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Shit Happens

Vampire haben's auch nicht leicht
von

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Ryos Anruf

Anmerkung: Ryo
 

„Herrin? Lady Eleane? Hört Ihr mich? Oh Gott, was sollen wir nur tun, Michiru-san?“

Panisch blickte ich zu ihr hinüber, die abwechselnd zu Chiyo und Eleane blickte.

„Bleib ganz ruhig…“, flüsterte sie.

Ich war mir allerdings nicht ganz so sicher, wen von uns beiden sie damit eigentlich überzeugen wollte…

„Ruhig bleiben…“, sprach ich ihr nach.

Nur mit allergrößter Not widerstand ich dem Drang verzweifelt auf und ab zu hopsen, schließlich war mir klar, dass das auch nicht wirklich helfen würde.

„Was ist nur mit den beiden passiert?“

„Ich weiß auch nicht.“

Sie schüttelte den Kopf und ihre Locken wippten rhythmisch mit.

„Ich hörte Eleane aufschreien. Daraufhin bin ich hektisch ins Wohnzimmer gerannt und habe gesehen, wie sie Chiyo berührte. Dann hab ich den Griff der beiden erstmal voneinander gelöst und letztendlich sind sie ohnmächtig geworden. Nun liegen sie hier.“

„Hm…“

Ich kniff die Augen zusammen. Ja, das machte irgendwie Sinn. Ich versteh zwar nicht sonderlich viel von Magie, aber eins und eins kann ich ab und zu immer noch zusammenzählen.

„Es ist wegen der Banne.“

Sie nickte.

„So muss es sein. Und was sollen wir tun?“

Wehleidig warf sie mir einen Blick zu und ich konnte nicht anders als sie verdutzt anzustarren.

„Wie, was sollen wir jetzt tun?! Ich dachte, das könntest du mir sagen!“

„Ryo!!“

Ja, was denn? Zu meiner Verteidigung: Wie bereits gesagt; da ist nicht viel mit Zauberverständnis. Und was Biologie betrifft; das hab ich schon immer gehasst.

„Ich weiß doch nicht-!“

„Du kennst die beiden länger als ich, verflucht!“

„Deswegen weiß ich noch lange nicht, was mit den beiden passiert ist!“, gab ich pampig zurück.

Also anschreien lassen musste ich mich nun wirklich nicht von ihr. Zumal sie ja eigentlich rangmäßig unter mir befand. Gerade als ich ihr an den Kopf werfen wollte, dass sie sich hier nicht wie ein Pascha aufzuführen hat, legte sie Eleane behutsam auf den Boden zurück und stand auf. Dann seufzte sie.

„Da hilft wohl alles nicht. Wir müssen sie um Rat fragen.“

Skeptisch runzelte ich die Stirn.

„Wen meinst du?“

Ich hätte schwören können, dass sie ihr Gesicht leicht angewidert verzogen hatte, ehe sie mir geantwortet hatte.

„Na, wen schon. Das Punk-Medium natürlich.“

Grundgütiger…

„Hikari!?!?!? Nimm’s mir nicht übel, aber bist du verrückt geworden?“

Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu. Aber ich wedelte ihn mit einer flinken Handbewegung davon.

„Ich mein’s ernst!“

„Ja, ich auch, verdammt!“

Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, war ich zu ihr hinüber geeilt und legte meine Hand an ihre eiskalte Stirn. Also, Fieber hatte sie nicht, auch wenn dies von vornherein schon klar war, aber ich musste ja sicher gehen.

„Michiru-san, bist du so sehr verzweifelt, dass du so weit gehen willst?“

„Hör auf, mich wie eine Verrückte zu behandeln!“

„Ich mein ja nur… Hab ja erst kürzlich gesehen, was passieren kann, wenn du in Panik gerätst.“

Michiru verzog scharf die Augenbrauen und entgegnete: „Was genau meinst du? Soll das heißen, ich hab einen an der Waffel oder wie?!“

„Ja – ich meine, nein!! Es ist nur… Als das war… mit Hotaru-chan. Da warst du doch auch zu allem bereit und-!“

„Hey!!“

Bedrohlich kam sie auf mich mit wedelndem Zeigefinger zu.

„DAS war ja wohl was völlig anderes!“

„Was anderes, he?“

Jetzt war ich derjenige, der die Brauen empor zog.

„Es ging um Hotaru, da vergesse mich manchmal halt ein bisschen.“

Mit einem Hauch von beleidigt sein wendete sie sich mit verschränkten Armen von mir ab. Also irgendwie wurde sie meiner Herrin doch von Tag zu Tag ähnlicher und DAS machte mir ungeheure Angst. Zwei von denen würde ich nicht überleben – also, im übertragenem Sinne, versteht sich.

„Okay, okay. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen oder so… Ich-“

„Ich weiß doch“, hauchte sie und sah nach einigen Sekunden wieder halbwegs normal aus.

Da ich die Stille kaum aushielt, ergriff ich das Wort.

„Na schön, dann will ich mal Hikari herholen.“

Sie nickte. Ich ließ meine geistigen Fühler ausschwärmen um sie zu rufen. Als ich sie gefunden hatte, beteuerte sie mir, dass sie gleich da sein würde. Nach dem kurzen Anruf blinzelte ich, damit ich wieder zu mir kommen konnte. Mein Mitlehrling sah mich fragend an.

„Was war das denn gerade?“

„Das ist meine Art mit Hikari zu kommunizieren.“

„Okay…“

„Frag nicht.“

Und ehe sie etwas erwidern konnte, flog Hikari krachend durch die Decke. Shit! Ich glaube, da würde wohl jemand ziemlich sauer sein, wenn er erwachte… Vielleicht war es ja doch ganz gut, dass sie ohnmächtig war.

„Au!“

Michiru und ich glubschten meine Cousine mit verwundertem Gesichtsausdruck an. Sie lag auf dem Boden und rieb sich unladylike den Allerwertesten. Auch das noch…

„Was ist passiert??“

Hektisch flog nun auch die Wohnzimmertüre auf und die kleine Hotaru stürmte aufgeregt herein.

„Was ist passiert?? Ich hab es poltern hören und dann-!“

Sie verstummte schlagartig, als sie den zwischen Trümmern und auf dem Boden sitzenden Vampir sah.

„Hi!“, rief ihr Hikari fröhlich zu.

Diese nickte nur verwundert.

„Also“, sagte Hikari, als sie sich so langsam mal aufrichtete. „Was kann ich für dich tun, Ryo-chan?“

Ich warf einen verschmitzten Blick rüber zu Michiru und Hotaru, die auch gleich drauf los prusteten. Würde es noch funktionieren, hätte sich womöglich noch ein zarter Rosaschimmer auf meinen Wangen gebildet. Nachdem die beiden gackernden Hühner geendet hatten, wandte ich mich meiner Cousine zu. Es verwunderte mich doch schon irgendwie, dass sie hier neben der bewusstlosen Chiyo sowie Eleane stand und dann noch die Dreistigkeit hatte, mich zu fragen, weshalb ich sie her beordert hatte! Mit einem raschen Nicken in die Richtung der beiden Verletzten folgte sie meinem Blick. Hotaru fragte ihre Mutter leise, was denn passiert sei, doch Michiru legte ihr einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihr zu schweigen. Hikari ihrerseits musterte die beiden anderen. Mit den Fingern fuhr sie an der Stirn von Eleane entlang und auch Chiyo begutachtete sie eingehender. Nach einer Weile äußerte sie sich endlich.

„Hui! Da hat es wohl zwischen den beiden gehörig Funken geschlagen!!“

Imaginär schlug ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn. Warum nur musste sie immer solche komischen Dinge sagen?! Ich wollte sie zur Rede stellen.

„Hika-!“

„Nein, ich mein’s ernst! Sieh dir die beiden doch mal an; da kriegt das Wort gebrutzelt ne ganz andere Bedeutung… Sag mal, sind die beiden irgendwie verflucht oder so?“

Jetzt wurde Michiru hellhörig und auch die kleine Hotaru lubschte neugierig hinter Michiru hervor.

„So in etwa. Sie leiden unter einem Bann.“

„Hm, verstehe.“

Hä? Was ging denn hier ab? War das da wirklich meine Cousine?

„Tja, Pech gehabt, ne!"

Ja, das war meine Cousine...

„Was heißt denn hier bitte 'Pech gehabt'?! Du musst den beiden helfen!"

Zornig baute sich das kleine schwarzhaarige Mädchen vor Hikari auf. Auch Michiru warf ihr einen skeptischen Blick zu. Wider erwartend beugte sich die Vampirin zu der Kleinen hinunter.

„Keine Sorge. Den beiden geht es bald wieder besser. Sie sind nur erschöpft. Deine Mama hat gute Arbeit geleistet und die beiden rechtzeitig voneinander getrennt. Da konnte also nichts Lebenswichtiges durchgeschmort werden!"

Wow; man könnte fast schon meinen, dass sie eine sensible Seite hatte!

„Mal ganz nebenbei; du hast Talent."

Mit ihren Fingern fuhr sie sachte an Hotarus Wangen hinab und dieser Blick wurde mir nun nur allzu sehr bewusst.

„Du hast auch das Zeug zum Medium, Kleines."

„Wirklich?"

„Ja, klar!"

„Das reicht! Hör sofort auf damit!!"

Mit einem Unschuldsblick, der jedem Hund Konkurrenz machen könnte, sah sie mich an.

„Aber Ryo. Denk doch mal nach. Vielleicht wäre das DIE Chance für Hotaru."

Hallo? Hatte die jetzt ganz vergessen, dass sie Hikari eigentlich nicht leiden konnte??? Aber das war nicht der eigentliche Grund, weshalb ich verhindern wollte, dass Hotaru-chan unter die Fuchtel meiner verrückten Cousine gelangte.

„Michiru-san, wir müssen uns kurz unterhalten."

Und ehe sie 'Piep' sagen konnte, waren wir auch schon im Nebenraum. Ich atmete tief durch - unnötigerweise. Es fiel mir ungeheuer schwer darüber zu reden, noch nicht mal meine Herrin wusste dies. Ich spürte, wie mich ein eisiger Schauer durchlief und ich legte mir eine Hand an die Stirn. Hastig kämmte ich mir ein paar Strähnen aus den Augen.

„Was war das denn jetzt?", fuhr sie mich auch sogleich schon aufgebracht an.

„Sie..."

„Jaaa?"

„... Hat uns verwandelt."

Sprachlos starrte sie mich an.

„Sie... sie hat es nicht mit Absicht gemacht. Sie ist nicht böse. Es ist nur... Manchmal hat sie sich nicht unter Kontrolle, weißt du?"

Und dann schlug sie mir mit einem schallenden Geräusch auf die Wange. Entsetzt sah ich sie an.

„Du Idiot! Warum hast du das nicht gleich gesagt?? Hotaru ist allein mit ihr!!"

Und schon eilte sie hinaus ins Wohnzimmer zurück. Genau deswegen hatte ich ihr nichts davon gesagt. Ich wollte nicht, dass sie Hikari anders behandelte. Im Grunde ihres Herzens war sie nämlich ein sehr liebes Mädchen und hatte das alles nicht verdient. Genau genommen litt sie wohl am meisten unter dem Ganzen... Eine einzelne blutige Träne lief meine Wange hinab und ich wischte sie mir schleunigst fort, ehe ich zu den anderen zurückging. Ich hatte schon eine merkwürdige Familie...



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