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Amnesie

von

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Unsichtbare Grenze

Der Schnee fiel und fiel.

Und die Stadt war im Ausnahmezustand.

Niemand konnte sich das Phänomen erklären. Verwirrt und auch verängstigt sprach man vom Willen Gottes, vom Jüngsten Gericht. Einige vermuteten auch eine Invasion von Außerirdischen.

Dean zumindest hatte keine Ahnung, was er denken sollte.

Im Grunde wollte er nur eine Antwort.

Irgendeine.

Selbst wenn letztlich herausgekommen wäre, dass wirklich Aliens ihre Finger im Spiel hatten, hätte Dean das begrüßt. Wenigstens wäre er dann nicht mehr so vollkommen ratlos gewesen.

Denn nichts war schlimmer, als seinen Feind nicht zu kennen.

Dass das Ganze übernatürlichen Ursprung hatte, war mehr als klar. Zugegeben, man sprach in den letzten Jahren vermehrt vom Klimawandel, aber das hier war bestimmt nicht gemeint gewesen.

Nicht mal ansatzweise.

Um sich ein Bild von der Gesamtsituation zu verschaffen, war Dean losgezogen. Um vier Uhr morgens, in klirrender Kälte und das durch knietiefen Schnee. Es war eine furchtbare Tortur, sich einen Weg zu bahnen, aber noch schlimmer wäre es für ihn gewesen, im Motel zu bleiben und sich an irgendwelchen irren Theorien zu versuchen. Er war schon immer eher ein Mann der Tat gewesen.

Die Stadtgrenze war eigentlich nicht weit vom Motel entfernt, höchstens fünfzehn Minuten zu Fuß. Aber nun brauchte Dean fast eine ganze Stunde.

Er versuchte zwar, Stellen zu finden, die einigermaßen schneefrei waren, doch das erwies sich als wenig effektiv. Überall schien dieser verdammte Schnee zu liegen, er hatte die gesamte Stadt in seiner Gewalt.

Unterwegs traf er immer wieder Menschen, die an ihren Haustüren standen, nach draußen starrten und ungläubig den Kopf schüttelten. Ein paar hingegen waren dazu übergegangen, lieber aktiv zu werden, als fassungslos dreinzuschauen, und hatten sich Schaufeln oder andere Behelfswerkzeuge beschafft, mit denen sie die gigantischen Schneemassen aus ihren Einfahrten entfernten.

Zumindest versuchten sie es. Besonders erfolgreich waren sie damit nicht.

Im Grunde auch kein Wunder. Wahrscheinlich besaßen nur die wenigsten Bewohner passendes Schneewerkzeug. In einer Gegend, die durch ihr trockenes Wüstenklima bekannt war, war so etwas auch nicht unbedingt nötig.

Wer hätte auch je mit etwas vergleichbarem gerechnet?
 

Das Ganze wurde aber noch verrückter, als Dean das Ende der Stadt erreichte. Wie es der Fernsehmoderator bereits angekündigt hatte, schien sich hinter den Grenzen von Willcox das Wetter überhaupt nicht verändert zu haben. Auf der einen Seite lag hoher Schnee und nur einen Schritt entfernt entdeckte man trockenen Wüstenboden. Aufgrund der Dunkelheit der Nacht konnte Dean zwar nicht besonders weit sehen, aber durch die funkelnden Sterne außerhalb der Grenze vermochte man vage zu erahnen, dass die dicken Schneewolken wirklich nur über Willcox hingen.

Absolut verrückt.

Das Klingen seines Handys riss Dean aus seinen Gedanken. Er kramte es aus seiner Tasche hervor und klappte es auf. „Ja?“

„Und, wie sieht’s aus?“, erkundigte sich Bobby. „Du bist schon seit über einer Stunde verschollen.“

„Es ist einfach nur Wahnsinn, Bobby“, meinte Dean und erklärte seinem Freund in einigen wenigen Sätzen, was er gesehen hatte. „Ich kann’s echt nicht glauben.“

Aus Neugier streckte er seinen Arm über die unsichtbare Grenze und bemerkte sofort den Temperaturunterschied. Im ersten Moment war es ausgesprochen angenehm, aber bereits eine Sekunde später kribbelte seine Haut schmerzhaft und der Schweiß brach ihm aus. Er war überzeugt, wäre er in diesem Augenblick, mit seinen nassen Klamotten, über die Grenze getreten, hätte sein Kreislauf sicherlich sofort schlappgemacht und er wäre zusammengebrochen.

„Dort ist es heiß und hier ist es eiskalt.“ Dean konnte nur den Kopf schütteln.

„Komm besser zurück“, meinte Bobby. „Sonst holst du dir noch den Tod.“

Dean schnaubte. Vor wenigen Stunden hätte er noch laut aufgelacht, wenn ihm jemand erzählt hätte, dass er in Willcox erfrieren würde. Nun aber war es Realität geworden.

„Ist in den Nachrichten noch irgendetwas erwähnt worden?“, fragte Dean, während er sich wieder umdrehte und frustriert feststellen musste, dass die Schneise, die er sich durch den Schnee gebahnt hatte, bereits wieder von Neuschnee ausgefüllt wurde.

„Nein, noch nicht“, entgegnete Bobby. „Es scheint wohl allgemein schwer zu sein, an Informationen zu kommen. In Willcox selbst kann man offenbar problemlos telefonieren, aber nach außerhalb ist es sehr viel schwieriger. Ich habe eben versucht, einen Freund von mir anzurufen, der sich mit den merkwürdigsten Phänomenen auskennt, aber ich bin nicht durchgekommen.“

Dean runzelte die Stirn. „Denkst du, das ist vielleicht auch Cas‘ Problem?“

„Du meinst, er kann dich nicht hören?“

„Wäre doch möglich“, sagte Dean. Selbst auf seinem Weg zur Grenze hatte er immer wieder nach Castiel gerufen, doch der Engel hatte sich nicht blicken lassen.

„Könnte sein“, stimmte Bobby etwas zögerlich zu. „Allerdings ist das Gehör eines Engels sicherlich was anderes als eine Telefonverbindung.“ Er seufzte. „Unter Umständen will Castiel uns einfach nicht helfen.“

Daran hatte Dean ebenfalls bereits gedacht, auch wenn ihm diese Vorstellung nicht sonderlich gefiel.

Aber so oder so, sie waren wohl auf sich allein gestellt.
 

* * * * *
 

„Vielleicht hat es mit einem Siegel zu tun.“

Bobby begrüßte Dean bereits mit seinen Theorien, kaum dass dieser durch die Tür getreten war.

Dean hingegen brummte nur kurz und streifte sich seine nasse Kleidung ab. Schuhe, Socken und seine Hose waren völlig durchweicht und eiskalt.

„Ich geh erst mal warm duschen“, meinte er entschieden. „Dann können wir Rätselraten spielen.“

„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.“

„Rätselraten?“

„Duschen.“

Dean runzelte die Stirn. „Wieso denn nicht?“

„Die Wasserleitungen von Willcox sind nicht für harte Winter geschaffen“, entgegnete Bobby. „Das Wasser ist eisig. Glaub es mir ruhig, ich wollte mich eben auch unter der Dusche aufwärmen.“ Er erschauerte. „Keine sehr angenehme Erfahrung.“

Dean seufzte hierauf bloß auf. War ihm nicht mal ein bisschen Entspannung vergönnt?

Doch anstatt sich zu beschweren, holte er ein Handtuch aus dem Badezimmer, trocknete sich notdürftig ab und schlüpfte in frische Kleidung, die ihm trotz alledem doch ein gewisses Wohlgefühl bescherte.

Aber gerade, als er sich auf Sams Bett niederließ, flackerten plötzlich die Lichter für eine Millisekunde.

„Was war das?“, fragte er verwirrt.

„Die Stromleitungen von Willcox sind nicht für harte Winter geschaffen“, klärte Bobby ihn auf.

Dean knirschte mit den Zähnen. Er hatte im Moment nicht übel Lust, jemanden zu verprügeln. Ganz egal wen. Selbst ein paar Dämonen wären ihm jetzt sehr willkommen gewesen.
 

„Heißt das, wir könnten hier jede Minute im Dunkeln sitzen?“, hakte Dean nach.

Bobby hob die Schultern. „Wenigstens habt ihr, als ihr hier angekommen seid, aus eurem Wagen die Taschenlampen geholt, bevor der Schnee ihn zugedeckt hat. Also sieh es positiv. Ein Stromausfall ist wirklich noch unser kleinstes Problem.“

Dean schnaubte. Ihm fehlte irgendwie die Zen-Geduld, um so ruhig zu bleiben.

„Im Grunde käme es uns sogar sehr gelegen“, meinte Bobby mit einem verschlagenen Lächeln.

Dean hob eine Augenbraue. „Ein Stromausfall?“

„Ganz recht.“ Bobby nickte energisch. „Ich gebe zu, wenn der Strom weg wäre, wäre das für die Menschen hier natürlich keine besonders große Freude, aber … das Museum wäre dann sicherlich auch davon betroffen.“

Dean musterte seinen Freund verwundert. „Das Museum?“

„Alle haben ihre Aufmerksamkeit gerade auf den Schnee gerichtet. Die Anwohner, die Behörden und alle anderen. Wahrscheinlich denkt niemand gerade mehr an das Museum mit dem ‚potenziellen Virus‘. Und würde der Strom ausfallen, würde das die Sicherheitsvorkehrungen massiv einschränken. Vielleicht sogar völlig lahmlegen.“

Dean musste zugeben, dass da wirklich etwas Wahres dran war. Der Schnee war zwar ein drängendes Problem, aber Sams Amnesie ebenso. Und hätten sie diese endlich aus der Welt geschafft, würde Sam ihnen wieder eine Hilfe sein können.

Dean blickte hinüber zu seinem Bruder. Dieser hockte auf dem Boden und malte vor sich hin. Schon unzählige Blätter hatte er mit kryptischen Formen vollgekritzelt, die für Dean keinerlei Sinn ergaben. Wahrscheinlich wusste Sam selbst nicht, was er da eigentlich zeichnete. Er ließ vermutlich einfach seine Hand samt Stift über das Papier wandern, ohne großartig darüber nachzudenken.

„Aber wie auch immer, noch haben wir Strom“, stellte Bobby klar. „Dann sollten wir uns so lange mit dem Wetter beschäftigen.“

„Du denkst, dass es mit einem Siegel zu tun hat?“

Bobby zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Unter Umständen wurde hier eins aufgebrochen. Oder ist im Begriff, aufgebrochen zu werden.“

Dean furchte seine Stirn. Womöglich war diese Theorie gar nicht so weit hergeholt.
 

„Ich habe Durst“, meldete sich plötzlich Sam. Dieser hatte seine Zeichenutensilien zur Seite gelegt und war aufgestanden.

„Dann trink was“, meinte Dean, mit seinen Gedanken ganz woanders.

„Wir haben hier aber nichts außer ein paar Bierflaschen“, entgegnete Sam. „Und ich will lieber eine Coke.“

Dean verdrehte die Augen. Einen zickigen kleinen Bruder konnte er im Moment wirklich nicht gebrauchen.

„Du nervst, Sammy!“, meinte er zähneknirschend.

„Draußen habe ich einen Getränkeautomaten gesehen“, fuhr Sam fort, ohne sich um die kurze Geduldsspanne seines Bruders zu kümmern. „Keine fünfzehn Meter von hier. Direkt auf der Veranda, sodass er vom Schnee nicht verschüttet wurde.“

„Die Getränke darin sind bestimmt schon eingefroren“, entgegnete Dean.

„Nicht unbedingt“, erwiderte daraufhin Bobby. „Je nachdem, wo der Automat hergestellt worden ist, kann er extreme Temperaturen durchaus aushalten.“

Dean warf seinem Freund einen düsteren Blick zu. Dieser Zwischenkommentar war nicht gerade hilfreich gewesen.

„Ich hol mir jetzt eine Coke“, sagte Sam entschlossen. Er schnappte sich eine Jacke – zwar war es Bobbys, aber immerhin wusste er noch, was eine Jacke überhaupt war – und marschierte strammen Schrittes auf die Tür zu.

„Whoa, whoa!“ Dean hob warnend den Arm. „Du gehst auf keinen Fall alleine raus.“

„Es sind doch nur ein paar Schritte“, widersprach Sam, leidlich wie ein Kleinkind. „Ich werde mich schon nicht verlaufen.“

„Weißt du überhaupt, wie so ein Getränkeautomat funktioniert?“, hakte Dean nach.

Sam zögerte einen kurzen Augenblick, meinte aber dann: „Sicher.“

Dean seufzte auf. Er hatte das Gefühl, er würde einen Sack Flöhe hüten. „Ich komme mit“, entschied er wenig begeistert.

Aber auch Sam reagierte darauf nicht allzu enthusiastisch. „Ich kann das durchaus allein“, entgegnete er beleidigt. „Ich bin kein Kind.“

„Du benimmst dich aber gerade wie eins“, meinte Dean verärgert. Im Moment hatte er wirklich wichtigere Sorgen, als sich um eine Cola zu streiten.
 

Sam wollte erneut seine Stimme erheben, entschloss sich dann aber dagegen. Stattdessen holte er einmal tief Luft und sagte, so ruhig und gefasst wie möglich: „Bitte. Ich geh raus, hol mir was zu trinken und bin schon wieder da. Das dauert nicht mal fünf Minuten. Was soll schon passieren?“

Was passieren könnte?

Alles Mögliche, wollte Dean ihm entgegen schmettern. Aber er hielt sich zurück. Sam war wohl gerade in einer kurzen bockigen Phase, in der er vermutlich keinen Widerspruch duldete. Auf nichts in der Welt würde er sich von seinem großen Bruder zum Getränkeautomaten begleiten lassen. Lieber hockte er den ganzen Tag im Motelzimmer und beschwerte sich ohne Unterlass über seinen furchtbaren Durst, anstatt sich solch einer Schmach hinzugeben.

Dean stöhnte. Es war an der Zeit, dass Sam endlich wieder normal wurde.

„Dann verschwinde“, meinte er somit resignierend. Er holte etwas Kleingeld aus seiner Brieftasche und legte es Sam in die Hand. „Aber wehe, du bist in fünf Minuten nicht zurück. Dann wirst du übers Knie gelegt, verstanden?“

Sam nickte zufrieden und machte sich auf den Weg.

Als aber die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, zog sich Deans Magen für einen Moment zusammen. Er hatte plötzlich das eigenartige Gefühl, einen Fehler begangen zu haben.
 

* * * * *
 

„Hast du schon mal etwas derartig Merkwürdiges gesehen?“

Mica schüttelte bloß den Kopf und beobachtete den fallenden Schnee, der so harmlos und friedlich wirkte und dabei gleichzeitig so voller Rätsel war.

„Ich gebe zu, es ist ein wenig seltsam“, gestand Cormin ein. „Aber nicht seltsamer als deine Neigung für Haselnüsse und Sommergewitter.“

Mica verzog ihr Gesicht und warf Cormin einen giftigen Blick, den dieser aber nicht sonderlich störte. Er saß in seinem bequemen Sessel und blätterte in einem Buch herum, das er im Regal gefunden hatte.

Zurzeit befanden sie sich in der Wohnung, die Cormins Gefäß gehörte. Ein kleines Appartement, kaum der Rede wert, und das zugleich auch noch fürchterlich nach Lavendel roch. Um den Geruch loszuwerden, hatte Mica schon am vorherigen Tag alle Fenster aufgerissen. Als ihr dann aber am frühen Morgen die erste Schneeflocke auf die Nase gesegelt war, hatte sie hastig alles verriegelt.

Seitdem waren einige Stunden vergangen. Und die Welt war weiß geworden.

Mica hatte nicht den leisesten Schimmer, was solch eine Veränderung verursachen konnte, und wenn sie ehrlich zu sich war, wollte sie es auch gar nicht so genau wissen. Sie waren bloß hier, um Sam Winchester auszuschalten und dann sofort wieder zu verschwinden. Alles andere war nebensächlich.

Deswegen saßen sie auch in dieser Wohnung, die direkt gegenüber dem Motel lag, in dem sich die Brüder zusammen mit einem älteren, bärtigen Mann einquartiert hatten. Ständig behielten sie es im Auge und warteten auf eine passende Gelegenheit.

Bisher hatte sich jedoch noch nichts ergeben.

Dean war zwar nach Entdeckung des unvorhergesehenen Schnees irgendwohin aufgebrochen und erst nach etwa zwei Stunden wieder zurückgekehrt, aber dieser Freund der Winchesters war die ganze Zeit bei Sam geblieben. Und Mica hatte sich schon viel zu oft mit Jägern herumschlagen müssen, um zu wissen, dass dieser Mann ebenfalls dazu gehörte.

Und solange sie nicht genau wussten, was Sache war, wollten sie sich nicht mit zwei Jägern gleichzeitig anlegen.

Somit warteten sie.

Und warteten.

Und wurden letztlich doch noch belohnt.
 

Mica blickte alarmiert auf, als sich die Tür des Motelzimmers öffnete. Sam trat hinaus, stellte den Kragen seiner Jacke hoch und schloss die Tür wieder hinter sich.

Er war allein.

Ganz allein.

„Cormin!“, zischte Mica. „Showtime!“

Ihr Partner reagierte sofort. Er schmiss das Buch weg, als wäre es bloß Müll, und setzte sich in Bewegung. Mica folgte ihm augenblicklich.

Draußen wurden sie von entsetzlicher Kälte begrüßt. Mica begann zu zittern, während sich ein irrationaler Teil ihrer Selbst wünschte, sofort wieder umzudrehen und in die einigermaßen warme Wohnung zurückzukehren. Doch als Cormin sich in den Schnee stürzte und sich einen Weg bahnte, tat Mica es ihm gleich. Sie folgte ihm auf dem Fuße und war bloß froh, dass sie sich nicht mit den Schneemassen abzukämpfen brauchte.

Was normalerweise in Windeseile erledigt gewesen wäre – nämlich das Überqueren der Straße – zog sich länger hin als geplant. Mica hoffte die ganze Zeit, dass Sam sie nicht bemerkte und Alarm schlug, bevor sie ihn überhaupt erreicht hatten.

Sam jedoch stand vor einem Getränkeautomaten und war voll und ganz in die Technik vertieft, sodass er das Näherkommen der Dämonen gar nicht registrierte.

Als sie endlich die überdachte Veranda des Motels erreichten, stützte sich Cormin mit den Armen auf seinen Oberschenkeln ab und rang angestrengt nach Luft. „Oh Mann, das war …“

„Erniedrigend?“, half Mica ihm auf die Sprünge. Dämonen liebten eigentlich beeindruckende Auftritte über alles. Das Kämpfen durch Schnee gehörte sicherlich nicht dazu.

Cormin ging jedoch nicht weiter darauf ein. Stattdessen räusperte er sich, zog seine Jacke zurecht und trat mit all der Würde, die er aufbringen konnte, zu Sam.

Dieser wandte seinen Blick zur Seite, als er die schweren Schritte vernahm, die auf ihn zukamen.
 

„Sam Winchester“, zischte Cormin mit all der Abscheu, die ihm zur Verfügung stand. Er ballte die Hände zu Fäusten und visierte seinen Gegner konzentriert an.

Sam jedoch reagierte auf eine Art und Weise, wie Mica es niemals für möglich gehalten hätte.

Er lächelte.

„Ihr kennt mich?“, fragte er begeistert.

Mica blinzelte verdutzt und wechselte einen Blick mit Cormin, der ebenfalls verwirrt zu sein schien.

„Ähm … ja klar“, meinte Mica etwas zögerlich. „Bei uns bist du ziemlich bekannt.“

Zur Unterstreichung ließ sie die Augen ihres Gefäßes sich schwarz verfärben.

Und erneut tat Sam etwas, was man nicht erwartet hätte.

Er grinste breit und kam sogar einen Schritt auf sie zu.

Unbekümmert wie ein Kind.

„Wow, ihr seid Dämonen, nicht wahr?“, fragte er fasziniert. „Dean hat mir schon von euch erzählt, aber in natura hab ich leider noch keinen gesehen.“

Noch keinen?

Leider?

Mica runzelte die Stirn. War der Kerl jetzt verrückt geworden?

Selbst Cormin, der sich normalerweise von nichts und niemanden aus der Fassung bringen ließ, war über alle Maßen irritiert.

„Was soll das?“, fauchte er. „Willst du uns etwa verarschen?“

Sam schien einen Moment überrascht, dann aber zeichnete sich Verständnis auf seinen Zügen ab. „Oh, ihr wisst es ja wahrscheinlich noch gar nicht.“ Er lächelte entschuldigend. „Ich leide an einer Amnesie.“

Amnesie?

Mica wusste nicht, was sie darauf hätte sagen sollen. Sie hatte bei Sam Winchester mit vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht mit sowas.

„Ein Geist hat mich angegriffen und mir mein Gedächtnis geraubt“, erklärte er weiter. „Na ja, zumindest hat es mir Dean so erzählt. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.“

Plötzlich musste Mica an die Worte der alten Hexe denken, die sie mit ihrer Prophezeiung dazu ermutigt hatte, Willcox aufzusuchen. „Sam Winchester wird schwach sein. Ein Geist wird ihn lähmen und wehrlos machen. Hilflos wie ein Kind.“

Die alte Frau hatte wohl Recht behalten.

„Wow, das ist … wirklich praktisch.“ Mica grinste teuflisch. Ein Gegner, der keine Ahnung mehr davon hatte, wer er überhaupt war und zu was er alles imstande war, war sicherlich nicht allzu schwer zu besiegen.

Cormin hingegen wirkte gar nicht erfreut. „Eigentlich hatte ich mir gewünscht, dass dir klar ist, was mit dir passiert“, meinte er an Sam gerichtet. „Dass dir klar ist, wer ich bin. Damit ich meine Rache richtig auskosten kann.“

Mica verdrehte daraufhin ihre Augen. Männer und ihre dummen Rachegelüste!

„Aber so ist es immer noch besser als gar nicht.“ Nun zeichnete sich auf Cormins Lippen ebenfalls ein breites Grinsen ab. „Hier und jetzt wirst du sterben, Sam Winchester.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RyouAngel
2010-03-04T10:46:55+00:00 04.03.2010 11:46
Uh wie spannend~
*hibbels*
Ich kann das nächste Kapitel schon beinah gar nicht mehr abwarten~
Aber so wie es aussieht haben die Dämonen wirklich nichts mit dem Wetter zu tun, was nur noch mehr Rätsel aufwirft...
Und dann Sam wie er auf die Dämonen getroffen war... ich dachte ich schmeiß mich weg vor Lachen, ads war wirklich einfach nur genial. Ich kann Lady_Sharif nur zustimmen, Dean hätte Sam sagen sollen das die böse und gefährlich sind XDD
Mal sehen wann Cas auftaucht, ich denke mal er kann Dean einfach nicht hören, aber das wird sich ebstimmt ja bald klären XD

Bis zum nächsten Kapitel

Deine RyouAngel
Von:  DoctorMcCoy
2010-03-02T18:50:43+00:00 02.03.2010 19:50
Uuh, toll. Ich liebe deine Geschichte einfach. Im Nu ist wieder ein weiteres Kapitel durchgelesen.
Und Sammy ist einfach nur zu süß. Erst wie er sich mit Dean gestritten hat, dass er sich schon ganz alleine eine Coke holen kann und dann das Treffen mit den Dämonen. Wie er sie wie alte Freunde angelächelt hat. "Ihr kennt mich?" Einfach zu göttlich. Und wie er dann checkt, dass es Dämonen sind und er total fasziniert ist. Vielleicht hätte Dean noch erwähnen sollen, dass Dämonen böse sind und falls er welche sieht, dass er direkt weglaufen sollte. Und nicht nur das ganze Drumherum, was einen Studenten nur faszinieren könnte.

Der Anfang, wo Dean durch den Schnee stapft, ist auch einfach herrlich. So hoch war er zwar bei uns nicht, aber irgendwie erinnert es mich doch sehr an unseren Winter. Aber das Tollste ist ja diese unsichtbare Grenze. Auf der einen Seite total kalt und auf der anderen Seite total heiß. Das ist für den Körper bestimmt ein Schock.
So, jetzt frage ich mich natürlich. Hat Cas ihn wirklich nicht gehört oder hat er einfach bessere Sachen zu tun, als zu Dean zu kommen und ihn aufzuwärmen. Aber ich denke ja eher ersteres, weil er im nächsten Kapitel ja endlich auftaucht *freu*

Deshalb freue ich mich natürlich ganz besonders auf das nächste Kapitel. Natürlich nicht nur wegen Cas, sondern auch, weil ich wissen will, wie das Ganze mit Sam und den Dämonen ausgehen wird. Aber einfach zu gut, wie die sich durch den Schnee gekämpft haben, was ja eigentlich unter ihrer Würde liegt.
Bis dann zum nächsten Kapitel.
LG Lady_Sharif


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