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Shit Happens

Vampire haben's auch nicht leicht
von

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Verräter

Anmerkung: Chiyo
 

Es war so heiß! Was zum Henker war passiert? Warum brannte meine linke Schulter so? Michiru hatte mir mehr zugesetzt, als ich hätte zulassen dürfen. Wie konnte ich nur in so kurzer Zeit so schwach werden und einen Lehrling so sehr in mein Herz schließen?! Bei Ryo und Genba hatte es ein ganzes Jahrhundert gedauert, bevor ich ihnen so vertraute! Der Schmerz in meiner Schulter begann sich langsam und stetig auszubreiten, wie ein Buschfeuer fraß es sich durch meinen geschwächten Körper hindurch und ein schmerzliches Stöhnen entfloh meinem Mund. Benommen versuchte ich meine Lider zu öffnen, doch es gelang mir nicht. Ich konnte gerade so den vagen Geruch von Gras und Blumen aufnehmen. Von Ryo und den anderen bekam ich nichts mit, weder deren Geruch, noch eine Aura oder ihre Stimmen. Nackt in der Dunkelheit und so hilflos wie ein Neugeborenes. Ich fühlte, hörte, sah und roch nichts und genau dies beängstigte mich ungemein, da es für einen Vampir unnormal war. Ich wollte dennoch hier liegen bleiben, wollte mich der angenehmen Illusion des Nichts hingeben, die gerade im Begriff war, mich vollends einzuhüllen. Doch ein anderer Teil von mir, der Kämpferische, der Vampir, wollte nicht.

‚Sie brauchen dich.’

Ich versuchte wegzuhören, die Stimme in mir zu ignorieren.

‚KÄMPFE! MACH DIE AUGEN AUF UND KÄMPFE ENDLICH!!’

Widerwillig versuchte ich die Augen aufzuschlagen und dieses Mal mit mehr Erfolg. Grell und unbarmherzig schienen mir die Strahlen der Wärme spendenden Sonne in das Gesicht. Reflexartig blinzelte ich einige Male, um meine Augen daran zu gewöhnen. Jetzt wo ich wieder richtig sehen konnte, schaute ich mich genau um, soweit ich das zumindest im Liegen konnte. Ich lag inmitten einer großen Wiese voller Blumen. Ich konnte den Wind hören, wie er die Blätter in den Kronen der Bäume zum rascheln brachte. Vorsichtig und unglaublich langsam drehte ich mich auf die rechte Seite und setzte mich auf. Es kostete mich einen enormen Kraftaufwand, doch schließlich saß ich aufrecht und konnte meine Blessuren betrachten. Meine Kleidung hatte wieder mal viele Risse davon getragen und ich konnte sogar leichtere Verletzungen auf meiner Haut ausmachen. Ich stutzte. Sie hätten schon längst verheilt sein müssen. Der Schmerz in meiner Schulter wurde stärker, fast unaufhörlich brannte es sich nun an meinem Körper hinab und lähmte ihn. Ich musste die Zähne zusammenbeißen. Solch einen Schmerz hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht verspürt und das soll was heißen, so alt wie ich bin! Ich wagte nicht den Kopf zu drehen, um die Wunde zu betrachten, daher versuchte ich sie abzutasten. Meine kalten Finger berührten die vor Hitze lodernde Stelle und augenblicklich fuhr ich vor Schmerz zusammen. Was hatte Michiru nur angestellt?! Ich konnte echt nicht glauben, dass ich mich von ihr habe überrumpeln lassen. Die bekommt ne Leine um, sobald...! Die Erkenntnis durchzuckte meinen Körper und rüttelte mich wach. RYO! Er war jetzt auf sich gestellt und er konnte schlecht alle Senshis alleine beschützen. Wie lange war ich nur weggetreten gewesen? Unter starken Schmerzen stand ich auf der Wiese und versuchte das Brennen nicht länger zu ignorieren, sondern es zu akzeptieren, um meine Sinne wieder schärfen zu können. Es war wohl die einzige Möglichkeit wieder zu Michiru zu gelangen, da ich sonst fast blind durch die Gegend laufen würde und eine Ewigkeit bräuchte, um auf menschliche Weise zu ihnen zu gelangen. Jetzt strömte der Schmerz unaufhaltsam auf mich ein, wie ein Orkan tobte es nun in mir, doch ich sah, hörte und fühlte wieder wie ein Vampir. VERDAMMT!!! Knurrend setzte ich mich in Bewegung, zwar nicht ganz so schnell, wie ich es sonst eigentlich gewesen wäre, aber immer noch schneller als ein Mensch. Ich nahm zwei starke Auraströme war, von denen ich wusste, dass es sich nur um Sasaki und ihren pelzigen Begleiter Hiroharu handeln konnte. Langsam nahm ich die Fährte auf und folgte ihr soweit wie ich sicher sein konnte noch nicht entdeckt zu werden. Kurz vor einer dichten Reihe von Bäumen blieb ich stehen, sie würden mich sobald ich an den Bäumen bin mit Sicherheit bemerken. Aber merkwürdigerweise machte mir eben genau dies keine Sorgen. Ich versuchte genau zu fühlen, wie viele Menschen noch da waren und jetzt wusste ich, warum mir die Anwesenheit der anderen beiden so egal war. Ich konnte weder Ryo, noch eine der anderen Frauen spüren, die aber hätten anwesend sein müssen. Der Geruch von Blut und Angst wurde mir vom Wind zugetragen und ich erkannte einen dritten Mann, der bei Sasaki und Hiroharu sein musste. Meinen eigenen Bruder Nariaki. Wieder tastete ich die Gegend mit meinen Sinnen ab, doch diesmal konnte ich zwei kleine schwache Auren wahrnehmen. Sie mussten bewusstlos sein. Auch die meiner Lehrlinge konnte ich nun fühlen. Ich musste mich beeilen, denn wer weiß, was sie sonst mit Michiru und den anderen tun würden!
 

Ich erreichte die Baumreihe und gerade als ich hindurch treten wollte, vernahmen meine Ohren Nariakis Stimme. Ich beschleunigte meinen Schritt und wurde Zeuge eines der grausamsten Verbrechen, die ich mir je hätte vorstellen können. Gerade als ich auf das Schlachtfeld zurückkam und die bewusstlosen Sailor Uranus und Pluto betrachtete, ertönte erneut Nariakis Stimme.

„Lang lebe Königin Perillia!“

Erst jetzt sah ich das Mädchen mit den rosa Haaren in seinem Arm und begriff zu spät, was er vorhatte, um ihn zu stoppen. Seine Hand schnellte hinab und der Kopf des Kindes viel herunter. Ein heißerer, Tränen erstickter Schrei erregte meine Aufmerksamkeit. Michiru war dort drüben und hatte ein kleines schwarzhaariges Mädchen fest im Arm. Erst stockte mir der Atem bei dem Anblick, der sich mir bot, doch dann bemerkte ich, dass etwas anders war, als vorher. Michiru selbst hatte sich verändert. Sie war wesentlich ruhiger, beherrschter und sie sah dieses Kind liebevoll und beschützend an. Wenn ich so an das anfängliche Schauspiel zurückdachte, war es ein Wunder, dass sie sie nicht versuchte auszunuckeln. Ein schrilles, glockenhaftes Lachen zerriss die Stille und Sasaki tänzelte vergnügt um den leblosen Körper herum.

„Die Prinzessin des weißen Mondes ist Tod! Die Herrscherin wird hoch erfreut sein und dich mächtiger machen, Nariaki! Sie wird uns allen mehr Macht verleihen und dann können wir die restlichen Pestbeulen auch noch erledigen!“

Ihr Blick schweifte über den Platz und als sie mich sah, verstummte ihr Gelächter schlagartig. Sie wich sogar zwei Schritte zurück und schluckte leidlich. Ihr Begleiter rührte sich kaum merklich. Seine Augen durchbohrten mich, doch es war mir gleich. Ich wollte nur schnellstmöglich zu Michiru und ihrem Kind. Während ich langsam zu ihr hinschlenderte, hob ich die bewusstlosen Sailor Kriegerinnen auf und legte sie neben meinen verwundeten, wohl besten Freund. Zittrig und geschwächt von dem vorherigen Kampf, strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Er öffnete seine vor Schmerz verschleierten Augen und als er mich ansah, dachte ich, er würde durch mich hindurch schauen.

„Wurde aber auch Zeit, Herrin! Habt Ihr etwa noch ein Nickerchen gemacht?!“

Er lachte und mir wurde bewusst, dass es ihm bald wieder besser gehen würde. Leicht beugte er den Kopf zu mir und nun wurde sein Blick ernst, sogar besorgt.

„Eure Schulter?! Das sieht ja richtig schlimm aus! Ihr habt ja eine riesige Bisswunde an der linken Schulter.“

Behutsam half ich ihm auf und er sah sich meine Wunde nun genauer an. Er war ein guter Heiler, zumindest kannte er sich mit Verletzungen aus, sodass ich ihn ohne weiteres auch meine Wunde anfassen ließ. Seine Augen wurden nun wacher und die Besorgnis darin immer größer.

„Ich kenne das nicht! Was zum Henker habt Ihr gemacht?!“

Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich spürte zwar den Schmerz, doch seit ich den Schauplatz betreten hatte, pochte er nur noch dumpf.

„Ryo. Michiru scheint sich nun voll und ganz unter Kontrolle zu haben. Ich werde jetzt ein Portal öffnen und du wirst gemeinsam mit ihr die Senshis durch das Portal schaffen. Wartet dort auf mich! Wenn ihr durchgeschritten seid, kann euch nichts mehr geschehen. Sie werden euch nicht dorthin folgen können!“

Ich hob meine Hand und die Luft begann zu flimmern. Er begriff und schüttelte sofort den Kopf.

„Ihr seid zu.-!“

„RYO!“

Meine Stimme bebte und er zuckte erschrocken vor mir zurück.

„Du wirst tun, was ich sage! Du bist mir das schuldig, schließlich hast du Michiru aus den Augen verloren. Ich werde schnell nachkommen. Keine Sorge, ich werde mich nicht töten lassen!“

Er starrte mich ungläubig an und stand langsam auf. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging ich nun zu Michiru hinüber, mir der argwöhnischen Blicke meiner Feinde bewusst.

„Hey du! Bist du gekommen, um deinem großen Bruder zu helfen? Natürlich bist du das!! Du musst ja sehr stolz darauf sein, dass du durch ihn auch Perillia dienst!“

Sasaki schien sich wieder gefangen zu haben und redete nun munter im Plauderton mit mir, als wären wir alte Bekannte. Ich ignorierte sie einfach und beugte mich dann zu meinem Schützling hinunter, um mit ihr zu reden. So leise, dass kein anderer es hören konnte, flüsterte ich ihr ins Ohr.

„Michiru. Geh bitte zu Ryo und hilf ihm mit deinen Kampfkameradinnen. Ich bin stolz auf dich. Du hast dich endlich zusammen gerissen, bei der nächsten Gelegenheit wird das gebührend gefeiert. Aber jetzt wirst du die Kleine hier nehmen und machen, dass du verschwindest. Die wollen es, denke ich, nicht nur bei dem armen Ding lassen.“

Hotaru sah mich mit großen Augen an, schmiegte sich an ihre Mutter und begann fürchterlich zu weinen. Das Kind musste alles mit angesehen haben und ich konnte es nicht verhindern.

„Es tut mir leid, Chiyo! Deine Schulter-!“

„Ist nicht so schlimm, wie sie aussieht! Es heilt schon wieder und jetzt geh bitte! Ich werde nachkommen sobald ich kann.“

Ich sah die Andeutung eines Nickens. Dann stand ich auf und stellte mich so unauffällig wie möglich vor sie, sodass sie unbemerkt aufstehen konnte. Der Lykaner drehte sich nun zu mir um und nahm Sasaki die Worte ab.

„Du könntest die Nervensägen hier noch erledigen! Das wäre ein Beweis deiner Loyalität gegenüber deinem Bruder!“

Eisigen Blickes wandte ich mich nun an Nariaki und erwiderte mit einer ruhigen, mir so fremdartigen Stimme, dass ich erst nicht glauben wollte, meine eigene zu hören. Hiroharu war alarmiert, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.

„Ich bin kein feiges, verlogenes Aas, das sein Volk bei der nächstbesten Gelegenheit verrät, um einer muffigen Möchtegern-Dämonenkönigin zu folgen! Außerdem verstoße ich nicht gegen eines unserer größten Gesetze, das besagt, keine Kinder zu ermorden! Ich habe im Gegensatz zu dir noch meinen Stolz und mein Volk ist mir wichtig! Ach ja, bevor ich es vergesse. Ab sofort stehen die Senshis unter meinem persönlichem Schutz!“

Demonstrativ sah ich Nariaki in die Augen und wollte mich gerade zum gehen wenden, als ich von hinten gepackt und gegen einen Baum geschleudert wurde.

„DANN VERRECKE, DU DRECKSSTÜCK! NIEMAND DARF SO ÜBER UNSERE KÖNIGIN REDEN!“

Noch bevor Sasaki mir nachsetzen konnte, packte ich ihre langen Haare und drehte mich mit ihr im Kreis, bis sie wie ein Propeller in der Luft wirbelte und ich sie losließ. Krachend fällte sie einen Baum und torkelte dann etwas benommen im Kreis. Gerade als der Werwolf sich auf mich stürzen wollte, schoss ein Feuerpfeil knapp an seinem Kopf vorbei. Sein Fell fing jedoch trotzdem Feuer und so wälzte er sich auf dem Boden hin und her. Er jaulte so fürchterlich, dass ich beinahe mit ihm Mitleid bekommen hätte. Nariaki hatte derweil ein Tor geöffnet, doch so schnell wollte ich ihn nicht gehen lassen! Er sollte die Strafe erhalten, die er verdiente!

„Du wirst noch verstehen, warum ich es tun musste! Doch du hast unser Volk in Gefahr gebracht, anstatt ein paar Opfer zu bringen schickst du lieber unsere Sippe in den Tod! Ab sofort übernehme ich wieder den Posten des Oberhauptes! Jetzt sie zu, wie du weiter kommst!“

Schnell hatte er Hiroharu und Sasaki gepackt und verschwand mit ihnen. Scheiße verdammt! Ich musste schnellstens zurück zu Michiru und Ryo und dann...! Mein Blick fiel auf ein kleines schwarzes Fellknäuel am Boden. Behutsam hob ich es auf und ein leises klägliches Miauen ertönte aus Killers Schnauze.

„Ich bekomme dich wieder hin, keine Sorge!“

Ich hob die freie Hand, um ein Portal erscheinen zu lassen, wurde jedoch dabei unterbrochen.

„Hey halt! Was habt ihr mit Chibiusa gemacht, wo ist sie?!“

Ich verzog mein Gesicht und bedeutete ihr näher zu kommen.

„Eure Tochter ist tot! Ich habe meinen Begleiter angewiesen sie mitzunehmen, damit die Feinde sie nicht als Trophäe haben mitnehmen können. Eure Freunde sind auch dort.“

Ich deutete durch das Portal. Eigentlich wollte ich nicht, dass sie mitkamen, aber hier waren sie nun nicht mehr sicher. Die Frau mit den zwei langen blonden Zöpfen schüttelte abwesend den Kopf und begann fürchterlich zu weinen.

„Es tut mir leid!“

Ich stütze sie und ging mit ihr durch; die anderen vier Senshis folgten ohne weitere Worte zu wechseln. Erst als sie Michiru und Ryo erblickten, die das tote Kind wenigstens schon gesäubert und zusammengeflickt hatten, brachen auch sie in Tränen aus. In meinem zweiten Zuhause waren wir sicher, dass wusste ich, da niemand außer mir und Ryo es kannte. Ich ging in eines der Schlafzimmer und schloss die Türe hinter mir. Der Schmerz, der bis vor ein paar Minuten noch so dumpf gepocht hatte, brach nun gänzlich aus und ich schüttelte mich vor Krämpfen und Schmerzen. Was hatte das nur zu bedeuten?! Ich wurde schon häufiger von Lehrlingen gebissen, aber niemals hatte es mir etwas ausgemacht. Was hatte Michiru nur getan? Die Dunkelheit umhüllte mich und schloss mich ein. Mein Körper brannte und nur der Schmerz der sich unaufhörlich ausbreitete und mich in Besitz nahm, war für mich von Bedeutung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ai-lila
2010-07-12T21:52:45+00:00 12.07.2010 23:52
Hi~~

Oh man, das ist echt starker Tobac!
Warum zum Kuckuck wurde Nariaki zum Verräter???

Das war ein wirklich trauriges Kapitel. v.v
lg ai


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