder versuchte er die Ruhe selbst zu bleiben?
 

Eine ganze Weile kam keine Antwort mehr und unruhig blickte die Schwarzhaarige immer wieder zur Kamera hoch. Hatte sie vielleicht übertrieben? Sie wusste es nicht, wollte gerade eine SMS schreiben, als plötzlich ihr Handy vibrierte. Eine neue Nachricht, diesmal eine ziemlich lange, welche sehr viele Informationen lieferte. "Ein Kuss von mir? Sei dir dessen bewusst, dass ich auch darin keine Erfahrungen habe, Jessica. Ich bin jedoch nicht abgeneigt, es mal zu probieren... Allerdings musst dich dich dafür nicht ausziehen".
 

Sie müsse sich nicht ausziehen? Nun, sie hätte das auch nicht in Erwägung gezogen, denn so billig war sie nun auch wieder nicht. Natürlich würde sie so etwas tun, aber dann auch nur, wenn es dazu verhalf, ihn heiß auf sie zu machen. Eine völlig andere Situation, welche mit der momenten Lage nichts gemein hatte. Er wollte es mal ausprobieren? War er neugierig, wie sich ein Kuss anfühlte?
 

"Spielt Erfahrung denn immer eine große Rolle? Vielleicht bist du ein guter Küsser und weißt noch nichts davon? Kann ich aus deinen Worten entnehmen, dass du es jetzt ausprobieren magst?". Grinsend sah Jessica wieder zur Kamera, hätte sie nun gern gewusst, wie seine Reaktion ausgefallen war, doch konnte sie Ryuuzaki leider nicht sehen. Wenn er weiter mit ihr solche SMS schrieb, dann würde sie gleich zu ihm gehen, nur um ihn ihre ganzen Antworten von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen.
 

"Vielleicht?". Super, mehr stand da nicht und es konnte auch auf alle drei Fragen, welche sie ihm gestellt hatte, passen. Gut, wenn er ihr keine richtige Antwort mitteilen wollte, dann würde sie nun zu ihm gehen, um ihre Antworten einzufordern. Langsam erhob sie sich, schrieb noch eine letzte SMS und winkte in die Kamera. Genauso langsam verließ sie ihr Zimmer, lief den Gang hinunter, ehe sie die Türe am Ende des Ganges öffnete und die Treppe, welche ins Erdgeschoss führte, überwandt.
 

"Deine Antwort reicht mir nicht und deswegen komme ich nun zu dir, damit du mir eine vernünftige Antwort gibst" las Ryuuzaki die scheinbar letzte SMS durch und blickte wieder auf den Monitor. Er sah noch ihr Winken in die Kamera, ehe er ihren Weg verfolgte, welcher zweifelsohne zu ihm führte. Was sollte er denn gleich sagen? Er hatte doch nur ein wenig Spaß machen wollen, doch nun wurde aus Spaß bitterer Ernst. Nein, er hatte keinerlei Angst, oder sonst was in der Richtung. L war sich nur so unschlüssig, weil er Jessica doch eigentlich auf Distanz hatte halten wollen. Mit einem Kuss würde er ihre Distanz überwinden und die ganze Sache nur noch verschlimmern, oder?
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und als Ryuuzaki einen Blick auf die unteren Monitore warf, erblickte er die junge Frau vor seiner Türe stehen. Er drückte den dazugehörigen Knopf, welcher die Türe öffnete, drehte sich nicht um, als ein Zischen erklang und kurz darauf leise Schritte ertönten. "Was meinst du mit 'Vielleicht?', Ryuuzaki?" durchbrach Jessica die Stille, blieb hinter dem Ermittler stehen, welcher sich nun doch dazu entschloss, sich zu ihr zu drehen.
 

"Ich habe damit all deine Fragen beantworten wollen. Vielleicht hast du Recht und Erfahrungen spielen keine Rolle. Vielleicht hast du Recht damit, dass ich ein guter Küsser sein könnte. Vielleicht hast du auch damit Recht, dass ich es jetzt sofort ausprobieren mag". Ruhig sprach L seine Gedankengänge aus, obwohl er sich über die Konsequenzen durchaus im Klaren war. Und dennoch. Auch wenn er nun einen schwerwiegenden Fehler begehen könnte, Ryuuzaki mochte jetzt gern wissen, wie sich ein Kuss anfühlte. Da stand schließlich eine junge Frau vor ihm, welche ihn mochte und ihn vermutlich auch begehrte. Sie würde ihn küssen, daran bestand einfach keinen Zweifel.
 

Die Schwarzhaarige trat näher, beugte sich zu Ryuuzaki hinab und erforschte dessen Blick. Ob er seine Worte wirklich ernst meinte? Wollte er wirklich wissen, wie sich ein Kuss anfühlte? Es sah so aus und als der Schwarzhaarige plötzlich seine rechte Hand erhob und in ihren Nacken legte, spürte Jessica nur allzu deutlich, wie sich ihre Wangen rötlich verfärbten und gleichzeitig ihr Herz um einige Takte schneller schlug.
 

"Heute Nachmittag habe ich mich schon gefragt, wie ein Kuss wohl sein könnte, als du meinen Hals geküsst hast, aber du du hattest nicht den Mut dazu, noch einen weiteren Schritt zu gehen, nicht wahr?". Ja, da hatte Ryuuzaki Recht, denn ihr hatte wirklich der Mut gefehlt. Jetzt war die Situation jedoch ganz anders. L wollte scheinbar seinen ersten Kuss erleben, während Jessica's Herz Freudensprünge machte, weil sie, auch wenn vielleicht nur ein einziges Mal, von seinen Lippen kosten dürfte.
 

"Jessica... Ich möchte, dass du den Anfang machst". "Stört dich mein Makel auch nicht?" erwiderte Jessica unsicher, sah den Detektiven abschätzend an, welcher jedoch seinen Kopf schüttelte. Warum? Sicher, L hatte vor einigen Stunden noch behauptet, er fände, sie sei eine attraktive Frau in seinen Augen und könne sicherlich auch gut Küssen, aber es fiel ihr einfach so schwer, seinen Worten Glauben zu schenken.
 

"Ich sagte dir doch bereits, dass du in meinen Augen eine attraktive Frau bist, trotz deines kleinen Mundes, aber du scheinst mir wohl nicht glauben zu können" murmelte der Ermittler leise, zog die Schwarzhaarige noch ein kleines Stück zu sich runter, ehe er hauchzart seine Lippen auf die ihre legte. Gut, müsse L wohl den Anfang machen, um ihr zu beweisen, dass er seine Worte ernst meinte.
 

"Er küsst mich tatsächlich" stellte Jessica geschockt fest, denn bis vor einigen Sekunden war sie noch der Annahme gewesen, er spiele vielleicht nur ein fieses Spielchen mit ihr. Doch jetzt spürte sie schüchterne Lippen auf den ihren, während Jessica endlich ihre Augen schloss und sich bewusst wurde, dass Ryuuzaki scheinbar nicht genau wusste, was er nun tun sollte.
 

Nach weiteren Sekunden erhob auch sie ihre Hände, legte diese in seinen Nacken und intensivierte ihren noch schüchternen Kuss ein wenig. L schien überrascht zu sein, da er seine andere Hand nun ebenfalls erhob und diese auf Jessica's Wange legte, nur um nun seinerseits den Kuss zu vertiefen. Sein erster Kuss, dachte Ryuuzaki sich insgeheim. Sein erster Kuss fühlte sich gar nicht mal so schlecht an und er hätte nichts dagegen, wenn ihr Kuss noch etwas länger andauern würde.
 

Die Schwarzhaarige seufzte zufrieden in ihren Kuss hinein, neigte ihren Kopf noch ein wenig mehr, ehe sie ihre Lippen einen Spalt breit öffnete. Sollte sie es wagen? Vielleicht wollte er nur einen normalen Kuss von ihr? Jessica rang mit sich, seufzte ein weiteres Mal wohlig aus und versuchte, sich zu konzentrieren. Wenn ihre Knie nicht so weich werden würden, dachte sie sich insgeheim. Wie schaffte es der Ermittler nur, sie zu Wachs werden zu lassen, obwohl er sie noch immer so schüchtern küsste?
 

Ryuuzaki zog Jessica noch ein Stück näher zu sich, verschwendete keinen Gedanken mehr daran, dass er hier wohlmöglich einen riesen Fehler beging, denn dieser Kuss raubte ihm jeglichen Verstand. Wie konnte ein einfacher Kuss nur so wirksam sein? Wieso schaffte es die Schwarzhaarige, ihn, den Meisterdetektiven L, derartig aus der Fassung zu bringen? Er mochte gar nicht mehr von diesen sündhaften Lippen ablassen, welche ihm den Verstand benebelten und ein wohliges und auch angenehmes Gefühl in ihm hervorrief.
 

Endlich fand Jessica ihren Mut und wagte diesen Schritt, ließ ihre Zunge aus den Mund gleiten und strich hauchzart über die Lippen des Schwarzhaarigen, welcher ihr sofort Einlass gewährte. Hatte er vielleicht nur darauf gewartet? Es schien so und als sie seine Mundhöhle ausgiebig erkundete und schließlich auf seine Zunge stieß, ließ auch Ryuuzaki endlich einen wohligen Laut von sich hören. Ob es ihm wirklich gefiel? Konnte sie seinen Laut wirklich so deuten?
 

"Ich muss verrückt sein... Dieses ungewohnte Gefühl... So neu und dennoch... Sündhaft...". Ryuuzaki brachte nur Bruchstücke seiner momentanen Gedanken zustande, stieg in den zaghaften Zungenkuss ein und erforschte den Fremdkörper in seinen Mund. Jessica schmeckte gut, musste er zugeben. Sie schmeckte nach Erdbeeren. Nach seiner Erdbeerzahnpasta, welche im jeden Bad vorzufinden war.
 

Jessica grinste in den Kuss hinein, als sie spürte, dass der Ermittler ein wenig mutiger wurde. Und nicht nur das. Er schien auch gieriger zu werden, denn er zog sie nochmals ein Stück zu sich hinab, falls dies überhaupt noch möglich war. Dieses Gefühl, welches Jessica gerade durch Mark und Bein lief. So kribbelnd und erhitzend. Würden sie sich noch länger und vor allem intensiver küssen, so würde Lust auf weitaus mehr entstehen. Wäre es da nicht besser, nun endlich aufzuhören?
 

Gerade wollte sie sich von seinen Lippen lösen, da legte er seine Arme bestimmend um sie. Was war denn nun? Wusste Ryuuzaki, dass sie hatte aufhören wollen? Wieso umarmte er sie nun so fest und nahm ihr jegliche Möglichkeit zur Flucht? Nochmals zog sie ihren Kopf ein wenig zurück, sah ihn an und bemerkte sehr wohl, dass L mit ihrer Unterbrechung nicht einverstanden war.
 

"Wir sollten aufhören, Ryuuzaki...". Dieser Blick, welchen L nun auflegte. Sie sah deutlich, dass er noch ein wenig weitermachen mochte und scheinbar Gefallen an ihren Kuss gefunden hatte, aber konnte er nicht verstehen, dass sie nicht weitermachen durften? "Wieso aufhören? Küsse ich dir zu unerfahren?". Was sagte er denn da? Nein, er küsste toll, er küsste atemberaubend und gerade deswegen sollten sie aufhören, bevor sie weitaus mehr von ihm wollte.
 

"Rede keinen Unsinn... Ich meine nur, wenn wir weitermachen, dann entsteht vielleicht ein ganz großes Problem, verstehst du?". Schien er nicht, da er nun ein fragendes Gesicht zog und sie nur noch verwunderter anblickte. Musste sie ihm das denn erklären? Empfand er denn nicht auch so, oder waren seine Empfindungen anders? War er wirklich nur neugierig gewesen und wollte diesen Kuss genießen? So lange auskosten, wie eben möglich?
 

"Na... Du weißt doch... Also... Wenn man sich zu lange küsst, dann möchte man irgendwann viel mehr... Verstehst du, Ryuuzaki?". Sein Gesicht erhellte sich und der Groschen schien bei ihm auch langsam zu fallen. Gut, sie hatte dieses Thema nicht direkt ansprechen müssen. "Darf ich aus deiner Aussage schließen, dass ich dich mit meinen Kuss erregt habe?". Sofort verfärbten sich Jessica's Wangen in ein tiefes Rot, ehe sie hastig aufstand und ihm den Rücken zukehrte. Wie konnte er nur solch eine Frage stellen? Neugierig war er gar nicht, oder? So etwas fragte man doch nicht, oder doch?
 

"Es fasziniert mich immer noch, dass ich solch eine Wirkung auf dich habe... Und ich hatte Recht mit meiner Annahme. Du küsst gut und weißt, wie du mir den Verstand benebeln kannst". Sollte das ein Kompliment sein? Jessica wusste es nicht, sah vorsichtig über ihre Schulter zu L hinab, welcher noch immer in seiner gewohnten Haltung auf dem Drehstuhl hockte und zu ihr aufsah. Was er wohl gerade wirklich dachte? Er log auch gern, davon wusste sie und deswegen fiel es ihr so schwer, ihm so manches Wort zu glauben.
 

Langsam erhob sich Ryuuzaki vom Drehstuhl, zupfte an seiner Hose, da diese im Schritt nun sehr eng war. Nun, der Kuss hatte sehr wohl seine Spuren bei ihm hinterlassen, aber das machte nichts. Dies bewies ihm nur, dass er durchaus auch empfänglich für solche Berührungen war. Wäre er nicht wenigstens ein bisschen heiß auf sie geworden, so hätte sich Ryuuzaki wohlmöglich Sorgen um seine männlichen Triebe gemacht.
 

"Bist du nicht müde? Wenn du möchtest, dann darfst du in meinem Bett schlafen, aber... Ich werde hier bleiben und noch ein bisschen arbeiten". Zaghaft nickte Jessica dem zu, drehte sich ganz zu ihm um und seufzte leise aus. Eigentlich wollte sie nicht alleine sein, aber wenn er noch arbeiten wollte, dann konnte sie ihn auch nicht davon abhalten. Sein Job bedeutete ihm soviel und war die Erfüllung seines Lebens. Ja, dass hatte Jessica schon vor langer Zeit begriffen.
 

"Oder möchtest du vielleicht, dass ich so lange bei dir bleibe, bis du eingeschlafen bist?". Es wäre nur ein Vorschlag, welchen sie annehmen konnte. Es schien nämlich so, als könne sie nicht einfach so einschlafen, sondern brauchte eine Person, welche bei ihr war und sich ein wenig um sie kümmerte. L würde es tun, jedoch nur so lange, bis Jessica eingeschlafen wäre.
 

"Wenn du das tun würdest?" murmelte Jessica und wurde bei der Hand ergriffen und ins Schlafzimmer gezogen. Ryuuzaki zog die Zudecke beiseite, deutete ihr an, dass sie sich hinlegen solle, ehe sie seinem Wunsch auch nachkam. Sich zudeckend, sah sie ihm dabei zu, wie er das Licht löschte und sich schließlich zu ihr gesellte. Er legte sich nicht hin, nein, er blieb auf der Bettkannte sitzen und sah mit wachsamen Augen auf Jessica hinab.
 

"Ryuuzaki... Ich liege so tief... Könntest du dich vielleicht...". Sie musste nichts mehr sagen, da sie ihm zeigte, was er tun sollte. Auch diesen Wunsch gewährte er ihr, setzte sich ans Kopfende hin und zog sein linkes Bein nahe an seinen Körper. Das rechte Bein wurde von ihr in Beschlag genommen und ihr Kopf fand Platz auf seinem Oberschenkel. Es war schon ein komisches Gefühl, einer Frau so nahe zu sein, aber keineswegs unangenehm. Diese ganzen Erlebnisse, die sich heute ereignet hatten. Sie gaben Ryuuzaki wirklich zu denken.
 

"Danke..." murmelte Jessica müde, denn so langsam überkam sie die Müdigkeit, welche so lange auf sich hatte warten lassen. Jedoch zwang sie sich, noch ein wenig wach zu bleiben und griff nach seiner linken Hand, welche sie in ihren Nacken legte. Auch diesmal schien er zu verstehen, was er tun sollte, begann mit einer leichten Kraulbewegung und hörte ihren wohligen Seufzern zu. Wirklich, diese Frau, sie war einmalig. Einmalig und ungewöhnlich. Ungewöhnlich und dennoch so liebenswert, dass Ryuuzaki sie langsam in sein Herz schloss, totz der Tatsache, dass er sie noch ein wenig kennenlernen wollte.
 

"Vielleicht mag ich auch das Außergewöhnliche, denn anders kann ich Jessica nicht beschreiben. Sie hat so viele liebenswerte Eigenschaften und schafft es irgendwie, mein Interesse zu erwecken. Unser Kuss... Ich wollte nicht aufhören, obwohl sie mich erregen konnte... Und sie... Sie empfand auch so...". Ryuuzaki stützte seinen Kopf auf seinen Arm ab, welchen er auf sein linkes Knie gelegt hatte und sah weiterhin auf die Schwarzhaarige hinab. So süß und unschuldig, wie sie sich nun an sein Bein klammerte und seine Nähe suchte. Irgendwie wirkte sie momentan wie ein kleines Kind. Ein kleines, jedoch sehr süßes Kind.
 

Kurz schloss der Ermittler seine Augen, vielleicht ein Fehler, da er durch die durchgemachten Nächte schon sehr müde war, denn nach wenigen Sekunden war auch er eingeschlafen und blieb weiterhin sitzend bei Jessica, welche ihn ohnehin nicht mehr gehen lassen würde. Vielleicht war es auch keine schlechte Idee, bei der jungen Frau zu bleiben? Ein wenig Schlaf nachholen, während er die Wärmequelle zu seinen Füßen spürte? Ja, vielleicht mochte er diese eine Nacht bei Jessica bleiben, um vielleicht einmal in seinem Leben nicht ganz so allein zu sein.

Nur noch vier Tage!

Die Braunhaarige öffnete langsam ihre Augen, streckte ihr noch müden Glieder und gähnte herzhaft. Wie spät es wohl war? Vorsichtig tastete sie nach ihrem Handy, welches sie in der Nacht, bevor sie sich ins Bett gelegt hatte, auf dem Nachttisch abgelegt hatte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es erst 09:32 Uhr war. Nun, hier im Urlaub waren Jessica und sie immer sehr früh aufgestanden, hatten sich für den Tag fertig gemacht und waren dann anschließend runter zum Speisesaal gegangen.
 

Wo sie nun an ihre Freundin dachte, fragte sich Jule schon, ob die Schwarzhaarige überhaupt Schlaf gefunden hatte. In der Nacht, kurz nach Mitternacht, hatte sie ihre Freundin noch gehört, wie sie in ihr Zimmer gegangen war, aber ob sie dann wirklich geschlafen hatte, wusste Jule nicht. Noch immer müde, erhob sich die Braunhaarige, öffnete ihren Koffer, um sich frische Klamotten bereit zu legen. Erst mal eine angenehme Dusche und dann würde sie nach Jessica sehen.
 

Wenig später trat Jule aus dem Bad, in der Hand ihren Schlafanzug, welchen sie nun zurück in ihr Gästezimmer bringen würde. Unter der Dusche war ihr der Gedanke gekommen, dass ihre Freundin vielleicht gar nicht geschlafen hatte. Genau, denn Ryuuzaki schlief doch auch so gut wie nie, also war es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Jessica ihm vielleicht Gesellschaft geleistet hatte.
 

Ein leiser Seufzer entwich der Braunhaarigen, würde sie nun Jessica besuchen, falls diese überhaupt in ihrem Zimmer aufzufinden war. Einen Knopf neben der Tür betätigend, öffnete sich ihr die Tür und ließ sie zum Bett schauen. Es war leer und sah noch relativ unbenutzt aus. Hatte Jule wirklich Recht und Jessica hielt sich beim Ermittler auf? Die Tür wieder schließend, machte sie sich auf dem Weg zu Ryuuzaki's Räumlichkeiten, um sich endlich Klarheit zu verschaffen.
 

Die Schwarzhaarige seufzte zufrieden, schlang ihre Arme noch enger um das Bein und kuschelte sich weiterhin an die angenehme Wärmequelle. Ryuuzaki war vor einigen Stunden aus seinen Träumen gerissen worden, da sein Nacken plötzlich geschmerzt hatte. Nun, diese Haltung schien auch nicht gerade optimal für ein Nickerchen zu sein, oder? Das Ryuuzaki überhaupt eingeschlafen war, hatte ihn überrascht.
 

Mit neugierigen Augen beobachtete er die junge Frau, welche seinen Oberschenkel noch immer als Kissen benutzte. Störte ihr die Jeans nicht, welche er trug? Der Stoff war doch viel zu hart, fand L jedenfalls, aber Jessica schien einen tiefen Schlaf zu haben, oder?
 

Aus seinen Gedanken gerissen, da sich die Schwarzhaarige bewegte und sich nun auf die andere Seite drehte, errötete L und sah auf das sich nun ihm bietende Bild. Jessica's Kopf lag nun fast zwischen seinen Beinen, schien diese Tatsache auch gar nicht zu bemerken, da sie noch immer schlief. Ob es die junge Frau überhaupt stören würde?
 

Ein Piepen ließ Ryuuzaki aufblicken, kam dieses aus dem Nebenzimmer. Ein Eindringling? Nein, sicherlich nicht, oder doch? Von dem lauten Geräusch gestört, öffnete Jessica ihre Augen, wischte sich den Schlaf aus den Augen und blickte schließlich zum Schwarzhaarigen auf, welcher ihren Blick gelassen erwiderte. "Was ist das für ein Geräusch?" wollte Jessica wissen, streckte sich kurz, ehe sie sich langsam aufsetzte und dabei noch immer einen fragenden Blick zu Ryuuzaki warf.
 

"Ein Warnsignal. Jemand ist unbefugt in eines der Zimmer gegangen, welche nur für Watari und mich bestimmt sind" erwähnte der Ermittler nachdenkend, stand vom Bett auf und streckte sich ausgiebig. Okay, er hatte zu lange in einer Haltung gesessen, was ihm seine Glieder nun deutlich machten. Sicher, er saß sonst auch nicht gerade vernünftig, oder gar bequem, aber würde er sich normal hinsetzen, so würden seine logischen Schlussfolgerungen nachlassen.
 

Jessica wusste nicht, ob sie ihm darauf eine Antwort geben sollte, sah ihm nach, als er das Schlafzimmer verließ und entschloss sich nun selbst auch, endlich aufzustehen. Außerdem wollte sie wissen, was nun genau passierte, da dieses Piepen einfach nicht aufhören wollte. Langsam lief sie in den Raum, sah L dabei zu, wie er auf den kleineren Monitoren schaute und nach einer verdächtigen Person suchte.
 

"Ryuuzaki... Jule ist in das Archiv eingedrungen... Vermutlich hat sie den Weg zu ihnen vergessen" tauchte plötzlich Watari auf dem großen Bildschirm auf und erzählte von der momentanen Lage und den Grund des piependen Geräusches. Jule war ins Archiv gegangen? Warum? Wollte sie etwa einige Dinge in Erfahrung bringen? Jessica glaubte kaum, dass Jule da einfach rein durfte, denn Ryuuzaki hatte doch eben noch gesagt, dass manche Räume nur von ihm und Watari betreten werden durften. Hieß also, eine dritte Person hatte dort nichts zu suchen.
 

"Ich denke nicht, dass sie uns ausspionieren will. Holen sie Jule ab und bringen sie sie zu mir". Watari nickte dem zu, ehe der Bildschirm wieder dunkel wurde. Gut, L schien nicht sonderlich böse zu sein, denn er sah noch immer sehr entspannt aus. Ob er vielleicht auch ein bisschen geschlafen hatte? Nun, er schien die ganze Nacht bei ihr gewesen zu sein, bis eben, oder? Warum? Hatte er nicht gemeint, er wolle nur so lange warten, bis Jessica eingeschlafen war?
 

"Du solltest dir frische Klamotten holen und dann kannst du gern mein Bad benutzen" murmelte der Ermittler abwesend, sah wieder auf die unteren Monitore und entdeckte nun Watari, welcher Jule aus dem Archiv holte. Gut, laut ihrer Miene zu urteilen, hatte sie wirklich nicht schnüffeln wollen, sondern war nur neugierig gewesen. Vielleicht hatte sie auch nach der Schwarzhaarigen gesucht? Ja, wäre ein möglicher Gedanke.
 

"Wenn du fertig bist, dann wird Watari euch Frühstück bringen, denn ich glaube kaum, dass du am frühen Morgen schon Süßigkeiten essen magst". Eigentlich war sich Ryuuzaki da sicher, denn niemand pflegte dieselben Gewohnheiten, wie L es nun mal tat. Nein, er aß nur Süßes und das Rund um die Uhr. Als er zur Schwarzhaarigen blickte und diese ihm zunickte, sah er ihr dabei zu, wie sie den Raum verließ und nun vermutlich zu ihrem Gästezimmer lief.
 

Ryuuzaki seufzte angestrengt, als die Türe sich endlich schloss und er für wenige Minuten seine Ruhe haben konnte. Gestern war soviel passiert. So viele Gefühle hatte er noch nie verspürt und das alles nur, weil er sich kurzweilig auf die junge Frau eingelassen hatte. Er wusste sehr wohl, dass er wahrscheinlich einen Fehler gemacht hatte, aber er selbst war so neugierig gewesen. Neugierig darauf gewesen, wie sich ein Kuss anfühlte. Wenn er jetzt an dieses Gefühl zurückdachte, machte sich ein schier wohliges Gefühl in ihm breit. Kaum zu glauben, aber er vermisste diese Berührung. Schon gestern Nacht hatte er nicht mehr aufhören wollen, war er wie in Trance durch ihren sinnlichen und zugleich heißen Kuss gewesen. L war sich sicher, hätte Jessica ihren Kuss nicht unterbrochen, so wäre er vermutlich von ganz allein einige Schritte weiter gegangen. Er war auch nur ein Mann, hatte er schon gestern Nachmittag gesagt und hatte natürlich auch Bedürfnisse.
 

Die Türe öffnete sich und er hörte Schritte. Jule war endlich hier, in Begleitung von Watari, welcher jedoch bei der Tür stehen blieb und auf einen Wunsch des Detektiven wartete. "Watari... Richten sie das Frühstück für unsere Gäste her. Ich nehme an, dass weder Jule, noch Jessica, Süßigkeiten am frühen Morgen essen". Der ältere Herr nickte dem zu, durchschritt die noch offene Tür und machte sich auf dem Weg zur Küche. Ja, da hatte Ryuuzaki vermutlich Recht, denn nicht jeder Mensch konnte nur mit Süßigkeiten leben.
 

"Jessica kam mir gerade im Nachthemd entgegen... War sie etwa die ganze Nacht bei dir?" wollte Jule nach längerer Überlegung wissen, lief zum Schaltpult und sah seitlich zu Ryuuzaki hinab. Er verzog keine Miene, verfolgte auf den Monitoren jeden einzelnen Schritt, welchen Jessica tat und schien ihre Frage nicht mal gehört zu haben. Ob vielleicht schon wieder etwas passiert war? Wieso wirkte L so abwesend und dennoch so neugierig?
 

"Sie hat in meinem Bett geschlafen... Sie sagte mir, dass sie sich alleine fühle und deswegen habe ich nachgegeben" erklärte der Ermittler, sah der Schwarzhaarigen dabei zu, wie sie sich Kleidung aus ihrem Koffer holte und schließlich den Rückweg antrat. Gut, sie schien seinen Vorschlag wirklich angenommen zu haben, weswegen er nun zu Jule blickte, welche einen undefinierten Eindruck machte.
 

"Aber zwischen euch ist nichts gelaufen, oder? Hör zu, ich hab nichts gegen dich, auch wenn du das manchmal so auffasst, aber ich mache mir einfach Sorgen um Jessica... Uns bleiben jetzt nur noch vier Tage und dann werden wir London verlassen, verstehst du?". Natürlich verstand L das Problem. Nun, zwar sprach die Braunhaarige meistgehend ernst mit ihm, aber nie war er auf den Gedanken gekommen, dass Jule etwas gegen ihn haben könnte. Nein, einzig und allein galt ihr Verhalten Jessica's Befinden, welches sich in den nächsten Tagen unweigerlich verändern würde. Ja, dessen war sich Ryuuzaki schon sicher, denn der Kuss von letzter Nacht würde seine Spuren deutlich hinterlassen.
 

"Ich habe nie angenommen, dass du etwas gegen mich hast, Jule. Ich weiß, dass dir Jessica's Befinden am Herzen liegt und vielleicht habe ich in der gestrigen Nacht einen großen Fehler gemacht, aber von Reue kann ich nicht sprechen, denn dafür war das Gefühl dabei zu schön gewesen". Wie? Was meinte L damit? Was hatte er gefühlt und wobei? Einen Fehler gemacht? Wieso drückte sich Ryuuzaki so undeutlich aus und sagte nicht frei heraus, was da zwischen ihm und ihrer Freundin passiert war?
 

"Ihr habt doch nicht etwa...". Ryuuzaki räusperte sich gekünstelt, um die Braunhaarige zu unterbrechen. Jule dachte aber ziemlich weit, musste er zugeben, wobei sie eigentlich Recht mit ihrer Annahme haben könnte, denn viel hätte nicht gefehlt und L hätte seinen restlichen Verstand auch noch ausgeschaltet. Ja, es hätte wahrlich dazu kommen können, doch hatte die junge Frau ihren Kuss unterbrochen und somit auch diese Atmosphäre zerstört, in welche sie sich für einige Minuten befunden hatten.
 

"Wir haben uns nur geküsst... Mehr ist da nicht gelaufen, obwohl durchaus mehr passieren hätte können. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass ein Kuss ausreicht, um meinen Verstand derart zu benebeln, dass ich nicht mal mehr von ihr ablassen konnte?". Jule wusste nicht, was sie nun dazu sagen sollte. L und Jessica hatten sich also richtig geküsst? Die Frage, wie es dazu hatte kommen können, stellte sie nicht, denn es ging sie auch nichts an. Nur, was passierte nun? Würde Gras über diese Sache wachsen? War diese Sache einmalig gewesen, oder erhoffte sich ihre Freundin nun wirklich mehr?
 

Die Türe öffnete sich und Jessica trat in den Raum. Nur kurz schenkte sie Jule Aufmerksamkeit, ehe sie zu Ryuuzaki blickte und ihm ein liebes Lächeln schenkte. L deutete ebenfalls ein kleines Lächeln an, sah ihr dabei zu, wie sie zu seinem Schlafzimmer lief, um in das Bad dahinter zu kommen. Gut, sie würde nun duschen und noch ihre Zeit brauchen. Watari schien auch noch nicht fertig zu sein, aber das machte nichts. Spätestens dann, wenn Jessica fertig war, würde auch Watari mit dem Frühstück eintreten.
 

"Und die Zukunft? Wie stellst du dir eure Zukunft vor?". Wieder zu Jule blickend, machte Ryuuzaki ein nachdenkliches Gesicht. Zukunft? Nun, er hatte darüber noch nicht nachgedacht, weil er eigentlich davon ausging, dass zwischen ihm und Jessica nichts mehr passieren würde. Okay, Jessica würde vermutlich noch einige Küsse haben wollen, aber L dachte dabei nicht an eine feste Bindung. Nein, wozu denn auch? Die Schwarzhaarige und Jule würden in vier Tagen aus seinem Leben verschwinden und damit wäre für Ryuuzaki die ganze Sache erledigt.
 

"Welche Zukunft?" fragte er, drückte einige Knöpfe, ehe auf dem großen Bildschirm ein Badezimmer zu sehen war, in welches Jessica sich aufhielt und gerade dabei war, ihr Nachthemd auszuziehen. Erst war Jule erschrocken, doch als sie den interessierten Blick des Detektiven bemerkte, welcher wohl gerade den Einfall hatte, Jessica zu bespannen, blieb sie still. Zu gerne hätte sie nun gewusst, was in Ryuuzaki's Kopf vor sich ging.
 

"Du weißt schon, dass man so etwas nicht tut?" warf Jule ihm grinsend an den Kopf, beobachtete genau, wie er seinen linken Daumen erhob und diesen an seine Lippen legte und nun noch interessierter auf den Bildschirm starrte. Kein Wunder, so dachte sich Jule, denn Jessica zog sich gerade ihre Unterwäsche aus und zeigte nun jede Faser ihres Körpers. Nur, was veranlasste L dazu, sie nun beim Duschen zu beobachten?
 

"Natürlich weiß ich das, Jule. Findest du nicht, dass sie einen tollen Körperbau hat? Sie hat zwar ihr Makel, aber sonst ist sie durchaus ansprechend". Wie? Was sagte L denn da? Zeigte er gerade wirklich Interesse? Bevor Jule aber ihre nächste Frage äußern konnte, öffnete Ryuuzaki erneut seinen Mund. "Nur ihre Oberweite könnte ein bisschen größer sein, dann wäre ihre Figur perfekt".
 

"Spinner... Musst du dir das jetzt ansehen? Jessica flippt aus, wenn sie von deinem Tun erfährt" erklärte Jule rasch, zog an der Rückenlehne des Drehstuhls und versuchte Ryuuzaki von seiner Beobachtung abzubringen. Nur, er reagierte schnell, hielt sich mit der rechten Hand beim Schaltpult fest und schien nicht gewillt zu sein, seine Beobachtung zu unterbrechen. Wozu auch? Hatte Jessica gestern Nacht nicht gemeint, er würde warten, bis sie sich auszog? Er hatte ihre SMS nicht vergessen, welche sie miteinander ausgetauscht hatten, also was war Jule's Problem?
 

"Ryuuzaki... Hör auf mit deiner Spannerei. Hast du nicht mal gesagt, dass du das Gesetz bist?". "Auch ich begehe Verbrechen, Jule. Es ist eine Sünde, dass ich Jessica beim Duschen beobachte, aber im Endeffekt ist sie selbst schuld und nannte mich gestern Nacht einen Spanner. Außerdem sagte Jessica auch, ich würde doch nur darauf warten, dass sie sich auszieht. Ich mache also nur das, wofür sie mich hält". Jule unterließ ihre Zieherei, blickte Ryuuzaki verwundert an, da sie seinen Worten nicht folgen konnte. Über was hatten sich ihre Freundin und L nur unterhalten?
 

Ryuuzaki wartete nicht auf eine Antwort von der Braunhaarigen, blickte weiterhin auf den Bildschirm und drückte schließlich auf einen Knopf beim Schaltpult. Nun konnte er den Ton im Badezimmer hören, hörte sehr wohl das Wasserrauschen, welches schon seit einigen Minuten zu hören sein musste. "Jessica... Jetzt hast du dich doch ausgezogen, obwohl ich dir sagte, dass du das nicht musst". Auf Ryuuzaki's Lippen erschien ein selbstsicheres Grinsen, ehe er den verwunderten Blick der jungen Frau erkannte.
 

"Wie?" ertönte es aus dem Lautsprecher und nun war es Jule, welche einen verwunderten Blick auflegte. Was spielte der Detektiv gerade für ein gemeines Spiel? Jessica würde doch wissen, dass er sie beobachtete, oder nicht? Wieso gab er sich überhaupt zu erkennen?
 

"Dein Körper ist nicht von schlechten Eltern und vielleicht ist es dir deswegen gestern Nacht auch gelungen, meinen Verstand zu benebeln?". Jessica sah sich in der Duschkabine um, konnte jedoch keine Kamera entdecken, was sie noch mehr verwunderte. Es hörte sich so an, als könne Ryuuzaki sehen, was sie gerade tat, aber wo war diese lästige Kamera versteckt? Wie kam Ryuuzaki überhaupt dazu, sie beim Duschen zu beobachten?
 

"Du bestätigst meine Aussagen, Ryuuzaki... Was verleitet dich dazu, mich zu beobachten? Wo ist die Kamera?". Jessica klang keineswegs erbost, oder sonst verstimmt. Nein, sie sprach ruhig, während sie ihren Körper wusch und auf eine Antwort wartete. Sie hatte doch gestern Nacht schon gemeint, sie besäße kein Schamgefühl, also warum sich aufregen? Sollte L doch gucken, bis ihm die Augen rausfielen, wobei sie sich das nicht wirklich vorstellen konnte.
 

"Neugierde verleitet mich dazu... Die Kamera wirst du nicht finden und außerdem gibt es im Bad ingesamt acht Stück". Ein Murren war zu hören, ehe Jessica sich ihre Haare wusch und anschließend das Wasser abstellte. Gut, wenn man beobachtet wurde, dann konnte man sich auch nicht so gut entspannen, ganz zu schweigen, nachdenken. Wieso musste L das auch tun? Okay, es störte sie nicht sonderlich, dass er sie nun beim Duschen gesehen hatte, aber das Wissen, dass er sie die ganze Zeit mit den Augen verfolgte, diese Tatsache störte.
 

"Du hast echt eine Traumfigur. Nur an Oberweite mangels bei dir ein wenig". Jessica wollte sich gerade ein Handtuch umbinden, als diese Worte ertönten, welche in ihr Wut auslöste. Wie bitte? Ihre Oberweite war ihm nicht gut genug? Was konnte sie denn dafür, dass sie kleine Brüste hatte? Wütend band sie sich das Handtuch dann doch um, nahm ein weiteres Handtuch für ihre Haare. Auch dieses umgebunden, öffnete sie hastig die Tür, lief durch das Schlafzimmer, ehe sie in den Raum trat, in welchem sich Jule und L befanden.
 

Zielstrebig lief sie auf den Drehstuhl zu, auf welchen Ryuuzaki saß und drehte diesen mit Schwung herum. "Wiederhol das noch mal" murrte Jessica und sah den Detektiven warnend an. Wenn er das noch mal sagte, dann hatte er gleich ihre Hand auf seiner Wange kleben. Wie kam er nur dazu, so etwas zu sagen? Jule nahm Abstand von den beiden Streithähnen, tat so, als ginge ihr die Sache gar nichts an, was auch eigentlich der Fall war. Sie hatte nichts verbrochen und würde sich da nun auch nicht einmischen.
 

"Ich wollte dich keineswegs kränken, Jessica... Ich habe dir nur meine Meinung mitgeteilt. Heißt nun nicht, dass mir deine Oberweite nicht ausreicht. Eine Hand voll ist doch auch in Ordnung, nicht?". Jessica's Hand zuckte schon, ehe sie sich umwandte und dabei ihre Arme vor der Brust verschränkte. Sie war wütend, ja, aber seltsamerweise glaubte sie seinen Worten. Er sagte das einfach so, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
 

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, ehe ein leises Seufzen von Ryuuzaki erklang. Langsam erhob er sich, ging in gebeugter Haltung auf die Schwarzhaarige zu und umkreiste diese einmal. Wieder vor ihr stehend, sah er in ihr wütendes Gesicht, welches zu Boden gerichtet war. Hatte er sie mit seinen Worten wirklich verletzt? Hatte er sie so wütend gemacht, weil er seine Meinung geäußert hatte?
 

"Vielleicht habe ich mich ungeschickt ausgedrückt... Ich war schon immer ein sehr guter Beobachter und mir entgeht nicht ein einziges Detail. Ich dachte nur, dass dir meine Meinung vielleicht wichtig sein könnte und deswegen...". "Und deswegen musst du mir das so sagen, ja? Wer gibt dir denn das Recht? Manchmal behält man gewisse Sachen einfach für sich, Ryuuzaki. Manchmal können Worte verletzend sein". Jessica zitterte leicht, da sie es nicht verstehen konnte. Sicher, ihr war seine Meinung wichtig, aber warum hatte er ihr das so sagen müssen?
 

"Stimmt, ich hätte das nicht sagen dürfen. Entschuldige...". Ryuuzaki kratzte sich an der Wange und sah hilfesuchend zu Jule, welche rasch in eine andere Richtung blickte. Jule wollte scheinbar nichts damit zutun haben, oder? Ja, diese Sache hatte sich L selbst verbockt, obwohl er eigentlich nur ehrlich hatte sein wollen.
 

Bevor L noch hätte etwas sagen können, ging die Türe auf und Watari kam mit einem Essenswagen herein, auf welchen sich zahlreiche Brötchen, Kaffee und Beilagen befanden. "Ich bringe ihnen ihr Frühstück, meine Damen". Der ältere Mann blickte verwundert zur Schwarzhaarigen, welche so leicht bekleidet im Raum stand. Wieso war Jessica nicht angezogen und warum war L's Blick so auf den Körper der jungen Frau fixiert? Schon gestern Nacht war ihm etwas seltsam vorgekommen, da Jessica leise an seinem Arbeitszimmer vorbei geschlichen war und anschließend den Weg zu Ryuuzaki's Räumlichkeiten eingeschlagen hatte. Ob die junge Frau wohl die ganze Nacht bei L geblieben war?
 

"Danke schön" lächelte Jessica plötzlich, setzte sich auf die Couch, während Watari langsam das Frühstück servierte. Auch Jule setzte sich zu ihrer Freundin, allerdings auf den Sessel, da sie davon ausging, dass auch der Japaner mit ihnen frühstückte. Jedoch schien dies nicht der Fall zu sein, da er sich zwar neben ihrer Freundin hockte, sich aber nur einen Kaffee eingoss. Was wohl im Moment in L's Kopf vor sich ging?
 

"Noch vier Tage... Hast du eine Idee, was wir in den vier Tagen noch machen können, Jess?". Sicher, vermutlich mochte Jessica gerade über dieses Thema nicht sprechen, aber dennoch wollte Jule wissen, was sie noch alles in London erkunden würden. Ihre Freundin würde doch nicht die letzten vier Tage bei L verbringen wollen, oder? Nein, sicherlich nicht, wobei der Ermittler auch sicherlich noch viele Dinge zutun hatte, oder nicht?
 

Jessica ließ ihr Brötchen sinken, welches sie mit Wurst belegt hatte. Musste dieses Thema unbedingt jetzt angeschnitten werden? Warum beließen sie dieses Thema nicht einfach? Erwartete Jule nun tatsächlich eine Antwort von ihr? Unsicher blickte sie im Zimmer umher, sah schließlich Ryuuzaki an, welcher ihren Blick erwiderte. Wieso starrte er sie so neugierig und durchdringend an? Wollte er vielleicht auch ihre Antwort in Erfahrung bringen?
 

"Ich... Ich weiß es nicht... Ich möchte auch ehrlich gesagt gar nicht darüber nachdenken, Jule" war schließlich Jessica's Antwort, wollte gerade in ihr Brötchen beißen, als sich plötzlich eine Hand um ihre legte. Sofort sah sie wieder zum Schwarzhaarigen, welcher ruhig seinen schwarzen Kaffee trank und ihr wohl ein wenig Trost spenden wollte. Warum? Was veranlasste ihn dazu? Vielleicht durch ihren gestrigen Kuss? Jessica wusste es nicht, sah wieder gen Boden und schluckte schwer. Vier verdammte Tage und dann würde dieser schöne Traum hier enden.

Keine Zukunft!

"Mir ist der Hunger vergangen" durchbrach die Schwarzhaarige nach längerem Grübeln die Stille. Warum hatte Jule auch fragen müssen? Jessica verdrängte doch die Tatsache, dass sie in vier Tagen nach Deutschland zurück musste, gekonnt, also warum erinnerte man sie immer wieder daran? Das Leben war nicht fair in ihren Augen, wirklich nicht. Wozu waren Jule und Jessica auf L getroffen, wenn dieses Zusammentreffen im Endeffekt nur großen Kummer verursachte?
 

"Ich werde zum Hotel gehen..." fuhr Jessica fort, erhob sich und lief zum Schlafzimmer des Detektiven. Dort hatte sie ihre frische Kleidung abgelegt und würde sich nun anziehen. Es brachte doch sowieso nichts, noch länger hier bei Ryuuzaki zu bleiben, oder? Vermutlich störte sie eh nur, also konnte sie auch zum Hotel gehen und sich überlegen, wie sie ihre letzten vier Tage in London gestalten könnte, oder?
 

"Ich konnte ihren Kummer und den Schmerz deutlich aus ihrer Stimme hören. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du sie nicht ständig an eure Abreise in vier Tagen erinnerst". Ryuuzaki blickte Jule nicht an, während er ihr seine Meinung mitteilte. Nun, er machte sich mittlerweile auch viele Sorgen um Jessica's Befinden, denn zum Teil trug er auch die Schuld daran, dass sich die Schwarzhaarige nun so schlecht fühlte. Der gestrige Kuss hätte niemals geschehen dürfen, dessen war sich L nun wirklich sicher.
 

"Ryuuzaki... Warst du in deinem Leben schon mal verliebt? Jessica mochte dich schon immer und euer Kuss könnte ihre Gefühle für dich verstärkt haben...". Es war der Braunhaarigen einfach wichtig, eine vernünftige Lösung zu finden. Sicher, der Abschied in vier Tagen würde schmerzhaft werden, aber ihnen blieben doch noch vier Tage, oder nicht? Konnte sich L überhaupt ein Bild davon machen, wie es momentan um Jessica's Gefühle stand?
 

"Nein... Bisher habe ich mein Leben allein verbracht. Gefühle, wie die Liebe, sind mir deswegen unbekannt. Jedoch weiß ich sehr wohl, wann eine Person verliebt ist" erklärte der Schwarzhaarige, blickte nun doch auf, als er Schritte hörte und verfolgte Jessica's Weg, welche nun zielstrebig zur Tür lief und diese öffnete. Scheinbar wollte sie ihr Nachthemd einpacken und dann mit ihrem Koffer wieder hierher kommen, oder?
 

Jule sah ihrer Freudin ebenfalls nach, legte eine traurige Miene auf und sah wieder zu Ryuuzaki rüber. "Was hast du bei eurem Kuss empfunden?". L wusste sehr wohl, warum Jule ihm diese Frage stellte, sah wieder zum Inhalt seiner Tasse und dachte ausgiebig nach. Der Kuss war schön gewesen und er hätte nie geglaubt, dass eine junge Frau solche Gefühle in ihm auslösen könnte. Er hatte für einige Minuten nicht mehr von Jessica lassen können, bis eben die Schwarzhaarige ihren Kuss unterbrochen hatte.
 

"Der Kuss hat meinen Verstand benebelt und ich wollte auch eigentlich gar nicht, dass sie aufhört, mich zu küssen. Vermutlich werde ich dieses prickelnde Gefühl vermissen, welches ich gestern Nacht empfunden habe". Irrte sich Jule, oder legte Ryuuzaki bei seiner Antwort einen verträumten Blick auf? Wenn ihm der gestrige Kuss mit Jessica so sehr gefallen hatte, warum unternahm er dann nichts gegen Jessica's Verschwinden?
 

"Wenn dir der Kuss etwas bedeutet hat, warum hältst du Jessica dann nicht auf?". Gute Frage, dachte sich L und blickte an die Zimmerdecke. Der Grund, warum er Jessica nicht aufhielt, war doch der, dass er die Schwarzhaarige eigentlich auf Distanz halten musste. Jeder weitere Schritt würde die momentane Lage nur noch verschlimmern, oder etwa nicht?
 

"Ich sollte mich distanzieren...". "Dafür ist es zu spät, Ryuuzaki, findest du nicht?" unterbrach sie den Ermittler, welcher erneut zur Tür blickte, welche sich geöffnet hatte. Nun, er hatte den Code vorhin deaktiviert, damit die jungen Frauen jederzeit eintreten konnten.
 

Jule bemerkte sehr wohl, dass ihre Freundin den Koffer der Braunhaarigen ebenfalls mitgebracht hatte, da die Schwarzhaarige wohl davon ausging, dass Jule nun mitkommen würde. Wollte Jessica wirklich gehen? Ihr Blick spiegelte soviel Trauer und Sehnsucht wieder, weswegen Jule auf dem Sessel sitzen blieb und weiterhin zu ihrer Freundin sah. Jessica wollte nicht gehen und doch zwang sie sich dazu. Warum?
 

"Lass uns gehen, Jule..." hauchte die Schwarzhaarige kaum hörbar, hob ihren Blick nicht, da es ihr ohnehin schon total schwer fiel. L erhob sich, griff nach einem Stück Schokolade, welches er der jungen Frau unter die Nase hielt, nachdem er den Weg zu ihr überwunden hatte.
 

Nun sahen die blauen Augen doch auf, ruhten auf der braunen Süßigkeit, welches ihr hingehalten wurde, ehe sie ihren Mund öffnete. Ryuuzaki schob ihr schließlich die Schokolade in den Mund, ließ die junge Frau nicht aus den Augen, ehe er eine kleine Träne auf ihrer Wange entdeckte. Seine linke Hand erhebend, wischte er die Träne fort, bevor L bemerkte, wie nun etliche Tränen folgten.
 

"Willst du wirklich gehen?" wollte Ryuuzaki nach einer geraumen Zeit wissen, beseitigte immer wieder die Tränen, welche sich ihren Weg über Jessica's Wangen bahnten und wusste im Moment nicht so wirklich, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Schon wieder, dachte er sich, denn der gestrige Tag war so ähnlich verlaufen. Er wusste einfach nicht, wie er eine junge Frau trösten konnte, ohne ihr noch mehr Kummer zu bereiten, als ohnehin schon.
 

Leicht nickte Jessica dem zu, legte ein erzwungenes Lächeln auf und nickte nochmals zustimmend. "Ja... Entschuldige... Ich mache nur Ärger und... Na ja... Ich begreife langsam, dass meine ganzen Aktionen total sinnlos waren". Ja, auch wenn ihre eigenen Worte so sehr schmerzten, sie musste gehen, bevor sie noch mehr Gefühle für den hübschen Ermittler entwickelte. Der gestrige Kuss war so schön gewesen, dass sie sich ernsthafte Hoffnungen ausgerechnet hatte. Träume, die sie sich kurzweilig ausgemalt hatte und vermutlich immer nur Träume bleiben würden.
 

Dieses falsche Lächeln, dachte Ryuuzaki sich, blickte erst gen Boden, dann wieder in ihr Gesicht, welches Trauer und falsche Freude zeigte. Er hatte ihr Hoffnungen gemacht, mit seinem gestrigen Handeln. Er hatte ihre Gefühle verletzt, welche nun stärker waren denn je. Warum? War er wirklich so egoistisch gewesen? Sie hatte ihn aus völlig anderen Gründen geküsst und L, er hatte ihre Lage ausgenutzt, um endlich seinen ersten Kuss zu erleben.
 

Noch immer nachdenkend, sah er sich im Zimmer um, ehe er einen Entschluss fasste. Er konnte Jessica nicht einfach so gehen lassen, denn sie würde gehen wollen, um sich wahrscheinlich selbst vor noch größeren Kummer zu bewahren. Eine Schublade öffnend, nachdem er zu einem Schrank gelaufen war, holte er zwei Gürtel hervor und lief zur Braunhaarigen rüber. "Hier" sprach er leise, drückte ihr einen Gürtel in die Hand und wurde daraufhin verwundert gemustert.
 

Wieder zur Schwarzhaarigen gehend, drückte er auch ihr einen Gürtel in die Hand, ehe er mit seiner Erklärung anfing. "Wie ihr wisst, wurden diese Gürtel im Fall Kira verwendet. Dieser Gürtel ist mit einem Peilsender ausgestattet und wenn ihr zwei Mal auf die Gürtelschnalle drückt, dann wird Watari automatisch kontaktiert. Eigentlich müsstet ihr euch noch an diese Technologie erinnern, oder?". Jule nickte dem zu, erhob sich und legte den Gürtel um. Wozu er nun ihnen diese Gürtel gab, wusste Jule zwar nicht, aber sie glaubte eigentlich eher, dass dies Jessica's Stimmung ein wenig heben sollte.
 

Jessica legte sich ebenfalls den Gürtel um, nickte abwesend und dachte wieder an den gestrigen Kuss. War es wirklich nur Neugierde von L gewesen, oder hatte er sich vielleicht auch etwas dabei gedacht? Sie hatte sich seine Umklammerung doch nicht nur eingebildet, oder? Deutlich hatte sie gespürt, wie schwer es ihm gefallen war, von ihr abzulassen. Warum? Wieso schmerzte dieser Gedanke nur so sehr?
 

"Jessica... Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Die gestrige Nacht und meine Aktion vorhin... Jule hat mich gewarnt und eigentlich wollte ich auch eine Distanz zwischen dir und mir errichten, aber...". Wie sollte er sein Benehmen nur erklären? Er bereute schließlich keinen Augenblick und wollte auch nicht, dass Jessica glaubte, dass ihm die ganzen Berührungen und die Nähe völlig gleichgültig waren.
 

"Ich war vielleicht ein bisschen egoistisch, was unseren Kuss angeht, aber das heißt nun nicht, dass er keine Bedeutung für mich hatte... Für wenige Minuten war ich nicht der L, der ich immer bin, sondern ein Mann, der sich auch nach solchen Dingen sehnt...". Verdammt, er faselte Schwachsinn und machte ihr wohlmöglich nur weitere Hoffnungen, oder? Wieso konnte er ihr nicht einfach diesen Vorschlag machen, ohne dieses Geschwafel? Weil er vielleicht nun sehen konnte, wie ihre Trauer allmählich schwand? Freute sie sich vielleicht, diese Worte von ihm zu hören?
 

"Du darfst jederzeit zu mir kommen, Jessica. Ich schenke dir bereits mein Vertrauen und du müsstest wissen, dass ich selten mein Vertrauen gebe. Ob Tag, oder Nacht, du kannst herkommen, wann immer du das Bedürfnis verspürst". Leicht nickte Jessica, sah wieder gen Boden und legte ein zaghaftes Lächeln auf. Warum? In vier Tagen würde sowieso alles vorbei sein, oder nicht? Teilte er ihr gerade mit, dass sie jederzeit zu ihm kommen konnte? Auch nachdem ihr Urlaub hier in London beendet wäre?
 

"Jule... Wir sollten nun gehen, findest du nicht? Du möchtest dir bestimmt noch ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen". Zu Jule blickend, welche nun doch endlich aufstand, sah Jessica nochmals in die braunen Augen, welche durchdringend in ihre blauen Seen blickten. Was L wohl gerade dachte? Ob er sich fragte, warum sie ihm keine Antwort gab? Jessica konnte es im Moment nicht, wollte einfach nur gehen und für einige Zeit ihre Ruhe haben. Sie musste ihre Gefühlswelt wieder in Ordnung bringen, bevor sie an ihren Gefühlen noch zerbrach.
 

"Danke für die Gürtel, Ryuuzaki. Ich nehme an, wenn wir in Schwierigkeiten stecken, sollen wir dir Bescheid geben, ja?". L nickte dem zu, sah noch immer in die blauen Seen, welche ebenso zu ihm blickten. Warum gab die junge Frau keine Antwort? Konnte sie es wohlmöglich im Moment nicht? Hatte er ihre Gefühle so sehr verletzt und ihre Hoffnungen zertrümmert? Er wollte sie so nicht gehen lassen, aber Ryuuzaki wusste, sie würde sich nun nicht aufhalten lassen. Es gab einfach keine Zukunft für sie und ihn. Jessica hatte dies begriffen und dem Ermittler war diese Tatsache schon von Anfang an bewusst gewesen.
 

Langsam wendete sich Jessica vom Ermittler ab, wollte gerade ihren ersten Schritt machen, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Ohne ihm einen Blick zu würdigen, hielt sie inne, wartete auf das Kommende und betrachtete den Boden. "Denk an meine Worte... Es fällt mir schwer, dich in diesem Zustand gehen zu lassen, aber ich weiß auch, dass du jetzt deine Ruhe willst". Nochmals nickte Jessica, hatte sie seine Worte verstanden und würde selbstverständlich an seine Worte denken. Irrte sie sich, oder machte sich Ryuuzaki Sorgen? Warum?
 

Jule war es schließlich, welche L eindringlich ansah und seicht ihren Kopf schüttelte. "Mach es ihr nicht noch schwerer, als es ohnehin schon für sie ist. Wenn sie dich sehen will, dann wird sie schon zu dir kommen" murmelte die Braunhaarige, zog ihre Freundin bei der Hand mit sich und verließ mit ihr Ryuuzaki's Räumlichkeiten. Sie sollten nun gehen, bevor es sich ihre Freundin noch anders überlegte.
 

L blieb unverändert mitten im Raum stehen, sah noch immer auf die Tür, welche sich eben geschlossen hatte und ließ endlich seine Hand sinken, welche er in seiner Hosentasche vergrub. Nun waren die jungen Frauen wirklich gegangen. Es hatte kein Abschied gegeben, jedenfalls nicht von Jessica's Seite her. Demnach ging er davon aus, dass er die Schwarzhaarige vor ihrer Abreise noch mal zu Gesicht bekam, oder? Wieso fühlte er sich nun auch so schlecht? Wieso verspürte er Schuldgefühle?
 

"Ryuuzaki... Eure Gäste haben soeben das Haus verlassen" meldete sich Watari zu Wort, konnte man nun den älteren Herren auf dem großen Monitor sehen, welcher einen verwunderten Eindruck machte. Zudem kam, dass L mitten im Raum stand und noch immer auf die geschlossene Tür schaute. Was war mit dem jungen Ermittler nur?
 

"Ich weiß, Watari... Sie haben sicherlich gesehen, was zwischen Jessica und mir passiert ist, nicht wahr?". Watari nickte dem zu, sah weiterhin auf den Rücken L's, ehe dieser über seine Schulter blickte und einen undefinierbaren Eindruck machte. "Mögen sie Jessica sehr?" kam auch schon die Frage, welche unweigerlich hatte kommen müssen. Was sollte L dazu denn sagen? Natürlich mochte er die Schwarzhaarige, denn sonst hätte er sie doch niemals geküsst.
 

"Ja, ich mag sie...". "Ich gebe ihnen einen Rat, Ryuuzaki. Folgt eurem Herzen, wenn aus diesem Mögen mehr entsteht, denn der gestrige Kuss scheint wohl ihren Verstand ganz schön durcheinander gebracht zu haben". Ein leichtes Grinsen erschien auf Watari's Lippen, während L sich auf den Drehstuhl hockte und schließlich seinen Kopf auf seine Knie legte. "Vorerst werde ich alleine sein, Watari. Wie früher und ohne solche Gefühle". Nur gemurmelt kamen diese Worte beim älteren Herren an, welcher dazu nickte, ehe der Bildschirm wieder dunkel wurde. Watari war sich sicher, dass der Schwarzhaarige nicht lange alleine sein würde, denn Jessica schien den jungen Ermittler wahrlich gern zu haben. So gern, dass sie wohl bald wieder hier auftauchen würde.

Erkenntnis!

"Du scheinst dich wirklich wahnsinnig in Ryuuzaki verliebt zu haben". Sofort schreckte die Schwarzhaarige aus ihren Gedanken, sah Jule an, ehe sie ihren Kopf verneinend schüttelte. So ein Unsinn, dachte sich Jessica insgeheim. Sie hatte sich nicht verliebt, also wie kam ihre Freundin nur darauf? Vielleicht nur deswegen, weil sie so oft abwesend wirkte?
 

"Du brauchst deine Gefühle nicht zu verleugnen. Jetzt bleiben uns nur noch zwei Tage und du hast nicht einmal den Versuch unternommen, zu Ryuuzaki zu gehen. Ständig bist du in Gedanken bei ihm, dass zeigt mir dein verträumter Blick. Und trotzdem... Trotzdem gehst du nicht zu ihm, obwohl du dich nach ihm sehnst, nicht wahr?". Während Jule ihre Meinung dazu äußerte, blieb Jessica stumm und sah auf die Tischplatte. Am gestrigen Tag hatten sie sich noch mal London angesehen und heute Morgen hatte Jule gemeint, sie sollten sich einen entspannten Tag machen. Und so war es dazu gekommen, dass die beiden jungen Frauen nun in einem Café saßen und den sonnigen Tag genossen.
 

"Würdest du es denn wollen, dass ich zu ihm gehe? Du hast doch die ganze Zeit gesagt, dass ich mir keine Hoffnungen machen soll, oder nicht?". Jule seufzte schwer, nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah wieder zu Jessica rüber, welche einen traurigen Eindruck auf die Braunhaarige machte. "Zu dem Zeitpunkt war noch nichts zwischen euch passiert, verstehst du? Ich weiß nicht, wie Ryuuzaki die momentane Lage betrachtet, aber ich weiß sehr wohl, dass du ihn vermisst und ihn eigentlich sehen willst".
 

Ja, da hatte Jule vollkommen Recht, aber sie konnte einfach nicht zu L gehen. Zu groß war die Angst, dass es ihr das Herz brach, weil die Schwarzhaarige eben nicht bei ihm bleiben konnte. Was wohl L im Moment tat? Ob er die Schwarzhaarige vielleicht auch ein wenig vermisste? Wartete er vielleicht auf sie? Jessica wusste es nicht, sah weiterhin auf die Tischplatte und war im Gedanken bei ihm.
 

Sehr wohl vermisste der Ermittler die junge Frau und fragte sich, warum Jessica sich seit zwei Tagen nicht ein einziges Mal bei ihm gemeldet hatte. Weder hatte sie ihn besucht, noch hatte sie sich per SMS gemeldet. Warum? Diese Tatsache störte Ryuuzaki wirklich, obwohl er sich äußerlich kaum etwas anmerken ließ. Ob er vielleicht Jessica besuchen gehen sollte? Es blieben nur noch zwei Tage und dann würde die junge Frau vermutlich für immer aus seinem eintönigen Leben verschwinden. Wollte er das eigentlich noch?
 

"Vergiss meine Worte, Jess. Geh zu ihm, sonst wirst du es bestimmt bereuen" murmelte Jule und sah ihre Freundin eindringlich an. Ja, Jessica würde es mit Sicherheit bereuen, würde sie nicht noch mal in das Gesicht Ryuuzaki's blicken dürfen, oder? Jule sah doch deutlich, dass Jessica ihn, auch wenn vermutlich ein letztes Mal, sehen wollte, oder nicht?
 

"Und dann? Dann fällt mir der Abschied in zwei Tagen nur noch schwerer...". Das mochte sein, aber war Jessica denn mit der jetzigen Situation zufrieden? Wollte sie wirklich ohne ein Wort verschwinden? "Ich glaube kaum, dass Ryuuzaki das einfach so hinnehmen wird... Er weiß sehr wohl, dass er ebenso Schuld an deine Lage trägt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er dich aufsuchen wird, weil du dich eben nicht bei ihm meldest".
 

War Ryuuzaki wirklich so? Jessica wusste es nicht, seufzte tief und nahm nun selbst einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie wollte nun nicht länger darüber nachdenken, was L tun könnte und was nicht. Sie durfte nicht zu ihm gehen, denn noch ein Wiedersehen würde ihr Herz einfach nicht verkraften. Vielleicht hatte Jule auch Recht und die Schwarzhaarige gestand sich nicht ein, dass sie sich Hals über Kopf in Ryuuzaki verliebt hatte?
 

"Watari... Was soll ich ihrer Meinung nach tun?". Auf dem großen Bildschirm erschien der ältere Herr, welcher erst einen verwunderten Eindruck machte, doch dann den jungen Ermittler mit einem traurigen Blick bedachte. "Wünschen sie sich ein Wiedersehen mit Jessica?" wollte Watari wissen, bekam aber nicht die Antwort, welche er erwartet hatte. Im Gegenteil, L schlang seine Arme um die Beine und ließ seinen Kopf auf die Knie sinken. Er sah irgendwie verloren aus, fand Watari zumindest.
 

"Ich vermisse sie, Watari... Obwohl ich so wenig über Jessica weiß... Ich möchte, dass sie zu mir kommt". Watari legte ein leichtes Lächeln auf, als Ryuuzaki ihm seine momentanen Empfindungen mitteilte. Ja, L vermisste das junge Mädchen sehr, daran zweifelte Watari seit gestern Morgen nicht mehr.
 

Der gestrige Tag war schon seltsam verlaufen, denn L hatte am Morgen ungewohnt viel Süßes in sich reingestopft. Dann war er nervös im Zimmer umher gewandert, war einfach nicht zur Ruhe gekommen und hatte immer wieder einen Blick auf sein Handy riskiert, in der Hoffnung, er würde vielleicht eine Nachricht von Jessica bekommen. Vergebens und mit einem undefinierbaren Blick hatte sich der Schwarzhaarige schließlich auf die schwarze Ledercouch gehockt und seinen Kopf auf seine Knie gelegt. Und so war er den Rest des Tages dort hocken geblieben, ohne ein Wort und ohne noch etwas Süßes zu sich zu nehmen.
 

"L, vielleicht sollten sie den ersten Schritt machen? Vielleicht kann Jessica momentan nicht zu ihnen kommen?". Ryuuzaki hob seinen Kopf, sah Watari lange an, ehe er seinen Blick wieder senkte. Er sollte den ersten Schritt machen? Er würde gern, aber er wusste nun mal nicht, ob Jessica ihn überhaupt sehen wollte. Vielleicht kam sie auch deswegen nicht zu ihm? Sie hatte sich vor zwei Tagen, an diesen einen Morgen, so seltsam benommen. So, als könne sie mit ihrer jetzigen Lage gar nicht mehr umgehen, oder?
 

"Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt sehen will, Watari... Sie haben doch gesehen, wie sie sich verhalten hat und... Es ist meine Schuld". "Ist es wirklich nur ihre Schuld, L? Zu einem Kuss gehören bekanntlich immer zwei Personen und ich denke nicht, dass Jessica ihre Entscheidung bereut. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass die junge Dame in sie verliebt ist". Wieder blickte Ryuuzaki auf, legte nun seinen Kopf schief und dachte über diese Worte nach. Ja, Watari hatte schon Recht, denn zu einem Kuss gehörten immer zwei Seiten. Er hatte es genauso gewollt, wie die Schwarzhaarige. Nur, konnte er dem letzten Satz Glauben schenken? Hatte sich Jessica in ihn verliebt? Vielleicht wegen der kurzen Nähe, welche L mit ihr geteilt hatte? Sicher, sie hatte ihn schon vorher so gern gehabt und vielleicht war es wirklich im Bereich des Möglichen, dass sich ihre Gefühle so schnell verändert hatten, oder?
 

"Wenn sie sich wirklich in mich verliebt haben sollte, dann steht mir nicht länger das Recht zu, sie wiedersehen zu wollen. Ich würde ihre Lage nur noch mehr verschlimmern und der kommende Abschied würde ihr das Herz brechen" erklärte Ryuuzaki leise und ließ seinen Kopf wieder auf seine Knie sinken. Wenn dem wirklich so war, dann durfte er sie nicht mehr sehen. Vielleicht meldete sich Jessica genau aus diesem Grund nicht, weil sie eben ein Wiedersehen vermeiden wollte.
 

"Wie steht es denn um ihre Gefühle? Sie mögen das Mädchen doch auch sehr, oder nicht?". "Natürlich mag ich sie und das wissen sie auch, Watari. Ich möchte sie wieder in meine Arme schließen und... Ja, ich möchte eigentlich, dass wir uns wieder küssen...". Ein rötlicher Schimmer legte sich auf L's Wangen, da er sich ein wenig unwohl fühlte, weil er eben mit Watari über sein derzeitiges Befinden sprach. Ob der ältere Herr ihn überhaupt verstehen konnte?
 

"Melden sie sich bei ihr, L, mehr kann ich ihnen nicht raten". Der Bildschirm verdunkelte sich und L dachte wirklich darüber nach, nun selbst die Initiative zu ergreifen. Sollte er sich wirklich bei Jessica melden? Machte er damit nicht wieder einen fatalen Fehler? Zwei kurze Tage blieben ihm noch. Sollte er diese zwei Tage nicht noch ein wenig genießen und das Beste aus seiner Situation machen? Vielleicht könne er der jungen Frau auch irgendwie helfen, wenn sie sich sahen? Ja, vielleicht, aber er musste noch ein bisschen darüber nachdenken.
 

Jessica und Jule waren bereits auf dem Weg zurück zum Hotel, da bald das Abendessen im Speisesaal eröffnet werden würde. Auch konnte man schon die Sonne dabei beobachten, wie sie sich langsam dem Horizont neigte, um dem Mond an ihrer Stelle das Feld zu überlassen. Dieser Tag endete auch bald und Übermorgen, um die Mittagszeit rum, hieß es Abschied nehmen vom alten London. Abschied nehmen von dem Menschen, welcher es geschafft hatte, Jessica's Herz in kurzer Zeit zu erobern.
 

"Jess? Träumst du schon wieder?" durchbrach Jule dieses unheimliche Schweigen. Sie konnte sich Jessica's Mimiken nicht mehr mit ansehen und so langsam spielte sie wirklich mit dem Gedanken, einfach zu Ryuuzaki zu gehen, um ihn aufzuklären, was momentan mit ihrer Freundin war. Es konnte doch unmöglich so weitergehen, oder? Jessica zerbrach noch irgendwann daran, wenn sie nicht bald Ryuuzaki wiedersehen würde.
 

"Nein, ich habe nur ein wenig nachgedacht. Mach dir nicht immer Sorgen um mich, Jule". Ein kleines Lächeln erschien auf Jessica's Lippen, ehe sie gemeinsam mit Jule das Hotel betrat und anschließend in den Speisesaal gingen. Bevor Jule sich jedoch einen Teller holte, um anschließend etwas vom Buffet zu nehmen, sah sie nochmals ihre Freundin eindringlich an. "Denk an meine Worte, ja? Mach es dir nicht so schwer, bevor du deine momentane Denkweise wirklich noch bereust". Damit war für Jule das Thema erledigt, denn würde Jessica heute Abend nichts unternehmen, so würde sie persönlich etwas tun, um der Schwarzhaarige irgendwie zu helfen.
 

Wenig später, die beiden jungen Frauen saßen auf ihrem Zimmer, entschloss sich die Braunhaarige dazu, unter die Dusche zu gehen. Die perfekte Gelegenheit, um ihre Freundin mit ihren Gedanken alleine zu lassen. Vielleicht machte Jessica nun einmal das, was man ihr gesagt hatte? Mit dieser Hoffnung teilte sie Jessica mit, dass sie nun ins Bad gehen würde und ließ die Schwarzhaarige allein.
 

Natürlich spielte Jessica mit dem Gedanken, vielleicht einmal kurz bei Ryuuzaki vorbei zu gehen, doch sagte ihre innere Stimme ebenso, dass ihre Gefühle dadurch auch nicht besser werden würden. Wieso befand sie sich in diesem Zwiespalt? Sie wollte L so gerne sehen, mit ihm reden und ihn einfach nur beobachten, bei seinen ungewöhnlichen Gewohnheiten. Und doch sagte ihr Verstand, dass sie es lieber lassen sollte, da ihre momentane Situation dadurch nur schlimmer werden würde.
 

"Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass ich ihn besuchen komme, aber... Er hätte sich doch genauso gut melden können, oder?". Ja, Ryuuzaki hatte doch ihre Handynummer, aber er hatte sich auch nicht bei ihr gemeldet. Warum? Hatte L sie wohlmöglich schon vergessen? Nein, er hatte ihr doch angeboten, falls etwas sein sollte, dass sie jederzeit zu ihm kommen könnte, oder? Nun war doch solch ein Moment, in welchen sie zu ihm wollte und doch wieder nicht. Warum war sie nur so verdammt unentschlossen?
 

Noch immer überlegend, zog sie sich ihre Schuhe und die Strickjacke an, schrieb einen Zettel für Jule, damit sich diese keine Sorgen machte und verließ ihr gemeinsames Hotelzimmer. Erstmal ein bisschen frische Luft schnappen und während sie draußen durch die Straßen wanderte, konnte sie sich immer noch entscheiden, ob sie nun zu L, oder bald wieder zum Hotel zurück ging.
 

Ihr kam ein Gedanke in den Sinn, als sie von der kalten Nachtluft empfangen wurde. Bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Ryuuzaki, da hatte dieser doch gemeint, sie sollten sich bei Nacht nicht draußen aufhalten, oder? Ja, dass hatte er gemeint, weil es hier in der Gegend gefährlich sei. Nun, sie würde nicht lange durch die Gegend irren, würde noch eine Weile nachdenken und sich dann entscheiden.
 

Die Straße überquerend, bemerkte sie nicht einmal, dass ihre Füße sie automatisch in eine bestimmte Richtung lenkte, ehe sie erschrocken die Luft anhielt und schließlich seufzte. War sie so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht auf dem Weg geachtet hatte? Sicher, Ryuuzaki's Zuhause war nicht weit vom Hotel entfernt, aber das sie nun schon hier vor seiner Türe stand, erschreckte sie doch sehr. Sollte sie ihn doch besuchen, wo sie nun vor seiner Tür stand? Unschlüssig sah sie auf die Klingel, erhob ihre rechte Hand und hielt inne. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit, oder er war gar nicht zu Hause? Verdammt, wieso schaffte es Jessica nicht einfach, bei ihm zu klingeln?
 

"L... Ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass Jessica vor der Haustür steht" meldete sich Watari zu Wort, erschien auf dem Bildschirm und sah den Ermittler auffordernd an. L nickte dem zu, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass Jessica vor der Haustür stand. Wie schon erwähnt, sein Haus wurde bestens überwacht und das nicht nur in den Zimmern. Auch draußen vor der Haustür waren mindestens vier Kamera's installiert worden, welche die verschiedensten Perspektiven zeigten.
 

"Wollen sie ihr nicht persönlich die Tür öffnen?". "Nein... Sie ist unschlüssig, Watari und ich möchte durch mein Handeln keinen dummen Fehler machen" widersprach Ryuuzaki schnell und sah weiterhin zu einem kleinen Monitor und beobachtete Jessica's Handlung. Immer wieder erhob sie ihre rechte Hand, schien zu überlegen, ob sie nun endlich klingeln sollte, doch dann ließ sie ihre Hand wieder sinken. Es schien so, als befände sich die junge Frau in einem Zwiespalt, oder?
 

Plötzlich drehte sie sich um und entfernte sich von der Tür. Sie sah nochmals über ihre Schulter, schien nochmals zu überlegen, ehe sie auf dem Weg lief und aus der Reichweite der Kamera's verschwand. Sie hatte nicht geklingelt und schien auch nicht den Mut dazu zu haben. Nun, vielleicht war Mut der falsche Ausdruck, denn sie schien einfach zu unschlüssig zu sein, was ein Wiedersehen zwischen ihr und L anbelangte.
 

"Watari... Teilen sie mir mit, wo sich Jessica aufhält, damit ich entscheiden kann, ob ich ihr folgen werde". Der ältere Mann nickte dem zu, ehe der Bildschirm wieder dunkel wurde. Ryuuzaki ließ erneut seinen Kopf auf seine Knie sinken, dachte erneut nach und seufzte tief. Er hatte sich so sehr gefreut, als er Jessica's Gesicht hatte sehen dürfen und dann war sie doch einfach gegangen. Einfach gegangen, ohne ein Wort und ohne eine kleine Geste. Warum nur?
 

Nach einer halben Stunde, welche für L eine Ewigkeit darstellte, ertönte Watari's Stimme. "Jessica befindet sich im Nordpark. Sie scheint allein dort zu sein, denn Jule lässt sich im Hotel ausfindig machen". Jessica war allein im Park? Warum? Er hatte doch ausdrücklich gesagt, dass diese Gegend bei Nacht sehr gefährlich wäre. Moment, so, wie Jessica sich momentan verhielt, schien sie einfach nur einen Ort zu suchen, an welchen sie in Ruhe nachdenken konnte, oder? Und trotzdem. Er konnte sie im Park nicht alleine lassen, denn dort waren schon einige Frauen verschwunden.
 

"Falls sich ihr Aufenthaltsort ändern sollte, rufen sie mich an, Watari". "Sehr wohl" erklang es aus dem Lautsprecher, ehe Ryuuzaki vom Drehstuhl stieg und seine Räumlichkeiten verließ. Er musste nun Jessica sehen, auch wenn diese es nicht wollte. Allein wegen der Tatsache, weil sie sich allein im Park aufhielt. Warum machte es die junge Frau ihm nur so schwer? Obwohl, würde sie nun nicht allein im Park sein, so hätte L auch keinen Grund, den er vorweisen könnte, um sie zu treffen, oder?
 

Jessica saß schon lange auf einer Bank im Park und betrachtete die hellen Sterne am Firmament. Die klare Nachtluft umhüllte sie, ließ sie hin und wieder fröstelnd, doch war die Schwarzhaarige noch nicht gewillt, nun wieder zum Hotel zurück zu gehen. Nein, vorhin hatte sie es einfach nicht geschafft, bei L zu klingeln. Durch ihre Unschlüssigkeit tat ihr Herz nun noch mehr Weh, als ohnehin schon. Und so langsam kam wirklich die Erkenntnis, dass sie sich in Ryuuzaki verliebt hatte. Verliebt in einen Mann, welchen sie nicht halten konnte.
 

"Ich bin so dumm... Jule warnt mich und was mache ich? Ich renne in mein Verberben" murmelte Jessica leise, zog ihre Beine an ihren Körper und seufzte lautlos. Die ganze Zeit über war sie taub für Jule's Warnungen gewesen, hatte nicht hören wollen, weil allein der Gedanke, bei L zu sein, ausgereicht hatte. Ja, sie hatte nur bei ihm sein wollen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was hinterher sein könnte. Durch die kurzen Berührungen, durch die kurze Nähe, hatte er einfach ihr Herz gestohlen, ohne vielleicht selbst davon zu wissen. Wie auch? Sicher, er wusste sicherlich, welche Konsequenzen es gab, aber dachte er überhaupt schon in diese Richtung?
 

Plötzlich spürte sie zwei Arme, welche sich um ihren Körper schlangen, einen Körper, welcher sich an ihren Rücken schmiegte und kurz darauf einen Kopf, welcher auf ihrer Schulter zum Ruhen kam. Erst hatte Jessica erschrocken die Luft angehalten, doch als ihr ein bekannter Geruch in die Nase gestiegen war, hatte sich ihr Gemüt wieder beruhigt. Nur ihr Herz schlug nun ein paar Takte höher, während sie ihren Kopf drehte und nun in schwarz wirkende Augen sehen konnte.
 

"Vielleicht möchtest du mich nicht sehen, aber ich konnte dich nicht alleine im Park wissen. Nachts ist es hier sehr gefährlich und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert". Nur leise drangen die Worte an Jessica's Ohr, ehe sie leicht nickte und dann wieder zum klaren Sternenhimmel aufsah. Machte sich L wirklich Sorgen um sie? Warum zog er sie noch näher an seine Brust und schien sie nun nicht mehr loslassen zu wollen? Warum stellte sie sich im Moment so viele Fragen?
 

"Du wolltest vorhin zu mir, aber du hast nicht geklingelt... Warum?". Hatte er sie gesehen? War er ihr hierher gefolgt? Fragend blickte sie wieder zu ihm, wurde noch ein wenig enger in diese Umarmung geschlossen, ehe er über die Bank kletterte und hinter ihr in die Hocke ging. "Ich habe dir nicht umsonst einen Gürtel gegeben, Jessica. Ich wollte wissen, ob du wieder zum Hotel gehst und als Watari mir sagte, dass du dich im Park aufhältst, konnte ich nicht untätig bleiben". Jessica nickte nun verstehend, lehnte sich zurück und schloss ihre blauen Augen. Irgendwie war es schon beruhigend, dass er nun hier bei ihr war, aber tief in ihrem Inneren tat ihr Herz auch entsetzlich Weh. Übermorgen war alles vorbei. Übermorgen kam dieser verdammte Abschied, vor welchen sie sich so sehr fürchtete.
 

"Es ist nicht so, dass ich dich nicht sehen wollte... Es ist nur... Übermorgen werde ich mit Jule London verlassen und dann... Ich ertrage keine Abschiede". L nickte dem zu, schlang seine Arme noch ein wenig enger um Jessica, welche scheinbar fror. Sie hatte auch nur ihre braune Strickjacke an und darunter einen dünnen schwarzen Pullover, soweit er das erkennen konnte. Abschied. Daran dachte die Schwarzhaarige wohl pausenlos und war deswegen nicht zu ihm gekommen. Deswegen keine SMS, oder sonst ein Lebenszeichen von ihr.
 

"Wärst du nicht spätestens Morgen bei mir gewesen, dann hätte ich die Initiative ergriffen. Ich bin zwar kein kontaktfreudiger Mensch und lebe auch lieber alleine, aber wir sind uns begegnet und ich wäre damit nicht einverstanden gewesen, wenn du einfach ohne ein letztes Wort gegangen wärst". Jessica öffnete ihre Augen wieder, sah zu L auf, welcher nun ebenfalls zu den Sternen blickte. Was ging nur in seinem Kopf vor? Meinte er seine Worte ernst? Wäre er wirklich zu ihr gekommen, um sie ein letztes Mal zu sehen?
 

"Ich habe dich in den letzten zwei Tagen vermisst und gewartet. Ich habe darauf gehofft, dass du zu mir kommst, verstehst du?". "Du hättest dich auch melden können, denn ich habe auch gewartet" widersprach die Schwarzhaarige schnell und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Nur weil sie L so sehr mochte, hieß dies nicht, dass sie ihm auch noch hinterher lief. Er hätte sich genauso melden können, also sollte er sich an seine eigene Nase fassen.
 

"Entschuldige..." murmelte Ryuuzaki leise, ließ seinen Kopf wieder auf ihrer Schulter sinken und sah sie entschuldigend an. Er fühlte sich wieder so wohl bei ihr, wie in dieser einen Nacht, wo sie sich geküsst hatten. Allein diese Nähe reichte aus, um diese wohligen Gefühle in ihm hervorzurufen. Warum? Hatte er sich so sehr an die junge Frau gewöhnt?
 

"Ich habe dich auch vermisst, L" hauchte Jessica, lächelte leicht und sah wieder in seine Augen, welche durchdringend in ihre blickten. Auch auf seinen Lippen erschien ein kleines Lächeln, ehe er seinen Kopf hob und seine Lippen hauchzart auf ihre Wange legte. Erst glaubte Jessica ihrer Empfindung nicht, doch als er seine Lippen von ihrer Wange löste, nur um einige Zentimeter weiter das Gleiche zu tun, schloss sie ihre Augen und genoss seine Berührungen. Warum? Warum küsste er sie? Was wollte er mit seinem Tun erreichen?
 

"Vielleicht begehe ich schon wieder einen Fehler, aber mir geht unser Kuss nicht mehr aus dem Kopf" murmelte er, strich ihr über die schwarzen Haare und sah erneut in ihre schönen blauen Augen, welche durch das Mondlicht ein wenig glänzten. Jessica errötete leicht, als er dies sagte, blickte rasch in eine andere Richtung, da sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte.
 

"Und dein Verhalten sagt mir, dass du in mich verliebt bist und nur deswegen halte ich mich noch zurück". Erschrocken sah Jessica wieder zu ihm, da er diese Aussage einfach so äußerte. Als kümmerte ihn diese Tatsache überhaupt nicht. Warum? Störte es ihn nicht, oder war es ihm letzten Endes egal? Wieso konnte sie seine Handlungsweise nicht nachvollziehen?
 

"Du wirkst erschrocken, weil ich von deinen Gefühlen weiß". Jessica nickte leicht, wusste noch immer keine Erwiderung und erinnerte sich plötzlich an seine letzten Worte. Was meinte er denn damit, dass er sich nun zurückhielt? Wieso sprach er nun in Rätseln?
 

"Ich möchte deine Gefühle keineswegs verletzen... Ich weiß auch nicht, ob unser Wiedersehen nun gut, oder eher schlecht ist. In den letzten zwei Tagen habe ich soviel nachgedacht und mich haben diese Gefühle verwirrt, die ich bei unserem Kuss empfunden habe. Ich habe mich noch nie so gefühlt und ich möchte dieses Gefühl noch mal mit dir teilen, aber...". L wusste ehrlich gesagt nicht, wie er seinen momentanen Standpunkt erklären sollte. Er konnte ihr doch schlecht sagen, dass er sie nochmals küssen wollte, oder? Klang das nicht irgendwie dämlich?
 

"Du hältst dich also mir zuliebe zurück und verzichtest deswegen auf einen weiteren Kuss, weil du mich nicht verletzen willst?" wollte Jessica wissen, sah sein Nicken, ehe sie sich wieder an seine Brust lehnte. Okay, nun hatte sie seine Gedanken wohl verstanden, doch blieb trotzdem die Frage, was sie nun tun sollte. Er wollte sie küssen, daran bestand keinen Zweifel mehr, aber konnte sie das einfach so zulassen? Würde sie sich dadurch nicht selbst schaden?
 

"Möchtest du mit zu mir kommen? Mir ist kalt und dir auch. Wenn wir bei mir sind, dann lasse ich uns von Watari warmen Kakao bringen, wenn du magst". Sollte sie wirklich mit zu ihm gehen? Sie würde vermutlich wieder der Versuchung erlegen sein, ihm näher zu sein, als eigentlich angebracht, oder? Sollte sie die letzten beiden Tage nicht nutzen, um die verbleibende Zeit mit ihm zu verbringen? Ja, sie wollte bei ihm sein und dafür würde sie die späteren Schmerzen in Kauf nehmen.

Vertraute Zweisamkeit!

Noch eine ganze Weile saß die Schwarzhaarige in den Armen des Detektiven, hatte sie ihm bisher auch noch keine Antwort auf seinen Vorschlag gegeben, da sie diese zärtliche Umarmung einfach zu sehr genoss. Ob es Ryuuzaki ähnlich erging? Er bewegte sich nicht, hielt sie einfach nur in seinen Armen und schien diesen Moment ebenso zu genießen. Jessica seufzte, konzentrierte sich auf ihr Bauchgefühl und schloss genießerisch die Augen. Nun war sie sich wirklich sicher, die Schwarzhaarige hatte sich in L verliebt. Dieses wohlige Kribbeln im Bauch gab ihr diese Sicherheit, gab ihr diese Bestätigung, dass ihre Freundin vollkommen Recht hatte.
 

"Bedeutet dein Schweigen, dass du meinen Vorschlag ablehnst?". Ryuuzaki hatte ebenfalls seine Augen geschlossen, da ihm dieses wohlige Gefühl durch Mark und Bein ging. Wie konnte eine einfache Umarmung nur solche Gefühle in ihm auslösen? Und nicht nur das, sein innerer Wunsch, erneut ihre Lippen mit den seinen zu verschließen, wuchs mit jeder weiteren Sekunde nur noch mehr an. Warum nur? Was hatte die junge Frau nur an sich, was ihn so sehr in ihren Bann zog?
 

"Nein... Es stimmt schon, mir ist kalt, aber... Irgendwie mag ich gerade nicht aufstehen...". Okay, jetzt konnte er ihr Schweigen verstehen und wenn Ryuuzaki ehrlich mit sich war, so wollte er nun auch ungern aufstehen. Lieber ertrug er die kalte Nachtluft noch ein wenig länger, als das er Jessica nun wieder loslassen musste. L hatte zwar kaum Ahnung von solchen Momenten, doch war ihm durchaus klar, dass der klare Sternenhimmel und diese Nähe für eine besondere Atmosphäre sorgte. Romantisch, ja, so konnte man diesen Augenblick nennen, oder?
 

"Wenn dir meine Körperwärme ausreicht, dann bleiben wir gern noch eine Weile hier sitzen, wenn du dir das wünscht". Leicht nickte Jessica, kuschelte sich noch ein wenig näher an seine Brust und hörte ein leises, jedoch wohliges Seufzen von ihm. "Liege ich mit der Annahme richtig, dass du diesen Augenblick genießt?". Wieder nickte die Schwarzhaarige, legte ein leichtes Lächeln auf, ehe sie plötzlich überrascht die Luft anhielt und ihre Augen verwundert öffnete.
 

Ryuuzaki verfolgte ihre Reaktion mit wachsamen Augen, lächelte nun ebenfalls, während er weiterhin mit seinen Fingern über ihre Arme strich. Ob ihr so etwas gefiel? Reichten diese zaghaften Berührungen aus, um Jessica's Körper erzittern zu lassen? "Du sagst mir bitte, wenn du etwas nicht möchtest, ja?". Jessica seufzte wohlig aus, drehte sich ein wenig in seinen Armen, ehe sie ihren Kopf in seiner Halsbeuge vergrub.
 

"Du darfst alles tun, L..." wisperte Jessica, schlang ihre Arme um seinen Nacken und seufzte erneut wohlig aus. Der Schwarzhaarige hielt inne, sah erst unruhig durch die Gegend, ehe er mit seinen Händen tiefer glitt und zaghaft unter ihre Strickjacke huschte. "Wirklich alles?" fragte er nochmals, bemerkte ihr Nicken und seufzte nun selbst aus, jedoch hörte man sehr wohl, dass er angespannt zu sein schien.
 

Noch einen Schritt machend, glitten seine Finger unter ihrem Pullover, erforschte die weiche und zarte Haut der jungen Frau und ließ seinen Kopf erneut auf ihrer Schulter sinken. "Du solltest mir nicht alles erlauben, Jessica... Ich möchte dich nicht verletzen". Sie hörte seine Sorge deutlich, verstand seine stumme Warnung, welche er ihr klarmachen wollte und dennoch ließ sie ihn machen. Er sollte nicht aufhören, denn diese Gefühle sollten nicht schwinden.
 

"Ich vertraue dir und...". "Ich könnte dein Vertrauen missbrauchen, darum geht es mir. Meinst du, es fällt mir leicht, hier so ruhig zu sitzen?". Nun hob sie ihren Kopf, sah lange in seine dunklen Augen, ehe ein mildes Lächeln auf ihren Lippen erschien. Natürlich wusste sie, worum es eigentlich ging, aber sie hatte eine ganz andere Meinung von L. Er war nicht der Typ, welcher so etwas einfach tun würde, oder? Obwohl, so sicher konnte sich Jessica da auch nicht sein, denn auf diesem Gebiet kannte sie Ryuuzaki doch eigentlich gar nicht. Ob er wirklich auf sie eingehen würde, wenn er sich seiner Lust ergab? Er war auch nur ein Mann, ja und er hatte eben auch Bedürfnisse.
 

"Es fällt dir schwer?". Ryuuzaki nickte dem zu, hob seinen Kopf jedoch nicht und wanderte mit seinen Händen unter ihrem Pullover ein wenig höher, ehe er leicht über den Verschluss ihres BH's strich. Kurz kam ihm der Gedanke, ihren BH zu öffnen, doch sagte sein Verstand eindeutig 'Nein'. Verdammt, er war so verwirrt und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Was machte Jessica nur mit ihm? Wieso wollte er unbedingt ihre Lippen wieder auf den seinen spüren? Dieses verlangende Gefühl, welches immer stärker wurde. Er musste doch einen kühlen Kopf bewahren, oder?
 

Noch immer sah Jessica den Detektiven an, sah genau, dass er nun verwirrt war und erhob ihre Hände, welche sie sanft um sein Gesicht legte. Nun blickte er sie doch wieder an, forschend und fragend, da er wohl noch immer nicht wusste, ob sein Tun überhaupt richtig war. Seine Vorsicht bewies der Schwarzhaarigen, dass er sehr wohl auf ihre Gefühle achtete und dass er sie nicht verletzen wollte. Und dennoch konnte sie seine Wünsche von seinen Augen ablesen, welche er noch immer unterdrückte.
 

"L... Ich weiß, was du mir sagen willst und trotzdem vertraue ich dir, weil...". Jessica seufzte und schloss ihre Augen. Solchen Mut aufzuspringen, um ihm diese Worte zu sagen, obwohl er von ihren Gefühlen bereits wusste, war schwer. Es fiel ihr wirklich schwer, weil sie auch keine Erwiderung von Ryuuzaki erwarten konnte. Er empfand nicht dieselben Gefühle und dennoch wollte sie bei ihm sein. Jetzt, in einigen Sekunden, in den nächsten Minuten und auch in den nächsten Stunden. An seiner Seite, wo sie sich sicher fühlte.
 

"Weil ich dich liebe und... Weil du mir mein Herz gestohlen hast, ohne es eigentlich zu wollen". Ryuuzaki senkte erst seinen Blick, da er auf ihre Worte keine Antwort wusste. Er spürte deutlich, wie sich seine Wangen rötlich verfärbten, denn ihre Worte rührten ihn auf eine gewisse Art und Weise. Durfte er sich geschmeichelt fühlen? Noch nie hatte er solche Worte von einer jungen Frau gehört. Noch nie hatte man ihm solche Worte gesagt, obwohl er es sich insgeheim immer wieder gewünscht hatte, sie von einer Frau hören zu dürfen.
 

"Jessica... Du schmeichelst mir mit diesen Worten und ich fühle mich auch irgendwie glücklich, aber... Ich kann dir nicht die gleichen Worte sagen, sonst würde ich dich belügen. Was ich dir sagen kann, ist, dass du eine faszinierende Wirkung auf mich hast und ich der Versuchung nahe bin, dich zu küssen". Wieder lächelte Jessica leicht, nickte ihm zu, da sie sich solch eine Antwort schon gedacht hatte. Sie hatte also auch eine faszinierende Wirkung auf ihn? In welcher Hinsicht genau? Wieso war sie nun nicht traurig darüber, dass er nicht die gleichen Gefühle empfand? Vielleicht aus dem Grund, weil er ihr eine ehrliche Antwort gegeben hatte?
 

"Dann tu das, was du dir wünscht, denn ich möchte dich auch küssen". Die schwarz wirkenden Augen ruhten noch einen Moment auf ihrer Brust, da er noch immer nachdachte, ob er das einfach so tun konnte. Ihre Gefühle sagten ihr, dass sie ihn wollte, aber wie sah das bei L aus? War es noch immer Neugierde, oder wurde er von der Sehnsucht getrieben? So viele Gefühle durchströmten ihn im Moment, welche ihn dazu drängten. Dazu drängten, ihr einfach nahe zu sein, ohne weiter darüber nachzudenken, was im Nachhinein passieren könnte.
 

Als er dann doch endlich aufblickte, zog er seine Hände unter ihrem Pullover hervor und strich sich durch sein schwarzes Haar. Er würde sie verletzen, ob er sie nun küsste, oder auch nicht. Vielleicht sollte er sich einfach von seinen Gefühlen leiten und einfach mal das tun, was ihm sein Gefühl sagte?
 

Plötzlich spürte Jessica eine Hand unter ihrem Kinn, einen Arm, welcher sich zärtlich um ihren Körper schlang, ehe sie auch schon seine Lippen auf den ihren spürte. L hatte lange überlegt, dessen war sich Jessica bewusst, doch im Endeffekt erlag er seiner Sehnsucht, welche er doch so unbedingt stillen wollte. Dieser eine Kuss, welcher vor einigen Tagen in dieser Nacht passiert war. Dieser Kuss hatte in Ryuuzaki Gefühle erweckt, welche niemals hätten erweckt werden dürfen, oder? Jedenfalls in seinen Augen nicht.
 

Sofort spürte sie eine forsche Zunge an ihren Lippen, welche fast bettelnd um Einlass bat. In ihren Kuss grinsend, öffnete sie ihre Lippen schließlich, empfing seine Zunge mit der ihren und zog ihn in einen leidenschaftliches Zungenspiel. Er keuchte, strich erneut mit seiner Hand über ihren Rücken und glitt unter ihren Pullover, nur um die weiche Haut unter seinen Fingern zu erfühlen. Ob er noch nachdachte? War sein gesunder Menschenverstand noch vorhanden, oder handelte er nur noch nach reinem Gefühl?
 

"Es passiert schon wieder... Sie raubt mir meinen Verstand..." dachte L sich insgeheim, ließ seine andere Hand auch sinken, jedoch zwischen seinem und ihrem Körper, ehe er sanft über ihre Brust strich. Ein leises Keuchen wurde ihm geschenkt, ließ ihn wissen, dass ihr diese Berührung keinesfalls missfiel, weswegen er seine Hand tiefer gleiten ließ, nur um vorne unter ihrem Pullover zu huschen.
 

"L..." murmelte Jessica, ließ von seinen Lippen ab und legte ihren Kopf in den Nacken. Ryuuzaki hörte sehr wohl seinen gekeuchten Namen, setzte seine Lippen jedoch sofort an ihren Hals an und küsste sich seinen Weg hinunter zu ihrem Schlüsselbein. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er aufhören sollte, aber er konnte dieser Versuchung einfach nicht widerstehen. Jessica's Körper sagte ihm deutlich, dass sie ihn wollte, mit jeder Faser ihres Körpers. Und L? Er war bereit, ihre Wünsche zu erfüllen und sich selbst auch einmal einen Gefallen zu tun.
 

"L... Ich glaube nicht, dass das der richtige Ort dafür ist" murmelte die Schwarzhaarige, sah hinunter zu Ryuuzaki, welcher bei seinem Tun stoppte. Wieder in die blauen Augen blickend, kehrte allmählich ein Stück seines Verstandes zurück. Endlich, so dachte er, entließ die junge Frau aus seinen Armen und holte etwas aus seiner rechten Hosentasche. Ein Lolly kam schließlich hervor, dessen Verpackung er hastig aufriss und sich anschließend die Süßigkeit am Stiel in den Mund steckte.
 

"Entschuldige... Ich habe mich gehen lassen" murmelte er, nicht ohne einen leichten Rotschimmer auf den Wangen zu bekommen. Ob er seine Entschuldigung wirklich ernst meinte? Tat es ihm leid, dass er wohlmöglich viel zu weit gegangen wäre? Sollte sie sich nun über diese Entschuldigung freuen, oder doch eher traurig sein? Jessica wusste es nicht, sah unschlüssig in seine dunklen Augen, welche noch immer auf einen unsichtbaren Punkt fixiert waren.
 

"Bedeutet deine Entschuldigung etwa, dass du dein Handeln bereust?". Sofort sah Ryuuzaki in ihre schönen blauen Augen, welche nun doch ein wenig Trauer zeigten. Reue? Davon konnte er nicht sprechen. Er bereute nie etwas, nur er hatte diese Entschuldigung aussprechen müssen, da er glaubte, einen Fehler gemacht zu haben.
 

"Nein... Ich kann nicht von Reue sprechen, aber... Versteh mich nicht falsch, Jessica. Du schaffst es, mir meinen Verstand zu rauben und... Ich bin so verwirrt und... Ich bin so erregt...". Zum Ende hin klang er ziemlich deprimiert, weswegen Jessica ihren Blick sinken ließ. Deutlich konnte sie eine kleine Wölbung in seiner Jeans erkennen, lächelte schwach, ehe sie ihre rechte Hand leicht über die Wölbung gleiten ließ.
 

"Jessica... Was machst du?". Er schien erschrocken, denn er war aufgesprungen und stand nun hinter der Bank und sah sie abschätzend an. Ob ihm das unangenehm gewesen war? Hatte man ihn noch nie so berührt? Nun, wahrscheinlich, da er doch gemeint hatte, er habe noch nie eine Freundin gehabt, oder? Neugierig geworden, erhob sich die Schwarzhaarige, lief um die Bank herum und drückte ihn schließlich mit dem Rücken gegen die Lehne der Bank.
 

"Ist dir das fremd?" wollte die junge Frau wissen, ließ erneut ihre Hand zwischen seinen Schritt gleiten, während sie diesmal ein erregtes Keuchen erhielt. Jedoch anders, als sie erwartet hatte. Seine Wangen zierten nun ein dunkles Rot, während er seine Augen fest aufeinander presste. "L... Hast du Angst?". Hastig schüttelte er seinen Kopf und keuchte ein weiteres Mal erregt. Vorsichtig öffnete er seine Augen wieder, sah sie noch immer abschätzend an, da er nicht verstehen konnte, warum sie ihn einfach so berührte. Dort, wo ihn noch keine andere Person berühren hatte dürfen. Warum ließ er sie gewähren?
 

"Jessica... Das ist... Nicht gut... Ich...". Ein leichtes Lächeln erschien auf Jessica's Lippen, ehe sie ein wenig fester über die Wölbung strich, ihm diesmal dazu brachte, seine Arme um sie zu schlingen, um ihren neugierigen Blick zu entkommen. "Das hat noch keine Frau bei mir gemacht... Ich... Fester...". Wie? Erst sagte er, ihre Aktion sei nicht gut und dann verlangte er nach festeren Griffen? Er war schon ein sonderbarer Fall, aber das ihn nun die Lust übermannte, dass hörte Jessica deutlich aus seiner Stimme.
 

Jedoch wollte sie ihm diese Erlösung nicht geben, welche er so bettelnd von ihr verlangte und zog ihre Hand zurück. Verwundert und auch enttäuscht, so sah sein Blick jedenfalls aus, blickte er sie an und verstand wohl nicht, warum sie aufgehört hatte. "Du hast Recht, L. Du bist auch nur ein Mann und hast auch nur Bedürfnisse. Ihr Männer seid alle gleich...". Es klang abwertend, jedoch irgendwie auch liebenswert, da Jessica bei ihren Worten so schief lächelte. Ja, Männer waren in dieser Hinsicht alle gleich. Auch wenn Ryuuzaki bei solchen Dingen noch keinerlei Erfahrungen gesammelt hatte, er sehnte sich ebenso danach, wie eben jeder andere Mann auch.
 

Ryuuzaki fasste sich langsam wieder, sah noch immer in ihr Gesicht und wusste im Moment nicht, ob er wütend, oder sonst was sein sollte. Sie hatte einfach mit ihrer wohltuenden Tätigkeit aufgehört und ihn abblitzen lassen. Warum? Vorhin war noch alles so schön gewesen und nun? Er fühlte sich irgendwie unbefriedigt, was wohl daran lag, weil er Lust auf die Schwarzhaarige verspürte. Ob sie ihn nochmals so berühren würde? Vielleicht dann, wenn sie in seinem Bett lagen?
 

"Was denke ich denn da? Sie bleibt nur noch zwei Tage, also darf ich an so was überhaupt nicht denken" schallte er sich in Gedanken, schüttelte seinen Kopf und versuchte wieder klare Gedanken zu fassen. Verflucht, er musste nun endlich auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, anstatt sich solche Dinge auszumalen. Schnell ergriff er die Hand der Schwarzhaarigen, zog diese hinter sich her, da er nun doch endlich nach Hause wollte. Was Jessica nun von ihm dachte, war ihm gleichgültig, denn er brauchte nun erstmal Ruhe, um seine wirren Gedanken zu ordnen.
 

Jessica ließ sich einfach von Ryuuzaki ziehen, da sie ahnte, dass er wohl erstmal seine Gedanken ordnen musste. Ob er nun böse auf sie war? Hätte er lieber mehr haben wollen? "Ryuuzaki?" fragte sie vorsichtig, bekam jedoch keine Antwort von ihm, was ihr schon ein wenig seltsam erschien. "L? Ich wollte...". "Ich bin nicht wütend, falls du das glaubst. Ich bin vielleicht nur ein bisschen enttäuscht". Enttäuscht? Er war wirklich enttäuscht? Also hatte sie sich nicht geirrt, denn sein Blick hatte deutlich Enttäuschung gezeigt.
 

Etwas schneller laufend, hielt sie ihm beim Arm fest, kam mit L zum Stehen, ehe sie ihn in die Arme schloss. "Tut mir leid..." murmelte sie leise, strich ihm leicht über den Rücken, ehe ihre Umarmung zaghaft erwidert wurde. "Nein... Dir muss es nicht leid tun. Im Moment kann ich einfach nur nicht klar denken, weil du so viele Gefühle in mir erweckst. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit meinen ganzen Empfindungen umgehen soll. Und dazu kommt, dass du Übermorgen nach Deutschland zurückkehrst und dann... Dann kann ich diese Gefühle nicht mehr empfinden und... Irgendwie läuft gerade alles schief, obwohl ich mir vorgenommen hatte, mich von dir zu distanzieren".
 

Jessica seufzte schwer, da ihm der baldige Abschied wohl auch zu schaffen machen, wie ihr die ganze Zeit. Deswegen versuchte er eine Mauer um sich herum aufzustellen? Eine Mauer, welche Jessica jedoch immer wieder überwinden konnte, durch solche Aktionen, wie ein Kuss, eine zaghafte Berührung, oder gar mehr. Wieso hatte er seine Bedenken denn nie so detailliert ausgesprochen?
 

"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass du mir fehlen wirst?". Leicht nickte sie, da sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Warum erschwerte sich ihr Herz gerade so sehr? Warum mussten sie nun über dieses Thema reden? Sie wollte nicht weinen. Jessica wollte die gemeinsame Zeit mit ihm genießen, welche ihr gegönnt wurde und den baldigen Abschied verdrängen.
 

Ryuuzaki spürte, wie die Schultern der jungen Frau bebten, weswegen er sie noch ein wenig enger an seine Brust drückte. Er hatte nicht gewollt, dass sie nun weinte, dass sie sich erneut mit dieser Tatsache auseinandersetzen musste. Nein, er wollte selbst nicht daran denken. Eigentlich war er sich schon ziemlich sicher, was seinen Gedanke anging, welchen er heute Nachmittag gehabt hatte. L wollte nicht, dass Jessica ihn verließ, denn tief in seinem Herzen keimte dieser Wunsch auf, sie einfach dazu zu überreden, bei ihm zu bleiben. Konnte er diesen Wunsch äußern, ohne dabei ernsthafte Gefühle für sie zu verspüren?
 

"Ich glaube, dass ich langsam einen Kakao vertragen könnte" schniefte die Schwarzhaarige, ehe sie sich von Ryuuzaki löste. Sie sah ihn nicht an, blickte gen Boden und versuchte ihr Gemüt wieder einigermaßen zu beruhigen. "Dann komm mit zu mir und... Bleib einfach bei mir, Jessica". Ohne auf eine Antwort wartend, ging er an der jungen Frau vorbei. Ob sie seine zweideutige Aussage verstanden hatte, wusste er nicht, aber mehr durfte er nicht sagen. Nein, L durfte diesen Wunsch nicht aussprechen, denn es stand ihm nicht zu. Er würde aus egoistischen Gründen handeln und das wollte er nicht.
 

Hinter sich vernahm er die leisen Schritte Jessica's, spürte nach längerer Zeit eine zierliche Hand, welche sich um seine schloss und ihm ein trauriges Lächeln auf die Lippen zauberte. Warum auf einmal? Warum erwärmte sie nur sein Herz? Wieso wuchsen diese Wünsche nur in ihm heran? Vielleicht musste er bis morgen Früh warten, um eventuelle Antworten zu bekommen? Jetzt wollte er erstmal die gemeinsame Zeit mit ihr genießen, bevor er sich wieder ernsthafte Gedanken dazu machen musste.

Austesterei!

"Danke sehr, Watari" lächelte die Schwarzhaarige, nahm die Tasse entgegen, welche ihr gereicht wurde und besah sich die warme Flüssigkeit. Der Kakao roch gut und Jessica war sich sicher, er würde sicherlich auch lecker schmecken. Als sie zu Watari aufblickte, empfing sie ein liebenswertes Lächeln des älteren Mannes, welcher nun dem jungen Ermittler ebenfalls eine Tasse Kakao reichte. "Danke, Watari" murmelte L leise, wurde auch mit einem Lächeln beschenkt, ehe der ältere Herr Ryuuzaki's Räumlichkeiten verließ.
 

"Watari ist wirklich nett... Bist du froh, ihn an deiner Seite zu wissen?" wollte Jessica wissen und blickte zu ihrem Nebenan, welcher genüsslich einen Schluck von seinem Kakao zu sich nahm. Die schwarz wirkenden Augen fixierten die hohe Decke, erschienen der jungen Frau nachdenklich, weswegen sie sich in Geduld übte. Vielleicht hatte sie nun ein Thema angesprochen, welches dem Detektiven nicht so behagte? Er musste nicht auf ihre Frage antworten, wenn es ihm vielleicht unangenehm war.
 

"Ohne Watari wäre ich vermutlich nicht hier. Ich verdanke ihm mein jetziges Leben" murmelte Ryuuzaki abwesend, starrte weiterhin an die Decke und sah eine Erinnerung vor seinem inneren Auge. Eine Erinnerung aus seiner Kindheit. "Du weißt doch sicherlich, dass ich ein Waisenkind bin, oder? Meine Eltern sind vor meinen Augen ermordet worden... Ich war... Fünf? Ich weiß es nicht mehr so genau... Ich weiß nur noch, dass ich ziellos durch London gelaufen bin und dann plötzlich... Plötzlich stand ein alter Mann vor mir und lächelte mich an. Er bemerkte auch sehr schnell, dass ich klüger war, als andere Kinder in meinen Alter und deswegen kam ich in Wammy's Waisenhaus". Ob L bemerkte, dass er der Schwarzhaarigen gerade seine Vergangenheit erzählte? Er wirkte ohnehin so abwesend, als wäre er nicht wirklich hier bei ihr.
 

"Fünf Jahre war ich im Waisenhaus und im Laufe der Zeit wuchs mein Wunsch, Detektiv zu werden. Ich wollte Gerechtigkeit und vor einigen Jahren habe ich den Mörder meiner Eltern festnehmen können. Ich, ähm... Ich bin froh, dass ich mir meinen Wunsch erfüllen konnte, denn mein Job ist mein Leben". Nun blickte L zu Jessica rüber, welche noch immer zu ihm sah. Die junge Frau hatte sich schon immer gefragt, wie wohl Ryuuzaki's Vergangenheit ausgesehen haben könnte, doch nun wirkte sie doch ein wenig überrascht.
 

"Wurdest du ausgebildet? Wo hast du anschließend gelebt?". Neugierde zeigte sich nun deutlich in den blauen Augen, ließ den Ermittler leicht lächeln, da sich Jessica wirklich für sein Leben interessierte. Noch nie hatte ein Mensch solch starkes Interesse an seiner Person gezeigt, abgesehen von Watari. "Ich habe mir mein Wissen selbst angeeignet, soweit es mir eben möglich gewesen ist. Das weite Internet liefert dir ebenso viele Informationen, von denen du profitieren kannst...". Kurz herrschte Stille und Ryuuzaki nahm seinen Erdbeerlolly in den Mund.
 

"Und ab dem zehnten Lebensjahr lebte ich bei Watari, da ich im Waisenhaus der Unterforderung erlegen war. Es stimmt schon, dort werden nur hochbegabte Kinder aufgenommen, aber mein IQ war einfach zu hoch gewesen". Verstehend nickte Jessica, lächelte L an, ehe sie ihre Hand nach ihm ausstreckte.
 

Der junge Ermittler verstand sofort, ergriff ihre Hand bestimmend, während er mit seiner noch freien Hand den Erdbeerlolly in Sicherheit brachte. "Diesmal nicht, Jessica... Ich brauche Zucker, damit ich bei klarem Verstand bleibe". Die Schwarzhaarige grinste frech, stellte ihre Tasse auf den Tisch ab und beugte sich noch weiter zu Ryuuzaki rüber. Seine Hand ergreifend, in welche er den Lolly hielt, sah sie ihm noch immer grinsend in die Augen.
 

"So? Interessant, was du da sagst. Du brauchst also Zucker, um bei klarem Verstand zu bleiben?". Der Detektiv errötete sofort, da er natürlich diese Anspielung verstand. Hätte er lieber seinen Mund halten sollen? Rasch versuchte er ein anderes Thema zu finden, sah erneut in ihre blauen Augen, welche nun auf seinen Lolly fixiert waren.
 

"Du hast schöne Augen, Jessica". Sofort ruhten die blauen Seen wieder beim Detektiv, welcher ihr einfach so ein Kompliment gemacht hatte. Warum? Sagte er das einfach nur so, oder meinte er seine Worte ernst? L sah deutlich, anhand ihres Blickes, dass die junge Frau ihm nicht glaubte, weswegen er ihre Hand ein wenig enger in seine schloss. Vielleicht waren seine Worte unpassend gewesen? Ja, es schien so, weswegen Ryuuzaki ihr tief in die Augen sah.
 

"Wirklich... Du hast wunderschöne Augen". Nun war es Jessica, welche errötete und verlegen in eine andere Richtung sah. Er fand ihre Augen wunderschön? Warum? Wieso sagte er das nun zu ihr? "Ich... Ähm... Danke..." murmelte sie, suchte nach den passenden Worten und schielte nur kurz zu ihm rüber. "Mich ziehen schwarze Augen an, musst du wissen... Sie wirken so... Geheimnisvoll". Verlegen kratzte sich die Schwarzhaarige an der Wange und wich seinem neugierigen Blick aus. Wieso starrte er sie so neugierig und forschend an?
 

"Schwarze Augen? Was findest du an schwarze Augen so geheimnisvoll? Blaue Augen sind meist so rein, wie das weite Meer. Man droht in ihnen zu versinken... Jedenfalls ergeht es mir manchmal so, wenn ich dir lange in die Augen schaue". L wirkte nachdenklich und sah nun wieder nachdenkend zur Decke. Es erging ihm wirklich manchmal so und deswegen versuchte er ihren Blick auch manchmal zu meiden.
 

"Wie?". Jessica hatte sich sicherlich nur verhört, oder? Er versank meist in ihren Augen? Doch schnell kam ihm seine Frage wieder in den Sinn, weswegen sie nachdenklich ihren Kopf neigte. Nun, wie sollte sie ihr Befinden erklären? "Deine Augen wirken fast schwarz und... Sie wirken geheimnisvoll und führen ins Unbekannte. Man kann kaum Emotionen in ihnen erkennen und doch funkeln sie im Mondlicht... Deswegen sehe ich dir gern in die Augen, weil dadurch meine Neugier erweckt wird und es mich reizt, dass Unbekannte zu ergründen".
 

Ryuuzaki blickte nun wieder in ihr nachdenkliches Gesicht, da sie scheinbar nach den passenden Worten hatte suchen müssen, um ihr Befinden zu beschreiben. Seine Augen führten ins Unbekannte? Sicher, er besaß fast schwarze Augen, aber in Wirklichkeit waren sie dunkelbraun. Und dennoch zog er sie mit seiner Augenfarbe an, welche für ihn so typisch erschien. Er war ein halber Japaner und deswegen waren dunkelbraune Augen nichts Besonderes, oder doch?
 

"L... Du starrst mich so verwundert an... Ist an meiner Aussage etwas Falsches zu verstehen?". Ihre Röte verstärkte sich noch ein wenig, da sie seinen durchdringenden Blick auf sich spürte. Was dachte Ryuuzaki wohl im Moment? Wieso konnte er sich mit ihrer Aussage nicht einfach abfinden?
 

"Nein, ich...". Nun, was sollte er eigentlich noch sagen? Es gab nichts mehr zu sagen, oder? Ryuuzaki blickte daraufhin wieder an die Decke, leerte seine Tasse Kakao und ließ die letzten Tropfen der braunen Flüssigkeit seiner Kehle hinunter gleiten. Tropfen für Tropfen. Nun spürte er ihren fragenden Blick, welcher sich jedoch schnell änderte. Ein Kichern erklang und davon verwundert, sah er aus dem Augenwinkel wieder zu ihr.
 

"Deine Art fasziniert mich sehr..." kicherte Jessica, beugte sich nochmals zu ihm rüber und endlich bekam sie den Stiel des Lolly's zu fassen. Jedoch schien er nicht locker zu lassen und hielt mit seinen Zähnen eisern die Süßigkeit am Stiel fest, da er diesen wohl nicht kampflos aufgeben wollte. "Komm schon... Gib mir den Lolly... Ich kann auch andere Maßnahmen ergreifen, um das zu bekommen, was ich haben will". Wieder schlich sich ein freches Grinsen auf ihre Lippen, was den Schwarzhaarigen schlucken ließ. Gut, sie hatte gewonnen, denn er erahnte schon, was für Maßnahmen sie da meinte. Wirklich, Jessica war ganz schön dreist.
 

"Deine Überzeugungskraft ist beeindruckend, denn ich glaube deinen Worten" murrte L leise, erhob sich von der Couch und lief zum Schaltpult rüber. Irgendwie hatte er nun Lust auf einen Test bekommen, aber ob die junge Frau auch diese Lust dazu hatte? Er wollte gerne wissen, wie sie die Welt mit ihren Augen sah. Konnte sie leichte Rätsel durchschauen? Wie war ihre Auffassungsgabe? All diese Fragen stellte er sich schon seit einigen Tagen, aber zuvor hatte er leider keinen Test durchführen können.
 

"Wie hoch ist dein IQ?". Jessica sah verwundert drein, ehe sie sich nervös am Kopf kratzte. Ihr IQ? Sie war leider nicht so Helle, wie Ryuuzaki es war. Wenn die Schwarzhaarige ehrlich mit sich war, so mochte sie nicht mal auf seine Frage antworten, wobei sie ihren genauen IQ nicht mal wusste.
 

"Ich möchte deine Auffassungsgabe testen, Jessica, nicht dein Wissen. Du bist doch in meiner Altersklasse, oder ist dein Ausweis gefälscht?". "Du hast in meiner Tasche gewühlt?" entgegnete Jessica rasch, stand nun ebenfalls auf und besah sich sein Treiben. Was drückte er denn da so viele Knöpfe? Er wolle ihre Auffassunsgabe testen? Warum denn überhaupt? Wollte er ihre Meinung zu etwas wissen, oder wozu das Ganze?
 

"Du warst vorhin im Bad und da habe ich die Gelegenheit genutzt und nachgesehen. Du siehst nicht wie Fünfundzwanzig aus, Jessica und ich bin auch nur ein Jahr älter". Er klang nicht gerade so, als sei er wirklich überrascht und dennoch irgendwie verwundert. Warum? Passte ihm ihr Alter etwa nicht? "Und? Ich verstehe nicht, was du eigentlich von mir willst? Wozu willst du meine Auffassungsgabe testen? Brauchst du meine Hilfe?".
 

Erst schwieg L, blickte noch immer auf den Bildschirm, ehe er sich doch dazu entschloss, der jungen Frau eine Antwort zu geben. "Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem ich deine Hilfe benötige. Wer weiß das schon, Jessica? Es ist nur ein kleiner Test und keine Sorge, dieser Test hat nichts mit Wissen zutun, sondern, wie schon gesagt, mit deiner Auffassungsgabe". Ja, die Schwarzhaarige hatte schon verstanden und dennoch verstand sie nicht, wie er auf einmal auf so was kam. Aus heiterem Himmel, einfach so.
 

"In meinem Haus befinden sich dreißig Zimmer und deine Aufgabe wird es nun, die zwei Geheimgänge zu finden, die in die Freiheit führen. Dazu benötigst du ein gutes Auge, musst logisch denken und jede Möglichkeit in Betracht ziehen können". Wie? Sie sollte zwei Geheimgänge finden? Sie solle sich hier bei L ausgiebig umsehen? Warum? Damit erlaubte er ihr doch, auch die verbotenen Räume zu betreten, oder nicht?
 

"Ich werde hier auf dich warten und Watari über diesen Test informieren. Ich deaktiviere das Sicherheitssystem, damit du problemlos alle Räume betreten kannst". Jessica nickte dem zu, sah noch immer verwundert zu ihm rüber, ehe sie kehrte und zu ihrer Tasche lief. Diese aufhebend, kramte sie ihren MP3-Player heraus, schaltete diesen ein und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. "Wie du willst... Zwar verstehe ich deinen Test immer noch nicht so ganz, aber... Ich werde schon diese Geheimgänge finden" murmelte sie, wartete nicht auf eine Antwort ab, da sie diese eh nicht hören könnte, weil nun die Musik in ihren Ohren ertönte.
 

Ryuuzaki sah ihr dabei zu, wie sie seine Räumlichkeiten verließ, ehe er einen Knopf betätigte und Watari über diesen Test in Kenntnis setzte. Er war wirklich gespannt, wie Jessica vorgehen würde. Würde sie sich erst nur grob umsehen, oder einfach alles genau unter die Lupe nehmen, um kein einziges Detail zu übersehen? Sich auf den Drehstuhl hockend, verfolgte er ihre Schritte über den Monitor, während er nachdenkend seinen Daumen an seine Lippen legte. Gut, nun hieß es warten.
 

"Eigentlich bin ich total müde... Es ist auch schon 22:49 Uhr... Wieso fällt ihm so was denn jetzt ein? Ich würde viel lieber andere Dinge tun, als nach einem Geheimgang zu suchen" dachte sich die junge Frau und gähnte herzhaft. Sollte sie ihm sagen, dass sie bereits müde war? Obwohl, nun hatte sie zugesagt und wollte seine Neugierde nicht enttäuschen. Wenigstens einen Geheimgang sollte sie finden, damit er wenigstens wusste, dass sie durchaus in der Lage war, solche Dinge zu finden.
 

Direkt die nächste Tür öffnend, betrat sie die kleine Bibliothek, welche ihr bereits vertraut war. Ja, in dieses Zimmer war sie zu Anfang gewesen, als sie sich hier noch gar nicht zurecht gefunden hatte. Die Schränke mit den Büchern ließ sie außer Acht, lief zu einem kleinen Tisch, auf welcher sich eine Schüssel mit Keksen befand. Wirklich, dachte sie sich insgeheim. Überall, in jedem Zimmer fand man Süßigkeiten. L war wirklich ein Schleckermaul, musste Jessica zugeben.
 

Jedoch war die Schüssel uninteressant, da eine seltsam aussehende Wand ihre Aufmerksamkeit erregte. Warum stand dort kein Schrank? Dies kam der jungen Frau schon komisch vor, weswegen sie die Wand genauer betrachtete und leicht mit ihren Fingern über die rauhe Fläche strich. Vielleicht ein Trick, um sie zu verwirren, oder verbarg sich hier schon ein geheimer Gang? Machte es Ryuuzaki ihr so einfach?
 

Sich nochmals umblickend, entdeckte die Schwarzhaarige eine weitere Wand, welche ebenso leer erschien. Nun, vielleicht doch nicht so einfach, denn niemand würde auf die Idee kommen, dass hier ein geheimer Gang versteckt sein könnte, oder? Fragte sich die junge Frau nur, wo sich der Schalter befand. Moment, vielleicht musste sie auch nur stark genug gegen die Wand drücken? Einen Versuch war es wert, weswegen sie mit ihrer ganzen Kraft gegen die Wand drückte. Nichts. Okay, vielleicht war dies die falsche Wand?
 

"Mit Gewalt wirst du den geheimen Gang nicht öffnen, Jessica, aber... Du beeindruckst mich und enttäuscht meine Meinung von dir nicht" dachte sich Ryuuzaki und sah gespannt auf den Monitor. In der Tat war dort ein geheimer Gang versteckt, aber er hätte nicht gedacht, dass die Schwarzhaarige diesen so schnell finden würde. Vielleicht hatte sie Glück gehabt? Ja, sie war einfach in einen Raum gegangen und hatte direkt diese Wände erkundet.
 

"Mh... Vielleicht... Er mag doch raffinierte Dinge" überlegte Jessica und betrachtete das Zimmer nochmals. Ein Hebel fand sie nicht, was natürlich auch zu auffällig wäre, oder? Es musste sich mit Logik erklären lassen, also schloss sie ihre Augen, um sich an einige Details zu erinnern. Wie würde L nun vorgehen? Sie wusste von seinen Vorgehensweisen, welche nicht immer die Richtigen in ihren Augen waren und dennoch erreichte er immer wieder sein Ziel.
 

"Ein Buch... Vielleicht lässt sich der Geheimgang durch ein Buch öffnen. Nur... Welches Buch? Hier stehen nicht gerade wenige...". Jessica seufzte und las sich die Titel der Bücher durch, soweit es ihr möglich war. Die, welche in japanischer Schriftart waren, ließ sie sofort aus, denn er war doch in England aufgewachsen, oder eher, er hatte sein halbes Leben hier verbracht. Es musste sich also um ein englisches Buch handeln, oder?
 

"Logic?" las sie leise für sich vor und zog an diesem Buch. Abwartend sah sie zur Wand, welche sich jedoch kein Stück bewegte, weswegen sie das Buch wieder richtig an ihren Platz schob. Okay, dieser Versuch war gescheitert, aber irgendwann würde sie schon das richtige Buch erwischen.
 

"Gut, du hast verstanden, dass du die Bücher nutzen musst, um den geheimen Gang zu öffnen. Du erstaunst mich, Jessica. Du kannst dich also in meine Lage versetzen und mein Denken exakt kopieren". Ja, Ryuuzaki war wirklich erstaunt, weswegen er nun nervös und gespannt auf seinem Daumen kaute. Wieso war diese junge Frau nur so klug? Wieso konnte sie seine Denkweise durchschauen, obwohl sie sich noch nicht so lange kannten? Nur durch diesen einen Film? Durch die wenigen Informationen, welche sie dadurch hatte in Erfahrung bringen können?
 

"Freedom?" murmelte Jessica und erneut zog sie an einem Buch. Auch diesmal passierte nichts und so langsam gingen ihr die Ideen aus. Welches Wort war nur das Zauberwort? Welcher Titel war ausschlaggebend, um diese dumme Wand zu bewegen? Sie war sich sicher, dass dort ein geheimer Gang zu finden war, denn es erschien ihr logisch. Ihr Gefühl sagte es ihr, weswegen sie erneut Halt machte und nun ein neues Buch aus der Einkerbung zog. "Secrets" hauchte sie und ein seltsames Geräusch erklang, weswegen sie zur Wand blickte und nun einen Gang erspähen konnte.
 

"Ha, ich wusste es doch... Ähm... Wie mache ich die Wand wieder dahin? Ah, so müsste es gehen". Sie schob das Buch zurück und somit schob sich die Wand auch wieder zurück an ihren Platz. Echt toller Mechanismus, dass musste Jessica zugeben und blickte sich nach einer Kamera um. Ihren Kopfhörer aus dem linken Ohr ziehend, lächelte sie in die Kamera. "Und? Beeindruckt, oder was? Hör mal... Kann ich den anderen Gang morgen Früh suchen? Ich bin ehrlich gesagt schon müde". Ob L sie überhaupt gehört hatte? Vielleicht redete sie gerade gegen eine Wand?
 

"Einverstanden... Du kriegst sogar eine Belohnung, wenn du wieder hier bist". Eine Belohnung? Was für eine Belohnung? Neugierig geworden, machte sich die Schwarzhaarige sofort auf den Weg zurück, lief den Gang hinunter, ehe sie die silberne Tür erreichte. Diese öffnend, entdeckte sie Ryuuzaki auch schon beim Schaltpult hockend, welcher scheinbar noch immer interessiert auf die Monitore starrte.
 

"Du hast mein Prinzip sofort erkannt und hast auch nicht lange gebraucht, um herauszufinden, wie sich der geheime Gang öffnen lässt. Du hast mich wirklich beeindruckt, denn nicht jede Person wäre auf diesen Gedanken gekommen". Jessica lächelte, hielt neben ihn und sah Ryuuzaki noch immer lächelnd an. "Ach... War nicht wirklich schwer, wenn man weiß, mit wem man es zutun hat. Du bist eben L". Wieder dieses bezaubernde Lächeln, dachte Ryuuzaki. Dieses Lächeln, welches ihn ebenso schwach machte, wie manchmal ihr Blick. Warum? Konnte er dieser Frau einfach nicht widerstehen, oder wollte er es insgeheim vielleicht gar nicht?
 

Bevor Jessica ihm, wegen seiner seltsamen Mimik, eine Frage stellen konnte, meldete sich Watari zu Wort und sah nicht sonderlich erfreut aus. Nein, im Gegenteil. Er sah sehr geschockt aus, warum auch immer. "L... Eine Nachricht von der englischen Mafia und...". Watari's Bild wechselte kurz und zeigte eine Art Karte an, soweit Jessica dies beurteilen konnte. "Jule's Peilsender zeigt an, dass sie sich momentan im Park befindet".
 

"Zeigen sie mir die Nachricht, Watari..." murmelte L leise, jedoch nachdenklich. Gar nicht gut, dachte er, ehe er die englischen Worte zu lesen begann, welche nun auf dem Bildschirm erschienen. Zum Ende hin biss er sich wütend auf den Daumen, murrte etwas Unverständliches, ehe er einige Knöpfe betätigte. "Da stand doch nicht wirklich...". "Doch, wir müssen etwas tun, auch wenn ich noch keine Lösung weiß..." erwiderte Ryuuzaki hastig, sah wieder zum Monitor auf und gab rasch einige Befehle an Watari weiter.
 

"Aber Jule... Sie ist doch...". "Mach dir keine Sorgen, Jessica. Vertrau mir, in Ordnung? Wir haben noch zwei Stunden Zeit und bis dahin ist mir eine vernünftige Lösung eingefallen" unterbrach er die junge Frau ein weiteres Mal, blickte erneut zum Bildschirm und knurrte leise vor sich hin. Wieso hatte die englische Mafia sich dazu entschlossen, Jule zu entführen? Wieso wollten sie einen Personenaustausch? L für Jule. Warum? Nur weil der Ermittler der englischen Polizei diesen Hinweis gegeben hatte? Nur weil dadurch der englische Mafiaboss geschnappt werden konnte? Verdammt, er musste eine Lösung finden, denn er konnte die Braunhaarige nicht einfach im Stich lassen.

L im Doppelpack!

"Where is L? Answer me know, Lady". Jule schüttelte erneut ihren Kopf, da der Typ vor ihr seine Frage noch hundert Mal stellen konnte, die Braunhaarige würde schweigen. Natürlich war ihr bewusst, in welcher Gefahr sie im Moment schwebte, aber genauso wusste sie, dass diese Typen in schwarzer, jedoch eleganter Kleidung, die Braunhaarige noch brauchten. Dieses Gespräch vorhin sagte es ihr, denn deutlich hatte Jule verstanden, dass diese Leute L aus der Reserve locken wollten. Eine Art Personenaustausch sollte in etwa zwei Stunden stattfinden, doch zweifelte die Braunhaarige an, dass sich der Ermittler auf solch ein Handel einlassen würde. Wie war sie nur in diese Situation geraten?
 

Vor etwa einer Stunde hatte es an ihrer Zimmertüre geklopft und eigentlich hatte sie, als sie auf die Uhr geschaut hatte, mit Jessica gerechnet. Immerhin hatte in der Nachricht von der Schwarzhaarigen gestanden, dass sie über einen Besuch bei Ryuuzaki in Ruhe, bei einem kleinen Spaziergang, nachdenken wolle. Jule war einfach davon ausgegangen, dass sich ihre Freundin doch dagegen entschieden hätte und nur deswegen hatte die Braunhaarige die Tür geöffnet. Ein Fehler, wie sich nach wenigen Sekunden herausstellte und sie grob aus dem Zimmer gezerrt wurde.
 

Mit Gebrüll und Gewalt hatte sich Jule gewehrt, hatte gekratzt und gebissen, aber dieser grobe Griff um sie hatte sich nicht ein Stück gelockert. Unten beim Empfang hatte sie mitbekommen, wie die Empfangsdame dazu gezwungen wurde, einen Brief an L zu verfassen, welcher natürlich durch die englische Polizei hiervon erfahren würde.
 

Und dann? Ja, dann wurde Jule, nur im Nachthemd bekleidet, durch die Straßen gezogen. Sirenen waren ertönt, hatte die Empfangsdame wohl wirklich die englische Polizei gerufen, damit L von ihrer Entführung erfuhr. Wo war Jessica nur? War sie in Sicherheit? Jule wusste es nicht, wurde erneut grob beim Arm gepackt und in einen düsteren Park gezogen.
 

Jule seufzte, blickte erneut zum Mafioso auf, welcher erneut nach L's momentanen Aufenhaltsort fragte. Und wieder schüttelte sie ihren Kopf, da sie Ryuuzaki nicht verraten würde. Niemals, auch wenn der Typ sie noch so finster anstarrte und ihr mit einer Waffe drohte. Jule vertraute dem Detektiven, denn diesem würde sicherlich schon eine Lösung einfallen, oder? Vielleicht kam er doch persönlich her, um sie zu retten? "Jessica... Lasst euch was einfallen..." dachte sich die Braunhaarige insgeheim und schloss ihre Augen, um ihr Gemüt ein wenig zu beruhigen.
 

Jessica lief schon seit einigen Minuten im Zimmer auf und ab, dachte angestrengt nach, was sie nun tun könnten, doch fiel ihr einfach keine Lösung ein. Ryuuzaki konnte doch nicht auf diesen Handel eingehen, oder? Die englische Mafia wollte doch nur Rache und würde nicht eine Sekunde lang zögern, um L aus dem Weg zu räumen. Ob er vielleicht daran dachte, sich auf diesen waghalsigen Handel einzulassen? Würde er wirklich so etwas tun? Sicher, sie mussten Jule helfen, aber es musste einfach eine andere Lösung geben.
 

"Watari... Sind alle Vorkehrungen getroffen?". "Ja, wie sie angeordnet haben, L. Jedoch frage ich mich, wie ihr Plan aussieht? Sie werden doch nicht persönlich dorthin gehen? Die englische Mafia wartet nur darauf, sie in die Finger zu bekommen". Ryuuzaki nickte dem zu, biss sich erneut auf seinem Daumen und dachte ein weiteres Mal nach. Er war schon so viele Möglichkeiten durchgegangen, doch letzten Endes blieb ihm nur dieser eine Plan. Gefährlich und er musste dafür einen Menschen aufs Spiel setzen, welcher ihm in den letzten Tagen so sehr ans Herz gewachsen war.
 

"Jessica... Ich... Ich bitte dich ungern um deine Hilfe, aber...". "Ich tu alles, L. Alles, was du von mir willst" rief die junge Frau dazwischen, ballte ihre Fäuste und sah entschlossen in die dunklen Augen des Detektiven. "Ich danke dir für dein Vertrauen und... Ich setze dich ungern dieser Gefahr aus, aber... Ich hoffe, dass dieser heimtückische Plan funktioniert und kein Menschenleben fordert" murmelte der Schwarzhaarige, erhob sich vom Drehstuhl und blickte wieder zum Bildschirm auf.
 

"Watari... Stufe Fünf wird eingeleitet". "Sind sie sicher? Sie spielen mit Jessica's Leben" rief der ältere Mann empört von dieser Idee. Sicher, dieser Plan klappte meist und diesmal standen die Chancen auch nicht schlecht, aber es konnte immer etwas schief gehen, oder? Was war denn, wenn die Mafia nicht eine Sekunde zögerte und die junge Frau sofort erschossen wurde? Was war, wenn dieser Handel allein schon eine Falle war, nur um den Detektiven aus seinem Versteck zu locken.
 

"Wir haben nicht die Zeit, die wir benötigen, um einen geeigneten Doppelgänger zu finden, Watari. Wenn ich könnte, würde ich sie nicht dieser Gefahr aussetzen, aber nur so können wir erfolgreich aus dem Hinterhalt einen Angriff starten". Langsam begann die Schwarzhaarige zu verstehen, was L nicht wagte auszusprechen. Sie sollte sein Doppelgänger spielen? Für den Personenaustausch? Gut, wenn er das wollte, dann würde sie dies tun. Jessica vertraute seiner Strategie, obwohl sie natürlich auch ein wenig Angst verspürte. Sicher, es konnte auch etwas schief gehen, aber welcher Plan war schon ungefährlich?
 

"Sag mir bitte genau, was ich machen muss... Ich soll dein Doppelgänger sein, dass habe ich verstanden, aber... Was wirst du in dieser Zeit tun, wenn ich mich der Mafia stelle?". Ryuuzaki winkte sie zu sich, deutete ihr an, ihm zu folgen, da er nun zum Schlafzimmer wollte. Den Kleiderschrank dort öffnend, zog er rasch einen weißen Pullover und eine normale Jeans hervor. Diese Klamotten auf das Bett werfend, versuchte er seine Gedanken zu ordnen, um ihr seine Vorgehensweise genaustens zu erklären.
 

"Watari und ich werden im Hintergrund bleiben und auf einen günstigen Zeitpunkt warten. Keine Sorge, Jessica... Die englische Polizei hat bereits den gesamten Park umstellt und wenn auch nur ein Finger bei einem dieser Leute zuckt, wird er von Watari unschädlich gemacht. Ich möchte nur, dass Jule aus den Klauen der Mafia kommt". Ja, okay, bis hierhin hatte Jessica alles verstanden und noch immer war sie fest entschlossen, sein Doppelgänger zu sein. Jedoch fragte sie sich, was denn passierte, wenn die Mafia herausfand, dass sie gar nicht L war? Und wie kam sie dann anschließend wieder aus den Klauen dieser Leute?
 

"Vertrau mir... Ich lasse dich nicht im Stich und... Hier, die wirst du wohl aufsetzen müssen". Er hielt ihr eine Maske hin, damit sie ihr Gesicht bedecken konnte. Dazu nickend, jedoch noch immer gedanklich einige Fragen durchgehend, entschloss sie sich dazu, sich umzuziehen, während L das Schlafzimmer wieder verließ und nochmals alles mit Watari besprach. Ein waghalsiger Plan, wohl wahr, aber was blieb ihm denn übrig? Natürlich, eigentlich müsste er sich der Mafia selbst stellen, um eben Jule aus dieser gefährlichen Situation zu holen, aber würde er dies tun, dann könnte er der Mafia nicht das Handwerk legen. Er brauchte eine exakte Kopie von sich, welche für kurze Zeit Verwirrung stiften konnte.
 

Jule seufzte ein weiteres Mal, hörte dem Gespräch der drei Männern zu, welche eine ziemlich laute Diskussion miteinander führten. Es ging darum, ob L wirklich herkommen würde und ob sie nicht vielleicht einen Fehler begingen. Mttlerweile fragte sie sich auch, ob der Detektiv überhaupt zum Personenaustausch erscheinen würde. Es blieb nur noch eine halbe Stunde Zeit und dann musste doch etwas passieren. Entweder, man half ihr aus dieser gefährlichen Situation heraus, oder man brachte sie schließlich um die Ecke.
 

"We're surrounded" rief einer der Männer, was Jule stutzen ließ. Umzingelt? Ob Ryuuzaki dafür verantwortlich war? Bestimmt, jedoch fragte sich die Braunhaarige, was der junge Ermittler damit erreichen wollte. Sicher, die Mafia war nun umstellt, vermutlich von der englischen Polizei, aber Jule blieb in den Fängen dieser Männer. "Ryuuzaki... Was planst du nur?" murmelte sie leise, blickte wieder zu den Typen auf, welche sich nun berieten.
 

"Du wirkst nervös, Jessica... Beruhige dich und befolge das, was wir vorhin besprochen haben, in Ordnung?". Jessica nickte leicht, versuchte ihre angespannten Muskeln etwas zu lockern und blickte wieder zum Geschehen, welches sich durch die dichten Blätter erkennen konnte. Wahrlich, die junge Frau kämpfte mit ihrer Angst, welche ihren Körper erzittern ließ. Am liebsten würde sie nun einen Rückzieher machen, weil ihr langsam auch schlecht wurde, aber sie wollte Ryuuzaki nicht enttäuschen. Schließlich war sie es gewesen, welche gemeint hatte, sie würde alles für L tun, oder?
 

Watari stand hinter der jungen Frau und bedachte sie mit einem sorgenvollen Blick. Ob Jessica dieser Aufgabe wirklich gewachsen war? Ryuuzaki sollte seinen Plan nochmals überdenken, denn Jessica stieß schon jetzt an die Grenze der Belastbarkeit. "L, ich denke...". "Ich weiß... Ich hege auch Zweifel und vielleicht sollte ich mich doch persönlich der Gefahr aussetzen" unterbrach der Schwarzhaarige den älteren Mann. Seine dunkelbraunen Augen ruhten auf Jessica's Körper, welcher noch immer leicht zitterte. Unmöglich, er konnte die junge Frau nicht gehen lassen, wenn er nicht wollte, dass ihr wirklich etwas passierte.
 

"Watari, passen sie auf Jessica auf... Ich werde ihren Part übernehmen und...". Eine Hand umschloss die seine, spürte er deutlich ein leichtes Zittern und dennoch auch eine gewisse Entschlossenheit. "Keine Sorge... Ich habe Angst und mir ist total schlecht, dass gebe ich offen und ehrlich zu, aber... Ich mache das schon, L. Ich vertraue deinen Worten und... Ich rede zuviel, nicht wahr?". Noch immer zweifelte Ryuuzaki, doch schien sich die Schwarzhaarige allmählich zu entspannen, was ihn persönlich doch sehr verwunderte.
 

"Ich mache das schon... Jule hat genug gelitten, oder nicht?". Leicht lächelte Jessica, versuchte ihre Angst nun zu unterdrücken, ehe sie die lustige Maske auffsetzte. Genügend Mut sammelnd, nickte sie dem Detektiven und auch Watari zu, atmete nochmals tief durch, bevor sie sich durch die Büsche zwängte und geradewegs auf die drei Männer zusteuerte. Hoffentlich klappte auch alles und die Mafia ließ sich verwirren, denn sonst sah ihre Zukunft wohl nicht so rosig aus.
 

Jule traute ihren Augen kaum, als sie plötzlich diese gebeugte Gestalt erblickte, wollte gerade von der Bank aufspringen, auf welche sie schon die ganze Zeit saß, als sie von Hinten gepackt wurde und im nächsten Moment eine Waffe an ihrem Kopf spürte. "Ryuuzaki... Das ist eine Falle" rief sie dem Ermittler zu, ging sie doch davon aus, dass es sich um L handeln musste, ehe die Gestalt Halt machte.
 

"Ich wusste, dass es sich um eine Falle handelt... Sie wollen L nur haben, um ihn anschließend zu töten. Und das nur, weil der Mafiaboss durch diesen dummen Hinweis verhaftet wurde. Wie kommen die eigentlich dazu, Jule gefangen zu nehmen? Woher wussten die Typen überhaupt, dass wir mit L in Kontakt stehen?". Jessica blickte gelassen zu den drei Männern rüber, welche sich ihr nun zuwandten und ein hämisches Grinsen auflegten. Scheinbar freuten sich die Herrschaften, dass ihr Opfer dem Handel zugestimmt hatte, obwohl sie nicht die Person war, welche nun eigentlich hier stehen sollte. Moment, demnach klappte die Maskerade doch auch, oder? Die Mafia schien wirklich in den Glauben zu sein, L, der Meisterdetektiv, stünde nun vor ihnen.
 

"Halten sie sich bereit, Watari... Bis jetzt ist alles nach Plan verlaufen und diese feinen Herren scheinen wirklich davon auszugehen, dass ich mich ihnen nun gestellt habe". Der ältere Herr nickte dem zu, legte sein Gewehr an und sah mit wachsamen Augen dem Geschehen zu, während Ryuuzaki sich weiter vor schlich, um den Worten zu folgen, welche nun ertönten. Was sagte der Typ da? Er wolle Rache dafür, dass er ihren Boss bei der englischen Polizei verpfiffen hatte? Lächerlich, so fand Ryuuzaki zumindest, versteckte sich nun hinter einem Baum und lauschte erneut den Worten.
 

"Let her go... You want me, or not?" murmelte Jessica leise, hatte ihre Stimmlage ein wenig verstellt und hoffte einfach, dass sie durch diesen Fehler nicht erkannt worden war. Jule stutzte, denn diese Stimme war nicht die, welche sie erwartet hatte, weswegen sie einen verwunderten Blick auflegte. Diese Gestalt, welche in einiger Entfernungen zu ihnen stand, war keinesfalls L. Nein, nun fiel bei ihr der Groschen, doch fragte sich Jule schon, warum Jessica sich dieser Gefahr aussetzte. Warum kam Ryuuzaki nicht persönlich und schickte stattdessen Jessica? Sie war doch in Gefahr, oder nicht?
 

"No... First, show me your Face, L" kam rasch eine Erwiderung, welche die Schwarzhaarige erzittern ließ. Verdammt, warum musste diese Situation eintreten? Nun wurde es gefährlich, auch wenn sie wusste, dass Watari im Hintergrund aufpasste. Nur ein Fehler, eine Sekunde der Verzögerung und sie würde sich im Himmel wiederfinden, falls es so etwas überhaupt gab.
 

Langsam erhob die junge Frau ihre Hand, zog die Maske von ihrem Gesicht und zeigte sich zu erkennen. Jule's Augen weiteten sich, ehe sie versuchte, sich aus diesem Griff zu befreien. "Lass los, verdammter Mistkerl. Jessica, hau ab, hörst du? Wieso bist du hier? Was soll das? Wo ist Ryuuzaki?" brüllte Jule lautstark, trat dem Mann hinter sich auf dem Fuß, welcher dadurch einen schmerzlichen Laut von sich gab. Die Waffe noch näher an ihre Schläfe drückend, schluckte die Braunhaarige, sah jedoch weiterhin zu ihrer Freundin, welche nun zu Boden blickte.
 

"Mach dir keine Sorgen... Ich vertraue ihm. Ich... Ich liebe ihn und...". Ein Knall ertönte und einer der Männer sank zu Boden, hielt sich seinen Knöchel, da dieser wohl schmerzte. Ein Schuss war gefallen, doch fragte sich Jessica, warum so plötzlich? Als sie den Mann genauer betrachtete, bemerkte sie, wie er seine Waffe hatte fallen lassen. Hatte er etwa vorgehabt, auf sie zu schießen? Dann hatte wohl Watari geschossen, um ihr zu helfen, oder? Dankbar blickte sie in die Richtung, in der sie Watari vermutete, ehe sie erneut den Mann fixierte.
 

Ryuuzaki hatte sich im ersten Moment erschrocken, doch nun wollte er auch in Aktion treten, da die zwei restlichen Männer damit beschäftigt waren, ihren Kumpel zu helfen und Jule nun auch nebensächlich erschien. Der perfekte Zeitpunkt, um einen Überraschungsangriff zu starten. "Watari... Die Polizei kann nun den Zugriff starten". Ein leises 'Sehr wohl' erklang es an L's Ohr, ehe er zum Angriff überging.
 

Mit schnellen Schritten hatte er Jule erreicht, ergriff ihren Arm und zog sie mit grober Gewalt mit sich. Jessica nickte er nur kurz zu, da diese den weiteren Verlauf ihres Planes doch wusste, weswegen er sich mit der Braunhaarigen beeilte, um wieder in Sicherheit zu sein. "There he is... Fire...". Wieder ertönte ein Schuss, doch diesmal war Watari zu langsam gewesen, um die Handlung verhindern zu können. Ryuuzaki zuckte unter Schmerz zusammen, ergriff seinen linken Arm und bemerkte, wie sich sein weißer Pullover mit Blut tränkte. Ein Streifschuss, nicht weiter schlimm, dachte er und zog Jule einfach weiter mit sich, nachdem er den Schockmoment überwunden hatte.
 

Plötzlich ging alles ganz schnell und ehe sich Jessica ebenfalls in Sicherheit bringen konnte, wurde sie und die drei Männer umzingelt. Jessica konnte die vielen Polizisten nicht mal zählen, sah sich interessiert um und sah dabei zu, wie die Männer von der Mafia mit Handschellen versehen wurden. Sie seufzte, ließ sich auf die Knie fallen und atmete tief durch. Welch Schock sie eben erlitten hatte, konnte sie nicht beschreiben. Allein das Blut, welches den weißen Pullover Ryuuzaki's plötzlich rötlich verfärbt hatte, hatte ihr einen Schrecken eingejagt. Gott, sie wollte jetzt nur noch nach Hause, oder eher gesagt, zu L und endlich dieses Erlebnis verdrängen.
 

"Kommen sie, Jessica. L wartet am besprochenen Ort auf uns. Ist mit ihnen alles in Ordnung?". Leicht nickte die Schwarzhaarige, ließ sich von Watari auf die Beine ziehen, ehe ihr plötzlich schwummrig wurde. Sie sah nicht mehr das geschockte Gesicht des alten Mannes, welcher ihren Fall abfing und sie schließlich auf seine Arme hob. Nein, dieses Erlebnis hatte all ihre Kräfte gefordert und so ergab sie sich der Schwärze, welche allmählich ihr Bewusstsein umhüllte. Ruhe, sie wollte einfach nur noch Ruhe.

Vertrauensbruch!

"Watari... Binden sie den Verband nicht zu fest. Sie schnüren mir meinen Arm noch ab" maulte Ryuuzaki und sah mit wachsamen Augen dabei zu, wie der ältere Herr seine Schusswunde versorgte. L machte Watari keinen Vorwurf, denn nicht alles hatte perfekt laufen können. Allein deswegen, weil Jessica durch die ganzen Strapazen das Bewusstsein verloren hatte. Ob ihr Schock wirklich so tief gesessen hatte, aufgrund der Tatsache, weil er eben angeschossen worden war? Ja, dieser Verdacht lag nahe, denn er sah noch immer ihr geschocktes Gesicht vor Augen.
 

"Wie konntest du Jessica nur dieser Gefahr aussetzen? Ihr hätte wirklich etwas passieren können". Ja, die Braunhaarige war wütend, denn bei diesem waghalsigen Plan hätte ihre Freundin sterben können. So etwas Verantwortungsloses war ihr wirklich noch nie untergekommen. "Ich finde auch, dass ihr Verhalten nicht geduldet werden darf, L. Sie haben selbst gesehen, wie Jessica mit der Situation überlastet gewesen ist. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich nur aus Liebe zu ihnen dazu gezwungen hat" gab auch Watari seine Meinung dazu ab und befestigte den Verband um Ryuuzaki's Arm.
 

"Ja, der Meinung bin ich mittlerweile auch und ich bereue es, sie um diesen Gefallen gebeten zu haben. Ich... Es tut mir leid... Nach ihrer körperlichen Reaktion ist mir klar geworden, dass ich eine Frau solch einer Gefahr nicht aussetzen darf. In Zukunft werde ich sie nicht mehr um ihre Hilfe bitten". Jule seufzte, denn sie glaubte seinen Worten und seiner Entschuldigung. Ja, es tat L wirklich leid, dass konnte die Braunhaarige ihm ansehen.
 

Auch Watari schien mit dieser Entschuldigung zufrieden zu sein, denn er legte ein liebevolles Lächeln auf und nickte dem jungen Ermittler zu. Mit diesem Wissen, dass L so etwas in Zukunft nicht mehr machen würde, verließ Watari schließlich die Räumlichkeiten Ryuuzaki's und ließ Jule mit dem Schwarzhaarigen allein zurück. Sicherlich war allerhand Gesprächsbedarf da, denn Jule schien einige Fragen zu haben, oder etwa nicht?
 

"Übrigens... Es war sehr klug von dir, den Gürtel unter deinem Nachthemd zu tragen". Jule kratzte sich verlegen am Kopf, da sie sich eigentlich nichts dabei gedacht hatte. Es war eine Intuition gewesen, deswegen hatte sie den Gürtel getragen. Ein Glück, sonst hätte man sie vermutlich nicht so schnell finden können, oder? Nun wollte die Braunhaarige jedoch andere Dinge wissen, weswegen sie ihre Hand sinken ließ und einen ernsteren Blick auflegte.
 

"Du weißt von Jessica's Gefühlen, nicht wahr?". Ein Nicken beantwortete Jule's Frage und ließ sie nachdenklich werden. War Ryuuzaki von allein auf diesen Gedanken gekommen, oder hatte Jessica ihre Gefühle offenbart? Zu gern hätte sie ihm diese Frage gestellt, doch durchbrach der Detektiv plötzlich die Stille, indem er eine seltsame Frage stellte. "Darf ich dich küssen, Jule? Ich möchte etwas in Erfahrung bringen".
 

Erst glaubte Jule, sich verhört zu haben, doch als sie seinen ernsten Blick begegnete, schluckte sie laut, während die Braunhaarige einen rötlichen Schimmer auf ihren Wangen spürte. L wollte sie küssen, um etwas in Erfahrung zu bringen? Warum? Was wollte er denn in Erfahrung bringen? "Wie? Warum willst du mich küssen? Frag doch lieber Jess, okay? Sie lässt sich bestimmt gern von dir küssen". Nicht, dass sie ihn abstoßend fand. Nein, sie mochte ihn auch und sagte auch ungern nein, aber in ihren Augen wäre ein Kuss falsch.
 

"Versteh mich bitte nicht falsch, Jule. Ich will dich nur küssen, weil ich herausfinden will, ob du die gleichen Gefühle in mir auslösen kannst, wie es Jessica kann". So meinte er das also? Nun, wenn sie ihm damit half, vielleicht seine Gefühle einordnen zu können, würde sie ihm diesen Gefallen tun. Jedoch nur, wenn Jessica hiervon nichts erfuhr, denn ihre Freundin könnte diesen Testkuss vielleicht falsch verstehen, oder?
 

"Okay, ich werde dir diesen Gefallen tun, aber du musst mir versprechen, dass Jessica nichts erfährt, ja?". Ryuuzaki nickte dem zu, da er nicht vorgehabt hatte, der Schwarzhaarigen von seiner Bitte zu erzählen. Nein, er wusste sehr wohl, er würde der jungen Frau damit das Herz vermutlich brechen.
 

"Du hast mein Wort" murmelte L nochmals bestätigend, wendete sich Jule nun ganz zu, ehe er seine Hände erhob und diese auf den Schultern der Braunhaarigen sanft ablegte. Mit ebenso sanfter Gewalt, zog er Jule näher zu sich, überlegte nochmals, ehe er für sich zustimmend nickte und seine Lippen schließlich hauchzart auf den ihren legte. L brauchte einfach Klarheit, musste endlich mit seinen Gefühlen ins Reine kommen, um für sich selbst eine vernünftige Entscheidung treffen zu können.
 

Jule war überwältigt von der Weichheit seiner Lippen, verlor sich beinahe in ihren Kuss, welcher auf einmal leidenschaftlicher wurde. Sie gewährte seiner stummen Geste, gewährte ihm Einlass, da er bettelnd danach verlangte. Sofort spürte sie seine gierige Zunge in ihrer Mundhöhle, ließ ihn seine Erforschungstour beenden, ehe sie seinen Zungenkuss langsam erwiderte. Dieser leidenschaftliche Kuss, dachte sie, ließ in ihr wohlige Gefühle aufkeimen, welche sie zu übermannen drohten. Wie schaffte er das nur? Liebte Jessica deswegen seine Nähe so sehr, weil er solche Gefühle erwecken konnte?
 

"Ich empfinde nicht das Gleiche bei Jule... Nur Jessica kann in mir dieses wohlige Gefühl erwecken und mir den Verstand rauben" war Ryuuzaki's Erkenntnis, weswegen er sich von der Braunhaarigen löste und ihr nur kurz in die Augen blickte. "Und?" wollte Jule wissen, denn sein Blick sagte eigentlich schon alles aus. Er empfand wohl nicht die gleichen Gefühle, wie bei ihrer Freundin, oder?
 

"Ich...". "Entschuldigung... Ich störe wohl, oder? Ihr wollt bestimmt allein sein" erklang eine leise Stimme von der Schlafzimmertür, welche der Braunhaarigen einen Schock einbrachte. Verwundert und doch mit einer gewissen Angst sah Jule in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war, ehe sie ihre Freundin erblickte, welche im Türrahmen stand. Auf ihren Lippen trug sie ein leichtes Lächeln, doch wer Jessica kannte, wusste sofort, dass ihr Lächeln nur aufgesetzt war, um ihre wahren Gefühle zu verbergen.
 

"L... Ich kam damit klar, dass du mich nicht liebst, aber... Ich dachte, du hast wenigstens genügend Mut, um mir zu sagen, dass du Jule lieber magst... Ich bin naiv und dumm in deinen Augen, nicht wahr?". Ryuuzaki sah ebenso erschrocken zu Jessica rüber, konnte sich nicht einen einzigen Zentimeter rühren und hörte ihren Worten zu. Nein, sie sollte diesen Kuss nicht falsch verstehen und vor allem nicht solch eine Meinung von ihm haben. Der Kuss eben war bedeutungslos und hatte nur der Aufklärung gedient. Er fühlte nichts für Jule, sondern sah sie nur als eine Freundin an.
 

Schließlich sprang Jule überhastet auf, lief zu ihrer Freundin und ergriff deren Schultern. "Nein... Ich habe nichts mit Ryuuzaki, Jess. Er hat mich um einen Gefallen gebeten und ich...". "Sicher... Ich weiß genau, dass du ihn auch magst, Jule... Du hast nur auf diese Gelegenheit gewartet, denn insgeheim wolltest du ihn doch auch. Du hast auch bessere Chancen, weil du mit einem normalen Aussehen geboren worden bist und ich eben... Ich...". Es gelang der Schwarzhaarigen einfach nicht, ihren Satz zu beenden, da nun etliche Tränen über ihre Wangen rollten und sich einen Weg zum Boden suchten. Wieso konnte sie ihren Schmerz nicht länger verbergen, obwohl es ihr vor wenigen Sekunden noch gelungen war? War ihr doch egal, was Jule und L zusammen machten, wenn sie mal für wenige Stunden der Bewusstlosigkeit erlag. Es war ihr verdammt noch mal egal.
 

Nun stand auch der Detektiv auf, lief langsam auf die jungen Frauen zu und sah Jule dabei fordernd an. Nicht sie sollte dieses Missverständnis erklären, sondern er. Jessica liebte ihn und er müsse ihr nun erklären, was es mit dem Kuss auf sich hatte. Für ihn bedeutete dieser blöde Kuss nichts, sondern diente wirklich nur der Aufklärung seiner Empfindungen. Er mochte Jessica und wollte nicht, dass diese nun dachte, er würde nur mit ihren Gefühlen spielen.
 

Vor der jungen Frau blieb er schließlich stehen, erhob seine rechte Hand und legte diese auf Jessica's Wange. Seicht fuhr er mit dem Daumen über die weiche Haut, beseitigte die salzigen Tränen, welche unaufhaltsam über ihre Wangen rollten. Sie litt so sehr darunter, ihn mit Jule so gesehen zu haben, weswegen er ihr schnell sagen musste, was es mit dem Kuss eben auf sich hatte.
 

"Du bist nicht naiv und auch nicht dumm... Ich habe Jule um einen Gefallen gebeten, weil ich etwas herausfinden wollte und...". Brutal schlug Jessica seine Hand beiseite, kehrte ihm den Rücken zu und erhob ihre Hände, welche sie rasch an ihre Ohren legte. Nein, sie wollte keine dumme Ausrede hören. Wieso tat man ihr nur Weh? Wieso beließ es L nicht einfach dabei? Er hatte Jule geküsst, sehr intensiv sogar und nun versuchte er mit einer Ausrede aus dieser Nummer zu kommen. Jessica sah ein, dass Ryuuzaki auch nur ein Mann war. Ein Mann, welcher genauso sein konnte, wie die restlichen Männer auf der Welt.
 

"Jess... Hör ihm bitte zu... Wir wollten dich doch nicht hintergehen" versuchte es Jule und ergriff eine der Hände der Schwarzhaarigen, schloss diese in ihre Hände und zwang ihre Freundin zur Vernunft. Sicher, es musste bestimmt sehr eindeutig ausgesehen haben, aber der Kuss bedeutete weder ihr etwas, noch L. Der Detektiv hatte doch nur herausfinden wollen, ob die Braunhaarige die gleiche Wirkung auf ihn ausüben konnte, wie es Jessica meist schaffte.
 

"Hör zu, Jess... Ryuuzaki wollte nur herausfinden, ob er die gleichen Gefühle empfindet, wenn er mich küsst. Er hat mich drum gebeten und... Ich habe ihm diesen Gefallen getan, weil ich dachte, ich könnte ihm damit helfen, verstehst du das?". Ryuuzaki sah noch immer auf seine Hand, welche eben so hart von der Schwarzhaarigen beiseite geschlagen worden war. Die junge Frau war wütend und schien auch nichts mehr hören zu wollen. Dabei hatte er nun Klarheit und wusste, dass nur Jessica diese Gefühle in ihm auslösen konnte.
 

"Bestimmt nur eine billige Ausrede... Ich... Ich gehe zum Hotel zurück und will meine Ruhe haben, ja? Bleib du hier bei L und werde mit ihm glücklich, Jule. Ich brauche dich nicht". Nach diesen Worten machte die Schwarzhaarige wirklich Anstalten, L's Räumlichkeiten zu verlassen, doch kam sie nicht weit, da sie eine Hand um ihr Handgelenk spürte, welche sie von weiteren Schritten abhielt. Wütend starrte sie zur Hand hinab, folgte dem Arm und sah schließlich Ryuuzaki an, welcher nicht den Anschein machte, sie loslassen zu wollen. Warum? Es reichte ihr wirklich. Sie wollte nicht länger stören und endlich ihre Ruhe haben.
 

"Ich kann dich nicht gehen lassen, Jessica... Die Mafia wartet nur auf solch einen Moment und außerdem... Ich will nicht, dass du in diesem Zustand gehst. Wenn du schon nicht Jule glaubst, dann glaube wenigstens mir". Wieder wendete Jessica Gewalt an, doch schien er sie nicht loslassen zu wollen, weswegen es im nächsten Moment laut klatschte. Verwundert sah L in die blauen Augen der jungen Frau, glaubte er einfach nicht, dass er gerade eine Ohrfeige von Jessica bekommen hatte. War sie wirklich so wütend und verletzt?
 

"Ich soll dir glauben? Dein dummes Geschwafel kannst du dir schenken, L. Du hast es schon immer verstanden, mit Gefühlen anderer Menschen zu spielen und sie für deinen eigenen Vorteil zu nutzen. Ich weiß sehr wohl, dass du bereit bist, über Leichen zu gehen, wenn es die Situation erfordert. Wahrscheinlich hast du dir gedacht 'Warum nicht? Jessica ist in mich verliebt und ich bin neugierig auf so manche Dinge'. Ja, du hast mich einfach nur ausgenutzt, obwohl es mir von Anfang an hätte klar sein müssen". Erneut startete Jessica einen Fluchtversuch, wurde jedoch nun grob beim Handgelenk ergriffen und ins Schlafzimmer gezerrt. Mit Gebrüll und Gekreische wehrte sich die junge Frau, wurde daraufhin aufs Bett geworfen, ehe sie ein Gewicht auf sich spürte.
 

"Jule... Geh zu Watari und sag ihm, dass er sämtliche Kamera's ausschalten soll. Du gehst anschließend in dein Zimmer, in Ordnung? Jetzt ist meine Überzeugungskraft gefragt". Die Angesprochene nickte leicht, besah sich Jessica, welche ihren Kopf zur Seite neigte, um L nicht länger ansehen zu müssen. Es ging nicht anders, da ihre Freundin ihnen nicht glaubte. Hoffentlich wusste L, was er da tat. Jessica sollte nicht so von Jule und Ryuuzaki denken, denn sie hatten ihrer Freundin nichts Böses gewollt, wirklich nicht.
 

"Jessica, beruhige dich und hör mir zu... Bitte". "Nein, ich will deine Ausreden nicht hören. Geh doch einfach zu Jule und mach mit ihr rum. Es ist mir egal, ob du mit ihr schläfst, oder nicht. Ich bin es gewohnt, verletzt zu werden, verstehst du? Nimm keine Rücksicht auf mich". Ryuuzaki schüttelte seinen Kopf, hielt ihre Hände eisern fest und sah ihr fest in die verweinten Augen. Sie durfte nicht so von ihm denken. Er hatte nichts mit Jule und würde auch nie etwas mit ihr haben. L wollte nicht, dass Jessica solche Dinge dachte und sich nun in einen Gedanken verrannte, welcher nicht der Wahrheit entsprach.
 

"Jessy... Ich... Ich fühle mich aber nur bei dir so wohl und geborgen. Ich möchte mit keiner Person rummachen, außer mit dir... Ich habe Jule nur um diesen Kuss gebeten, weil ich mir sicher sein wollte, dass ich mich nur bei dir so fühle... Natürlich muss es seltsam ausgesehen haben, aber ich sage die Wahrheit. Wie kann ich meine Worte beweisen?". Jessica verstummte augenblicklich, hielt still und sah ihm ebenso so schweigsam in die dunkelbraunen Augen. Konnte sie seinen Worten wirklich glauben? Jule hatte auch so etwas behauptet, aber sagten L und ihre Freundin wirklich die Wahrheit?
 

"Glaub mir, Jessy... Keine Frau interessiert mich mehr, als du es tust... Sag das nie wieder, ja? Sag nie wieder, dass du wegen deines Aussehens keine Chancen bei mir hättest... Das stimmt nicht und ich mag dich doch so, wie du bist. Ich weiß, der Anblick eben war bestimmt verletzend, aber ich wollte doch wirklich nur herausfinden, ob Jule auch diese Gefühle in mir auslösen kann. Tatsache ist, sie kann es nicht. Du bist die einzige Frau, die das kann und deswegen... Am liebsten...". Nein, er durfte seine Bitte, seinen Wunsch, welchen er hegte, nicht äußern. Er durfte seinem Egoismus nicht die Oberhand gewinnen lassen, denn er liebte sie nicht. Oder liebte er sie doch? Machte er sich deswegen nun die Mühe, um ihr Vertrauen zurück zu gewinnen?
 

"Du kannst auch anders und deswegen fällt es mir schwer, dir zu glauben... Du zögerst nicht, wenn eine Situation es erfordert, mit Gefühlen zu spielen. Du weißt, dass ich Recht habe und...". "Ja, da hast du Recht, aber... Wieso sollte ich mit dir spielen? Du bist doch kein Tatverdächtiger, von dem ich ein Geständnis erzwingen will. Deine Worte eben waren auch sehr verletzend, aber... Es stimmt, am Anfang war ich neugierig, aber mittlerweile ist es nicht mehr nur Neugier. Am liebsten würde ich meinen Wunsch einfach äußern, aber dann würde ich meinen Egoismus freien Lauf lassen". Ryuuzaki ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken, schloss seine Augen und umarmte sie fest. Verdammt, wieso fühlte er sich auf einmal so beschissen? Wieso überkam ihm das Gefühl, als müsse er nun selbst in Tränen ausbrechen?
 

"Ich dachte vorhin wirklich, ich sei im falschen Film... Erst sagst du mir so viele nette Dinge, machst mir sogar Komplimente und dann so was... Vorhin wollte ich eigentlich nur raus, aber nicht mal das durfte ich. Du hältst mich einfach fest, obwohl es dir egal sein könnte. In ein paar Stunden bin ich eh nicht mehr da, also macht es auch keinen Unterschied". Jessica klang gleichgültig, doch liefen ihr wieder einige Tränen an den Wangen hinunter, welche in dem Stoff des Kissens verschwanden. Ja, der Morgen graute schon und der letzte Tag würde bald beginnen. Zudem fühlte sie sich noch sehr müde und würde vermutlich noch ein bisschen Schlaf nachholen müssen. Bald würde sie London verlassen, würde L verlassen, obwohl sie das nicht wollte. Dieser Abschied würde so verdammt schmerzen. So sehr, dass Jessica nicht wusste, wie ihre Zukunft nach diesem Urlaub aussehen sollte.
 

"Bitte... Sprich nicht davon... Du wirst mir so unsagbar fehlen, Jessy. Ich möchte nicht, dass du gehst, aber ich habe auch nicht das Recht, zu sagen, dass du bleiben sollst. Dazu müsste ich mehr empfinden. Ich möchte dich nicht verlieren, obwohl mir nicht das Recht zusteht, so etwas zu behaupten". Irrte sich Jessica, oder verriet L nun seinen sehnlichsten Wunsch? Eben hatte sie nicht fragen wollen, da sie seinen Wunsch sehr wohl erahnte, aber warum sprach er es nun doch aus? Und warum sagte er, ihm stünde dieses Recht nicht zu? Nur weil er der Meinung war, er würde egoistisch klingen? Hatte nicht jeder Mensch das Recht dazu, einmal in seinem Leben egoistisch zu sein?
 

"Du wirst mir auch fehlen, L... Ich möchte gern bei dir bleiben, wirklich... Auch wenn du mich nicht liebst, ich würde trotzdem bei dir bleiben wollen, weil du eben ein besonderer Mensch in meinen Augen bist". Ryuuzaki hob seinen Kopf, sah die junge Frau lange in die noch verweinten Augen, ehe er ihre Lippen in Besitz nahm. Ja, er wusste sehr wohl, dass sie bei ihm bleiben wollte, aber dieses Opfer durfte er von ihr nicht abverlangen. Er wollte nicht egoistisch sein und ihr normales Leben mit einem Schlag verändern. Sie sollte ein sorgenfreies Leben in ihrem Land führen, ohne Gefahren und ohne ihn.
 

Jessica grinste in ihren Kuss hinein, ehe sie ihren Namen, welchen er vorhin schon einige Male ausgesprochen hatte, immer wieder in Erinnerung rief. Er hatte sie 'Jessy' genannt, was er eigentlich sonst nie tat. Warum? Mochte er sie doch mehr, als er sich eingestehen wollte? Entwickelte sich bei ihm Liebe und L bemerkte dies nicht mal? Konnte sie nochmals ihr Vertrauen schenken, obwohl sie sich vorhin so sehr erschrocken hatte?
 

"Vielleicht empfinde ich wirklich mehr für sie und kann meine Gefühle deswegen so schwer zuordnen? Es kribbelt angenehm in meinem Bauch, wenn sie mich berührt, wenn sie mir ein Lächeln schenkt und wenn ich ihr nahe sein darf. Was ist das? Ist das Liebe, oder bilde ich mir diese Gefühle im Endeffekt nur ein? Versuche ich einen Grund für mein Handeln zu finden?". Ryuuzaki wusste es nicht, keuchte in ihren Kuss hinein und ergab sich den sündhaften Empfindungen, welche seinen Körper durchströmten. Dieser Kuss und diese Hände, welche über seine Seiten glitten und sich ihren Weg unter seinen Pullover suchten. Warum stimulierten ihn diese Berührungen nur so sehr? Wieso wurde sein rationales Denken auf einmal wieder so sehr getrübt?
 

"L... Ich...". "Ich weiß... Ich möchte das auch. Zwar glaube ich, dass ich uns dadurch keinen sonderlich großen Gefallen tue, aber... Ich kann nicht widerstehen, Jessy. Ich will dich genauso, wie du mich" murmelte L leise, nahm ihren Hals in Beschlag und verteilte hauchzarte Küsse auf dieser weichen Haut. Er konnte dem Verlangen nach ihr nicht mehr widerstehen und er spürte deutlich, dass es Jessica nicht anders erging. Ja, vermutlich machten sie einen Fehler, aber er würde es nicht bereuen können. Ebenso wenig wohl die Schwarzhaarige, welche ihre Beine um ihn schlang, um ihm einen möglichen Fluchtversuch zu erschweren. Jedoch würde er nicht fliehen, sondern diesmal einfach das tun, was seine Gefühle ihm sagten.
 

"Bitte sprich meinen Spitznamen immer so aus, L..." murmelte Jessica benommen und sah ihm tief in die Augen. Ryuuzaki erschauderte, als er diese gehauchten Worte vernahm und nickte zaghaft. "Jessy...". Die Schwarzhaarige bekam eine Gänsehaut, als er ihren Namen so lustvoll über die Lippen brachte, sah ein schelmisches Grinsen auf seinen Lippen, ehe sich ihre Nasenspitzen berührten. "Diesen Wunsch werde ich dir gern erfüllen" murmelte er leise, schloss die junge Frau noch enger in seine Arme und erntete dadurch einen leisen Seufzer.

Es soll wohl nicht sein!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schmerz!

"Wie bitte? Du bist einfach abgehauen? Warum, Jess?". Jule konnte ihre Freundin einfach nicht verstehen und vielleicht wollte sie es auch gar nicht. Wie hatte Jessica nur verschwinden können? Einfach so, ohne ein letztes richtiges Wort? Sie würde es doch hinterher nur bereuen, oder? Und Ryuuzaki? Nahm dieser die jetzige Situation einfach so hin, oder überlegte sich der Detektiv schon einen Grund, um Jessica vielleicht doch noch mal sehen zu können?
 

"Ich sagte doch, mein Herz blutet... Ich konnte nicht länger bei ihm bleiben, verstehst du das?". Die Braunhaarige nickte diesen Worten zwar zu, doch fand sie, dass die Schwarzhaarige völlig falsch gehandelt hatte. Der Schmerz in ihrem Herzen würde doch sowieso bleiben, oder? Ja, dessen war sich Jule sicher, erhob sich vom Bett, auf welchen sie schon die ganze Zeit gesessen hatte und blickte traurig zu ihrer Freundin hinab, welche auf dem Bett lag und mit ausdruckslosen Augen die Zimmerdecke fixierte.
 

"Du hast doch gesagt, dass Ryuuzaki gar nicht will, dass du gehst, oder? Glaubst du nicht, dass da ein Grund dahinter steckt? Außerdem hast du auch gesagt, dass er geweint hat. Ryuuzaki ist nicht gerade der Typ Mann, der bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbricht, findest du nicht auch?". Nun sah die Schwarzhaarige doch zu ihrer Freundin, welche sämliche Tatsachen auf den Tisch legte. Ja, die Braunhaarige mochte Recht haben, aber Jessica konnte unmöglich zurück, oder? Auf ihre Weise hatte sie sich verabschiedet und mehr konnte die junge Frau nun mal nicht tun. Es war besser so, für beide Parteien, jedenfalls war Jessica dieser Überzeugung.
 

"Es ist besser so, Jule...". "Nein, ist es nicht. Wäre zwischen euch nichts gelaufen, dann wäre ich deiner Meinung, aber du liegst hier und leidest still für dich. Wie sich Ryuuzaki im Moment fühlt, will ich ehrlich gesagt gar nicht erst wissen. Der morgige Tag macht mir am meisten Sorgen, weil dann über deine Zukunft entschieden wird". Wieso redete Jule nur soviel? Es konnte ihr doch egal sein, ob Jessica im Moment litt, oder eben nicht. Die junge Frau mochte einfach nicht mehr reden. Die Diskussion war für sie schon längst beendet.
 

"Ich bin deine Freundin, Jess... Meinst du, es bereitet mir Freude, wenn du so unter dieser Trennung leidest?". Die Schwarzhaarige schüttelte ihren Kopf, sah nun wieder hoch zur Zimmerdecke und dachte nach. Ja, Freundschaft verhalf Jule zu ihren Worten. Wie hätte Jessica diese Tatsache nur vergessen können?
 

"Du liebst ihn doch, oder?". "Natürlich... Sonst würde ich mir wohl kaum die Augen aus dem Kopf heulen". Ein sarkastisches Grinsen erschien auf Jessica's Lippen, während sie wieder zu ihrer Freundin blickte, welche nun ihre Arme vor der Brust verschränkte.
 

"Liebt er dich auch? Hast du Ryuuzaki gefragt?". Jessica sah verwundert drein, denn warum hätte sie L solch eine Frage stellen sollen? So etwas fragte man doch nicht so direkt, oder doch? Nach längerer Überlegung schüttelte Jessica schließlich ihren Kopf, hörte ein Seufzen von Jule, welche sich nun von der Schwarzhaarigen abwandte.
 

"Hast du dir die Frage gestellt, warum er möchte, dass du bei ihm bleibst?". "Er sagte, er möchte es einfach gerne, ob nun Liebe, oder nicht" erwiderte Jessica schnell und setzte sich auf. Was wollte Jule mit diesen Fragen nur erreichen? Jessica wollte nicht länger über die jetzige Situation nachdenken. Konnte Jule dies nicht verstehen?
 

"Vielleicht hat er gelogen, Jess... Vielleicht will er dich einfach nur nicht aus deinem geordneten Leben reißen. Er weiß, worauf er sich einlassen würde und deswegen könnte er den schmerzhafteren Weg gewählt haben". Was sagte Jule denn da? Ryuuzaki und Liebe für sie empfinden? Absurd. L wäre doch ehrlich zu ihr gewesen, oder nicht? Ja, denn er verlangte doch auch von ihr, dass sie ehrlich zu ihm war.
 

"Quatsch... Er möchte nur nicht egoistisch sein...". "Leb weiterhin in deiner Scheinwelt und verschließe die Augen vor der Wahrheit. Ich weiß nur, dass du deinen vorzeitigen Abschied bereuen wirst" murmelte Jule leise, kehrte ihrer Freundin den Rücken zu, ehe sie Geräusche hinter sich hörte und deswegen einen Blick über ihre Schulter warf. Wo wollte die Schwarzhaarige denn nun hin?
 

"Ich soll mir also Hoffnungen machen und mir vorstellen, dass L mich liebt? Du spinnst doch, Jule. Ich muss mir das nicht länger anhören, verstanden? Ich werde mir nun die Beine vertreten, also lass mich einfach in Ruhe". Wütend schlug Jessica die Tür hinter sich zu und ließ somit die Braunhaarige allein zurück. Sicher, vor Tagen hatte Jule noch andere Dinge gesagt, aber nun hatte sich die Sachlage verändert. Wer wusste denn schon, was Ryuuzaki in Wirklichkeit fühlte? Sollte Jule ihn fragen? Noch blieb ihr die Gelegenheit, war es nun erst später Nachmittag. Ja, vielleicht musste sie wirklich mit L über alles reden.
 

Mit diesen Gedanken schlüpfte Jule in ihre Schuhe, zog sich ihre Jacke über und verließ ebenfalls das Zimmer. Jessica hatte zwar keinen Schlüssel für das Zimmer, aber sie bräuchte, wenn sie wieder hier war, nur unten an der Rezeption fragen und die Hotelangestellten würden ihr dann die Türe öffnen. Jule würde nun den schnellsten Weg zu Ryuuzaki nehmen, um dessen momentanes Befinden zu ergründen. Er konnte doch unmöglich mit der jetzigen Situation zufrieden sein, oder?
 

L saß schon seit geraumer Zeit auf seinem Drehstuhl und stopfte immer wieder Süßes in sich rein, um den aufkommenden Schmerz zu verdrängen. Vorhin hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, Jessica zu folgen, doch hatte er sich letzten Endes dagegen entschieden. Die junge Frau hatte Abschied genommen, auf ihre Art und Weise und damit musste er sich zufrieden geben. Auch wenn Watari meinte, er solle ihr doch folgen und seine Gefühle offenbaren. Und dann? Was war dann? Er würde ihren Abschied nur noch schwerer machen, als ohnehin schon.
 

"L... Sie verpassen ihre Chance, vielleicht in ihrem Leben einmal glücklich zu werden. Wollen sie das?". Ryuuzaki schüttelte seinen Kopf, da er natürlich glücklich sein wollte, aber er konnte ihr seine Gefühle unmöglich beichten. Dann würde sie auf jeden Fall bleiben wollen und dies konnte L nicht verantworten. Er wollte sie in Sicherheit wissen, statt in ständiger Gefahr. Sie hatte eine Familie und Freunde in ihrem Land und Ryuuzaki wollte sie nicht aus ihrem normalen Leben reißen. Verstand Watari denn nicht? Er durfte das nicht tun, auch wenn er sich in sie verliebt hatte.
 

"Machen sie mir ihre Entscheidung verständlich" forderte der ältere Mann den Detektiven auf, sah ihn abschätzend über den Bildschirm an und wartete gespannt auf dessen Antwort, welche nicht lange auf sich warten ließ. "Ich kann nicht... Sie lebt in Deutschland und ich... Nirgendwo. Mein Wohnsitz ist da, wo die meisten Fälle sind, die ich bearbeite und... Ich will, dass sie in Sicherheit ist und ein normales Leben führen kann, verstehen sie? Bei mir... Ich kann ihr kein schönes Leben bieten". Watari seufzte und betrachtete für einige Sekunden einen toten Punkt, ehe er wieder den Schwarzhaarigen anblickte.
 

"Haben sie Jessica jemals gefragt, ob sie der gleichen Meinung ist? Es stimmt, sie können ihr kein normales Leben ermöglichen, aber da stellt sich mir die Frage, was die junge Dame unter einem normalen Leben versteht? Sie hat ihr Makel und sicherlich nie ein normales Leben führen können. Wäre es da nicht klug, nach Jessica's Meinung zu fragen?". Da mochte Watari Recht haben, aber er kannte Jessica's mögliche Antwort schon. Zu viele schlimme Erinnerungen hatte die Schwarzhaarige, von denen Ryuuzaki nicht mal wusste. Irgendwann hätte Jessica ihm sicherlich alles erzählt und gerade deswegen kam er zu dem Schluss, dass sie ihr Leben in ihrem Land gestalten sollte.
 

"Sie würde bei mir bleiben wollen, weil ich eben ein aufregendes Leben führe, obwohl das nicht stimmt. Wie oft bin ich allein in einem Raum, um über eine Lösung nachzudenken, Watari? Wie oft verlasse ich das Haus?". "Wieso zählen sie mir nun ihre negativen Angewohnheiten auf? Jessica ist sich im Bilde, mit wem sie sich da einlassen würde, also warum suchen sie nach Gründen, um ein Zusammentreffen zu verhindern?". Wenn Ryuuzaki ehrlich mit sich war, so wusste er das selbst nicht. Er wusste nur, dass sein Herz schmerzte. Das allein die Vorstellung schmerzte, weil Jessica morgen Mittag in den Flieger stieg, um aus seinem Leben zu verschwinden. Verdammt, er würde ihr gern sagen, dass sie bleiben sollte, dass er sich doch auch in sie verliebt hatte, doch sprachen so viele Dinge dagegen.
 

"L... Sie werden ihre Entscheidung bereuen und auch Jessica wird darunter leiden". "Verdammt, es funktioniert einfach nicht, Watari... Mag sein, dass ich eine Weile leiden werde und Jessica auch, aber so etwas geht vorbei...". Watari schüttelte seinen Kopf, als er diese lauten Worte von seinem Schützling erfuhr. Was machte sich L eigentlich vor? Dieser durchlebte gerade seine erste Liebe und diese Liebe ließe sich niemals vergessen. In zehn Jahren würde Ryuuzaki noch an die Schwarzhaarige denken und seine jetzige Entscheidung bereuen.
 

"Die erste Liebe bleibt für immer im Herzen eines Menschen. Wollen sie mir weismachen, dass sie in der Lage sind, Jessica jemals zu vergessen?". L stockte, ließ sich auf seinem Drehstuhl zurücksinken und kaute ungeduldig auf seinem Daumen herum. Erste Liebe. Nein, diese ließ sich nicht vergessen und er würde Jessica nicht vergessen können. Vor einigen Stunden hatte er sich noch so geborgen und wohl bei ihr gefühlt und nun? Nun war Jessica irgendwo draußen und dachte wohl auch nach, ob ihre Entscheidung denn richtig wäre.
 

"L... Jule steht vor der Haustür. Es scheint, dass sie mit ihnen reden möchte". "Öffnen sie ihr die Tür. Mit Jule konnte ich schon immer reden, denn sie hat mein Verhalten schon die ganze Zeit im Auge behalten. Möglich, dass sie meine Gefühle schon längst erahnt" murmelte Ryuuzaki leise, bekam die Bestätigung von Watari, ehe der Bildschirm sich verdunkelte. Wenige Minuten später öffnete sich die Tür hinter ihm und er musste nicht fragen, wer nun seine Räumlichkeiten betrat. Als er eine braunhaarige Frau neben sich erahnte, blickte er zu Jule auf, welche einen traurigen Eindruck auf ihn machte. Sah sie, dass er vor einigen Stunden noch geweint hatte? Sah sie den aufkommenden Schmerz in seinen Augen?
 

"Ich bin hier, weil ich mit dir reden muss und weil ich einige Fragen an dich habe, Ryuuzaki" erläuterte Jule leise, sah ihn noch immer in die dunklen Augen, welche sehr wohl tiefen Schmerz ausdrückten. Ihm fiel es schwer, seine sonst so emotionslose Maske aufrecht zu erhalten, aber er brauchte Jule auch nichts vormachen. Jessica hatte gesagt, wie sehr er geweint hatte, also musste er sich nicht verstellen. Solche Gefühle waren doch normal, vor allem, wenn man bedachte, dass der Abschied so falsch in ihren Augen war.
 

"Ich bin offen zu dir, ja? Ich erwarte deswegen, dass du auch ehrlich zu mir bist". Ein seichtes Nicken bekam sie von seiner Seite, ehe sie nach der ersten und gleichzeitig wichtigsten Frage in ihrem Kopf kramte. "Liebst du Jessica auch? Ich habe diesen Verdacht, weil Jessica meinte, dass du geweint hast... Warum du geweint hast, weiß ich nicht und du musst mir die Gründe auch nicht nennen, wenn du das gar nicht willst. Ich will nur meine Frage beantwortet bekommen".
 

L hatte es gewusst, Jule erahnte seine Gefühle, also musste er der Frau auch nichts vormachen. Wieder auf den Bildschirm starrend, welcher dunkel blieb, versuchte er eine vernünftige Antwort zu geben, ohne dabei irgendwie weinerlich zu klingen. Verdammt, es fiel dem Detektiven so unsagbar schwer, seine Fassung zu erhalten, weil sein Herz so fürchterlich schmerzte.
 

"Es ist mir zu spät bewusst geworden... Man sagt immer, dass man erst weiß, was man an einer Person hat, wenn es bereits zu spät ist. Ich bin auch nicht sofort drauf gekommen, sondern nur durch Watari's Hilfe... Vielleicht habe ich meine Gefühle auch nur verleugnet, weil ich wusste, dass es keine Zukunft für Jessica und mich gibt". Jule seufzte angestrengt, drehte seinen Stuhl in ihre Richtung und ging in die Hocke. Zu ihm aufsehend, versuchte sie seine momentanen Gefühle genauer zu ergründen, was ihr allerdings nicht wirklich gelang, da er seinen Blick senkte.
 

"Wieso sollte es keine Zukunft für euch geben? Du liebst Jessica und sie liebt dich. Was willst du mehr?". "Es geht mir darum, dass ich ihr kein wohlbehütetes Leben ermöglichen kann. Ich bin ein Privatdetektiv und arbeite im Geheimen. Denk an den Kira-Fall... Ich würde Jessica nur unnötig in Gefahr bringen und außerdem... Sie hat doch eine Familie und Freunde in ihrem Land... Ich würde ihr Leben zerstören". Jule legte einen verwunderten Blick auf, denn ihre Vermutung bestätigte sich. Obwohl sie ihn nicht so gut kannte, wie Jessica vielleicht schon längst, erahnte sie, wie er wohl über die momentane Lage dachte.
 

"Ich glaube kaum, dass Jessica der gleichen Meinung ist. Sie will aus ihrem jetzigen Leben raus, will die Diskrimminierung nicht länger ertragen müssen und würde gern ein neues Leben beginnen. Mag sein, dass du nicht immer Zeit für sie hast, denn deine Arbeit bedeutet dir sehr viel und es mag sein, dass es hin und wieder gefährlich wird, aber... Das sind dumme Gründe in meinen Augen, die du dir suchst". Dumme Gründe? Waren es wirklich dumme Gründe, nur weil er der Meinung war, eine junge Frau in Sicherheit zu wissen, aus Angst, er könne diese wertvolle Person verlieren? Durch eine Dummheit von ihm, wie vor einigen Stunden?
 

"Hör zu... Ich kann dich sowieso zu nichts zwingen, aber sag ihr bitte deine Gefühle, sonst wirst du es bereuen, glaub mir. Sag es ihr meinetwegen morgen Mittag am Flughafen, bevor wir abreisen, ja? Tu mir diesen Gefallen". "Dann wird sie bleiben wollen und das kann ich nicht verantworten" antwortete L ziemlich rasch, wurde nun in eine sanfte Umarmung gezogen und ließ sich an Jule's Brust drücken. Verdammt, durch diese Umarmung bröckelte seine Mauer, welche er versuchte, aufrecht zu erhalten. Vereinzelte Tränen bildeten sich in seinen Augen, liefen wenige Sekunden später an seinen Wangen hinab, ehe sie beim Kinn kurz hielten, nur um lautlos zu Boden zu tropfen. Verdammt, er wollte diesen Schmerz nicht mehr fühlen.
 

Leicht strich Jule ihm über den Rücken, versuchte ihn zu beruhigen, da seine Schultern so sehr bebten. Es fiel ihm so schwer, bei dieser dummen Meinung zu bleiben. Warum? Wieso machte es sich L so schwer, obwohl er dem Glück, seinem Glück, so nahe war? Wieso ließ er sich nicht von seiner bekloppten Meinung abbringen? Jessica würde vermutlich auch sagen, was für dumme Gründe er hier lieferte, oder?
 

"Wenn du es ihr nicht morgen Mittag sagst, dann muss ich es tun. Jessica ist meine Freundin und sie hat ein Recht darauf, von deinen wahren Gefühlen zu erfahren, hörst du? Du würdest doch auch wissen wollen, ob sie dich liebt, oder nicht?". Langsam nickte er, denn er hatte verloren. Er konnte nicht schweigen und müsse seine Gefühle gestehen. Und dennoch, was passierte dann? Würde Jessica trotzdem gehen, wenn er sie darum bat? Da kam ihm ein Gedanke, welcher sich schnell in seinem Gedächtnis ausbaute. Ja, wenn er es so tun würde, dann müsste er sich auch keine Sorgen machen, oder?
 

"Ich schreibe gleich einen Brief, den du ihr in die Tasche stecken wirst, Jule. Ich hoffe, dass sie den Brief erst findet, wenn ihr bereits gestartet seid. Sollte sie trotzdem zurückkehren, dann gewähre ich Jessica's Wunsch, bei mir zu bleiben". Jule löste sich ein wenig von ihm, sah ihn abschätzend an, da sie nicht verstehen konnte, warum er diesen umständlichen Weg gehen wollte. Okay, er war nun wenigstens bereit, seine Gefühle auf einem Stück Papier zu bringen und das war doch schon mal was, oder?
 

"Gut, ich werde genau das tun, was du willst, auch wenn ich es für besser halte, du würdest ihr deine Gefühle von Angesicht zu Angesicht beichten". Vielleicht war er auch zu schüchtern und traute sich diesen Schritt nicht? Nein, so sah er nicht aus, denn er hatte schon völlig schlimmere Dinge gemacht. Zum Beispiel gespannt und Jessica offen gesagt, dass er ihren Körper toll fand. Da waren drei magische Worte nichts dagegen, oder? Genau und außerdem hatte Jessica ihm doch bereits gestanden, dass sie L liebt.
 

Jessica lief schon seit einigen Stunden ziellos durch London und hatte sich nun verlaufen. Ein abgelegenes Gebiet tat sich ihr auf, sah ziemlich schäbig und verlassen aus und langsam fragte sich die Schwarzhaarige, wie sie nur hierher gekommen war. Nun, es war auch egal, denn so lange sie später den Weg zurück auf die belebten Straßen fand, war alles in bester Ordnung. Zur Not konnte sie Jule auch noch anrufen. Sollte dies nicht helfen, würde sie L kontaktieren, wobei sie dies, so gut es eben ging, vermeiden würde.
 

Ein Industriegebiet tat sich ihr auf, jedenfalls sah das graue Gebäude ziemlich verlassen und baufällig aus. Hier arbeitete wohl keiner mehr, oder? Als sie an dem großen Tor vorbei huschte, da ihr diese verlassene Gegend schon ein wenig unbehaglich erschien, fiel ihr ein Siegel auf, welches durchtrennt worden war. Beim genaueren Hinsehen wusste sie genau, um was für ein Siegel es sich hierbei handelte, aber wer würde solch ein Siegel durchtrennen?
 

"Ich glaube, dass sehe ich mir mal genauer an. Falls ich in Gefahr geraten sollte, habe ich noch den Gürtel und die Speziallverteidigung... Wer ist so dumm und durchtrennt ein Polizeisiegel?". Mit diesen Gedanken ging sie durch das große Tor, direkt auf eine große Stahltür zu, welche offen stand und spähte hinein. Nichts Verdächtiges zu erkennen, weswegen sie in die große Halle trat und einige Türen entdeckte. Okay, sie würde sich dieser gefährlichen Sache annehmen, ohne dabei auf ihr Leben zu achten. Hauptsache, der Schmerz in ihrer Brust hörte allmählich auf.

Kampfkunst nach Anweisung!

Bevor Jessica jedoch eine der Türen öffnete, hielt sie inne und sah nachdenklich an die hohe Decke. Wie würde L in dieser Situation vorgehen? Wenn die junge Frau ehrlich mit sich war, so wusste sie keine Antwort auf ihre Frage, denn sie hatte L noch nie in solch einer Situation erlebt. Jedenfalls nicht direkt, oder? Er ließ so etwas doch lieber von einigen FBI-Agenten machen und sah stumm über einen Monitor zu, um klare Anweisungen zu geben. Ja, so war er und nicht anders. Es kam eher selten vor, dass er persönlich zur Aktion schritt und sich somit selbst in Gefahr begab.
 

Leise Musik drang an ihr rechtes Ohr, hörte sie noch immer Musik auf ihrem MP3-Player, während sie mit dem linken Ohr, mit welches sie sowieso besser hören konnte, jeden Laut wahrnahm. Ihre Tasche öffnend, zog sie eine Maske hervor und legte dabei ein gehässiges Grinsen auf. Zu gut erinnerte sie sich, wie Ryuuzaki gemeint hatte, sie solle seine Maske zurück in den Kleiderschrank legen, doch hatte sie dies nicht getan. Warum denn auch? Diese Maske konnte ihr nun helfen, wie auch ihre geheime Waffe, welche sie hatte mitgehen lassen. Sicher, dies war eigentlich nicht ihre Art, aber sie wusste, hätte sie ihn gefragt, hätte er mit ihr duskutiert und letzten Endes 'Nein' gesagt.
 

"Du machst dir zu viele Sorgen um mich, L... Ich bin zwar nur eine Frau und bin beim letzten Mal mit der gesamten Situation überfordert gewesen, aber diesmal begebe ich mich bewusst dieser Gefahr aus. Wollen wir doch mal sehen, wer das Polizeisiegel durchtrennt hat" dachte sich Jessica insgeheim, setzte die Maske richtig auf und öffnete wahllos eine Tür und spähte vorsichtig hinein.
 

"Keiner zu sehen... Seltsam... Irgendwer muss doch hier unerlaubt eingedrungen sein, oder?". Sich im Raum umsehend, welcher ziemlich armselig wirkte, fielen ihr unzählige Kisten an einer Wand gestapelt auf. Was da wohl drin sein mochte? Nochmals blickte sie sich um, hörte keinen verdächtigen Laut, weswegen sie sich schleichend den Kisten näherte. Genauso leise öffnete sie einfach eine Kiste, ehe sich ihre Augen weiteten. Sie wusste, worum es sich hierbei handelte, doch diese Menge machte ihr schon ein wenig Angst.
 

"Das ist... Kokain... Ich würde das ja gern überprüfen, aber ich weiß nicht, wie Kokain schmeckt. Nach Puderzucker sieht das jedenfalls nicht aus" murmelte die Schwarzhaarige leise und zupfte sich ein Taschentuch aus der Hosentasche. Mit dieses hob sie ein ziemlich großes Bündel hoch, betrachtete dieses neugierig, ehe sie es vorsichtig zurücklegte. Nun, sah nach Drogenhandel aus, oder? Moment, waren in den anderen Kisten etwa auch nur Drogen, nur anderer Art vielleicht?
 

Eine weitere Kiste öffnend, entdeckte sie schließlich einige Waffen, von sehr kleinen Pistolen, bishin zu großen Gewehren. Also Drogen und Waffenhandel, wenn sich Jessica nicht irrte. Worauf war sie denn nun gestoßen? Solche Ware blieb doch sicherlich nicht unbeobachtet, oder? Sich nochmals umblickend, um nach möglichen Kamera's Ausschau zu halten, seufzte sie leise aus. Gut, hier waren keine Kamera's, soweit sie dies beurteilen konnte.
 

"Ich muss L sagen, wo ich mich befinde und was...". "Hey, who are you? What are you doing here?". Erschrocken fuhr Jessica herum und betrachtete einen schwarz gekleideten Mann, welcher ihr gleich zwei Fragen stellte. Wer sie war und was sie hier machte? Nun, sie hatte nur geschnüffelt, aber dies würde sie dem Kerl doch nicht auf die Nase binden. Er schien nicht bewaffnet zu sein, sondern eher verwundert und wütend. Toll, wie sollte sie nun L in Kenntnis setzen? Unauffällig zwei Mal auf die Gürtelschnalle drücken? Würde der Typ dies nicht bemerken?
 

"Are you... L?" wollte er noch verwunderter wissen, ehe sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. Jessica wusste nicht, ob sie ihm eine Antwort geben sollte, sah nur kurz an sich hinab, ehe sie wieder zum Typen blickte. Es war wirklich gut gewesen, die Klamotten nicht zu wechseln, denn nun zahlte sich alles aus. Ihre Liebe zahlte sich irgendwie aus, da sie durch den weißen Pullover und der normalen Jeans L ein wenig näher sein wollte.
 

Der Mann schien nach etwas zu suchen, was sich wenige Sekunden später als Funkgerät herausstellte. Er gab wohl seinen Freunden über Funk Bescheid, dass sie hier war und die Ware entdeckt hatte. Super und was sollte sie nun tun? Jessica wusste, ihre momentane Lage wurde sehr gefährlich und je länger sie zögerte, desto gefährlicher würde sie werden. Unauffällig drückte sie auf die Gürtelschnalle, gab somit das Signal an Watari weiter, welcher ihre Position an Ryuuzaki weitergeben würde. Insgeheim hatte sie schon eine Ahnung, mit wem sie es nun zutun hatte. Die restlichen Leute der Mafia. Wie konnte man nur so dumm sein und an den Tatort zurückkehren und das Polizeisiegel brechen? Ob die Waffen und die Drogen der Grund für dieses Handeln waren?
 

"L... Jessica hat ein Signal gesendet. Sie befindet sich im Industriegebiet. Im Gebäude F2" sprach Watari und erschien auf dem Bildschirm. Er wirkte besorgt, da der ältere Herr natürlich wusste, was es mit diesem Gebäude auf sich hatte. Der Detektiv betrachtete noch immer seinen Brief, welchen er soeben verfasst hatte, sah jedoch auf, als diese Worte zu ihm vordrangen und stand hastig auf. "Was sucht sie da? Dort wurde der Hauptsitz der Mafia gefunden und das Gebäude müsste mit einem Polizeisiegel versehen worden sein".
 

Jule sah zwischen Watari und Ryuuzaki hin und her, wusste im Moment nicht, ob die Reaktion des Schwarzhaarigen nun gut, oder eher schlecht war, ehe sie den weiteren Worten Watari's lauschte. "Es tut mir leid, L. Genaue Hintergründe kann ich ihnen nicht nennen, aber sie würde nicht ohne Grund ein Signal senden. Es könnte sein, dass Jessica in Gefahr schwebt". Weitere Worte brauchte der ältere Mann nicht zu sagen, da Ryuuzaki nichts erwiderte und stattdessen im Eiltempo seine Räumlichkeiten verließ.
 

"In Gefahr? Ryuuzaki sagte doch eben...". "Folgen sie L, Jule. Er kann nun jede erdenkliche Hilfe gebrauchen. L handelt nun nach Gefühlen und bedenkt die Gefahren nicht, in welche er sich nun stürzen könnte". Die Braunhaarige nickte dem zu, denn es konnte sein, dass der Detektiv nun jegliche Gefahr in Kauf nahm, nur um seine Liebe zu retten. Vielleicht war auch alles in Ordnung und Jessica wollte nur so ein Signal senden? Nein, eigentlich nicht, oder? Sie hätte L per Handy kontaktiert, wenn sie eine Entdeckung gemacht hätte. Ebenso schnell, wie Ryuuzaki zuvor, rannte Jule aus dem Zimmer und nahm die Verfolgung des Detektiven auf.
 

"That's not L. That's a stupid woman". Jessica knurrte bei dieser Aussage, denn sie war nicht dumm. Sicher, sie hätte sich vorher vielleicht besser umsehen sollen, aber sie war deswegen doch nicht dumm, oder? Rüttelnd, da sie an einem Stuhl gefesselt war, zerrte sie an dem Seil, welches ihre Hände zusammen hielt. Verdammt, so könnte sie ihre geheime Waffe nicht einsetzen. Zum Glück hatten diese Typen ihre Tasche noch nicht durchwühlt, sonst sähe sie vermutlich bald alt aus.
 

"I'm sorry, but...". "Quite" rief der Typ, welcher sie grimmig anstierte. "Tell me... Where is L?". Wie? Sie sollte diesem Typen sagen, wo L sich befand? Nein, sicherlich nicht. Eher starb sie einen qualvollen Tod, als dass sie ihren Liebsten verraten würde. Außerdem konnte sie sich immer rausreden, dass sie ihn überhaupt nicht verstand, oder? Ja, das war die Lösung.
 

"Ich verstehe sie nicht... Was wollen sie überhaupt von mir?" versuchte sie es und erntete einen verwunderten Blick ihres Gegenübers, welcher nun erstmal mit seinen Kameraden sprach. Insgesamt waren es fünf Leute, also wirklich keine große Bedrohung und diese trugen alle keine Waffen. Ob die Waffen in den Kisten geladen waren? Vermutlich nicht, denn sonst würden diese Typen doch welche von denen verwenden, oder? Überhaupt kam ihr die ganze Situation sehr seltsam vor. Wieso brachten die Männer sie nicht sofort um?
 

"Ob Watari mein Signal empfangen hat? Irgendwie muss ich mir doch selber helfen können, oder?". Ihr fiel auch eine Lösung ein, welche jedoch ihrer Ahnungslosigkeit der englischen Sprache widersprach. Egal, sie würde somit wenigstens eine Chance haben, um sich zur Wehr zu setzen. So lange diese Typen nicht bewaffnet waren, hatte die junge Frau durchaus eine Chance.
 

"Hey... I must to the toilet". Hatte sie dies richtig formuliert? Egal, die Typen würden doch sicherlich verstehen, dass sie auf die Toilette musste, oder? Obwohl, wenn sie merkten, dass sie die englische Sprache nicht sonderlich gut beherrschte, widersprach sie sich nicht sonderlich. "Come on... I must..." drängelte Jessica weinerlich und rüttelte erneut an den Fesseln.
 

Einer der Männer erbarmte sich schließlich, band sie los und ergriff grob ihren linken Arm. "Aua... You hurts me..." murrte die junge Frau, wurde grob in eine Richtung gezogen, ehe der schwarz gekleidete Mann eine Tür öffnete. Ein Bad tat sich ihr auf, welches sehr schäbig und schmutzig wirkte. Wieder zu den Mann sehend, welcher abwartend in der Tür stand, machte Jessica schließlich eine Handbewegung, welche bedeutete, dass sich der Typ umdrehen sollte. Mit den Augen rollend, tat er dann auch schließlich das, was die Schwarzhaarige wollte, welche nun ein diabolisches Grinsen auflegte.
 

"Dein Fehler, mein Freund" murmelte sie leise für sich, ballte ihre rechte Hand zur Faust, welche sie auf den Kopf des Mannes zielte. Mit einem genauem Schlag an den Kopf, taumelte der Mann schließlich nach vorn und schien erstmal realisieren zu müssen, was soeben passiert war. Diese Zeit nutzte die junge Frau und rannte rasch aus dem schäbigen Bad und weiter, zur nächsten Tür.
 

"Catch her..." rief der scheinbar neue Anführer und machte eine rasche Handbewegung, ehe die drei übrigen Männer spurten und die Schwarzhaarige verfolgten. Der Vierte musste sich noch von den Schmerzen, welche durch seinen Kopf zogen, erholen und schüttelte immer wieder den Kopf.
 

"Scheiße... Ich habe nicht bedacht, was ich jetzt machen soll? Ich kann unmöglich gegen drei Männer kämpfen, oder?". Nein, sie konnte nur fliehen, wenn die große Stahltür noch offen stand, welche sie nun erreichte. Und ihre Tasche? Super, diese lag noch immer in dem Raum, wo sie sich eben noch befunden hatte. An der Tür ziehend, bemerkte sie sehr schnell, dass diese verschlossen war, weswegen sie sich an das kalte Metall presste und ihre Gegner fixierte.
 

"Stupid woman" sagte einer der Drei, was die Schwarzhaarige erneut zur Weißglut brachte. "Ich bin nicht dumm... Baka" maulte sie, wusste sie doch genau, dass man sie überhaupt nicht verstand, aber das war ihr nun auch egal. Sie brauchte eine Lösung. Eine Lösung, welche ihr zur Flucht verhalf, aber wie? Ein Wunder? Gab es in der heutigen Zeit noch Wunder? Jessica wusste es nicht, schloss ihre Augen und betete innerlich.
 

Ein Knall ließ sie aufschrecken, anschließend zu einem Fenster sehen, durch welches nun ein schwarzhaariger Mann kletterte, dicht gefolgt von einer jungen braunhaarigen Frau. "L..." dachte sie sich insgeheim, legte ein Lächeln auf, da sie nicht geglaubt hatte, ihn noch einmal sehen zu dürfen. Sicher, sie hatte Abschied genommen, aber insgeheim hatte sie bei ihm bleiben wollen. Für immer, aber das wollte Ryuuzaki nicht. Warum?
 

"Jessica, alles in Ordnung?" rief Jule und behielt weiterhin die drei Männer im Auge, welche nun zu den zwei Neuankömmlingen blickten. Sie schienen verwirrt, doch nicht zu lange, da einer der Männer einen Funkspruch durchgab und scheinbar den restlichen Leuten Bescheid gab.
 

"Jessy... Ich brauche die Sachlage. Schnell und kurz" rief Ryuuzaki laut genug und war in diesem Moment dankbar dafür, dass die englische Mafia die deutsche Sprache nicht verstehen konnte. Somit konnte er seine Strategie weitergeben, ohne darauf zu achten, dass diese Typen etwas davon verstünden.
 

"Fünf Männer. Unbewaffnet, aber ich weiß nicht, ob sie die Waffen aus den Kisten benutzen. Ich bin nur zufällig hierher gekommen und habe halt Drogen und Waffen in Kisten verstaut entdeckt. Eigentlich wollte ich dich anrufen, aber dann... Es tut mir leid, ich...". "Ich sagte kurz" unterbrach der Detektiv die Schwarzhaarige, trat nun vor und machte eine Handbewegung. Stumm forderte L einen dieser Typen zu einem fairen Duell heraus, denn wenn die restlichen Mafialeute unbewaffnet waren, dann würde er diese nun so lange in Schach halten, bis die Polizei hier eintrudelte.
 

"Er ist sauer auf mich, weil ich... Ich bin so ein dummer Idiot... Ich wollte doch nur helfen" murmelte Jessica leise und sank auf ihre Knie. Wie immer, dachte sie sich und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. Vermutlich war sie auch noch schuld, weil sie sich so verabschiedet hatte, oder? Ja, L hatte allen Grund, um wütend auf sie zu sein, oder nicht?
 

"Jessy... Volle Drehung und nutze dein rechtes Bein mit Schwung. Schnell". Ryuuzaki wich der linken Faust aus, ging in die Knie und ließ sein rechtes Bein sprechen, welches das Gesicht des Mannes vor ihm traf. Dieser taumelte zurück und rieb sich einige Male sein Gesicht, während L sich den anderen Mann zuwendete.
 

Jessica registrierte sehr schnell, wich der kommenden Faust aus und drehte sich in der Hocke, wobei ihr rechtes Bein ausgestreckt blieb und dieses ihren Feind von den Füßen fegte. "Puh... Das hätte auch anders ausgehen können" murmelte Jessica leise, sah zu Jule rüber, welche nun ebenfalls von einen dieser Männer attackiert wurde.
 

"Jule... Halbe Rechtsdrehung, zieh deinen linken Ellenbogen an und ramm es ihm in die Rippen". Jule befolgte L's Worte, drehte sich halb und wich somit der Faust aus, welche hatte ihr Gesicht treffen sollen. Gleichzeitig schnellte ihr Ellenbogen hervor, welches hart die Rippen des Mannes traf, welcher daraufhin einen schmerzhaften Laut von sich gab. Die Braunhaarige war schon verwundert darüber, wie effektiv solch ein Schlag war, sah zum Schwarzhaarigen, welcher seinen Gegenüber mit einen Handkantenschlag außer Gefecht setzte.
 

Aus einer Tür kamen nun zwei weitere Männer und nach einem groben Überblick, war L der Auffassung, dass sich nun alle fünf Männer in dieser großen Halle aufhielten. Gut, einer der Typen hatte er bereits außer Gefecht gesetzt, blieben also noch vier Männer übrig. Im Augenwinkel sah er, dass Jessica sich hastig umblickte, da zwei der Typen von Rechts und Links auf sie zu kamen.
 

"Duck dich" rief er, ehe die Schwarzhaarige gehorchte und den Fäusten somit entkam. Ryuuzaki wich der nächsten Faust aus, ging erneut in die Hocke und trat mit seinem rechten Fuß in die Magengrube des Mannes, welcher daraufhin zu Boden ging und schmerzlich seinen Bauch rieb. Auch hier wendete er einen Handkantenschlag an und brachte den Typ somit außer Gefecht.
 

Seine dunklen Augen blickten sich um, entdeckten Jule, welche sich an die Wand presste und unfähig den Mann vor sich fixierte. "Jule... Täusch einen rechten Fausthieb an, aber tritt ihm stattdessen dahin, wo es...". L hatte seinen Satz nicht beenden müssen, sah der Braunhaarigen dabei zu, wie sie einen rechten Fausthieb antäuschte, ehe der Mann einen schmerzlichen Laut von sich gab, seine Weichteile fest mit seinen Händen umschloss und dabei auf die Knie sank. Schnell war der Detektiv zur Stelle, verpasste auch diesem Typen einen kräftigen Schlag in den Nacken, welcher daraufhin zu Boden sank und bewusstlos liegen blieb.
 

"Lass los... Aua... Verdammt noch mal" schrie die Schwarzhaarige und trat ihrem Hintermann auf den linken Fuß, welcher aus Reflex seinen Griff um Jessica lockerte und ihr somit die Flucht ermöglichte. Hastig stieß sich die junge Frau von dem Typ hinter ihr ab, ließ dabei nicht den anderen Kerl aus den Augen, welcher ihr den Weg versperren wollte. "Get out of my way" brüllte sie diesen an, schubste ihn zur Seite und eilte in den Raum, in welchen sie vorhin noch an einem Stuhl gefesselt gewesen war.
 

"What the... L, is she your girlfriend?" wollte der Geschubste wissen und sah prüfend zum Detektiven rüber, welcher in Kampfposition blieb und die gesamte Situation im Auge behielt. Ob Jessica seine Freundin war? Nun, in gewisser Weise schon irgendwie, auch wenn er dies nicht aussprechen würde. Er liebte diese sture Frau, welche sich einfach so in Gefahr gebracht hatte. Warum hatte sie das getan? Keinerlei Angst hatte er in ihren Augen erkennen können. Nur diese unbändige Trauer, welche sie zu verdrängen versuchte.
 

Jule sah abwartend zum Detektiven, blieb hinter ihm stehen, da die beiden Männer nun vor ihnen standen. Was würde nun passieren? Wo war Jessica nur hin? Geflohen war sie nicht, denn das konnte sich Jule nicht vorstellen. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, öffnete L seinen Mund und gab dem Kerl eine passende Antwort. "Why do you ask?". Gute Frage, dachte Jule sich und wartete nun gespannt auf die Antwort des Mannes ab. Wieso interessierte es ihn denn, ob Jessica L's Freundin wäre? Ging dem doch gar nichts an, oder?
 

"You loves she so much, right?". Ryuuzaki bekam ein mulmiges Bauchgefühl, als dieser Typ seine Liebe zu Jessica so sehr in Frage stellte. Warum? Was plante die Mafia, welche nur noch aus zwei Männern bestand? Musste er sich nun Sorgen um Jessica machen, oder war sie in Sicherheit?
 

"Love? L loves me not, or...". Jessica brach ihren Satz ab, da sie ihn nicht beenden konnte. Ihre englischen Kenntnisse reichten einfach nicht aus und außerdem konnte sie mit L auch so reden, ohne eine andere Sprache sprechen zu müssen. Worüber hatte man eben hier geredet? Wieso sah Ryuuzaki nur so erschrocken aus? Vielleicht wegen der Tatsache, weil sie mit einer kleinen Pistole in der Hand hinter den beiden Männern stand und nun die Lage entschärfte?
 

"Okay... Game Over... One Move and you die, understand?" rief Jessica, war sich ihrer Wortwahl zwar nicht wirklich sicher, aber als die beiden Herren nickten und gleichzeitig ihre Hände erhoben, war sie sich sicher, sich verständlich ausgedrückt zu haben. Nun ja, vielleicht musste ihre Sprache auch nicht perfekt sein, wenn man bedachte, dass die beiden Männer nun von ihr mit einer Waffe bedroht wurden?
 

"Jessica... Woher hast du die Knarre?" wollte Jule wissen und entspannte sich zunehmend. Endlich, dieses Desaster schien endlich ein Ende zu finden. So viele Sorgen hatte sie sich noch vor einigen Minuten gemacht, doch nun schien alles in bester Ordnung zu sein, oder?
 

"Nicht nur, dass du meine Maske gestohlen hast... Du hast unbefugt eine Waffe aus Watari's Waffenschrank genommen... Ich mache dir nun keine Vorwürfe, aber du hättest mich fragen sollen, Jessy". Die Schwarzhaarige schüttelte seicht ihren Kopf, hielt weiterhin die Waffe auf die beiden Männer gerichtet, während sie nach einer passenden Antwort suchte. "Du hättest mir doch nie im Leben eine Knarre ausgehändigt... Es war reine Intuition, verstehst du? Als hätte ich geahnt, dass noch etwas Schlimmes passieren würde". War sie etwa wütend auf ihn? Er hatte doch gerade gesagt, dass er ihr keine Vorwürfe machte, also warum regte sie sich so auf?
 

"Warum bist du hier? Das Polizeisiegel...". "War durchtrennt worden und ich bin meiner Neugierde gefolgt. Ich wusste, ich setze mich einer Gefahr aus, aber... Was tut man nicht alles, um den Schmerz in der Brust zu verdrängen? Ich brauchte Ablenkung, auch wenn ich vielleicht mein Leben hierbei gelassen hätte". Jessica blickte nur kurz zu Boden, blinzelte einige Male, um die aufkommenden Tränen zu verhindern, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Männern schenkte.
 

Plötzlich erklangen Sirenen, ehe die große Stahltür aufgebrochen wurde und unzählige Polizisten in die große Halle stürmten. Jule versteckte sich erneut hinter Ryuuzaki, welcher stumm seinen Blick auf die verhafteten Männer richtete und dabei monoton erklärte, was sich hier wohl zugetragen haben musste. Auch von den angeblichen Kisten, welche mit Drogen und Waffen gefüllt waren, erzählte er, welche wenige Minuten später von der Polizei gefunden und sichergestellt wurde. Diese Geschichte mit der Mafia hatte sein Ende und somit endete auch sein Auftrag, welchen L hier in London angenommen hatte.
 

Jessica hatte ihre Waffe schon längst wieder in die Tasche gesteckt, hatte die Maske seitlich auf ihrem Kopf gesetzt und hörte leise Musik auf beiden Ohren. Die Trauer übermannte sie schon wieder, weswegen sie die Ruhe suchte und nicht mal auf Fragen von der Polizei antwortete. Wie denn auch, wenn sie sich nur schwer verständigen konnte? Außerdem hatte Ryuuzaki doch schon alles gesagt, oder nicht?
 

Jule hockte neben ihrer Freundin und hörte der lauten Musik zu, welche sich Jessica anhörte. Bonnie Tyler mit dem Lied 'Say Goodbye'. Ein trauriges Lied, welches jedoch die reine Wahrheit erzählte. Jule konnte sich nur gering die momentanen Gefühle der Schwarzhaarigen vorstellen, doch sah sie sehr wohl, wie Jessica mit ihrer Fassung kämpfte. Dieses Wiedersehen nagte an ihren Kräften, fraß sie innerlich so auf, dass Jule glaubte, den Schmerz ihrer Freundin spüren zu können.
 

Als sie zu Ryuuzaki blickte, welcher nun seine Aussage beendete, warf sie ihm einen traurigen Blick zu. Konnte er ihrer Freundin nicht sagen, dass er die gleichen Gefühle empfand, wie eben Jessica für ihn? Musste er ihr wirklich diesen Brief in die Tasche schmuggeln, nur damit sie wirklich mit Jule nach Deutschland zurückkehrte? Warum? Würde er nicht viel Glücklicher sein, wenn Jessica bei ihm blieb?
 

"What can I do, to hold you... Now that I know, I love you..." murmelte Jessica leise, ehe ihr vereinzelte Tränen aus den Augen traten. Sie wollte nicht länger leiden und dennoch hörte sie sich diese Musik an, fügte sich ihrem Schicksal und fiel in ein tiefes schwarzes Loch. Ein schwarzes Loch, welches Leid und Kummer wiederspiegelte. Gott, wieso hörte dieser verdammte Schmerz in ihrer Brust nicht auf?
 

"Ryuuzaki... Tu bitte was. Du kannst doch nicht wollen, dass sie an ihren Gefühlen zerbricht?". Der Angesprochene lief die wenigen Schritte, welche ihn von den beiden jungen Frauen trennte, ehe er in die Hocke ging und die Schwarzhaarige lange und intensiv musterte. Sie war nicht wirklich hier in dieser Welt, verkroch sich mehr und mehr in ihren Gedanken und nahm ihr Umfeld kaum noch wahr. Jessica starrte durch ihn hindurch, jedenfalls sah ihr Blick so leer aus.
 

"Ich rufe Watari an und lasse euer Gepäck abholen. Die letzte Nacht könnt ihr bei mir verbringen und ich werde mir in dieser Zeit überlegen, ob ich ihr meine Gefühle gestehe". Gut, wenn er wenigstens mal darüber nachdachte, dann gab sich Jule damit zufrieden. Jedoch würde sie es nicht gutheißen können, wenn er weiterhin schwieg. Wenn Ryuuzaki sie wirklich liebte, dann würde er es ihr doch sagen, oder?
 

"Können wir gehen, Jule? Ich ertrage diesen Schmerz nicht länger..." wollte Jessica wissen und zog sich einen ihrer Ohrstecker aus den Ohren. Jule verneinte diese Frage, hörte nebenher zu, wie L mit Watari telefonierte und mit ihm alles abklärte. "Wir gehen mit zu L... Wir bleiben die letzte Nacht bei ihm, ja? Sprecht miteinander und genießt die euch noch verbleibende Zeit". Erst wollte Jessica ihren Kopf schütteln, doch als sie eine Hand erblickte, welche ihr aufhelfen wollte, ließ sie sich von L auf die Beine ziehen, behielt jedoch ihren Blick gesenkt.
 

"Was machst du nur für Sachen, Jessy... Ich habe mir solche Sorgen gemacht und das kannst du mir glauben. Starte solche Aktionen demnächst nur, wenn du mich als deinen Beobachter hast. Es ist ja nicht so, dass ich dir nicht dankbar bin, denn du hast viel zu diesem Fall beigetragen. Ohne euch wäre ich immer noch mit diesem Fall beschäftigt". Ryuuzaki zog die junge Frau in eine sanfte Umarmung, strich ihr leicht über den Rücken, ehe er sie mit sanfter Gewalt mit sich zog. Jule folgte dem Liebespärchen schweigsam, seufzte bekümmert, da sie erneut an den morgigen Tag denken musste. Hoffentlich tat Ryuuzaki ihr diesen Gefallen und redete endlich. Er konnte, nein, er durfte nicht länger schweigen, denn ihm selbst musste es doch auch schmerzen, Jessica so zu sehen, oder?

Besäufnis!

Schweigend liefen Jule, Jessica und der Detektiv durch die verlassenen Straßen, auf dem Weg zur Stadt zurück. Noch kein Wort seit ihren kürzlich erlebten Ereignis war gefallen, was sich natürlich auch auf die Stimmung auswirkte. Ryuuzaki überlegte schon die ganze Zeit, ob er diese bedrückende Stille brechen sollte, doch immer, wenn er einen kurzen Blick zur Schwarzhaarigen riskierte, bemerkte er, wie sehr sie sich mit der Musik in ihren Ohren doch ablenken wollte. Sehr laut, denn er konnte ihre seltsame Musik bis zu sich hören, obwohl er zwei Meter vor den Frauen lief.
 

Jule blickte auch hin und wieder zu ihrer Freundin, welche nun eine Technoversion hörte. Axel F feat. Crazy Frog, soweit sie die Musik deuten konnte, seufzte gequält und betrachtete ein weiteres Mal Jessica's Mimik. Sie wirkte nicht mehr so traurig, wie vor einigen Minuten noch, aber sie schien sich in ihrer heilen Welt zu befinden, denn ihr Blick wirkte abwesend. Wieso unternahm L denn nichts? Wieso versuchte er nicht ein Gespräch mit Jessica zu führen, ohne, dass sie gleich in Tränen ausbrach?
 

"Ich brauche Ablenkung... Ablenkung, so lange ich bei L bin... Was benebelt einem die Sinne? Drogen werde ich niemals nehmen... Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich vor einigen Jahren die Chance ergriffen, aber...". Jessica blickte sich um, erkannte nun, dass sie endlich in einer sehr belebten Straße waren und fixierte einige Geschäfte, welche sich vor ihren Augen auftaten. "Alkohol... Ich vertrage eh nicht soviel, weil ich so selten trinke... Für einige Stunden werde ich diesen Schmerz nicht mehr spüren" dachte sie sich insgeheim und blieb vor einem Supermarkt stehen.
 

Jule blieb nun ebenfalls stehen und bedachte die Schwarzhaarige mit einem neugierigen Blick. Was hatte Jessica nun vor? Bei Ryuuzaki könnte sie doch sicherlich etwas Essen, oder? Doch ehe sie eine Frage hätte stellen können, lief ihre Freundin in den Supermarkt und ließ die Braunhaarige stehen. Was ging nur in Jessica's Kopf vor?
 

Ryuuzaki hatte ebenfalls registriert, dass Jessica in den Supermarkt gegangen war, weswegen er sich umwandte und Jule fragend musterte. Als diese jedoch mit ihren Schultern zuckte, da die Braunhaarige scheinbar auch nicht wusste, was nun los war, blickte er in den Laden und sah die junge Frau bei der Kasse stehen. Was holte sie sich da? Sah nach Orangensaft aus. Wozu? Er hatte reichlich Auswahl, was Getränke anging, obwohl er hauptsächlich Kaffee, oder eben Tee trank. Jedoch hatte L vor einigen Tagen Watari beauftragt, einige Getränke zu kaufen, weil er eben Besuch von zwei jungen Damen hatte.
 

"Wodka... Leidet sie wirklich so sehr, dass sie ihren Kummer ertränken muss? Sie leidet doch sonst auch, aber diesmal..." murmelte Jule leise vor sich her, legte ihre Hand an die Stirn und schüttelte verzweifelt ihren Kopf. Ryuuzaki vernahm die leisen Worte sehr wohl, welche ihn zum Nachdenken anregte. Er schätzte Jessica nicht so ein, als würde sie dies öfter tun und Jule's Worte bestätigten seine Vermutung. Hieß also, dass sie auch nicht viel Alkohol vertrug. Und das alles nur, um den Kummer zu vergessen?
 

"Nimmt Jessy sonst Drogen? Sie sieht nicht so aus, aber ihre Lage...". "Quatsch... Jessica und Drogen. Sie hasst Menschen, die Drogen zu sich nehmen, um ihre Probleme zu vergessen, L. Normalerweise trinkt sie auch nichts, weil sie lieber im Selbstmitleid badet, aber... Ich glaube, diesmal erträgt sie diese Art von Schmerz nicht". L nickte schweigend und sah zur Schwarzhaarigen hin, welche nun mit einer Einkaufstüte vor ihnen stand. Zu gern hätte er ihr die Tüte entrissen, den Alkohol beseitigt, aber er wusste, er würde damit nur einen Fehler begehen. Jessica war eine erwachsene Frau und durfte demnach auch entscheiden, wie sie mit ihrem Kummer umging.
 

Den Weg fortsetzend, bedachte er die junge Frau mit einen besorgten Blick, versuchte eine alternative Lösung zu finden, doch schließlich endeten all seine Gedankengänge bei der Wahrheit. Wenn er Jessica daran hindern wollte, sich mit Alkohol volllaufen zu lassen, dann musste er ihr die Wahrheit sagen. Nur, dann würde sie darauf drängen, bei ihm zu bleiben, was nicht wirklich seinen Wünschen entsprach. Nein, er konnte dieses Risiko einfach nicht eingehen, weswegen er noch immer schwieg und in eine Seitenstraße einbog. Vielleicht war Watari schon wieder da und hatte die Gepäckstücke der beiden Frauen abgeholt.
 

Endlich bei seinem Haus angekommen, gab er den Code bei der Tür ein, welche sich nach wenigen Sekunden öffnete. Langsam lief er durch die Eingangshalle, hörte den Schritten hinter sich zu, ehe er Halt machte. Die Tür zu seinen Räumlichkeiten öffnend, zog er sich rasch die Schuhe aus, kickte diese in eine unbestimmte Ecke und lief zum Schaltpult. Nun wollte er erstmal in Erfahrung bringen, ob Watari schon wieder zurück war, denn als er an dessen Arbeitszimmer vorbei gelaufen war, war diese verschlossen gewesen.
 

Jule sah ihrer Freundin schweigend zu, welche ihre Tasche auf die Couch legte. Die Tasche öffnend, da sie wohl nach etwas suchte, holte die Schwarzhaarige die Maske hervor und schließlich auch die Waffe, welche sie hatte mitgehen lassen. Diese Dinge auf den Tisch legend, machte Jessica ihre Tasche wieder zu, zog sich Jacke und Schuhe aus und lief mit der Einkaufstüte zur Tür, welche sie genauso schweigend öffnete. Wo Jessica jetzt nun wieder hin wollte?
 

"Der Brief... Wo schaut Jessica morgen Mittag nicht nach?" durchbrach L die bedrückende Stille, faltete den Brief in seinen Händen und sah zur Braunhaarigen, welche mit einem Wink andeutete, dass er zu ihr kommen solle. "In die Seitentasche" meinte Jule nur kurz angebunden, sah Ryuuzaki dabei zu, wie er den Brief in die Tasche packte und dann wieder zum Bildschirm blickte. Watari schien noch nicht zurück zu sein, weswegen sein Blick auf die unteren Monitore glitt, auf welche er die Schwarzhaarige sehen konnte. Sie befand sich in der Küche und hatte sich ein großes Glas genommen. Sollte er nicht doch lieber mit ihr reden? Was sollte er dann sagen? Er konte ihr doch nicht verbieten, Alkohol zu trinken, oder?
 

"Ich habe sie noch nie betrunken erlebt und das will schon was heißen... Im Prinzip meidet sie so etwas, aber du hast keine Ahnung, welche Art von Schmerz sie schon in ihrem Leben ertragen musste. Vielleicht sollte ich dir verraten, wie Jessica die Welt mit ihren Augen sieht?". Wie? Jule wollte ihm erzählen, wie es in der Schwarzhaarigen sonst immer aussah? Vielleicht konnte er ihr momentanes Handeln dann nachvollziehen? Nun, er würde der Braunhaarigen sein Gehör schenken, denn er war schon neugierig.
 

"Jessica ist die Art Person, die immer pessimisstisch denkt. Du weißt sicherlich, dass ein Pessimisst mit einer Enttäuschung besser umgehen kann, als sonst andere Menschen, oder? Wer gleich negative Gedanken hegt, dem kann nichts Schlimmes passieren. Nur... Diesmal ist es ihr nicht gelungen, weil du ihr mit deinem Verhalten Hoffnungen gemacht hast. Hoffnungen, die sie sich sonst nie machen würde". Ryuuzaki nickte leicht, denn er hatte natürlich ein hervorragendes Wissen, wie die Menschen dachten. Er musste jede Möglichkeit in Betracht ziehen und hatte sich deswegen, vor einigen Jahren, auf diesem Gebiet erkundigt. Es gab so viele Arten, so viele Verhaltensweisen, jedoch konnte man nie wirklich in den Kopf eines Menschen sehen. Es dauerte meist Jahre, bis man eine Person auch nur ansatzweise verstehen konnte und meist wurde man dennoch immer wieder mit neuen Seiten überrascht. Ob nun störend, oder doch eher anziehend spielte dabei keine Rolle.
 

"Jessica hat mir relativ schnell erzählt, wie sie das Leben mit ihren Augen sieht. Sie wurde ab der ersten Klasse von ihren Mitschülern gehänselt, war ein klassischer Außenseiter und war sehr still. Ich kann mir das kaum vorstellen, weil ich sie aufgeschlossen und redebedürftig kennenlernen hatte dürfen. Es ist... Ich weiß auch nicht... Kaum vorstellbar, dass sie sich hat niedermachen lassen". "Stimmt... Sie macht ihren Mund auf, wenn ihr etwas nicht passt und diese Tatsache passt auch nicht in das Profil, welches ich mir von ihr erstellt habe". Jule lächelte leicht, da es so klang, als sei Jessica in seinen Augen verdächtig. Dabei versuchte er nur ihre Handlungsweisen zu analysieren, um sie zu verstehen. L versuchte einfach, die richtigen Reaktionen für sie zu finden, um ihr Kummer zu ersparen.
 

"Vor einigen Jahren hat sie sich auch mal geritzt, aber... Die Gründe weiß ich nicht und... Denk jetzt nicht, dass sie krank ist, oder so. Ihre Psyche war vor einigen Jahren nur so stark belastet gewesen". "Hat sie schon mal versucht, sich das Leben zu nehmen?" unterbrach der Detektiv die Braunhaarige schnell, da ihn diese Tatsache doch sehr erschreckte. Nicht, dass Jessica sich schaden würde, nur weil sie mit ihrem Schmerz nicht fertig wurde? Sicher, die Gründe wusste Jule nicht, aber dieses Wissen bereitete ihm ein mulmiges Bauchgefühl.
 

"Ja... Versuche... Am Ende hatte sie doch Schiss gehabt und musste ihren engen Freunden versprechen, so etwas nicht mehr zu tun. Seit diesem Tag hat sie jede Qual irgendwie überstanden. Heute lässt sie sich von keiner Person mehr etwas sagen und macht den Mund auch auf, aber... Nicht oft genug, denn meist schluckt sie all ihren Ärger runter und versucht irgendwie mit ihren Problemen fertig zu werden. Du fragst dich sicher, wieso ich so locker darüber sprechen kann, oder?". Ein Nicken seinerseits, während er sich auf seinem Drehstuhl setzte und die junge Frau beobachtete. Sie machte sich gerade ihren zweiten Drink und wirkte schon ein wenig entspannter. Und dennoch. Er machte sich Sorgen und würde ihrer Sauferei gleich ein Ende setzen.
 

"Weil jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte besitzt und weil jeder Mensch schon Leid erfahren musste. Zwar habe ich nie so stark wie Jessica gelitten, aber auch meine Seele hat Narben, die nie mehr heilen werden. Wir müssen mit diesen schmerzhaften Erfahrungen leben und uns durch dieses schwere Leben quälen". Wieder nickte L, denn er wusste, dass das Leben keineswegs einfach war. Deswegen hatte Jessica in dieser einen Nacht geweint, als sie von ihrer Geschichte hatte erzählen wollen. Tiefe Narben befleckten ihre Seele und heilten nicht, wurden vermutlich täglich erneut aufgerissen, nur um ihr seelischen Schaden zuzufügen. Kaum vorstellbar, dass sich Jessica so angreifen ließ.
 

"Bleib hier..." murmelte er leise, sah zu Jule rüber, welche ihm zunickte und sich nun auf die Couch setzte. Scheinbar hatte sich der Detektiv dazu entschlossen, doch endlich mit Jessica zu reden? Vermutlich, denn er lief relativ zügig zur Tür, welche er rasch öffnete und den großen Raum verließ. Hoffentlich redete er ruhig mit Jessica, denn Jule wusste wirklich nicht, wie die Schwarzhaarige nun auf ihn reagierte.
 

"Der Alkohol wirkt nicht..." murmelte Jessica leise, leerte nun ihr drittes Glas und sah benommen auf die Arbeitsfläche. Sicher, der Alkohol benebelte langsam ihre Sinne und ihre Wahrnehmung war ein wenig getrübt, aber dieser erbärmliche Schmerz in ihrer Brust blieb. Warum nur? Wieso half der Alkohol denn nicht? Lag es vielleicht daran, weil sie sich bewusst besaufen wollte?
 

Eine Hand auf ihrer Schulter erforderte ihre Aufmerksamkeit, ehe sie Ryuuzaki's Wink folgte und sich einen ihrer Ohrstecker aus den Ohren zog. "Bitte... Hör auf damit und sprich lieber mit mir". Ein kleines Lächeln erschien auf Jessica's Lippen, ehe sie provokant nach der Flasche griff und sich erneut Wodka ins Glas schüttete. Nach dem Orangensaft greifend, wurde ihr Handgelenk plötzlich umschlungen, weswegen sie erneut ihre Aufmerksamkeit zum Detektiven lenkte.
 

"Es entspricht nicht meiner Art, über meine Probleme zu reden". "Warum nicht? Dein Leben wäre einfacher, wenn du über deine Probleme sprechen würdest. Du kannst mir doch vertrauen und...". Jessica schüttelte ihren Kopf, lockerte mit ihrer freien Hand seinen Griff um ihr Handgelenk und goss sich schließlich Orangensaft ins Glas. Mit einem Löffel ihr Getränk umrührend, setzte sie das Glas schließlich an ihre Lippen und sah aus dem Augenwinkel zu Ryuuzaki rüber, welcher noch immer die Hoffnung hegte, dass sie auf ihn hörte.
 

Schließlich ließ sie ihr Glas ein wenig sinken, sah ihn nun richtig in die Augen, ehe sie leise seufzte. "Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Ich mag nicht reden und beobachte lieber das Verhalten der Menschheit. Jeden Tag stelle ich mir erneut die Frage, warum sie mich verabscheuen? Sie geben mir ständig das Gefühl, wertlos zu sein. Immer, wenn ich verletzt bin, muss ich unweigerlich an all meine schlimmen Erlebnisse denken. Ich weine dann oft und verkrieche mich, weil mir sowieso keiner helfen kann. Außerdem... Wenn ich rede, dann muss ich mich an alles erinnern und das tut so Weh. Ich möchte mich an nichts erinnern, verstehst du?".
 

Der Detektiv wusste nun nicht wirklich, was er dazu hätte sagen sollen. Er war der Auslöser, jedoch sank die Schwarzhaarige so tief, dass sie nun an all die schlimmen Dinge dachte, welche ihr in der Vergangenheit passiert waren. Warum? Wieso ließ sie sich so hängen, obwohl sie doch sonst immer eine starke Persönlichkeit ausstrahlte? Eine Fassade? War ihr sonstiges Verhalten etwa auch nur eine Reihe ihrer Masken, welche sie jeden Tag aufs Neue auflegte?
 

"Hast du mich die ganze Zeit belogen? War dein sonstiges Verhalten nur ein Schutzpanzer? Hast du verlernt, dich natürlich zu verhalten?". Jessica trank einen Schluck von ihrem Getränk, lehnte sich nun an die Arbeitsfläche und starrte zur Zimmerdecke. Ihr sonstiges Verhalten? Nun, sie zeigte eher selten, dass es ihr schlecht ging, obwohl sie bei ihm eigentlich sehr ehrlich gewesen war. Sie hatte L wissen lassen, wann er einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatte. Sonst? Ihr Lächeln und ihr albernes Gehabe war auch echt gewesen. Seit ihrem Wandel vor einigen Jahren war sie so und hatte sich kein bisschen verändert. Kindisch und albern, da sie nicht erwachsen werden wollte.
 

"Nein... Mein sonstiges Verhalten ist echt... Manchmal, wenn ich keinem zeigen möchte, dass es mir schlecht geht, mache ich Witze, um von mir abzulenken, aber bei dir... Du durftest schon oft meine verletzliche Seite sehen, weil ich dir vertraue". Sichtlich erleichtert, dass er nicht die ganze Zeit geblendet worden war, nahm er ihr das Glas aus der Hand und stellte dieses auf die Arbeitsfläche ab. Danach zog er die junge Frau in seine Arme und strich ihr seicht über die schwarzen Haare.
 

"Du bist nicht wertlos, Jessy. Die anderen Menschen wissen einfach nur nicht, dass du eine nette Person bist". Jessica schloss ihre Augen, atmete seinen Geruch ein und ließ sich in einen Sog aus erwärmenden Gefühlen ziehen. Ein Wunder, sie fühlte sich nun wieder wohl, doch war ihr auch bewusst, dass dieses Gefühl bald wieder enden würde. Spätestens morgen Mittag, wenn der wahre Abschied kam, würde sie vermutlich in ein noch viel tieferes Loch fallen.
 

"Jeden Tag stelle ich mir so viele Fragen und finde keine Antworten. Warum ist das so? Ich möchte den Grund meiner Existenz kennen, aber...". "Dann gebe ich dir einen Grund. Du wurdest geboren, um mich, L, kennenlernen zu dürfen. Wenn dir dieser Grund nicht ausreicht, dann zähle ich dir eine Reihe von Gründen auf". Warum sagte er so etwas? Er machte ihr mit solchen Worten nur wieder Hoffnungen. Wieso verspürte sie schon wieder dieses Brennen in ihren Augen, obwohl sie sich eigentlich glücklich schätzen musste?
 

Nach ihrem Glas greifend, leerte sie dieses rasch und machte sich daran, es erneut mit Orangensaft und Wodka zu füllen. L sagte diesmal nichts dazu, denn er sah deutlich, dass sie mit ihrer Fassung kämpfte. Vielleicht hätte er das nicht sagen sollen? Verletzte er sie etwa mit seiner Ehrlichkeit? Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als er ihr dabei zusah, wie sie ihr nun fünftes Glas leerte und leicht wankte.
 

"Ich glaube, dass war ein Glas zuviel" murmelte Jessica benommen, hielt sich aus Reflex beim Schwarzhaarigen fest, welcher sie wieder sicher in seine Arme schloss. Okay, nun war ihre Orientierung wirklich getrübt und ihr Blick verschleiert. Ob sie noch wusste, wo sie sich eigentlich befand, oder erschien ihr alles wie ein dümmlicher Traum?
 

"L... Du hast doch einen Laptop, oder? Können wir meinen MP3-Player anschließen und die Musik aufdrehen? Ich mag mich jetzt ablenken" grinste die junge Frau plötzlich dümmlich und deutete auf ihren MP3-Player. Die Musik aufdrehen? Nun, wenn sie sich dadurch ablenken konnte, dann gern. Sie wirkte gar nicht mehr traurig, sondern eher leicht angeheitert. Vielleicht ein Grund, warum sie sich so an seine Brust schmiegte und dabei wohlige Seufzer ausstieß? Wurde Jessica nun noch anhänglicher, als sie es ohnehin schon war? L wusste es nicht, dirigierte sie vorsichtig den Gang hinunter und sah immer wieder zu ihr hinab. Wirklich, sie klammerte sich total an seinen Körper und schien ihn nicht mehr loslassen zu wollen. Das würde gleich noch was werden.

Spontane Idee!

Kaum betraten Ryuuzaki und Jessica den Raum, in welchen sich Jule noch immer aufhielt, kam die junge Frau ins Taumeln und hätte sich beinahe der Länge nach auf den Boden gelegt, hätte der Detektiv nicht sofort reagiert und seinen Griff um die Schwarzhaarige verstärkt. Ein Grinsen erschien plötzlich auf den Lippen der Schwarzhaarigen, ehe sie leise über sich selbst kicherte. Vermutlich hätte sie auch gelacht, wäre sie gefallen, doch hatte der Ermittler ihren Sturz verhindert und blickte sie nun besorgt an. Warum? Es ging ihr doch bereits besser, als noch vor einigen Minuten.
 

Jule musste sich das Grinsen verkneifen, obwohl die Situation eine gewisse Ernsthaftigkeit erforderte. Jedoch bemerkte die Braunhaarige, dass Jessica über sich selbst lachen musste, obwohl dem Schwarzhaarigen die Sorge ins Gesicht geschrieben war. Nun, noch musste sich Ryuuzaki keine Sorgen machen, oder? Noch schien es ihrer Freundin einigermaßen gut zu gehen.
 

"Gib mir deinen MP3-Player. Du solltest dich lieber setzen..." murmelte der Detektiv, wollte die junge Frau zur Couch dirigieren, doch schien Jessica nicht zu wollen. "Ach... Ich schaffe das schon, L. Ich bin nicht betrunken" lächelte sie und befreite sich aus seinen Armen. Leicht wankend, lief die Schwarzhaarige zum Schreibtisch rüber, klappte den Laptop auf und schaltete diesen ein. Nach kurzem Warten wurde auch schon ein Passwort erfordert, was Jessica jedoch nicht davon abhielt, mit ihren Fingern flink über die Taschen zu huschen.
 

"Woher weißt du sein Passwort, Jess?" wollte die Braunhaarige wissen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass L ihr so sehr vertraute. Immerhin befanden sich vermutlich streng vertrauliche Daten auf dem Laptop, oder? "Sie erahnt meine Denkweise, Jule. Vor einigen Tagen habe ich ihre Auffassungsgabe getestet und festgestellt, dass sie meine Gedanken, Handlungen, wie auch meine Raffinesse sehr gut deuten und durchschauen kann". Ach so? L war wirklich raffiniert, denn dass er Jessica auf dieser Basis testete, wäre ihr vermutlich nie eingefallen. Ob das an dem Tag gewesen war, wo Jule von der Mafia entführt worden war? Sicherlich, denn sonst war die Braunhaarige doch auch immer hier gewesen, oder?
 

"Süßer, ich befinde mich mit euch im Raum, also sprich nicht so, als sei ich überhaupt nicht da, ja?". Ryuuzaki errötete, als er diesen Kosenamen vernahm. Süßer? Wieso war die Schwarzhaarige gerade so unglaublich locker? Ob dies am Alkohol liegen mochte, oder hätte sie ihn auch so genannt, ohne Alkoholeinfluss? Er traute es ihr zu, doch hegte er natürlich auch einige Zweifel.
 

Jule grinste bei dem Anblick L's, welcher sich verlegen an der Wange kratzte und weiterhin dem Treiben der jungen Frau zusah. Er vertraute ihr, ließ sie machen, obwohl sie ihn so leicht hintergehen könnte. Jedoch wusste Jule auch, dass ihre Freundin so etwas niemals tun würde. Nein, eher starb sie, bevor sie L hinterging, oder ihm ernsthafte Schwierigkeiten bereitete.
 

"Und außerdem..." begann die Schwarzhaarige und durchsuchte ihren Ordner, um sämtliche Lieder anklicken zu können. Durch das Touchpad erschwerte sich einiges, denn sie selbst benutzte eine Maus, mit welcher es sich leichter gestaltete, die Lieder anzuklicken. "Ich sagte doch bereits, wer dich kennt, der weiß auch, wie du denkst. Es war beim Geheimgang nicht anders, oder? Ich hatte eben sehr lange Zeit, um deine Persönlichkeit zu ergründen und um dein Denken zu verstehen". Jessica und ihre Schwärmerei für ihn. Es grenzte fast schon an Stalkerei, obwohl sie ihn nicht belagerte. Nein, sie hatte L intensiv studiert, um ihn zu verstehen. Irgendwie erinnerte diese Handlung den Detektiven an sich selbst, denn er beobachtete auch sehr gern, um aus Gesten, Mimiken, Handlungen und der Tonart einen Menschen zu analysieren.
 

"Ich kriege die Lieder nicht so angeklickt, wie ich das haben will... Hast du keine Maus? Ich komme mit dem Touchpad nicht klar" beschwerte sich Jessica und sah den Detektiven mürrisch an. L lächelte leicht, ging auf sie zu und besah sich ihre Versuche, die ganzen Lieder anzuklicken, schob sie sachte zur Seite und drückte eine Taste, ehe alle Lieder ausgewählt waren und nun auf dem Media Player abgespielt wurden. Super, dachte sich Jessica gekränkt, denn sie hatte nicht gewusst, dass eine einzige Taste reichte, um diese Aufgabe zu meistern.
 

Ein Lied erklang, weswegen sie nun wieder auf den Bildschirm starrte. "Viel zu leise... Hast du ein Verbindungslink, um die Musik über die Lautsprecher laufen zu lassen?" wollte sie von dem Schwarzhaarigen wissen, welcher diese Frage zwar verneinte, jedoch sofort etwas auf seinem Laptop aktivierte. Im nächsten Moment dröhnte die Musik aus den Lautersprechern, weswegen Jessica nun endlich wieder ein Lächeln auflegte.
 

Zufrieden hörte sie der Musik zu, grinste nun und schloss ihre Augen. Ein sehr altes Lied, musste sie zugeben, doch war sie in den Achtzigern aufgewachsen. "Hubert Kah, oder? Das Lied ist voll alt, Jess..." murmelte Jule leise, legte jedoch auch ein Grinsen auf, als sie sah, wie Jessica dem Gesang folgte. Ryuuzaki konnte dazu nichts sagen, blickte nur interessiert zur jungen Frau rüber, welche nun auch anfing zu tanzen. Wirklich, was Alkohol alles anrichten konnte? Jedoch musste er zugeben, dass er sie nun wirklich süß fand.
 

'Und kaum fühl ich erste Triebe, kommt auch schon die große Liebe

Doch in meinem kleinen Herz, spür ich diesen tiefen Schmerz

Oh ihr Sterne, lasst mich nicht allein

Oh Sterne, kann denn Liebe Sünde sein

Ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel, Sternenhimmel, oh oh

Ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel, Sternenhimmel, oh oh'
 

Es war lange her, dass die junge Frau so ausgelassen und locker irgendein Lied sang, obwohl ihr vollends bewusst war, dass da ein junger Ermittler neben ihr stand und ihr vermutlich zuhörte. Sollte L doch zuhören, so lange er mochte. So lange sie die Töne traf und das war bei diesem Lied nicht sonderlich schwer, so würde sich Jessica mit Sicherheit nicht blamieren.
 

Jule sang selbst leise mit, da sie auch in dieser Zeit geboren worden war und ihre Mutter solche Lieder selbstverständlich auch des Öfteren gehört hatte. Diese Lieder waren einfach ein eindeutiges Muss für jeden in ihrer Altersgruppe, doch wusste sie auch, dass Ryuuzaki diese Musik vermutlich nicht kannte. Sie stammte aus Deutschland und L erschien ihr nicht so, als würde er sich jeden Tag irgendwelche Musik anhören, oder?
 

"L? Was ist das für Musik und warum ertönt sie aus jeden Lautsprecher?" erklang es plötzlich vom Bildschirm her, ehe Watari erschien und einen fragenden Blick auflegte. Sofort war der Ermittler zur Stelle und erklärte die momentane Situation in leisen Worten. Verstehend nickte der ältere Mann und warf einen prüfenden Blick zur jungen Frau rüber, welche nun richtig tanzte und dabei ihre Hüften verführerisch schwang. Böser Alkohol, dachte er sich insgeheim und schüttelte seicht den Kopf, ehe er wieder L seine Aufmerksamkeit schenkte.
 

"Ich habe alles mit dem Hotel abgeklärt und Jule's und Jessica's Gepäckstücke mitgebracht" erklärte er die Sachlage schnell und sah nochmals zur Schwarzhaarigen, welche nun neben Ryuuzaki getreten war. "Komban wa, Watari-san" rief Jessica und verneigte sich dementsprechend höflich. In der Tat war es bereits Abend geworden, weswegen sie Watari auch so begrüßte. Der ältere Mann wirkte erstaunt, dass die junge Frau ihn auf japanischer Manier einen guten Abend wünschte und sah prüfend zu L, welcher ebenfalls erstaunt wirkte.
 

"Sie sprechen die japanische Sprache, Jessica?". Die Gefragte streckte verlegen ihre Zunge raus und kratzte sich verlegen am Kopf, ehe sie dem älteren Herren eine Antwort gab. "Nein... Also... Ich kann ein bisschen verstehen, aber nur geläufige Sätze, oder eben Worte. Jule kann auch ein paar Worte, da wir uns meist japanische Anime ansehen, nicht?". Jessica blickte zu Jule rüber, welche dazu nickte und nun noch breiter grinste. Es war schon irgendwie amüsierend, wie erstaunt Watari und Ryuuzaki doch wirkten.
 

"Verstehe... Wie auch immer. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihre Koffer aus dem Hotel zu holen". Jessica nickte leicht, lächelte auch wieder verschmitzt und verneigte sich ein weiteres Mal. "Arigatou gozaimasu" drangen die Worte an Watari's Ohren, welcher dazu nun ebenfalls lächelte. Es war dennoch erstaunlich, auch durch diesen Akzent, wie präzise Jessica die Worte betonte und ihr Wissen dadurch auch deutlich mitteilte.
 

"Ach... Mein Koffer... Wo steht er denn?" wollte Jessica plötzlich wissen, ehe ihre Augen einen seltsamen Glanz bekamen. Rasch lief sie zum Laptop und öffnete den Internet Explorer und gab in der Suchmaschine Google etwas ein. "Ich habe ihre Koffer vor die Tür gestellt, Jessica" ertönte Watari's Stimme, ehe die Schwarzhaarige nickte und sich durch eine Seite klickte. Eigentlich könnte sie auch Ryuuzaki fragen, aber sie wollte selbst in Erfahrung bringen, ob es hier vielleicht eine gute Diskothek gab. Feiern. Nun hatte sie Lust darauf, ein wenig zu tanzen, noch ein wenig mehr Alkohol zu trinken und einfach der lauten Musik zu lauschen. Ja, so selten ging sie aus, also warum auch nicht?
 

"Hey Jule... Lust auf eine Party? Wir waren schon lange nicht mehr in einer Diskothek, oder?" grinste Jessica zur Braunhaarigen rüber, welche nun einen verwunderten Blick auflegte. Jessica wollte scheinbar feiern gehen, aber warum so plötzlich? Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, denn es stimmte schon, dass auch sie eher selten feiern ging. Lieber ging sie am Abend mit ihren Freunden in eine Bar und tranken dort ein wenig. So wirklich feiern war sie schon ewig nicht mehr gewesen.
 

"Lust hätte ich schon, aber du hast schon Alkohol getrunken und ob sie dich noch in eine Diskothek lassen? Ich weiß nicht und außerdem... In welche Disko willst du denn? Ich kenne mich hier doch gar nicht aus und du auch nicht". Jessica blickte nun wieder zum Bildschirm und besah sich einige Bilder von einer bestimmten Diskothek. Diese wurde als die Bekannteste und Beste in ganz London eingestuft und war auch nicht weit von hier, denn den Straßennamen hatte sie schon mal gelesen, glaubte sie zumindest.
 

Ryuuzaki schwieg weiterhin und sah der jungen Frau über die Schulter. Da er hier sein halbes Leben verbracht hatte, kannte er natürlich die verschiedensten Diskotheken, auch wenn er noch nie eine betreten hatte. "Du willst ins Movida? Ich kenne die Gegend und es stimmt, die Diskothek ist nur zwei Straßen entfernt, aber...". "Kommst du mit uns, L? Dann schenke ich dir auch einen Tanz mit mir, ja?". Die junge Frau lächelte wieder und sah den jungen Ermittler bittend an. Sicher, er hatte noch etwas sagen wollen, aber die Schwarzhaarige mochte gern feiern gehen. War doch nichts Verwerfliches, oder?
 

"Wie? Ich habe bis jetzt noch keine Diskothek betreten und ich werde auch nicht damit beginnen. Ich mag solche Menschenmassen nicht und außerdem...". Wieder wurde der Schwarzhaarige unterbrochen, diesmal durch einen Kuss, welchen Jessica ihm einfach aufdrückte. Nicht zu fassen, die Frau wollte ihm gar nicht zuhören, obwohl er ihr etwas Wichtiges sagen musste. Wie schon erwähnt, er kannte diese Gegend. Eine der Ecken, welche man bei Nacht meiden sollte.
 

"Bitte... Ich möchte mit dir dahin. Gib dir einen Ruck und erfüll mir meinen Wunsch". Mit verliebten Augen sah Jessica den Detektiven an, welcher rasch in eine andere Richtung sah. Gott, er wurde schwach, wenn er länger in ihre blauen Augen schaute und er wollte so ungern nachgeben. Er müsste so sehr auf die beiden Frauen aufpassen, denn er mochte keine drastischen Erlebnisse mehr erleben. Das mit der Mafia heute Nachmittag hatte doch gereicht, oder nicht?
 

"Wenn du klug bist, Ryuuzaki, dann erfüllst du ihren Wunsch. Jess kann auf Dauer ziemlich nervig werden, wenn sie nicht das bekommt, was sie will" grinste Jule und stand von der Couch auf, um ihren Koffer zu holen. Vermutlich müsse sie sich gleich umziehen, denn Jessica ließ sich nicht mehr umstimmen, wenn sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.
 

Ryuuzaki sah wieder zur Schwarzhaarigen, welche noch immer diesen flehenden Blick aufgelegt hatte. Scheinbar musste er in den sauren Apfel beißen, wenn er keine nervige, jedoch entzückende Frau an sich kleben haben wollte, oder? Außerdem würde er noch viel mehr Seiten an ihr entdecken, wenn er nachgab, oder?
 

"Gut... Hör mir trotzdem gut zu und du auch, Jule. Lasst euer Getränk, falls ihr dort etwas trinken solltet, keinesfalls aus den Augen. Ich möchte nicht, dass euch Drogen ins Glas gemischt wird. Glaubt mir, in Movida hat man schon einige Dealer aufgegriffen, die dort Drogen verkaufen wollten". Ach darum ging es ihm? Jessica war sich dessen doch bewusst und ließ aus Prinzip nie ihr Glas aus den Augen. Ihre Mutter hatte schon immer gesagt, sie solle in einer Diskothek ihr Glas immer in der Hand halten und aufpassen.
 

"Du bist echt süß, L. Du erinnerst mich gerade an meine Mutter, weißt du das? Mach dir keine Sorgen. Jule und ich werden schon vorsichtig sein und nun... Nun werde ich mich umziehen, denn ich werde nicht im Partnerlook mit dir dahin gehen". Sie zwinkerte dem Detektiven zu, holte nun ebenfalls ihren Koffer und zog diesen in den großen Raum. Den Koffer öffnend, durchforstete sie ihre Kleidung und grinste hämisch, als ihr der Zweiteiler auffiel.
 

Eine rote Hose, sah aus, als sei sie aus Latex, oder ähnlichem Stoff, doch in Wirklichkeit war es ein feiner, dünner Stoff. Fast wie Seide konnte man sagen. Dazu ein rotes Oberteil, jedoch mit sehr viel Netz ausgestattet und sehr durchsichtig. Sie mochte anzügliche Kleidung und zeigte auch gern ihren Körper. Jedoch würde sie ein schwarzes Oberteil unter dem roten Netzoberteil tragen, denn übertreiben wollte sie wirklich nicht, was sie eigentlich auch sonst nie tat.
 

Sich vor Ryuuzaki's Augen ausziehend, da sie keinerlei Probleme damit hatte, hörte sie der Braunhaarigen zu, welche im Schlafzimmer war und scheinbar fluchte. Warum, dass erfuhren L und Jessica im nächsten Moment, da Jule meinte, sie hätte nur beschissene Kleidung eingepackt. Doch nach weiteren fünf Minuten kam sie endlich mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Stoffhose aus dem Schlafzimmer und wartete auf Ryuuzaki's Kommentar, welcher sie eingehend musterte.
 

"Wieso müssen sich Frauen immer so reizend anziehen? Ich meine...". Er deutete auf Jessica, welche noch eben ihr rotes Oberteil überzog und ihre Kleidung nochmals richtete. L war der Meinung, dass sie nun wirklich etwas Anzügliches ausstrahlte, doch für eine Diskothek zu aufreizend gekleidet war. Nicht, dass er ihr Vorschriften machen wollte, aber er mochte ungern dabei zusehen, wie ein Typ die junge Frau anbaggerte. Außerdem wollten diese Typen doch eh nur eine Frau abschleppen, um ihre Lust abzubauen, oder?
 

"Gewöhn dich dran, Ryuuzaki. Jess geht nicht oft feiern, also mach dir da mal keine Sorgen, aber wenn sie der Lust ausgeliefert ist, dann musst du mit solcher Kleidung rechnen. Glaub mir, ihre jetzige Kleidung ist nichts dagegen, was sie sonst trägt" grinste Jule und sah dabei zu, wie Jessica ihren Koffer wieder schloss und nun zu ihnen kam.
 

"Und?" fragte Jessica provokant und drehte sich vor Ryuuzaki, welcher seine Augen kaum von ihren Körper lassen konnte. Am liebsten wäre er nun mit ihr ins Schlafzimmer verschwunden, um ihr diese aufreizende Kleidung wieder vom Leib zu reißen. Warum strahlte sie nur diese Anzüglichkeit aus? Diese Art, wie sie ihn nun ansah, so verführerisch, als wisse sie, dass er gerade mit seinem Trieb kämpfte, machte ihn schier wahnsinnig. Die junge Frau sah einfach nur zum Anbeißen aus.
 

"Ryuuzaki... Du sabberst" murmelte Jule leise, sah ihm dabei zu, wie er hastig mit seiner Hand über seinen Mund wischte, nur um festzustellen, dass er überhaupt nicht sabberte. Wieso sagte Jule so etwas? Wollte sie ihn nur darauf aufmerksam machen, dass er die Schwarzhaarige vielleicht mit seinem Blick auszog?
 

"Der war gut, Jule... Sein Blick war Gold wert, echt" grinste Jessica dümmlich und brauchte keine Antwort mehr von L. Nein, sein Blick allein verriet ihr, dass sie ihm gefiel. Man könnte meinen, er hätte nun ganz andere Sachen im Sinn, als in eine Diskothek zu gehen, oder? Ja, es schien so, aber dies machte nichts. Sie genoss es viel zu sehr, von ihm gründlich gemustert zu werden, als dass sie etwas dagegen einwenden würde.
 

"Ach ja... Ich hab zwar Alkohol getrunken, aber ich weiß mich zu benehmen, um in eine Disko zu kommen. Ähm... L? Hier, steckst du meinen Ausweis und mein Geld ein? Mehr brauche ich nicht". L sah sehr wohl, dass sie keine Hosentaschen hatte, weswegen er ein wenig Geld und ihren Ausweis entgegen nahm und diese in seine Hosentasche steckte. Wirklich, mit seinen Gedanken war er nicht wirklich hier und er wunderte sich, dass er Jessica's Worten überhaupt noch folgen konnte.
 

Ryuuzaki nickte schließlich, auch wenn er immer noch ein wenig missmutig wirkte, lief langsam zum Schaltpult und drückte einen Knopf. Sofort erschien Watari's Gestalt auf dem großen Bildschirm, welcher einen fragenden Blick auflegte. "Wir sind für einige Stunden außer Haus". Der ältere Herr schien verwirrt, unterließ jedoch die Frage, welche ihm auf der Zunge lag. Wenn L mit den jungen Damen ausgehen mochte, nur zu. Ryuuzaki verließ sowieso so selten das Haus, also war diese Idee gar nicht mal so schlecht. "Dürfte ich trotzdem erfahren, wohin sie mit den reizenden Damen gehen?".
 

"Jessica kam auf die spontane Idee, ins Movida zu wollen" erklärte der Detektiv, wobei ihm seine Bedenken immer noch ins Gesicht geschrieben waren. Sein Blick sagte eigentlich schon alles aus, weswegen Watari ein mildes Lächeln auflegte. "Ich wünsche ihnen viel Spaß, L. Sie werden schon sehen, dass sie nun eine wertvolle Erfahrung sammeln werden". Nun, so sicher war sich der Detektiv zwar nicht, aber irgendwann hatte es wohl mal zu dieser neuen Situation kommen müssen, oder? Ja, vor allem, weil er eine aufreizende Freundin hatte, obwohl Jessica selbst noch nichts davon wusste.
 

"Bis später, Watari" murmelte Ryuuzaki schließlich, wandte sich vom Bildschirm ab und lief lässig zur Tür. Auf die beiden Frauen wartend, welche sich nun auch endlich in Bewegung setzten, öffnete L die Tür und lief genauso langsam den Gang hinunter, während Jessica und Jule ihm folgten.
 

"Ob L mit mir tanzt? Ich glaube nicht, dass er Lust dazu hat, Jule" wisperte Jessica leise und erntete einen verwunderten Blick des Detektiven, welcher seinen Namen sehr wohl vernommen hatte. Sie schien ihn nicht direkt aufs Tanzen ansprechen zu wollen, was ihn schmunzeln ließ. Tanzen. Er konnte nur Walzer tanzen und selbst das hatte er vor einigen Jahren nicht lernen wollen. Nur leider war ihm damals keine Wahl geblieben, hatte er verdeckt ermittelt und sich sogar in einen feinen Anzug zwängen müssen. Gott, er hatte sich wie das Mett in einer Pelle gefühlt. So eingeengt einfach. Damals hatte er geschworen, sich nie mehr in Schale zu werfen, ganz gleich, welche Situation auch kommen mochte.
 

"Ich weiß es nicht, Jess. Frag ihn doch, oder traust du dich nicht?". Jule schmunzelte, da Jessica verlegen den Boden musterte, ehe sie endlich den großen Eingang erreichten. Nun, sie wollte L zu nichts zwingen und deswegen hielt sie ihre Klappe. Er mochte doch eigentlich auch gar nicht mit in die Diskothek gehen, oder? So in Gedanken versunken, stolperte sie über ihre eigenen Füße und schwankte gefährlich nach vorn. Jessica fing sich jedoch wieder und seufzte erleichtert aus, da sie sich im ersten Moment sehr erschrocken hatte. So bemerkte sie den besorgten Blick ihrer Freundin und dem Ermittler nicht, welche sich nun abschätzend ansahen.
 

"Ich kann nicht tanzen, Jessy... Vor einigen Jahren habe ich mal Walzer gelernt und... Das kostete schon sehr viel Überwindung für mich. Glaub mir, ich bin kein guter Tänzer" murmelte er schließlich und bekam ihre volle Aufmerksamkeit. Schon wieder dieses unheimliche Glänzen in ihren Augen, was nichts Gutes verhieß. Sie wollte doch nicht etwa Walzer mit ihm tanzen?
 

"Du kannst echt Walzer? Ehrlich, dass hätte ich dir nun nicht zugetraut". Jessica schien begeistert zu sein und harkte sich bei ihm ein, weswegen er einen verwunderten Blick aufsetzte. So anhänglich, fand L persönlich, aber er genoss ihre Nähe, auch wenn er innerlich schon wieder diesen furchtbaren Schmerz verspürte. Nur noch einige Stunden und dann hieß es vermutlich für immer Abschied nehmen, oder? Oder würde die Schwarzhaarige zurückkommen?
 

"Ich möchte das trotzdem selbst beurteilen. Du musst dich doch nicht schämen" grinste sie, während er die Haustür öffnete und mit ihr ins Freie trat. Jule kam aus dem Grinsen nicht mehr raus, denn sie fand ihre Freundin nun wirklich goldig. Der Schwarzhaarige hätte das mit dem Walzer lieber nicht erzählen sollen, denn ihre Freundin würde ihn diesbezüglich auch noch nerven. Zu gut kannte sie Jessica schon.
 

"Ich schäme mich nicht... Es ist nur... Ich müsste mir die Schritte noch mal in Erinnerung rufen". Überlegend blickte der Schwarzhaarige zum Sternenhimmel auf und lief langsam mit Jessica die Straße hinauf, da er wusste, wo das Movida war. Hoffentlich passierte nichts Schlimmes, denn er wollte wirklich keine böse Überraschung erleben.

Unter Drogeneinfluss!

Es dauerte gerade mal fünf Minuten, als Jessica den Laden erblickte, über dessen Eingang ein großes Schild hing, mit der Aufschrift 'Movida'. Jule blickte sich ebenfalls um und erkannte den Laden, denn einige Male war sie schon mit ihrer Freundin hier vorbei gelaufen. Und dort wollte Jessica rein? Wenn sie schon diese lange Schlange sah und die vielen Menschen, welche auch ins Movida wollten, drehte sich der Braunhaarige der Magen um. Hoffentlich durften sie überhaupt rein, denn es gab da schon einige Diskotheken, welche eine Gesichtskontrolle machten, oder?
 

"Jessy... Ab jetzt bleibst du bei mir und bist vorsichtig, in Ordnung?". Ryuuzaki wollte dies nur noch mal gesagt haben, denn sein Magen verkrampfte sich bei diesen Anblick der Menschenmasse. So ungern wollte er diese Diskothek betreten, doch wollte er auch der Süßen neben sich eine Freude machen. Ihr Gesicht strahlte so sehr und drückte deutlich Zufriedenheit aus, weswegen er sich mit ihr und Jule an die Schlange anstellte und nun wartete.
 

Kaum fünf Minuten später standen sie vor dem Türsteher, welcher nach Jule's und Ryuuzaki's Ausweise verlangte. Bei Jessica erhob er seine Hand und verneinte ihren Einlass, ohne jeglichen Kommentar. Verwundert, da Jessica nun in die Hosentasche des Detektiven griff und ihren Ausweis hervor zog, hielt sie diesen dem Türsteher hin, welcher zwar auf die Daten blickte, jedoch ein weiteres Mal seinen Kopf schüttelte.
 

"Ey... Was will der Sack? Ich benehme mich doch, oder nicht?". Jule schaltete sich ein und versuchte mit dem Türsteher zu sprechen, wobei sie sich sicher war, dass er ihr gebrochenes Englisch sicherlich belustigend fand. Jessica stieß einen wütenden Laut aus, als sie seinen Grund endlich erfuhr und wollte sich gerade lauthals aufregen, als L sich nun ins Gespräch einmischte. "I, L, want to talk with your Boss". Bei dem Namen zuckte der Türsteher zusammen und besah sich den jungen Japaner, welcher mit seinem Chef sprechen wollte.
 

"L... The Detective... I apologise... Come in, come in, little Girl". Plötzlich tat der Türsteher so unverschämt freundlich, weswegen sich Jessica's Stimmung legte und sie zu ihrem Begleiter blickte. Wieso? Kannte L diesen Türsteher, oder warum gewährte man ihr nun plötzlich doch Einlass?
 

Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, trat Ryuuzaki mit Jessica und Jule ein und liefen zur Kasse, um den Eintritt zu zahlen. Dies getan, steckte Jessica ihren Ausweis zurück in Ryuuzaki's Hinterntasche, wobei sie mit ihrer Hand extra einige Sekunden länger in seiner Hosentasche verweilte, als eigentlich gemusst. Sie spürte, wie er unter ihrer zaghaften Berührung erzitterte, lächelte verschmitzt und sah ihn verführerisch an.
 

"Jess... Verdreh ihm doch nicht den Kopf. Ryuuzaki möchte doch auf uns aufpassen und da braucht er einen klaren Kopf" kicherte Jule und lief schon mal vor. Sie wollte sich diese Diskothek ansehen, wo sie nun endlich drinnen waren. Vorhin hatte sie wirklich geglaubt, sie kämen nicht rein, denn der Türsteher hatte nicht gewollt, dass Jessica mit ihrem Makel diesen Laden betrat. Umso verwunderlicher war Ryuuzaki's Auftritt gewesen und nun waren sie hier.
 

"L... Das eben... Danke, ich... Ich...". "Der Türsteher hat deine Gefühle verletzt und... Ich konnte ihm seine Handlung nicht durchgehen lassen und deswegen habe ich meinen Namen genannt. Viele Läden kennen mich schon, aber nur durch meinen Namen. Ich gebe mich eben selten zu erkennen". Langsam nickte Jessica dem zu, denn sie kannte doch seine Vorgehensweise. Und dennoch war sie ihm dankbar für seine Hilfe, denn sie hatte wirklich gedacht, sie dürfe nichts ins Movida. Verdammt und schon wieder ein Grund, warum sie ihr Aussehen hasste.
 

"Jessy... Nicht weinen. Auf seine Meinung musst du nichts geben, hörst du? Du bist eine hübsche Frau und...". "Das stimmt doch gar nicht. Jetzt hast du gesehen, wie mich die Menschen behandeln. Sie verurteilen mich, bevor sie mich überhaupt kennen". Jessica war laut geworden und hatte Ryuuzaki den Rücken zugedreht. Wirklich, er musste doch jetzt wissen, wie schwer sie es eigentlich hatte. Ein Grund, warum sie auch bei ihm bleiben wollte. Sie mochte dieses Leben nicht länger leben müssen. Warum verstand L das denn nicht?
 

Zwei Arme legten sich um sie, ehe die junge Frau einen Kopf auf ihrer Schulter spürte. "Ich kenne dich und weiß, dass du sehr nett bist. Steh über solche Menschen drüber, denn sie haben deine Freundlichkeit nicht verdient. Lass uns nun zu Jule gehen, okay? Sie wartet schon". Langsam nickte die Schwarzhaarige und wischte sich über ihr Gesicht. Der Alkohol ließ langsam nach, weswegen sie wieder Schmerz verspürte. Zeit, dass sie weitere Getränke verzehrte, bevor sie noch einen Heulkrampf erlitt.
 

Jule sah sehr wohl, dass ihre Freundin von der eben geschehenen Situation getroffen war, weswegen sie auch vorgegangen war. Bei L fühlte sich Jessica wohl und beschützt, doch bald würde sie wieder alleine sein. Allein mit allen Problemen und hatte dann keinen Mann mehr an ihrer Seite, welcher so einiges in Kauf nehmen würde, um sie zu beschützen. Jule war sich sicher, Ryuuzaki würde sogar sein Leben aufs Spiel setzen, würde er dadurch Jessica irgendwie helfen können.
 

Schließlich schlossen Ryuuzaki und Jessica zu Jule auf, liefen gemeinsam einen Gang hinab, welcher durch verschieden farbene Lichterketten erhellt wurde und somit eine angenehme Atmosphäre erschuf. Begeistert sahen sich die jungen Frauen um, wichen einigen Menschen aus und zwängten sich schließlich mit Ryuuzaki in den Partyraum, wenn man dies so bezeichnen durfte.
 

"Man merkt sofort, dass wir nicht in Deutschland sind" murmelte Jule fassungslos und blickte sich interessiert um. Links von ihr befand sich eine große Bar, hinter welcher fünf Barkeeper ihren Job rasch erledigten. Rechts waren einige Tische platziert worden, dazu ausreichend Stühle, um den Partygästen eine Sitzgelegenheit zu ermöglichen. Weiter hinten, hinter der Tanzfläche, war eine Art 'Kuschelecke' eingerichtet worden, denn die verschieden farbenen Sitzpolzer luden geradezu dazu ein, sich mit seinem Liebsten dort zu setzen, um für einige Stunden ungestört zu sein.
 

Schließlich sah Jule in die Mitte des großen Raumes und besah sich die Tanzfläche, welche sehr groß wirkte und schon von einigen Partygästen genutzt wurde. Der DJ hatte eine Technoversion aufgelegt, welche dazu einlud, sofort die Hüften schwingen zu lassen, während ein Farbenspiel, von den Scheinwerfern erzeugt, diesen Drang nur noch zusätzlich verstärkte.
 

"Nicht erschrecken, L" hauchte Jessica leise in sein Ohr, während ihre Hand ein weiteres Mal in seiner Hosentasche verschwand, nur um nach ihrem Geld zu suchen. Viel hatte sie nicht mehr, aber für zwei Getränke würde es noch reichen. Ihr Geld gefunden, sah Jessica zu ihrer Freundin, welche nun wieder ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen trug. Was hatte Jule denn?
 

"Ryuuzaki muss wie ein Magnet sein, denn er zieht dich immer wieder magisch an" ärgerte Jule die Schwarzhaarige, welche empört nach Luft schnappte. L selbst musste nun ebenfalls ein Grinsen auflegen, denn der Vergleich war gar nicht mal so schlecht. Zwar hatte Jessica nur ihr Geld gewollt, aber sie ließ wirklich keine Gelegenheit aus, um den Detektiven nahe zu sein.
 

"Scheint ihm aber nicht zu stören, sonst hätte er schon längst etwas gesagt". Gespielt wütend, lief die junge Frau schließlich zur Bar rüber, da sie langsam Durst bekam. Jule schüttelte nur ihren Kopf und trat nun dicht neben Ryuuzaki, da sie nicht die ganze Zeit brüllen wollte. "Es macht dir auch nichts aus, nicht wahr?".
 

Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf, da ihm Jessica's Nähe natürlich nicht störte. Im Gegenteil. Er begrüßte ihre zaghaften Berührungen, mochte ihren Körpergeruch und ihre wunderschönen Augen. Eigentlich mochte er alles an ihr, aber ihm fiel es unsagbar schwer, seine Gefühle in Worte zu fassen. Und jedes Mal hatte L das Gefühl, als würde er jeden Moment schwach werden, nur weil die junge Frau ihm ein liebevolles Lächeln schenkte.
 

"Warum sagst du ihr nicht endlich, was du für sie empfindest? Im Endeffekt wirst du auch darunter leiden und es irgendwann bereuen, ihr nicht die Gefühle gestanden zu haben". Jule konnte ihn in dieser Hinsicht einfach nicht verstehen. Okay, sie verstand schon seine Beweggründe, aber wollte er wirklich darunter leiden? Jessica war doch seine erste große Liebe, oder nicht? L würde ihre Freundin niemals vergessen können, also warum wollte Ryuuzaki diesen schmerzhaften Weg gehen?
 

"Ich habe dir meine Gründe bereits mitgeteilt, Jule...". "Ja, hast du und ich habe deine Gründe auch nicht vergessen, aber... Verstehst du nicht? Du wirst leiden und Jessica sowieso...". Jule betrachtete ihre Freundin, welche ein Glas von einen der Barkeeper gereicht bekam, in welches sich eine rötliche Flüssigkeit befand. Was hatte sich Jessica denn da geholt?
 

"Lecker... Batida-Kirsch" grinste die Schwarzhaarige dümmlich und nahm einen ordentlichen Schluck. Sich zum Detektiven gesellend, hielt sie ihm ihr Glas hin und sah ihn auffordernd an. "Nur probieren. Schmeckt echt lecker". Ryuuzaki zögerte, denn er hatte noch nie Alkohol angerührt, weil er eben immer bei klaren Verstand bleiben musste. Gut, ein Schluck würde nicht schaden, aber wer wusste schon, ob er Alkohol überhaupt vertrug?
 

"Aber nur ein kleiner Schluck" murmelte er und probierte von der rötlichen Flüssigkeit. Es schmeckte irgendwie nach Kokos und Kirsche, jedoch schmeckte er deutlich die Prozente des Alkoholes heraus. Schmatzend gab er der Schwarzhaarigen das Glas zurück und seufzte. Gut, sein Verstand arbeitete noch, also keinen Grund zur Sorge.
 

"Und? Schmeckt dir das? Wenn du magst, dann...". "Nein, ich werde nichts trinken und wenn dann nur Kaffee" unterbrach er Jessica schnell. Er wollte nicht unhöflich sein, auch wenn er vielleicht so wirkte, aber er musste einen klaren Kopf bewahren, um auf jede Kleinigkeit zu achten. Sie waren in der Diskothek Movida, in welcher die Dealer nur auf Unachtsamkeit warteten.
 

Jessica nickte verstehend, lächelte leicht und ergriff sich den linken Arm ihres Liebsten und zog ihn mit sich. Jule trottete langsam hinterher und behielt ihr amüsiertes Grinsen aufrecht. Wirklich, Jessica war nun so locker und ging ganz normal mit L um. Ob er es auch schon bemerkt hatte? Bemerkte er, wie sich ihre Sinne langsam verabschiedeten? Nur noch die Gefühle für ihn waren vorhanden, weswegen sie ständig seine Nähe suchte.
 

Bei der 'Kuschelecke' angekommen, setzte sich Jessica sofort und zog den verwunderten L einfach mit sich auf den Sitzpolzer. Zum Glück waren hier noch Plätze frei gewesen, da die wahre Party meist immer erst ab Mitternacht begann. Es war erst 22:09 Uhr, hatte die junge Frau vorhin auf einer Uhr gesehen, weswegen sie die Zeit auch noch bestimmen konnte.
 

Ryuuzaki zog seine Beine an, entledigte sich seiner Schuhe und hockte sich in gewohnter Manier neben Jessica hin. Auch Jule setzte sich endlich, behielt jedoch ein wenig Abstand und besah sich die Tanzfläche. Ob Jessica gleich noch tanzen mochte? Würde sie mit ihrer Freundin tanzen, oder ließ sich L doch noch dazu herab und schenkte ihr wenigstens einen einzigen Tanz? Bewegen konnte sich doch jeder Mensch, oder etwa nicht?
 

Die Schwarzhaarige betrachtete L intensiv, welcher die Umgebung im Auge behielt und auf jede falsche Bewegung instinktiv seinen Blick verfeinerte. Wohl wahr, er war ein Beobachter, aber er musste doch nicht alles so eingehend betrachten, oder? L sollte ihr Aufmerksamkeit schenken, sie vielleicht in die Arme schließen, oder vielleicht gar mehr.
 

"Und du magst solche Orte? Die Musik ist viel zu laut und der Saal ist so überfüllt... Was mögen die Menschen daran nur?" durchbrach Ryuuzaki schließlich das Schweigen zwischen ihnen und bekam auch Jule's Aufmerksamkeit, welche jedoch ihren Kopf schüttelte. Jeder Mensch dachte da doch anders und dessen musste sich der Detektiv doch auch bewusst sein, oder nicht?
 

"Hin und wieder mag ich solche Orte. Ich geh vielleicht zwei Mal im Jahr feiern, also... Sehr selten" erwiderte Jessica leise, rückte näher zu ihm hin und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Lange sahen die dunklen Augen zu ihr hinab, ehe er seinen Arm hob und diesen um ihre Schultern legte. Auch wenn er es noch so sehr versuchte, er konnte nicht anders, als sich in ihren Bann ziehen zu lassen.
 

"Ich... Bringst du mich zur Toilette? Ich mag nicht alleine gehen" murmelte Jessica und behielt ihre Augen geschlossen, um diese Nähe zu genießen. Warum musste sie auch ausgerechnet jetzt aufs Klo? Sicher, sie hatte schon einige Gläser geleert, aber konnte ihre Blase nicht noch warten? Warum ausgerechnet jetzt, wo L seinen Arm um sie gelegt hatte?
 

Jule besah sich dieses Bild eine ganze Weile und bemerkte auch, wie glücklich der Schwarzhaarige eigentlich war. Sie passten auch irgendwie zusammen, auch wenn Jessica aus Deutschland kam und L aus England, obwohl er japanische Wurzeln hatte. Und morgen Mittag würde diese kurze Romanze enden, wenn nicht bald ein Wunder geschah, oder? Wieso gab sich L nicht einfach einen Ruck und sagte ihr seine Gründe, zusammen mit einem Geständnis?
 

"Ja, mache ich. Ich habe vorhin gesehen, wo sich die Toiletten befinden. Dir ist aber nicht schlecht, oder?". Die junge Frau verneinte seine Frage, da sie einfach nur aufs Klo musste. Langsam erhob sie sich, sagte Jule, dass sie eben auf Klo müsse und lief mit dem Detektiven durch die Menge. Es dauerte auch nicht lange, bis Jessica das Schild 'WC' erkennen konnte, wobei ihre Sicht schon ein wenig verschwamm. Vielleicht sollte sie sich gleich kein neues Glas Batida-Kirsch holen, wenn ihr erstes Glas leer wäre? Ja, vielleicht sollte sie nun aufhören, sich sinnlos zu betrinken.
 

Jessica legte die rechte Hand an ihren Kopf und schüttelte sich leicht, um diese verschwommene Sicht in den Griff zu bekommen. Nochmals blinzelte sie, doch wurde ihre Sehfähigkeit dadurch auch nicht besser, weswegen sie sich fester beim Detektiven festhielt. "Schaffst du das allein? Ich habe kein Problem damit, dich zu begleiten" bot er ihr an, da ihr Blick nun deutlich zeigte, dass die Wirkung des Alkoholes einsetzte. Ob es noch eine gute Idee war, länger hier zu bleiben? Vielleicht sollte sich Jessica besser im Bett ausruhen.
 

"Das glaube ich dir aufs Wort, L... Ja, du könntest mich wenigstens bis zum Klo bringen". Ryuuzaki nickte, öffnete die Türe und bemerkte sofort, wie sich einige Mädchen erschreckten, da ein Junge das Damenklo betrat. Doch als sie Jessica erblickten, welche sich an den Schwarzhaarigen klammerte, schienen sie zu verstehen und machten einfach da weiter, wo sie aufgehört hatten.
 

Langsam lief L auf eine Kabine zu, öffnete die Tür und führte Jessica hinein. "Komm mit rein..." murmelte Jessica benommen, stützte sich an der Wand ab, während sie mit der freien Hand ihre Hose öffnete. Ryuuzaki schloss die Türe hinter sich, blieb mit dem Rücken zu Jessica stehen, da er ihr nicht bei ihrem Geschäft zusehen wollte. Nun, von wollen war eigentlich nicht die Rede, nur er hatte auch eine Erziehung gehabt und wusste, dass man sich anständig verhielt.
 

"Ich glaube, du hast noch nie soviel Wind in deinem Leben gehabt, oder? Ich bin bestimmt anstrengend und jetzt... Angeheitert ist wohl das falsche Wort, denn ich sehe eigentlich fast nur noch verschwommen" murmelte Jessica leise und wartete. Sie saß bereits auf der Kloschüssel, sah mit verschleierten Blick auf seinen Hintern, welcher nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war. Schon seltsam. Nie hätte sie gedacht, dass sie mal mit ihm in einem Klo sein würde, war der Gedanke allein auch schon wirklich lustig.
 

"Da muss ich dir zustimmen, denn ich habe in meinem Leben noch nie so viele Dinge auf einmal erlebt und... Ich finde nicht, dass du anstrengend bist. Eigentlich bist du sehr umgänglich". Jessica lächelte schief und ließ ihren Kopf nach vorne sinken, ehe sie seinen Hintern erreichte. Sie war schon längst fertig, aber noch viel zu faul, um nun wieder aufzustehen.
 

"Soll ich dir helfen?". Langsam nickte sie, spürte, wie er sich zu ihr umdrehte und in die Hocke ging. "Du solltest keinen Alkohol mehr trinken, sonst nimmst du gar nichts mehr wahr". Wieder nickte sie ihm zu, ließ sich von L auf die Beine ziehen und zog sich schnell ihre Hose hoch. Seufzend lehnte sie sich an seinen Oberkörper, schloss erneut ihre Augen und spürte im nächsten Moment, wie sich seine Arme um sie legten.
 

"Ich möchte kuscheln..." murmelte Jessica leise, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, während Ryuuzaki sich in der Kabine umsah. Falscher Ort für solche Dinge, auch wenn sich die junge Frau so sehr an seine Brust schmiegte. Wirklich, sie verlangte nun nach Dingen, welche sie eigentlich nie aussprechen würde. Sie war ein Mensch, welcher einfach handelte, vermutlich nach Bauchgefühl, anstatt direkt etwas zu sagen.
 

"Sollten wir fürs Kuscheln nicht lieber zu mir gehen?" erkundigte sich der Detektiv, bemerkte ihr Kopfschütteln, ehe sich freche Hände unter seinem Pullover schlichen. Leicht erkundigten die Finger seinen Bauch, fuhren sämtliche Muskeln nach, welche die Schwarzhaarige erfühlen konnte, was L ein leises Keuchen abverlangte. Verdammt, er durfte nicht vergessen, wo er sich hier befand. Könnte peinlich werden, oder nicht?
 

"Soll ich ehrlich sein? Meine Hemmungen sind nun gänzlich verschwunden und du könntest jetzt alles mit mir anstellen, ohne dir irgendwelche Sorgen zu machen. Außerdem habe ich dir doch erlaubt, dass du alles machen darfst. Du bist doch mein Geliebter..." säuselte Jessica lustvoll in sein Ohr, fuhr mit ihren Händen weiter hinauf, ehe sie seine Brust erreichte und seicht über seine Brustwarzen strich. Es war ihr gleich, ob da noch andere Partygäste waren und sie hören könnten. Sie sah nur noch den attraktiven Mann vor sich, dessen Lippen sie nun in Besitz nahm.
 

Ryuuzaki konnte gar nicht so schnell reagieren, weswegen sich seine Augen allmählich schlossen und er sich dem anfänglich leidenschaftlichen Kuss hingab. Eines musste er Jessica wirklich lassen, sie verstand etwas davon, L zu überrumpeln und seinen Verstand sofort zu benebeln. Er konnte also gar nicht anders, als auf ihren Kuss einzugehen und einen wohligen Seufzer verlauten zu lassen.
 

"Jessy... Lass uns gehen... Irgendwohin..." brachte er keuchend zwischen ihren Küssen hervor, hielt ihre Hand fest, welche sich bereits an seiner Hose zu schaffen gemacht hatte. So sehr seine Sinne auch benebelt waren, er wusste noch immer, dass sie sich hier in einer Kabine auf der Damentoilette befanden. Eindeutig der falsche Ort, auch wenn Jessica dies vermutlich anders sah.
 

"Jule wartet... Okay, wir verschieben das hier" murmelte Jessica benommen und sah aus verklärten Augen zum Detektiven, welcher ihr sanft über die Wange strich. Ryuuzaki legte ein Lächeln auf, da er deutlich die Lust in den blauen Augen erkennen konnte. Später, wenn es überhaupt ein Später gab. Die junge Frau war alkoholisiert und ob sie sich an solche Dinge erinnern würde, warf natürlich einige Zweifel auf.
 

Gemeinsam verließen sie die Kabine, ehe sich Jessica kurz die Hände wusch und sich auch Wasser ins Gesicht spritzte. Ihr Blick klärte sich langsam, weswegen sie erleichtert seufzte und nun ohne Hilfe dem jungen Ermittler folgte. Lediglich bei der Hand hatten sie sich genommen, um sich in der Menschenmenge nicht zu verlieren. Mittlerweile war es auch ein wenig voller geworden, was insbesondere L störte, da nun äußerste Vorsicht geboten war.
 

Endlich bei der 'Kuschelecke' angekommen, setzte sich Jessica neben ihre Freundin, welche immer wieder zu L blickte und dann fragend zur Schwarzhaarigen sah. "Also... Deine Blase konnte unmöglich so voll gewesen sein" sprach Jule ihre Gedanken aus, sah dabei zu, wie der Detektiv errötete und sich nun ebenfalls setzte, in seinem Fall, hockte.
 

"Entschuldigung... Ich hatte da plötzlich so ein starkes Verlangen, weißt du?" grinste Jessica verschmitzt und genoss es doch sehr, wie Ryuuzaki's Wangen noch rötlicher anliefen. Wie süß er nun in ihren Augen wirkte, vermochte die junge Frau kaum in Worte fassen.
 

Jule seufzte und betrachtete das sich ihr bietende Bild. Von Sex war hier nicht die Rede, dessen war sich die Braunhaarige sicher, aber ein bisschen mehr schien dennoch passiert zu sein, sonst würde L wohl kaum so reagieren, oder?
 

Jessica griff nach ihrem Glas, um dieses endlich zu leeren. Einige Schlücke zu sich nehmend, fiel ihr plötzlich ein Fremdkörper in ihrer Mundhöhle auf, weswegen sie überlegte, ob sie den letzten Schluck nun lieber ins Glas spucken, oder diese Tatsache einfach unbeachtet lassen sollte.
 

Jule schlug ihrer Freundin freundschaftlich auf den Rücken, weswegen der Schwarzhaarigen die Entscheidung abgenommen wurde und Jessica den letzten Schluck aus reinem Reflex schluckte. "Wollen wir uns auf die Tanzfläche wagen, Jess?" wollte Jule wissen und betrachtete das Gesicht ihrer Freundin, welche geschockt zu sein schien. Warum? Stimmte etwas nicht?
 

Jessica schüttelte ihren Kopf, ehe sie ein Grinsen auflegte. "Klar, dann lass uns gehen, Jule. L? Bleibst du hier, oder...". "Geht ruhig... Ich werde euch beim Tanzen beobachten". Jule nickte langsam, erhob sich und zog ihre Freundin hinter sich her, ehe sie die Tanzfläche erreichten und nun der schnellen Musik mit rhythmischen Bewegungen folgten.
 

L griff zum Glas, welches Jessica eben geleert hatte und betrachtete den verbleibenden Inhalt. Nicht nur, dass er eine rötliche Fütze erkennen konnte, was nicht weiter schlimm war, er konnte eine rosafarbene Tablette erblicken, welche die Schwarzhaarige zum Glück nicht zu sich genommen hatte. "Ecstasy... Wirkt wie ein Aufheller und lässt die Person halluzinieren" dachte er und kippte den restlichen Inhalt auf den Tisch. Wie kam diese Tablette nur in Jessica's Glas? Ob der Barkeeper sie ins Glas geworfen hatte?
 

Blieb dennoch die Frage, warum die junge Frau vorhin ein geschocktes Gesicht gezogen hatte. War es nur eine Tablette gewesen, oder hatte Jessica vorhin aus Reflex, weil Jule ihr auf den Rücken geschlagen hatte, eine Pille verschluckt? Verdammt, er musste mit der Braunhaarigen sprechen, denn diese hatte doch auf Jessica's Glas aufpassen sollen, oder nicht?
 

Rasch erhob sich der Detektiv von seinem Platz, lief geradewegs auf die Tanzfläche zu, ehe er Jule's Schulter ergriff und diese zu sich drehte. Jule sah verwirrt drein, blickte auf seine linke Handfläche, in welcher sie eine rosafarbene Tablette erblickte. Ecstasy? Woher hatte Ryuuzaki denn plötzlich Drogen?
 

Er zog die Braunhaarige dicht zu sich, damit er ihr seine Fragen stellen konnte, denn ohne Weiteres kam eine Ecstasy Tablette nicht in Jessica's Glas. "Vorhin, als ich mit Jessica auf der Toilette war... Was ist da passiert?". Jule verstand seine Sorge und überlegte, was sie gemacht hatte. Nun, eigentlich nichts, außer der eine Vorfall, welcher für die Braunhaarige eigentlich unwichtig gewesen war.
 

"Ich bin vorhin nur kurz zur Bar gegangen, um mir auch ein Getränk zu holen. Auf dem Rückweg hat mich ein Typ angerempelt und ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, weil er sich entschuldigt hat... Meinst du, er konnte die Ecstasy Tablette so in das Glas schmuggeln? Ich hatte Jessica's Glas ja mitgenommen". Ryuuzaki nickte, denn dieser Aspekt war sehr wichtig. Nun galt es in Erfahrung zu bringen, ob Jessica überhaupt noch wusste, wo sie sich hier befand.
 

Mit forschenden Blick drehte er die junge Frau zu sich herum, welche erst verwirrt wirkte, doch dann ein belustigtes Lächeln auflegte. "L... Du willst also doch mit mir tanzen? Fein, dann fangen wir mal an". Verführerisch bewegte Jessica ihren Körper, tanzte ihn an, während Ryuuzaki weiterhin ihre Gesten und Mimiken im Auge behielt. Rasch ergriff er ihre Hände, zwang sie dazu, endlich zum Stillstand zu kommen, ehe er in ihre blauen Seen blickte.
 

"Was ist denn? Stimmt was nicht?" wollte Jessica wissen, legte ein verwirrtes Gesicht auf, ehe Ryuuzaki seufzte. "Wir... Wir gehen, bevor die Droge einsetzt. Vorhin... Du hast etwas Unbekanntes verschluckt, nicht wahr?". Jessica blickte zu Boden, ehe sie leicht nickte. Also war ihm ihr geschocktes Gesicht nicht entgangen? Sie hatte gedacht, wenn sie schwieg, dann würde er sich keine Sorgen machen. Und nun wusste er, warum auch immer, dass sie vermutlich irgendeine Droge zu sich genommen hatte, auch wenn ungewollt.
 

"Folgt mir" rief er den beiden Frauen zu, ehe er Jessica's Hand ergriff. Er musste sofort hier raus, bevor Jessica noch etwas Dummes machte. Ecstasy schlug nicht sofort an, zum Glück, aber die Wirkung würde schon sehr bald einsetzen und wie die junge Frau auf diese Droge reagierte, wollte er nicht in der Öffentlichkeit wissen.
 

Kaum hatten sie die Diskothek verlassen, schon blieb die Schwarzhaarige stehen und sah grinsend zum Himmel. "L? Meinst du, dass es Außerirdische gibt? Sind wir die einzigen Lebewesen im Universum?". Kurz darauf brach Jessica in schallendes Gelächter aus, hielt sich ihren Bauch und wurde rasch vom Detektiven weiter die Straße entlang gezogen. Gott, was redete die Schwarzhaarige denn da für dummes Zeug? Scheinbar setzte die Wirkung nun langsam ein und bevor wirklich noch etwas Schlimmes passierte, wollte er lieber bei sich zu Hause sein.
 

Jule machte sich Vorwürfe, denn sie hatte nicht richtig aufgepasst und überlegte, ob nicht vielleicht auch in ihrem Glas etwas gewesen war. Sie glaubte kaum, denn sie hatte nichts Fremdartiges im Mund gehabt, oder? Wenn sie nun ihre Freundin so betrachtete, welche noch immer seltsam kicherte, machte sich Sorge bei ihr breit. Ob Ryuuzaki wütend auf sie war?
 

"Jule... Mach dir keine Vorwürfe, denn ich hätte euch erklären müssen, was für Tricks die Dealer anwenden, um unschuldige Mädchen unter Drogen zu setzen. Ich hoffe nur, dass Jessy nicht zu sehr halluziniert". Jessica lief plötzlich schneller und umklammerte ihren Liebsten, welcher mit besorgten Blick in ihre blauen Augen sah. "L... Wir sind doch gleich bei dir zu Hause, oder? Können wir uns dann in dein Schlafzimmer einschließen und unanständige Dinge tun?".
 

"Nein, Jessy... Du wirst dich gleich ins Bett legen und schlafen, damit die Wirkung der Droge bald verfliegt". "Ich will aber nicht... Ich bin noch gar nicht müde und möchte viel lieber...". Ryuuzaki schüttelte seinen Kopf, um sie bei ihrer Ausführung zu unterbrechen. Unter anderen Umständen hätte er sich vielleicht auf ihre offensichtliche Anmache eingelassen, aber nicht so. Wenn sie morgen Früh wieder zu sich kam, dann würde sie sich an die Nacht nicht mehr erinnern, wie bei den meisten Menschen, oder?
 

"Jule... Sag doch auch mal was... L will nichts Unanständiges mit mir machen, obwohl ich ihn doch haben will" maulte Jessica und blieb neben ihrer Freundin stehen und ignorierte das ständige Ziehen von Ryuuzaki, welcher endlich Heim wollte. "Ich kann seine Ablehnung verstehen, Jess. Schlaf lieber und komm wieder zu klarem Verstand, ja?". Hastig schüttelte Jessica ihren Kopf, da sie aber nicht schlafen wollte. Warum denn auch? Es ging ihr doch gut, oder etwa nicht?
 

Fast bei Ryuuzaki's Haus angekommen, ließ sich Jessica plötzlich auf die Knie fallen und atmete hastig. Ihr wurde auf einmal so schwummrig und warm, obwohl sie eigentlich durch ihre dünne Bekleidung fror. Was passierte plötzlich mit ihr? Musste sie sich nun Sorgen machen?
 

Ryuuzaki hockte sich zu ihr hinab, strich ihr seicht über die Wange und betrachtete ihr Gesicht besorgt. Nebenwirkungen, wenn er sich nicht irrte. Es gab Menschen, welche so manche Drogen nicht vertrugen, was sich durch Atemnot, oder andere Äußerungen zeigte. Hoffentlich musste er nicht noch einen Arzt rufen.
 

"L... Mir ist so schrecklich heiß... Trinken, bitte". Jessica schloss ihre Augen und kippte seitlich, da ihr Bewusstsein wankte. Die Schwärze streckte ihre Hände nach ihr aus, doch spürte sie im nächsten Moment deutlich Arme, welche sie aufhoben. An einen Körper geschmiegt, dessen Geruch ihr sehr vertraut vorkam, legte Jessica ein Lächeln auf und ließ sich das restliche Stück tragen.
 

"Nun siehst du, warum ich nicht möchte, dass du bei mir bleibst. Auch wenn ich dich liebe, ich kann es einfach nicht verantworten, dich der ständigen Gefahr auszusetzen" dachte L sich insgeheim und kam endlich bei sich zu Hause an. Den Code neben der Tür eingebend, ließ er Jule vor und sagte ihr, dass sie sich in ihr Gästezimmer verziehen könnte. Nun würde er über Jessica's Zustand wachen, auch wenn er die ganze Nacht wach sein würde, denn ihm waren die ganzen Nebenwirkungen so sehr bekannt. Sollte sich ihr Zustand verschlechtern, so würde er auf jeden Fall einen Arzt kommen lassen. Nur, er hoffte, dass sie nun schlief und diesen Abend am besten ganz schnell wieder vergaß.
 

Bei seinen Räumlichkeiten angekommen, schlug er sofort den Weg zum Schlafzimmer ein und legte Jessica aufs Bett ab. Sollte er sie entkleiden? Ja, es wäre besser, wenn sie nicht in allen Klamotten schlief. Erst zog er ihr die Schuhe aus, dann die Hose und zum Schluss das netzartige Oberteil. Die Sachen legte er sorgfältig auf einen Stuhl, ehe er die junge Frau mit der Decke zudeckte.
 

"L... Ich mache nur Ärger... Dabei möchte ich doch einfach nur bei dir sein und... Nicht mal diese Tablette lässt mich den morgigen Tag vergessen. Ich könnte heulen, aber... Ich glaube, ich kann keine Tränen mehr vergießen". Ryuuzaki setzte sich an den Bettrand und strich der Schwarzhaarigen eine Strähne aus dem Gesicht. Sie schlief noch nicht und schien auch nur wenig von dem Ecstasy benommen zu sein. So sehr nagte der baldige Abschied also an ihr, dass nicht mal Drogen halfen, um sie für einige Stunden fröhlich wirken zu lassen? Schon sonderbar, aber so etwas gab es auch.
 

"Nein... Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, Jessy. Ich weiß, dass du weinen willst, aber durch die Droge fühlst du dich benommen. Schlaf lieber ein bisschen, dann geht es dir morgen Früh besser". Jessica öffnete ihre Augen einen Spalt breit, blickte den Detektiven an und zog die Bettdecke hoch. "Leg dich bitte hin und kuschel mit mir... Mehr verlange ich gar nicht von dir".
 

Er kam ihrem Wunsch wenige Sekunden später nach, nachdem er sich die Hose und den weißen Pullover ausgezogen hatte. Er wusste, er musste nun bei ihr bleiben, denn unter Drogen würde sie vermutlich noch andere Mittel ergreifen, um ihren Willen zu bekommen. Sanft schloss er sie in seine Arme, bemerkte sofort, dass sie leicht zitterte, weswegen er mit der rechten Hand über ihren Rücken strich.
 

"Ich... Ich liebe dich so sehr, L" murmelte die Schwarzhaarige müde und endlich schloss sie ihre Augen und gab sich der Schwärze hin, welche noch immer nach ihr griff. Vielleicht hatte Ryuuzaki Recht und sie musste nun endlich Schlaf finden. "Ich liebe dich auch, Jessy" dachte sich Ryuuzaki und schloss die junge Frau noch etwas mehr in seine Arme. Der Gedanke, sie morgen Mittag gehen zu lassen, ergriff ihn wieder so sehr, dass sein Herz fürchterlich schmerzte. So sehr er sie auch in Sicherheit wissen wollte, so sehr wuchs sein Wunsch auch, dass sie einfach an seiner Seite blieb. Warum konnte er nicht einfach Beides haben? Warum musste er diesen schrecklichen Weg gehen?

Der letzte Tag!

Jessica schlug nach einigen Stunden, jedenfalls kam es ihr so vor, ihre Augen auf und sah sich verwundert um. Draußen war es noch dunkel, was ihr sagte, dass es wohl noch Nacht sein musste. Wie spät es wohl war? Wie viel Zeit blieb ihr noch, bevor sie Abschied nehmen musste? Bei diesen Gedanken krümmte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen, ehe sie leise Atemzüge neben sich vernahm und deswegen den aufkommenden Schmerz vergaß.
 

Mit ihren blauen Augen zu der Person blickend, legte sie ein Lächeln auf und betrachtete das sich ihr bietende Bild. Noch nie zuvor hatte sie L so gesehen. Er schlief, dass verriet ihr seine ruhige Atmung. Einen Arm hatte er schützend um sie gelegt, während der andere Arm als Kopfkissen für seinen Kopf diente. Noch nie hatte sie ihn so entspannt gesehen und es stand fest, dass sie ihn in naher Zukunft wohl nicht mehr so sehen würde. Nein, eigentlich würde sie ihn nie wieder sehen, oder?
 

Langsam befreite sie sich aus seiner Umarmung, hörte ein leises Seufzen vom Detektiven, welcher sich nun auf die andere Seite drehte. Sollte er noch eine Weile schlafen, denn Schlaf hatte er wirklich nötig. Seltsam, jetzt, wo sie sich aufsetzte, kamen ihr die Erinnerungen an den vergangenen Abend. Warum ging es ihr gut? Sie hatte soviel Alkohol zu sich genommen und später, die Erinnerungen waren zwar nur verschwommen, hatte sie wohl auch eine Droge im Blut gehabt. Ecstasy, wenn sich Jessica nicht irrte. Vielleicht war sie deswegen schon wieder wach? Sie wusste es nicht, stand langsam auf und sammelte ihre Sachen zusammen. Erstmal neue Klamotten aus ihrem Koffer holen und dann eine angenehme Dusche.
 

Ob Jule schon wach war? Vermutlich nicht, weswegen Jessica schnell unter die Dusche sprang und nun vor den großen Monitoren, in neuer Kleidung, stand und überlegte, was sie alleine machen könnte. L sollte noch schlafen, hatte sie zuvor ja schon beschlossen, aber ohne eine Beschäftigung würde ihr vermutlich sehr schnell langweilig werden. Hatte der junge Ermittler denn nichts, womit sie sich beschäftigen konnte? Was tat er denn, wenn ihm langweilig war? War dem weltbesten Detektiven denn überhaupt mal langweilig?
 

Seufzend sah sich Jessica um und lief auf die wenigen Schränke zu, welche sie der Reihe nach öffnete, um das Innenleben zu erkunden. Fast nur Süßigkeiten, aber diese Tatsache verwunderte die junge Frau schon längst nicht mehr. Jedoch, im letzten Schrank, sie traute ihren Augen kaum, fand sie tatsächlich etwas, womit sie sich die Zeit vertreiben könnte. Wieso hatte L so etwas? Er sah nicht so aus, als würde er sich mit so etwas beschäftigen, aber warum machte sich Jessica noch weitere Gedanken darüber? Nun hatte sie eine Beschäftigung gefunden.
 

Grinsend nahm sie die Spielkonsole aus dem Schrank, kannte diese sogar, weil sie selbst eine zu Hause stehen hatte. "Nintendo 64... Mal schauen, was er für Spiele hat". In dem Schrank kramend, entdeckte sie sogar einige bekannte Spiele, welche sie selbst besaß, oder welche sie mal aus der Videothek ausgeliehen hatte. Toll, dann würde sie den Nintendo gleich mal anschließend und eines der Spiele spielen. Sie wusste auch schon, welches Spiel sie spielen wollte und war gespannt, ob L dieses überhaupt durchgespielt hatte.
 

Fertig angeschlossen, was schon eine Ewigkeit gedauert hatte, weil sie die Anschlüsse erst nicht entdecken hatte können, ergab sich sofort das nächste Problem. Super, dachte sie sich und starrte auf einen kleinen Bildschirm, auf welcher das Opening lief. Sie mochte ungern auf den kleinen Monitor spielen, aber auf dem Schaltpult fand sie nicht den Knopf, mit welchen man das Bild auf den großen Monitor wechseln konnte. Jessica mochte ungern alle Knöpfe drücken, denn hinterher machte sie noch einen Fehler und löschte Dateien, oder sonst was in der Art. Musste sie nun doch L wecken?
 

Auf die Uhr blickend, welche 5:03 Uhr anzeigte, beschloss sie sich dazu, es mal bei Watari zu versuchen. Hoffentlich weckte sie ihn nicht, obwohl, wenn er schlafen würde, dann würde er sicherlich nicht ihren Ruf über den Monitor hören, oder? "Watari? Sind sie vielleicht da?". Es dauerte eine Weile, bis der ältere Herr auf dem Bildschirm erschien und einen fragenden Blick aufsetzte. Sicherlich fragte er sich, warum die junge Frau um diese Uhrzeit schon wach war, oder?
 

"Ähm... Ich brauche nur kurz ihre Hilfe, weil L schläft noch und da ich weiß, wie selten er schläft, wollte ich sie fragen. Also... Wie kann ich das Bild von einem Monitor wechseln? Ich habe L's Nintendo 64 gefunden und wollte eigentlich spielen, aber...". "Sie müssen den grünen Knopf drücken und dann den Pfeil, um das Bild auf den großen Monitor zu bekommen" erklärte Watari rasch und legte ein amüsiertes Grinsen auf. Die Frage, warum die Schwarzhaarige schon wach war, verkniff er sich nun, denn sie hatte sicherlich ihre Gründe. Sollte sie ein wenig spielen und sich von den baldigen Abschied ablenken. Vielleicht war sie auch deswegen schon wach.
 

"Ah... Danke, Watari... Könnte ich vielleicht Kaffee bekommen? Ich esse nebenher Süßigkeiten" grinste Jessica verschmitzt und lief zum Sessel rüber, welchen sie mit wenig Kraft näher zum großen Bildschirm schob. Schnell stellte sie die Lautstärke noch ein, ehe sie den Kontroller in die Hand nahm. "Natürlich... In fünf Minuten bringe ich ihnen eine Kanne. Wünschen sie dazu Milch und Zucker?". "Ja... Schwarzer Kaffee ist widerlich" gab sie schnell zurück und konzentrierte sich nun auf das Spiel. Verwundert zog sie ihre Augenbrauen hoch und legte ihren Kopf leicht schief. L hatte das Spiel überhaupt nicht beendet.
 

"Entweder, er kam nicht dazu, oder er hängt bei einer Stelle fest. Obwohl... Es gibt doch einen Spieleberater für Zelda. Mal schauen, wo er aufgegeben hat". Sie startete sein Spiel und stellte fest, dass er beim Wassertempel war. "Kein Wunder... Ich hab den Tempel gehasst und auch sechs Wochen nicht gespielt, weil ich so einen dummen Schlüssel nicht gefunden habe". Da sie am Anfang des Tempels anfangen musste, wie bei jedem Neustart, klickte sie auf Start und besah sich die Räume, in welche L schon gewesen war. Grinsend, da sie nun wusste, wo das eigentliche Problem lag, spielte sie munter drauf los. Der dumme Schlüssel, welchen sie selbst nicht gefunden hatte, dem fehlte L also auch. Gut, würde sie ihn mal zum Boss bringen und wenn sie später noch Lust hatte, einfach den nächsten Tempel auch noch beginnen.
 

Langsam öffnete der Detektiv seine Augen, da er ein ständiges Klicken vernahm. Irgendwer haute da in die Tasten, oder machte Lärm, weswegen L nicht mehr schlafen konnte. Neben sich schauend, da er einfach davon ausging, die junge Frau würde neben ihm liegen, erschrak er und war mit einem Mal hellwach. Wo war Jessica? Er hatte sich doch mit ihr hingelegt, oder etwa nicht?
 

Ryuuzaki richtete sich schließlich auf und sah sich ausgiebig um. Draußen war es noch dunkel und somit war noch kein neuer Tag angebrochen. Seltsam, wieso war Jessica's Ausgehkleidung weg? Wohin war sie nun schon wieder und das in ihrem Zustand? Musste er sich nun Sorgen machen? Mit diesen Gedanken erhob er sich, griff nach seinen Klamotten und zog sich an. Erstmal Jessica finden und dann konnte er ruhigen Gewissens seine morgendliche Dusche nehmen.
 

Im Zimmer nebenan erklang wieder dieses Klicken und nun hörte er auch Musik, welche ihm sehr bekannt vorkam. Neugierig geworden, lief er in den großen Raum und betrachtete das Bild, welches auf dem großen Monitor angezeigt wurde. L hatte es gewusst und trotzdem war er nun wirklich erstaunt. Stellte sich ihm trotzdem die Frage, wieso die junge Frau wach war und Zelda spielte, dazu noch seinen Spielstand. Woher wusste sie eigentlich, dass er so etwas, wie eine Spielkonsole, besaß? Hatte Jessica mal wieder geschnüffelt?
 

"Guten Morgen... Wieso bist du schon wach?" durchbrach der Detektiv schließlich die Stille, welche nur hin und wieder von der Musik des Spieles unterbrochen wurde. Schreckhaft, jedenfalls sah Jessica's Reaktion so aus, wandte sich die Schwarzhaarige ihm zu, ehe auf ihren Lippen ein leichtes Lächeln erschien. "Du bist schon wach, L? Ich wollte dich schlafen lassen, weil du sonst so selten schläfst... Ich... Ich konnte nicht mehr schlafen" erklärte die junge Frau, ehe sie wieder auf den Bildschirm starrte.
 

Ryuuzaki trat näher und besah sich den Bildschirm nun genauer, ehe er feststellte, dass Jessica wohl schon ziemlich weit war. Was machte sie denn in Kakariko und wieso war der Spielcharakter wieder ein Kind? "Der Wassertempel... Ich habe da einen Schlüssel nicht finden können, aber dir ist es scheinbar gelungen. Stellt sich mir die Frage, warum du das Master-Schwert abgelegt hast? Ich habe doch alle Aufgaben erfüllt, oder etwa nicht?". Neugierig zog der Detektiv den Drehstuhl näher und hockte sich in gewohnter Manier neben Jessica hin, um den weiteren Verlauf des Spieles zu verfolgen.
 

"Pass auf... In der Mühle findest du den Grund und gleichzeitig beginnt nun ein Abschnitt, den ich ungern spiele... Dieser bescheuerte Brunnen" murrte Jessica zum Schluss und betrat mit dem Helden des Spieles die Mühle. Vor dem Besitzer der Mühle blieb sie stehen und drückte den Knopf, um die Ocarina zu verwenden. Ein Geräusch erklang, ehe Jessica ein Lied spielte, welches dem Schwarzhaarigen jedoch unbekannt war. Woher wusste sie, was sie tun musste? War es im Bereich des Möglichen, dass sie Zelda kannte? Gab es denn Frauen, welche auch solche Spiele spielten?
 

"Siehst du? Durch das Sturmlied wird das Wasser im Brunnen abgepumpt und dort findest du ein Relikt, um den Schattentempel auf dem Friedhof zu bewältigen". L's Gesicht erhellte sich, da ihm nun ihre Handlung logisch erschien. "Ach so... Du scheinst Zelda zu kennen und diese Tatsache irritiert mich ein bisschen". Aus verwunderten Augen wurde der junge Ermittler nun gemustert, ehe sich Jessica wieder dem Bildschirm zuwendete. Wieso war Ryuuzaki irritiert? Sie lebte doch nicht hinterm Mond, oder dachte er, sie würde solche Abenteuerspiele nicht spielen? Zelda war ein Klassiker.
 

"Warum? Ich habe selbst ein Nintendo 64 zu Hause... Ich bin mit solchen Spielen aufgewachsen. Mein Papa hat sich damals den Super Nintendo gekauft und ich war damals vielleicht sechs Jahre alt? Für den Super Nintendo gab es damals auch Zelda und zu meiner Kommunion habe ich einen Game Boy bekommen. Dazu gab es auch ein Zelda, falls du das weißt". Jessica wusste, sie erzählte nun sehr viel und die meisten Dinge waren sicherlich unwichtig, aber L hörte ihr zu und nickte sogar an manchen Stellen. Ob es ihn wirklich interessierte, was sie ihm erzählte, oder ließ er ihre Worte einfach nur über sich ergehen?
 

"Wenn ich zuviel rede, dann sagst du mir das bitte, ja?". Ryuuzaki schüttelte seinen Kopf, ehe er seine rechte Hand erhob und diese auf die Wange der Schwarzhaarigen legte. "Ich höre dir doch gern zu, also mach dir keine unnötigen Gedanken. Wie fühlst du dich eigentlich?". Jessica blickte gen Boden, ehe sie wieder zum Bildschirm sah und den jetzigen Spielstand speicherte. Sollte L irgendwann das Spiel fortsetzen, denn Jessica bewältigte den Brunnen nicht.
 

"Körperlich geht es mir ganz gut, aber seelisch... Weißt du, ich denke fast die ganze Zeit an unseren Abschied, L. Ich... Ich weiß jetzt schon, dass ich weinen werde, auch wenn ich versuche, die Starke zu spielen". Fest presste die junge Frau ihre Lippen aufeinander, um einen Schluchzer zu unterdrücken. Dieser stechende Schmerz in ihrer Brust kehrte allmählich zurück. Warum musste sie sich nun wieder so beschissen fühlen? Noch blieben ihr einige Stunden, aber mit jeder weiteren Sekunde wurde der Schmerz unerträglicher.
 

Ryuuzaki erhob seinen Daumen und fuhr sich rasch über seine trocken werdenden Lippen. Es schmerzte ihn, dass die junge Frau so sehr darunter litt und L war sich sicher, spätestens dann, wenn Jessica nicht mehr hier wäre, würde er selbst auch so sehr darunter leiden. Was sollte er tun? Sollte er Jule's Rat befolgen und ihr seine Liebe gestehen, trotz der Gefahr, dass sie dann darauf bestehen würde, bei ihm zu bleiben?
 

"Ich verstehe das einfach nicht... Dich lässt das so kalt und ich... Ich zerbreche daran" murmelte Jessica leise und schloss ihre blauen Augen. Vereinzelte Tränen liefen ihr bereits an den Wangen hinunter, welche jedoch von einem Daumen beseitigt wurde, ehe sie spürte, wie sie an eine Brust gezogen wurde.
 

"Was erzählst du denn da? Es schmerzt mich, mit anzusehen, wie sehr du darunter leidest, aber... Verstehst du nicht, dass du nach Deutschland gehörst? Du hast eine Familie, die immer für dich da sein wird und Freunde, die dich in deiner leidenden Zeit ablenken. Du hättest bei mir kein schönes Leben und... Du wärst in ständiger Gefahr und genau das möchte ich nicht". Hastig schüttelte Jessica ihren Kopf, da diese Gründe ihr einfach nicht ausreichten. Dann wäre sie eben in ständiger Gefahr, na und? Dann würde sie ihre Familie und Freunde nicht mehr sehen, oder kaum, ja und? Wenn sie dafür ein neues Leben beginnen könnte, würde sie gern ihr altes Leben wegwerfen.
 

"Außerdem... Ich sollte stark sein, wenn du das schon nicht kannst, Jessy... Ich... Ich leide doch genauso, wie du es tust". Sanft fuhr er mit seiner rechten Hand über ihren Rücken, spürte, wie ihr Körper immer wieder unter ihren Schluchzern erzitterte, weswegen er mit seiner Entscheidung wankte. Sollte er der jungen Frau nicht doch die Wahrheit sagen? Sollte er nicht ehrlich zu sich selbst sein? Eigentlich wollte er doch, dass die Schwarzhaarige bei ihm blieb, aber noch immer sagte sein Verstand, dass er ihr Leben mit seinen Worten wohlmöglich zerstörte.
 

"Ich weiß, wie ich deine Stimmung vielleicht ein bisschen heben kann, aber ich werde das nur tun, wenn du aufhörst zu weinen". Die Schwarzhaarige blickte sofort auf und sah ihn aus fragenden und auch verweinten Augen an. Was hatte er vor? Womit wollte er ihre Stimmung heben?
 

Ryuuzaki lächelte leicht, ehe er sich erhob und zu seinem Laptop lief, welcher sich auf dem Schreibtisch befand und schaltete diesen ein. Es dauerte auch nicht lange, ehe er sich zu ihr umdrehte und sie zu sich winkte. Noch immer sah sie ihn mit fragenden Blick an, stand jedoch auf und lief zu L rüber, welcher sie sofort an seinen Körper zog. Ein Lied erklang, klang nach Walzer, weswegen Ryuuzaki ihre rechte Hand in seine Linke schloss und ihre linke Hand auf seine Schulter legte und sie mit seinen noch freien Arm umschloss.
 

"Du wolltest mit mir Walzer tanzen, oder nicht? Ich habe noch nie mit einer Frau getanzt, also entschuldige ich mich schon mal, falls ich dir auf die Füße treten sollte". In der Tat hob sich Jessica's Stimmung sofort, weswegen nun ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erschien. Sie erinnerte sich an den gestrigen Abend, hatte sie ihn doch gefragt, ob Ryuuzaki mit ihr tanzen würde. Eigentlich hatte er nicht gewollt, doch nun schien er seine Meinung geändert zu haben.
 

"Ich... Ähm... Du müsstest mir die Schritte zeigen, L". "Kein Problem... Den linken Fuß zurück, dann den Rechten und dann... Seitlich. Eine Drehung und das Ganze von vorne". Er versuchte es zu demonstrieren, indem er die junge Frau führte, doch bemerkte er sofort, wie verkrampft sie versuchte, die Führung zu übernehmen. Warum? Bei einem Tanz sollte der Mann führen und nicht die Frau, oder?
 

"Du solltest deine dominante Ader zügeln und mir die Führung überlassen. Ich bin der Mann und nicht du". Jessica kicherte und versuchte ihre Schritte den seinen anzupassen. Gar nicht mal so leicht, wenn sie ständig zu voreilig Schritt halten wollte. Vielleicht war dies auch nur eine Übungssache? Jessica wusste es nicht, folgte der Musik, welche im Hintergrund lief und achtete dabei auf ihre Schritte.
 

"Dominante Ader? Was willst du damit sagen?". Ryuuzaki grinste hämisch, da er sich schon gedacht hatte, dass sie auf seine zweideutige Aussage anspring. Warum nur, dachte er ironisch. Als wenn er es gewusst hätte, wie ihre Gedanken funktionierten. Gut, dieses Spiel könnte interessant werden, wenn er dies weiter ausführte. Bewusst zog er die Schwarzhaarige ein wenig näher, drehte sich mit ihr und vollführte die gleichen Schritte erneut.
 

"Gestern Morgen warst du auch so dominant... Im Bett...". Nun errötete der Detektiv doch, da er ihr natürlich ihre Frage beantworten musste. Allein der Gedanke an den gestrigen Morgen brachte sein Blut in Wallung, weswegen er rasch auf den Boden starrte, um seine Unsicherheit zu verstecken. Nicht, dass es ihm nicht gefallen hätte, aber irgendwie war sein Plan nicht eingetroffen und stattdessen war die junge Frau ein wenig später einfach gegangen.
 

"Findest du? Würdest du das auch denken, wenn...". Sie kam seinem Ohr gefährlich nahe, da sie sich nicht traute, diese Worte laut zu sagen. "Ich dich reiten würde? Verstehst du das unter Dominanz?". Ein angenehmer Schauer lief über Ryuuzaki's Rücken, als ihm genau dieses Bild vor Augen erschien. Gott, wieso sagte sie ihm so etwas so verführerisch ins Ohr? Würde er nicht solch eine sichere Selbstbeherrschung besitzen, würde er die junge Frau sofort ins Schlafzimmer zerren. Verdammt, seitwann dachte er denn nur noch in diese Richtung?
 

"Vielleicht?" hauchte er leise, spürte im nächsten Moment weiche Lippen auf den seinen, ehe eine forsche Zunge um Einlass bat. Seine Schritte verlangsamten, bis er schließlich mit Jessica mitten im Raum stand. Er würde diese Küsse vermissen. Ja, ihre Nähe würde dem Detektiven so sehr fehlen. Warum konnte er nicht ihre Sicherheit und gleichzeitig ihre Nähe haben? Warum konnte er nicht einfach Beides haben? L wollte nicht mehr ohne sie sein, aber mit ihr konnte er auch nicht leben. Es wäre zu gefährlich für eine junge Frau.
 

"L, ich störe ungern, aber Jule ist wach und lässt fragen, ob sie in ihre Räumlichkeiten darf". Ryuuzaki löste sich nur widerwillig von den weichen Lippen, sah über Jessica's Schulter hinweg und blickte Watari an, welcher auf dem großen Bildschirm erschienen war. Jule war wach? Natürlich durfte sie rein, also warum fragte Watari?
 

"Warum fragen sie, Watari?". "Nun ja... Ich dachte... Vielleicht möchten sie mit Jessica alleine sein?". Man sah dem älteren Herren an, dass er unsicher wirkte, aber Ryuuzaki konnte dieses Verhalten nur belächeln. Nun, er wäre gern noch ein wenig länger mit Jessica allein, aber als er kurz auf die Uhr schaute und bemerkte, dass es bereits 9:47 Uhr war, wurde ihm bewusst, dass sich die gemeinsame Zeit dem Ende neigte.
 

"Wann geht euer Flug?" fragte er leise, hörte hinter sich eine Tür, welche sich öffnete, ehe er die Aufmerksamkeit seiner Süßen bekam. Betrübt blickte sie gen Boden, da sie scheinbar nachdachte. "Um 12:20 Uhr... Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, L...". Ryuuzaki nickte dem zu, ehe er die junge Frau wieder in seine Arme schloss. "Ich weiß, Jessy... Ich weiß" murmelte er und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge.

Abschied, oder doch nicht?

Jessica sah schon seit geraumer Zeit auf die große Digitaluhr, welche bereits 11:12 Uhr anzeigte. Nur noch eine knappe Stunde und sie müsse für immer Abschied von L nehmen, oder? Seit ihrem Gefühlsausbruch heute Morgen, war sie relativ ruhig, starrte mit leerem Blick durch den Raum und immer wieder liefen ihr vereinzelte Tränen über die Wangen. Wie auch jetzt, denn sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu, ein Lächeln aufzulegen. Nein, jeder Mensch würde sehen, wie falsch ihr Lächeln doch sei, also warum sich hinter einer dummen Fassade verstecken?
 

Jule hatte sich vor einigen Minuten neben L gesetzt, welcher sich mit einer Schachpartie beschäftigte, um sich selbst ablenken zu können. Seine Miene sagte auch deutlich aus, dass es ihm schwer fiel, schon bald Abschied zu nehmen, aber an seiner Lage war er doch auch selbst Schuld, oder etwa nicht? Immerhin schwieg er noch immer, was Jule noch immer nicht wirklich nachvollziehen konnte. L litt so sehr und doch ging er diesen Weg, verschwieg seine wahren Gefühle, um Jessica zu schützen, auch wenn seine Gründe irgendwie nicht ausreichend in den Augen der Braunhaarigen waren.
 

"Watari... Fahren sie uns in fünf Minuten zum Flughafen?" wollte Ryuuzaki leise wissen, starrte weiterhin auf sein Schachbrett und hörte ein bekanntes Geräusch, welches ihm sagte, dass Watari nun auf dem Bildschirm erschienen war. "Natürlich... Wann geht der Flug?". "In einer knappen Stunde... Deswegen sollten wir uns auch gleich auf den Weg machen" murmelte L erneut leise, machte seinen Schachzug und überlegte, wie er seinen nächsten Schritt ausführen könne. Im Augenwinkel nahm er durchaus wahr, dass die junge Frau erneut weinte, da ihre Schultern deutlich bebten. Zu gern er sie nun auch getröstet hätte, er durfte es nicht. Jessica musste mit dieser Situation klarkommen, genauso wie der Detektiv selbst, oder etwa nicht?
 

"Ryuuzaki, ich finde...". "Jule... Du kennst meine Gründe, also lassen wir dieses Thema" unterbrach Ryuuzaki die Braunhaarige schnell und setzte sich selbst Schach Matt. Langsam erhob er sich, warf erneut einen Blick zur Schwarzhaarigen, welche immer noch unverändert auf dem Sessel saß und verbittert weinte. Sein Entschluss stand fest, denn er würde ihr seine Gefühle nicht gestehen. Nein, dieses Recht hatte er einfach nicht, auch wenn sie noch so gern bei ihm bleiben wollte. Der Detektiv führte dieses Leben, während Jessica ein anderes Leben gewohnt war. Auf Dauer würde es nicht gehen, ganz gleich, wie stark ihre Gefühle auch zueinander sein mochten, oder?
 

"Du machst einen Fehler und mehr werde ich dazu auch nicht mehr sagen" murmelte Jule und erhob sich nun ebenfalls, zog sich ihre Jacke über und ergriff ihre Tasche. Kurz darauf nahm sie ihren Koffer und sah abwartend zu Jessica rüber, welche sich noch immer nicht vom Fleck bewegt hatte. War sie überhaupt noch ansprechbar? Hatte sie ihre und Ryuuzaki's Worte überhaupt gehört, oder verkroch sich ihre Freundin in ihrer heilen Welt, um diesen Schmerz besser ertragen zu können?
 

"Jessy... Es wird Zeit". Langsam erhob sich die Angesprochene, lief langsam zur Couch rüber und zog sich ihre Strickjacke über. Genauso langsam streifte sie ihre Tasche über ihre Schulter, ehe sie ihren Koffer ergriff, diesen hinter sich her zog und zur Tür lief. Kein einziges Wort kam über ihre Lippen, nur angespanntes Atmen, da sie verzweifelt die Schluchzer zu unterdrücken schien.
 

"Er kann sie doch nicht so gehen lassen, oder? Nach allem, was zwischen ihnen gelaufen ist... Wie kann Ryuuzaki nur so herzlos sein?" fragte sich Jule gedanklich und sah ihrer Freundin hinterher, welche einfach die Räumlichkeiten verließ. Ihr Blick glitt zu L, welcher nun den Boden fixierte und scheinbar nachdachte.
 

"Ich finde dein Handeln nicht in Ordnung". Ryuuzaki sah auf, erforschte Jule's Miene, welche deutlich Verstimmtheit zeigte. Ja, sein Handeln war nicht in Ordnung, denn eigentlich hätte Jessica ein Recht darauf, zu erfahren, wie er für sie fühlte, oder? Nun, sie würde seine Gefühle auch erfahren, doch dann könnte sie nicht mehr zu ihm zurück. Es war besser so, also warum wollte Jule es denn nicht einsehen?
 

"Wenn ich sie nun nicht lieben würde... Würdest du dann auch wollen, dass Jessy bei mir bleibt?" hinterfragte er, denn es hätten sich bei ihm auch keine Gefühle entwickeln müssen. Würde Jule dann trotzdem wollen, dass Jessica bei ihm blieb? "Nein... Ihre Liebe wäre einseitig und... Vergiss es, Ryuuzaki. Vergiss es einfach und tu das, was du für richtig hältst. Ich kann dir nur sagen, dass ich das nicht in Ordnung finde". Wütend wandte sich Jule vom Detektiven ab, lief ihrer Freundin hinterher, welche sicherlich schon draußen vor dem Haus stand. Jessica würde so unendlich leiden, durch Ryuuzaki's Entschluss. Wieso wollte er das? Wie dämlich die Männer doch manchmal waren, oder?
 

Jessica saß bereits hinten im Wagen und sah aus dem Fenster, während sie auf beiden Ohren Musik hörte. Einen Soundtrack anhörend, welcher ihre Trauer nur noch mehr unterstrich, bemerkte sie die aufkommenden Tränen nicht einmal mehr, welche unaufhaltsam über ihre Wangen rollten. Selbst wenn sie es bemerkt hätte, es wäre ihr vermutlich egal gewesen, oder? Abschied. Abschied tat so unsagbar Weh, also musste sie sich auch nicht zusammenreißen, oder etwa doch?
 

Am Rande nahm die junge Frau wahr, wie nun auch Jule in den Wagen stieg. Auch L schien eingestiegen zu sein, denn plötzlich bewegten sich die Häuser vor ihren Augen, sagten ihr, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten, was erneut Kummer in ihr auslöste. Nicht mehr lange und sie müsse ins Flugzeug steigen und ihre Liebe aufgeben. Warum? Eine Führung des Schicksals, oder doch nur ein reiner Zufall? Wieso konnte sie sich diese Fragen nicht beantworten?
 

Ihre blauen Seen schlossen sich langsam, da sie vom vielen Weinen müde geworden war, lehnte ihren Kopf an die kalte Autoscheibe und ließ ihren Erinnerungen freien Lauf. Die erste Umarmung, welche so plötzlich gewesen war. Ihr erster Kuss, welcher eigentlich aus einem dummen Spiel heraus entstanden war. Die Sehnsucht nach mehr, weil sie sich eben geküsst hatten. Gefühle, welche ihr Leben veränderte und nun dieser Kummer, welcher sie wohl eine Weile begleiten würde. So viele Dinge waren in dieser kurzen Zeit passiert, aber Jessica konnte und wollte diese kurze Zeit nicht bereuen. Nein, dafür waren diese Momente einfach zu schön gewesen, oder nicht?
 

Jessica spürte, wie ihr Bewusstsein sich entspannte und immer tiefer sank, ehe aus ihrem Mund leise Schnarchgeräusche drangen. Ryuuzaki blickte über seinen Sitz, zur jungen Frau hinab, welche tatsächlich eingeschlafen war. Gut, für einige Minuten könne sie ein wenig schlafen, könne sich demnach auch ein wenig beruhigen, weswegen er zur Braunhaarigen blickte, welche auf ihre Hände in ihrem Schoß sah.
 

"Es ist nicht richtig, Ryuuzaki" murmelte sie ein weiteres Mal, bekam von Watari sogar Recht, da er wohl ähnlich dachte. "Ich stimme Jule zu, da sie noch immer die Chance dazu haben, mit Jessica glücklich zu werden. Es mag sein, dass sie ein gefährliches Leben führen, aber Jessica ist sich doch dessen bewusst. Wovor laufen sie eigentlich weg, L?". Der Detektiv hockte sich wieder vernünftig hin, kaute auf seinem Daumen herum und dachte angestrengt nach. Lief er wirklich davon? Wovor sollte er denn weglaufen?
 

"Ich möchte nicht, dass ihr etwas passiert... Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ihr etwas geschieht... Durch einen dummen Fehler von mir... Ich kann... Ich kann sie einfach nicht glücklich machen". Watari blickte nur kurz zum Schwarzhaarigen rüber, sah dessen Tränen, welche über seine Wangen rollten, ehe er wieder auf die Straße achtete. Dieser Abschied ging nicht spurlos an L vorbei, aber er hielt an seinen Gründen fest und versuchte, diesen schrecklichen Weg zu gehen, obwohl er selbst so sehr darunter litt. Er war nicht herzlos, wie Jule vielleicht annahm, welche ebenfalls der brüchigen Stimme des Detektiven gelauscht hatte. Ryuuzaki versuchte nur, den Starken zu spielen, denn einer von ihnen musste es wohl tun.
 

Jessica war bereits in ihrer Traumwelt, war befreit vom jeglichen Kummer und genoss die sorgenfreien Minuten in der Dunkelheit. Kein einziger Lichtschimmer drang zu ihr hervor, weswegen sie tief durchatmete und diese Ruhe genoss. Kein Schmerz verspürte sie mehr und irgendwie ahnte sie, dass sie wohl eingeschlafen war, oder? Selten genug, denn eigentlich wusste man nie so genau, ob man nun schlief, oder nicht. Jedoch war ihr so deutlich bewusst, dass sie sich in einem Traum befinden musste, weil sie eben keine Schmerzen mehr in ihrer Brust verspürte.
 

Eine Hand ließ sie erschrocken über ihre Schulter sehen, ehe sie ein verwundertes Gesicht zog. Nun war sie sich sicher, dass sie träumte, denn der junge Mann hinter ihr konnte nur ein Traum sein. Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen, denn sie träumte doch meist von solchen Figuren, oder nicht? Nicht das erste und wohl auch nicht das letzte Mal, denn diese Figuren würden sie wohl ihr Leben lang begleiten.
 

"Ich bin hier, weil ich mit dir sprechen muss, Jessica". Ja, ein Traum, denn etwas anderes war diese Erscheinung wirklich nicht. Diese ruhige Stimme, sie klang so seltsam beruhigend und doch wusste Jessica sehr wohl, dass diese Person auch anders sein konnte. Bedeutend anders, aber dies spielte nun keine Rolle. Was sagte der junge Mann? Er wolle mit ihr sprechen? Worüber?
 

"Du fragst dich sicher, warum ich hier bin... Ich repräsentiere deine innere Stimme, die dir sagt, welchen Weg du gehen kannst. Ich möchte dir den Weg weisen, wenn du mich lässt". Unglauben spiegelten die blauen Augen wieder, ehe sich Jessica aus ihrer sitzenden Position erhob und ihren Gegenüber ungläubig anstarrte. Ihre innere Stimme? Da hätte sie nun eine andere Person erwartet, als der Junge vor ihr. Er wolle ihr den Weg weisen? Gab es denn überhaupt einen richtigen Weg?
 

"Du willst mir also den Weg weisen?" kam es spöttisch über Jessica's Lippen, denn sie erinnerte sich an einige Dinge, welche mit der Person vor ihr zutun hatten. Wie konnte er ihr denn den Weg weisen, wenn er doch selbst vom rechten Weg abgekommen war? Sicher, sie verstand seine Motive, aber er schien in ihren Augen die falsche Person für solche Worte zu sein.
 

"Ich habe nichts mit dem Sasuke Uchiha zutun, den du kennst, Jessica. Wie schon erwähnt, ich repräsentiere deine innere Stimme". Die Schwarzhaarige seufzte und musterte ihren Gegenüber. Er war genauso so groß, wie die Schwarzhaarige selbst, vielleicht sogar noch ein Stück größer. Seine schwarzen Haare umrahmten sein blasses Gesicht, während auf seinen Lippen ein angedeutetes Lächeln lag. Ja, er war anders, als der Sasuke, welchen sie aus ihren Erinnerungen kannte. Jedoch, warum hatte ihre innere Stimme seine Form angenommen? Hätte es denn nicht L sein müssen, welcher ihr den richtigen Weg zeigte?
 

"Der Grund, warum nicht L hier ist, dürfte dir bewusst sein. Er ist der Grund, warum dein Bewusstsein so weit gesunken ist, Jessica. Du verlierst dich in einem Strudel aus Kummer und Verzweiflung und... Ich bin hier, weil ich dich davor bewahren will". Sasuke setzte sich und deutete mit seiner Hand an, dass sich auch Jessica setzen solle. Wirklich, ein seltsamer Traum, aber sie würde ihm Gehör schenken, da er ihr scheinbar wirklich helfen wollte.
 

"Du darfst deinem Kummer nicht erlegen sein. Du musst wieder stark werden". "Das sagt sich so leicht, Sasuke... Jetzt verspüre ich keine Schmerzen, aber wenn ich aufwache, dann...". Jessica senkte ihren Blick und sah auf den dunklen Untergrund. Jetzt ging es ihr noch gut, aber bald würde sie wohl wieder erwachen und was dann? Dann müsse sie Abschied nehmen und das wollte Jessica eigentlich nicht.
 

"Hast du dich jemals gefragt, ob L dich nicht auch liebt? Hast du jemals mit dem Gedanken gespielt, ob er nur Abschied von dir nehmen will, weil er dich auf seine Weise beschützen möchte? Er wird dir auf diese Fragen nicht antworten, aber sei dir bewusst, dass er Gefühle für dich hegt". Unglauben, noch deutlicher als zuvor, spiegelten nun die blauen Augen der Schwarzhaarigen wieder. L hegte für sie Gefühle? Nein, bestimmt nicht. L wäre doch zu ihr gekommen und hätte seine Gefühle offen gelegt, oder nicht?
 

"Jessica... L weckt dich, also musst du nun gehen. Denk an meine Worte und verdränge deinen Kummer durch die Liebe, die du seit einiger Zeit empfindest". Jessica verstand nicht ganz, hörte plötzlich eine zweite Stimme, welche immer wieder ihren Namen rief, ehe der Schwarzhaarige vor ihr immer mehr verschwamm. Aufwachen? Ja, sie müsse nun aufwachen und sich auf das Kommende vorbereiten, oder?
 

"Jessy... Dein Flug geht in fünfzehn Minuten" murmelte Ryuuzaki ein weiteres Mal, rüttelte an der Schulter der jungen Frau und strich ihr erneut über die weiche Wange. Sie pflegte einen gesunden und vor allem tiefen Schlaf, weswegen er erneut an ihrer Schulter rüttelte, ehe sie ihre blauen Augen seicht öffnete. Verwundert wurde er angesehen, ehe sich Jessica über ihre Augen rieb und leicht ihren Kopf schüttelte.
 

"Ich hatte einen komischen Traum... Beinahe wäre ich auch noch auf dieses Geschwafel reingefallen" murrte Jessica leise, sah erneut in die dunklen Augen des Detektiven, ehe sie aus den Wagen stieg und sich streckte. Jule stand bereits beim Eingang, ohne Koffer, weswegen sich die Schwarzhaarige doch sehr wunderte. Wo war Jule's Koffer?
 

"Watari hat eure Koffer zum Checkpoint gebracht... Wir müssen nun zum Abteil C, denn euer Flugzeug startet in einigen Minuten" meinte L und lief mit den jungen Frauen durch die Eingangshalle, während Watari ihnen folgte. Lieber blieb er diesmal bei L, denn dieser könnte sicherlich eine tröstende Schulter gebrauchen. Selbst ein Mann brauchte Trost und diesen würde der Meisterdetektiv in einigen Minuten sicherlich brauchen, oder?
 

'Somewhere inside is burning

I don´t know why

It´s hurting

Hoping for just one sign in your eyes

That tells me you will be stay'
 

Jessica blieb instinktiv stehen und sah hinauf an die hohe Decke und lauschte der Musik. Ihre blauen Augen schlossen sich kurz, während sie leise in Gedanken der Musik folgte und krampfhaft versuchte, ihre aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Wieso wurde bei einem Flughafen nur solche Musik gespielt? Ihren MP3-Player hatte sie eben ausgeschaltet, da man beim Start keine elektrischen Geräte benutzen durfte. Warum also dieses Lied?
 

'Say goodbye

I´ll never forget

Say goodbye

I believe in the day

Say goodbye

Our hearts gonna beat both together

´Cause we, we´ll find a way

Say Goodbye

I´ll never forget

Say Goodbye

I believe in the day

Say goodbye

Our hearts gonna beat both together

`Cause we, we`ll find a way

One day'
 

Auch Jule blieb stehen, nachdem ihre Freundin gestoppt war und lauschte ebenfalls der Musik, welche in der großen Halle erklang. Zwar war sie kaum hörbar, aber dennoch für gute Ohren verständlich, weswegen die Braunhaarige zu Jessica blickte und ihren aufkommenden Schmerz regelrecht verfolgen konnte. Wahrlich kein schöner Anblick, weswegen sie Ryuuzaki's Ärmel ergriff und ihn flehend ansah. "Bitte... Tu etwas und sei es eine kleine Andeutung, sonst muss ich es ihr sagen".
 

'What can I do

To hold you

Now that I know

I love you

Never found that our hearts felt the same

´til the cold light of day stole our dreams'
 

Ryuuzaki blickte erneut gen Boden, nachdem er einen kurzen Blick zu Jessica riskiert hatte, ehe er seinen Ärmel aus Jule's Handgriff befreite. "Sie soll den Brief lesen, den ich geschrieben habe... Wenn ich ihr jetzt meine Gefühle beichte, dann will sie erst Recht bei mir bleiben und...". "Das ist doch genau das, was du dir auch wünscht, du Idiot" schrie Jule und erweckte dadurch großes Aufsehen, ehe sie geradewegs auf Abteil C zusteuerte. Dieser bekloppte Detektiv, dachte sie sich. Wenn er Jessica nicht gleich seine Liebe gestand, dann würde sie ihm einen Strich durch seinen Plan machen.
 

Watari trat neben ihr und murmelte leise Worte in Jule's Ohr, weswegen sie ein leichtes Grinsen auflegte und sich über diese Nachricht doch sehr freute. "Gut... Wollen sie wirklich, dass ich das tue?". "Natürlich, da uns L keine andere Wahl lässt" erläuterte der ältere Herr mit einem ebenso leichten Grinsen auf dem Lippen. Sie verabschiedeten sich, Jule verneigte sich sogar, ehe sie ihren Blick auf Jessica lenkte, welche nun stumm zu Boden blickte und nervös mit ihren Fingern spielte. Scheinbar suchte sie nach passenden Worten, denn auch L schien mit der ganzen Situation überfordert zu sein, da er ebenso gen Boden blickte.
 

'Say goodbye

I´ll never forget

Say goodbye

´Cause I believe in the day

Say goodbye

Our hearts gonna beat both together

´Cause we, we´ll find a way

Say goodbye

I´ll never forget

Say goodbye

I believe in the day

Say goodbye

Our hearts gonna beat both together

´Cause we, we´ll find a way'
 

"Eigentlich... Ich möchte bei dir bleiben, L... Ich... Ich liebe dich und ich... Ich kann das einfach nicht". Jessica rieb sich über ihr Gesicht, ehe sie zwei starke Arme um ihren Körper spürte, welche ihr genügend Halt gaben, da ihre Beine fast einknickten. Ryuuzaki strich ihr beruhigend über den Rücken, drückte die junge Frau so sehr an seine Brust, da er dies wohl nie mehr tun könne. "Es steht mir nicht zu, aber... Dürfte ich dich ein letztes Mal küssen?". Es stand ihm zu und dessen war sich der Ermittler auch bewusst, aber er schwieg lieber. Es musste sein, denn in seinen Augen war dies der richtige Weg.
 

"Natürlich... Wie könnte ich dir diesen Wunsch nur verwehren?" murmelte Jessica leise, spürte im nächsten Moment weiche Lippen auf den ihren und schloss ihre Augen. Auch jetzt konnte sie es nicht verhindern, ihre Tränen zu unterdrücken, weswegen sie leise in ihren Kuss schluchzte. Es tat so unsagbar Weh, aber sie musste wohl gehen. Er lebte für seinen Beruf und da gab es keinen Platz für sie, oder? Vermutlich war sie einfach zu nervig gewesen, weswegen L sie nun loswerden wollte. Da war keine Liebe, wie Sasuke in ihren Traum gemeint hatte.
 

Langsam löste sich Ryuuzaki von der Schwarzhaarigen, wandte ihr sofort den Rücken zu und erhob seine linke Hand. "Weißt du... Ich bereue unsere Begegnung immer noch nicht, denn ich glaube, du warst die Frau, mit der ich meine Erfahrungen sammeln musste. Ich bereue nicht eine einzige Minute mit dir, auch wenn ich mich nun dir gegenüber kalt verhalte... Ich muss stark sein. Ich muss es für uns". Hart biss sich der Detektiv auf seinem Daumen, ehe er schluckte. Hoffentlich ging Jessica endlich, denn lange könnte er seinen Gefühlsausbruch nicht mehr zurückhalten.
 

"Erfahrungen... Mehr war ich also nie für dich... Eine belanglose Erfahrung, nichts weiter". Diese Worte trafen sie, weswegen sie ein zaghaftes Lächeln aufsetzte und leicht ihren Kopf schüttelte. "Wie dumm von mir... Du bist L Lawliet, der Meisterdetektiv, der stets Situationen für sich ausnutzt. Ja, es hätte mir klar sein müssen, aber ich habe in meiner kleinen Scheinwelt gelebt, für kurze Zeit sogar geglaubt, du könntest vielleicht das Gleiche für mich empfinden, aber... Wieder ein Irrtum, wie immer eben". Nach diesen Worten rannte Jessica davon, ließ sogar ihre Freundin stehen, welche ein verwundertes Gesicht zog, da sie mit solch einer Reaktion nun nicht gerechnet hätte. War vielleicht etwas passiert, oder war der Abschied wirklich so schlimm für Jessica?
 

"Ich muss los, Watari. Danke für alles und für ihre Gastfreundschaft". Der ältere Mann nickte leicht und sah der Braunhaarigen nach, welche nun ebenfalls die Sicherheitsschranken durchschritt und durch die Schleuse lief, um zum Flugzeug zu gelangen. Sich wieder seinem Schützling zuwendend, dessen Schultern gefährlich bebten, legte er seine Hand auf dessen Schulter, nachdem er die wenigen Meter zu ihm überwunden hatte.
 

"Ich hatte doch gar keine Wahl, Watari... Bald... Bald werde ich auch abreisen und...". "Es gibt immer eine Wahl und ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass sie einen Fehler machen, L. Wieso ist Jessica so plötzlich gegangen? Was haben sie zu ihr gesagt?" unterbrach Watari den jungen Ermittler und schloss diesen in seine Arme. Das erste Mal, dass er den Jungen in seine Arme schloss, denn L hatte solche Nähe stets gemieden. Auch bei Watari, aber diese Situation war eine Ausnahme, weswegen sich der Detektiv an seiner Brust ausweinte.
 

"Ich musste ihr das Herz brechen, sonst wäre sie bei mir geblieben und das darf nicht...". "Sie wollen unbedingt, dass sie in Sicherheit ist? Wer garantiert für die Sicherheit eines Menschen? Ihr Flugzeug könnte ins Meer stürzen, oder nicht? Morgen könnte sie von einem Auto überfahren werden, oder sehe ich das falsch? Wer garantiert ihnen nun Jessica's Sicherheit? Es gibt keine perfekte Sicherheit, falls ich sie erinnern dürfte. Und Jessica wollte aus ihrem Leben raus, sonst hätte sie nicht so oft gefragt, ob sie bleiben dürfe. Ich vermute sogar, dass Jule auch geblieben wäre". Endlich sprach Watari mal seine Gedanken aus und verwunderte L sogar ein wenig. Für einige Sekunden schien er wahrlich verwirrt und im nächsten Moment lächelte der Detektiv traurig, ehe er leicht nickte. Watari hatte Recht, denn es gab keine garantierte Sicherheit. Die Einsicht kam spät, zu spät, weswegen Ryuuzaki sich von Watari löste und sich über die Augen wischte.
 

"Einsicht ist erste der Weg zur Besserung... Gehen wir, Watari, denn meinen Fehler kann ich nicht mehr beheben. Es ist zu spät". Ryuuzaki versuchte erneut den Starken zu spielen, wurde erneut bei der Schulter ergriffen, weswegen er zum älteren Mann aufblickte. "Ich bitte um Entschuldigung" murmelte Watari leise, ehe ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erschien, welches den Detektiven erneut verwunderte. Was ging gerade in Watari vor?
 

"Jessica? Was ist passiert?". "Lass mich in Ruhe... Dieses Arschloch, verdammt. Er hat die ganze Zeit mit meinen Gefühlen gespielt, um seine Erfahrungen zu sammeln. Ich hätte es wissen müssen, aber er gab mir das Gefühl, als könne ich ihm voll und ganz vertrauen" regte sich Jessica auf, denn ihre Trauerphase war vorbei. Wozu auch noch trauern, wenn man so schäbig ausgenutzt worden war? Nein, sie müsse keine unsinnigen Tränen mehr vergießen, obwohl Jessica insgeheim wusste, dass sie wenig später wieder der Trauer verfallen würde.
 

Jule war nun sehr verwundert, denn L konnte doch unmöglich so etwas gesagt haben, oder? Nun, sie müsse wohl nun für eindeutige Klarheit sorgen, weswegen sie nach Jessica's Tasche griff und die Seitentasche öffnete, nur um den Brief hervor zu holen. Diesen legte sie der verwunderten Jessica in die Handflächen, wurde fragend angesehen, ehe die Schwarzhaarige den Brief öffnete.
 

"Seine wahren Gefühle sind im Brief geschildert... Warum er dir so etwas weismachen wollte, weiß ich nicht, aber ich finde, du hast ein Recht darauf, zu erfahren, wie L wirklich fühlt". Jessica schien zu verstehen, ehe ihre Augen über die Zeilen huschten, da er es sich wohl sehr schwer gemacht hatte, eine Liebeserklärung zu machen. An einigen Stellen huschte ein Lächeln auf ihre Lippen, während sich Tränen in ihren Augen sammelten, welche erneut die Flucht ergreifen wollten.
 

'Liebste Jessy,

wenn du diesen Brief liest, dann bist du vermutlich nicht mehr in London.

Ich hätte ehrlich sein sollen, aber ich konnte nicht riskieren, dass du durch meine Worte bei mir bleibst.

Ich lebe gefährlich.

Ich kann dir kein sorgenfreies Leben bieten und noch weniger Sicherheit garantieren.

Einzig und allein meine Gefühle kann ich dir garantieren.

Jule kam schnell dahinter und ich habe sie dazu überredet, es dir zu verschweigen und deswegen musste ich dir diesen Brief schreiben.

Ich weiß auch gar nicht, wie ich meine Gefühle in Worte fassen soll, denn es fällt mir schwer.

Du hast gesagt, dass du mich liebst und ich...

Ja, ich liebe dich auch, aber...

Ich habe einfach Angst, dass du in Gefahr gerätst, wenn du bei mir bleibst.

Erinnere dich nur an die Mafia, denn sie wussten doch davon, dass ihr mit mir in Kontakt steht, oder nicht?

Willst du immer in Gefahr sein und dein Zuhause für mich verlassen?

Ist das wirklich dein Wunsch?

Wenn das wirklich so ist, dann komm zu mir zurück, wenn es dir möglich ist.

Ich bin noch für einige Monate hier in London und werde auf dich warten, aber...

Sei dir bewusst, auf wen du dich einlässt, ja? Überlege dir gut, für welchen Weg du dich entscheidest.
 

L'
 

"Wie lange hat er für diesen Brief gebraucht, Jule?". Die Braunhaarige überlegte rasch, ehe sie sich erinnerte. "Drei Stunden bestimmt, denn er hat andauernd gemeint, er findet keine richtigen Worte. Ich habe den Brief Korrektur gelesen, weil er meine Meinung wissen wollte und ich fand, der Brief war schon der Beste von allen". Jessica lächelte leicht, ehe sie aus dem Fenster blickte und erschreckend feststellte, dass sie bereits rollten. Moment. Sie rollten schon? Das Flugzeug würde gleich abheben, oder?
 

"Mein Herz hat sich doch schon längst entschieden, L. Jule... Was du tust...". Jessica erhob sich und blickte sich mit ernster Miene um. "Geht mich nichts an, aber vielleicht möchtest du auch bleiben? Ich werde jedenfalls aussteigen". Jule sah verwirrt zu Jessica hoch, welche das einfach so sagte. Sie rollten doch schon, also konnten sie nicht mehr aussteigen, oder? Das war Irrsinn, was ihre Freundin da von sich gab.
 

"Jessica... Wir können...". "Ich werde aussteigen und wenn ich dafür zu härteren Maßnahmen greifen muss" murrte Jessica und stieg über ihre Freundin rüber und lief zu einer Flugbegleitung, welche sofort meinte, Jessica solle sich wieder hinsetzen. "Na warte, ich kann auch anders, blöde Kuh" knurrte Jessica und ergriff ihr Handy, welches sie einfach einschaltete. Jetzt musste es schnell gehen und schnell war die Nummer von Watari gewählt, welcher nach wenigen Sekunden auch abhob. Zum Glück hatte sie sich von ihm auch die Nummer geben lassen, für den Fall der Fälle, wenn L wirklich mal nicht zu erreichen war.
 

"Watari... Sorgen sie dafür, dass unser Flug gestoppt wird, sonst schlage ich hier alles kurz und klein. Machen sie, sonst... Verdammt, fass mich nicht an, du dumme Zicke... Machen sie schnell, Watari". Jessica befreite sich aus dem Klammergriff, da die Flugbegleitung unbedingt ihr Handy ausschalten wollte, da die Maschinen dadurch ausfallen könnten. Jedoch bemerkte sie, dass das Flugzeug nun endlich langsamer wurde, als sie aus dem Fenster blickte, da der Pilot scheinbar Wind von der ganzen Sache hier bekommen hatte. Gut, dann könnte sie wenigstens aussteigen.
 

"Jess... Du bist wahnsinnig, weißt du das eigentlich?". "Wieso denn? Ich bekomme immer, was ich will und wenn ich sage, dass ich aussteigen will, dann haben diese Leute mir zu gehorchen. Ich könnte unter Flugangst leiden, weißt du?". Die Schwarzhaarige grinste gehässig, ehe das Flugzeug zum Stillstand kam. Rasch lief Jessica zur Tür, betätigte den Hebel und musste sich erneut von einer Flugbegleitung losreißen, welche sie daran hatte hindern wollen. Verdammt, diese Behinderung nervte allmählich, weswegen sie die junge Frau mit Wucht von sich stieß und einen wütenden Blick auflegte. "Open the Door, now" befahl sie, ehe ihr endlich geholfen wurde. Fast hätte sie gedroht, hätte diese Frau nicht endlich gehört.
 

Als die schwere Tür endlich offen war, traten Jule und Jessica näher und blickten in den Abgrund. Die Braunhaarige schluckte, da sie sicherlich nicht springen würde, ehe sie einen Luftzug neben sich spürte und ihrer Freundin hinterher sah. "Bist du verrückt?" rief Jule entgeistert und schloss ihre Augen. Ein 'Aua' erreichte ihre Ohren, ehe sie zögerlich ihre Augen wieder öffnete und in den mindestens fünf Meter tiefen Abgrund blickte.
 

"Verrückt genug, um zu wissen, dass mich dieser Sprung nicht umbringt, Jule... Mein linker Knöchel tut nur etwas Weh, aber ich lebe noch... Ich nehme an, du willst nicht springen? Dann warte so lange, bis sie dir eine Leiter bringen, oder so" murmelte Jessica und stand langsam auf. Schmerzlich verzog sie ihr Gesicht, ging nur langsame Schritte, ehe sie mit einem kleinen Wagen abgeholt wurde. Die Herrschaften meinten, es sei zu gefährlich, um auf der Fahrbahn herum zu laufen und außerdem hätte die junge Frau sicherlich eh viel zu lange gebraucht.
 

Jule seufzte und sah ihrer Freundin hinterher, welche soeben einfach gesprungen war, obwohl sie vermutlich viel größeren Schaden hätte nehmen können. Und das allein aus Liebe zu L. Für den Detektiven war Jessica sicherlich bereit, so einiges in Kauf zu nehmen, oder? Wie schön musste solche Liebe sein und sie gönnte ihrer Freundin dieses Glück. "Scheint so, als würde sich unser Aufenthalt verlängern. Wie soll ich nur meine Klamotten aus Deutschland hierher bringen? Jessica muss auch ihre Wohnung kündigen und all ihr Hab und Gut holen. Da kommt noch so einiges auf uns zu" dachte die Braunhaarige angestrengt und fasste sich an ihre Stirn. Gott, auf was hatte sie sich denn da eingelassen?
 

Endlich betrat Jessica die Halle, beachtete die Sicherheitsbeamten gar nicht, welche wütend auf sie einredeten, da sie zum Abteil C wollte. Ob Watari dort wartete? Wenn ja, dann war L auch noch dort, oder? Ob sie es letzten Endes ihm zu verdanken hatte, dass das Flugzeug zum Stillstand gekommen war? Jessica wusste es nicht, kniff erneut ihre Augen vor Schmerz zusammen, ehe sie in die Knie ging. Verdammt, ihr Knöchel tat so unsagbar Weh, aber solche Schmerzen waren ihr weitaus lieber, als die, welche sie noch vor einigen Stunden hatte durchleiden müssen.
 

Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie aufsehen, ehe sie ein dunkles paar Augen erblickte, welche teils ungläubig, teils jedoch auch glücklich erschienen. "Dein Auftritt im Flugzeug hat für Aufsehen gesorgt, aber... Ich... Tut mir leid... Vorhin, meine Worte...". Jessica mobilisierte ihre letzten Kräfte, sprang ihrer Liebe um den Hals, welche sie durch die Wucht mit zu Boden riss, ehe ihr Freudentränen über die Wange liefen. "Du musst mir nichts mehr sagen, L. Ich habe mich doch schon längst entschieden. Mein Herz hat sich in dem Augenblick entschieden, als ich angefangen habe, dich zu lieben. Ist mir egal, ob ich in ständiger Gefahr leben muss, so lange ich bei dir sein kann".
 

Ryuuzaki legte seine Arme um die junge Frau, welche ihm vergewisserte, dass sie es sich gut überlegt zu haben schien. Jessica hatte sich also schon so lange entschieden? Es hätte dem Detektiven klar sein müssen, aber er hatte Zweifel gehegt. Zweifel, dass sie aus einer Laune heraus meinte, bei ihm bleiben zu wollen, ohne zu wissen, auf welche Gefahren sie sich einließ.
 

"Aua" murmelte Jessica und setzte sich langsam auf, befühlte ihren Knöchel und verzog nochmals ihr Gesicht. "Was ist? Hast du dich verletzt?" wollte Ryuuzaki wissen und verfolgte ihre Reibung bei ihrem Knöchel. "Keine Ahnung... Ich bin aus dem Flugzeug gesprungen und...". "Du bist aus dem Flugzeug gesprungen, nur um... Du kannst doch nicht solche Sachen machen, nur weil...". Jessica lächelte leicht, als sie sein fassungsloses Gesicht erblickte. Konnte sie nicht? Sie war gesprungen, war sich den Konsequenzen bewusst gewesen, dass es natürlich auch hätte schief gehen können, aber sie hatte nicht länger warten wollen.
 

"Jule befindet sich beim Ausgang" erklärte Watari und half der jungen Frau auf die Beine, welche jedoch nicht lange stand, da ihr Knöchel erneut so unsagbar schmerzte. L ging in die Hocke, sah auffordernd in ihr Gesicht, da er sie natürlich tragen würde, wenn ihr Knöchel so sehr schmerzte. Langsam ließ sie sich auf seinem Rücken nieder, umschlang seinen Hals mit ihren Armen und drückte sich fest an seinen Körper.
 

"Wartet... Mein Koffer und von Jule, die...". "Keine Sorge, Jessica. Ich habe ihre Koffer nie zum Checkpoint gebracht". Wie? L und Jessica sahen sich erst verwundert an, ehe sie den älteren Herren fragend musterten. Nicht? "Jule meinte, es sei nicht von Nöten, ihre Koffer nach Deutschland zu schicken, wenn sie selbst nicht dort sind". "Das war also geplant gewesen?" vergewisserte sich Ryuuzaki und sah Watari auffordernd an. Dieser Plan konnte doch nur von Watari höchstpersönlich kommen, oder? Und scheinbar hatte Jule bei diesem Plan auch noch geholfen, da man nun das Ergebnis deutlich sah.
 

"Natürlich" grinste Watari und lief zielstrebig zum Ausgang, da die Braunhaarige vermutlich schon wartete. Jessica kuschelte sich an L's Rücken, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte. "Darf ich jetzt wirklich bei dir bleiben, L?" wollte sie verliebt wissen, küsste seine Wange, ehe sie in seine dunkelbraunen Augen blickte. "Du darfst nicht nur, ich wünsche es mir". Sanft küsste er sie, nur kurz, ehe er sich nun ebenfalls in Bewegung setzte. So sehr er die junge Frau auch in Sicherheit hatte wissen wollen, so sehr hatte er es sich auch gewünscht, dass sie bei ihm blieb. Nun würde L auf sie Acht geben, sie mit seinem Leben beschützen und mit ihr sein Leben verbringen, oder? Nun, die Zukunft würde es sicherlich zeigen.

Ein neu entstandenes Problem!

Draußen beim Wagen wartete schon Jule, auf ihren Lippen ein kleines Lächeln präsentierend, da ihr gemeinsamer Plan mit Watari geglückt war. Gut, die Braunhaarige hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Freundin sofort aussteigen würde. Nein, eigentlich hatte sie mit Jessica nach Deutschland fliegen wollen, um anschließend den Rückflug mit ihr anzutreten, da Watari vorsorglich zwei Tickets für die jungen Frauen gebucht hatte. Es wäre also kein Problem gewesen, zurück nach London zu fliegen, aber dieses Thema hatte sich nun eh erledigt, da sie nun hier blieben, wie es schien.
 

Schließlich kam ihr Watari ins Blickfeld, welcher aus der gläsernen Tür trat und nun ebenfalls ein Lächeln auflegte. Rasch öffnete er die Autotüren und deutete an, dass sich Jule auf dem Beifahrersitz setzen solle. "Ich denke, wir sollten das glückliche Liebespaar vorerst nicht voneinander trennen". Die Braunhaarige nickte grinsend, stieg ins Auto und sah erneut zum Ausgang, aus welchen nun L trat, welcher Jessica auf seinem Rücken trug, da das Laufen wohl ihren Knöchel zu sehr belastete. Und auch wenn Jessica vermutlich Schmerzen verspürte, sie wirkte dennoch sehr glücklich, ebenso Ryuuzaki, welcher ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen trug.
 

Langsam setzte L seine Freundin auf den Rücksitz ab, bemerkte sehr wohl, dass Jule auf dem Beifahrersitz saß, da sie wohl davon ausging, dass er nun lieber neben Jessica sitzen mochte. Die Autotür schließend, lief er schnell um den Wagen herum, ehe er ebenfalls einstieg und in die Mitte des Rücksitzes rutschte, nur um seinen Arm um die Schwarzhaarige zu legen.
 

"Seid ihr nun zufrieden?" wollte Ryuuzaki wissen, ehe er Jessica's Kopf auf seiner Schulter spürte, während sich zwei Arme um seinen Körper schlangen. Einstimmiges Nicken war die Antwort von Watari und auch Jule, ehe L seine Aufmerksamkeit wieder seiner Freundin schenkte, welche zaghaft seinen Hals mit ihren Lippen liebkoste. Wirklich, der Detektiv war froh, diesen Brief geschrieben zu haben, sonst hätte er sich vermutlich sein Leben lang Vorwürfe gemacht, oder?
 

Schließlich erhob der Detektiv seine noch freie Hand, um Jessica auch etwas Gutes zutun, legte seine Hand in ihren Nacken und begann mit einer sanften Kraulbewegung. Er wusste bereits, dass Jessica im Nacken besonders empfindlich war, weswegen er im nächsten Moment einen Laut des Wohlgefallens von ihr erhielt. "Also hätte ich mir gar keine Sorgen machen müssen. Sasuke hatte Recht...". Ungläubig blickten dunkelbraune Augen zu Jessica hinab und auch Jule blickte zum Rücksitz, da sie dachte, sich verhört zu haben.
 

"Wie kommst du jetzt auf Sasuke? Du meinst doch den Sasuke, den ich auch meine, oder?". Die Schwarzhaarige nickte zustimmend, während Ryuuzaki noch immer fragend zu ihr hinab sah. "Ja... Ich habe doch vorhin geschlafen... Ich habe von Sasuke geträumt und er meinte, er sei meine innere Stimme. Wirklich, ein seltsamer Traum, aber... Wie schon gesagt, er hatte Recht". Jule verstand nicht ganz, aber vielleicht musste sie die Worte ihrer Freundin auch nicht verstehen, oder? L schien ebenfalls kein Wort verstanden zu haben, aber es würde nun zu weit führen, um die genauen Hintergründe zu erläutern.
 

"Ich erkläre dir irgendwann die Hintergründe, ja? Ich habe sowieso mehr mit mir selbst gesprochen, als mit euch". Der Schwarzhaarige hatte eben seine Fragen stellen wollen, doch verkniff er sich diese nun, da der Wagen hielt und sie bei seinem Zuhause angekommen waren. Was auch immer Jessica geträumt hatte, ihre innere Stimme schien die Wahrheit schon längst erkannt zu haben, oder? Jedenfalls hörte es sich so an, wenn man den genauen Zusammenhang analysierte.
 

"Wie auch immer... Watari... Richten sie bitte das Essen her". Der ältere Mann nickte, stieg aus dem Wagen und wartete auf Jule, welche nach einigen Sekunden folgte. Die Braunhaarige könne ihm in der Küche ein bisschen helfen, da L sicherlich noch ein wenig länger mit seiner Liebe allein sein wollte, oder? Ja, als Watari über seine Schulter blickte, sah er sehr wohl, wie glücklich der Detektiv doch im Moment wirkte. Es war wirklich eine gute Idee gewesen, diesen Plan durchzuführen, da sonst auch L an seinen Empfindungen zerbrochen wäre.
 

Eine ganze Weile herrschte Schweigen im Wagen, ehe sich der Detektiv doch endlich regte und über Jessica rüber stieg, um aussteigen zu können. Bevor Ryuuzaki die junge Frau jedoch auf seine Arme heben konnte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter, welche ein wenig Druck ausübte. "Du musst mich nicht tragen, L... Du... Du bist doch auch verletzt und musst deinen linken Arm noch schonen". Wie? Ach ja, die Schussverletzung. Diese hätte er bei der ganzen Aufregung fast vergessen, da er auch kaum noch Schmerzen verspürte.
 

"Es geht schon, Jessy... Mach dir keine Sorgen um mich". Jessica konnte sich gegen ihn nicht wehren, wurde fest an seinen Oberkörper gedrückt, ehe er sich mit ihr auch schon in Bewegung setzte, Jessica über die Schwelle seines Hauses trug und dabei ein kleines Lächeln auflegte. Wieso kam er nun auf solche Gedanken? Er musste verrückt sein, oder? Brachte ihm die Liebe dazu, solche Gedanken zu hegen? Eine feste Bindung, welche nicht mehr durchtrennt werden könne?
 

"Bist du böse auf mich? Du wolltest unbedingt, dass ich gehe, obwohl du... Ich verstehe dich, aber... Irgendwie auch nicht" murmelte die Schwarzhaarige leise, dicht an seinem Ohr und behielt ihre Augen geschlossen. L hätte vermutlich alles getan, um sie aus seinem Leben zu zwingen, doch letzten Endes war das Gegenteil eingetreten. Jessica war bei ihm geblieben, auch wenn sie wusste, dass sie in seiner Nähe in ständiger Gefahr leben musste.
 

"Wie könnte ich dir böse sein? Ich wollte deine Sicherheit, aber... Ich habe mir auch sehr gewünscht, dass du bleibst, nur... Beides konnte ich nicht haben und deswegen habe ich lieber den schmerzhafteren Weg gewählt" erwiderte Ryuuzaki und öffnete die Tür zu seinen Räumlichkeiten. Langsam trug er Jessica ins Schlafzimmer, setzte sie auf dem Bett ab und lief zielstrebig zum Bad, um etwas zum Kühlen zu holen. Mit einem nassen Waschlappen kam er schließlich wieder, zog seiner Freundin den Schuh aus und entfernte den lästigen Socken. Wie er Socken doch hasste, musste er sich erneut eingestehen.
 

"Dein Fuß ist geschwollen... Vermutlich verstaucht, aber das wird sich in den nächsten Tagen legen. Wie konntest du nur aus dem Flugzeug springen, Jessy? Bei aller Liebe der Welt... Tu so etwas nie mehr für mich". L versuchte ernst zu klingen, doch innerlich freute er sich schon, dass Jessica solche Maßnahmen ergriff, nur um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn doch liebte. Ein sehr großer Liebesbeweis, welchen L ihr nicht erbringen konnte. Vielleicht irgendwann, aber nicht in naher Zukunft.
 

Jessica legte ein schwaches Lächeln auf, als er mit dem Waschlappen ihren Knöchel kühlte. Wie liebevoll er doch sein konnte und auch, wenn er nun sagte, sie solle solche Aktion nie mehr machen, so wusste die junge Frau doch insgeheim sehr wohl, dass er sich ein wenig über ihr Handeln freute. Wem versuchte er also etwas vorzuspielen? Ihr konnte L schon lange nichts mehr vorspielen, auch wenn er es immer und immer wieder versuchen würde.
 

"Du bist dir auch wirklich sicher? Hast du dir deine Entscheidung auch gut überlegt?". "Ja... Ich bleibe bei dir. Du wirst mich also nicht mehr los" grinste sie ihn an, ehe auch auf seinen Lippen ein zaghaftes Lächeln erschien. Ja, er freute sich, auch wenn er noch so besorgt um sie war.
 

"L... Ich muss noch viele Dinge erledigen. Meine Wohnung kündigen, meine Sachen holen und...". "Ich helfe dir dabei, wenn du das möchtest. Jule und du, ihr werdet meine vollste Unterstützung bekommen, also mach dir darüber keine Sorgen" unterbrach er seine Freundin und erhob sich vom Boden, auf welchen er zuvor noch gehockt war. Neben ihr setzte er sich hin, blickte im Zimmer umher, ehe er mit seinen Augen wieder bei ihrem Gesicht ankam. Sie wirkte zufrieden und nun wirklich glücklich, ebenso wie L selbst. Sollte so sein Schicksal aussehen?
 

"Danke... Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin". Zwei Arme drückten sie plötzlich an einen Oberkörper, ehe sie Hände an ihren Seiten spürte, welche sanft über ihre Strickjacke strichen. "Doch, ich kann es mir vorstellen, weil ich mittlerweile weiß, wie sehr du leiden musstest. Sei Jule nicht böse, nur weil ich einige Details aus deinem Leben in Erfahrung gebracht habe. Außerdem... Ich habe mir gestern Abend solche Sorgen gemacht und deswegen habe ich mit Jule über dich gesprochen". Seicht schüttelte die Schwarzhaarige ihren Kopf, da sie ihm, oder auch Jule nicht böse war. Sie selbst hätte vermutlich erst sehr spät mit der Wahrheit begonnen, da es ihr doch meist sehr schwer fiel, über ihre Vergangenheit zu sprechen.
 

"Wahrscheinlich hätte ich sowieso eine Weile gebraucht, um dir vereinzelte Dinge aus meinem Leben zu erzählen". Ryuuzaki nickte leicht, drückte Jessica noch ein wenig enger an seine Brust, während er seinen Kopf auf ihrer Schulter sinken ließ. Die junge Frau strich dem Detektiven über den Rücken, lächelte noch immer, da sie diese Nähe wahrlich genoss.
 

"L? Das Mittagessen ist... Oder stören wir gerade?" wollte Watari verunsichert wissen und blieb vor der angelehnten Tür stehen. Wer wusste denn schon, ob er nun nicht unbefugt mit Jule in L's Räumlichkeiten eingedrungen war? Vielleicht lagen sich Jessica und der junge Ermittler gerade in den Armen und machten unanständige Sachen? Nicht auszudenken, dachte sich der ältere Herr, doch als die Türe weiter geöffnet wurde und Ryuuzaki mit der jungen Frau aus dem Schlafzimmer trat, beruhigte sich sein altes Herz. Gott sei Dank, er war nicht in eine unangenehme Situation geplatzt.
 

Jule sah die ganze Sache schon ein wenig anders, da sie ihre Freundin auch schon eine Weile kannte. Jessica würde doch nicht einfach so mit Ryuuzaki ins Bett springen. Schon gar nicht, wo doch einige Minuten zuvor noch über das Mittagessen gesprochen wurde. Watari hatte sich wirklich umsonst Sorgen gemacht, aber irgendwie konnte die Braunhaarige den älteren Mann auch verstehen. Zum ersten Mal hatte sein Schützling eine Freundin und da schien Watari ihn nicht mehr sonderlich gut einschätzen zu können.
 

"Danke...". "Du musst dich nicht immer bedanken, Jessy. Es ist doch schließlich meine Schuld, dass du dich verletzt hast". Jessica wollte gerade widersprechen, als Ryuuzaki seinen Kopf bestimmend schüttelte. Warum? Er war doch nicht Schuld, oder? Sie hatte sich doch selbst dazu entschlossen, aus einem Flugzeug zu springen, obwohl sich diese Aussage vermutlich total unglaubwürdig anhören würde.
 

"Ich habe ihnen Ramen gekocht. Jule sagte, sie mögen Ramen wirklich sehr". Die junge Frau nickte hastig, nahm eine Schüssel entgegen und roch an der dampfenden Suppe. Oh ja, sie liebte Ramen. Am liebsten würde sie jeden Tag Ramen essen, aber wie käme das denn rüber. Vermutlich eintönig, oder?
 

"Jess? Was ist los? Du hast doch was, oder?". Jule nahm nun ebenfalls eine Schüssel von Watari entgegen, nickte dankbar, ehe sie sich wieder ihrer Freundin zuwendete. Nach längerem Zögern nickte Jessica, nahm die Gabel zur Hand und schlürfte einige Nudeln hinunter. Die Suppe schmeckte wirklich gut, weswegen sie Watari leicht anlächelte.
 

Sich wieder Jule zuwendend, überlegte die Schwarzhaarige, wie sie ihr eigentliches Problem schildern sollte. "Na ja... Eigentlich möchte ich meine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass ich... Umziehe? Ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren werden? Vor allem meine Mutter wird wahrscheinlich wissen wollen, was mich nun geritten hat?". Oh ja, da sprach Jessica ein wahres Wort, denn auch Jule müsse mit ihrer Mutter sprechen. Die Braunhaarige wohnte doch noch zu Hause und wie ihre Mutter wohl reagieren würde? Wütend, oder würde sie es eher gelassen hinnehmen?
 

Ryuuzaki konnte diese Ängste sogar verstehen, denn Jule und Jessica schienen ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Eine negative Reaktion würde vermutlich unpassend wirken, oder gar schlechte Auswirkung auf das Befinden der beiden Frauen haben, weswegen L intensiv nachdachte, wie man dieses Problem wohlmöglich lösen könnte. Nun, vielleicht hatten die Eltern der jungen Frauen schon von ihm gehört?
 

"Ich weiß, was du meinst, Jess... Meine Mutter wird bestimmt nicht begeistert sein, wenn ich ihr von einem Typen erzähle, bei dem ich einziehen will. Sie wird sagen, wie leichtsinnig und unvorsichtig mein Handeln doch sei". Jessica nickte dem zu, da Jule genau diese Punkte traf, welche auch ihre Mutter erläutern würde. Und dann? Sie wollte sich nicht mit ihrer Mutter streiten, nur weil sie so gern bei L bleiben mochte. Natürlich würde sie nicht nachgeben und auch nicht nach Hause fliegen, nur weil ihre Mutter das so wollte. Nein, es musste doch eine andere Möglichkeit geben, um ihren Eltern zu vermitteln, dass sie hier in guten Händen waren, oder?
 

"Wenn ihr mir Zeit gebt, dann werde ich nach einer brauchbaren Lösung suchen. Ich habe Jessy bereits versichert, dass ich euch unterstützen werde, also macht euch keine Sorgen und vertraut mir". Watari nickte zustimmend, da dem Detektiven bestimmt eine gute Lösung einfiel. Nochmals betrachtete er die Anwesenden, ehe sich der ältere Herr entschuldigte und L's Räumlichkeiten verließ, um seiner täglichen Arbeit nachgehen zu können. Vorerst könne er nichts mehr für Jule und Jessica tun, außer deren Koffer ins Haus zu tragen, welche er vorhin wohl in der Eile vergessen hatte.
 

Ryuuzaki zog seine Freundin zu sich, nickte ihr nochmals zu, um ihr zu versichern, dass die jungen Frauen mit seiner Hilfe rechnen könnten. "Danke... Vielleicht wäre ein Bildtelefonat sinnvoller? Ich könnte meiner Mutter Bescheid sagen, weil sie die Passwörter meines Computers nicht kennt... Jess, deine Mutter hat doch auch einen Laptop, oder?". Die Schwarzhaarige nickte bestätigend, ehe auch sie ihr Handy zückte, um ihrer Mutter eine SMS zu schreiben.
 

"Wartet... Eine Bildübertragung wollt ihr? Das lässt sich einrichten" murmelte L und erhob sich langsam von der Couch, nur um zum Schaltpult zu laufen. "Ich brauche nur die notwendigen Daten und ein wenig Zeit. Ihr könnt also in Ruhe essen". Die jungen Damen schienen einverstanden zu sein, gaben dem Detektiven die Daten, welche er aufzählte, ehe diese auch schon an Watari weiter gegeben wurden.
 

Nach einer geschätzten halben Stunde erschien Watari auf dem Bildschirm und erklärte, dass nun eine Verbindung hergestellt worden war und die jungen Damen nun mit ihren Müttern sprechen könnten. "In Ordnung... Legen sie die Verbindung auf dem Hauptmonitor und schalten sie die Kamera ein, damit man uns sehen kann, Watari". Der ältere Herr verschwand vom Bildschirm, ehe ein neues Bild erschien.
 

Zwei Übertragungen in einem Bild, stellte Jessica fest und besah sich die Personen, welche deutlich zu erkennen waren. Auf der linken Seite konnte sie ihre Mutter erblicken, während neben ihr Jasmin saß, Jessica's jüngere Schwester. Ryuuzaki bemerkte sofort, dass das junge Mädchen die Schwester seiner Freundin war und überlegte intensiv. Das blonde Mädchen wies keine Makel auf, weswegen er sich fragte, ob Jessica's Makel erbbedingt sei.
 

Auf der rechten Seite erblickte L die Mutter der Braunhaarigen, welche wohl nicht zu verstehen schien, was hier eigentlich vor sich ging. Hatte Watari die Sachlage etwa nicht kurz erläutert? Nun, wenn dies der Fall war, dann müsse er den älteren Damen wohl die Angelegenheiten erklären, sofern Jessica, oder Jule dies nicht bald übernehmen würden.
 

"Jule? Solltest du nicht schon längst auf dem Rückweg sein? Wo befindest du dich überhaupt?" wollte Jule's Mutter aufgeregt wissen, weil sie eben nichts wusste. Jessica's Mutter schien sich diesen Fragen anzuschließen, sah weiterhin ihre Tochter an, während die Schwester der Schwarzhaarigen einen Blick auf den jungen Ermittler warf. Ihre blauen Augen sagten aus, dass sie scheinbar wusste, wer er wirklich war. Konnte dies sein? Wusste das blonde Mädchen, wen sie nun über die Übertragung erblicken konnte?
 

"Mum... Also... Eigentlich schon, aber... Wir sind hier bei einem Privatdetektiv und... Na ja...". Super, dachte sich die Braunhaarige und sah dabei zu, wie ungläubig ihre Mutter nun wirkte. Wirklich, wie sollte Jule denn die genaue Sachlage erklären? Konnte das nicht lieber Jessica tun? Immerhin blieb Jule doch nur, weil Jessica auch bleiben mochte, oder etwa nicht?
 

Langsam erhob sich die junge Frau von der Couch, auf welcher sie die ganze Zeit über gesessen hatte. Genauso langsam lief sie zum Schaltpult rüber, blieb neben L stehen und ergriff dessen Hand. Jessica brauchte nun genügend Kraft und Mut, um ihrer Mutter nun verständlich zu machen, dass sie hier in London bleiben würde. Hoffentlich konnte ihre Mutter die Gründe der Schwarzhaarigen nachvollziehen.
 

"Mama... Jule und ich bleiben hier in London. Wir bleiben hier bei L und... Er wird schon auf uns aufpassen, keine Sorge". Jule und Jessica hörten, wie beide Mütter nach Luft rangen, um die aufkommende Fassungslosigkeit zu vertuschen, was ihnen jedoch misslang. Nur die Blonde schien nicht schockiert zu sein, musterte den Detektiven ein weiteres Mal, ehe sie ein Grinsen auflegte. "Der Typ... Den kenne ich aus einem Film, den du dir mal angesehen hast. Deswegen kam er mir auch so bekannt vor, Jessy".
 

"Ich wusste, dass du dich an ihn erinnern wirst, Jasmin... Ich habe ja auch unzählige Bilder von ihm, nicht?" grinste die Schwarzhaarige ebenfalls, ehe sie einen kurzen Blick zum Detektiven warf. Er schien nicht mal verwundert zu sein, deutete sogar ein zaghaftes Lächeln an, während er ihre Hand enger in seine schloss. Genügend Mut bräuchte seine Freundin, ebenso wie Jule, welche ihren Blick gen Boden gesenkt hatte.
 

"Jessica, du kannst doch nicht einfach in England bleiben. Du hast hier deine Wohnung und... Von was willst du bitte leben?". Moment, dachte sich Jessica und blickte unsicher zu ihrer Mutter auf, welche ihre letzte Frage sehr ernst gestellt hatte. Ja, wovon wollte sie eigentlich leben? An ihre finanzielle Lage hatte Jessica noch gar nicht gedacht und Jule scheinbar auch nicht, da auch sie einen geschockten Eindruck machte. Ob die jungen Frauen hier einen Job finden würden? Sicherlich nicht, wenn man ihre englischen Sprachkenntnisse bedachte.
 

Stille erfüllte den großen Raum, während Jessica's Gesichtszüge traurig wurden. Langsam lief sie zum Schaltpult, legte ihren rechten Zeigefinger auf einen bestimmten Knopf, ehe sie wieder zu ihrer Mutter aufblickte. "Ich komme nach Hause, Mama... Bis später". Kurz darauf betätigte sie den Knopf und kappte somit die Verbindung, ehe der Bildschirm dunkel wurde.
 

Jule verstand erst nicht, wieso Jessica dies nun sagte, doch als sich ihre Freundin zu ihr umwandte, sah sie deutlich die Tränen, welche ihr über die Wangen glitten. "Ich habe noch Geld für ein Ticket, Jule... Ich werde nach Hause fliegen, weil ich eine Sache bei meiner Verliebtheit verdrängt habe. Wie immer spielt Geld eine große Rolle in meinen Leben und legt mir erneut Steine in den Weg". Jule wollte gerade etwas sagen, als Jessica plötzlich ohne ein weiteres Wort zur Tür lief und diese öffnete. "Meine Englischkenntnisse reichen nicht aus, um mir hier einen Job zu suchen und... Deswegen fliege ich zurück. Ich habe halt meine finanzielle Lage nicht bedacht".
 

"Warte... Ich besitze durch meinen Job genug Geld, um dir ein normales Leben zu ermöglichen. Was sage ich da? Eigentlich bin ich sehr reich, also musst du dir deswegen keine Sorgen machen. Du kannst also bleiben und Jule auch". "Und was ist, wenn wir von deinem Geld gar nicht leben wollen? Vielleicht möchten Jess und ich unser eigenes Geld verdienen?" erwiderte Jule schnell und ergriff Jessica's Hand, da sie eigentlich den Raum verlassen hatte wollen. Sie sollten dieses Problem erst besprechen, bevor ihre Freundin erneut unüberlegt handelte.
 

L erhob seinen Daumen und legte diesen an seine Lippen, da er über diese Worte erstmal nachdenken musste. Jessica wollte also ihr eigenes Geld verdienen? Sicher, es stände ihr zu, aber welchen Job könne er ihr zumuten? "Mh... Watari... Sind da nicht zwei Job's neben mir frei? Haben sie vor einiger Zeit nicht mal gesagt, dass wir Unterstützung gebrauchen könnten?". Watari's Gestalt erschien auf dem Bildschirm, nickte dem zu und legte ein Grinsen auf. "Ja, so etwas in der Art habe ich vor geraumer Zeit gesagt".
 

"Hier, Jessy... Geh mit Jule ins Starbucks und trinkt einen Kaffee. Ich komme gleich nach". Jessica blickte über ihre Schulter, nahm langsam den Geldschein entgegen und blickte zu ihm auf. Warum? Was hatte er nun schon wieder vor? Er wollte also, dass sie dennoch bei ihm blieb?
 

"Vertrau mir einfach, Jessy. Wir sehen uns gleich". Er schob die beiden Frauen aus der Tür und verriegelte sie anschließend. Gut, nun müsse er nur noch mit den Müttern der jungen Frauen sprechen und ihnen versichern, dass es Jessica und Jule an nichts fehlen würde. Würde schon irgendwie werden, denn L besaß eine unglaubliche Überzeugungskraft. Jessica und Jule mussten sich also keine Sorgen machen, denn sie hatten einen Mann an ihrer Seite, welcher ihnen immer wieder helfen könne, ganz gleich, bei welchem Problem auch immer.

Die drei magischen Worte!

"Wir hätten doch lieber bei L bleiben sollen. Durch die Bewegung schmerzt dein Fuß, oder?". Jessica humpelte neben ihrer Freundin her, verzog hin und wieder ihr Gesicht vor Schmerz, doch riss sie sich zusammen. L hatte sie nicht umsonst einfach rausgeschmissen, oder? Irgendwas schien er tun zu wollen, ohne ihr Beisein. Vielleicht verriet der Detektiv ihnen später, wieso er sie rausgeschmissen hatte.
 

"Geht schon... Bis zu Starbucks schaffe ich es schon und außerdem... Ich konnte noch nie lange still sitzen und nichts tun". Jessica lächelte gequält, ehe sie auch schon den Laden erblickte, zu welchen sie wollten. Jule seufzte und dachte angestrengt nach, was wohl der junge Halbjapaner wohl gerade tat. Ob er mit ihren Müttern reden würde? Hatte er sie deswegen vielleicht rausgeschmissen?
 

"Was meinst du, Jess? Wieso hat L dir Geld gegeben, damit wir Kaffee trinken gehen können?". Die Schwarzhaarige zuckte mit ihren Schultern, betrat den Laden und bestellte sich sofort ihren Lieblingskaffee. "Keine Ahnung... Manchmal kann ich ihn auch nicht einschätzen, aber er bat mich um sein Vertrauen. Er wird schon wissen, was er tut" murmelte Jessica und nahm ihren Kaffee entgegen.
 

Auch Jule bestellte sich nun ebenfalls ihren Lieblingskaffee und folgte anschließend ihrer Freundin, welche die ersten Stufen bereits überwandt, um in den ersten Stock zu kommen. Kaum waren sie oben angekommen, schon entdeckten die beiden jungen Frauen den Platz, an dem sie den jungen Ermittler begegnet waren. Ja, Jessica erinnerte sich sehr gut, denn sie hatte aus Schreck ihre Tasse fallen gelassen, weil sie mit einem Wiedersehen eher weniger gerechnet hatte. So viele Dinge waren in der Zwischenzeit passiert und nun? Nun durften sie hier bleiben, wobei Jule sich schon fragte, ob ihr Bleiben für L in Ordnung ging. Immerhin hatte sie sich einfach dazu entschieden, ohne den Detektiv selbst gefragt zu haben.
 

"Jule... Kann ich von Schicksal sprechen? Ist es eine Führung des Schicksals gewesen, dass ich auf L getroffen bin?". "Ich glaube nicht, dass man einen Menschen ohne triftigen Grund begegnet. Ob nun Zufall, oder auch Schicksal, was spielt das noch für eine Rolle? Er liebt dich und er hat dir erlaubt, bei ihm zu bleiben. Was willst du also mehr?". Jule lief ihrer Freundin nach, welche sich nun endlich auf eine bequeme Couch setzte und erleichtert seufzte. Ob Jessica starke Schmerzen hatte?
 

"Ich möchte die drei magischen Worte aus seinem Mund hören". Ja, dass war das, was Jessica wollte. Sie wollte diese Worte von L hören. Natürlich wusste sie, dass sein Brief ernst gemeint war, aber bis jetzt hatte er noch nicht gesagt, dass er sie liebte. Warum nicht? Gelegenheiten hatte er doch gehabt, oder nicht? Viele Situationen waren perfekt gewesen, um ihr zu sagen, wie er wirklich fühlte, aber scheinbar mochte er nicht. Warum?
 

"Ach darum geht es dir? Mh... Ich habe die ganze Zeit auf ihn eingeredet, aber... Vielleicht wartet er noch auf den richtigen Augenblick?". Jessica wusste es nicht, zuckte deshalb erneut mit ihren Schultern, ehe sie einen Schluck von ihrem Kaffee nahm. Im nächsten Moment erklangen Schritte, ehe sich eine Gestalt neben ihr hinhockte.
 

"Wartet ihr schon lange?". Jule schüttelte ihren Kopf und nahm nun selbst einen Schluck von ihrem Kaffee. Nun, sie hatten eine Weile für den Weg hierhin gebraucht, da Jessica auch hin und wieder anhalten hatte müssen, weil ihr Knöchel nun mal so schmerzte. Doch jetzt waren sie hier und ihre Freundin konnte sich ein wenig erholen. Und Ryuuzaki? Was hatte er zuvor noch gemacht?
 

"Ich habe mit euren Müttern gesprochen und sie... Deine Mutter, Jessy. Sie ist einverstanden, aber sie möchte, dass du dich hin und wieder meldest". Die Angesprochene nickte seicht, da sie es nicht anders von ihrer Mutter her kannte. Mutter machte sich eben immer Sorgen und da Jessica nun nicht mehr in Deutschland sein würde, sondern in ein fremdes Land, würde sie hin und wieder ein Lebenszeichen ihrer Tochter hören wollen.
 

"Deine Mutter, Jule... Sie versteht nicht, warum du auch hier bei mir bleiben willst. Ich muss sagen, ich habe nichts dagegen, da ich eure Gesellschaft genieße, aber...". "Ich bleibe nur, wenn ihr das möchtet. Vielleicht störe ich auch nur" unterbrach die Braunhaarige den Detektiven rasch, da sie sich nun verunsichert fühlte. Irgendwie hätte sie sich das auch denken müssen, oder? Vermutlich mochte der Schwarzhaarige mit ihrer Freundin alleine sein, also was suchte sie noch hier?
 

Jessica blickte ihren Freund an, sagte mit ihren Augen genau, dass sie nicht wollte, dass Jule ging. Warum auch? Jule störte doch gar nicht, oder? "Ich schätze, dass Jessica nicht möchte, dass du sie alleine lässt. Ich sehe auch kein Problem darin, dich bei mir wohnen zu lassen, Jule und das habe ich deiner Mutter auch verständlich gemacht. Sie ist zwar einverstanden, aber sie möchte halt deine persönlichen Gründe wissen". Jule nickte dem zu und entschloss sich dazu, ihre Mutter später noch mal anzurufen, um ihr eben einige Gründe mitzuteilen. Sie blieb doch nicht nur wegen Jessica, sondern auch, weil sie durch L die Welt sehen würde. Ein aufregendes Leben und gemeinsam würden sie die Welt verändern, oder? Ja, gemeinsam ermitteln und unzählige Verbrecher hinter Gitter bringen.
 

Plötzlich erhob sich die Schwarzhaarige, entschuldigte sich und lief zu den Toiletten. Jule blickte ihrer Freundin nur kurz hinterher, ehe sie wieder L ins Visier nahm. "Du hast ihr also noch nicht offizell gesagt, dass du sie liebst? Kann es sein, dass du dich nicht traust?". Ein kleines Grinsen erschien auf ihren Lippen, als der Detektiv einen verwunderten Blick auflegte, dann aber seinen Kopf schüttelte. "Worauf wartest du dann? Jess möchte die drei magischen Worte von dir hören".
 

"Ich warte auf den richtigen Zeitpunkt" erklärte Ryuuzaki und nahm einen kleinen Schluck von Jessica's Kaffee, ehe er Jule dabei zusah, wie sie sich erhob und ihm ein liebevolles Lächeln schenkte. "Ich lasse euch allein, ja? Ich muss sowieso noch mit meiner Mutter sprechen und einige Dinge abklären". Jule trank ihren Kaffee aus und entfernte sich schließlich mit einem Nicken vom Tisch. Hier störte sie doch nur, oder? Genau, die Braunhaarige mochte nicht länger das fünfte Rad am Wagen sein und deswegen ließ sie nun das frisch verliebte Paar allein.
 

Jessica schloss die Badtür hinter sich, blickte zum Tisch rüber und wunderte sich, dass der Detektiv alleine dort saß. Wo war denn Jule? War sie etwa gegangen? Warum? Noch immer mit fragenden Gesichtsausdruck lief die junge Frau zum Tisch rüber und setzte sich neben L auf die Couch. "Jule sagte, sie müsse noch einige Dinge erledigen" war L's kurze Erklärung, ehe er seine Freundin musterte.
 

"Tut dein Knöchel noch sehr Weh?" wollte er wissen und bedachte Jessica mit einen besorgten Blick. Die junge Frau rückte näher, schmiegte sich schließlich an Ryuuzaki's Brust und seufzte wohlig aus. "Es geht schon, L... Für dich nehme ich jeglichen Schmerz in Kauf". Diese Worte rührten den jungen Ermittler, weswegen er seinen Arm hob, nur um Jessica noch näher an sich zu ziehen. Warum? Wieso verspürte er nur dieses wahnsinnige Glücksgefühl? Lag es an ihren Worten?
 

"Jessy..." hauchte er, legte seine Lippen auf ihre Wange und küsste sich seinen Weg zu ihrem Ohr. "Deine Worte machen mich glücklich... Es gab bisher noch keine Person in meinem Leben, die soviel für mich tun würde". Die Schwarzhaarige lächelte leicht, ehe sie sanft seinen Hals küsste und einen wohligen Seufzer von ihm erhielt.
 

"Ich war noch nie verliebt gewesen, aber... Jessy... Ah... Falscher Ort für Intimitäten". Jessica's Grinsen verbreiterte sich, als er ungewollt keuchte und nun ein rötlicher Schimmer auf seinen Wangen erschien. Es war ihm peinlich, in der Öffentlichkeit so gesehen zu werden, oder? Jessica wusste es nicht so genau, zog ihre Hände zurück, welche zuvor noch unter seinem weißen Pullover gewesen waren.
 

"Verzeih mir, Jessy... Ich habe dir in den letzten Tagen nur Kummer bereitet, obwohl ich...". L stockte und blickte fasziniert in die blauen Seen, welche ihm volle Aufmerksamkeit schenkten. Jessica lächelte noch immer, schüttelte ihren Kopf, da sie wohl nicht seiner Meinung war. Trotzdem, dachte sich L, denn er hätte ihnen wirklich viel Kummer ersparen können, oder?
 

"Ich mache dir keine Vorwürfe... Ich bin doch nun glücklich, mein Süßer". Sofort wurden die Wangen des Detektiven noch dunkler, als ohnehin schon. Wie gestern Abend, dachte sich Ryuuzaki. Jessica nannte ihn einfach 'Süßer' und lächelte ihn dabei auch noch so verliebt an. Wie sehr schaffte sie es nur, ihm den Kopf zu verdrehen? Wie sehr schaffte sie es, dass er an unanständige Dinge denken musste, welche er sofort in die Tat umsetzen mochte? L wusste, Jessica würde sofort mitmachen, aber handelte er dann nicht ein wenig überstürzt?
 

Jessica nahm seine Lippen in Besitz, zwang ihn in einen leidenschaftlichen Zungenkuss, während sich ihre Arme um seinen Hals schlangen. Sein Blick sagte deutlich Lust aus, auch wenn er versuchte, seine Emotionen zu unterdrücken. Es gelang ihm nicht mehr. Nicht bei ihr, wie es schien, weswegen ihre Hände leicht über seinen Rücken glitten, nur um erneut unter seinem Pullover zu huschen.
 

"Lass uns... Gehen... Zu dir, L" murmelte sie in ihren Kuss hinein, spürte sein zaghaftes Nicken, ehe er sich nach Atem ringend von ihr löste. Jessica trank ihren Kaffee rasch aus, erhob sich und ergriff seine Hand, ehe sie ihn mit sich zog. Er ließ es sich gefallen und machte auch keine Anstalten, irgendetwas dagegen zu sagen. Wozu denn auch? Deutlich sagte seine Körpersprache, dass er ebenso mit ihr alleine sein wollte, wie Jessica selbst diesen Wunsch verspürte.
 

Kaum traten sie auf die Straße, schon sahen die blauen Augen zum Himmel, da kalte Wassertropfen vom Himmel fielen. Es regnete? Wieso hatte sie diese Tatsache vorhin nicht bemerkt, als sie aus dem Fenster gesehen hatte? L schien auch erstaunt, denn er blickte ebenfalls zum Himmel auf und besah sich das nasse Wetter, in welches er mit seiner Freundin geraten war. Zum Glück war sein Haus nicht so weit entfernt, aber durch Jessica's Knöchel dürfte es ein wenig länger dauern, oder?
 

"Soll ich dich tragen, Jessy?". Die Angesprochene schüttelte ihren Kopf, schloss seine Hand noch fester in ihre und lief langsam los, die Straße hinab. L lief schweigend neben ihr her, wusste im Moment nicht, ob er diese Stille durchbrechen sollte, da sie eigentlich sehr angenehm erschien. Er spürte, wie Luft um ihm herum eine gewisse Spannung erzeugte, weswegen er einen kurzen Blick zu Jessica warf. War sie verantwortlich für dieses ungewohnte Gefühl? Diese Aufregung, welche sich um seinen Körper schloss und L an Dinge denken ließ, welche einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen verursachte.
 

Jessica erhöhte ihren Druck um seiner Hand, da sie seinen Blick deutlich auf sich ruhen spürte. Wollte er vielleicht etwas sagen? Traute er sich wohlmöglich nicht, oder überlegte er noch, wie er vielleicht beginnen könne? Kam nun seine Liebeserklärung? Auf seine Art und Weise? Die Schwarzhaarige war gespannt, keuchte erschrocken, als er plötzlich Halt machte und sie gegen die nächste Hauswand drückte.
 

"Jessy... Du hast mir total den Kopf verdreht. Wie konnte ich nur wollen, dass du mich je wieder verlässt? Jetzt, im Nachhinein, mache ich mir Vorwürfe, weil du unter dieser Trennung so sehr gelitten hättest. Ich ebenso, aber ich kenne Mittel, mit denen ich mich abgelenkt hätte". Verwundert blickte die junge Frau in die dunklen Augen, welche traurig wirkten. Warum machte er sich immer noch Gedanken darüber? Sie war doch nun bei ihm und würde auch nicht mehr von seiner Seite weichen. Warum harkte er diese Sache nicht einfach ab? Konnte er es wohlmöglich nicht, da er seinen Fehler nun erkannte?
 

"Du musst dir keine Vorwürfe machen, wirklich nicht... Warum lässt du die Vergangenheit nicht ruhen?". "Weil ich... Ich hätte beinahe den größten Fehler meines Lebens gemacht. Ich hätte dich vermutlich verloren und...". Ryuuzaki ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken, schmiegte sich enger an ihren Körper und seufzte erschwert. Ja, ihm wurde nun wirklich bewusst, was für Auswirkungen ihr Verschwinden gehabt hätte.
 

"Hey... Meinst du, ich wäre in Deutschland geblieben? Ich kann deine Gründe, die du mir immer wieder gesagt und auch im Brief beschrieben hast, immer noch nicht nachvollziehen, aber sei dir sicher, dass ich zurück nach London gekommen wäre. Ich wäre nicht in Deutschland geblieben, mit dem Wissen, dass du doch die gleichen Gefühle für mich hast, wie ich für dich". L hob seinen Kopf und blickte in die wunderschönen Augen seiner Freundin, welche soviel Verständnis für ihn übrig hatte. Warum nur? Wieso konnte sie ihm bloß verzeihen? Aus Liebe? Hatte Liebe soviel Macht, um über solche Fehler hinweg zu sehen?
 

"Ich habe dir also den Kopf verdreht?" wollte Jessica grinsend wissen, nahm sein Gesicht in ihre Hände und verteilte hauchzarte Küsse auf seinen Wangen. Den kalten Regen nahm sie schon gar nicht mehr wahr. Nur noch der Detektiv vor ihr spielte eine Rolle. Eine große Rolle in ihrem Leben, was sie ihm auch deutlich durch Gesten zeigte.
 

"Ja, hast du, Jessy... Du... Nein, nicht hier...". Ryuuzaki kniff seine Augen zusammen, als er ein Bein in seinem Schritt spürte. Wie konnte die Schwarzhaarige nur? Hier, in der Öffentlichkeit. Im Regen. In einer Seitenstraße, in welche er seine Freundin rasch gezogen hatte. War er selbst Schuld an seiner Lage?
 

"Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich begehre" murmelte L leise und leckte sich über die trocken gewordenen Lippen, ehe er seine Zungenspitze über ihren Hals gleiten ließ. Ein erregtes Keuchen wurde ihm geschenkt, weswegen er zärtlich die Haut mit seinen Zähnen liebkoste und ihr weitere solcher Gefühle zukommen ließ.
 

"Und du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe, Jessy... Ich liebe dich so sehr, dass ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann". Jessica hielt inne, als sie diese leisen Worte dicht an ihrem Ohr vernahm. Er hatte ihr endlich die drei magischen Worte gesagt. Endlich, dachte sich Jessica und zog den Detektiven noch ein wenig näher, um erneut von seinen Lippen kosten zu können. Wie sehr sie sich nun freute, konnte sie nicht in Worte fassen. "Ich liebe dich auch, L" murmelte Jessica in ihren Kuss hinein, weswegen auch ihm ein wohliges Seufzen entwich.
 

Nach wenigen Sekunden riss er sich jedoch von ihr los, versuchte zu Atem zu kommen und blickte erneut in diese wunderschönen blauen Augen, in welche er drohte zu versinken. Genau diese Augen liebte er so sehr. Ihr Blick, welcher meist immer sagte, was sie momentan dachte, oder auch fühlte. Er konnte ihre Wunsche von ihren Augen ablesen und er würde ihr alle Wünsche erfüllen, sofern er die Macht dazu hatte.
 

"Komm... Wir gehen zu mir und... Wenn du möchtest, also...". Verlegen blickte er gen Boden, da er das nicht so offen aussprechen konnte. Jedoch schien sie zu begreifen, was er eigentlich sagen wollte und wurde bei der Hand ergriffen und aus der Seitenstraße gezogen. Auf ihren Lippen lag ein wissendes Lächeln und L vermutete stark, dass sie wieder ihre Dominanz spielen lassen würde. Sollte er sich erneut beugen? Zwecks der Unerfahrenheit? Sicher, er wusste, wie solche Dinge abliefen, aber er mochte auch ungern einen Fehler machen.
 

"Denkst du das auch, wenn ich dich reite? Verstehst du das unter Dominanz?". Wieso kam ihm ausgerechnet dieser Satz nun in den Sinn? Vor dem inneren Auge versuchte er sich diese Situation vorzustellen, schüttelte jedoch rasch seinen Kopf, da er die aufkommende Röte deutlich spürte. Gott, wieso machte ihn diese vorgestellte Szene nur so an? Wieso wurde seine Hose mit jedem Schritt enger? Verdammt, wie peinlich. Er hatte es doch nicht nötig, oder? Nein, er wollte nur gern mit der Frau schlafen, welche neben ihm lief und noch immer ein wissendes Lächeln auf den Lippen trug. Ob sie wusste, was er im Moment dachte?
 

"Du zeigst mir gerade eine Seite an dir, die ich unwiderstehlich finde, L... Man sieht dich nicht oft so... Nur im Film warst du einmal so verunsichert und verwirrt gewesen". Verdammt, sie wusste, wie er sich gerade fühlte. Wieso konnte Jessica ihn auch nur so gut durchschauen? Fand sie diese unsichere Seite wirklich so unwiderstehlich, oder fühlte sie wohlmöglich Genugtuung? Machte es ihr vielleicht Spaß, ihn so aus der Fassung zu bringen?
 

"Bitte... Mach dich nicht über mich lustig, nur weil... Nur weil ich so unerfahren bin". Wieso nagte das so plötzlich an ihm? L war sonst nicht der Typ, welcher sich um solche Dinge Gedanken machte, aber allein die Vorstellung, dass sie sich nun einen Spaß daraus machte, schmerzte schon irgendwie. Jedoch, als er in ihre blauen Augen blickte, welche Verwunderung ausdrückten, verflüchtigte sich sein Verdacht.
 

"Meine Worte entsprachen der Wahrheit, L. Wieso glaubst du, dass ich mich über dich lustig mache? Welchen Grund hätte ich dazu?". Ja, welchen Grund gab es da? Eigentlich keinen, oder? Warum hatte er das eben nur gedacht? Warum hatte er überhaupt seine Gedanken mitgeteilt? Jetzt kam er sich wirklich dämlich vor.
 

"Ich weiß nicht... Ich... Entschuldige". "Schon okay..." murmelte Jessica leise und betrat mit L das Haus, welches sie nun endlich erreicht hatten. Sofort zogen sie sich die Schuhe aus, liefen den Gang hinab, durch die große Eingangshalle und folgten einen weiteren Gang, ehe sie die Räumlichkeiten des Detektiven erreichten. "Warte hier, ich hole uns Handtücher, damit wir uns...". Seine Worte wurden im Keim erstickt und als er eine hungrige Zunge in seiner Mundhöhle ausmachen konnte, vergaß er sein Vorhaben und schlang bereitwillig die Arme um seine Freundin, welche sich mit ihrer nassen Kleidung an seinen Körper schmiegte.
 

"Deine dominante Ader kommt schon wieder zum Vorschein" keuchte der Detektiv erregt, spürte erneut diese zarten Hände, welche sich unter seinen nassen Pullover schlichen, nur um die darunter liegende feuchte Haut zu erkunden. "Aber... Jessy... Du bist so stürmisch und ungestüm". Genießerisch schloss Ryuuzaki seine Augen, als er das Aufziehen seines Reißverschlusses vernahm. Gott, er konnte sich gerade noch ein erregtes Stöhnen verkneifen, trat noch einen Schritt näher an seine Freundin heran und rieb sein Unterleib verlangend an ihr rechtes Bein.
 

"Bin ich das? Wenn ich dir zu schnell bin, dann musst du mir das sagen, obwohl dein Körper natürlich eine ganz andere Sprache spricht" hauchte Jessica in sein Ohr, hörte nun ein erregtes Stöhnen von ihm, ehe sie noch enger in die Arme des Detektiven geschlossen wurde. Allein wie er sein Becken an ihr Bein rieb, um etwas Erleichterung zu bekommen, vermittelte ihr, dass er es kaum noch abwarten konnte. Es war seltsam, fast unglaublich, dass sie L einmal so sehen durfte, obwohl sie schon einst in eine eindeutige Lage gekommen waren. Noch nicht lange her, aber selbst diese Situation kam der Schwarzhaarigen vor, als hätte sie alles nur geträumt.
 

"Mein Körper verrät dir nur, was ich will... Vermutlich bin ich in deinen Augen pervers, nicht wahr?". Ungläubig löste sich Jessica von ihm, legte ihren Kopf leicht schief und sah ihn noch ungläubiger an. Pervers? Wieso? Nur weil er eindeutig zeigte, was er im Moment verlangte? Was war daran pervers? Wieso konnte sie ihm nicht folgen, obwohl er doch meist alles so detailliert erklärte?
 

"Pervers? Wenn du möchtest, dann kann ich mal pervers werden, aber... Sieh dich vor, L. Ich bin nicht von schlechten Eltern, was die Perversität angeht, mein Freund". Jessica grinste hämisch, während auf Ryuuzaki's Lippen nun ebenfalls ein Grinsen erschien. So? Sie konnte also auch pervers sein? Warum hielt er sich dann noch zurück und tat so, als sei er anständig erzogen worden? Gut, war er auch, Dank Watari und dem Waisenhaus, aber er konnte auch anders. Eine Seite, welche eigentlich nie zum Vorschein kam.
 

Bestimmend ergriff er ihre Hand, zog die Kleine mit sich zum Schaltpult und betätigte einen Knopf, welcher die Kamera's abschaltete. Danach zog er die junge Frau in seine Arme, hob sie hoch und trug sie zum Schlafzimmer. Er bedachte seine offene Hose nicht, welche Stück für Stück über seinen Po rutschte und anschließend bei seinen Kniekehlen hing, weswegen er mit Jessica ins Bett fiel, in einer eindeutigen Pose und erschrocken die Luft anhielt. Verdammt, wäre das Bett nicht schon in greifbarer Nähe gewesen, hätten sie eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht.
 

Jessica hatte sich ebenfalls so sehr erschrocken, dass sie ihre Finger in seinen Pullover gekrallt hatte. Auf weichem Untergrund war sie gelandet, atmete erleichtert aus und sah zu L auf, welcher ebenso erschrocken zu sein schien, wie sie im Moment. "Ich... Entschuldige... Meine Hose hat sich verabschiedet" murmelte L verlegen und blickte in eine andere Richtung. Nicht, dass ihm seine Lage unangenehm erschien. Nein, ihm wurde nur bewusst, wie er auf seine Freundin lag. Sie, mit gespreizten Beinen unter ihm, sah so willig aus und bedachte ihn noch immer mit einen erschrockenen Blick. Verdammt, sein Herz raste so sehr, dass er glaubte, es würde jeden Moment aus seiner Brust springen.
 

"Wer ist nun stürmisch und ungestüm, mein Liebster? Reiß mir doch gleich die Klamotten vom Leib" scherzte sie und schob sein Gesicht in ihre Richtung zurück. Er musste doch nicht in Verlegenheit geraten, nur weil er hier auf ihr lag, oder? Deutlich spürte sie seine Beule in der Shorts und als er sich kurz bewegte, um bequemer liegen zu können, spürte sie, wie seine Erregung mit jeder noch so kleinsten Berührung zunahm.
 

"Ich wüsste gern, was du gerade denkst, Jessy. Würdest du mir deine Gedanken mitteilen?". Wie? Er wollte ihre Gedanken wissen? Ein hauchzarter Rotschimmer erschien auf ihren Wangen, da sie nun in Verlegenheit geriet. Selten genug, denn eigentlich besaß sie solche Gefühle eher weniger. Konnte sie ihm wirklich sagen, was momentan in ihrem Kopf vor sich ging. Würde er soviel Perversität überhaupt verkraften, oder änderte sich dadurch das Bild, welches L von ihr hatte?
 

"Du willst also meine perversen Gedanken wissen?". Er nickte leicht, stützte sich mit den Armen neben ihrem Kopf ab und sah abwartend zu ihr hinab. Und wie er nach ihren Gedanken verlangte, denn er wollte in Erfahrung bringen, ob sie wirklich so pervers sein konnte, wie sie eben nich gemeint hatte. "Ich denke gerade an... Hemmungslosen und wilden Sex?". Nur leise glitten diese Worte über Jessica's Lippen, während ihre Röte deutlich zunahm. Eigentlich waren ihr solche Themen egal, aber hier lag L auf ihr und wer wusste schon, wie er auf so manchen Spruch reagierte? Nicht, dass die Schwarzhaarige ihn noch abschreckte?
 

"So? Wie sollte denn mein erster Schritt aussehen? Vielleicht...". Ryuuzaki unterbrach sich, da er ihre Verlegenheit doch sehr süß fand. Also hatte sie doch ein paar Hemmungen, auch wenn sie immer meinte, sie besäße absolut kein Schamgefühl. Deutlich konnte er erkennen, wie sehr sie doch nachdachte, um nichts Falsches in seiner Gegenwart zu sagen. Warum? War Offenheit nicht der Grundsatz einer intakten Beziehung?
 

Um seinen nicht beendeten Satz zu unterbinden, knöpfte er gähnend langsam ihre Strickjacke auf. Knopf für Knopf, bis er das darunter liegende schwarze Oberteil erkennen konnte. Sanft hob er sie etwas an, streifte ihr die Jacke von den Schultern und warf das lästige Kleidungsstück achtlos in die nächste Ecke. Seine Hose hatte er schon längst von den Waden gestrampelt, welche ebenfalls auf dem Boden ihren Platz gefunden hatte.
 

Jessica verfolgte mit wachsamen Augen seine Schritte, wurde wieder Herr ihrer Lage und blieb nicht untätig, als er seine Hände unter ihr schwarzes Oberteil schob. Auch ihre Hände waren wieder auf Wanderschaft gegangen, erkundeten seinen Rücken und fuhr seine Wirbelsäule leicht mit dem Zeigefinger nach. Deutlich spürte sie, wie er durch ihre Berührung eine Gänsehaut bekam, ehe er seinen Kopf senkte und sanft ihren Hals küsste.
 

"Du bist feucht, Jessy". Die blauen Augen weiteten sich, als sie diese leisen Worte neben ihrem Ohr vernahm, hielt augenblicklich den Atem an, da sie seine Worte erstmal verarbeiten musste. Feucht? Meinte er das nun so, wie sie das auffasste? L hob seinen Kopf, sah fragend drein, da er keinen Laut mehr von ihr vernehmen konnte. Wieso schaute sie so verwundert? Hatte er vielleicht etwas Falsches gesagt?
 

"Woher willst du das wissen?" fragte die junge Frau verlegen, sah an sich runter und wieder zurück in sein Gesicht. Hatte er vielleicht etwas ganz anderes gemeint? Hatte sie diese Worte einfach nur zweideutig verstanden, weil sie meist so dachte? "Weil deine Haare feucht sind und ich das spüre... Ich habe das Gefühl, als hättest du etwas anderes verstanden" gab L zurück und schien zu überlegen. Moment. Jetzt fiel ihm auch auf, was er da eigentlich gesagt hatte und errötete sofort. Deswegen auch ihre seltsame Frage, wobei sie nicht mal mehr seltsam war. Sie erschien berechtigt, weswegen er seinen Kopf erneut sinken ließ.
 

"Jetzt verstehe ich, im welchen Sinne du pervers meinst. Ich muss wohl aufpassen, wie ich mich in Zukunft ausdrücke, oder?". Langsam nickte Jessica ihm zu, ehe auf ihren Lippen ein Grinsen erschien, welches deutlich zeigte, wie amüsant sie die momentane Situation doch fand. Oh ja, er müsse aufpassen, mit dem, was er da manchmal sagte. Sie verstand etwas davon, alles zweideutig zu interpretieren, auch wenn es in manchen Situation vielleicht unangebracht erschien.
 

"Hast du Angst, L? Unterhältst du dich deswegen mit mir, weil du Angst vor dem Bevorstehendem hast?". Nun, ob sie mit ihrer Theorie richtig lag, dass wusste Jessica nicht, aber warum sonst redete er soviel, obwohl er doch so erregt war? Ryuuzaki sah beschämt in eine andere Richtung, da er schon ein wenig Zeit schindete. Er wusste eben nicht, wie er das alles angehen sollte, obwohl es doch so einfach war. Immerhin liebten sie sich doch, oder? Es gab kein 'Wenn' und 'Aber' mehr, schon gar nicht ein 'Was ist danach?'. Also warum begann er nicht einfach, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was er vielleicht falsch machen könnte. Lag es daran, weil er gestern Morgen eine richtig dumme Sache gemacht hatte, wofür er eigentlich gar nichts konnte?
 

"Wegen gestern Morgen, oder? Machst du dir deswegen Vorwürfe? Nur weil ich gesagt habe, dass ich enttäuscht war?". "Ich möchte nicht, dass das noch mal passiert, weil... Jetzt sind wir doch ein Paar und du bleibst bei mir und... Ich habe so wenig Ahnung und... Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich die Sache angehen soll, aber irgendwie...". Er stoppte bei seiner Erklärung, als die Schwarzhaarige ihn von sich runter drückte und anschließend auf seinem Becken zum Sitzen kam.
 

"Ich möchte dich zu nichts zwingen... Wenn du dich noch nicht bereit fühlst, dann sag es mir, ja?". "Ich bin schon bereit, nur... Sag mir, was ich tun kann, oder was ich darf". Jessica seufzte leise aus, zog sich ihr schwarzes Oberteil über ihren Kopf und warf dieses auf den Boden. Sich sofort ihrem BH zuwendend, wurde ihre Hand ergriffen, ehe sich der Detektiv aufsetzte und sie zärtlich in die Arme schloss.
 

"Ich liebe dich und... Ich will dich, Jessy... Ich glaube, ich weiß nun, was ich tun kann". Seine Unsicherheit schien verflogen zu sein, ehe er ihren BH öffnete und ihre Träger langsam über ihre Schultern strich. Ja, nun hatte er sich einen Plan im Kopf gebastelt, hatte alle Informationen über dieses Thema abgerufen und hoffte nun zu wissen, wie er seine Freundin glücklich machen könnte. Er würde sein Bestes geben, ganz gleich, ob er noch immer einige Zweifel hegte. Leise nahm er ihre Worte wahr, welche nahe an seinem Ohr erklangen, ehe ihre Lippen wieder zueinander fanden und L sich rücklings aufs Bett fallen ließ und seine Freundin mit sich zog. "Ich liebe dich doch auch und... Ich will dich genauso, mein Süßer...".

Süßer Moment!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Dreiergespann!

Zwei Wochen waren seither vergangen, während L sich darum bemühte, den Umzug reibungslos zu organisieren. Nebenher kümmerte sich Jessica darum, sämtliche Verträge zu kündigen, wobei sie aus den meisten Verträgen nicht sofort raus konnte, wegen den Kündigungsfristen, die man nun mal einhalten musste. L hatte jedoch vor einigen Tagen gemeint, er sehe darin keine Probleme und würde sich darum kümmern. Auf seine Art und Weise, hatte er gesagt, was der Schwarzhaarigen zum Nachdenken verhalf.
 

"So... Meine Klamotten sind nun auch hier... Danke nochmals für deine Hilfe, L" lächelte Jule und besah sich den großen Bildschirm, auf welchen sie Watari erkennen konnte. L klärte gerade ein Problem, bei welches ihre Freundin scheinbar scheiterte und vermutlich die Nerven verloren hatte. Zu genüge hatte Jule schon miterlebt, dass Jessica vorschnell aufgab, wenn etwas nicht so funktionierte, wie sie es sich vorstellte.
 

"Verstehe... Wo befindet sich Jessy im Moment?" wollte der Detektiv wissen und bekam sofort die Stadtkarte von London zu sehen, auf welchen er zwei Punkte erkennen konnte. Der eine Punkt zeigte Jule's Position an, welche hinter L trat und ein besorgtes Gesicht auflegte. Der andere Punkt gehörte seiner Freundin, welche sich momentan im Park aufhielt und scheinbar ihre Ruhe suchte. Kein Wunder, dachte sich Ryuuzaki, aber er hatte doch schon eine gute Lösung, um all diese Probleme zu beseitigen. Ohnehin musste er diesen Weg nehmen, wenn die beiden Frauen ihn in der Zukunft unterstützen wollten.
 

"Jule... Kommst du mit zum Park? Jessica muss sich keine weiteren Gedanken um ihre Verträge machen. Ich kenne einen Weg, um diese Klauseln zu umgehen. Zwar verstoße ich dadurch gegen Gesetze, aber... Ich erkläre die genauen Einzelheiten später, in Ordnung?". Die Braunhaarige verstand erst nicht, da sie keinen Weg sah, um die Vertragsbindungen nichtig zu machen. Da er jedoch gegen Gesetze verstoßen würde, was Jule nicht gerade verwunderte, schien er wirklich einen brauchbaren Weg gefunden zu haben.
 

"Vielleicht solltest du lieber allein zu ihr gehen, L. Ich störe euch doch nur" murmelte Jule leise und blickte wieder auf den Stadtplan, da sich Jessica's Punkt bewegte. Ihre Freundin schien unruhig zu sein, denn der angezeigte Punkt änderte ständig seine Position. "Gut, wenn du meinst... Ich hole sie. Bis gleich" erwiderte der Detektiv ebenso leise. Also Jule störte ihn nicht und er wusste, dass Jessica der gleichen Meinung war, aber Ryuuzaki verstand auch die Braunhaarige. Sie mochte eben nicht das fünfte Rad am Wagen sein, obwohl sie zu dritt immer gut miteinander auskamen.
 

"L? Sei vorsichtig, mit dem, was du zu ihr sagst. Es kann sein, dass ihre Stimmung im Keller ist und...". "Ich weiß..." unterbrach L die Braunhaarige schnell und nickte wissend, ehe er sich zur Tür begab. "Es wäre nicht das erste Mal, dass sie deswegen weint, weil sie nun mal so schnell aufgibt. Einer ihrer Schwachpunkte, aber es hätte mich auch gewundert, wenn Jessy mit jeder Situation umgehen könnte". Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Detektiven, ehe er nochmals über seine Schulter zu Jule blickte. "Und immer dann, wenn Jessy glaubt, es gäbe keinen Weg, um ihre Probleme zu lösen, werde ich sie auffangen und ihre Tränen trocknen. Denn ich, L, finde immer eine Möglichkeit".
 

Jule lächelte ebenfalls, da sie wusste, dass er die reine Wahrheit aussprach. Mit L an der Seite, so wusste Jule, würde es ihrer Freundin nie an was fehlen, denn er besaß ein umfangreiches Wissen, mit welches er jede noch so schwierigste Situation meisterte. Also warum zerbrach sich Jessica den Kopf? Sie hätte nur warten müssen, statt voreilig die Flinte ins Korn zu werfen.
 

Ryuuzaki lief langsam die Straße hinab, immer der Nase nach, ehe er den Park erblickte und nochmals die vergangenen Stunden revue passieren ließ. Die junge Frau hatte telefoniert, ziemlich lange und dann war sie, L glaubte deutlich Tränen in ihren Augen gesehen zu haben, einfach abgehauen, ohne ein einziges Wort verloren zu haben. Jule hatte dazu nur gemeint, dass das Telefonat wohl nicht so gelaufen sei, wie eigentlich gedacht.
 

"Du kannst doch mit mir reden, Jessy... Ich weiß doch mittlerweile über alles Bescheid". Natürlich hatte er sich ausreichend über ihre finanzielle Lage erkundigt und wusste über ihre laufenden Verträge bestens Bescheid. Es hatte schon Vorteile, wenn man als Detektiv auf sämtliche Daten via Internet zugreifen konnte. Und diese Tatsache konnte L sich zu nutze machen, weswegen er sich auch keinerlei Sorgen machte.
 

Da er noch die ungefähre Position seiner Freundin wusste, fand er die junge Frau auch relativ schnell, welche auf einer Wiese saß, vor ihr ein großer Teich, auf welchen L einige Enten erkennen konnte. Jessica wirkte traurig und als der Schwarzhaarige die restlichen Meter zu seiner Liebe überwunden hatte, hörte er ein leises Schluchzen von ihr.
 

Sanft schlang er seine Arme um ihren Körper, nachdem er hinter ihr in die Hocke gegangen war und drückte seine Freundin an sich. "Jessy... Warum läufst du immer wieder vor deinen Problemen davon? Ich habe dir doch meine Hilfe angeboten, erinnerst du dich noch?" murmelte L leise in ihr Ohr, hörte erneut ein trauriges Schluchzen, ehe ein Schniefen folgte.
 

"Alle wollen noch Geld von mir, aber... Woher soll ich mir Geld nehmen, wenn ich nicht mal einen Job habe?". L seufzte, drückte seine Freundin noch fester an sich, während er ihr einen Kuss auf die Wange aufdrückte. Jessica machte sich viel zu viele Sorgen, weswegen er wohl jetzt schon Klarheit schaffen musste, oder?
 

"Ich kenne da einige Tricks und Wege, wie ich dich von den Verträgen entbinden kann. Verstößt zwar gegen einige Gesetze, aber damit wir... Jule, du und ich, damit wir zusammen ermitteln können, muss ich eure Existenz auslöschen". Unglauben spiegelten die blauen Seen wieder, während Jessica leicht ihren Kopf zu ihm drehte.
 

"Unsere Existenz auslöschen? Wie meinst du das, L?". Der Detektiv blickte zum Teich und beobachtete die Enten, welche ihr Gefieder säuberten. Gut, er müsse seiner Freundin wohl seine Vorgehensweise erklären, damit sie sein baldiges Handeln nachvollziehen könne, oder? "In naher Zukunft werden Jule, du und meine Wenigkeit zusammen ermitteln, wie ich eben schon sagte... Du weißt sicher, dass ein Name ausreicht, um sämtliche Informationen über eine bestimmte Person in Erfahrung zu bringen, oder? Ich möchte euch schützen und deswegen muss ich, da ich mich verantwortlich fühle, eure Daten aus dem weiten Internet löschen. Sämtliche Daten werden verschwinden und mit einer nicht existierenden Person kann man keinen Vertrag geschlossen haben. Automatisch werden all deine Verträge aufgelöst, verstehst du das?".
 

"Ja, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Du möchtest unsere Sicherheit sicherstellen, damit keiner unsere Namen herausfinden kann. Da der Name der Schlüssel zu unseren bisherigen Leben ist, muss alles, was mit uns zuvor zutun hatte, gelöscht werden. Werden unsere Namen gelöscht, verschwinden automatisch die Vertragsbindungen". L nickte dem zu, denn seine Liebste hatte seine Aussage richtig gedeutet. Gut, später müsse er nur noch Jule erklären, was er genau mit seiner Vorgehensweise bezweckte.
 

Ein leichtes Lächeln erschien auf Jessica's Lippen, da sie sich nun ein wenig besser fühlte. Seufzend lehnte sie sich zurück, blickte zum strahlend blauen Himmel auf und genoss die Wärme, welche die Sonne spendete. Also gab es Wege, um ihr zu helfen? Vielleicht hätte sie wirklich warten sollen, bis L auf eine Lösung kam, anstatt sofort wieder weinerlich zu werden, wie sonst immer. Auf dem Detektiven war Verlass und sie war froh, ihn zu haben.
 

"Danke, L... Ohne dich hätten wir den Umzug nicht geschafft. Soviel Geld hast du für uns ausgegeben und... Ich glaube nicht, dass wir, Jule und ich, dass wir das je wieder gut machen können...". Jessica's Blick wurde traurig, da sie natürlich mitbekommen hatte, wie viel Geld der Detektiv für Jule und auch sie ausgegeben hatte. Eine Summe, welche sie niemals zurückzahlen könne, ganz gleich, welchen Job sie ausüben würde.
 

"Mein Schatz... Du weißt doch genau, wie viel Geld ich im Jahr verdiene, oder nicht? Eine Million Dollar pro Jahr dürfte doch für Jule, dich und mich ausreichen, oder sehe ich das falsch?". Natürlich wusste Ryuuzaki sehr wohl, dass Jessica nicht gern über das Thema Geld sprach, aber sie musste sich darüber keinerlei Gedanken machen. Er hatte gern geholfen und das Geld, welches er natürlich ausgegeben hatte, spielte dabei eher weniger eine Rolle. Es gab eben keine kostenlose Umzüge.
 

"Jule und ich möchten dir aber keine Last sein, L...". "Ihr seid mir keine Last, also sag doch so was nicht. Ich bin doch froh, dass wir nun den Umzug hinter uns haben und wir zusammen... Oh, warte...". Ryuuzaki griff in die linke Hosentasche und zog sein Handy hervor, welches schon seit einigen Sekunden vibrierte. Watari? Was er wohl wollte? Normalerweise rief er nur an, wenn wirklich wichtige Informationen vorlagen.
 

"Moshi moshi" meldete L sich in gewohnter Manier, wusste er doch, dass seine Freundin gern diese telefonische Begrüßung hörte. Ein Lächeln stahl sich auf ihren Lippen, welches er nur kurz erwiderte, ehe er den japanischen Worten des älteren Herren folgte. Sein Blick änderte sich nicht, obwohl es ihn schon schockierte, was Watari ihm da gerade erzählte. Ein Ding der Unmöglichkeit? Nein, wohl kaum, weswegen er bald den nächsten Umzug planen müsse, oder? Ja, sie konnten nicht in London bleiben, wenn Watari's Worte wirklich der Wahrheit entsprachen.
 

"Okay... Arigatou gozaimasu". Der Detektiv beendete das Gespräch und blickte zum Himmel auf, da er scheinbar nachdachte. Ob etwas Schlimmes passiert war? Sein Blick war wie immer, aber gleichzeitig festigte sich sein Griff um ihren Körper. L war unruhig, auch wenn er dies nur minimal zeigte, aber er schien sich Sorgen zu machen. Warum?
 

"Komm, wir sollten gehen... Da du nun weißt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, bin ich der Meinung, dass wir unseren ersten gemeinsamen Fall annehmen und das Beste draus machen, mh?". Erster gemeinsamer Fall? Hatte Watari deswegen angerufen? Es konnte kein anderer Mensch sein, außer Jule vielleicht, aber dafür hatte L zu viele japanische Worte benutzt. Selbst Jessica hatte nur einige Worte verstanden, aber bei Weitem nicht alles.
 

Langsam erhob sich auch Jessica, nachdem ihr Freund sich erhoben hatte, sah noch immer L fragend an, ehe sie bei der Hand genommen und bestimmend Richtung Parkausgang gezogen wurde. Sollte er ihr jetzt schon sagen, welchen Fall er annehmen würde? Sollte er ihr sagen, dass er diesen Gefahren schon einst einmal ausgesetzt war, doch nun wusste, mit den unzähligen Gefahren umzugehen?
 

"L... Erkläre mir die Einzelheiten... Wie sieht unser erster Fall aus? Wird es gefährlich?" wollte Jessica wissen, sah Ryuuzaki noch immer fragend an, während der Druck um ihrer Hand noch etwas zunahm. Was hatte L denn? Er wirkte leicht nervös, weswegen die Schwarzhaarige ihren Freund stoppte und ihn eindringlich musterte. Und wieder verbarg er seine momentanen Empfindungen, obwohl er doch offen zu ihr sein konnte.
 

"Sprich mit mir, L... Ich merke doch, dass du dir Sorgen machst". Schrecklich, war der einzige Gedanke, welchen der Detektiv momentan hegte. Er konnte seiner Liebsten nichts vormachen, ganz gleich, wie sehr er auch versuchte sein momentanes Gefühl zu verstecken. Nun, was erwartete er von der Frau, welche ihn so gut durchschauen konnte und meist seine Gedankengänge erahnte?
 

"Nimm mir mein Verhalten nicht übel, Schatz, aber... Es wäre mir eigentlich lieber, wenn du mit Jule hier in London bleiben würdest. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass euch etwas passiert". Wie bitte? Die Gefahr wäre zu groß? Mit wem bekämen sie es denn zutun? "L... Sag mir bitte, worum es geht? Du musst dir doch keine Sorgen machen, also...". Jessica stoppte in ihrem Satz, als sie plötzlich an seine Brust gezogen wurde. Sein Körper zitterte leicht, was der Schwarzhaarigen deutlich machte, wie groß seine innere Angst eigentlich war.
 

"Watari sagte, dass eine große Anzahl von Verbrechern in kurzer Zeit an Herzversagen gestorben sind. Mein erster und einziger Gedanke galt meinem damaligen Fall und... Bleib bitte zusammen mit Jule hier. Ich werde euch genügend Geld da lassen und falls etwas sein sollte... Mein Handy ist immer an". Die Schwarzhaarige erhob ihre Hände, legte diese sanft um sein Gesicht und legte ein liebevolles Lächeln auf. Sie würde nicht hier in London bleiben, wenn sie doch wusste, dass er sich solch einer großen Gefahr stellen wollte. Allein, wie es sonst L's Art entsprach.
 

"Ich werde dich aber nicht alleine gehen lassen, L... Du kannst mich nicht dazu zwingen, mit Jule hier zu bleiben. Außerdem... Jule und ich wissen, worauf wir uns eingelassen haben". Erst wollte der Detektiv seinen Kopf schütteln, doch sah er deutlich in den blauen Seen die aufkommende Entschlossenheit. Seine Freundin hatte Recht, denn L konnte ihr nicht verbieten, hier in London zu bleiben.
 

"Ich... Selbst wenn ich eure Existenz auslösche... Dieser Person ist die Möglichkeit gegeben, eure Namen dennoch in Erfahrung zu bringen. Wir sind zwar im Vorteil, aber...". Dem Detektiven entgleisten sämtliche Gesichtszüge, da er eine gewisse Tatsache noch nicht bedacht hatte.
 

"L, was hast du? Hey... Ich mache mir Sorgen...". Ryuuzaki schüttelte seinen Kopf, ehe er seiner Freundin fest in die Augen blickte. "Ich habe mein Todesurteil bereits unterschrieben... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich den Löffel abgebe". Ja, die halbe Welt kannte seinen Namen, aber das diese Geschichte wirklich passiert war, davon wussten nur wenige Menschen. Alle waren im Glauben, dass dieser Film nur ein Film gewesen war.
 

"Unsinn... Ich glaube nicht, dass diese Person weiß, dass du wirklich existierst... Jule, du und ich... Wir machen das schon. Du sagtest doch schon, dass wir klar im Vorteil sind, oder?" lächelte Jessica leicht und versuchte ihren Freund irgendwie mit ihren Worten aufzumuntern. Nun, der Gedanke behagte ihr wirklich nicht, aber sie würde L nicht einfach so aufgeben.
 

"Bist du dir sicher? Ihr spielt mit eurem Leben und...". "Meinst du, dass uns das nicht bewusst ist? Ich werde nicht tatenlos zusehen und darauf hoffen, dass du mir lebend zurück nach London kommst. Ich würde krank vor lauter Sorge werden, weil ich damit rechnen muss, dass du einfach so stirbst". Jessica blickte traurig gen Boden, da sie nun ihre Ängste geschildert hatte. Konnte L sie nun verstehen? Wenigstens ein bisschen?
 

"Komm... Wir packen das Nötigste und dann nehmen wir den nächsten Flug nach Japan. Ich bin mir sicher, dass wir unseren Mörder dort finden werden und außerdem... Vielleicht hilft uns Yagami-san ein weiteres Mal". Die junge Frau nickte leicht, ehe sie mit ihrem Freund den Weg fortsetzte. Ja, das damalige Team könnte sie ein wenig unterstützen, doch zuvor müsste Ryuuzaki noch die Braunhaarige einweihen. Ob sie ebenfalls so dachte, wie Jessica, welche nicht mal ein klein wenig Angst zeigte?
 

Nach wenigen Minuten erreichten sie schließlich L's Anwesen, liefen sofort zu dessen Räumlichkeiten, ehe sie eine aufgeregte Jule erblickten, welche im Raum auf und ab lief. Scheinbar wusste sie schon die Einzelheiten ihres nun ersten gemeinsamen Falles, denn sie machte ein besorgtes Gesicht. "Ich... Ich mache mir Sorgen, Jess... Wir werden direkt mit einem Fall der übelsten Sorte konfrontiert. Wir könnten sterben, oder?".
 

Die Schwarzhaarige nickte ihrer Freundin wissend zu, doch verspürte sie keine Angst. Sie machte sich nur Sorgen um ihren Freund, mehr aber auch nicht. "Ja, könnten wir, aber ich habe keine Angst vor einem bescheuerten Notizbuch. Wir wissen doch, mit was wir es zutun bekommen, oder? Es wird nur gefährlich, wenn diese Person bereits die Shinigami-Augen besitzt".
 

L nickte dem zu, denn genau aus diesem Grund verspürte er Angst. Jessica könnte bei diesem Fall sterben und er wollte, nein, er konnte sie nicht solch einer Gefahr aussetzen. Die beiden Frauen sollten lieber hier in London bleiben und warten. Warten auf L, welcher nicht einmal wusste, ob er lebend zurückkommen würde. Vermutlich nicht, wenn der Finder dieses Notizbuches ein helles Köpfchen besaß. Es reichten minimale Klicks im Internet aus, um auf L zu stoßen, denn es tauchten trotzdem immer wieder Dinge aus seinem Leben auf. Leider, obwohl er schon eine Sperre über sich selbst im Internet verbreitet hatte. Selbst Tod erklärt hatte er sich bereits, aber leider schenkte man solchen Informationen keinen Glauben, da er dennoch hin und wieder von Passanten erkannt worden war.
 

"Jess... Du willst dich also wirklich mit dem Tod anlegen? Willst du mir das damit sagen?". "Natürlich, Jule. Du hast meine Entscheidung verstanden, denn ich werde nicht hier hocken und auf L warten... Außerdem... Ich würde eine Reise nach Japan verpassen und du weißt sehr genau, wie gern ich dahin will. Vielleicht finden wir da einen netten Freund für dich, wer weiß?" grinste Jessica vielsagend, wobei sie wohl in den nächsten Tagen auch ein wenig intensiver die japanische Sprache lernen müsste, wenn sie sich überhaupt ein wenig verständigen wollte. Mit Englisch kam man dort nicht weit, dessen war sich die Schwarzhaarige vollends bewusst.
 

Jule ließ ihren Kopf hängen, nach dieser seltsamen Aussage. Im Endeffekt ging Jessica doch sowieso nur mit, weil sie L nicht alleine lassen mochte und weil sie nach Japan fliegen würden. Sicher, Jule selbst träumte auch davon, irgendwann mal nach Japan zu fliegen, aber jetzt? Jetzt, wo nun ein neues Death Note, wie Watari vorhin erklärt hatte, aufgetaucht war, sträubte sich in Jule alles dagegen, einen Fuß in dieses Land zu setzen. Ihre Leben stünden auf dem Spiel, was ihrer Freundin scheinbar egal zu sein schien.
 

"Erst die Arbeit, Jessy, dann das Vergnügen. Gut... Du änderst deine Entscheidung offensichtlich nicht mehr und deswegen werde ich nun eure Existenz aus dem weiten Netz löschen, damit ihr schon mal in Sicherheit seid. Watari? Machen sie alles für unsere Abreise bereit". Der ältere Herr, welcher der Unterhaltung über den Monitor beigewohnt hatte, nickte dem zu, ehe der Bildschirm sich verdunkelte. Eine Reise nach Japan.
 

"Jessy, Jule... Falls ich krepieren sollte, denn diese Gefahr besteht einfach, dann reist nach London zurück und ermittelt auf keinen Fall weiter. Watari wird euch dann weiterhin zur Seite stehen und für euch da sein. Ich...". "Ich lasse dich nicht sterben, L..." murmelte Jessica leise und schlang ihre Arme um ihn. Nein, sie starb höchstens mit ihm, weil sie vermutlich den Mörder suchen würde, um sich anschließend zu rächen. Und wenn sie das Death Note benutzen müsse, nur um ihre Rache zu stillen. Alles würde sie tun, um L zu beschützen.
 

"Ich lasse dich nicht sterben, denn Jule und ich stehen dir zur Seite... Während du uns überwachst und uns die japanische Sprache ein bisschen lehrst, werden Jule und ich diesen Typ ausfindig machen. Wer weiß, wenn es sich um einen Kerl handelt, dann kann sich Jule an ihn ranschmeißen, oder nicht? Jule hat da viel mehr Chancen, oder nicht?". Jule seufzte, ehe sie seicht nickte. Ja, Vertrauen erschleichen, wenn es denn möglich wäre. Gut, sie würde alles tun, was L von ihr wollte, so lange er im Hintergrund für ihre Sicherheit sorgte.
 

"Jessy... Du weißt gar nicht, wie viel du mir bedeutest und... Unterschätzt diesen Fall bloß nicht, okay?". Jule, wie auch Jessica nickten, wobei Letztere ihrem Freund einen Kuss auf die Wange gab. Schließlich entließ sie L aus ihren Armen, da er nun noch einiges vorbereiten müsse, weswegen er zum Schaltpult lief und einige Daten auf dem Monitor aufrief. Jessica und Jule machten sich daran, ihre Sachen zu packen, wenigstens ein Teil davon, denn sie wussten nicht, wie lange ihr Aufenthalt in Japan wohl anhalten würde. Ein neues, jedoch auch gefährliches Abenteuer erwartete sie, doch wussten die jungen Frauen, wie auch L, dass sie es gemeinsam schon irgendwie schaffen würden. Ja, zusammen würden sie den neuen Kira festnehmen können, denn diesmal waren sie klar im Vorteil.



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  Asmodina
2010-07-10T12:59:11+00:00 10.07.2010 14:59
Auch ich wäre definitiv für eine Fortsetzung....zumal mir eine so gute Idee selten begegnet ist.
Liebe Grüße
Von:  Yuki_Salvatore
2010-05-01T12:54:08+00:00 01.05.2010 14:54
hmm eigentlich müsstest du ja ne fortsetzung tippeln XDD so kann man das ja nicht stehen lassen *rofl*

die ff war auf jedennfall total toll *_* endlich hab ich es auch mal wieder geschafft weiter zu lesen xDD
also falls du eine fortsetzung plnast sag bescheid ^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-05-01T08:55:29+00:00 01.05.2010 10:55
was ist es zu endeT.T.aber toll toll^^.freuhe mich auf andere ff von dir.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-04-26T18:48:50+00:00 26.04.2010 20:48
ich werde ja ganz rot beim lessen.tolles kapi biss zur nächten.^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-04-22T19:19:50+00:00 22.04.2010 21:19
tolles kapi(rot rot O.o).freuhe mich auf nächestes.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-04-18T08:01:46+00:00 18.04.2010 10:01
du wells in london bleiden wie süß^^.freuhe mich aufs näches kapi.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-04-15T13:22:35+00:00 15.04.2010 15:22
tolles kapi.L hatt es entliech gesagt^^wie süß^^(freu freu).biss zur näches kapi.
Von:  LittleSweetheart
2010-04-14T18:20:13+00:00 14.04.2010 20:20
Endlich hat L ihr die Liebe gestanden und sie sind zusammen.
Ist die geschichte jetzt vorbei oder geht es noch weiter?
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-04-10T14:27:17+00:00 10.04.2010 16:27
tolles kapi freuhe mich auf nächtes^^.bald ist es so veiht v.v(trauig).
Von:  Yuki_Salvatore
2010-04-10T12:30:00+00:00 10.04.2010 14:30
hihi zockste da einfach früh morgens zelda XDDD sowas fällt auch nur dir ein XD
aber naja langweilen soll man sich schließlich nich ^^

nun dann ist es wohl bald soweit v.v der abschied naht *seufz* hoffentlich wirds nich allzu traurig...oder du bleibst doch...naja werd ich dann ja sehen ^^




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