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Shit Happens

Vampire haben's auch nicht leicht
von

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Jagdfieber

Anmerkung: Chiyo
 

Allmählich fragte ich mich, wie viele es noch von denen gab! Verdammte Hacke, ich meine, reichten die neun Senshis, die hier auf der Erde lebten, nicht?! Mit denen hatte ich schon genug zu tun.

Nachdem unsere Neuankömmlinge mir berichtet hatten, wer sie überhaupt waren, war ich so mit der Situation überfordert, dass ich mich in mein Arbeitszimmer verzog. Mal ganz ehrlich! Wer käme schon damit zurecht, dass diese Kerle sich in Frauen verwandeln konnten?! Ryo hatte schnell Abstand von ihnen genommen, wohl aus Angst, dass er sich auch in eine Frau verwandeln könnte und ich starrte abwechselnd zwischen diesen überirdischen Transen und den anderen Senshis hin und her. Aber nicht genug damit mir Menschlein ins Haus geholt zu haben, die nicht wissen, was sie denn jetzt lieber sein wollten, Männlein oder Weiblein, die kamen dazu auch noch aus dem Weltall!!! Es hatte nur noch gefehlt, dass sie hier mit einem Raumschiff landeten und einen auf ‚wir kommen in friedlicher Absicht’ machten. Ich könnte schwören, dass Ryo sie nach Antennen auf ihren Köpfen abgesucht hatte, so genau, wir er sie unter die Lupe nahm. Ganz verwirrend wurde es dann, als sie davon anfingen, nicht mit einer Rakete oder was weiß ich was Aliens für Gerätschaften verwendeten, hier angekommen waren. Nööööööö!!! Jetzt schwafelten die noch etwas vom BEAMEN!?! Also ich konnte mich auch auflösen und woanders wieder auftauchen, aber bei mir war es doch etwas begrenzt! Ich konnte mich nicht an das andere Ende unseres Universums katapultieren, und das auch noch unversehrt. Wobei... Bei genauerer Betrachtung konnte ich ganz gut nachvollziehen, warum diese Transformation von Mann zu Frau möglich war. Ich meine, das Weltall ist groß und so mit Radioaktivität verstrahlt, dass es eigentlich gar kein Wunder sein durfte, dass diese Drei eben jetzt eine ziemliche Macke hatten! Na ja, wie dem auch sei, nach solch bizarren Offenbarungen der Sterblichen musste ich mich einfach mal eine Weile zurückziehen und viele meiner ach so geliebten Weltansichten noch einmal überdenken. Aber ich mochte sie mehr als den Spaten von einem Prinzen! Den hätte ich ja am liebsten in der Luft zerrissen, als er der armen Prinzessin noch mehr Schuldgefühle eingeredet hatte. Aber unsere kleine Psychopussy kam mir ja zuvor, na ja mit kleiner Unterstützung seitens meines Lehrlings. Apropos... Wo steckte eigentlich dieser kleine sprechende Arschbeißer schon wieder?! Killer lernte auch schnell, obwohl mir noch nicht so ganz klar war, was ich ihr eigentlich beibringen sollte. Mit Kunststückchen würde sie einem wild gewordenen Werwolf wohl kaum bezwingen können, es sei denn, sie könnte sich selbst in ein Sandwich verwandeln. Das würde dieses Untier, denke ich mal, kurzfristig so ablenken, dass sie sich zumindest aus dem Staub machen könnte. Mein Magen krampfte sich kurz zusammen und ich schloss die Augen. Wegen den ganzen Aktionen hatte ich völlig vergessen jagen zu gehen. Das musste ich schnell nachholen, sonst endeten die hier anwesenden Menschen doch noch als leckerer Bloody-Mary. Um ganz ehrlich zu sein, wollte ich nicht herausfinden, ob mich das Blut dieser merkwürdigen Tuckenaliens in einen Mann verwandeln würde. Ich mochte meinen Körper eigentlich ganz gern, wenn man mal von den Narben absah, die sich so im Laufe der Jahrhunderte auf meiner Haut abzeichneten. Vielleicht sollte ich Michiru auch mitnehmen, sie hatte sich ja bis jetzt nur von Blutkonserven ernährt, da sie es strikt abgelehnt hatte, ihre Zähne in ein Tier zu versenken. Aber irgendwann musste sie mit dem Jagen anfangen. Das Trinken von Blut reicht einem Vampir nicht aus, um seinen Durst zu stillen! Das Gefühl, deine Beute in die Enge zu treiben, seinen immer schneller werdenden Puls zu vernehmen, seine Angst förmlich zu riechen, das ist es, was einen Vampir ausmacht. Wir sind Jäger und je schneller Michiru lernte, was von nun an ihr Leben bestimmte, desto besser war es für sie. Denn sollte sie sich weiterhin weigern, konnte es dazu führen, dass sie doch noch eine ihrer Freundinnen zerfetzte, weil sie einfach dem Drang, dem Ruf der Jagd, folgen musste. Aber wo konnte ich ungestört mit ihr jagen und was sollte sie überhaupt jagen?! Ich mochte Bären, auch wenn sie merkwürdig rochen, nur mit was sollte Michiru sich befassen? Ein Bär schien mir doch etwas zu wuchtig für den Anfang, also vielleicht doch etwas Kleines. Hm, genau, am besten ein Pflanzenfresser! Dann brauchte ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen, dass sie eventuell als Hauptgang endete. Solche Jagdunfälle geschahen häufiger bei Neugeborenen, als ich zählen konnte. Sie waren sich ihrer Stärke nicht bewusst und sind dann schreiend wie angewurzelt stehen geblieben, anstatt das Tier niederzustrecken. Sowas nannte man früher mal natürliche Auslese! Die Spreu vom Weizen trennen, sozusagen.
 

Langsam stand ich auf und überlegte mir, wie ich Michiru möglichst unauffällig von Haruka weglotsen konnte und noch dazu so, dass die werte Dame nicht mitbekam, wohin die Reise ging. Ich klopfte zweimal an ihre Zimmertüre und wurde auch sofort hereingelassen. Haruka und Hotaru lagen kuschelnd auf dem Bett und schauten mich interessiert und etwas argwöhnisch von der Seite an. Ich wollte ihnen Michiru nicht wegnehmen, das konnte ich auch gar nicht, aber sie musste trotzdem zu mir in die Lehre und das hieß nun mal gelegentlich Abschied voneinander nehmen.

„Was gibt’s denn, Chiyo?“

Fragend schaute sie mich an und bedeutete mir, mich auf ihren freien Schreibtischstuhl zu setzen, aber ich wollte schnell weg, damit die Sache nicht so lange aufgeschoben wurde. Zumal ich in der Nähe dieser stark schlagenden Herzen ziemlich ins rotieren gelang. Verdammt, ich hatte wirklich zu lange nicht mehr gejagt!

„Also, es tut mir wirklich sehr leid euch zu stören, aber ich müsste euch Michiru mal für ein bis zwei Stündchen entführen. Ich brauche ihre Hilfe!“

Tja und das war es auch schon, weiter hatte ich nämlich nicht gedacht, um ehrlich zu sein. Schnell schnappte sie sich ihren Verwandlungsstab und ich schüttelte nur abwehrend den Kopf. Wenn die den mitnahm und dann sauer mit mir war, konnte sie mir doch einige Probleme bereiten, also lieber auf Nummer sicher gehen.

„Den wirst du nicht brauchen.“

Sichtlich irritiert, legte sie den Stab wieder auf ihre Kommode zurück.

„Aber bei was brauchst du denn dann Hilfe?“

Okay, wie gesagt, manchmal denke auch ich nicht weiter als bis drei.

‚Also los, Chiyo, lass dir was einfallen.’

Und Bling!! In binnen einer Zehntelsekunde spürte ich schon den Geistesblitz und es sprudelte nur so aus mir heraus.

„Also weißt du...“ Ich schloss sorgfältig die Türe und trat verschwörerisch nahe an sie heran. „Ryo hat bald Geburtstag und ich habe keinen blassen Schimmer, was ich ihm holen soll. Deshalb dachte ich, du könntest mir dabei ein bisschen helfen, kenne mich doch mit sowas nicht aus. Normalerweise feire ich das ja auch nicht! Bis jetzt saß er jedes Jahr alleine vor einem Kuchen, von dem er eh nicht satt geworden wäre und sang ganz leise und traurig ein Geburtstagslied vor sich hin. Na ja und dieses Jahr dachte ich mir halt ‚hey’! Er hat einen runden Geburtstag, also wieso ihm nicht einmal eine kleine Freude bereiten und auch daran denken. Tja, und weil ich es doof fände, ihm nur die Hand zu geben, denke ich, wäre es gut, auch ein Geschenk für ihn zu holen.“

Zufrieden lächelte ich in mich hinein. Ja, das war doch eigentlich eine total gelungene Ausrede, zumal Ryo auch nichts verraten konnte. Der arme Kerl saß wirklich jedes Jahr da, aber immer an einem anderen Tag. Er wusste nämlich nicht mehr, wann er geboren worden war und sein Bruder Genba ebenfalls nicht. Ich wusste das genaue Datum ja auch nicht, aber was soll’s. Michiru schien völlig begeistert von meiner Idee und zog sich schnell ihre Schuhe an.

„Michiru-Mama, warte, ich will auch mit!“

SO EINE SCHEIßE!!! WIE SEHR ICH KLEINE KINDER DOCH HASSTE! Innerlich schrie ich auf, versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen.

„Öhm, Hotaru, also bitte jetzt nicht böse sein, aber weißt du - du kannst nicht mit.“

Mit ihren großen lila Augen besah sie mich mit einem Hundeblick der Kategorie neun und ich musste dem Drang widerstehen, ihr ihren Willen zu geben. Allein der Gedanke, dass sie in unserer Nähe sein könnte, wenn wir jagten, war schlimm.

„Nein, es bleibt dabei. Du bleibst bitte hier und schaust, dass Ryo keinen Verdacht schöpft!“

Motzend stand sie nun fest geklammert an Michiru, die mich leicht säuerlich ansah.

„Entschuldigung, aber wenn wir auf einmal alle verschwinden, ist das ein bisschen auffällig und er bekommt sofort mit, was los ist. Du weißt, dass Ryo nicht so auf den Kopf gefallen ist, wie er immer weismachen will.“

Nachdenklich schürzte sie die Lippen und nickte langsam.

„Da hat sie recht, meine Kleine. Aber wenn du möchtest, gehen du, Haruka und ich nachher zusammen eins holen. Ich soll Chiyo ja nur beraten.“

Damit schien sie jetzt wieder einverstanden zu sein. Schon löste sie sich von ihrer Ziehmutter und sprang zu Haruka auf das Bett.

„Das ist eine gute Idee, je mehr Geschenke er bekommt, desto eher hab ich die nächsten 100 Jahre wieder Ruhe vor ihm.“

Mit einem letzten mürrischen Blick Michirus öffnete ich ein Portal und schon standen wir mitten in den Wäldern. Leicht verwirrt zog sie eine ihrer Augenbrauen in die Höhe.

„Sag mal, Geld wolltest du schon für ihn ausgeben, oder?“

Ich grinste breit und jetzt schien sie zu begreifen, weshalb sie eigentlich hier war.

„DU MISTSTÜCK WEIßT GANZ GENAU, DASS ICH NICHT-!“

„Michiru, wenn du nicht jagst, bringst du eines Tages deine Familie um!“ Die Bedeutung meiner Worte schlug mit voller Wucht auf sie ein. „Ich würde es dir nicht sagen, wenn es nicht stimmte. Es ist wichtig, dass du jagst und du weißt wieso, ich habe es dir schon oft genug gesagt, oder?“

Resigniert ließ sie den Kopf hängen und setzte sich auf eine bemooste Baumwurzel.

„Es ist falsch! Chiyo, ich habe Angst, dass ich mich immer mehr von dem Menschsein entfremde! Ich will kein unschuldiges Lebewesen töten müssen.“

Ich sah den Schmerz, die Verzweiflung in ihren Augen und doch musste sie da durch.

„Du bist kein Mensch mehr, also ist es nur natürlich, dass du dich veränderst und nur weil du jetzt ein Vampir bist, heißt es ja nicht, dass du ein Monster wirst. Oder bin ich etwa eines oder vielleicht Ryo?“

Sie schüttelte den Kopf.

„So ganz nebenbei. Du glaubst doch wohl nicht, dass die Fische euch Menschen freiwillig in die Netze gesprungen sind und euch zu geschrieen haben ‚esst uns’!“

Ich hielt ihr meine Hand entgegen und half ihr auf. Jetzt konnte die Unterrichtsstunde in Sachen Jagd beginnen. Sie war so weit, also führte ich sie noch tiefer in den Wald hinein.

„So, zuerst wirst du jagen, damit ich dich im Auge behalten kann und du dir keine Sorgen machen musst.“

Sie nickte nur.

„Also, zunächst sag mir, was du hörst und riechst.“

„Ich rieche etwas... und es stinkt fürchterlich. Von dort vorne kommen viele Herzschläge.“

Ich gab ihr das Zeichen mir zu folgen und lief mit ihr ein kurzes Stück südwärts, bis wir an eine kleine Lichtung kamen, wo eine Herde Hirsche graste. Ich konnte ihren plötzlichen Stimmungsumschwung fast körperlich spüren. Sie knurrte einmal aus tiefster Kehle, dann begann die Jagd. Ich hätte sie schon viel früher dazu bringen sollen. Sie musste kurz vorm explodieren gewesen sein. Schnell und wendig wie eine Katze rannte sie auf den größten Hirsch zu und sprang ihm auf den Rücken. Ihre Reißzähne funkelten in der Abendsonne, während sich das Tier unter ihr vor Angst und Verzweiflung immer wieder aufbäumte und versuchte, sie abzuschütteln. Sie schnellte hervor und versenkte ihre Zähne in dem Hals des Hirsches. Das Blut rann von seinem Hals und er sackte langsam zusammen. In weniger als zwei Minuten hatte sie das Tier nun endgültig ausgesaugt. Beim Aufrichten wusch sie sich mit der linken Hand den Rest Blut von ihrem Mund.

„Ich...“

Verständnisvoll legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Ja, es war schwer und befremdend sich so seinen Instinkten hinzugeben, aber ich glaubte, sie begriff nun, warum sie es tun muss.

„Chiyo? Das reicht doch, oder?“

„Kommt drauf an. Willst du denn noch, beziehungsweise, hast du denn noch den Drang, einem dieser Tiere hinterher zu jagen?“

Sie schüttelte leicht den Kopf und sah nun an sich hinab. Ihre Jeans sowie ihre Bluse waren über und über mit Blut beschmiert.

„Keine Sorge, bevor wir einkaufen gehen, ziehst du dich noch einmal um, du bekommst etwas von mir, damit Haruka nichts mitbekommt. Aber jetzt bin ich an der Reihe.“

Schnell verschwand ich wieder im Wald und suchte mir einen kleineren Imbiss. Ich verfolgte einen Hasen und fing ihn noch, bevor er in seinem Bau verschwinden wollte. Süß und bleiern floss der rote Nektar meine Kehle hinab. Danach kehrte ich zu meinem Schützling zurück. Erstaunt betrachtete sie mich von oben bis unten.

„Sag mal, wie zum Henker jagst du denn? Du versaust dir deine Kleidung ja gar nicht!“

Ein leiser Vorwurf schwang in ihrem Ton mit, aber ich war ihr nicht böse. Konnte ja nicht jeder schon so viel Erfahrung haben wie ich.

„Hat was mit Übung zu tun. So und jetzt lass uns schnell noch etwas für Ryo aussuchen, weil Geburtstag hat er bestimmt noch. Er kann sich nicht an ihn erinnern und feiert ihn deshalb immer an einem anderen Tag. Ich dachte deshalb wäre es vielleicht nicht schlecht, ihn am Samstag zu feiern.“

Erst verdutzt und dann fröhlich nickte sie mir zu und ich öffnete erneut ein Portal.



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